Die Erfindung bezieht sich auf eine oberschalige Waage nach dem Prinzip der
elektromagnetischen Kraftkompensation, mit einem oberen Lenker und einem
unteren Lenker, die zusammen als Parallelführung einen Lastaufnehmer mit
einem gehäusefesten Systemträger verbinden, wobei die systemträgerseitigen
Befestigungsstellen des oberen oder des unteren Lenkers zur Ecklastjustierung in
vertikaler Richtung geringfügig verstellbar sind, mit einem Übersetzungs
hebel, der mittels zweier Biegegelenke am Systemträger drehbar gelagert ist, mit
einem Koppelelement, das mittels Biegegelenken einerseits mit dem
Lastaufnehmer und andererseits mit dem kurzen Hebelarm des
Übersetzungshebels verbunden ist, mit einem Magneten, der am Systemträger
befestigt ist, und mit einer Spule, die am längeren Hebelarm des
Übersetzungshebels befestigt ist und in den Luftspalt des Magneten hineinragt,
wobei die der Masse des Wägegutes entsprechende Kraft vom Lastaufnehmer über
das Koppelelement auf den kurzen Hebelarm des Übersetzungshebels übertragen
wird und dort durch die Gegenkraft der stromdurchflossenen Spule am längeren
Hebelarm kompensiert wird.
Waagen dieser Art sind allgemein bekannt und beispielsweise in den deutschen
Gebrauchsmustern 84 09 629 U1 oder 295 09 829 U1 beschrieben. Dabei zeigt die
DE 84 09 629 U1 eine Ausführungsform, die aus einzelnen Bauteilen montiert ist,
während die DE 295 09 829 U1 eine monolithische Bauweise zeigt, bei der die
einzelnen Teile z. B. durch Fräsen aus einem einzigen Metallblock
herausgearbeitet sind.
Neben der üblichen Justierung der Parallelität von oberem und unterem Lenker
zur Vermeidung von Ecklastfehlern ist es aus der DE 35 05 070 C2 bekannt,
zusätzlich die Nachgiebigkeit der systemträgerseitigen Befestigungspunkte
mindestens eines Lenkers einstellbar veränderlich zu machen, um auch nichtlinear
von der Belastung abhängige Ecklastfehler zu beheben.
Diese in der DE 35 05 070 C2 offenbarten Einstellmittel erhöhen jedoch die Anzahl
der Teile, aus denen die Waage montiert werden muß, und erhöhen damit den
Aufwand für die Montage und die Justierung der Waage. Sie stehen damit dem
Ziel, die Waage aus möglichst wenigen Teilen zusammenzusetzen, entgegen.
Aufgabe der Erfindung ist es daher, mit einfacheren und auch für Waagen in
monolithischer Bauweise anwendbaren Mitteln die nichtlinear von der Belastung
abhängigen Ecklastfehler zu vermeiden.
Erfindungsgemäß wird dieses Ziel bei einer Waage der eingangs genannten Art
dadurch erreicht, daß die systemträgerseitigen Befestigungsstellen des anderen,
nicht verstellbaren Lenkers durch je eine durchgehende vertikale Längsnut und je
eine nicht durchgehende horizontale Längsnut vom restlichen Systemträger
teilweise getrennt sind, so daß hinter dem Ende der horizontalen Längsnut je ein
Verbindungsbereich zum restlichen Systemträger verbleibt, der die jeweiligen
Befestigungsstellen des Lenkers mit einer definierten federnden Nachgiebigkeit mit
dem restlichen Systemträger verbindet.
Durch diese erfindungsgemäße Ausführung wird zum einen eine klare funktionale
Trennung erreicht. Am einen Lenker, z. B. am oberen, erfolgt die (übliche)
Justierung der normalen (linearen) Ecklast, während die nichtlinear von der
Belastung abhängigen Ecklastfehler am anderen, im Beispiel also am unteren,
Lenker minimiert werden. Zum anderen erfordert die erfindungsgemäße
Ausführung keine zusätzlichen Teile und keine zusätzlichen Montageschritte,
sondern nur zusätzliche Nuten, die bei Waagen in monolithischer Bauweise
während des normalen Fertigungsvorganges mit nur geringem zusätzlichen
Aufwand z. B. eingefräst werden können.
Vorteilhafte Ausgestaltungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
Die Erfindung wird im folgenden anhand der schematischen Figuren beschrieben.
