DE19711597C2 - Arzneimittelzubereitung zur Eradikation einer Infektion mit Helicobacter pylori - Google Patents
Arzneimittelzubereitung zur Eradikation einer Infektion mit Helicobacter pyloriInfo
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Description
Gegenstand der Erfindung ist eine unlösliche Wismutsalze
enthaltende Arzneimittelzubereitung zur Eradikation einer
Infektion mit Helicobacter pylori.
Es ist bekannt, daß als eine Hauptursache für die Entstehung
der Magenschleimhautentzündung (Gastritis) sowie des Magen-
und Zwölffingerdarmgeschwürs eine Infektion mit Helicobacter
pylori verantwortlich gemacht werden muß. Während man lange
Zeit davon ausging, daß die Magenbeschwerden fast immer eine
Folge von übermäßigen Streß und seelischen Belastungen seien,
hat man heute Gewißheit darüber, daß viele Magenbeschwerden
auf das 1983 von den beiden australischen Ärzten Barry
Marshall und Rob Warren entdeckte Bakterium Helicobacter
pylori zurückzuführen sind. Heute geht man davon aus, daß ein
Drittel der Weltbevölkerung mit dem Bakterium infiziert ist.
Jede Infektion mit Helicobacter pylori löst eine Magen
schleimhautentzündung aus, doch die weitaus meisten der
chronischen Entzündungen bleiben ohne Symptome. Mehr als 90%
aller Zwölffingerdarmgeschwüre und 80% der Magengeschwüre
haben ihren Ausgangspunkt in einer Infektion mit Helicobacter
pylori. Er wird außerdem als ein wichtiger Risikofaktor für
die Entwicklung eines bösartigen Magentumors angesehen. Die
Weltgesundheitsorganisation hat Helicobacter pylori kürzlich
als "definitives Karzinogen" eingestuft (1).
Bei der Behandlung von durch Helicobacter pylori hervor
gerufenen Magenerkrankungen erwiesen sich Monotherapien mit
Wismutsalzen allein oder mit Antibiotika wie Amoxicillin als
nicht sehr erfolgreich. Es wurde jedoch bald erkannt, daß zur
Ulkusbehandlung Antibiotika mit säurehemmenden Wirkstoffen
kombiniert werden müssen. Als Standard galt bis vor kurzem die
klassische Tripeltherapie. Dabei werden Wismutsalze mit
Metronidazol und Amoxicillin oder Tetracyclinen verabreicht,
um antibiotische und säurehemmende Wirkungen miteinander zu
kombinieren. Die Tripeltherapie ist zwar sehr effizient, die
Heilungsraten liegen bei 65 bis 96%, aber sie ist auch
komplikationsträchtig: ihre Nebenwirkungsrate beträgt wegen
der hohen einzunehmenden Substanzmenge 30 bis 60%. Ein
weiterer Nachteil ist die große Menge an Tabletten, die der
Patient einnehmen muß (2).
Als nebenwirkungsärmere Alternative kann eine Dualtherapie
über 14 Tage durchgeführt werden. Dabei wird ein H2-Antagonist
meistens mit Amoxicillin kombiniert. Die Heilungsraten liegen
bei dieser Therapieform stark schwankend zwischen 23 und 91%.
Der Vorteil des H2-Antagonisten liegt in der raschen Schmerz
linderung durch die effiziente Unterdrückung der Säure
produktion.
Eine weitere Behandlungsform ist die modifizierte Kurzzeit-
Tripeltherapie über 7 Tage. Dabei wird an Stelle eines
Wismutsalzes ein H2-Antagonist mit Metronidazol und Clari
thromycin kombiniert. Mit dieser Therapie können annähernd 95%
der Patienten geheilt werden (2).
Alle auf dem Einsatz einer Kombination verschiedener Antibio
tika beruhenden Therapien von Helicobacter pylori-Infektionen
haben jedoch den Nachteil, daß sie Schädungen des intestinalen
Immunsystems durch die Zerstörung der physiologischen
Darmflora zur Folge haben. Appetitlosigkeit, Übelkeit,
Erbrechen und Diarrhö werden deshalb als unerwünschte
Nebenwirkungen beobachtet.
Es stellte sich deshalb die Aufgabe, eine gegen Helicobacter
pylori hochwirksame Arzneizubereitung zu entwickeln, bei der
auf den Einsatz von Antibiotika verzichtet werden kann.
