DE19912909A1 - Vorrichtung zur automatisierten Durchführung chemischer, biologischer oder biochemischer Analysen und/oder Synethesen und Verfahren zu deren Herstellung - Google Patents

Abstract

Es wird eine Vorrichtung zur automatisierten Durchführung chemischer, biologischer, biochemischer medizinischer Analysen und/oder Synthesen mit einer Mikrotiterplatte mit einer Mehrzahl von matrixartig in Reihen und Spalten angeordneten Aufnahmen für Mikroreaktionsgefäße aus einem inerten Material vorgeschlagen. Die Mikroreaktionsgefäße sind unverrückbar mit der Mikrotiterplatte verbunden und überragen die Oberfläche der Mikrotiterplatte nach oben vorzugsweise um die gleiche Höhe. Die in der Regel aus Glas bestehenden Mikroreaktionsgefäße sind z. B. in die Aufnahmen der in der Regel aus Kunststoff bestehenden, gitterartigen Mikrotiterplatte eingesteckt, -geschweißt, -gespritzt oder -geklebt.

Description

Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur automatisier­ ten Durchführung chemischer, biologischer, biochemischer oder medizinischer Analysen und/oder Synthesen mit einer Mikrotiterplatte mit einer Mehrzahl von matrixartig in Reihen und Spalten angeordneten Aufnahmen für Mikroreak­ tionsgefäße aus einem inerten Material.

Mikrotiterplatten mit einer Mehrzahl von matrixartig in Reihen und Spalten angeordneten Aufnahmen sind bekannt. Die Aufnahmen solcher Mikrotiterplatten dienen in der Regel als Reaktionsgefäße zur automatisierten Durchfüh­ rung chemischer, biologischer oder biochemischer Experi­ mente, z. B. Biotests, Erstellen von Verdünnungsreihen oder von chemische Analysen oder Synthesen. Der Abstand der Aufnahmen ist in der Regel genormt und beträgt bei einer normierten Mikrotiterplatte mit 12 Reihen und 8 Spalten (insgesamt 96 Aufnahmen) z. B. 9 mm, einer Platte mit 16 × 24 (insgesamt 384) Aufnahmen 4,5 mm, einer Platte mit 32 × 48 (insgesamt 1536) Aufnahmen 2,25 mm usw. Hierdurch ist eine automatisiertes Befüllen der Aufnahmen, z. B. mittels manuell betätigbarer Dosierein­ richtungen, wie Mehrfachpipetten mit einer der Anzahl von Aufnahmen einer Reihe oder Spalte der verwendeten Mikro­ titerplatte entsprechenden Anzahl nebeneinander im Ab­ stand der Aufnahmen angeordneten Pipetten, oder mittels Laborroboter, möglich.

Bekannte Mikrotiterplatten bestehen gewöhnlich aus Kunst­ stoff und werden als Einwegprodukte nach der Verwendung in der Regel entsorgt. Nachteilig bei den aus Kunst­ stoff bestehenden Mikrotiterplatten ist insbesondere ihre begrenzte Verwendbarkeit infolge der mangelnden Inertie des Kunststoffs. Sie werden daher praktisch ausschließ­ lich für chemische, biologische oder biochemische Analy­ sen oder Synthesen in wässriger Lösung verwendet, wobei für biologische Experimente in der Regel ohnehin nur Wasser als Lösungsmittel in Frage kommt. Für die automa­ tisierte Durchführung chemischer Reaktionen in organi­ schen Lösungsmitteln, welche mit Kunststoff reagieren, z. B. in der kombinatorischen Chemie oder auch zur Proben­ vorbereitung für die Spurenanalytik, sind darüber hinaus Mikrotiterplatten aus Glas bekannt, welche zwar hoch inert, aber aufgrund ihrer aufwendigen Herstellung einer­ seits sehr teuer, andererseits infolge der vielen Aufnah­ men mit sehr kleinem Volumen nach der Benutzung schlecht zu reinigen sind.