Dabei zeigt:
Fig. 1 eine perspektivische Ansicht schräg von oben/vorn der Waage in einer
ersten Ausführungsform,
Fig. 2 eine perspektivische Ansicht schräg von unten/hinten der Waage aus
Fig. 1,
Fig. 3 eine vergrößerte Seitenansicht des hinteren Teils der Waage aus Fig. 1,
Fig. 4 eine perspektivische Ansicht schräg von unten/hinten der Waage in
einer zweiten Ausführungsform,
Fig. 5 eine vergrößerte Seitenansicht des hinteren Teils der Waage aus Fig. 4,
Fig. 6 eine vergrößerte Seitenansicht des hinteren Teils der Waage in einer
dritten Ausführungsform,
Fig. 7 eine vergrößerte Seitenansicht des hinteren Teils der Waage in einer
vierten Ausführungsform,
Fig. 8 eine perspektivische Ansicht schräg von unten/hinten der Waage in
einer fünften Ausführungsform und
Fig. 9 eine vergrößerte Seitenansicht des hinteren Teils der Waage aus Fig. 8.
In den Fig. 1 bis 3 ist eine erste Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Waage
gezeigt; Fig. 1 ist eine perspektivische Ansicht schräg von oben/vorn, Fig. 2 ist eine
perspektivische Ansicht schräg von unten/hinten und Fig. 3 ist eine vergrößerte
Seitenansicht des hinteren Teils der Waage. Die Waage ist im wesentlichen aus
einem einzigen Grundkörper herausgearbeitet. Die Waage umfaßt einen
Systemträger 1, einen oberen Lenker, der in zwei Teillenker 3 und 3' aufgeteilt ist,
einen unteren Lenker, der in zwei Teillenker 4 und 4' aufgeteilt ist, und einen
Lastaufnehmer 2. Die beiden Teillenker 3 und 3' bilden in Aufsicht ein V bzw. die
Schenkel eines Trapezes. Das gleiche gilt für die unteren Teillenker 4 und 4'.
Oberer und unterer Lenker bilden in bekannter Weise eine Parallelführung für
den Lastaufnehmer 2, wobei die Dünnstellen 30/30'/31/31' bzw. 40/40'/41/41' an
den Enden der Lenker die Gelenkpunkte bilden. Am Lastaufnehmer 2 ist eine
nicht dargestellte Waagschale befestigt. Die Waage umfaßt weiterhin einen
Übersetzungshebel 5, der durch einen Graben 6 vom Systemträger I getrennt ist,
und die zwei Biegegelenke 7 zur Lagerung des Übersetzungshebels 5 am
Systemträger 1, von denen nur ein Biegegelenk 7 in Fig. 1 erkennbar ist, während
das zweite, symmetrisch zum ersten angeordnete durch den Lastaufnehmer 2
verdeckt ist. Die Biegegelenke 7 gehen nach oben in einen Bereich 8 des
Systemträgers 1 über und nach unten in eine Quertraverse 9. Diese Quertraverse 9
trägt den Übersetzungshebel 5. Die Verbindung zwischen dem vorderen Teil des
Übersetzungshebels 5 und dem Lastaufnehmer 2 erfolgt durch ein ebenfalls
integriertes Koppelelement 12. Das Koppelelement 12 ist durch eine obere
Dünnstelle (Biegegelenk) 13 mit dem vorderen Ende 11 des Übersetzungshebels
gelenkig verbunden und durch eine untere Dünnstelle (Biegegelenk) 14 mit dem
unteren Teil des Lastaufnehmers 2. In der Mitte des Koppelelementes 12 befindet
sich eine weitere Dünnstelle 15, die senkrecht zu den beiden anderen Dünnstellen
13 und 14 liegt, so daß eine Entkopplung zwischen Lastaufnehmer 2 und
Übersetzungshebel 5 in beiden Richtungen erreicht wird. Das Koppelelement 12
mit seinen Biegegelenken 13 und 14 und der Übersetzungshebel 5 mit seinen
Biegegelenken 7 sind durch Schlitze aus mindestens zwei verschiedenen
Richtungen vom restlichen Grundkörper getrennt. Weiter weist der
Übersetzungshebel 5 einen Spulenhalter 16 auf, an dem eine - nicht dargestellte -
Spule von unten her befestigt werden kann, die dann in den Luftspalt eines
zylinderförmigen Permanentmagneten hineinragt, der von unten her in die dafür
vorgesehene Öffnung 17 eingeschoben und dort befestigt werden kann. In den
Übersetzungshebel 5 ist auch der Schlitz 37 einer optischen Lagenabtastung
integriert. Für den Einbau der Leuchtdiode und der Differenzfotodioden der
optischen Lagenabtastung ist ein Freiraum 20 vorhanden.
