DE19618803A1 - Keramische Klinge - Google Patents
Keramische KlingeInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine keramische Klinge eines Schneid
werkzeugs, insbesondere eines Messers, gemäß Oberbegriff des
Anspruchs 1.
Bislang sind als Klingen eines Schneidwerkzeugs, insbesondere
eines Messers, fast ausschließlich Klingen aus Stahl erhält
lich. Sie weisen eine Schneide auf, die in zwei Seitenflächen
übergeht, und besitzen gegenüberliegend zur Schneide verlau
fend eine Oberkante. Ferner sind meist Befestigungsmittel in
Form von Laschen oder dergleichen vorhanden, mit denen die
Befestigung an einem Griff oder Heft möglich ist. Im Falle von
Taschenmessern ist eine Bohrung vorgesehen, die von einem im
Heft verankerten Lagebolzen durchsetzt ist, so daß die Klinge
einklappbar gestaltet ist.
Die Oberkante der Klinge ist als ebene Fläche ausgebildet und
relativ breit gehalten, damit über den Zeigefinger bzw. durch
Auflegen der Handfläche des Benutzers von oben Kraft ausgeübt
und die Schneide in das zu schneidende Gut eingedrückt
und/oder hindurchgezogen werden kann. Zu den Seitenflächen hin
ist der Übergang scharfkantig ausgeführt.
Vereinzelt sind mittlerweile im Handel auch Schneidwerkzeuge
in Form von Messern erhältlich, deren Klingen aus einem kera
mischen Werkstoff bestehen. Gegenüber den eingangs beschriebe
nen Stahlklingen besitzen diese den Vorteil einer höheren
Verschleißfestigkeit, die sich in einer wesentlich höheren
Lebensdauer niederschlägt. Ein Nachschleifen oder Nachschärfen
ist bei normaler Beanspruchung nicht erforderlich.
Diese keramischen Klingen unterscheiden hinsichtlich ihrer
geometrischen Gestaltung nicht von herkömmlichen Stahlklingen,
deren Form unverändert beibehalten wurde.
Obwohl keramische Klingen eine hervorragende Alternative zu
den bislang verwendeten Stahlklingen darstellen, zeigen sich
im täglichen Gebrauch eine Reihe von Nachteilen, die bislang
eine weitergehende Akzeptanz verhindert haben. So hat es sich
gezeigt, daß derartige Klingen sehr stark bruchgefährdet sind,
sobald sie einer Biegebeanspruchung ausgesetzt sind. Speziell
bei sehr harten Keramikwerkstoffen, wie beispielsweise Alumi
niumoxid, führt dies in der Regel zu einem vorzeitigen Er
reichen des Lebensdauerendes, da sich Biegebeanspruchungen
beim täglichen Gebrauch kaum vermeiden lassen. Das Lebens
dauerende wird deshalb häufig vorzeitig durch eine unbeabsich
tigte Biegebeanspruchung erreicht, obwohl die für die Trenn
funktion maßgebliche Schneide noch voll funktionsfähig ist.
Der Erfindung lag deshalb die Aufgabe zugrunde, eine kera
mische Klinge der eingangs genannten Art derart weiterzuent
wickeln, daß sie die geschilderten Nachteile nicht mehr auf
weist. Insbesondere sollte sichergestellt sein, daß sie weit
gehend unempfindlich gegenüber Biegebeanspruchungen ist und
somit ein vorzeitiger Ausfall infolge Biegebruchs weitgehend
vermieden wird.
Das Problem wird mit einer Klinge gelöst, die die Merkmale des
Anspruchs 1 aufweist. Vorteilhafte Ausgestaltungsformen der
Erfindung sind durch die Merkmale der Unteransprüche angege
ben.
Die Erfindung basiert auf der Idee, die Oberkante der Klinge
zu den Seitenflächen hin abgerundet auszuführen. Entgegen dem
normalerweise üblichen Ansatz, die Biegebruchgefahr durch
Erhöhung der Dicke der Klinge zu vermindern, zeigte es sich
überraschenderweise, daß bereits vergleichsweise kleine Radien
ausreichend sind, um bei gleichbleibender Dicke die Biege
bruchgefahr erheblich zu reduzieren. Der Effekt dürfte im
wesentlichen darauf beruhen, daß beim Sintern der Klinge Span
nungen, die bei der bisherigen scharfkantigen Ausführung un
vermeidbar sind, erheblich reduziert werden können. Diese
Spannungen sind verantwortlich für die bei Biegebeanspruchun
gen festgestellten Rißbildungen.
