DE202007002569U1

DE202007002569U1 - Organisches Düngemittel

Info

Publication number: DE202007002569U1
Application number: DE202007002569U
Authority: DE
Original assignee: IFN ANWENDERZENTRUM GmbH; INST AGRAR und STADTOEKOLOGISC; Institut fur Agrar- und Stadtokologische Projekte An Der Humboldt-Universitat Zu Berlin
Current assignee: IFN ANWENDERZENTRUM GmbH; INST AGRAR und STADTOEKOLOGISC; Institut fur Agrar- und Stadtokologische Projekte An Der Humboldt-Universitat Zu Berlin
Priority date: 2007-02-15
Filing date: 2007-02-15
Publication date: 2007-05-03
Anticipated expiration: 2017-02-16

Abstract

Organisches Düngemittel, dadurch gekennzeichnet, dass das Düngemittel aus ungereinigten und ungewaschenen Schafrohwollfasern (1) besteht und ohne Zuhilfenahme eines Bindemittels als Pellets, Stäbchen oder Drops gepresst ist.

Description

Die Erfindung betrifft ein Düngemittel, das aus ungereinigter Schafwolle hergestellt ist.
Die Verwendung von organischen Stoffen in Düngemitteln bzw. als Düngemittel ist bekannt. Die in DE 298 19 822 U1 beschriebene Erfindung bezieht sich auf ein organisches Düngemittel für Pflanzen. Der bei der Verarbeitung von Faserpflanzen anfallende Staub wird mechanisch verdichtet und zu Formlingen verarbeitet. Außerdem können noch zusätzlich andere anorganische Düngemittel beigefügt werden. Nachteilig ist, dass zum einen der Verrottungsprozess des Staubes relativ zügig voranschreitet und zum anderen es anfangs zu einer unerwünschten Stickstoffsperre aufgrund des ungünstigen C/N-Verhältnisses der nachwachsenden Rohstoffe führt. In DE 42 11 013 A1 wird ein Reststoffgranulat und das Verfahren zu seiner Herstellung beschrieben. Das Ziel besteht darin, die in der Landwirtschaft anfallenden Reststoffe in ein nutzbringendes Produkt zu verwandeln. Das Granulat besteht aus einer faserigen bis pulverförmigen als Saugstoff dienenden Komponente, aus einer flüssigen Komponente sowie einem Kleber. Der Einsatz zerkleinerter Schafwolle wird erwähnt. Der Herstellungsprozess solcher Granulate erfordert jedoch eine Vielzahl technologischer Schritte, einschließlich der Trocknung und ist damit kostenintensiv. Weiterhin sind Vegetationsträger aus Schafwolle bekannt. In DE 20 2005 004 354 U1 wird ein Vegetationsträger aus Schafrohwolle beschrieben, der aus einem aerodynamisch gelegten Wirrvlies besteht.
Die temporäre Verrottungsfestigkeit und das günstige C/N-Verhältnis bei der Freisetzung der Nährstoffe sind aus pflanzenphysiologischer Sicht günstige Eigenschaften der Schafwolle, um Lösungen für ihren Einsatz als Düngemittel zu suchen. Das Einbringen von Schafwolle in Form kompakter Vliese bzw. vereinzelter Fasern in landwirtschaftlich oder gärtnerisch genutzte Böden hat sich jedoch als technologisch schwer lösbar erwiesen. Eine gleichmäßige Einbringung von vereinzelten Schafwollfasern bzw. das Zumischen in Fertigsubstrate ist ebenfalls nicht möglich. Die Verarbeitung von Schafrohwolle zu Pellets ohne Kleber und deren Einsatz als Düngemittel ist nicht bekannt.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein organisches Düngemittel bereitzustellen, das auf der Basis unverarbeiteter Schafrohwolle ohne Verwendung pflanzlicher oder tierischer Kleber als Pressling hergestellt wird und sich durch eine einstellbare temporäre Verrottungsfestigkeit auszeichnet. Das Düngemittel soll die pflanzenphysiologisch günstigen Eigenschaften der Schafwolle hinsichtlich der dosierten Nährstoffbereitstellung differenziert entsprechend dem Einsatzfeld im ökologischen oder im konventionellen Gartenbau voll ausschöpfen. Das organische Düngemittel kann verschiedene Anwendungen finden. Hierbei kann das Düngemittel sowohl für Freilandkulturen als auch für den Unter-Glas-Anbau oder für Innenraumbegrünungen zum Einsatz kommen.
Die Verarbeitung der Schafrohwolle zum erfindungsgemäßen organischen Düngemittel schließt alle Teile des Wollvlieses einschließlich seiner minderwertigen stark verschmutzten Komponenten ein.
