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Die Erfindung bezieht sich auf einen Kompressionshandschuh, insbesondere für die Behandlung von Bewegungsstörungen der Hand.
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Bewegungsstörungen der Hand entstehen infolge neuromotorischer und physiologischer Erkrankungen und Unfälle. Die entstandenen neuromotorischen oder verschleißbedingte Defizite sind u. a. eine schmerzhafte Verkrampfung oder Lähmung der Muskulatur durch Schlaganfall, Wucherungen, Verformungen der Finger- und Daumengelenke durch Arthrose oder Narbenbildungen durch Handverletzungen.
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US 8,328,743 B2 zeigt eine technisch aufwändige dynamische Handschiene für die Positionierung und zur Behandlung von Verletzten oder erkrankten Handgelenken Händen oder Fingern.
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US 5,540,735 A offenbart ein Apparat zur Elektrostimulation, welcher ein Band aufweist, welches um das Handgelenk gewickelt wird.
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US 5,067,478 A offenbart einen Handschuh für die Elektromassage oder Elektroakupunktur mit einer leitfähigen Schicht auf der Oberfläche.
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Aufgabenstellung der vorliegenden Erfindung ist es, eine einfache und leichte Einrichtung anzugeben, welche die Behandlung der Bewegungsstörungen der Hand ermöglicht.
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Gelöst wird die Aufgabe durch einen Kompressionshandschuh 1 aus einem Textil mit einem nicht elektrisch leitfähigen Garn, aufweisend
- – mindestens zwei Elektroden auf der Innenseite des Handschuhs,
- – zwei Anschlüsse 2 für die Elektroden an der Außenseite des Handschuhs,
- – Leiterbahnen welche die Elektroden mit den Anschlüssen verbinden,
- – auf der Oberfläche des Handschuhs zwischen den Fingern angeordnete Pelotten 4.
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Der Kompressionshandschuh kombiniert vorteilhaft mehrere Elemente:
- a. Reizstromtherapie,
- b. Kompressionsmechanik,
- c. Extension und Flexion der Muskelpartien.
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Vorteilhaft ist der Handschuh gegenüber den aus dem Stand der Technik bekannten Handschienen recht dünn und flexibel und schränkt damit die Bewegungsfreiheit nicht ein. Der Handschuh enthält insbesondere keine starren Elemente wie Schienen.
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Die mindestens zwei Elektroden für die Reizstromtherapie werden bevorzugt so angeordnet, dass das die zu behandelnde Körperpartie zwischen ihnen liegt.
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Die behandelnde Körperpartie ist bevorzugt ein Gelenk, insbesondere ein Fingergelenk, oder eine Muskelpartei.
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Selbstverständlich kann der Handschuh mehr als ein Paar Elektroden enthalten. In diesem Fall sind die Elektroden bevorzugt paarweise so angeordnet, dass die einzelnen zu behandelnden Körperpartien, z. B. Fingergelenke, zwischen den Elektroden eines Paares liegen.
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Die Leiterbahnen sind bevorzugt so angeordnet, dass jedes Elektrodenpaar einzeln angesteuert werden kann.
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Die Anschlüsse 2 für die Elektroden sind an der Außenseite des Handschuhs, bevorzugt auf dem Handrücken angeordnet.
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Die Reizstromtherapie bewirkt eine Verbesserung der Handstellung und der Hautdurchblutung, sowie eine Muskelkräftigung und eine Tonmusregulation sowie eine Schmerzlinderung.
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Der Handschuh ist für unterschiedliche Arten der Reizstromtherapie, für Gleichstrom oder niederfrequente Wechselströme und TENS-EMS geeignet.
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Die Elektroden weisen bevorzugt eine leitfähige Dispersion oder ein leitfähiges Polymer auf.
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Vorteilhaft muss die so beschichtete erfindungsgemäße Elektrode nicht zusätzlich durch externe Feuchtigkeitszuführung angefeuchtet, nicht mit einem Gel beschichtet oder aufgeklebt werden, um eine leitfähige Verbindung zwischen Haut und Polymer zu bewerkstelligen.
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Die Elektroden sind bevorzugt als Pad ausgeformt und/oder enthalten ein leitfähiges Textil, welches vorzugsweise als Intarsie ausgeführt ist.
