DE19629281A1 - Verfahren zur Vorbereitung von Biomaterialproben für die massenspektrometrische Analyse von Genmerkmalen - Google Patents
Verfahren zur Vorbereitung von Biomaterialproben für die massenspektrometrische Analyse von GenmerkmalenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur biochemischen Probenvorbereitung von Biomaterial
für die massenspektrometrische Analyse zur Feststellung der Anwesenheit bestimmter geneti
scher Merkmale im Biomaterial.
Die Erfindung besteht in der Umwandlung der Information des genetischen Merkmals, das in
einem genau definierbaren Teilstück der DNA verschlüsselt ist, in Analytmoleküle mit einem
Molekulargewicht, das für das Merkmal charakteristisch ist, und in der Bereitstellung genü
gend solcher Analytmoleküle für eine massenspektrometrische Molekulargewichtsbestimmung.
Letztere gibt dann Auskunft über die Anwesenheit des gesuchten Merkmals. Die Analytmole
küle können beispielsweise selbst je eine Kopie des Teilstücks der DNA - verändert oder un
verändert - enthalten, wobei die Vervielfältigung der DNA in bekannter Weise durch das
PCR-Verfahren vorgenommen werden kann. Die Probenvorbereitung kann massiv-parallel in Reak
torsystemen mit sehr großen Anzahlen von Einzelreaktoren vorgenommen werden. Die Mole
kulargewichtsbestimmung kann beispielsweise in Flugzeit-Massenspektrometern mit Hilfe der
MALDI-Ionisierung vorgenommen werden. Für komplexe, aber häufig vorkommende konkre
te Fragestellungen nach vielen Merkmalen gleichzeitig (beispielsweise für ein Mutationsscree
ning) können benutzungsfertige Reaktorsysteme mit vielen biochemisch vorpräparierten Ein
zelreaktorgefäßen verwendet werden.
In Biochemie und molekularer Genetik tritt in zunehmender Weise die Frage nach dem Vor
handensein bestimmter genetischer Merkmale in einem gegebenen Biomaterial auf. Diese
Merkmale sind in der DNA des Biomaterials verschlüsselt Fragen dieser Art (und die zugehö
rigen analytischen Feststellungen) bilden die Grundlage der Genotypisierung, also der Bestim
mung des Zusammenhangs zwischen phänotypischen Merkmalen und genetischen Merkmalen.
Aber auch die Mutationsforschung, und mehr noch das Mutationsscreening, läuft auf Analysen
dieser Art hinaus. Im weiteren Sinne sind Feststellungen dieser Art auch für die Identifizierung
und Charakterisierung von Biomaterial wichtig. So kann man auf diese Weise krebsbefallenes
Gewebe von nicht befallenem Gewebe eines Patienten unterscheiden. Oder man kann die An
wesenheit von Viren oder Bakterien bestimmter Arten anhand von charakteristischen Teilstüc
ken ihrer DNA in beliebigem Biomaterial feststellen. Schließlich kann durch die Bestimmung
einer genügenden Anzahl dieser Merkmale auch die Zugehörigkeit von Biomaterial zu einem
bestimmten Individuum festgestellt werden ("genetischer Fingerabdruck"). Auch künstlich ge
netisch verändertes Material und seine Vererbung kann festgestellt werden.
Die DNA besteht bekanntermaßen aus zwei komplementären Ketten von vier sich abwechseln
den Nucleotiden, deren Reihenfolge den genetischen Code bilden. Die Nucleotide bestehen
jeweils aus einem Zucker (Ribose), einer Phosphorsäuregruppe, und einer Base. Zucker und
Phosphorsäure bilden das Rückgrat der Kette, die vier charakteristischen Basen sind jeweils
seitlich an der Phosphorsäuregruppe befestigt. Die beiden Ketten sind in Form einer Doppelhe
lix verbunden, wobei jeweils komplementäre Nucleotide (sogenannte Basenpaare) über Was
serstoffbrücken miteinander verbunden sind.
