DE19954040A1 - Mittel mit proliferationshemmender Wirkung auf Tumorzellen - Google Patents
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Bereitstellen von Mitteln mit proliferationshemmender Wirkung auf Tumorzellen. Die erfindungsgemäßen Mittel enthalten als wirksame Komponenten Phenolderivate, insbesondere Thymol, Eugenol, Hydroxybenzoesäuren bzw. deren Drivate sowie Gemische dieser Komponenten. Als Testzellen sind kultivierbare Tumorzellen menschlicher Herkunft, wie Lymphomzellen oder Melanomzellen, eingesetzt worden.
Description
Die Erfindung betrifft die Bereitstellung von Mitteln, die in der Lage sind, Kulturen von
Tumorzellen in ihrer überschießenden Zellvermehrung zu hemmen. Als wirksame Mittel
haben sich Phenolderivate erwiesen. Es sind zahlreiche Stoffe mit proliferationshemmender
Wirkung auf Tumorzellen beschrieben worden, doch sind die meisten von ihnen mit
unerwünschten Nebenwirkungen behaftet.
Von einigen Phenolderivaten ist bekannt, daß sie analgetische und antipyretische oder
antirheumatische Eigenschaften aufweisen, z. B. die Salicylsäure und ihre Derivate (Aspirin)
oder Acetylaminophenole (FORTH. W. u. a. Ed.: Allgemeine u. Spezielle Pharmakologie und
Toxokologie, Wissenschaftsverlag Mannheim/ Leipzig/Wien/Zürich. 6. Auflg. 1992, Seiten:
717-719). Thymol z. B. findet Verwendung als Mittel gegen Bronchitis, als Fungizid oder als
Konservierungsmittel für anatomische Präparate, Eugenol als Anästhetikum in der
Zahnheilkunde (RÖMPP: CHEMIE LEXIKON, 9. Auflage, Georg Thieme Verlag Stuttgart -
New York, 1995). Im Experiment wirke Eugenol carzinogen, mutagen und hautreizend
(RÖMPP, ibid.).
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, Stoffe oder Stoffgemische bereitzustellen, die - in
geeigneter Weise appliziert - in der Lage sind, das Wachstum von Tumorzellen zu hemmen.
Die Aufgabe wurde dadurch gelöst, daß an sich bekannte Stoffe, auch vorliegend als
Stoffgemische, in ihrer Wirkungsweise wissenschaftlich analysiert und auf ihre Eignung zu
bisher nicht bekannten Zwecken untersucht wurden. Bei den bekannten Stoffen handelt es
sich um Phenolabkömmlinge und um Stoffgemische, in denen Phenolderivate enthalten sind.
So ist es durch die erfindungsgemäße Verwendung von Phenolderivaten, wie Thymol
und/oder Eugenol bzw. Salicylsäure und von Gemischen, in denen sie enthalten sind,
gelungen, Mittel zur Verfügung zu stellen, die zu einer Proliferationshemmung von
Tumorzellen oder deren Abtötung führen. Es hat sich überraschenderweise herausgestellt, daß
diese an sich bekannten Stoffe oder Stoffgemische, wenn man sie in ihrer Wirkungsweise
wissenschaftlich analysiert, eine Wachstumshemmung bei kultivierbaren Tumorzellen
menschlicher Herkunft zeigen.
Das Wesen der Erfindung liegt in einer Kombination bekannter Elemente - den
Phenolderivaten - und neuer Lösungswege - ihrer erstmaligen Verwendung zur Hemmung des
Wachstums von Tumorzellen - die sich gegenseitig beeinflussen und in ihrer neuen
Gesamtwirkung einen Vorteil und den erstrebten Erfolg ergeben, der darin liegt, daß Mittel
mit einem wachstumshemmenden Effekt an Tumorzellen zur Verfügung gestellt werden. Ein
wesentliches Merkmal der Erfindung besteht darin, daß die erfindungsgemäßen Mittel als
wirksame Komponenten Thymol und/oder Eugenol sowie Hydroxybenzoesäuren und ihre
Derivate - wie Salicylsäure und ihre Derivate - enthalten.
Die Erfindung liegt in der Bereitstellung von Mitteln mit proliferationshemmender Wirkung
auf Tumorzellen. Als wirksame Komponenten enthalten sie Phenolderivate, insbesondere
Thymol, Thymol-Jod-Gemische, Eugenol, Thymol-Eugenol-Gemische, Acetylsalicylsäure,
Gemische aus Thymol und/oder Eugenol und/oder Acetylsalicylsäure oder ein Thymol-
Eugenol-Acetylsalicylsäure-Gemisch.
Die erfindungsgemäße Verwendung von Phenolderivaten besteht in der Herstellung von
Mitteln mit proliferationshemmender Wirkung auf Tumorzellen.
Die Erfindung soll anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert werden, ohne auf diese
Beispiele beschränkt zu sein.
Die experimentellen Untersuchungen wurden mit kultivierbaren Tumorzellen menschlicher
Herkunft folgender Zugehörigkeit durchgeführt.
