DE19650736C1 - Verfahren zur Verformung von dickwandigen Bauteilen - Google Patents
Verfahren zur Verformung von dickwandigen BauteilenInfo
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- C21D7/02—Modifying the physical properties of iron or steel by deformation by cold working
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- C21D7/12—Modifying the physical properties of iron or steel by deformation by cold working of the whole cross-section, e.g. of concrete reinforcing bars by expanding tubular bodies
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Description
Zur Erzeugung von Eigenspannungen mit dem Ziel einer Be
einflussung der Spannungsverteilung zur besseren Werk
stoffausnutzung ist es bekannt, dickwandige Zylinder
durch Innendruck gezielt plastisch zu verformen (z. B. DE
43 37 517 A1). Dieses auch als Autofrettage bezeichnete
Verfahren zur Erhöhung der statischen und dynamischen Be
lastbarkeit innendruckbeanspruchter dickwandiger hohler
Bauteile wird bislang immer nur bei Raumtemperatur ange
wandt. Die dabei erzielbare Erhöhung der Belastbarkeit
ist allerdings für bestimmte metallische Werkstoffe zu
gering, um einen Einsatz im Hochdruckbereich sicherzu
stellen.
Der Erfindung liegt ausgehend vom Stand der Technik die
Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur plastischen Verfor
mung von dickwandigen hohlen metallischen Bauteilen zu
schaffen, durch das die Betriebsfestigkeit der Bauteile
unter bevorzugt schwellendem Innendruck merklich gestei
gert werden kann.
Diese Aufgabe wird mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 ge
löst.
Die Erfindung hat erkannt, daß bei einer gezielten pla
stischen Verformung der inneren Oberflächen von gekühlten
hohlen Bauteilen aus bei tiefen Temperaturen eine höhere
Streckgrenze als bei Raumtemperatur und/oder eine erhöhte
Kaltverfestigung bei tieferen Temperaturen aufweisenden
metallischen Werkstoffen bei einer Temperatur unterhalb
der Raumtemperatur, insbesondere deutlich unterhalb der
Raumtemperatur, und zwar etwa zwischen -50°C und
-110°C, sowie mit einem tieftemperaturtauglichen Hoch
druckfluid die Belastbarkeit der Bauteile bei Raumtempe
ratur oder bei einer darüber liegenden Temperatur durch
die Einstellung eines besonders günstigen Eigenspannungs
zustands stark verbessert werden kann. In diesem Zusam
menhang trägt bei als metastabil zu bezeichnenden auste
nitischen Stählen zusätzlich bei tiefer Temperatur eine
stark ausgeprägte Tendenz zur martensitischen Umwandlung
in besonderem Maße zu einer weiteren Festigkeitssteige
rung bei plastischer Kaltverformung bei. Diese Festig
keitssteigerung bleibt bis zu einer Temperatur von etwa
400°C erhalten, da die eingebrachten Gefügeänderungen,
insbesondere die martensitische Phase, stabil bleiben.
Somit ist eine deutliche Verbesserung der Ermüdungsfe
stigkeit bei anschließender Raumtemperaturbeanspruchung
unter schwellendem Innendruck erzielbar.
Das erfindungsgemäße Verfahren zur Erhöhung der stati
schen und dynamischen Belastbarkeit innendruckbeanspruch
ter dickwandiger hohler Bauteile, insbesondere aus Stahl,
ist mit Erfolg sowohl bei der Vollautofrettage mit einer
vergleichsweise hohen plastischen Verformung der inneren
Oberflächen und stärkerer verformungsinduzierter Marten
sitbildung als auch bei der Grenzautofrettage mit einer
demgegenüber geringeren verformungsinduzierten Martensit
bildung und kleineren Verformungsgraden anwendbar.
Darüberhinaus kann die Tieftemperatur-Autofrettage an
dickwandigen Bauteilen mit geometrischen Kerben, z. B. in
Form von Querbohrungen, angewandt werden. Auch in diesen
Fällen wird eine hohe Steigerung der Betriebsfestigkeit
erzielt. Interne Versuche haben ergeben, daß die Bruch
lastspielzahlen quergebohrter Proben im Zeit-Festigkeits-
Bereich Werte erreichen, die Proben ohne Querbohrungen im
nicht autofrettierten Zustand gleichen. Somit kann durch
die Tieftemperatur-Autofrettage die Kerbwirkung durch die
Querbohrungen deutlich abgesenkt und die Ermüdungsfestig
keit verbessert werden.
