DE19608580A1 - Färben von modifiziertem Papier mit anionischen Textilfarbstoffen - Google Patents
Färben von modifiziertem Papier mit anionischen TextilfarbstoffenInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung liegt auf dem Gebiet der Papierfärberei.
Papier ist ein aus Pflanzenfasern (Cellulose) hergestellter, flächiger Werkstoff.
Hergestellt wird Papier aus Holzschliff, Raffinierholzstoff, Halbzellstoff oder
Zellstoff. Durch Mahlung erreicht man eine Fibrillierung, durch die eine
ausreichende Zahl von Berührungspunkten zwischen den Fasern geschaffen
wird. Nach Auftrocknen aus wäßriger Suspension verfilzen sich die Zellstoffe
und bilden über Wasserstoffbrückenbindungen dichte, feste Lagerungen.
Wie aus der Literatur entnommen werden kann (US-A-5 104 487,
US-A-5 061 346 und EP-A2-0 277 633), werden für die Erhöhung der
mechanischen Eigenschaften von Papier im allgemeinen kaltwasserlösliche
Stärken, sogenannte Quellstärken, benutzt. In niedriger Dosierung wirken
besonders kationische Stärkeether festigkeitserhöhend. Ebenso wie man mit
kationischen Zusätzen versucht hat, die Papiereigenschaften zu verbessern,
wurden auch Anstrengungen unternommen, Papier bereits in situ zu
modifizieren (US-A-3 737 370). Diese Prozeßführung erweist sich aber aus
ökologischen Gründen als nachteilig.
Native Stärke wird dem Papier üblicherweise sowohl in der Masse als auch in
der Oberflächenleimung zugegeben. Allerdings retendiert native Stärke nur zu
50-60% auf Celluloseteilchen. Ein besseres Aufziehverhalten erreicht man mit
kommerziell erhältlichen kationischen Stärken, die einen Substitutionsgrad von
0,02-0,025 haben. Außerdem wird dadurch die Abwasserbelastung in der
Papierherstellung reduziert. Weitere Vorteile sind die Retention von Füllstoffen,
wie Titandioxid und anderer Streichpigmente, eine bessere Entwässerbarkeit der
Papiermasse auf den Siebpartiek und eine erhöhte Knick- und Bruchresistenz.
Die allgemeine Herstellung von Papier ist dem Fachmann bekannt und kann in
der Literatur vielfach nachgelesen werden (Ullmann, Lexikon der Technischen
Chemie, Bd. 17, S. 577 ff).
Gefärbtes Papier wird im allgemeinen durch Färben der Masse oder durch ein
Auftragen der Farbe auf die Oberfläche der fertigen Papierbahn erhalten. Der
Papierrohstoff (Altpapier, Holzschliff, ungebleichter Zellstoff, gebleichter
Zellstoff) und damit die Qualität des Endproduktes bestimmen die
Farbstoffauswahl. Hierbei sind besonders die Echtheiten, die für bestimmte
Papiere gewünscht sind, zu beachten. Lichtechtheiten werden für Feinpapiere
gefordert, Ausblut- und Reibechtheiten sind für Lebensmittelpapiere unerläßlich.
Lösemittelechtheiten werden für Wäscherei- und Etikettenpapiere gewünscht.
Weitere Echtheiten sind die Dampfechtheit, die Säureechtheit und die
Hitzebeständigkeit, die für besondere Spezialpapiere von Interesse sind. Die
Massefärbung von Papier geschieht im allgemeinen durch Zumischung von
Lösungen substantiver oder saurer Farbstoffe oder von Aufschwemmungen von
Pigmenten zum Papierbrei.
Wasserlösliche Textilfarbstoffe, insbesondere Reaktivfarbstoffe, wie sie
üblicherweise zum Färben von Textilien aus Cellulose- oder
Regeneratcellulosefasern verwendet werden, waren bislang für die
Papierfärberei ungeeignet, weil ihre Substantivität zur Papiermasse
unzureichend war und man daher nur ungenügende Farbausbeuten erreichen
konnte.