Weiterhin sind sogenannte "Deep-Well"-Platten bekannt, die im Vergleich mit den herkömmlichen Mikrotiterplatten der vorgenannten Art tiefere Aufnahmen aufweisen und die folglich eine größere Höhe haben. In die Aufnahmen sol­ cher Depp-Well-Platten können aus Glas bestehende Mikro­ reaktionsgefäße eingestellt werden, die ähnlich einem Reagenzglas ausgebildet sind und im Bereich ihrer Ein­ trittsöffnung einen Bördelrand zum Verschließen mit einer Bördelkappe aufweisen. Die Bördelkappe besteht z. B. aus einem in einer Aufnahme aus Blech angeordneten Dichtele­ ment und ist mittels eines Werkzeugs am Bördelrand des Mikroreaktionsgefäßes aufpreßbar. Eine automatisierte Bearbeitung einer Vielzahl an Proben mittels solcher Vorrichtungen ist aufwendig, da die Mikroreaktionsgefäße nach dem Befüllen gegebenenfalls einzeln verschlossen und manuell in die Kavitäten der als Halterung dienenden Platte eingesetzt werden müssen. Für eine automatisierte, z. B. robotergesteuerte Probenbearbeitung müssen die Mikroreaktionsgefäße unter Einhaltung enger Toleranzen in den Kavitäten anordbar sein, um den genormten Abstand der Kavitäten einzuhalten.

Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vorrich­ tung der eingangs genannten Art vorzuschlagen, die kostengünstig ist und bei der Titerplatte und Mikroreak­ tionsgefäße eine gemeinsame Einheit bilden.

Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe mit einer Vorrichtung der eingangs genannten Art dadurch gelöst, daß die Mikro­ reaktionsgefäße mit der Mikrotiterplatte unverrückbar gehalten sind und die Oberfläche der Mikrotiterplatte nach oben überragen.

Die erfindungsgemäß ausgebildete Vorrichtung ist zur automatisierten Durchführung sämtlicher chemischer, biologischer oder biochemischer Experimente geeignet, die bislang mittels bekannter Mikrotiterplatten aus Kunst­ stoff durchgeführt werden und die keine erhöhten Anforde­ rungen bezüglich der Inertie des Reaktionsgefäßes stel­ len, z. B. in wässriger Lösung durchgeführt werden. Sie ist darüber hinaus für solche Anwendungen geeignet, die eine hohe Inertie des Reaktionsgefäßes erfordern, z. B. in der kombinatorischen Chemie unter Verwendung organischer Lösungsmittel, Spurenanalytik etc. Sie ist weiterhin für medizinische Anwendungen, z. B. Bluttests, geeignet.

Die im wesentlichen feste Verbindung zwischen Mikrotiter­ platte und Mikroreaktionsgefäßen ermöglicht eine einfache Handhabung, weshalb die erfindungsgemäße Vorrichtung auch insbesondere zur vollautomatisierten Durchführung von Tests mittels eines Laborroboters geeignet ist. Die Verbindung zwischen Mikrotiterplatte und Mikroreaktions­ gefäßen trägt auch dem in der Regel genormten Abstand der Aufnahmen Rechnung, so daß der Abstand der Mikroreak­ tionsgefäße genau dem Abstand der Aufnahmen entspricht und letztgenannte aufgrund der Verbindung mit der Mikro­ titerplatte relativ zueinander und gegenüber der Mikro­ titerplatte unbeweglich sind. Mit "im wesentlichen fest verbunden" ist im Sinne der Erfindung eine Verbindung beliebiger Art gemeint, die ein Herausnehmen der Mikro­ reaktionsgefäße aus der Mikrotiterplatte nicht oder nur gegen einen gewissen Widerstand gestattet, so daß die Mikroreaktionsgefäße beispielsweise vor einem Herausfal­ len aus der Platte gesichert sind.