Unter einem "genetischen Merkmal" wird hier die Ausformung eines genau festgelegten Teil
stücks eines Einzelteilstrangs der DNA des betrachteten Biomaterials, also eines genau defi
nierten Teilstücks des Genoms, verstanden. Dieses Teilstück ist in der Regel nicht sehr lang
und soll im hier verstandenen Sinne nur etwa 20 bis 100 Nucleotide umfassen. Das Genom
einer Spezies ist durch die Reihenfolge der Nucleotide an sich prinzipiell festgelegt, wobei aber
neben Teilstücken ohne jede Variabilität auch eine Anzahl einzelner Teilstücke mit mäßiger
Variabilität, also mit veränderten Reihenfolgen der Nucleotide, vorkommen. Diese "Mutanten"
bilden die individuelle Ausformung des Genoms, wie sie ein Individuum einer Spezies von den
Vorfahren über Vater und Mutter ererbt, wie sie aber auch gelegentlich durch spontane Ände
rungen in einem Individuum neu auftreten oder sogar künstlich erzeugt werden können. Die
hier definierten Teilstücke mit genetischen Merkmalen sind nicht mit den normalerweise sehr
viel größeren Genen identisch, sie können Teilstücke von Genen sein, aber auch Teilstücke von
sogenannter "nichtkodierender DNA" ("introns"), die nicht zu Genen gehören, aber durchaus
Informationen über Spezies oder Individuum tragen können. Ein Gen kann durchaus mehrere
Stellen mit genetischen Individualmerkmalen im hier gebrauchten Sinn enthalten. Bereits heute
sind etwa 50 Mutanten bekannt, deren Vorhandensein beim Menschen das Entstehen bestimm
ter Krankheiten begünstigt, die Zahl nimmt zur Zeit wöchentlich um die Entdeckung einer sol
chen Mutante zu. Es steht zu erwarten, daß wir in fünf Jahren alle Gene kennen, in zehn Jahren
alle Mutationen.
Die genaue Festlegung des DNA-Teilstücks als Träger des interessierenden genetischen Merk
mals kann über die Festlegung von genügend langen DNA-Sequenzen an beiden Rändern des
Teilstücks erfolgen. Diese charakteristischen Randsequenzen sollten sinnvollerweise in Gebie
ten ohne Variabilität liegen. Die Sicherheit der Festlegung hängt von der Länge des definierten
Randgebiets ab. Wählt man beispielsweise für die Festlegung der Randsequenz eine Länge von
20 Nucleotiden, so kommt diese Sequenz nur noch unter DNA-Strängen der Länge von 4²⁰ ≈
1 Billion Basenpaaren statistisch einmal vor; selbst in menschlicher DNA mit etwa 3,5 Milliar
den Basenpaaren ist daher eine Verwechslung praktisch ausgeschlossen.
Das PCR-Verfahren (PCR = polymerase chain reaction) ist eine Methode, solche durch Rand
gebiete definierten Teilstücke der DNA als Träger von genetischen Merkmalen aus einem ge
samten Genom selektiv zu vervielfältigen. Die Ränder der Teilstücke werden dabei über syn
thetisch hergestellte Nucleotid-Sequenzen definiert. Diese Sequenzen heißen "Primer", sie la
gern sich an der ausgewählten Stelle einer einzelsträngigen DNA durch Hybridisierung an und
bilden dann den Startpunkt einer enzymatischen Komplettierung des helixförmigen Doppel
stranges der DNA aus einzelnen Nucleinsäuren durch ein beigegebenes Enzym (DNA-Polyme
rase). In einem Folgeschritt wird dann der Doppelstrang durch Hitzedenaturierung wieder in
zwei Einzelstränge zerlegt. Die zyklisch häufig wiederholten PCR-Schritte enden mit einer
großen Anzahl von genauen Kopien des DNA-Teilstücks, das zwischen den beiden durch die
Primer definierten Randsequenzen liegt. In 30 solcher Zyklen werden aus einem einzigen sol
chen DNA-Teilstück durch jeweilige Verdoppelung der Anzahl 2³⁰ ≈ 1 Milliarde≈ 1,6 Femto
mol solcher Kopien.
