DE19812056C1 - Verfahren zum Herstellen eines Glasbehälters - Google Patents
Verfahren zum Herstellen eines GlasbehältersInfo
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Abstract
Glasbehälter für medizinische Zwecke müssen eine besondere chemische Beständigkeit aufweisen. Ist diese hoch anzusetzen, so werden die Behälter unter Verwendung von Borosilikatglas hoher chemischer Beständigkeit und Behälterinnenoberflächen mit einer minimalen Abgabe von Natriumionen hergestellt. Um die geforderte Beständigkeit gegen Abschrecken bzw. die geforderte geringe Restspannung in den Behältern zu erreichen, müssen dabei die Behälter nach ihrer Ausformung einem speziellen Abkühlprozeß unterzogen werden. DOLLAR A Gemäß der Erfindung kann eine besonders geringe Abgabe von Natriumionen erzielt werden. wenn vor dem Wärmebehandeln des Glasbehälters zum Verringern der Restspannungen und nach dem Ausformen des Glasbehälters aus Borosilikatglas dieser einem Waschvorgang mit einer anschließenden Entfeuchtung unterworfen wird.
Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Herstellen eines
Glasbehälters für medizinische Zwecke.
Derartige Glasbehälter werden als Lagerungsbehältnis für Pharmazeutika und
Diagnostika verwendet, insbesondere für Lösungen, die durch Injektion oder
Infusion verabreicht werden.
Glasbehälter für medizinische Zwecke werden nach unterschiedlichen
Verfahren hergestellt. Man unterscheidet dabei Behälter aus Röhrenglas und
solchen aus Hüttenglas.
Röhrenglasbehälter werden aus vorgefertigten Glasröhren durch Umformen und
Abtrennen geformt. Zu den Röhrenglasbehältern gehören insbesondere:
Ampullen, Fläschchen, Spritzenzylinder und Spritzenkörper, deren Formen und
typische Maße in DIN ISO 9187 Teil 1, bzw. DIN ISO 8362 Teil 1, bzw. DIN
ISO 13926 Teil 1, bzw. DIN ISO 11040 Teil 2, zusammengefaßt sind.
Hüttenglasbehälter werden durch Formen einer Glasschmelze direkt durch
Blas- oder Preßblasverfahren gefertigt. Zu den Hüttenglasbehältern gehören
z. B. Injektions- und Infusionsflaschen, wie sie in DIN ISO 8362 Teil 4 bzw.
DIN ISO 8536 näher beschrieben werden.
Die Herstellungsmethoden für Röhrenglas- und Hüttenglasbehälter sind
umfassend in "Glass Containers for Parenterals", Frank R. Bacon,
Pharmaceutical Dosage Forms: Parenteral Medications Vol. 2, 85-110,
beschrieben, so daß hier darauf Bezug genommen werden kann.
Glasbehälter für medizinische Zwecke müssen eine besondere chemische
Beständigkeit aufweisen, dies wird durch die Behältnis-
Wasserbeständigkeitsklasse nach ISO 4802 ausgedrückt. Die Behältnis-
Wasserbeständigkeitsklasse wird zum einen durch die Werkstoffauswahl, zum
anderen durch die Verarbeitung dieser Werkstoffe bestimmt.
Besonderen Aufwand bedarf das Herstellen von Glasbehältern, die der
Behältnis-Wasserbeständigkeitsklasse ISO 4802-HC-1 und der Klassifikation
Glasart I nach dem Deutschen Arzneibuch, 10. Auflage entsprechen. Das
Einhalten dieser Grenzwerte erfordert die Verwendung von Borosilikatglas
hoher chemischer Beständigkeit und Behälterinnenoberflächen mit einer
minimalen Abgabe von Natriumionen nach einer Beanspruchung-/Prüfprozedur
gemäß ISO 4802-1 oder ISO 4802-2.