Die die Oberfläche der Mikrotiterplatte überragende Anordnung der Mikroreaktionsgefäße sorgt für die Möglich­ keit einer einfachen Kühlung oder Beheizung mittels eines Fluides, indem diese z. B. mit einem Gas angeströmt oder in eine Flüssigkeit eingestellt werden und der Inhalt eines jeden Mikroreaktionsgefäßes durch Wärmeübertragung durch die Gefäßwand gekühlt oder beheizt wird. Auch läßt sich das Volumen des Mikroreaktionsgefäßes in einfacher Weise durch seine Länge variieren.

Zweckmäßig ist in jeder Aufnahme der Mikrotiterplatte ein Mikroreaktionsgefäß angeordnet, wobei alle Mikroreak­ tionsgefäße die Oberfläche der Mikrotiterplatte um die gleiche Höhe überragen. Aus Gründen der Materialersparnis und der einfachen Kühlung oder Beheizung der Mikroreak­ tionsgefäße ist in bevorzugter Ausführung vorgesehen, daß die Mikroreaktionsgefäße die Oberfläche der Mikrotiter­ platte mit wenigstens 30% ihrer Gesamtlänge, vorzugsweise mit wenigstens 50% ihrer Gesamtlänge, z. B. mit etwa 70% ihrer Gesamtlänge überragen.

Um die Mikroreaktionsgefäße auf einfache und kostengün­ stige Weise in Serie zu fertigen, sind diese bevorzugt im wesentlichen als Rohrabschnitte ausgebildet. Da ein Herausnehmen der Mikroreaktionsgefäße aus der Mikrotiter­ platte nicht vorgesehen ist, entfällt ein transportsiche­ res Verschließen und brauchen die Mikroreaktionsgefäße keinen Bördelrand aufweisen; sie sind somit einerseits kostengünstig herstellbar und können insbesondere bei einer Platte mit sehr vielen Aufnahmen, z. B. mit 32 Reihen und 48 Spalten, dicht an dicht angeordnet werden.

Je nach Anzahl der Aufnahmen bzw. Anzahl der Mikroreak­ tionsgefäße pro Mikrotiterplatte beträgt das Aufnahme­ vermögen jedes Mikroreaktionsgefäßes etwa 1 bis 400 µl.

Aus Kostengründen ist das inerte Material der Mikroreak­ tionsgefäße vorzugsweise Glas; so daß sie aus Kapillar­ röhrchen hergestellt werden können sie aber für spezielle Verwendungszwecke aus jedem beliebigen inerten Material, beispielsweise aus Keramik oder Metall, bestehen.

Für die unverrückbare Unterbringung der Mikroreaktionsge­ fäße in der Mikrotiterplatte kommen grundsätzlich alle Verbindungen in Frage, die einer Entnahme einzelner Mikroreaktionsgefäße einen gewissen Widerstand entgegen­ setzen. Die Mikroreaktionsgefäße können beispielsweise reibschlüssig in die Aufnahmen der Mikrotiterplatte eingesteckt sein, beispielsweise durch Einschrumpfen festgelegt sein.

Besteht die Mikrotiterplatte aus einem thermoplastischen Kunststoff, so können die Mikroreaktionsgefäße auch in die Aufnahmen der Mikrotiterplatte eingeschweißt oder in diese eingespritzt sein. Stattdessen können sie auch in die Aufnahmen der Mikrotiterplatte eingeklebt sein.

Eine Ausführungsvariante der erfindungsgemäßen Vorrich­ tung sieht vor, daß die Füllöffnungen der die Oberfläche der Mikrotiterplatte um die gleiche Höhe überragenden Mikroreaktionsgefäße verschließbar sind. Im Gegensatz zu solchen bekannten Vorrichtungen, bei denen die Mikroreak­ tionsgefäße aus der Mikrotiterplatte entnehmbar und jeweils separat über einen Bördelrand mit einer Bördel­ kappe verschließbar sind, sind die Mikroreaktionsgefäße der erfindungsgemäßen Vorrichtung in Gruppen oder in ihrer Gesamtheit, insbesondere mit einer Folie, ver­ schließbar.