Nach dem Stand der Technik können die so hergestellten DNA-Kopien ("PCR-Transscripte")
einerseits durch Gelelektrophorese direkt auf ihr Molekulargewicht hin untersucht werden.
Dieser Vorgang ist zeitraubend, nicht sehr genau, wenig empfindlich und nicht besonders für
eine massiv-parallele Verarbeitung geeignet. Andererseits können die Basensequenzen durch
Sangersequenzierung mit Gelelektrophorese als Bestimmungsmethode ermittelt werden, diese
Methode liefert mehr Information, ist aber noch aufwendiger. Die Laufzeit der elektrophoreti
schen Trennung ist bei beiden Verfahren der zeitbestimmende Faktor, der die Analysenge
schwindigkeit limitiert. Die Elektrophoresegeschwindigkeit ist aus physikalischen Gründen
begrenzt.
Es ist aber zu erwarten, daß massenspektrometrische Messungen des Molekulargewichts mit
weit höherer Empfindlichkeit und weit höheren Geschwindigkeiten möglich sein werden. Der
gegenwärtig rasche Fortschritt in der MALDI-Technik führt zu hohem Automatisierungsgrad
der Probenionisierung und zu kurzzeitigen Analysen. Es werden damit Molekulargewichtsbe
stimmungen auch sehr großer Analytmoleküle in Mengen von einigen hundert Attomol in
Meßdauern von wenigen Sekunden möglich. Auf einem Probenträger können viele Tausende
von Proben untergebracht werden. Die Automatisierung und die hohe Dichte an Proben eröff
nen die Möglichkeit zu einer massiv-parallelen Verarbeitung von einigen zehntausend Proben
pro Tag auch in der massenspektrometrischen Analyse.
Massenspektrometer mit MALDI- oder ESI-Technik (ESI = Elektrosprüh-Ionisierung) werden
bereits für die Sequenzierung der DNA nach dem Sanger-Schema unter Benutzung von
PCR-Verfahren eingesetzt, siehe dazu PCT/US94/00193.
In der Biochemie und der Molekulargenetik haben sich für die parallele (synchrone) Verarbei
tung vieler Proben sogenannte Mikrotiterplatten durchgesetzt. Es gibt bereits heute kommer
ziell erhältliche Probenvorbereitungssysteme, die mit Mikrotiterplatten arbeiten. Diese enthiel
ten ursprünglich auf einer nutzbaren Fläche von 72 mal 108 Millimeter 96 kleine Reaktionsge
fäße in einem 9-mm-Raster. Heute haben sich Platten der gleichen Größe mit 384 fest im
Kunststoff eingelassenen Reaktionsgefäßen im 4,5-mm-Raster durchgesetzt. Platten mit 864
Reaktionsgefäßen im 3-mm-Raster sind im Kommen, und noch viel höhere Dichten sind in
Diskussion.
Die häufig "massiv-parallel" genannte Verarbeitung von Proben, beispielsweise in der moleku
laren Genetik, besteht nun einerseits darin, nicht nur mit einer einzigen solchen Mikrotiterplatte
zu arbeiten, sondern mit einer großen Anzahl solcher Platten parallel. Beispielsweise können
bei gleichzeitiger Behandlung von 120 solcher Platten in einer einzigen PCR-Apparatur mehr
als 46 000 DNA-Proben gleichzeitig in einer Zeit von etwa 3 Stunden jeweils milliardenfach
vervielfältigt werden. Andererseits ist zu erwarten, daß sich die PCR-Zeit für eine Vermilliar
denfachung mit miniaturisierten Reaktionssystemen in naher Zukunft auf weniger als 10 Minu
ten reduzieren wird, wobei sich durch die Verkleinerung der Reaktionssysteme auf wenige
Mikroliter Inhalt mehr als Tausend solcher Reaktionssysteme auf der Fläche einer heutigen Mi
krotiterplatte unterbringen lassen. Beispielsweise ergeben sich auf der Fläche heutiger Mikroti
terplatten 1944 Probengefäße im 2-mm-Raster oder 3456 Gefäße im 1,5-mm-Raster. Die Ein
führung der Mikrosystemtechnik kann zu weiterer Verkleinerung führen. Die synchrone Über
tragung aller Proben aus diesen Mikroreaktoren auf MALDI-Trägerplatten wird folgen.