Um die in ISO 8536-1 geforderte Beständigkeit gegen Abschrecken bzw. die
geforderte geringe Restspannung in den Behältern zu erreichen, müssen dabei
die Behälter nach der Ausformung einer speziellen kontrollierten
Wärmebehandlung, d. h. einem kontrollierten Aufheizen auf T = ca. 600°C
und kontrollierten Abkühlen auf Raumtemperatur unterzogen werden.
In der Praxis gelingt es, die Grenzwerte der o. g. Normen nur einzuhalten,
wenn bei der Herstellung der Behälter besondere Maßnahmen ergriffen
werden. So ist es z. B. bei der Herstellung von Injektionsfläschchen aus
Borosilikatglasröhren unbedingt erforderlich, auf eine Umformung bei
möglichst niedriger Temperatur und langsamer, schrittweiser Aufwärmung zu
achten, und die Flammentemperatur und Brennerstellung ständig zu
kontrollieren und nachzuregeln. Der damit verbundene
Qualitätssicherungsaufwand ist sehr hoch und damit teuer. Hierzu kommt die
notwendigerweise niedrige Herstellgeschwindigkeit, was wiederum aus
ökonomischen Erwägungen sehr nachteilig ist.
Um vorgenannte Grenzwerte einzuhalten, ist es auch bekannt, die innere
Oberfläche des Glasbehälters zu verbessern. So beschreibt die DE 196 29 877
C1 ein Beschichtungsverfahren mit SiO2. Die DE 196 22 550 A1 beschreibt
eine Beschichtung mit Oxiden und/oder Nitriden der Elemente Si, Ti, Ta, Al
oder Mischungen davon.
In der DE 43 27 513 A1 wird eine Oberflächenbehandlung mit Silan-
Gasgemischen beschrieben.
Alle diese Verfahren ändern die chemischen Eigenschaften der Glasoberfläche
gravierend. Dies macht umfangreiche Kompatibilitätsuntersuchungen
Inhalt/Behältnisoberfläche notwendig. Beim Verfahren gemäß DE 43 27 513 A
1 ist dabei das Verbleiben von Restchemikalien auf der Glasoberfläche
bedenklich.
Dieselben Nachteile weisen Ätzverfahren mit sauren oder alkalischen
Chemikalien auf, wie sie in der US A-3 314 772 oder in Pharm. Ind. 59, Nr.
2, (1997), S. 175-178 (A. Biavati) oder Glastechn. Berichte 54 (1981) Nr. 8,
S. 247-256 (Schaeffer et al.) beschrieben sind.
Die Anforderungen an Behälter für moderne pharmazeutische Präparate sind
betreffend ihrer Behältnis-Wasserbeständigkeitsklasse noch wesentlich höher als
bislang gefordert. Nach Kossinna (Pharm. Ind.) werden für bio- und
gentechnologisch hergestelle präparate Behältnisse benötigt, die lediglich 50%
des in ISO 4802-HC-1 festgelegten Grenzwertes erreichen.
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren bereitzustellen,
das es ermöglicht, zuverlässig und kostengünstig Glasbehälter für medizinische
Zwecke herzustellen, deren Natriumionenabgabe weniger als 50% des Wertes
für die Behältnis-Wasserbeständigkeitsklasse HC 1 nach der vorgenannten
Norm entspricht und dabei dieselben Ausgangswerkstoffe und
Umformungstechnologien wie für die bekannten Behälter einzusetzen, ohne die
chemischen Eigenschaften der Glasoberfläche wesentlich, z. B. durch
Beschichten, Abätzen, Auslaugen o. ä., zu verändern.
Die Lösung dieser Aufgabe gelingt gemäß der Erfindung mit den Schritten:
- - Ausformen des Glasbehälters mit konventionellen Prozessen,
- - Waschen des Glasbehälters unmittelbar nach seiner Formgebung, sowie Trocknen des Glasbehälters, und, abschließend
- - Wärmebehandeln des Glasbehälters zum Verringern der Restspannungen unter einen vorgegebenen Grenzwert.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird somit, abweichend von dem
herkömmlichen Verfahren, ein Waschvorgang vor der Wärmebehandlung zur
Entspannung durchgeführt, wodurch auf überraschende Weise eine beachtlich
verbesserte Innenoberfläche des Glasbehälters erhalten wird, die die Einhaltung
bzw. die zum Ziel gesetzte Unterschreitung der vorgenannten Grenzwerte
gewährleistet.