Hierzu ist in bevorzugter Ausführung eine wenigstens zweischichtige Verbundfolie vorgesehen, die auf die Füllöffnungen der Mikroreaktionsgefäße aufsiegelbar ist. Die den Füllöffnungen der Mikroreaktionsgefäße zugewandte Schicht der Verbundfolie besteht z. B. aus einem thermo­ plastischen Kunststoff, z. B. aus einem Polyolefin, insbe­ sondere Polyethylen (PE), und ist mittels einer Heizein­ richtung auf die Mikroreaktionsgefäße aufsiegelbar. Die den Füllöffnungen abgewandte Schicht der Verbundfolie besteht vorzugsweise aus einem temperaturbeständigen, dichten und gut wärmeleitenden Material, beispielsweise aus Metall, insbesondere aus Aluminium. Die Füllöffnungen der Mikroreaktionsgefäße können stattdessen auch mit einer Klebefolie verschließbar sein.

Alternativ oder zusätzlich zu einem Folienverschluß kann auch eine die Mikroreaktionsgefäße gegen die Mikrotiter­ platte verspannendere Abdeckung vorgesehen sein, welche vorzugsweise zumindest an der den Füllöffnungen der Mikroreaktionsgefäße zugewandten Seite aus einem dichten­ den Material, insbesondere Polytetraflurethen (PTFE), besteht oder mit einem solchen beschichtet ist.

Die Mikroreaktionsgefäße der erfindungsgemäßen Vorrich­ tung können entweder an der der Füllöffnung gegenüberlie­ genden Seite reagenzglasartig verschlossen oder offen ausgebildet sein. Zweckmäßig sind auch die Aufnahmen der Mikrotiterplatte offen, so daß die Mikrotiterplatte als Rost ausgebildet ist. Im erstgenannten Fall können die Mikroreaktionsgefäße innenseitig mit einem reaktiven Material, beispielsweise mit einem Katalysatormaterial, beschichtet sein. Im Falle der zu beiden Seiten offenen, im wesentlichen als Säulchen ausgebildeten Ausführungsva­ riante der Mikroreaktionsgefäße können in diesen bei­ spielsweise chromatographische Sorbentien, wie Adsorber­ harze, Ionenaustauscherharze, biologisch aktive Sorben­ tien od. dgl. angeordnet sein, so daß die erfindungsge­ mäße Vorrichtung auch zur automatisierten Durchführung von Festphasenanreicherungen (SPE, solid phase extrac­ tion), zur Affinitätschromatographie etc. geeignet ist.

Zur automatisierten Bearbeitung einer möglichst großen Anzahl von Proben weist die Mikrotiterplatte in wenig­ stens acht Reihen und zwölf Spalten, z. B. in wenigstens 16 Reihen und 24 Spalten, vorzugsweise aber in 32 Reihen und 48 Spalten angeordnete Aufnahmen auf. Selbstverständ­ lich kann die Mikrotiterplatte der erfindungsgemäßen Vorrichtung auch Reihen und Spalten von Aufnahmen bzw. Mikroreaktionsgefäßen in einem vom Verhältnis 3 : 2 abwei­ chenden Verhältnis aufweisen, wobei dann der Abstand zwischen zwei Aufnahmen vom Normabstand von 9 mm bzw. einem (0,5)²ⁿten Vielfachen von 9 mm mit n = 0, 1, 2 . . . abweicht.

Die Erfindung betrifft auch Verfahren zur Herstellung einer solchen Vorrichtung. Ein zur Herstellung einer Vorrichtung mit reibschlüssig in die Aufnahmen der Mikro­ titerplatte eingesteckten Mikroreaktionsgefäßen ist dadurch gekennzeichnet, daß die Aufnahmen einer insbeson­ dere aus Kunststoff bestehende Mikrotiterplatte bei erhöhter Temperatur mit deren Oberfläche nach oben über­ ragenden Mikroreaktionsgefäßen mit einem dem Durchmesser der Aufnahmen im wesentlichen entsprechenden Außendurch­ messer bestückt und die Mikrotiterplatte anschließend unter Schrumpfen und reibschlüssiger Einbindung der Mikroreaktionsgefäße in die Mikrotiterplatte abgekühlt wird.