Es ist die Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zu finden, mit dem sich die Anwesenheit von
bekannten Ausformungen genetischer Merkmale in Biomaterial schnell massenspektrometrisch
feststellen läßt. Das Verfahren soll einer massiv-parallelen Verarbeitung mit einer schnellen
Feststellung von vielen genetischen Merkmalen im selben Biomaterial zugänglich sein. Schließ
lich soll es möglich sein, für komplexe, aber häufig vorkommende konkrete Fragestellungen
nach vielen Merkmalen gleichzeitig (beispielsweise für ein Mutationsscreening) ein benutzungs
fertiges Reaktorsystem mit vielen einzeln biochemisch so vorpräparierten Reaktorgefäßen zu
verwenden, daß alle Gefäße nur noch mit gleichen Proben- und Reaktionsmaterialien zu be
schicken sind.
Es ist der Grundgedanke der Erfindung, den DNA-Strang mit dem genetischen Merkmal durch
eine biochemische Verarbeitung des Biomaterials im Rahmen der Probenvorbereitung für die
Erzeugung einer Vielzahl von Molekülen zu verwenden, die massenspektrometrisch gut detek
tierbar sind, und die bekannte Ausformung des Merkmals, dessen Anwesenheit festgestellt
werden soll, zur Ausbildung eines charakteristischen Molekulargewichts dieser Moleküle zu
benutzen, so daß die massenspektrometrische Messung des Molekulargewichts die Information
über die Anwesenheit dieser bestimmten Ausformung des genetischen Merkmals im untersuch
ten Biomaterial ergibt. Dabei können andere Ausformungen des Merkmals zu anderen Moleku
largewichten führen, so daß die massenspektrometrische Messung auch Auskunft über die
Anwesenheit anderer Ausformungen des genetischen Merkmals geben kann.
Einfacher ausgedrückt soll ein gesuchtes genetisches Merkmal auf biochemischem Wege in
eine Vielzahl massenspektrometrisch detektierbarer Analytmoleküle eines bestimmten Moleku
largewichts transformiert werden und die massenspektrometrische Analyse soll Auskunft über
die Anwesenheit des Merkmals geben.
Die einfachste Verwirklichung dieser Grundidee besteht darin, ein solches Teilstück der
DNA-Kette mit dem genetischen Merkmal durch das an sich bekannte PCR-Verfahren aus der
DNA-Kette heraus selektiv zu vervielfältigen und selbst als charakteristisches Analytmolekül zu ver
wenden. Die PCR-Kopien dieses Teilstücks sollen also die Analytmoleküle bilden, deren Mo
lekulargewicht bestimmt werden soll.
Mutationen eines genetischen Merkmals können Veränderungen eines einzigen Nucleotids an
einer Stelle in der DNA-Kette sein, in der Regel ein Ersatz des Nucleotids durch ein anderes.
Man spricht dann von Punktmutationen. Es findet dabei bereits eine Änderung des Molekular
gewichts dieser DNA-Kette statt, die allerdings nur wenige atomare Masseneinheiten beträgt,
und bei großen Absolutmassen schwer zu messen ist.