Gleichzeitig ist die Kantenbruchfestigkeit der Klinge deutlich
erhöht. So traten bei den bisher verwendeten keramischen Klin
gen sehr rasch Brüche am Übergang von der Seitenfläche zur
Oberkante auf, insbesondere beim Anschlagen der Klinge an
harten Gegenstände. Diese Problematik tritt bei Klingen mit
abgerundeten Oberkante praktisch nicht mehr auf, so daß sie im
täglichen Gebrauch erheblich weniger beschädigungsgefährdet
sind.
Als zusätzlicher Vorteil der abgerundeten Oberkanten stellte
sich heraus, daß auch die Beschädigungsgefahr von Besteck
teilen, die mit keramischen Klingen in Berührung kommen, er
heblich reduziert wird. Diese Situation ist insbesondere dann
relevant, wenn Schneidwerkzeuge mit keramischen Klingen zu
sammen mit herkömmlichen Besteckteilen in einer Geschirrspül
maschine gereinigt werden. Der umlaufende Spül- und Reini
gungsstrahl setzt die im Besteckkorb befindlichen Besteck
teile in Bewegung, so daß diese ständig miteinander in Kontakt
geraten. Wegen der im Vergleich zu anderen Materialien, die
üblicherweise für Besteckteile verwendet werden, erheblich
höheren Härte ist das Beschädigungsrisiko durch scharfe Kanten
besonders hoch. Auch hier zeigen die mit abgerundeten Kanten
gestalteten keramischen Klingen gemäß der Erfindung weitere
Vorteile.
Eine spürbare Verbesserung des Biegebruchverhaltens stellt
sich bereits dann ein, wenn der Übergang von der Oberkante zu
den Seitenflächen mit einem verhältnismäßig kleinen Radius
versehen ist. Damit kann das bisherige Aussehen der Klinge
weitgehend beibehalten werden, da deren Oberkante weiterhin
eben ausgeführt sein kann. Lediglich unmittelbar am Übergangs
bereich zu den Seitenflächen sind kleine Radien vorgesehen.
Damit steht weiterhin eine große Angriffsfläche zur Verfügung,
um - wie eingangs beschrieben - mit dem Zeigefinger oder der
Hand von oben Kraft auszuüben.
Konkret stellt sich die Verbesserung der Bruchfestigkeit be
reits bei Radien ein, die größer als 0,3 bis 0,5 mm sind. Bei
üblichen Klingenbreiten von 1,5 bis 4,5 mm verbleibt damit
noch ein großer, eben verlaufender Abschnitt im Bereich der
Oberkante.
Als optimal im Sinne vorstehender mechanischer Eigenschaften
haben sich jedoch Gestaltungen der Oberkante in Form von Halb
ellipsen oder Halbkreisen ergeben. Dies bedeutet, daß die
Oberkante durchgehend gekrümmt zwischen den beiden Seiten
fläche der Klinge verläuft. Die hervorragenden mechanischen
Eigenschaften beruhen vermutlich auf der fast ideal gleich
verteilten Spannung während des Sintervorgangs.
Eine weitere Verbesserung der mechanischen Eigenschaften er
gibt sich, sofern die Klinge im Spritzgießverfahren herge
stellt ist. Dieses Verfahren erlaubt in idealer Weise einen
homogenen Aufbau der Struktur, die auch bei komplexerer Form
gebung und bei Variation des Querschnitts, beispielsweise im
Bereich der Spitze, eingehalten werden kann. Auch kann die
Formgebung des Grünlings mit einer derartigen Präzision erfol
gen, daß im Anschluß an das Sintern eine Nachbearbeitung nicht
mehr erforderlich ist. Dies betrifft insbesondere auch die
Schneide, die keiner weiteren Behandlung mehr bedarf. Speziell
dieser Aspekt ist von großer Bedeutung, da es bekanntermaßen
bei keramischen Werkstoffen zum Ausbrechen einzelner Gefüge
körner bei der Bearbeitung kommen kann. Weiterhin können bei
der Endbearbeitung Risse im Korn induziert werden, die die
Kerbempfindlichkeit erheblich erhöhen.