Besteht die Mikrotiterplatte aus einem thermoplastischen Kunststoff, so können die Aufnahmen alternativ mit die Oberfläche der Mikrotiterplatte nach oben überragenden Mikroreaktionsgefäßen bestückt und diese durch Plastifi­ zieren des thermoplastischen Kunststoffs im Bereich der Aufnahmen in die Mikrotiterplatte eingeschweißt werden, oder die Mikroreaktionsgefäße werden in eine Spritzgieß­ form für die Mikrotiterplatte eingesetzt und an ihrem der Füllöffnung gegenüberliegenden Ende beim Spritzen der Mikrotiterplatte umspritzt. Gemäß einem weiteren Verfah­ ren können die die Oberfläche der Mikrotiterplatte nach oben überragenden Mikroreaktionsgefäße auch in die Auf­ nahmen der Mikrotiterplatte eingeklebt werden.

Um eine einfache Handhabung und insbesondere ein einfa­ ches gemeinsames Verschließen der Mikroreaktionsgefäße, z. B. mittels einer Folie oder einer starren Abdeckung zu ermöglichen, werden die Mikroreaktionsgefäße zweckmäßig mit einer identischen, die Oberfläche der Mikrotiterplat­ te überragenden Höhe angeordnet.

Nachstehend ist die Erfindung anhand von Ausführungsbei­ spielen unter Bezugnahme auf die Zeichnungen im einzelnen erläutert. Es zeigen:

Fig. 1 eine perspektivische Ansicht einer erfindungs­ gemäßen Vorrichtung;

Fig. 2 eine Seitenansicht einer Ausführungsform eines Mikroreaktionsgefäßes;

Fig. 3 eine Seitenansicht einer weiteren Ausführungs­ form eines Mikroreaktionsgefäßes und

Fig. 4 eine schematische Ansicht zur Veranschauli­ chung des Verschließens der Mikroreaktionsge­ fäße durch Aufsiegeln einer Verbundfolie.

Die in Fig. 1 gezeigte Mikrotiterplatte 1 weist in 16 Reihen 2 und 24 Spalten 3 matrixartig angeordneter Auf­ nahmen 4 auf, die jeweils mit Mikroreaktionsgefäßen 8 aus einem inerten Material bestückt sind. Exemplarisch sind drei solcher Mikroreaktionsgefäße 8 dargestellt, welche die Oberfläche 5 der Mikrotiterplatte 1 um die gleiche Höhe h überragen. Die Höhe h beträgt z. B. etwa 70% der Gesamtlänge der Mikroreaktionsgefäße, beispielsweise etwa 2 cm. Die aus Kostengründen vorzugsweise aus Glas beste­ henden Mikroreaktionsgefäße 8 sind beispielsweise in die Aufnahmen 4 der aus Kunststoff, z. B. Polyethylen, beste­ henden Mikrotiterplatte 1 eingeschrumpft. Sie können auch auf jede andere Art unverrückbar fest mit der Mikrotiter­ platte 1 verbunden, z. B. eingeschweißt, eingeklebt oder eingespritzt sein.