Anscheinend häufiger sind aber Mutationen, die durch Einfügen oder Weglassen einiger
Nucleotide zustandekommen. Diese Mutationen zeichnen sich durch weit kräftigere Änderun
gen des Molekulargewichts der DNA-Kette aus. Wird aus einer DNA-Kette ein Teilstück der
Länge von 100 Nucleotiden herausgeschnitten und vervielfacht, so ändert das Einfügen je eines
Nucleotids das Molekulargewicht des Teilstücks bereits um etwa ein Prozent. Änderungen
dieser Größenordnung sind leicht massenspektrometrisch zu messen.
Die schwerer direkt meßbaren Punktmutationen lassen sich durch biochemische Mittel, bei
spielsweise durch Hybridisierung mit anschließendem enzymatischen Zerschneiden gezielt in
zwei DNA-Teilstücke zerlegen, und damit wieder in Analytmoleküle umwandeln, deren cha
rakteristisches Molekulargewicht leicht zu messen ist.
Es ist nun eine weitere Ausformung der Erfindung, das bekannte Verfahren der matrixunter
stützten Laserdesorption (MALDI) für die Ionisierung der Analytmoleküle zu verwenden und
in einem geeigneten Massenspektrometer einzusetzen. Besonders vorteilhaft können hier Flug
zeit-Massenspektrometer verwendet werden. Dieses Verfahren ist aber auch für alle Arten von
speichernden Massenspektrometern, wie Hochfrequenz-Quadrupol-Ionenfallen oder
Ionen-Cyclotron-Resonanz-Spektrometer geeignet.
Nun ist aber bekannt, daß sich die DNA-Teilstücke selbst für das MALDI-Verfahren sehr
schlecht eignen. Die DNA ist in der sauren Umgebung der normalerweise angewandten Ma
trixsubstanzen nicht stabil. Sie läßt sich wegen seiner großen Anzahl an negativen Ladungen
sehr schlecht positiv laden, aber auch MALDI mit Nachweis der negativ geladenen Ionen
bringt keine guten Resultate.
Es ist daher eine weitere Verfeinerung der Erfindung, durch ein an sich für die Verbesserung
des MALDI-Verfahrens bereits bekanntes Verfahren die DNA-Teilstücke durch die Einführung
von Thio-Gruppen an der Phosphorsäure des Rückgrats und durch Alkylierung so zu stabilisie
ren, daß ein positiv ladendes MALDI möglich wird. Eine weitere Verbesserung kann durch das
ebenfalls bereits bekannte Verfahren des Anhängens einer Gruppe mit einer positiven Ladung,
beispielsweise durch eine quaternäre Ammonium-Gruppe, erreicht werden. Wenn diese Reak
tionen nahezu mit 100% Ausbeute durchgeführt werden, geht die Information über die Mutan
te des genetischen Merkmals bei diesen Umwandlungen nicht verloren.
Die Probenvorbereitung, die nach diesem Verfahren für die Feststellung verschiedener geneti
scher Merkmale in einem Material notwendig ist, ist bis auf die Zugabe der speziellen Primer
zur Definition des genetischen Merkmals für alle Proben des Materials völlig identisch. Sie läßt
sich daher in geeigneten Systemen zur massiv-parallelen Vorbereitung von vielen Proben eines
Biomaterials einsetzen. Es ist daher eine weitere Idee der Erfindung, eine solche massiv
parallele Verarbeitung einzusetzen.
In der Praxis kommen immer wieder gleiche Fragestellungen nach einem festgelegten Bündel
von genetischen Merkmalen vor. Das kann beispielsweise die Frage nach dem Vorkommen von
einer Reihe von Viren oder Bakterien in einem Biomaterial betreffen, oder auch die Frage nach
einer Reihe von krankheitsbegünstigenden Merkmalsfaktoren in menschlichem Blut. Es ist da
her eine weitere Idee der Erfindung, ein System von Reaktoren zu benutzen, in dem die einzel
nen Reaktoren bereits mit den für die Feststellung der Einzelmerkmale speziell gebrauchten
Biochemikalien versehen sind. Im einfachsten Fall können das die Primer sein. Aber es ist auch
möglich, die Polymerase und die zur Vervielfältigung notwendigen Nucleotide vorpräpariert in
den Gefäßen zu haben. Es brauchen dann nur kleine Probenmengen des Biomaterials zugege
ben werden. Alle Reaktoren werden dann synchron und parallel den Schritten der Probenvor
bereitung unterworfen. Diese Schritte können zweckmäßigerweise in Automaten ablaufen.