Zur Justierung der Parallelität von oberem und unterem Lenker sind die
Befestigungsstellen 23 und 23' des oberen Lenkers 3/3' in ihrer vertikalen Lage
etwas verstellbar. Dazu sind die Befestigungsstellen 23 und 23' durch Dünnstellen
24 und 24' mit dem Systemträger 1 verbunden und beim Verstellen des
Ecklasteinstellhebels 27 bzw. 27' überträgt sich die vertikale Bewegung am Ende
28 bzw. 28' des Ecklasteinstellhebels 27 bzw. 27' entsprechend untersetzt auf die
Befestigungsstellen 23 und 23', so daß sich die Lage der Dünnstellen 30 bzw. 30'
und damit die Lage der effektiven Gelenkpunkte des Lenkers 3 bzw. 3' relativ zum
Lenker 4/4' ändert. Die Justierung der Enden 28 bzw. 28' der Ecklasteinstellhebel
27 bzw. 27' erfolgt durch nicht dargestellte Verstellmittel, beispielsweise durch
eine Gewindestange durch die eingezeichneten Löcher 29 bzw. 29', wobei die
Feinfühligkeit in bekannter Weise durch den Einsatz von Differenzgewinde erhöht
werden kann.
Die bisher beschriebenen Teile der Waage und ihre Funktion sind allgemein
bekannt und daher im vorstehenden nur ganz kurz erläutert. Eine detailliertere
Beschreibung dieser Waagen in monolithischer Bauweise findet sich z. B. in dem
schon zitierten DE-GM 295 09 829. Das Gehäuse der Waage und die Elektronik
sind im vorstehenden nicht dargestellt und beschrieben, da diese Teile allgemein
bekannt sind und für die Erfindung unwesentlich sind.
In der erfindungsgemäßen Ausführung der Waage ist nun zusätzlich je eine
vertikale Längsnut 42 bzw. 42' vorhanden, die die systemträgerseitigen
Befestigungsstellen 43 bzw. 43' des unteren Lenkers 4/4' vom restlichen
Systemträger 1 trennt. Diese beiden Nuten 42 und 42' sind in Fig. 2 erkennbar; in
der Seitenansicht in Fig. 3 ist nur der Grund der Nut 42 durch die gestrichelte
Linie 44 angedeutet. Außerdem ist die Verbindung zwischen den
Befestigungsstellen 43 bzw. 43, und dem restlichen Systemträger 1 durch je eine
horizontale Längsnut 45 bzw. 45', die in einem schräg nach hinten/oben
auslaufenden Bereich 46 bzw. 46' endet, geschwächt. Die Bezeichnung Längsnut
soll dabei eine Nut beschreiben, die sich in Längsrichtung des Übersetzungs
hebels 5 erstreckt, die also z. B. durch einen Fräser erzeugt wird, der
sich in Längsrichtung des Übersetzungshebels 5 bewegt. Die Bezeichnung vertikale
Längsnut soll dabei bedeuten, daß diese Nut z. B. durch einen Fräser mit
vertikaler Achse erzeugt werden kann. Dementsprechend kann die horizontale
Längsnut 45 durch einen Fräser mit horizontaler Achse erzeugt werden, der in
Längsrichtung bewegt wird. Als vorn wird die Seite der Waage bezeichnet, an der
sich der Lastaufnehmer 2 befindet, als hinten wird dementsprechend die
gegenüberliegende Seite bezeichnet.
Durch die beiden eben beschriebenen Nuten wird die jeweilige Befestigungsstelle
43 bzw. 43' mit einer definierten federnden Nachgiebigkeit mit dem restlichen
Systemträger 1 verbunden. Die Größe dieser Nachgiebigkeit läßt sich durch die
Länge der Längsnut 45/45' bzw. des Bereichs 46/46' verändern und damit an die
Nachgiebigkeit der Befestigungsstellen 23 bzw. 23' des oberen Lenkers 3/3'
anpassen. Diese Anpassung kann entweder individuell an jeder einzelnen Waage
auf jeder Seite erfolgen (durch eine geringfügige Verlängerung der Nut 45/45' bzw.
des Bereichs 46/46' z. B. mit einem Miniaturfräser), oder aber anhand von ersten
Ausfallmustern für eine ganze Waagenserie gleichartig vorgegeben werden.