Diese Aufgabe wird durch eine Arzneimittelzubereitung zur
Eradikation einer Infektion mit Helicobacter pylori gelöst,
die als Wirkstoffe ein praktisch wasserunlösliches Wismutsalz,
einen Trockenextrakt aus der Kamille und ein entöltes
Leinsamenpulver sowie andere physiologisch verträgliche
Zusatzstoffe, zum Beispiel Lactose, enthält.
Im allgemeinen enthält die erfindungsgemäße Arzneimittel
zubereitung 5 bis 25 Gewichtsprozent des praktisch wasser
unlöslichen Wismutsalzes, 1 bis 10 Gewichtsprozent des
Trockenextraktes aus der Kamille und 10 bis 80 Gewichtsprozent
des entölten Leinsamenpulvers.
Als praktisch wasserunlösliche Wismutsalze haben sich
Wismutsubnitrat, Wismutsubzitrat und Wismutsubsalizylat
besonders bewährt.
Die Wirkung von Wismutsalzen bei der Behandlung einer
Helicobacter pylori-Infektion beruht auf drei verschiedenen
Wirkungen von Wismutsalzen:
- 1. Wismutsalze haben einen antibakteriellen Effekt gegen Helicobacter pylori wegen Hemmung möglicher Virulenzfak toren wie bakteriellen Lipasen, Phospholipasen, Protea sen und Glykosidasen. Es kommt zu einem Verlust der Adhäsion von Helicobacter pylori an der apikalen Zell membran der Mukosazellen und zur Vakuolenbildungen und Fragmentierungen der Zellwände von Helicobacter pylori.
- 2. Wismutsalze schützen darüber hinaus die Magenschleimhaut durch Steigerung der Synthese des Prostaglandins PGE 2 in der Schleimhaut; sie stimulieren die Bicarbonat sekretion in der Schleimhaut und schützen sie vor exogenen Noxen wie Alkohol oder Aspirin.
- 3. Außerdem ist bekannt, daß Wismutsalze den von der Mukosa gebildeten Schleim, den Mucus, schützen.
Diese Wirkungen praktisch unlöslicher basischer Wismutsalze
werden nun erfindungsgemäß verstärkt durch Naturheilmittel,
die die Magenschleimheit oder den von ihr gebildeten Schleim
zusätzlich schützen und damit die Wirkung der Wismutsalze
unterstüten. Der Schutz der Magenschleimhaut wird deshalb
erfindungsgemäß durch einen Trockenextrakt aus den Blüten der
Kamille verstärkt, der als Wirkstoffe Chamazulen, Bisabolol,
Terpene, Flavone und Schleimstoffe enthält und für seine
analgetische wie auch spasmolytische und antiphlogistische
Wirkung bekannt ist. Chamazulen, Bisabolol, Terpene und
Flavone wirken antiphlogistisch, Bisabolol und Flavone
außerdem auch spasmolytisch. Weiterhin ist bekannt, daß
Bisabolol auch antiseptische und kurativ antiulcerogene
Wirkungen hat.
Eine ausgeprägte schleimhautprotektive Wirkung wird auch dem
entölten Leinsamenpulver zugeordnet. Leinsamen gehört zu den
wichtigsten schleimbildenden Naturstoffen. Entölter Leinsamen
entfaltet über seine abdeckende Wirkung und seine Schleim
bildung in erster Linie eine Schutzschicht über der gereizten
und entzündlich veränderten Mucosa des Magens und des
Duodenums. Im Zusammenwirken mit den Wirkstoffen der Kamille
führt entölter Leinsamen auf schnellem Wege eine Schmerzlin
derung herbei.
Der Nachweis der Wirksamkeit der erfindungsgemäßen Arznei
mittelzubereitung wurde mit folgender Mischung durchgeführt:
Arzneilich wirksame Bestandteile | 5 g Pulver enthalten |
Basisches Wismutnitrat | 0,50 g |
Trockenextrakt aus Kamillenblüten | 0,135 g |
Leinsamen entölt | 2,25 g |
Lactose | ad 5 g |
Mit dieser Arzneimittelzubereitung wurde eine Anwendungsbeob
achtung an Patienten durchgeführt, die einen positiven
Helicobacter-Befund aufwiesen. Zur Objektivierung der
Ergebnisse diente der C13-Harnstoff-Atemtest für den Nachweis
für Helicobacter pylori vor und nach der Therapie mit der
erfindungsgemäßen Arzneimittelzubereitung.