Zur Schilderung einer günstigsten Ausführung werde angenommen, daß zur Feststellung der
Anlage eines Patienten in bezug auf bestimmte Krankheiten die Anwesenheit von 380 festge
legter, krankheitsfördernden Mutanten in menschlichem Blut abzufragen seien. Die Erfindung
soll allerdings nicht auf diesen Fall beschränkt sein, der Fachmann kann diese Fragestellung
leicht auf andere komplexe Fragestellungen übertragen.
Die zugehörigen 380 Paare von Primern für diese Fragestellung sind bereits in 380 von den
insgesamt 384 Einzelgefäßen von normalen, vorpräparierten Mikrotiterplatten enthalten. Die
mit geeigneter Wandadsorptivität hergestellten Mikrotiterplatten wurden in Automaten mit
geringen Lösungsmengen dieser Primer befüllt und die Lösungsmengen wurden in einer Vaku
umkammer durch Evakuieren eingetrocknet. Die Primer werden dabei von den Wänden der
Einzelgefäße adsorbiert, sie sind in diesem getrockneten Zustand über lange Zeit haltbar. In die
restlichen vier Einzelgefäßen, zweckmäßigerweise in den vier Ecken der Mikrotiterplatte, kön
nen später geeignete Kalibriersubstanzen für die massenspektrometrische Messung der genauen
Probenpositionen auf der Probenträgerplatte eingebracht werden. Diese Kalibriersubstanzen
können aber auch Kontrollproben für das PCR- und Probenvorbereitungsverfahren anhand
bekannter DNA-Teilstücke sein, in diesem Fall sind auch hier schon die Primer vorhanden.
Im Analysenlaboratorium werden nun die 380 (oder 384) Einzelgefäße der vorpräparierten
Mikrotiterplatte in einem Pipettierautomaten mit gleichen Suspensionsmengen des Bluts ge
füllt, wobei die Blutzellen in bekannter Weise so lysiert worden sind, daß die DNA frei gelöst
ist. Die Suspension ist so verdünnt, daß sich die Substanzen aus etwa 10 bis hundert Blutzellen
in jedem Einzelgefäß befinden. Zugegeben wird auch zu allen Reaktionsgefäßen eine gleiche
Lösung mit freien Nucleotiden und einer geeigneten Polymerase für den PCR-Prozess. Es
wurden aus Bakterien, die in vulkanischen Quellen leben, besondere taq-Polymerasen gewon
nen, die bei hohen Temperaturen optimal arbeiten. Diese, besonders aber auch genetisch ver
besserte, Polymerasen sind kommerziell erhältlich.
Durch Erhitzung auf 94°C wird dann die DNA dissoziiert, nach Abkühlung auf 40°C mit einem
Primer des Primerpaares hybridisiert, und bei 73°C durch die Polymerase vom Primer ausge
hend unter Benutzung der freien Nucleotide wieder zu einem Doppelstrang zusammengebaut
Der Primer bestimmt dabei auch die Richtung, in der polymerisiert wird. Der Primer ist so kon
struiert, daß nur in Richtung des genetischen Merkmals polymerisiert wird. Die DNA in der
anderen Richtung wird nicht dupliziert. Durch zyklisches Durchfahren dieses Temperaturpro
gramms, bei dem in statistisch zufälliger Folge jeweils einer der beiden Primer benutzt wird,
wird durch fortgesetzte Duplizierung erreicht, daß nur noch der DNA-Strang zwischen den
beiden Primern dupliziert wird, da jeweils diejenigen Teile der DNA, die außerhalb des Teil
stücks mit dem genetischen Merkmal liegen, abgeschnitten werden.