Erfordert der Prozeß zum Ausformen des Glasbehälters, vorzugsweise aus
Borosilikatglas, ein Schmiermittel, so wird gemäß einer Ausgestaltung der
Erfindung ein Schmiermittel verwendet, welches rückstandsfrei verdampft, mit
Unterstützen des Verdampfungsprozesses durch Abflammen des Inneren des
Glasbehälters nach seiner vollzogenen Formgebung.
Anhand des in der Zeichnung schematisch dargestellten Herstellungsablaufes
soll das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung eines Glasbehälters für
medizinische Zwecke näher beschrieben werden.
Der Ablauf in der Zeichnung ist auf Röhrenglas abgestellt. Er gilt für
Hüttenglas entsprechend.
Ausgangsprodukt in der Stufe A ist ein Glasrohr, das vorzugsweise aus
Borosilikatglas besteht, wobei prinzipiell auch ein anderes Glas verwendet
werden kann. Aus diesem Glasrohr wird nach bekannten Verfahren, die hier
nicht näher beschrieben werden müssen, in der Stufe B der Glasbehälter in
seiner gewünschten Formgebung ausgeformt.
Sollten dabei für die Formgebung geschmierte Werkzeuge, z. B. geölte
Formstachel bei der Herstellung von Injektionsfläschchen, oder Preßstempel
bei der Herstellung von Hüttenglasbehältnissen, notwendig sein, wird ein
Schmiermittel eingesetzt, das rückstandsfrei verdampft.
Der Verdampfungsprozeß kann unterstützt werden, indem in der Stufe C das
Innere des Behältnisses nach der vollzogenen Formgebung vorzugsweise mit
einem Gasbrenner abgeflammt wird.
An die Formgebung schließt sich unmittelbar in der Stufe D ein Waschprozeß
an. Hierzu wird das Behältnisinnere gemäß einer Ausgestaltung der Erfindung
mehrmals mit gereinigtem, warmen Wasser mit einer Temperatur von ca.
80°C für eine Dauer von ca. 2-5 min ausgespült. Dieser Vorgang kann
auch in einem mit Ultraschall beaufschlagten Bad erfolgen. Dem ersten
Waschwasser werden vorzugsweise gemäß einer Weiterbildung der Erfindung
Zusätze wie Essigsäure oder Zitronensäure, oder, waschaktive Substanzen wie
Detergentien zugegeben, um die Waschwirkung zu unterstützen. Danach
werden die Behältnisse entfeuchtet, vorzugsweise gemäß einer weiteren
Ausgestaltung mit sauberer Luft ausgeblasen, so daß möglichst wenig
Restfeuchtigkeit im Behältnis verbleibt.
Erst daran anschließend wird in der Stufe E der Behälter, wie bei der
traditionellen Herstellungsmethode, wärmebehandelt, um die Restspannungen
unter den vorgeschriebenen Grenzwert zu verringern.
Um die notwendige Partikelarmut bei den zu verpackenden Glasfläschchen zu
gewährleisten, werden die Verfahrensschritte D (Waschen) und E
(kontrolliertes Kühlen/Entspannen) vorzugsweise in einer partikelarmen
Umgebung, d. h. in Reinräumen durchgeführt.
In der Stufe F erfolgt dann das versandfähige Verpacken des Behälters.