Eine derartige Vorrichtung ist zur automatisierten Durch­ führung sämtlicher chemischer, biologischer, biochemi­ scher oder medizinischer Experimente geeignet, die bis­ lang mit bekannten Mikrotiterplatten aus Kunststoff durchgeführt werden, z. B. Biotests (Toxizitäts- oder Gentoxizitätstests mit Bakterien, wie Leuchtbakterien-, Ames-, umu-Test od. dgl.), Erstellen von Verdünnungsrei­ hen, chemische Analysen oder Synthesen in wässriger Lösung etc. Sie ist darüber hinaus für solche Anwendungen geeignet, die eine hohe Intertie des Reaktionsgefäßes erfordern, z. B. in der kombinatorischen Chemie bei Ver­ wendung organischer Lösungsmittel, in der Spurenanalytik, in der Medizin etc. Weiterhin ermöglicht die im wesent­ lichen feste Verbindung zwischen Mikrotiterplatte 1 und Mikroreaktionsgefäßen 8 eine einfache Handhabung. Die erfindungsgemäße Vorrichtung ist somit auch insbesondere zur vollautomatischen Durchführung von Experimenten mittels eines Laborroboters geeignet. Die die Oberfläche 5 der Mikrotiterplatte 1 mit der Höhe h überragende Anordnung der Mikroreaktionsgefäße 8 sorgt für die Mög­ lichkeit einer einfachen Kühlung oder Beheizung mittels eines Fluides, z. B. durch Einstellen der Mikrotiterplatte 1 in ein temperiertes Wasserbad. Weiterhin ist hierdurch eine spektrometrische Auswertung von in den Mikroreak­ tionsgefäßen bevorrateten Proben, z. B. mittels UV- oder IR-Spektrometer, möglich.

Eine Ausführungsform 8a eines Mikroreaktionsgefäßes 8 ist in Fig. 2 dargestellt. Es ist im wesentlichen als kreis­ zylindrischer Rohrabschnitt ausgebildet, beispielsweise aus Kapillarrohr gefertigt und an der einer Füllöffnung 9 gegenüberliegenden Seite verschmolzen. In Verbindung mit der in Fig. 1 dargestellten Mikrotiterplatte mit 384 Aufnahmen kann die Länge l z. B. etwa 3 cm und das Aufnah­ mevermögen jedes Mikroreaktionsgefäßes 8a z. B. etwa 200 µl betragen. In Verbindung mit einer Mikrotiterplatte mit 1536 Aufnahmen kann das Aufnahmevermögen jedes Mikroreak­ tionsgefäßes z. B. etwa 3 µl betragen. Es kann innensei­ tig mit einer aktiven Schicht beschichtet sein, indem es beispielsweise mit einem Katalysator oder einer adsorp­ tiven Schicht (z. B. Alkylsilanisierung od. dgl.) be­ schichtet ist.

Die Ausführungsform 8b eines Mikroreaktionsgefäßes 8 gemäß Fig. 3 weist sowohl eine Füll- 9 als auch eine Auslauföffnung 9a auf und ist mit einem z. B. zwischen Fritten 20 angeordneten chromatographischen Sorbens 21 bestückt. Bei dem chromatographischen Sorbens kann es sich z. B. um Ionenaustauscherharze, Adsorberharze (Al­ kyl-, Phenylsilane od. dgl.) biologisch aktive Sorbentien (z. B. für die Affinitätschromatographie od. dgl.) han­ deln. Bei Verwendung derart ausgebildeter Mikoreaktions­ gefäße 8b sind die Aufnahmen der entsprechenden Mikroti­ terplatte zweckmäßig offen ausgebildet, um einen Auslauf des in die Mikroreaktionsgefäße 8b eingebrachten Lösungs­ mittels zu ermöglichen, dieses z. B. zu verwerfen.

Wie aus Fig. 4 ersichtlich, kann zum Verschließen der in einer (nicht dargestellten) Mikrotiterplatte angeordneten abgebrochen dargestellten Mikroreaktionsgefäße 8 eine Verbundfolie 15 aus einer Metall- 17 (z. B. Aluminium) und einer thermoplastischen Kunststoffschicht 16 verwendet werden. Die Verbundfolie 15 wird mit der Kunststoffseite auf die Füllöffnung 9 der Mikroreaktionsgefäße 8 aufge­ legt und z. B. durch Kontakt mit einer Heizeinrichtung 18 (Pfeil 19) mit der wärmeleitenden Metallfolie 17 auf die Mikroreaktionsgefäße 8 aufgesiegelt.

