DE19631715C2 - Schutzsystem für Fahrzeuge gegen Minen - Google Patents
Schutzsystem für Fahrzeuge gegen MinenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Schutzsystem nach dem Oberbe
griff des Patentanspruchs 1.
Minen bedrohen Fahrzeuge aller Art. Beschränkte sich diese
Bedrohung früher auf ein Gefechtsfeld, so stellt sie sich
heute auch für Fahrzeuge außerhalb von direkten Gefechts
handlungen, wie z. B. bei Einsätzen der Krisenreaktions
kräfte. Sogenannte Blastminen gefährden Fahrzeuge durch den
erheblichen, von der Entfernung zum Detonationspunkt
abhängigen Blastdruck. Der Blastdruck hat hierbei eine
Wirkzeit im Millisekundenbereich. Daher zerstören Blast
minen Fahrzeugteile, rufen Sekundärsplitter hervor und be
schleunigen das Fahrzeug als Ganzes ruckartig. Alleine die
Fahrzeugbeschleunigung stellt ein hohes
Gefährdungspotential für die Fahrzeugmannschaft dar.
Aus der DE 30 17 078 A1 und der DE 31 09 976 A1 ist jeweils
ein Schutzsystem für Fahrzeuge gegen Minen bekannt. Das
Schutzsystem umfaßt Deflektoren, die an der Unterseite des
Fahrzeuges angebracht sind. Diese Deflektoren sind fest mit
der Fahrzeugstruktur verbunden. Der Hauptzweck des
Deflektors besteht darin, die Stoßwelle einer Mine zu
reflektieren und abzuleiten. Ferner schützt der Deflektor
das Fahrzeug gegen Minensplitter. Durch den Blastdruck wird
der Deflektor mit einer hohen Flächenlast belastet und
beschleunigt. Aufgrund der starren Anordnung des Deflektors
überträgt sich die Beschleunigung auf den Fahrzeugaufbau
und damit auf die Besatzung, die stark gefährdet wird. Da
hohe Gasdruckkräfte auf den Deflektor einwirken, weist er
hohe Wandstärken verbunden mit einem hohen Gewicht auf.
Die FR 27 27 506 zeigt ein Schutzsystem für Fahrzeuge gegen
ballistische Geschosse. Das Schutzsystem umfaßt Gassäcke,
die mittels Gasgeneratoren aufblasbar sind. Sind die
Gassäcke aufgeblasen, werden Hohlladungsgeschosse vorzeitig
gezündet und richten weniger Schaden an. Gegenüber
herabgleitenden Tochtergeschossen stellen die Gassäcke
Abstandshalter dar.
Die US 50 25 707 betrifft ein weiteres Schutzsystem gegen
ballistische Geschosse. Das Schutzsystem umfaßt ein freies
Volumen. Dringt ein Geschoßkörper in das freie Volumen ein,
wird er durch Teilchen oder Partikel abgelenkt. Mit einem
Gasgenerator wird ferner ein Überdruck im freien Volumen
erzeugt, um die Teilchen oder Partikel zur Einschußöffnung
und vor den eindringenden Geschoßkörper zu lenken.
In der DE 34 04 272 A1 ist noch ein weiteres Schutzsystem
gegen ballistische Geschosse dargestellt. Das Schutzsystem
umfaßt Hohlkugeln, die mit einem flüssigen Inertgas gefüllt
sind, um die Geschoßwirkung zu mindern.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Schutzsystem
für Fahrzeuge gegen Minen derart auszubilden, daß die
Schutzwirkung bei verringertem Gewicht erhöht ist.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des
Patentanspruches 1 gelöst.