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Das leitfähige Textil ist bevorzugt als partielle Inselintarsie unter Verwendung wenigstens eines elektrisch leitenden Fadens in das textile Flächengebilde eingebracht. Hierbei ist die Ausdehnung der Elektrode klar begrenzbar und sie ist fest mit dem sie umgebenden bzw. tragenden Textil verbunden. Die Intarsie durchsetzt bevorzugt den gesamten Querschnitt des textilen Flächengewebes. Alternativ ist sie nur an einer oder beiden Oberflächen angeordnet.
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Vorteilhafter Weise ist das leitfähige Textil zumindest teilweise ein Gestrick, bevorzugt als Flachgestrick ausgeführt und weist somit dieselben mechanischen Eigenschaften, beispielsweise die Dehnbarkeit, wie das umgebende Textilmaterial auf. Hieraus resultiert neben angenehmen Trageeigenschaften auch eine hohe Haltbarkeit. Mit dem Verfahren des Flachstrickens kann ein Großteil des Endprodukts, beispielsweise eines Anzugs, komplett gefertigt werden unter Einschluss der Intarsien. Diese sind durch ein Flachstrickverfahren besonders einfach, flexibel und lokal begrenzt unter Einsatz unterschiedlicher Fadenmaterialien fertigbar. Alternativ ist das leitfähige Textil streifenförmig, beispielsweise durch Weben oder Wirken, ausgebildet.
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Es ist vorteilhaft, wenn der elektrisch leitende Faden ein metallener Faden ist. Ein metallener Faden hat bei geringem Materialquerschnitt eine besonders gute elektrische Leitfähigkeit und kann dennoch im Rahmen textiltechnischer Verfahren zusammen mit den textilen Fäden wie Wolle, Baumwolle oder Kunstfasern verarbeitet werden. Damit kann auch bei minimalem Materialeinsatz der Energieverlust gering gehalten werden. Alternativ sind jedoch auch andere Fäden vorgesehen, die elektrische Leitungseigenschaften aufweisen. Als bevorzugte Beispiele seien elektrisch leitfähige Polymerfäden, Kohlenstofffasern und weniger bevorzugt metallisch beschichtete Kunststoffasern genannt.
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Bevorzugt wird der elektrisch leitende Faden plattiert flachgestrickt, so dass die zur Haut liegende Seite des Gestricks voll leitfähig ist, aber die (hautabgewandte) Außenseite des Gestricks keine Leitfähigkeit besitzt.
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Ein besonderer Tragekomfort entsteht, wenn die Inselintarsie eine leifähige Beschichtung aufweist. Die ein weiches Kissen ausbildende Beschichtung liegt angenehm auf der Haut und verteilt durch ihre elektrischen Eigenschaften den Strom sehr gleichmäßig über die gesamte an der Haut anliegende Fläche. Dadurch kommt es nicht zu unangenehmen lokalen Stromspitzen; der Stromeintritt in die Haut bleibt für den Nutzer unbemerkt. Zudem lassen sich Materialien einsetzen, die besonders hautverträglich oder angenehm zu tragen sind. Bevorzugt ist dabei die Beschichtung mit einer leitfähigen Dispersion oder einem leitfähigen Polymer als leicht zu verarbeitende Materialien mit günstigen Trageeigenschaften. Es sind jedoch auch andere Materialien mit entsprechenden elektrischen Eigenschaften zur Herstellung der Beschichtung vorgesehen. Die leitfähige Beschichtung stellt nur ein Zusatzelement der Elektrode dar, die bereits fertig und funktionsfähig aus dem textiltechnischen Prozess hervorgeht und bereits geeignete elektrische Eigenschaften aufweist.
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Besonders günstige Trageeigenschaften werden erreicht, wenn die Beschichtung aus einer leitfähigen Dispersion oder einem leitfähigen Polymer ist, da diese Materialien weich an der Haut anliegen. Besonders bevorzugt ist die Beschichtung aus Silikon oder einem Polymer auf Silikonbasis, welches leitfähige Partikel enthält. Die leitfähigen Partikel sind bevorzugt ausgewählt aus Kohlenstoff, Metallen oder Siliziumkristallen oder anderen elektrisch leitfähigen Partikeln.
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Ganz besonders bevorzugt wird zur Beschichtung Polydimethylsiloxan mit Vinylgruppen verwendet, welches eine besonders hohe dynamische Viskosität von etwa 6.000.000 mPa·s aufweist.