Die erfindungsgemäße Tieftemperatur-Autofrettage stellt
ein technisch vielversprechendes Verfahren dar, das die
Möglichkeit bietet, insbesondere Bauteile aus austeniti
schem Stahl für den Druckbereich bis etwa 2600 bar bei
glatten Innenwänden und bis zu 1600 bar bei Bauteilen mit
Kerben, das heißt mit Querbohrungen, bei Beanspruchungen
mit pulsierendem Innendruck dauerfest einzusetzen, der
bislang mit der Raumtemperatur-Autofrettage nicht er
reichbar war. Der technisch erhöhte Aufwand ist aufgrund
der erheblichen Verbesserung des Ermüdungsverhaltens
durchaus gerechtfertigt. Ein weiterer Vorteil ist, daß
durch die speziellen Gefügeveränderungen und Verformungs
vorgänge die bei tiefen Temperaturen eingestellten Fe
stigkeitssteigerungen und Eigenspannungszustände als sehr
stabil bei Raumtemperatur anzusehen sind.
Von der grundsätzlichen Wirkungsweise her ist das Verfah
ren nicht auf Bauteile aus austenitischem Stahl be
schränkt. Prinzipiell ist das Verfahren auch auf Bauteile
aus anderen metallischen Werkstoffen anwendbar, sofern
diese Werkstoffe bei tiefen Temperaturen eine höhere
Streckgrenze als bei Raumtemperatur besitzen und/oder
eine erhöhte Kaltverformung bei tieferen Temperaturen
aufweisen. Der Effekt der Festigkeitssteigerung durch
verformungsinduzierte martensitische Umwandlung kann zu
sätzlich bei metastabil austenitischen Stählen genutzt
werden.
Je nach gewünschtem Verformungsgrad können entsprechend
den Merkmalen des Anspruchs 2 die Bauteile bei einem In
nendruck zwischen etwa 2500 bar und etwa 5700 bar mit
einem Hochdruckfluid beaufschlagt werden. In Abhängigkeit
von der Bauteilgeometrie und den jeweiligen Werkstoffen
können dann die geeigneten Innendrücke eingeleitet wer
den.
Nach Anspruch 3 wird als Hochdruckfluid bevorzugt ein bis
-100°C tieftemperaturtaugliches Fluid, insbesondere eine
Mischung aus einem Silikonöl und Pentan, verwendet. Eine
derartige Mischung läßt die Übertragung höchster Drücke
bei tiefsten Temperaturen zu (5700 bar bei -100°C).
Außerdem ermöglicht eine derartige Mischung eine ausrei
chende Schmierung der notwendigen Hochdruckpumpen und be
sitzt auch im Vergleich mit Fluiden ohne Ölanteil ein
deutlich geringeres Gefahrenpotential.
Die Erfindung ist nachfolgend anhand von in den Zeichnun
gen dargestellten Ausführungsbeispielen näher erläutert.
Es zeigen:
Fig. 1 im schematischen Querschnitt eine Vorrichtung
zur Tieftemperatur-Autofrettage von Bauteilen
in Form von Rohrproben und
Fig.
2 bis 4 verschiedene Wöhlerkurven für mit schwellen
dem Innendruck ermüdete dickwandige Rohre
ohne und mit Querbohrungen bei Raumtemperatur
sowie nach Autofrettage bei Raumtemperatur
und bei tiefen Temperaturen.
In Fig. 1 ist eine Vorrichtung 1 zur Tieftemperatur-
Autofrettage von Bauteilen 2 in Form von Rohrproben dar
gestellt. Die Vorrichtung 1 befindet sich in einer Klima
kammer 3, die bis -100°C gezielt temperierbar ist. Die
Klimakammer 3 kann von einer wärmeisolierenden Schicht 4
umgeben sein, die aus einer Isolierwand oder einem Vakuum
bestehen kann.