Ein Vorteil der Erfindung besteht zunächst darin, daß ein
hoher Schutz gegen Minen und insbesondere gegen Blastminen
erzielt wird. Über Sensoren am Deflektor wird im Volumen
zwischen Deflektorblech und Fahrzeugboden mindestens ein
Gasgenerator ausgelöst. Dieser Gasgenerator baut in
Gassäcken, die im Volumen zwischen Deflektorblech und
Fahrzeugboden angeordnet sind, einen Überdruck auf. Dieser
Überdruck bewirkt, daß für das beschleunigte Deflektorblech
ein Gegenlager entsteht. Mit anderen Worten ausgedrückt,
erfährt der Deflektor eine der Detonation entgegen
gerichtete Beschleunigung. Da die Gassäcke ein auf einer
großen Fläche wirkendes Gegenlager bilden, verringern sich
die Wandstärken und das Gewicht des Deflektors.
Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung geben die Un
teransprüche an.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend an
hand der Zeichnungen näher beschrieben. Dabei zeigen je
weils als Schemaskizzen
Fig. 1 ein Radfahrzeug mit einem Schutzsystem gegen
Minen, in der Vorderansicht im Schnitt;
Fig. 2 u. 3 jeweils das in Fig. 1 gezeigte Radfahrzeug mit
eingezeichneten konstruktiven Besonderheiten;
Fig. 4-6 jeweils das in Fig. 1 gezeigte Radfahrzeug, wo
bei zeitlich aufeinanderfolgende Schritte des
Schutzsystems dargestellt sind
Fig. 1 zeigt ein Fahrzeug mit einem Schutzsystem gegen
Minen. Schematisch ist zunächst ein Fahrzeug 1 mit Rä
dern 2, einer Radachse 3, einer Kardanwelle 5 und einem
Aufbau 4 dargestellt. Hinsichtlich des Schutzsystems gegen
Minen ist das Fahrzeug 1 mit einem Deflektor 10 ausgestat
tet, der auf der Unterseite des Fahrzeuges 1 angebracht
ist. Der Deflektor 10 schützt zum einen in seiner Funktion
als Panzerungselement die Bodengruppe des Fahrzeuges 1 vor
beispielsweise Minensplitter. Zum anderen leitet der De
flektor 10 nach einer Minenexplosion die auftretende Stoß
welle von Fahrzeugaufbau weg. Aufgrund von Reflexionen wird
darüber hinaus ein Teil der Energie der Stoßwelle in Rei
bungs- bzw. Wärmeenergie umgesetzt. Der Deflektor 10 kann
wie dargestellt aus schräg zum Boden verlaufenden Elementen
bestehen oder parallel zum Fahrzeugboden ausgerichtet sein.
Die Schutzwirkung des Deflektors ist wesentlich erhöht, da
auf der Unterseite des Fahrzeuges Gassäcke 22, die mit
Gasgeneratoren 20 füllbar sind, zur Abstützung des Deflek
tors 10 angeordnet sind. Zur Aktivierung der Gasgenera
toren 20 sind Sensoren 21 am Deflektor 10 angeordnet.
Dies funktioniert in folgenden Schritten, die in den Fig. 4
bis 6 wiedergegeben sind:
- - Hinsichtlich Fig. 4 sprechen mit dem Auftreffen der ersten Stoßwelle auf den Deflektor 10 Sensoren, die Be schleunigungsaufnehmer sein können, an und lösen die Gas generatoren aus.
- - Gemäß Fig. 5 werden mit dem Auslösen der Gasgeneratoren die Gassäcke 22 gefüllt. Die Gasgeneratoren stellen die Druckgase deflagrativ oder detonativ zur Verfügung. Zur schnelleren Füllung können die Gassäcke 22 vorgefüllt sein.
- - Wie Fig. 6 zeigt, ist das freie Volumen zwischen dem Deflektor 10 und Unterseite des Fahrzeuges vollständig von mit Druckgas gefüllten Gassäcken 22 eingenommen. Da durch erhält der Deflektor 10 auf seiner Innenseite ein flächiges Gegenlager zu den Kräften der Stoßwelle, die auf die Außenseite oder die untere Seite des Deflek tors 10 einwirken. Daher sind nur geringe Wandstärken für die Ausbildung des Deflektors 10 notwendig, weshalb die Schutzmaßnahmen das Fahrzeuggewicht nicht übermäßig erhöhen. Aufgrund des geringen Gewichts eignet sich das Schutzsystem auch zur Nachrüstung vorhandener Fahrzeuge, ohne das zulässige Gesamtgewicht im Fahrbetrieb zu überschreiten.