Der Temperaturzyklus kann mit gegenwärtig benutzten, speziell dazu hergestellten Mikrotiter
platten in etwa 6 Minuten durchfahren werden. Nach drei Stunden sind etwa 30 Zyklen absol
viert, mit einer Vermilliardenfachung der Kopien. Da sich in den einzelnen Gefäßen der Mi
krotiterplatte jeweils 10 bis hundert Blutzellen befanden, sind jetzt etwa 16 bis 160 Femtomol
an Kopien vorhanden.
Diese DNA-Kopien enthalten alle einseitig einen der beiden Primer. Durch geeignete Modifi
kation, beispielsweise mit Biotin, lassen sich die DNA-Kopien über das Biotin mit Affinitätsli
ganden wie Avidin an den Wänden der Reaktorgefäße fixieren. Die DNA-Kopien können dann
sehr einfach von allen anderen Substanzen, die sich im Reaktorgefäß befinden, durch Waschen
mit leicht saurem Wasser (bespielsweise durch Zugabe von 3% Trifluoressigsäure angesäuert)
befreit werden. Die DNA-Kopien können dann (in manchen Fällen auch besser vor dem Wa
schen) stabilisiert werden. Das kann in an sich bekannter Weise durch gezielten Ersatz einer
OH-Gruppe an der Phosphorsäure durch eine Thio-Gruppe, und durch Alkylierung der basen
ständigen OH-Gruppen geschehen. Nach weiteren Reinigungsvorgängen wird die Fixierung an
der Gefäßwand aufgetrennt, und ein Ende des stabilisierten DNA-Strangs wird in an sich be
kannter Weise mit einer Gruppe versehen, die eine positive Ladung trägt, beispielsweise durch
Anhängen einer quaternären Ammoniumgruppe.
In den vier Eckgefäßen der Mikrotiterplatte werden jetzt Lösungen mit der Kalibriersubstanz
zugegeben, falls nicht schon als PCR-Kontrollsubstanz vorhanden.
Die so in den einzelnen Reaktionsgefäßen gelösten stabilisierten und veränderten DNA-Kopien
bilden nun die Analytmoleküle. Teilmengen der Analytmoleküle können nun, einschließlich der
vier Kalibriersubstanzen, mit einer Vielfachpipette aus der Mikrotiterplatte entnommen und auf
einen vorpräparierten MALDI-Probenträger aufgebracht werden. Dabei können die Analytmo
leküle durch einen elektrophoretischen Prozeß zur Pipettenspitze hin angereichert werden. Der
MALDI-Probenträger kann auch schon durch seine Vorpräparation eine Substanz enthalten,
deren Molekulargewicht genau bekannt ist. Diese Substanz kann als Referenz für die Bestim
mung des genauen Molekulargewichts diesen.
Die MALDI-Probenträger werden dann in an sich bekannter Weise der Ionenquelle des Mas
senspektrometers zugeführt, und die einzelnen Probenaufträge werden dort in ebenfalls be
kannter Weise automatisch auf die Molekulargewichte der Analytsubstanzen hin untersucht
Dieses Verfahren kann dabei in verschiedener Weise modifiziert werden. So ist es möglich, die Phosphorsäure-Modofizierung mit einer Thiogruppe in einem frühen Schritt vor der massen weisen Vervielfältigung vorzunehmen, und eine Polymerase zu benutzen, die die veränderte DNA vervielfältigt. Es können auch bereits alkylierte Nucleotide verwendet werden.
Dieses Verfahren kann dabei in verschiedener Weise modifiziert werden. So ist es möglich, die Phosphorsäure-Modofizierung mit einer Thiogruppe in einem frühen Schritt vor der massen weisen Vervielfältigung vorzunehmen, und eine Polymerase zu benutzen, die die veränderte DNA vervielfältigt. Es können auch bereits alkylierte Nucleotide verwendet werden.