Lymphomzellen werden in geeigneten Behältnissen angezüchtet und entweder mit isotoner
NaCl-Lösung (Kontrollansatz) oder dem zu prüfenden Wirkstoff (Versuchsansatz) versetzt.
Nach verschiedenen Einwirkzeiten wird die Konzentration der gewachsenen Zellen
festgestellt.
Als Bezugswert (Leerwert) wird die aus dem Kulturansatz ablösbare Menge der Tumorzellen
bezeichnet, die mit isotoner NaCl-Lösung anstatt mit Wirkstoff behandelt wurden. Dieser
Leerwert wird als Erwartungsgröße = 100% gesetzt. Die aus den Versuchsansätzen
abgelösten Zellen werden zum korrespondierenden Leerwert in Beziehung gesetzt: Werte, die
über dem Leerwert liegen (< 100%), stehen für Proliferationsbegünstigung, Werte unter dem
Leerwert (< 100%) zeigen Wachstumshemmung (oder Abtötung) an.
Eingesetzt wurde Thymol (2-Isopropyl-5-methylphenol), einem Phenolabkömmling (vgl.:
FORTH. W. u. a. Ed.: Allgemeine u. Spezielle Pharmakologie und Toxokologie,
Wissenschaftsverlag Mannheim/ Leipzig/ Wien/ Zürich. 6.Auflg. 1992, Seiten: 717-719) in
Verbindung mit Jod.
0,12 g Thymol DAB 10, 1 ml ethanolhaltige Jodlösung DAB 10, 25 ml Zuckersirup DAB 10,
1 ml 25% HCl DAB 10, gereinigtes Wasser DAB 10 ad 1000 ml.
Je Behandlung werden 100 µl des bezeichneten Wirkstoffgemisches auf den Zellrasen des
Kulturansatzes gegeben (Fig. 1).
Melanomzellen verschiedener Patienten (Primärtumor sowie Metastase) werden wie in
Beispiel 1 in geeigneten Behältnissen angezüchtet. Es wird verfahren wie in Beispiel 1.
Dann werden je Behandlung 100 µl des oben bezeichneten Wirkstoffgemisches auf den
Zellrasen gegeben, anschließend wird mit Kulturmedium aufgefüllt. Die nach ein- bzw.
zweimaliger Behandlung mit diesem Wirkstoffgemisch aus den Kulturansätzen
wiedergewinnbaren Zellmengen werden in den Fig. 2-4 dargestellt.
Mit Melanomzellen nach Beispiel 3 wird wie in Beispiel 1 verfahren, nur daß anstelle von
Thymol/Jod hier Thymol in wässriger Lösung bzw. Eugenol unter Zusatz von Alkohol zur
besseren Löslichkeit bzw. Acetylsalicylsäure im wässrigen Ansatz eingesetzt werden.
Thymol: 0,06 g Thymol DAB 10 (2-Isopropyl-5-methylphenol) auf 500 ml Aquadest.
Acetylsalicylsäure: 0,06 g der Fa. CAESAR & LORETZ GmbH (Hilden) Ch-B 74054447 auf 500 ml Aquadest.
Eugenol: 0,12 ml Eugenol der Fa. CAESAR & LORETZ, Ch.-B.: 82339428, 2 ml Ethanol 95%, Aquadest. ad 500 ml.
Acetylsalicylsäure: 0,06 g der Fa. CAESAR & LORETZ GmbH (Hilden) Ch-B 74054447 auf 500 ml Aquadest.
Eugenol: 0,12 ml Eugenol der Fa. CAESAR & LORETZ, Ch.-B.: 82339428, 2 ml Ethanol 95%, Aquadest. ad 500 ml.
Der gemittelte Leerwert in Tab. I ergibt sich aus vier Leerwertansätzen und beträgt 520 Zellen
µl bei einer Streuung von 28,6. Die gemessene Verringerung der wiedergewonnen Zellen nach
einmaliger Behandlung resultiert aus je einem Doppelansatz bei Verwendung der Wirkstoffe
Thymol, Thymol/Jod bzw. Eugenol.
Bei detaillierter Prüfung zum möglichen Einfluß des geringen Alkoholzusatzes im
Eugenolansatz bzw. des Wassers im wässrigen Thymol- und Acetylsalicylsäure-Ansatz hat
sich überraschender Weise herausgestellt, daß H2O sowie H2O + gleicher Menge Alkohol wie
im Eugenolansatz nicht die gleichen Leerwerte ergeben wie NaCl, sondern höhere. Um diesen
Befund zu bestätigen, wurden jeweils Dreifachansätze ausgeführt. Die Ergebnisse sind in den
nachfolgenden Tabellen III und IV aufgeführt.