Es wurde gefunden, dass nicht gereinigte und nicht gewaschene Schafwolle (Schafrohwolle) vorteilhaft durch Verpressung zu Pellets, Stäbchen, Drops oder Ähnlichem verarbeitet werden kann. Der zusätzliche Einsatz von Bindemitteln ist nicht erforderlich.
Erfindungsgemäß besteht das organische Düngemittel aus gepressten ungewaschenen und ungereinigten Schafwollfasern, die allein oder in Mischung mit anderen faserigen Reststoffen pflanzlichen oder tierischen Ursprungs vermischt sein können.
Es erweist sich hierbei als vorteilhaft, die Fremdbestandteile der Schafwolle wie zum Beispiel Kot, Wollfett, Schweiß, Pflanzenreste oder Schmutz nicht zu entfernen, da diese die Herstellung stabiler Formlinge begünstigen und zudem ebenfalls nährstoffreich sind. Durch die Verpressung der Fasern zu Pellets, Stäbchen oder Drops können diese gut dosiert und in gewünschter Menge als Düngemittel und Bodenverbesserungsmittel Spezialsubstraten zugemischt bzw. direkt in Böden eingesetzt werden.
Der Verrottungsprozess der als Pellets oder anderer Formlinge vorliegenden Schafwollfasern verläuft gegenüber heimischen pflanzlichen Fasern über einen wesentlich längeren Zeitraum, so dass sie als langsam fließende Nährstoffquelle eingesetzt werden können.
Ein weiterer Vorteil ist, dass das organische Düngemittel zusätzlich Wasser speichern und über einen längeren Zeitraum halten kann. Durch das natürliche Quellvermögen der Schafwollfasern kann eine zusätzliche Auflockerung der Bodenstruktur erfolgen.
Bei der Verwendung der erfindungsgemäßen Schafwollformlinge ist von großem Vorteil, dass sie in Schüttgutform vorliegen und sehr gut mischbar ist. So können die Presslinge beispielsweise problemlos in Blumenerde oder andere Spezialsubstrate eingemischt werden. Die Struktur der im trockenen Zustand formstabilen Presslinge verändert sich erst bei Feuchtigkeitsaufnahme.
Durch die kompakte Verpressung der Schafrohwollfasern zu Pellets, Stäbchen oder Drops ist es erstmalig möglich, Schafwolle in gut dosierbarer Form in Substrate einzumischen und als Düngemittel zu nutzen. Sie sind sehr gut handhabbar und streufähig.
Für die Verpressung der Fasern zu Pellets, Stäbchen oder Drops ist es vorteilhaft, die Wollvliese vorher zu reißen. Ein Zerkleinern der Wolle durch Schneiden kann ebenfalls vorgenommen werden.
Die Erfindung sieht mehrer Ausgestaltungen vor. So ist es möglich, die organischen Düngemittel ausschließlich aus Schafrohwollfasern zu fertigen. Die Rohwolle beinhaltet sofort pflanzenverfügbaren Stickstoff, aber auch gebundenen Stickstoff, der erst mit der Zeit freigesetzt wird. Die düngende Wirkung des organischen Düngemittels erstreckt sich von Anfang an über mehrere Monate.
Es ist aber auch möglich, das erfindungsgemäße Düngemittel aus Schafrohwollfasern in Kombination mit anderen nachwachsenden Rohstoffen herzustellen. Es können sowohl pflanzliche als auch tierische nachwachsende Rohstoffe zum Einsatz kommen. Es handelt sich hierbei vorzugsweise um Reststoffe aus der Kokosfaser-, Flachsfaser-, Hanffaser- oder Zelluloseverarbeitung oder aber auch um tierische Reststoffe wie Ziegenhaare, Federn, Federabprodukte oder Hornspäne. Das Hinzufügen der genannten Stoffe hat zum Ziel, neben der Schafwolle weitere Reststoffe einer qualitativ hochwertigen Verwendung zuzuführen und die Nährstoffzusammensetzung entsprechend dem Verwendungsziel zu verändern.
In Erweiterung des Erfindungsgedankens ist es auch möglich, andere organische Zuschlagstoffe wie zum Beispiel Kasein, Kartoffelstärke, Gärrückstände aus der Biogasproduktion, Trester aus der obstverarbeitenden Industrie bzw. Getränkeerzeugung, sowie Algen zuzufügen.
Aber auch ein Zusatz von wachstumsstimulierenden Zusatzstoffen zur Schafrohwolle kann neben der Düngewirkung der Schafwolle den Effekt einer Wachstumsstimulanz und einer erhöhten Vitalität der Pflanzen bewirken. Insbesondere Bacillus subtilis, Mykorrhiza oder Humate können mit in die Presslinge eingearbeitet werden.