Claims (33)

1. Vorrichtung zur automatisierten Durchführung chemi­ scher, biologischer, biochemischer oder medizini­ scher Analysen und/oder Synthesen, mit einer Mikro­ titerplatte (1) mit einer Mehrzahl von matrixartig in Reihen (2) und Spalten (3) angeordneten Aufnahmen (4) für Mikroreaktionsgefäße (8) aus einem inerten Material, dadurch gekennzeichnet, daß die Mikroreak­ tionsgefäße (8) in der Mikrotiterplatte (1) unver­ rückbar gehalten sind und die Oberfläche (5) der Mikrotiterplatte (1) nach oben überragen.

2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß alle Mikroreaktionsgefäße (8) die Oberfläche (5) der Mikrotiterplatte (1) um die gleiche Höhe (h) überragen.

3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn­ zeichnet, daß die Mikroreaktionsgefäße (8) die Oberfläche (5) der Mikrotiterplatte (1) mit wenig­ stens 30% ihrer Gesamtlänge (1) überragen.

4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Mikroreaktionsgefäße (8) die Oberfläche (5) der Mikrotiterplatte (1) mit wenigstens 50% ihrer Gesamtlänge (1) überragen.

5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, da­ durch gekennzeichnet, daß die Mikroreaktionsgefäße (8) im wesentlichen als Rohrabschnitte ausgebildet sind.

6. Vorichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, da­ durch gekennzeichnet, daß das Aufnahmevermögen der mikroreaktionsgefäße (8) 1-400 µl beträgt.

7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, da­ durch gekennzeichnet, daß das Material der Mikro­ reaktionsgefäße (8) Glas ist.

8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Mikroreaktionsgefäße (8) Kapillarröhrchen sind.

9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, da­ durch gekennzeichnet, daß das Material der Mikroti­ terpatte (1) Kunststoff ist.

10. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeich­ net, daß das Material der Mikrotiterplatte (1) ein thermoplastischer Kunststoff ist.

11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Mikroreaktionsge­ fäße (8) reibschlüssig in die Aufnahmen (4) der Mikrotiterplatte (1) eingesteckt sind.

12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Mikroreaktionsgefäße (8) in den Aufnahmen (4) der Mikrotiterplatte (1) durch Einschrumpfen festgelegt sind.

13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Mikroreaktionsgefäße (8) in die Aufnahmen (4) der Mikrotiterplatte (1) eingeschweißt sind.

14. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Mikroreaktionsgefäße (8) in die Aufnahmen (4) der Mikrotiterplatte (1) eingespritzt sind.

15. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Mikroreaktionsgefäße (8) in die Aufnahmen (4) der Mikrotiterplatte (1) eingeklebt sind.

16. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß die Füllöffnungen (9) der Mikroreaktionsgefäße (8) verschließbar sind.

17. Vorrichtung nach Anspruch 16, dadurch gekennzeich­ net, daß die Füllöffnungen (9) der Mikroreaktionsge­ fäße (8) mit einer Folie verschließbar sind.

18. Vorrichtung nach Anspruch 17, dadurch gekennzeich­ net, daß die Mikroreaktionsgefäße (8) mit einer wenigstens zweischichtigen gasdichten Verbundfolie (15), die auf die Füllöffnungen den Eintrittsöffnun­ gen (9) der Mikroreaktionsgefäße (8) aufsiegelbar ist, verschließbar sind.

19. Vorrichtung nach Anspruch 17, dadurch gekennzeich­ net, daß die Füllöffnungen (9) der Mikroreaktionsge­ fäße (8) mit einer Klebefolie verschließbar sind.

20. Vorrichtung nach Anspruch 16, dadurch gekennzeich­ net, daß zum Verschließen der Mikroreaktionsgefäße (8) ein gegen die Mikrotiterplatte (1) verspannbarer Deckelrahmen vorgesehen ist.