Die Fig. 2 und 3 zeigen konstruktive Besonderheiten des
Schutzsystems.
Eingehend auf Fig. 2, weisen die Gassäcke 22 Entlastungs
öffnungen (nicht dargestellt) auf, um zusätzlich kinetische
Energie in Reibungswärme umzuwandeln. Dies geschieht da
durch, daß der Deflektor 10 nach einer Minenexplosion die
Gassäcke 22 zusammendrückt. Aus den Entlastungsöffnungen
der Gassäcke 22 können die Druckgase entweichen und über
die eingezeichneten Öffnungen 11 in der Außenstruktur des
Schutzsystems ins Freie gelangen. Da die Entlastungsöffnun
gen der Gassäcke 22 einen Strömungswiderstand darstellen,
wird Verdrängungsarbeit geleistet.
Fig. 3 betrifft die Aufhängung des Deflektors 10, der über
Sollbruchstellen mit dem Aufbau 4 des Fahrzeugs verbunden
ist.
Hierzu sind beispielsweise Abscherstifte verwendbar. Nach
einer Minenexplosion koppelt sich der Deflektor 10 vom
Fahrzeugaufbau ab. Dadurch erzielt man einen weiteren
Schutzeffekt, bei dem die mit Druckgas gefüllten Gas
säcke 22 als Dämpfer wirken. Bedingt durch die Stoßwelle der
Mine wird der Deflektor 10 nach der Entkoppelung vom Fahr
zeugaufbau 4 nach oben beschleunigt. Der entkoppelte
Fahrzeugaufbau 4 stützt sich auf den mit Druckgas gefüllten
Gassäcken 22 ab. Mit der Aufwärtsbewegung des Deflektors 10
werden die druckgasgefüllten Gassäcke 22 komprimiert. Dabei
wird die kinetische Energie des Deflektors 10 aufgrund der
zuvor beschriebenen Entlastungsöffnungen in den Gassäcken 22
zum Teil in Reibungsenergie umgewandelt. Ferner erreicht man
mit der Abkoppelung des Deflektors 10, daß die kurzzeitig
hohen Kraftamplituden am Deflektor 10 zeitlich gestreckt und
wesentlich verringert an den Fahrzeugaufbau 4 weitergeleitet
werden. Fig. 3 zeigt den Zustand, wo die Sollbruchver
bindungen des Deflektors 10 gerissen und der Deflektor 10 in
Richtung des Fahrzeugaufbaus unter Komprimierung der
Gassäcke 22 beschleunigt ist.
1
Fahrzeug
2
Rad
3
Achse
4
Aufbau
5
Kardanwelle
10
Deflektor
11
Öffnung in der Außenstruktur
20
Gasgenerator
21
Sensor
22
Gassack
Claims (4)
1. Schutzsystem für Fahrzeuge (1) gegen Minen, mit einem an
der Unterseite des Fahrzeuges (1) angebrachten Deflek
tor (10), wobei im freien Volumen zwischen Deflek
tor (10) und der Unterseite des Fahrzeuges (1) minde
stens ein, mittels eines Gasgenerators (20) füllbarer
Gassack (22) angeordnet ist.
2. Schutzsystem nach Anspruch 1, wobei der Deflektor (10)
über Sollbruchverbindungen an der Unterseite des
Fahrzeuges (1) angebracht ist.
3. Schutzsystem nach Anspruch 1 oder 2, wobei zur Akti
vierung des Gasgenerators (20) ein Sensor (21) am
Deflektor (10) angeordnet ist.
4. Schutzsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei in
den Gassäcken (22) Entlastungsöffnungen angeordnet sind.
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