DE202008013218U1

DE202008013218U1 - Probenträger für die Sicherung von mikrobiologischen, virologischen, genetischen, medizinischen, veterinärmedizinischen, forensischen, kriminaltechnischen und technischen Spuren

Info

Publication number: DE202008013218U1
Application number: DE202008013218U
Authority: DE
Original assignee: Individual
Current assignee: Eppendorf SE
Priority date: 2008-10-04
Filing date: 2008-10-04
Publication date: 2009-01-15
Anticipated expiration: 2018-10-05
Also published as: PL2184108T3; US20100083773A1; ATE552048T1; EP2184108B1; EP2184108A1

Abstract

Probenträger für die Sicherung von mikrobiologischen, virologischen, genetischen, medizinischen, veterinärmedizinischen, forensischen, kriminaltechnischen und technischen Spuren in Form einer Mikroliterpipettenspitze (1) mit technischen Mitteln zum Anbringen an einen Spitzenhalter, eine herkömmliche Mikroliterpipette oder eine medizinische Spritze und mit einen gegenüberliegenden spitz zulaufenden Auslauf mit einer Öffnung (6), dadurch gekennzeichnet, dass unmittelbar im Bereich der Öffnung (6) eine Probenaufnahme in der Weise angebracht ist, dass die Befeuchtung der Probenaufnahme aus dem Inneren der Mikroliterpipettenspitze (1) durch die Öffnung (6) hindurch realisierbar ist.