Es bestand daher ein Bedarf nach einem einheitlichen Färbeverfahren für alle in
der Praxis eingesetzten Papiersorten, welches ökologisch vorteilhaft ist und
auch brilliante Färbungen ermöglicht.
Es wurde gefunden, daß diese Aufgabe überraschenderweise dadurch gelöst
werden kann, daß man ein mit aminogruppenhaltigen Verbindungen hochgradig
substituiertes Stärkederivat der wäßrigen Papiermasse zusetzt oder auf das
fertige Blatt aufträgt. Die auf diese Weise modifizierte Papiermasse oder das so
modifizierte fertige Papier kann mit anionischen Farbstoffen, wie
Reaktivfarbstoffen, Säurefarbstoffen oder Direktfarbstoffen, mit guten
Gebrauchsechtheiten, insbesondere Ausblutechtheiten, gefärbt werden.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist daher ein Papier, das mindestens ein
mit einem Substitutionsgrad zwischen 0,1 und 3 mit aminogruppenhaltigen
Verbindungen verethertes Stärkederivat enthält.
Das erfindungsgemäße Papier kann weiterhin einen oder mehrere an ionische
Textilfarbstoffe in der Papiermasse enthalten, mit solchen bestrichen oder
bedruckt sein.
Die erfindungsgemäß eingesetzten Stärkederivate sind insbesondere mit
Alkylaminogruppen veretherte Stärkederivate mit einem Substitutionsgrad
zwischen 0,11 bis 2, bevorzugt 0,15 bis 1, besonders bevorzugt 0,2 bis 0,8.
Ein Substitutionsgrad von 3 bedeutet, daß jede der drei freien
OH-Gruppen in jeder Glucose-Einheit verethert ist. Ein Substitutionsgrad von 0,1
bedeutet, daß statistisch in jeder zehnten Glucose-Einheit eine OH-Gruppe
verethert ist.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist weiterhin ein Verfahren zur
Herstellung des erfindungsgemäßen Papiers, dadurch gekennzeichnet, daß man
einer wäßrigen Papiermasse ein mit einem Substitutionsgrad zwischen 0,1 und
3 mit aminogruppenhaltigen Verbindungen verethertes Stärkederivat zumischt
und diese Mischung zu einer Papierbahn weiterverarbeitet, oder daß man
besagtes Stärkederivat als Bestandteil einer Streichmasse auf übliches Papier
aufträgt.
Bei der Zumischung zur Papiermasse wird das besagte Stärkederivat im Pulper,
in der Mischbütte oder kontinuierlich in den Stoffstrom vor dem Stoffauflauf der
Papiermaschine zudosiert. Die Menge an Stärkederivat im erfindungsgemäßen
Papier liegt in der Größenordnung von 0,001 bis 5 Gew.- %, vorzugsweise
0,1 bis 3 Gew.-%, bezogen auf den Feststoffgehalt der Faserstoffsuspension,
gleichbedeutend mit dem Gewicht des fertiggestellten Roh-Papiers.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, das besagte Stärkederivat mit einer
geeigneten Vorrichtung, wie z. B. Streichanlage und Kalander, auf übliches,
nicht-modifiziertes Papier aufzubringen. Dabei erfolgt vorzugsweise eine
beidseitige Beschichtung mit einer Streichmasse, die das besagte Stärkederivat
sowie übliche Hilfsmittel, wie z. B. Titandioxid, Kreide, Clay, Dispergiermittel und
Härtungsmittel, enthält. Die hochsubstituierten Stärken verleihen der
Streichmasse gute rheologische Eigenschaften bei gleichzeitig hohen
Scherkräften und verankern den Strich außerordentlich gut. Die Menge des
Stärkederivats in der Streichmasse liegt zweckmäßigerweise bei 0,1 bis
20 Teilen, bevorzugt 1 bis 10 Teilen, bezogen auf 100 Teile Streichmasse.
Die Menge der auf das Papier aufgetragenen Streichmasse wird so bemessen,
daß das bestrichene Papier zu etwa 0,001 bis 5 Gew.-%, vorzugsweise 0,1 bis
3 Gew.-%, bezogen auf das Gewicht des erfindungsgemäßen Papiers, aus
besagtem Stärkederivat besteht.