Dieser Atemtest, der von der amerikanischen Gesundheitsbehörde
NIH 1994 als die beste Nachweismethode für eine erfolgreiche
Therapiekontrolle empfohlen wurde, wird in folgender Weise
durchgeführt:
- - es wird zunächst der Nullwert t0 gemessen, indem Atemluft über ein Trinkröhrchen in ein Reagenzglas geblasen wird,
- - es werden 200 ml einer Nährlösung bestehend aus frischem Orangensaft verabreicht,
- - dann wird als Testsubstanz Harnstoff verabreicht, der ein markiertes C13-Atom enthält,
- - 30 Minuten nach Einnahme der Testsubstanz werden die ersten Meßwerte erfaßt.
Helicobacter pylori metabolisiert den Harnstoff mittels Urease
in CO2 und NH3. CO2 erreicht über die Blutbahn die Lunge und
entweicht mit der Atemluft.
Der Test ist nicht belastend, sicher, frei von Nebenwirkungen,
kann beliebig oft wiederholt werden und weist Helicobacter
pylori mit hoher Sensitivität und Spezifität von über 97%
nach. Damit sind die erzielten Untersuchungsergebnisse dem
serologischen und endoskopischen Nachweis mindestens gleich
wertig.
Vor Beginn der Behandlung mit der erfindungsgemäßen Arznei
mittelzubereitung wurden 27 Patienten von drei Ärzten auf das
Vorhandensein einer Helicobacter pylori-Infektion mittels des
Atemtests untersucht. Von den Patienten waren 15 weiblichen
und 12 männlichen Geschlechts. Eine Helicobacter pylori-
Infektion konnte bei 14 Patienten nachgewiesen werden.
Nach einer Therapie mit der erfindungsgemäßen Arzneimittel
zubereitung durch 3mal tägliche Einnahme von jeweils 5 g vor
den Mahlzeiten mit etwas Wasser über einen Zeitraum von 28
Tagen wurde bei allen Patienten mit nachgewiesener Helic
obacter-Infektion ein zweiter Atemtest durchgeführt. Dabei
zeigte sich, daß der Atemkontrolltest in 13 von 14 Fällen
negativ war. Bei einem Patienten ergab sich auch nach 28 Tagen
ein positiver Helicobacter pylori-Nachweis. Nach Angaben des
behandelnden Arztes handelte es sich um einen Patienten mit
mangelnder Compliance, der nicht regelmäßig die Prüfmedikation
einnahm.
Zur Überprüfung der Therapieergebnisse und der Dauerhaftigkeit
des Therapieerfolges wurde bei 10 Patienten mit nachgewiesener
Helicobacter pylori-Infektion und einem negativen Helicobacter
pylori-Nachweis nach 4 Wochen erneut sowohl 6 Wochen als auch
1 Jahr nach dem Therapieende ein zweiter und dritter Kontroll
atemtest durchgeführt. Auch diese Befunde bestätigten die hohe
Effektivität der Therapie mit der erfindungsgemäßen Arznei
mittelzubereitung: es war nur ein Rezidiv nachzuweisen.
Legt man zur Bewertung die Definition von David Y. Graham et
al. zur Eradikation zugrunde ("Eradication was defind as in
ability to show H. pylori more than one month after ending
therapy") zeigte sich eine Eradikationsrate von 86%. Aber
selbst ein Jahr nach Therapieende betrug die Eradikationsrate
noch 79%.
Aus den hierbei erhaltenen Ergebnissen ist zu erkennen, daß
Wismutsalze in der Therapie zur Beseitigung einer Helicobacter
pylori-Infektion ein hervorragendes Mittel sind. Während die
Monotherapie mit Wismutsalzen zu keinen befriedigenden
Helicobacter pylori-Eradikationsraten führt, ist die Kombina
tionstherapie bei gleichzeitiger Verabreichung der Wismutsalze
mit Amoxicillin, Tetracyclinen und/oder H2-Antagonisten durch
eine verbesserte Eradikationsrate gegenüber der Wismut
monotherapie von ca. 89% gekennzeichnet, weist aber gleich
zeitig eine hohe Nebenwirkungsrate von 15% auf (3). Nicht
eingeschlossen sind die Nebenwirkungen durch Schädigungen des
intestinalen Immunsystems infolge der Zerstörung der physiolo
gischen Darmflora (Darmdysbiose).