In der Klimakammer 3 befindet sich ein örtlich fixierter
Rahmen 5 mit einer Basis 6 und zwei endseitig von der Ba
sis 6 vertikal nach oben ragenden Schenkeln 7, 8. Die
Schenkel 7, 8 sind von sich horizontal erstreckenden, ko
axial zueinander ausgerichteten Gewindebohrungen 9 durch
zogen. In die Gewindebohrungen 9 sind Spannbolzen 10, 11
verdrehbar und dadurch axial verlagerbar eingesetzt.
Der im Schenkel 7 gelagerte Spannbolzen 10 besteht aus
Vollmaterial und besitzt an dem zum anderen Schenkel 8
gerichteten Ende einen Dichtkonus 12.
Der andere Spannbolzen 11 ist in Längsrichtung von einem
Kanal 13 durchzogen, der über ein Hochdruckrohr 14 mit
einem Hochdruckfluid, welches bis -100°C tieftemperatur
tauglich ist, beaufschlagt werden kann. Auch dieser
Spannbolzen 11 besitzt an dem zum anderen Schenkel 7 ge
richteten Ende einen Dichtkonus 12.
Die Dichtkonen 12 der Spannbolzen 10, 11 fassen in die
endseitigen Mündungen 15 von in den Bauteilen 2 befindli
chen Bohrungen 16. In die jeweils gegenüberliegenden Mün
dungen 17 der Bohrungen 16 der Bauteile 2 fassen Dicht
konen 18 eines mit einem Längskanal 19 versehenen
Brückenbolzens 20.
Durch entsprechende Verlagerung der Spannbolzen 10, 11 in
den Schenkeln 7, 8 können mithin die Bauteile 2 zwischen
den Spannbolzen 10, 11 und dem Brückenbolzen 20 dicht
verspannt werden.
Nach dem Verspannen der Bauteile 2 werden die Oberflächen
ihrer Bohrungen 16 durch Autofrettage behandelt, das
heißt, sie werden mit dem Hochdruckfluid beaufschlagt mit
dem Ziel, daß die Bauteile 2 bei Einsatz unter Hochdruck
eine hohe statische und dynamische Belastbarkeit besit
zen.
Die Fig. 2 zeigt in internen Versuchen ermittelte Wöh
lerkurven für mit schwellendem Innendruck ermüdete dick
wandige Rohrproben 2 ohne Querbohrung bei Raumtemperatur
RT, ermittelt für das Ausgangsmaterial, und nach einer
Autofrettage AF bei Raumtemperatur RT sowie bei -50°C.
Die Autofrettage AF bei -50°C ist beispielsweise durch
eine Vollautofrettage durchgeführt worden. Dabei wurden
zur Kompensation des temperaturabhängigen Anteils der
Festigkeit konstante Verformungen eingestellt, um den
reinen Werkstoffeffekt zu bestimmen. Hierdurch ergeben
sich unterschiedliche Drücke bei den verschiedenen Tempe
raturen. Durch die hohen plastischen Verformungen konnte
bei tiefer Temperatur eine sehr hohe Festigkeitssteige
rung durch verstärkte Kaltverfestigung und verformungsin
duzierter Martensitbildung eingestellt werden. Dabei bil
det sich ein günstiger Eigenspannungszustand aus. Die an
schließend durchgeführten Ermüdungsversuche bei Raumtem
peratur RT zeigten eine Erhöhung des Dauerfestigkeits
drucks (nach 107 Lastwechsel) um 1060 bar, also eine
Steigerung um ca. 60%. Ebenso ist festgestellt worden,
daß die Lebensdauer im Zeitfestigkeitsbereich deutlich
erhöht wurde. Hier sind Steigerungen bis zu einem Faktor
80 möglich.
Die in internen Versuchen ermittelten Wöhlerkurven gemäß
Fig. 3 lassen insbesondere die Ergebnisse bei an Rohr
proben 2 durchgeführten Grenzautofrettagen erkennen.