Stärken mit einem Substitutionsgrad bis zu etwa 0,05 sind an sich bekannt
(Houben-Weyl, 1987, Bd. E 20, Teil 3, S. 2135-2151), solche mit einem
Substitutionsgrad von 0,1 und höher sind jedoch noch nicht beschrieben.
Bevorzugt im Sinne der vorliegenden Erfindung sind besagte Stärkeether, deren
Ethergruppe die Formel -O-(CH₂)x-NR₂, -O-CH₂-CHOH-CH₂-NR₂
-O-(CH₂)x-SO₂-(CH₂)y-NR₂, -O-(CH₂)x-SO₂-(CH₂)y -NR⊕₃A⊖, -O-(CH₂)x-⊕NR₃A⊖
oder -O-CH₂-CHOH-CH₂-NR⊕₃A⊖ hat, wobei x und y die Zahl 2 oder 3 ist,
R gleich oder verschieden ist und Wasserstoff, Methyl oder Ethyl und A ein
Anion, beispielsweise Chlorid oder Sulfat, bedeutet. Besonders bevorzugt sind
solche Stärkeether, deren Ethergruppe die Formel -O-CH₂CH₂-NH₂,
-O-CH₂-CHOH-CH₂-N⊕(CH₃)₃ oder -O-CH₂CH₂-N⊕(CH₃)₃ hat.
Die erfindungsgemäß verwendeten Stärkeether mit besagtem hohem
Substitutionsgrad sind in Wasser fließfähige bis hochviskose Massen von 1 bis
30 Pas (etwa 20 gew.-%ige wäßrige Lösung), die ohne weitere Aufarbeitung
der Papiermasse zugesetzt oder auf das fertige Papier aufgetragen werden
können.
Der Polymerisationsgrad der erfindungsgemäß verwendeten Stärkeether liegt
zweckmäßigerweise zwischen 100 und 1000, vorzugsweise 100 und 400,
Anhydroglucoseeinheiten.
Die Herstellung der Stärkeether kann erfolgen, indem man eine beliebige Stärke,
beispielsweise Kartoffelstärke, Maisstärke oder Weizenstärke, mit einem
C₂-C₅-Alkylamin, das einen gegenüber OH-Gruppen reaktiven Substituenten,
beispielsweise eine α-Chlor-β-Hydroxy-, eine 1,2-Epoxy-, eine
1-(Sulfatoethylsulfon)- oder eine Sulfatoethyl-Substitution, aufweist, bei einem
pH-Wert von 9 bis 14, vorzugsweise von 9,5 bis 13, umsetzt. Die
Umsetzungstemperatur beträgt zweckmäßigerweise 40 bis 100°C. Das
C₂-C₅-Alkylamin wird, je nach gewünschtem Substitutionsgrad der Stärke, im
molaren Verhältnis Alkylamin zu einer Anhydroglucoseeinheit von 0,1 : 1 bis
zweckmäßigerweise 4 : 1 umgesetzt.
Beispiele für die vorstehend genannten Alkylamine, die zur Modifizierung der
Stärke eingesetzt werden, sind Glycidyltrimethylammoniumsulfat oder -chlorid,
Sulfatoethyltrimethylammoniumsulfat oder -chlorid, 3-Chlor-2-hydroxypropyl
trimethylammonium-sulfat oder -chlorid und Aminopropylsulfatoethylsulfon.
Die Farbstoffe, die zum Färben des erfindungsgemäßen Papiers bevorzugt
genutzt werden, sind im allgemeinen anionischer Natur. Besonders geeignet
sind die faserreaktiven Textilfarbstoffe, die mit den Hydroxylgruppen der
Cellulose oder mit den Aminogruppen der aminierten Cellulosen reagieren
können und eine kovalente Bindung einzugehen vermögen. Als faserreaktive
Komponente an den Textilfarbstoffen seien besonders der Sulfatoethylsulfonyl-,
Vinylsulfonyl-, Chlortriazinyl- und Fluortriazinyl-Rest sowie Kombinationen dieser
"Ankersysteme" genannt.