In den Fig. 4 und 5 ist eine zweite Ausführungsform der erfindungsgemäßen
Waage gezeigt. Fig. 4 ist eine perspektivische Ansicht von unten/hinten, Fig. 5 ist
eine vergrößerte Seitenansicht des hinteren Teils der Waage. Gleiche Teile wie in
der ersten Ausführungsform sind mit den gleichen Bezugszahlen gekennzeichnet
und werden nicht nochmals beschrieben. In dieser zweiten Ausgestaltung weist die
durchgehende Längsnut 47 bzw. 47' einen schrägen Grund auf. In Fig. 5 ist dieser
Grund der Längsnut 47 durch die gestrichelte Linie 48 angedeutet. Diese Längsnut
47 bzw. 47' ergibt eine etwas stärkere Entkopplung der Befestigungsstellen 43 bzw.
43' vom restlichen Systemträger 1.
In den Fig. 6 und 7 sind zwei weitere Ausführungsformen gezeigt, die sich nur
in der Form der horizontalen Längsnut voneinander und von den vorhergehenden
Ausführungsformen unterscheiden. Beide Figuren sind Seitenansicht auf den
hinteren Teil der Waage. In Fig. 6 verläuft die horizontale Längsnut zuerst
horizontal (Bereich 50) und endet in einem vertikal laufenden Teil 51. In Fig. 7
verläuft die horizontale Längsnut ebenfalls zuerst horizontal (Bereich 52) und
endet dann in einem Teil 53, der schräg nach hinten/oben verläuft und eine
geringere Breite als die restliche Nut 52 aufweist.
In den Fig. 8 und 9 ist eine fünfte Ausführungsform der erfindungsgemäßen
Waage gezeigt; Fig. 8 ist eine perspektivische Ansicht schräg von unten/hinten,
Fig. 9 eine vergrößerte Seitenansicht des hinteren Teils der Waage. Gleiche Teile
wie in der ersten Ausgestaltung sind wieder mit den gleichen Bezugszahlen
bezeichnet. In dieser Ausführungsform verläuft die durchgehende vertikale
Längsnut 62 bzw. 62' genauso wie in der Ausführungsform gemäß den Fig. 1
bis 3, die nicht durchgehende horizontale Längsnut 60 bzw. 60' verläuft jedoch von
der Hinterseite des Systemträgers 1 in den Systemträger hinein und endet dort.
Die Ebene dieser Längsnut 60 bzw. 60' ist dabei gegenüber der Ebene der Lenker
4/4' vertikal nach oben versetzt, wie es in Fig. 8 und 9 erkennbar ist. Hinter dein
Ende dieser Längsnut 60 bzw. 60' in Richtung zum Lastaufnehmer 2 hin bleibt
dann ein Verbindungsbereich 61 bzw. 61' zwischen den Befestigungsstellen 43 bzw.
43' und dem Systemträger 1, der die notwendige federnde Nachgiebigkeit aufweist.
Im vorstehenden ist immer davon ausgegangen, daß der obere Lenker 3/3' zur
Ecklastjustierung geringfügig verstellbar ist und die erfindungsgemäßen Nuten an
den Befestigungsstellen für den unteren Lenker 4/4' angeordnet sind.
Selbstverständlich kann dies jedoch auch genau umgekehrt sein: Der untere
Lenker ist zur Ecklastjustierung geringfügig verstellbar und die Nuten befinden
sich an den Befestigungsstellen für den oberen Lenker. In der Beschreibung muß
dazu nur jeweils oben und unten gegeneinander vertauscht werden.
Die Erfindung ist am Beispiel einer monolithischen Waage beschrieben worden.
Sie kann jedoch in gleicher Weise auch für Waagen angewendet werden, bei denen
z. B. die Lenker, der Übersetzungshebel, das Koppelelement und/oder die
einzelnen Biegegelenke nicht Teil des monolithischen Blockes sind, sondern als
gesonderte Einzelteile an die restliche Waage angeschraubt werden.