Die bekannten pharmakologischen Effekte der untersuchten Stoffklasse, der Phenolderivate,
zu der/denen auch Eugenol (4-Allyl-2-methoxyphenol) und Acetylsalicylsäure gehören,
bestehen u. a. in einer desinfizierenden (denaturierenden) Wirkung. Es ist zu vermuten, daß
der oben beschriebene Effekt von Thymol und Eugenol auf Tumorzellen ebenfalls darauf
zurückzuführen ist. Dieser Annahme steht jedoch die Beobachtung entgegen, daß auch
Acetylsalicylsäure eine proliferationshemmende Wirkung auf kultivierte Melanomzellen
ausübt, obgleich eine desinfizierende Wirkungsweise dieses Phenolabkömmlings nicht
bekannt ist. Im Vordergrund stehen bei diesem Präparat die antiphlogistische und die
analgetisch-antipyretische Wirksamkeit. Die analgetische Wirkung erfolgt über eine
Hemmung des Prostaglandins, auf dieser Basis erfolgt der Einsatz zur Hemmung der
Ihrombozytenverklumpung als Infarktprophylaxe. Da Prostaglandine in allen Geweben des
Körpers gebildet werden, konkret gereizte oder geschädigte Zellen eine noch inaktive
Prostaglandin-Vorstufe freisetzen, die dann durch ein Enzym zu Prostaglandin umgewandelt
wird, könnte die beobachtete Hemmung der Tumorzellproliferation auch über diesen Bio-
Mechanismus zu deuten versucht werden. Daß die herabgesetzte wiedergefundene Zellzahl
nach Behandlung der Kulturen mit den genannten Wirkstoffen nicht auf eine "Vergiftung" des
Kulturmediums zurückzuführen, sondern Folge einer verminderten Proliferation ist, läßt sich
aus den in Tab. III aufgeführten Daten schlußfolgern: Dort sind die Zellen des
Kulturüberstandes gezählt. Die Menge der im Überstand gefundenen, also abgestorbenen
Zellen unterscheidet sich nur unwesentlich von denen der Leerwertpräparate.
Fig. 1: T-lymphomzellen (JURKAT) nach einmaliger Behandlung mit 100 µl eines
Thymol/Jod-Gemisches wie oben beschrieben. Absinken der wiedergewinnbaren Zellmenge
um 29,8%.
Fig. 2: Melanomzellen (Primärtumor) nach einmaliger Behandlung mit 100 µl des oben
bezeichneten Wirkstoffgemisches.
Fig. 3: Melanomzellen (Metastase) nach zweimaliger Behandlung mit 50 µl des oben
bezeichneten Wirkstoffes. Die wiedergewinnbare Zellmenge sinkt auf 51% ab.
Fig. 4: Melanomzellen (Primärtumor) nach zweimaliger Behandlung mit je 50 µl des oben
bezeichneten Wirkstoffgemisches. Die wiedergewinnbare Zellmenge sinkt auf 27% ab.
Fig. 5: Graphische Darstellung der wiedergewonnenen Melanomzellen nach ein- bzw.
zweimaliger Behandlung mit je 100 µl der aufgeführten Wirkstoffe analog den Daten der Tab.
I und II. Das scheinbare Absinken der wiedergewinnbaren Zellen nach der ersten Behandlung
gegenüber den Ausgangswerten zum Zeitpunkt 0 (eingesäte Zellen) ist darauf zurückzuführen,
daß nicht alle in den Kulturansatz verbrachten Zellen anwachsen. Nicht angewachsene Zellen
werden beim ersten Mediumwechsel vor Einbringen des jeweiligen Wirkstoffes verworfen.
Fig. 6: Graphische Darstellung der wiedergewonnenen Melanomzellen nach ein- bzw.
zweimaliger Behandlung mit je 100 µl der aufgeführten Wirkstoffe analog den Daten der Tab.
III u. IV. Das scheinbare Absinken der wiedergewinnbaren Zellen nach der ersten Behandlung
gegenüber den Ausgangswerten zum Zeitpunkt 0 (eingesäte Zellen) ist darauf zurückzufiühren,
daß nicht alle in den Kulturansatz verbrachten Zellen anwachsen. Nicht angewachsene Zellen
werden beim ersten Mediumwechsel vor Einbringen des jeweiligen Wirkstoffes verworfen.
Claims (10)
1. Mittel mit proliferationshemmender Wirkung auf Tumorzellen, dadurch gekennzeichnet,
daß sie als wirksame Komponenten Phenolderivate enthalten.
2. Mittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es als wirksame Komponente
Thymol enthält.
3. Mittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es als wirksame Komponente ein
Thymol-Jod-Gemisch enthält.
4. Mittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es als wirksame Komponente
Eugenol enthält.
5. Mittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es als wirksame Komponente ein
Thymol-Eugenol-Gemisch enthält.
6. Mittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es als wirksame Komponente
Hydroxybenzoesäuren und ihre Derivate enthält.
7. Mittel nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß es als wirksame Komponente
Acetylsalicylsäure enthält.
8. Mittel nach Anspruch 1 und 6, dadurch gekennzeichnet, daß es als wirksame Komponente
ein Gemisch aus Thymol und/oder Eugenol und/oder Acetylsalicylsäure enthält.
9. Mittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es als wirksame Komponente ein
Thymol-Eugenol-Acetylsalicylsäure-Gemisch enthält.
10. Verwendung von Phenolderivaten zur Herstellung von Mitteln mit proliferations
hemmender Wirkung auf Tumorzellen nach den Ansprüchen 1 bis 9.
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