Alle bisher vorliegenden Untersuchungsergebnisse zeigen
eindeutig die Überlegenheit der Kombination der Wismutsalze
mit phytotherapeutischen Komponenten. Die kontrollierte
Anwendungsbeobachtung berechtigt zu der Aussage, eine Therapie
mit der erfindungsgemäßen Arzneimittelzubereitung führt nicht
nur zur Eliminierung des Helicobacter pylori, sondern auch zu
einer Eradikation. Da die Behandlung mit der erfindungsgemäßen
Zubereitung gegenüber einer antibiotischen Komplextherapie
wesentlich kostengünstiger durchgeführt werden kann, der
Patient kein kompliziertes Arzneimittel-Regime zu beachten
hat, keine zusätzlichen Schäden wie Antibiotikaresistenz,
Dysbiose des Darmes u. a. zu erwarten sind, ergibt sich ein
eindeutiger Vorteil der Behandlung von Helicobacter pylori-
Patienten mit der erfindungsgemäßen Arzneimittelzubereitung.
- 1. Deutsche Apothekerzeitung 1996, 136. Jahrgang, Nr. 47, Seite 4221 ff.
- 2. Deutsche Apothekerzeitung 1995, 135. Jahrgang, Nr. 41, Seite 3859 ff.
- 3. Leiss, O.; von Bergmann, K.: "Klinisch-pharmakologische Überlegungen zur Helicobacter pylori-Eradikationsthera pie"; Z. für Gastroenterologie, 31/1993, 7/8.
Claims (6)
1. Arzneimittelzubereitung zur Eradikation einer Infektion
mit Helicobacter pylori, dadurch gekennzeichnet, daß sie
- a) ein praktisch wasserunlösliches Wismutsalz,
- b) einen Trockenextrakt aus der Kamille,
- c) ein entöltes Leinsamenpulver
2. Arzneimittelzubereitung nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß sie
- a) 5 bis 25 Gewichtsprozent eines praktisch wasser unlöslichen Wismutsalzes,
- b) 1 bis 10 Gewichtsprozent eines Trockenextraktes aus der Kamille,
- c) 10 bis 80 Gewichtsprozent eines entöltes Lein samenpulvers
3. Arzneimittelzubereitung nach den Ansprüchen 1 bis 2,
dadurch gekennzeichnet, daß sie als praktisch wasserunlösli
ches Wismutsalz basisches Wismutnitrat (Bismutum subnitricum)
enthält.
4. Arzneimittelzubereitung nach den Ansprüchen 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß sie einen Trockenextrakt aus dem
Blüten von Matricaria chamomilla enthält.
5. Arzneimittelzubereitung nach den Ansprüchen 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß sie als physiologisch ver
träglichen Zusatzstoff Lactose enthält.
6. Arzneimittelzubereitung nach den Ansprüchen 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß sie als Trockenpulver vorliegt.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1997111597 DE19711597C2 (de) | 1997-03-20 | 1997-03-20 | Arzneimittelzubereitung zur Eradikation einer Infektion mit Helicobacter pylori |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE1997111597 DE19711597C2 (de) | 1997-03-20 | 1997-03-20 | Arzneimittelzubereitung zur Eradikation einer Infektion mit Helicobacter pylori |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19711597A1 DE19711597A1 (de) | 1998-09-24 |
DE19711597C2 true DE19711597C2 (de) | 1999-05-06 |
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ID=7823997
Family Applications (1)
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---|---|---|---|
DE1997111597 Expired - Fee Related DE19711597C2 (de) | 1997-03-20 | 1997-03-20 | Arzneimittelzubereitung zur Eradikation einer Infektion mit Helicobacter pylori |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19711597C2 (de) |
Citations (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US5560912A (en) * | 1994-06-27 | 1996-10-01 | Technion Research & Development Foundation Ltd. | Method for inhibiting growth of helicobacter pylori |
-
1997
- 1997-03-20 DE DE1997111597 patent/DE19711597C2/de not_active Expired - Fee Related
Patent Citations (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US5560912A (en) * | 1994-06-27 | 1996-10-01 | Technion Research & Development Foundation Ltd. | Method for inhibiting growth of helicobacter pylori |
Non-Patent Citations (1)
Title |
---|
Datenbank DDFU bei STN, AN 93-30655 DDFU T M G S, Kantor A., Gyogyszereszet 37, No.3, 157-159, 1993 * |
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
DE19711597A1 (de) | 1998-09-24 |
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