Dabei schließt sich nach dem Schritt E "kontrolliertes Kühlen/Entspannen"
zunächst ein Unter-Schritt "Verschließen" an. Das Verschließen erfolgt mit den
aus einschlägigen DIN-Vorschriften bekannten Gummistopfen und diese
Gummistopfen werden vor dem Aufsetzen auf den Behälter durch die üblichen
Verfahren sterilisiert, d. h. z. B. autoklaviert oder durch energiereiche Strahlung
(γ-Strahlung, β-Strahlung, etc.) sterilisiert. Nach dem Aufsetzen des
Gummistopfens wird das Fläschchen durch eine ebenfalls aus einschlägigen
Normen (ISO 8872) bekannte Aluminiumbördelkappe verschlossen. Das
Fläschchen ist somit im Inneren und auf den Verschlußflächen steril und
partikelarm. Nach dem Verkrimpen des Fläschchens wird dieses dann
verpackt. Um ein - wenn gewünscht - höchstes Maß an Sterilität zu erreichen,
ist es möglich, den leeren und verschlossenen Behälter nochmals zu
sterilisieren. Dies kann entweder durch eine Sterilisation mit energiereicher
Strahlung, wie oben beschrieben, geschehen oder durch Autoklavierung des
leeren Behälters. Im letzteren Fall muß vor dem Verschließen eine geringe
Menge reinsten, pyrogenfreien Wassers eingebracht werden. Das eingebrachte
Wasser ist notwendig, um eine Sterilisation unter autoklaviertypischen
Temperaturen (121°C, 132°C) zu gewährleisten.
Der Glasbehälter wird sodann beim Anwender ausgeliefert und dort befüllt.
Um die Verbesserungen, die durch das erfindungsgemäße Verfahren im
Vergleich zu dem traditionellen Verfahren erzielt werden, konkret darzustellen,
wurde für sechs nachstehende Testbehälter A bis F
die Abgabe von Na-Ionen in ppm mit einem Test gemäß ISO 4802-2 bestimmt.
Die Ergebnisse sind vergleichend in der folgenden Tabelle gegenübergestellt:
Man erkennt die deutliche Reduzierung der Na-Ionen-Abgabe, die überwiegend
unter 50% gegenüber dem traditionellen Verfahren liegt.
Claims (11)
1. Verfahren zum Herstellen eines Glasbehälters für medizinische
Zwecke, mit den Schritten:
- 1. Ausformen des Glasbehälters mit konventionellen Prozessen,
- 2. Waschen des Glasbehälters unmittelbar nach seiner Formgebung, sowie Trocknen des Glasbehälters, und, abschließend,
- 3. Wärmebehandeln des Glasbehälters zum Verringern der Restspannungen unter einen vorgegebenen Grenzwert.
2. Verfahren nach Anspruch 1 mit einem Prozeß zum Ausformen
des Glasbehälters, der ein Schmiermittel benötigt, dadurch
gekennzeichnet, daß ein Schmiermittel verwendet wird, welches
rückstandsfrei verdampft, und der Verdampfungsprozeß durch
Abflammen des Inneren des Glasbehälters nach seiner
vollzogenen Formgebung unterstützt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das
Abflammen mittels eines Gasbrenners durchgeführt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß das Waschen in der Weise erfolgt, daß das
Innere des Glasbehälters mehrmals mit gereinigtem warmen
Wasser ausgespült wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß
zumindest dem ersten Waschwasser Zusätze wie Essigsäure,
Zitronensäure oder waschaktive Substanzen zur Unterstützung
der Waschwirkung zugesetzt werden.
6. Verfahren nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß
das Waschen in einem mit Ultraschall beaufschlagten Bad
erfolgt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß das Trocknen des Glasbehälters durch
Ausblasen des Behälterinneren mit Reinluft erfolgt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß das Waschen des Glasbehälters in einer
partikelarmen Umgebung (Reinraum) erfolgt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch
gekennzeichnet, daß das Wärmebehandeln des Glasbehälters in
einer partikelarmen Umgebung (Reinraum) erfolgt.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch
gekennzeichnet, daß der wärmebehandelte Glasbehälter steril
verschlossen und versandfähig verpackt wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch
gekennzeichnet, daß der Glasbehälter aus Borosilikatglas
ausgeformt wird.
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