Als Säure- oder Direktfarbstoffe zum Färben oder Bedrucken des
erfindungsgemäßen Papiers sind beispielsweise die Diamin-Farbstoffe, ®Sirius
Lichtecht-Farbstoffe, ®Alphanol-Farbstoffe, ®Cotonerol-Farbstoffe und ®Duasyn-
Farbstoffe geeignet, wie z. B. C.I. Acid Black 27 (C.I. No. 26 310), C.I. Acid
Black 35 (C.I. No. 26320), C.I. Acid Blue 113 (C.I. No. 26360), C.I. Direct
Orange 49 (C.I. No. 29 050), C.I. Direct Orange 69 (C.I. No. 29 055), C.I.
Direct Yellow 34 (C.I. No. 29 060), C.I. Direct Red 79 (C.I. No. 29 065), C.l.
Direct Yellow 67 (C.I. No. 29 080), C.I. Direct Brown 126 (C.I. No. 29 085),
C.I. Direct Red 84 (C.I. No. 35 760), C.I. Direct Red 80 (C.I. No. 35 780), C.I.
Direct Red 194 (C.I. No. 35 785), C.I. Direct Red 81 (C.I. No. 28 160), C.I.
Direct Red 32 (C.I. No. 35 790), C.I. Direct Blue 162 (C.I. No. 35 770), C.I.
Direct Blue 159 (C.I. No. 35 775), C.I. Direct Black 162 : 1 and C.I. Direct Violet
9 (C.I. No. 27 885).
Die genannten Farbstoffe können entweder zum Färben der wäßrigen
Papiermasse, einer Streichmasse oder zum Bedrucken des erfindungsgemäßen
Papieres benutzt werden. Für die Massefärbung wird der Farbstoff im Pulper, in
der Mischbütte oder kontinuierlich in den Stoffstrom vor dem Stoffauflauf der
Papiermaschine zudosiert. Zweckmäßig sind Mengen von 0,5 bis 10 Gew.-%,
vorzugsweise 1 bis 6 Gew.-%, bezogen auf den Feststoffgehalt des Papierbreis.
Nach Erzeugung einer flächigen Bahn wird üblicherweise auf eine Temperatur
von 60 bis 95°C erhitzt, wodurch eine Trocknung der Papierbahn und
gleichzeitig eine Fixierung des Reaktivfarbstoffes erreicht wird.
Wird das modifizierte Papier nicht in der Masse oder mit einer gefärbten
Streichmasse gefärbt, können auch übliche Tintenformulierungen oder
Druckpasten, die die genannten Farbstoffe enthalten, verwendet werden. Als
Druckverfahren kommen beispielsweise der Ink-Jet-Druck, Offsetdruck, Flach-
oder Tiefdruck in Betracht. Die Fixierung des Farbstoffs geschieht in diesen
Fällen immer über ionische Wechselwirkungen, die aufgrund des hohen
Kationisierungsgrades der erfindungsgemäßen Zusätze ausreichend sind, um
gute Allgemeinechtheiten, insbesondere Ausblutechtheiten, zu gewährleisten.
Alkalisch wirkende Verbindungen, wie sie üblicherweise zur Fixierung von
faserreaktiven Farbstoffen auf Cellulosefasern benutzt werden, sind nicht
erforderlich. Auch kann auf sonst in der Textilfärberei übliche Zusätze an
Elektrolytsalzen verzichtet werden. Es wird daher bei einem pH-Wert zwischen
4,5 und 8,5 und, bei Verwendung handelsüblicher Reaktiv- oder
Direktfarbstoffe, in Gegenwart eines Elektrolytsalzgehaltes von 0,01 bis
0,5 Gew.-%, bezogen auf die Färbelösung, gefärbt oder gedruckt.
Es ist weiterhin möglich, daß die Farbstoffe der vorstehend erwähnten
Streichmasse in einer Menge von 0,5 bis 6 Teilen, bezogen auf 100 Teile
Streichmasse, zugesetzt werden, die den hochsubstituierten Stärkeether
enthält, und diese eingefärbte Streichmasse auf übliches Papier aufgetragen
wird.