Als Keramiken werden insbesondere Oxidkeramiken, beispiels
weise Aluminiumoxid (Al₂O₃) oder Zirkonoxid (ZrO₂) verwendet.
Aluminiumoxid, insbesondere mit hohem Reinheitsgrad (bei
spielsweise höher als 95%) ergeben eine besondere hohe Ver
schleißfestigkeit. Zirkonoxid hingegen ist weniger Verschleiß
fest, verleiht der Klinge jedoch eine sehr hohe Elastizität.
Als optimal hat sich deshalb ein Gemisch aus Aluminiumoxid und
Zirkonoxid bewährt, das beide Eigenschaften miteinander ver
bindet.
Die Erfindung wird nachstehend näher anhand des in der Figur
dargestellten Ausführungsbeispiels erläutert. Die einzige
Figur zeigt die erfindungsgemäße keramische Klinge im Quer
schnitt mit unterschiedlich gestalteten Konturen der Oberkan
te.
Die Klinge 1 weist eine Schneide 10 auf, die den unteren
Schnittpunkt zweier gegenüberliegender Seitenflächen 14, 16
darstellt. Im dargestellten Ausführungsbeispiel verlaufen die
Seitenflächen 14, 16 nach oben hin im wesentlichen parallel
und gehen jeweils in eine die beiden Seitenflächen 14, 16
miteinander verbindende Oberkante 12 über.
In der Figur sind vier verschiedene Varianten (Konturverläufe
A, B, C, D) dargestellt.
Der Konturverlauf A entspricht weitgehend dem bisherigen Aus
sehen derartiger Klingen mit dem Unterschied, daß beim Über
gang von der Oberkante 12 zu den jeweiligen Seitenflächen 14,
16 ein Radius 18 angeformt ist. Der Radius ist hierbei sehr
klein gewählt, so daß die Oberkante 12 nach wie vor weitgehend
eben (und im dargestellten Ausführungsbeispiel horizontal
verlaufend) gestaltet ist.
Der Konturverlauf B besitzt die Form einer Halbellipse, wobei
die große Halbachse die beiden Seitenflächen 14, 16 rechtwink
lig schneidet.
Der Konturverlauf D ist ebenfalls eine Halbellipse, wobei
jedoch im Unterschied zum Konturverlauf B die kleine Halbachse
die beiden Seitenfläche 14, 16 rechtwinklig schneidet.
Der Konturverlauf C ist ein Halbkreis und stellt im Hinblick
auf die mechanischen Eigenschaften einerseits und die Handha
bung durch den Benutzer andererseits einen optimalen Kompromiß
dar. Die Kontur des Halbkreises C stellt den maximal möglichen
Radius dar, der sich realisieren läßt. Ausgehend von der ei
nen Seitenfläche erfolgt der Übergang zum Scheitelpunkt der
Oberkante 12 und der sich anschließende Rückkehrbereich zur
gegenüberliegenden Seitenfläche mit konstanter Krümmung, so
daß sich die während des Sintervorgangs auftretenden Spannun
gen ideal gleichmäßig verteilen.
Claims (7)
1. Keramische Klinge eines Schneidwerkzeugs, insbesondere
eines Messers, mit einer Schneide (1), die in zwei Sei
tenflächen übergeht, und einer gegenüberliegend zur
Schneide verlaufenden Oberkante, dadurch gekennzeichnet,
daß die Oberkante (12) zu den Seitenflächen (14, 16) hin
abgerundet ist.
2. Klinge nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Oberkante (12) vorzugsweise zu beiden Seiten unter Bil
dung eines Radius (18) in die Seitenflächen (14, 16) der
Klinge (1) übergeht.
3. Klinge nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der
Radius (18) größer als 0,3 mm, vorzugsweise größer als
0,5 mm, ist.
4. Klinge nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß die Oberkante (12) im Querschnitt die
Form einer Halbellipse (B; D) besitzt.
5. Klinge nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Oberkante (12) im Querschnitt die Form
eines Halbkreises (C) besitzt.
6. Klinge nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß sie im Spritzgießverfahren herge
stellt ist.
7. Klinge nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß die Keramik eine Oxidkeramik, vor
zugsweise Aluminiumoxid, Zirkonoxid oder ein Gemisch
hiervon ist.
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