Es ist aber auch möglich, die DNA-Kopien gar nicht selbst in die Analytmoleküle einzubauen,
sondern sie nur dazu zu benutzen, andere Moleküle charakteristischen Molekulargewichts zu
bilden, beispielsweise durch Hybridisierung mit Abspaltung des charakteristischen Analytmole
küls.
Claims (14)
1. Verfahren für die biochemische Vorbereitung von Biomaterialproben für die massenspek
trometrische Analyse zur Feststellung der Anwesenheit bestimmter genetischer Merkmale,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Anwesenheit eines gesuchten genetischen Merkmals im Biomaterial durch die bio
chemische Probenvorbereitung zur Erzeugung von Analytmolekülen kennzeichnenden
Molekulargewichts führt und daß ausreichend viele dieser Analytmoleküle für die massen
spektrometrische Analyse hergestellt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Probenvorbereitung die
selektive enzymatische Vervielfältigung eines DNA-Teilstücks umfaßt, das das genetische
Merkmal enthält.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die enzymatisch hergestellten
Kopien des DNA-Teilstücks selbst in unveränderter oder veränderter Form das charakte
ristische Analytmolekül zur Kenntlichmachung des genetischen Merkmals bilden.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die enzymatisch hergestellten
Kopien der DNA-Teilstücke durch Stabilisierung ihres Rückgrats, durch Stabilisierung der
Basen, und/oder durch Anhängen einer spezifischen chemischen Gruppe verändert wer
den.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die angehängte spezifische
chemische Gruppe eine elektrische Ladung trägt und damit zu einer einfacheren Ionisie
rung des Analytmoleküls beiträgt.
6. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die spezifische chemische
Gruppe eine Fixierung des Analytmoleküls an einer vorbereiteten Festkörperoberfläche
ermöglicht, wobei die Fixierung besonders zum Reinigen der Analytmoleküle dienen kann.
7. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die spezifische chemische
Gruppe eine Spaltung ermöglicht, die unter anderem auch eine Fixierung auflösen kann.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
Probenvorbereitung für viele Biomaterialproben gleichzeitig in einer Vorrichtung mit einer
Vielzahl von Reaktionsgefäßen vorgenommen wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorrichtung mit der Viel
zahl von Reaktionsgefäßen bereits für die Aufgabe der Analyse auf vorbestimmte Sätze
von Merkmalen hin vorpräpariert ist und mindestens die für eine selektive Vervielfältigung
der DNA-Teilstücke benötigten selektiven Biochemikalien ("Primer") in den Reaktionsge
fäßen vorhanden sind.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorrich
tung mit der Vielzahl von Reaktionsgefäßen eine Mikrotiterplatte ist.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
massenspektrometrische Analyse des Molekulargewichts der Analytmoleküle mit Hilfe der
Ionisierung durch matrixunterstützte Laserdesorption vorgenommen wird.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß die massenspektrometrische
Analyse in einem Flugzeit-Massenspektrometer vorgenommen wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Analyt
moleküle aus den Reaktionsgefäßen gleichzeitig auf eine Probenträgerplatte übertragen
werden.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß die Übertragung mit einer
Vielfachpipette automatisch erfolgt.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19629281A DE19629281A1 (de) | 1996-07-19 | 1996-07-19 | Verfahren zur Vorbereitung von Biomaterialproben für die massenspektrometrische Analyse von Genmerkmalen |
Applications Claiming Priority (1)
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DE19629281A1 true DE19629281A1 (de) | 1998-01-29 |
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ID=7800339
Family Applications (1)
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---|---|---|---|
DE19629281A Ceased DE19629281A1 (de) | 1996-07-19 | 1996-07-19 | Verfahren zur Vorbereitung von Biomaterialproben für die massenspektrometrische Analyse von Genmerkmalen |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19629281A1 (de) |
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- 1996-07-19 DE DE19629281A patent/DE19629281A1/de not_active Ceased
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