Die zeitliche Wirkung des erfindungsgemäßen Düngemittels kann durch unterschiedliche Zumischung der oben genannten Komponenten variiert werden. Fügt man schnell abbaubare organische Stoffe wie zum Beispiel Kasein hinzu, wird die schnelle Pflanzenverfügbarkeit der Nährstoffe des an sich als Langzeitdünger wirkenden Düngers verstärkt.
Die Erfindung wird anhand nachfolgender Ausführungsbeispiele in den 1 bis 8 näher erläutert.
1 Organisches Düngemittel in Presslingform bestehend aus Schafrohwolle (1)
2 Organisches Düngemittel in Presslingform bestehend aus Schafrohwolle (1) und anderen nachwachsenden Rohstoffen (2)
3 Organisches Düngemittel in Presslingform bestehend aus Schafrohwolle (1) und organischen Zuschlagstoffen (3)
4 Organisches Düngemittel in Presslingform bestehend aus Schafrohwolle (1) und wachstumsstimulierenden Zusatzstoffen (4)
5 Organisches Düngemittel in Presslingform bestehend aus Schafrohwolle (1) und anderen nachwachsenden Rohstoffen (2) sowie organischen Zuschlagstoffen (3)
6 Organisches Düngemittel in Presslingform bestehend aus Schafrohwolle (1) und anderen nachwachsenden Rohstoffen (2) sowie wachstumsfördernden Zusatzstoffen (4)
7 Organisches Düngemittel in Presslingform bestehend aus Schafrohwolle (1) und organischen Zuschlagstoffen (3) sowie wachstumsfördernden Zusatzstoffen (4)
8 Organisches Düngemittel in Presslingform bestehend aus Schafrohwolle (1) und anderen nachwachsenden Rohstoffen (2) und organischen Zuschlagstoffen (3) sowie wachstumsstimulierenden Zusatzstoffen (4)
1 zeigt einen Pressling, der ausschließlich aus Schafwollfasern (1) besteht. In Pelletform können die Presslinge eine Länge zwischen 2 und 20 mm aufweisen. Die Stäbchen haben eine Länge von maximal 100 mm. Der Durchmesser der Pellets bzw. Stäbchen beträgt zwischen 3 und 10 mm. Die Drops haben eine Höhe von 5 bis 10 mm und einen Durchmesser von 10 bis 25 mm.
2 zeigt einen Pressling, der aus Schafwollfasern (1) und anderen nachwachsenden Rohstoffen insbesondere Kokos, Flachs oder Hanf bzw. Reststoffen der Kokos-, Flachs- oder Hanffaserverarbeitung sowie tierischen Reststoffen wie Ziegenhaare, Federn, Federabprodukte oder Hornspäne (2) besteht. Die Abmessungen der Formlinge sind identisch mit den in 1 gemachten Angaben.
3 zeigt einen Pressling in den in 1 beschriebenen Abmessungen, der aus Schafwollfasern (1) und organischen Zuschlagstoffen insbesondere Kasein, Kartoffelstärke, Gärrückstände aus der Biogasproduktion, Trester aus der obstverarbeitenden Industrie bzw. Getränkeerzeugung und/oder Algen (3) besteht.
4 zeigt einen Pressling in den in 1 beschriebenen Abmessungen, der aus Schafwollfasern (1) und wachstumsstimulierende Zusatzstoffen insbesondere Bacillus subtilis-Kulturen, Mykorrhiza und/oder Humaten (4) besteht.
Die 5 bis 8 zeigen Presslinge, die die in den 1 bis 4 enthaltenen Komponenten in unterschiedlichen Zusammensetzungen enthalten.
Die in den 1 bis 8 dargestellten Pellets, Stäbchen oder Drops können eine unterschiedliche Verdichtung aufweisen, so dass die Schüttdichte zwischen 300 und 800 g/l variiert. Die Pelletierung der Schafrohwolle erfolgt vorzugsweise mit einer Flachmatrizenpresse mit einem Pressverhältnis von 1:8. Für die Pelletierung mit einer Flachmatrizenpresse sind zwei Koller notwendig. Die Drehzahl beträgt vorzugsweise 112 U/min. Die Kollergeschwindigkeit sollte ca. 0,73 m/s betragen.
Die Pelletierung mit einer Lochwalzenpresse, Ringmatrizenpresse oder mit dem Verfahren der Rollagglomeration ist ebenfalls möglich. Durch Wiederholung des Pressvorganges kann die Dichte der Pellets und damit die Formstabilität und Langzeitwirkung des erfindungsgemäßen Düngers erhöht werden.
Bedingung für die erfolgreiche Pelletierung mit Flachmatrizen- oder Lochwalzenpressen ist die Einhaltung einer maximalen Feuchte des Pelletiergutes von 10–12 %. Durch die unterschiedliche Verdichtung des Presslings kann die Wasseraufnahmefähigkeit je Pressling variiert werden. Entscheidend ist die Fasermenge pro Pressling.