Description

Anwendungsgebiet
Die Erfindung betrifft einen Probenträger auf Basis einer Mikroliterpipettenspitze. Dieser ist für die Spurensicherung auf mikrobiologischen, virologischen, genetischen, medizinischen, veterinärmedizinischen, forensischen, kriminaltechnischen und technischen Gebieten vorgesehen und als Bestandteil eines apparativen Systems zur Aufnahme, Kennzeichnung, Aufbewahrung und Weiterbehandlung bzw. Bereitstellung von Spuren konzipiert.
Stand der Technik
In allen naturwissenschaftlichen, klinischen, veterinärmedizinischen, technischen oder sonstigen Laboratorien für Forschung, Entwicklung oder Routine sind seit vielen Jahren so genannte Mikroliterpipetten der unterschiedlichsten Bauart und Größe im Einsatz. Deren Konstruktion hängt üblicherweise vom Festvolumen, dem Volumenbereich oder von speziellen Anwendungen ab.
Allen Pipetten ist gemeinsam, dass sie, abhängig vom Verwendungszweck mit einer oder mehreren auswechselbaren Spitzen bestückt werden können. Spitzen von Mikroliterpipetten dienen in der Praxis lediglich als Pipettierhilfen. Sie sind meist für den Einmalgebrauch vorgesehen und werden nach der Benutzung in den Müll gegeben. In Abhängigkeit von den zu pipettierenden Medien und der geforderten Genauigkeit sind die Pipette und die zugehörige Spitze apparativ genau aufeinander abgestimmt.
In der Forensik und Kriminalistik sind Abnahmesysteme mit Wattetupfern als eigentliche Probenträger üblich. Diese Tupfer bestehen meist aus einem Holz-, Metall- oder Kunststoffstiel, der an einem oder beiden Enden mit einem Wattebausch versehen ist. Durch Abreiben oder Abwischen ist eine Probe von einer Unterlage entnehmbar und kann der weiteren Untersuchung zugeführt werden.
Die überwiegende Anzahl von trockenen oder eingetrockneten Spuren können oder sollten nur mit leicht befeuchteten Watteträgern abgerieben werden. Dazu muss der Tupfer aus einem mitzuführenden sterilem Wasserfläschchen von außen manuell benässt werden. Die für medizinische oder mikrobiologische Zwecke viel bewährten Abstrichtupfer genügen aber nur dann den spezifischen Anforderungen einer DNA-Analyse, wenn sie umgehend wieder getrocknet werden.
Der Grund dafür ist, dass DNA ein empfindliches Analysematerial ist, weil es bei feuchter Aufbewahrung sehr schnell degradiert. Das Trocknen der abgenommenen Proben ist nicht unproblematisch, da Kontaminationen durch Fremd-DNA oder Probenverwechslungen unbedingt vermieden werden müssen. Kann der Watteträger nach der Probennahme nicht sofort trocknen, sind die originalen Proben nach kurzer Zeit verdorben. Die meist langstieligen Wattetupfer werden in der Regel in verschließbare Probengläser oder Pappschachteln verbracht und anschließend versiegelt. Wenn man bedenkt, dass als Spurenträger nur die kleine Wattemenge fungiert, ist der Platzbedarf unverhältnismäßig groß. Manche Anwender brechen daher den abgenommen Tupfer vorn ab. Die dazu notwendige Sollbruchstelle im Tupferstiel macht den Stieltupfer allerdings mechanisch instabiler.
Ein weiterer wesentlicher Nachteil herkömmlicher Probenträger in Form von Wattetupfern ist, dass diese nicht direkt beschriftbar sind bzw. nicht mit einem Barcode versehen werden können. Vielmehr ist es üblich, Wattetupfer in etikettierten Röhrchen oder Schachteln bis zur Weiterverarbeitung aufzubewahren. Nach der Entnahme ist die Gefahr einer Probenverwechslung sehr groß.
Ein Behälter und medizinischer Tupfer für biologische Materialien ist beispielsweise im deutschen Gebrauchsmuster 20 2007 001 898 beschrieben.
In der EP 1 234 165 wird ein Probenbehälter zur Konservierung und Trockenlagerung von DNA-/RNA-haltigem Material vorgestellt.
Es wäre wünschenswert, ein Probenentnahmesystem mit einem geeigneten Probenträger zur Verfügung zu haben, bei dem die aufgezeigten Probleme bei der Befeuchtung und Trocknung, sowie bei der sicheren Aufbewahrung und Kennzeichnung der Proben nicht auftreten können.
Aufgabenstellung
Daher wird die Entwicklung eines Probenträgers, insbesondere für forensische und kriminalistische Zwecke, als erfinderische Aufgabenstellung angesehen.
Lösung der Aufgabenstellung
Die Lösung der Aufgabenstellung ist im Schutzanspruch 1 angegeben. Die untergeordneten Ansprüche enthalten zweckmäßige Ausgestaltungen dieses Hauptanspruchs.
Erfindungsgemäß wird vorgeschlagen, an sich bekannte Spitzen von Mikroliterpipetten so umzugestalten, dass sie als Probenträger für den in Rede stehenden Verwendungszweck einsetzbar sind.
Dazu ist die eigentliche Probenaufnahme unmittelbar an der Öffnung des Auslaufs der Mikroliterpipettenspitze angebracht. Die Probenaufnahme ist als Wattetupfer (swabtip), als Mikrobürste zum Aufdrehen von Haaren, Textilfasern, Federn, Fusseln oder dgl. (brushtip) oder als drehbarer zylinderartig geformter Pipettenansatz, der mit Gewebe, Fließpapier oder einem Spezialträger bezogen ist und zur Aufnahme von Spuren durch Abrollen dient (rollertip), ausgebildet.
Auch Kombinationen aus zwei oder allen genannten Ausführungsformen sind realisierbar. Die Probenaufnahme kann sowohl von Außen als auch von Innen durch die besagte Öffnung befeuchtet werden.
Die erfindungsgemäßen als Mikroliterpipettenspitzen ausgebildeten Probenträger sind auf einfache Spitzenhalter, herkömmliche Mikroliterpipetten oder medizinische Spritzen aufsteckbar und lassen sich bei Bedarf in entsprechend dimensionierten Trockenröhrchen asservieren.
Außerdem besteht die Möglichkeit, einen Barcode, Transponder oder dgl. an der Außenfläche des Probenträgers anzubringen.
Derartig weiterentwickelte Mikroliterpipettenspitzen sind vorteilhaft zur Abnahme von forensischen oder mikrobiologischen Proben einsetzbar und eignen sich darüber hinaus für den Transport und die Asservierung über lange Zeiträume.
Zur optimalen Handhabung der Probenträger, wird die Verwendung von konstruktiv angepassten Pipetten für die Probensammlung und -abnahme vorgeschlagen. Die als Spurenträger fungierenden Probenträger können bei der Auswertung im Labor problemlos mit den dort vorhandenen Mikroliterpipetten weiter verarbeitet werden.
Ausführungsbeispiele
Die nachfolgenden Ausführungsbeispiele betreffen Probenträger der erfindungsgemäßen Art, bei denen die Probenaufnahmen als swabtips (1), brushtips (2) oder rollertips (3) ausgebildet sind. Diese sind in den 4, 5 und 6 jeweils mit aufgebrachtem Barcode dargestellt. Alternativ wäre auch ein Transponder oder eine andere zweckmäßige Kennzeichnung verwendbar.
Die in den Zeichnungen verwendeten Bezugszeichen haben folgende Bedeutung:

1: Mikroliterpipettenspitze
2: Wattetupfer (swabtip)
3: Mikrobürste (brushtip)
4: Rolle (rollertip)
5: Barcode, Transponder
6: Öffnung.

Aus allen gezeigten Figuren ist ersichtlich, dass eine Mikroliterpipettenspitze 1 üblicher Bauart mit technischen Mitteln zum Anbringen an einen Spitzenhalter, eine herkömmliche Mikroliterpipette oder eine medizinische Spritze ausgestattet ist und am spitz zulaufenden gegenüberliegenden Auslauf eine Öffnung 6 aufweist.
Im Bereich der Öffnung 6 ist alternativ ein Wattetupfer 2, eine Mikrobürste 3 bzw. eine mit Gewebe, Flies- oder Spezialpapier besetzte Rolle 4 in geeigneter Weise, zumindest aber so angeordnet, dass die genannten technischen Mittel von innen heraus durch die Öffnung 6 befeuchtet werden können.
Kombinationen aus Wattetupfer 2, Mikrobürste 3 und Rolle 4 sind möglich und in bestimmten Fällen sinnvoll.
Die Mikroliterpipettenspitze 1 kann in jeder beliebigen Ausführung, nämlich als swab-, brush- oder rollertip, mit einen Barcode 5, Transponder 5 oder dgl. versehen sein. Die als swabtips ausgebildeten Probenträger, also Mikroliterpipettenspitze 1 mit aufgebrachtem Wattetupfer 2, sind vollwertige Abstrichtupfer und für Aufgaben in der Mikrobiologie, Genetik oder Forensik bestens geeignet.
Der sterile Wattetupfer 2 besteht in der Regel aus Baumwolle, Viskose, Alginat, Vinylalkohol oder einem anderen für den Einsatzzweck geeigneten Material. Dieser Tupfer dient zum Aufnehmen von Spuren aller Art, beispielsweise Keime, Speichel, Schweiß, kleinste Blutmengen, Sperma, Sekrete oder Kosmetika.
Das Befeuchten der Watte ist immer bei Abrieb von DNA-Spuren auf trockenen oder saugfähigen Untergründen notwendig.
Die swabtips lassen sich analog der bekannten Watte-Stieltupfer konservativ mittels Tropfflasche befeuchten. Bei Einsatz entsprechend konstruierter Abnahmepipetten (Forensipetten) können diese sehr bequem von innen heraus befeuchtet werden, so dass selbst während des Abreibens einer Spur ein Nachbefeuchten problemlos möglich ist. Je nach Aufgabenstellung empfehlen sich swabtips in verschiedenen Größen und, wie bisher im Labor üblich, in klar unterscheidbarer Farbgestaltung, beispielsweise weiß, gelb oder blau, mit Wattetupfern 2 unterschiedlicher Aufnahmekapazität. Dünne swabtips können zum Beispiel für die Aufnahme von Fingernagelschmutzspuren eingesetzt werden.
Die Mikrobürste 3 ist zum Aufnehmen von Haaren, Textilfasern, Federn oder Fusseln durch Drehbewegungen bestimmt. Die Befeuchtung erfolgt auf konservative Weise, vorzugsweise aber mittels Forensipette.
Die Rolle 4 als zylinderartig geformter Pipettenansatz ist mit Gewebe, Fließpapier oder einem Spezialträger, beispielsweise FTA-Papier der Firma Whatman Inc., bezogen und zur Aufnahme von Spuren durch Abrollen vorgesehen. Die Befeuchtung erfolgt, wie oben beschrieben.
Die Barcodes 5 oder Transponder 5 sind vorteilhaft am oberen Teil der Mikroliterpipettenspitze 1 von außen angebracht und kommen daher nicht mit der Probe in Berührung. Die Proben sind somit eindeutig zuordenbar.
In ihrer Funktion als Probenträger können die swab-, brush- oder rollertips in Trockenröhrchen oder anderen geeigneten Behältern berührungslos eingelagert werden. Die anhaftenden Spuren sind somit über einen langen Zeitraum asservierbar oder stehen bei Lagerung in einem Nährmedium für mikrobiologische Zwecke zur Verfügung. Eingebracht in entsprechende Transportmedien lassen sich selbst anspruchsvolle mikrobiologische Keime sicher transportieren. Die erfindungsgemäßen Probenträger sind sowohl für trockene als auch für nasse mikrobiologische Abstriche geeignet. Im Rahmen der DNA-Spurensicherung sind sie hervorragend für forensische Mundschleimhautabstriche für Verwandschafts- und Vaterschaftsuntersuchungen einsetzbar.
Durch das bereits erwähnte Verwahren benutzter Probenträger in dicht schließenden Behältnissen mit Trockenmittel können biologische Proben, beispielsweise DNA-Spuren, auch ohne vorherige Untersuchung sofort über lange Zeiträume im Rahmen des DNA-Bankings asserviert und erst später zur Untersuchung entnommen werden. Die Entnahme der Probenträger sollte vorteilhaft mittels üblicher Laborpipetten kontaminationssicher erfolgen.
Größtmögliche Sicherheit vor Probenverwechslungen bietet der angebrachte Barcode 5 oder Transponder 5, wobei auch andere zweckmäßige Kennzeichnungen einsetzbar sind.
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur

- DE 202007001898 U [0008]
- EP 1234165 [0009]

Claims

Probenträger für die Sicherung von mikrobiologischen, virologischen, genetischen, medizinischen, veterinärmedizinischen, forensischen, kriminaltechnischen und technischen Spuren in Form einer Mikroliterpipettenspitze (1) mit technischen Mitteln zum Anbringen an einen Spitzenhalter, eine herkömmliche Mikroliterpipette oder eine medizinische Spritze und mit einen gegenüberliegenden spitz zulaufenden Auslauf mit einer Öffnung (6), dadurch gekennzeichnet, dass unmittelbar im Bereich der Öffnung (6) eine Probenaufnahme in der Weise angebracht ist, dass die Befeuchtung der Probenaufnahme aus dem Inneren der Mikroliterpipettenspitze (1) durch die Öffnung (6) hindurch realisierbar ist.
Probenträger nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Probenaufnahme als Wattetupfer (2), als Mikrobürste (3) oder als Rolle (4) ausgebildet ist.
Probenträger nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Rolle (4) ein mit Gewebe, Fließpapier oder einem Spezialträger bezogener zylinderartig geformter Pipettenansatz ist.
Probenträger nach den voranstehenden Ansprüchen, dadurch gekennzeichnet, dass die Probenaufnahme eine Kombination aus Wattetupfer (2), Mikrobürste (3) bzw. Rolle (4) ist.
Probenträger nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass an der Mikroliterpipettenspitze (1) ein Barcode (5), Transponder (5) oder dgl. angebracht ist.