Gegenstand der Erfindung ist auch ein Verfahren zur Herstellung eines Papiers,
dadurch gekennzeichnet, daß man einer Papiermasse ein mit einem
Substitutionsgrad zwischen 0,1 und 3 mit aminogruppenhaltigen Verbindungen
verethertes Stärkederivat und einen oder mehrere an ionische Textilfarbstoffe
zumischt und diese Mischung zu-einer Papierbahn weiterverarbeitet;
oder indem man besagtes Stärkederivat im Gemisch mit einem oder mehreren
anionischen Textilfarbstoffen auf übliches Papier aufträgt;
oder indem man besagtes Stärkederivat einer wäßrigen Papiermasse zumischt,
diese Mischung zu einer Papierbahn weiterverarbeitet und diese Papierbahn mit
einem oder mehreren anionischen Textilfarbstoffen bedruckt;
oder indem man besagtes Stärkederivat auf übliches Papier aufträgt und
anschließend mit einem oder mehreren anionischen Textilfarbstoffen bedruckt.
Durch den erfindungsgemäßen Einsatz der hochsubstituierten Stärkederivate in
der Papierherstellung können alle üblichen Papiersorten, wie z. B. Schreibpapier,
Packpapier, Zeitungspapier, Pappe, Pergamentpapier, sanitäre Papiere,
Tapetenpapiere und Etikettenpapiere, prinzipiell in der gleichen Weise gefärbt
werden.
Eine Farbstoffabhängigkeit der verschiedenen Papiersorten kann so überwunden
werden. Darüberhinaus wurde überraschenderweise gefunden, daß auf diese
Weise auch brilliante Färbungen auf Papier möglich sind. Man erhält ein Papier
mit gegenüber dem Stand der Technik deutlich verbesserten Naßechtheiten.
Das bedruckte oder gefärbte Papier kann angefeuchtet werden, ohne daß die
Farbstoffe ausbluten. Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Papiers ist
eine deutlich erhöhte Retention der bei der Papierherstellung üblicherweise
eingesetzten Hilfs- und Füllstoffe.
Wenn nicht anders angegeben, sind die in den nachfolgenden Beispielen
angeführten Teile Gewichtsteile und Prozente Gewichtsprozente.
Die Molmassen der verwendeten Stärken sind üblicherweise auf eine
Anhydroglucoseeinheit bezogen.
Herstellungsbeispiele für Stärkeether:
- 1) 162 g (1 mol) Kartoffelstärke, technisch trocken, werden in einem Kneter
in 500 ml Wasser, in dem zuvor 26,4 g (0,66 mol) Ätznatron gelöst
wurden, eingetragen. Anschließend werden zu dieser Mischung 130 g
(0,6 mol) 2,3-Epoxypropyltrimethylammoniumchlorid als 70%ige Lösung
in Wasser gegeben. Die Mischung wird 4 Stunden bei 60°C geknetet, auf
Raumtemperatur abgekühlt und mit Schwefelsäure auf pH 6 gestellt. Die
Viskosität beträgt 5,6 Pas bei 50°C und 19,6 Pas bei 20°C.
Zur weiteren Charakterisierung des Stärkederivates werden 5 Teile der viskosen Masse in 100 Teilen Wasser gelöst und mittels einer Membranentsalzungstechnik von nicht umgesetztem Epoxyd, hydrolysiertem Epoxid und Neutralisationssalzen befreit. Das gereinigte Stärkederivat wird bis zur Trockene im Vakuum eingedampft. Die Bestimmung des Substitutionsgrades erfolgt über eine Stickstoffbestimmung der modifizierten Stärke. Der Stickstoffgehalt betrug im vorliegenden Fall 3,5%. Der Substitutionsgrad berechnet sich nach folgenden Formeln: 162 + 151/14x[%N] = MW
[%N]/14 x MW :100 = SubstitutionsgradDie modifizierte Stärke hat damit einen Substitutionsgrad von 0,5. - 2) 200 g (1,2 mol) Maisstärke werden in einem 2 l Kolben mit abwärtsbewegendem Rührer in 500 ml Wasser und 24 g (0,6 mol) Ätznatron eingetragen. Anschließend werden zu dieser Mischung 113 g (0,4 mol) Sulfatoethyl-trimethyl-ammoniumsulfat, gelöst in 300 ml Wasser, gegeben. Die Mischung wird 6 Stunden bei 85°C gerührt, gegebenenfalls durch weitere Wasserzugabe rührfähig gehalten, auf Raumtemperatur abgekühlt und mit Schwefelsäure auf pH 6 gestellt. Der Stärkeether hat einen Substitutionsgrad von 0,3.