Claims

Organisches Düngemittel, dadurch gekennzeichnet, dass das Düngemittel aus ungereinigten und ungewaschenen Schafrohwollfasern (1) besteht und ohne Zuhilfenahme eines Bindemittels als Pellets, Stäbchen oder Drops gepresst ist.
Organisches Düngemittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Düngemittel aus einem Gemisch aus Schafrohwollfasern (1) und anderen nachwachsenden Rohstoffen (2) besteht. Die nachwachsenden Rohstoffe (2) beinhalten sowohl pflanzliche nachwachsende Rohstoffe insbesondere Kokos, Flachs, Hanf, Zellulose und/oder tierische Reststoffe wie Ziegenhaare, Federn, Federabprodukte, Hornspäne.
Organisches Düngemittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Düngemittel aus einem Gemisch aus Schafrohwollfasern (1) und anderen organischen Zuschlagstoffen insbesondere Kasein, Kartoffelstärke, Gärrückstände aus der Biogasproduktion, Trester aus der obstverarbeitenden Industrie bzw. Getränkeerzeugung und/oder Algen (3) besteht.
Organisches Düngemittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Düngemittel als wachstumsstimulierende Zusatzstoffe (4) insbesondere Bacillus subtilis, Mykorrhiza und/oder Humate enthält.
Organisches Düngemittel nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Schafrohwollfasern (1) und/oder andere nachwachsende Rohstoffe (2) und/oder die zusätzlichen organischen Zuschlagstoffe (3) und/oder die wachstumsfördernden Zusatzstoffe in Mischung und ohne Zuhilfenahme eines Bindemittels als Pellets, Stäbchen oder Drops gepresst sind.
Organisches Düngemittel nach Anspruch 1 bis 4 dadurch gekennzeichnet, dass das Düngemittel in seiner Trockenmasse zu – 50 bis 100 % aus Schafrohwollfasern (1), – 0 bis 50 % aus anderen nachwachsenden Rohstoffen (2), – 0 bis 20 % aus organischen Zuschlagstoffen (3), – 0 bis 5 % aus wachstumsstimulierenden Zusatzstoffen (4) besteht.
Organisches Düngemittel nach Anspruch 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass es eine Schüttdichte von 300 g/l bis 800 g/l aufweist.
Organisches Düngemittel nach Anspruch 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass es folgende Abmaße hat:
Organische Düngemittel nach Anspruch 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass es streufähig und einmischbar in gärtnerische Erden/Substrate ist.
Organisches Düngemittel nach Anspruch 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass das Düngemittel eine hohe Wasserspeicherfähigkeit und Wasserhaltefähigkeit besitzt.