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Die Elektrode hat bevorzugt einen mindestens dreischichtigen Aufbau:
Die erste (körperabgewandte)Schicht, besteht bevorzugt aus nicht elektrisch leitendem Garn, das bevorzugt als Flachsgestrick ausgeführt ist. Die mittlere Schicht enthält den elektrisch leitenden Faden und bevorzugt das eingepresste leitfähige Polymer oder die leitfähigen Dispersion) sowie bevorzugt die Anschlussleitungen. Die dritte Schicht ist aus dem leitfähigen Polymer (bzw. der Dispersion). Das Polymer der zweiten und dritte Schicht werden bevorzugt in einem Guss gebildet und sind daher keine separaten Schichten sondern innig miteinander verbunden.
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Besonders bevorzugt wird das leitfähige Polymer auf der textilbasierten Elektrode auspolymerisiert und weiter bevorzugt mit der textilbasierten Elektrode verpresst, so dass dieses in die Maschen eindringt. Bevorzugt ist das Polymer ein 2-Komponenten-Silokonkautschuk, der direkt nach dem Zusammenmischen der beiden Komponenten auf dem Textil unter Druck (bevorzugt 1,5 bis 2,5 bar) auspolymerisiert wird. Dabei erwärmt sich das Polymermix auf 140 bis ca. 180 °C. Das Polymer ist vorteilhaft abriebfest, bleibt jedoch hoch elastisch. Die Elektroden befinden sich bevorzugt auf der Innenseite (Körper zugewandten Seite) des Textils wobei das leitfähige Polymer jedoch bevorzugt nicht auf die Außenseite des Textil durchdringt.
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Der Kompressionshandschuh enthält weiter textile Elemente, welche eine Kompression auf die Finger und die Hand ausüben. Bevorzugt sind dies stricktechnische Elemente welche eine Zugfunktion aufweisen.
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Durch die Zugfunktion entsteht einerseits eine Kompression, anderseits wird zusätzlich beim Faustschluss ein Widerstand erzeugt, der einen Trainingseffekt bewirkt.
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Diese textilen Elemente sind bevorzugt auf dem Handrücken und den Fingerrücken angeordnet. Die textilen Elemente sind bevorzugt rippenartig ausgebildet.
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Die Seiten- und Innenflächen der Hand weisen bevorzugt keine textilen Elemente mit Zugfunktion auf. Sie weisen bevorzugt ein glattes Textil auf, besonders bevorzugt sind sie glatt gestrickt.
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Bevorzugt weist die Oberfläche des Handschuhs zusätzlich zwischen den Fingern angeordnete Pelotten 4 auf, welche einen punktuellen Druck ausüben.
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Beide – textile Elemente und Pelotten – ermöglichen vorteilhafte eine partielle und individuell angepasste Kompression.
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Die Pelotten 4 sind bevorzugt zwischen allen Fingern angeordnet. Bevorzugt sind die Pelotten auf der Höhe eines Fingergelenks, bevorzugt des Fingermittelgelenks, positioniert.
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Die Pelotten 4 sind fest mit der textilen Oberfläche des Handschuhs verbunden und bevorzugt aus Silikon.
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Gegenstand der Erfindung ist auch ein Handschuh, der die oben beschriebenen Pelotten 4 und/oder die oben beschriebenen textilen Elemente mit Zugfunktion 5 aufweist.
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Der Handschuh wird bevorzugt über die Elektrodenanschlüsse einem Stimulationsgerät 3 verbunden mit welcher die gewünschte Elektrostimulation (insbesondere Pulsstärke, Pulsdauer und Frequenz) eingestellt wird.
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Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend anhand einer Figur erläutert. Dabei zeigen die 1 und 2 den schematischen Aufbau eines erfindungsgemäßen Handschuhs.
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1 zeigt den erfindungsgemäßen textilen Kompressionshandschuh 1 mit der Anordnung der Elektrodenanschlüsse 2 sowie die Verbindung mit einem Stimulationsgerät 3.
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2 zeigt den erfindungsgemäßen textilen Kompressionshandschuh 1 mit der Anordnung der Pelotten zwischen den Fingern 4.
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3 zeigt den erfindungsgemäßen textilen Kompressionshandschuh 1 mit der Anordnung der textilen Elemente mit Zugfunktion 5.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Kompressionshandschuh
- 2
- Elektrodenanschlüsse
- 3
- Stimulationsgerät
- 4
- Pelotte
- 5
- textile Elemente mit Zugfunktion
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
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- US 8328743 B2 [0003]
- US 5540735 A [0004]
- US 5067478 A [0005]