Hierbei wurden die auftretenden Verformungen auf 3% an
der Rohrinnenwand reduziert, so daß an der Rohraußenseite
die 0,2% Dehngrenze erreicht bzw. leicht überschritten
wurde. Hierdurch konnte zusätzlich eine Verringerung der
notwendigen Autofrettagedrücke erreicht werden. Durch
eine gleichzeitige Absenkung der Temperatur auf bis zu -
110°C gelang es durch Nutzung der bei tiefer Temperatur
besonders wirksamen Kaltverfestigung (ohne nennenswerte
Martensitbildung), die Belastbarkeit bei anschließender
Raumtemperaturbeanspruchung deutlich zu erhöhen. Hier
konnte eine Erhöhung des Dauerfestigkeitsdrucks um
790 bar erzielt werden. Die Steigerung der Lebensdauer im
Zeitfestigkeitsbereich beträgt einen Faktor 7 gegenüber
dem Ausgangszustand, wobei jedoch anzumerken ist, daß ge
genüber einer Autofrettagetemperatur von -90°C keine
weitere Steigerung mehr beobachtet wurde.
Die Fig. 4 zeigt schließlich Wöhlerkurven als Ergebnis
einer Autofrettage AF bei Versuchen an Rohrproben 2 mit
einer Querbohrung. Es wurden Autofrettage AF und Ermü
dungsversuche an dickwandigen Rohren 2 mit Querbohrungen
mit einem Querbohrungsverhältnis 0,25 durchgeführt. Die
bei den untersuchten Temperaturen und Raumtemperaturen RT
und -90°C eingestellten Versuchsparameter waren die
gleichen, wie bei der Grenzautofrettage dickwandiger
Rohre ohne Querbohrungen.
Die im anschließenden Ermüdungsversuch bei Raumtemperatur
RT ermittelten Lebensdauern zeigen eine hohe Steigerung
der Betriebsfestigkeit. Die Bruchlastspielzahl im
Zeitfestigkeitsbereich erreichte dabei Werte, die gleich
deren bei Proben ohne Querbohrung im nicht autofrettier
ten Zustand sind.
Claims (3)
1. Verfahren zur gezielten plastischen Verformung von
dickwandigen, insbesondere zylindrischen, hohlen Bau
teilen (2) aus bei tiefen Temperaturen eine höhere
Streckgrenze als bei Raumtemperatur und/oder eine er
höhte Kaltverfestigung bei tieferen Temperaturen auf
weisenden metallischen Werkstoffen, bei welchem die
inneren Oberflächen (8) der gekühlten Bauteile (2)
bei einer Temperatur zwischen etwa -50°C und etwa
-110°C mit einem tieftemperaturtauglichen Hochdruck
fluid beaufschlagt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, bei welchem die Bauteile
(2) mit einem Innendruck zwischen etwa 2500 bar und
etwa 5700 bar mit dem Hochdruckfluid beaufschlagt
werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, bei welchem als
Hochdruckfluid ein bis -100°C tieftemperaturtaug
liches Fluid, insbesondere eine Mischung aus einem
Silikonöl und Pentan, verwendet wird.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1996150736 DE19650736C1 (de) | 1996-12-06 | 1996-12-06 | Verfahren zur Verformung von dickwandigen Bauteilen |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1996150736 DE19650736C1 (de) | 1996-12-06 | 1996-12-06 | Verfahren zur Verformung von dickwandigen Bauteilen |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19650736C1 true DE19650736C1 (de) | 1998-09-24 |
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ID=7813887
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Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1996150736 Expired - Fee Related DE19650736C1 (de) | 1996-12-06 | 1996-12-06 | Verfahren zur Verformung von dickwandigen Bauteilen |
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---|---|
DE (1) | DE19650736C1 (de) |
Cited By (4)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE10244338A1 (de) * | 2002-09-24 | 2004-04-01 | Bayerische Motoren Werke Ag | Bearbeitung hohler Gussteile durch Innenhochdruckumformung |
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DE102011118484A1 (de) * | 2011-11-12 | 2013-05-16 | Volkswagen Aktiengesellschaft | Verfahren zur Steigerung der Festigkeit eines Bauteils |
US10301696B2 (en) | 2014-01-28 | 2019-05-28 | Luxembourg Patent Company S.A. | Metallic body with threaded port subject to autofrettage |
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-
1996
- 1996-12-06 DE DE1996150736 patent/DE19650736C1/de not_active Expired - Fee Related
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