21. Vorrichtung nach Anspruch 20, dadurch gekennzeich­ net, daß der Deckelrahmen zumindest an der den Füllöffnungen (9) der Mikroreaktionsgefäße (8) zugewandten Seite aus einem dichtenden Material, insbesondere Polytetrafluorethen (PTFE), besteht oder mit einem solchen beschichtet ist.

22. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 21, dadurch gekennzeichnet, daß die Mikroreaktionsgefäße (8a) an der der Füllöffnung (9) gegenüberliegenden Seite verschlossen sind.

23. Vorrichtung nach Anspruch 22, dadurch gekennzeich­ net, daß die Mikroreaktionsgefäße (8a) innenseitig mit einem reaktiven Material beschichtet sind.

24. Vorrichtung nach Anspruch 23, dadurch gekennzeich­ net, daß die Mikroreaktionsgefäße (8a) innenseitig mit einem Katalysatormaterial beschichtet sind.

25. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 21, dadurch gekennzeichnet, daß die Aufnahmen (4) der Mikrotiterplatte beidseitig offen ausgebildet sind.

26. Vorrichtung nach Anspruch 25, dadurch gekennzeich­ net, daß in den Mikroreaktionsgefäßen (8a) chromato­ graphische Sorbentien, wie Adsorberharze, Ionenaus­ tauscherharze, biologisch aktive Sorbentien od. dgl., angeordnet sind.

27. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 26, dadurch gekennzeichnet, daß die Aufnahmen (4) der Mikrotiterplatte (1) in wenigstens acht Reihen (2) und zwölf Spalten (3) angeordnet sind.

28. Vorrichtung nach Anspruch 27, dadurch gekennzeich­ net, daß die Aufnahmen (4) der Mikrotiterplatte (1) in wenigstens 16 Reihen (2) und 24 Spalten (3) angeordnet sind.

29. Vorrichtung nach Anspruch 28, dadurch gekennzeich­ net, daß die Aufnahmen (4) der Mikrotiterplatte (1) in wenigstens 32 Reihen (2) und 48 Spalten (3) angeordnet sind.

30. Verfahren zur Herstellung einer Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 29, dadurch gekennzeich­ net, daß die Aufnahmen (4) einer insbesondere aus Kunststoff bestehenden Mikrotiterplatte (1) bei erhöhter Temperatur mit deren Oberfläche (5) nach oben überragenden Mikroreaktionsgefäßen (8) mit einem dem Durchmesser der Aufnahmen (4) im wesentli­ chen entsprechenden Außendurchmesser bestückt und die Mikrotiterplatte (1) anschließend unter Schrumpfen und reibschlüssiger Einbindung der Mikro­ reaktionsgefäße (8) in die Mikrotiterplatte (1) abgekühlt wird.

31. Verfahren zur Herstellung einer Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 29 dadurch gekennzeich­ net, daß die Aufnahmen (4) einer aus einem thermo­ plastischen Kunststoff bestehenden Mikrotiterplatte (1) mit deren Oberfläche (5) nach oben überragenden Mikroreaktionsgefäßen (8) bestückt und diese durch Plastifizieren des Kunststoffs im Bereich der Auf­ nahmen (4) in die Mikrotiterplatte (1) eingeschweißt werden.

32. Verfahren zur Herstellung einer Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 29, dadurch gekennzeich­ net, daß die Mikroreaktionsgefäße in eine Spritz­ gießform für die Mikrotiterplatte (1) eingesetzt und an ihrem der Füllöffnung (9) gegenüberliegenden Ende beim Spritzen der Mikrotiterplatte (1) umspritzt werden.

33. Verfahren zur Herstellung einer Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 29, dadurch gekennzeich­ net, daß die Aufnahmen (4) einer Mikrotiterplatte (1) mit deren Oberfläche (5) nach oben überragenden Mikroreaktionsgefäßen (8) bestückt und diese in die Aufnahmen (4) eingeklebt werden.