In eine betriebsübliche Faserstoff-Suspension aus gebleichtem Zellstoffbrei und
den üblichen Hilfsstoffen, wie beispielsweise Kaolin (Al₄(OH)₈(Si₄O₁₀), Kreide
oder Titandioxid, werden in der sogenannten Stoffzentrale 5%, bezogen auf
das Trockengewicht der Papiermasse, einer wäßrigen 30%igen Stärkelösung
aus Herstellungsbeispiel 1 zugesetzt. Außerdem gibt man der Masse 1% des
aus der DE-A-19 43 904 bekannten roten Reaktivfarbstoffs als 10%ige
wäßrige Lösung zu.
Der anschließend aus etwa 3% Feststoff und 97% Wasser bestehende
Papierbrei wird nach intensiver Mischung vor der Aufgabe auf die
Papiermaschine nochmals mit Wasser auf einen Feststoffgehalt < 0,5%
verdünnt. Aus dem hochverdünnten Ganzstoff wird eine flächige Bahn
kontinuierlich erzeugt und mit Hilfe von Sieb-, Press- und Trockenaggregaten
vom Wasser befreit. Die in der Sieb- und Presszone zurückgewonnenen
Abwässer sind farblos und können ohne entfärbende Maßnahmen direkt in den
Herstellprozeß zurückgeführt werden. In den Trocknungsaggregaten wird das
Papier auf eine Temperatur von 75 bis 85°C aufgeheizt, wodurch eine
zusätzliche Fixierung des Farbstoffes erreicht wird. Am Ende des Verfahrens
erhält man ein brillant rot gefärbtes Papier mit sehr guten Ausblutechtheiten.
In eine betriebsübliche Faserstoff-Suspension aus gebleichtem Zellstoffbrei
werden in der Stoffzentrale 2,5%, bezogen auf das Trockengewicht der
Papiermasse, einer wäßrigen 30%igen Stärkelösung aus Herstellungsbeispiel 2
zugesetzt. Der Papierbrei wird nach intensiver Mischung von der Aufgabe auf
die Papiermaschine mit Wasser auf einen Feststoffgehalt von < 0,5%
verdünnt. Daraus wird eine flächige Bahn erzeugt und mit Hilfe von Sieb-, Preß-
und Trockenaggregaten von Wasser befreit. Man erhält ein Roh-Papier mit stark
erhöhter Festigkeit und Affinität zu anionischen Farbstoffen:
Ohne das Papier durch Streichen zu glätten, wird ein Blatt des wie oben
beschriebenen modifizierten Papiers in einen büroüblichen Tintenstrahldrucker
eingespannt. Ein auf der Basis der "Continous Flow"-Technik arbeitender
Druckkopf gibt nun kontinuierlich Tropfen von Direktfarbstoffen ab. Um
mehrfarbige Drucke zu erhalten, wird ein Vierfarbdruck mit den Grundfarben für
die subtraktive Farbmischung (Gelb, Cyan, Magenta und Schwarz) ausgeführt.
Als Cyan-Farbstoff wurden C.I. Direct Blue 199, als Gelb-Farbstoff C.I. Direct
Yellow 34, als Magenta-Farbstoff C.I. Direct Red 81 und als Schwarz-
Komponente C.I. Acid Black 35 verwendet. Man erhält ein Papier mit gegenüber
dem Stand der Technik deutlich verbesserten Naßechtheiten. So kann das
bedruckte Papier anschließend angefeuchtet werden, ohne daß die Farbstoffe
ausbluten.
In eine betriebsübliche 2,5%ige Faserstoff-Suspension, bestehend (bezogen auf
das Trockengewicht der Bütte) aus 30% gebleichtem Zellstoff, 30%
Sulfatzellstoff aus Langfaserholz, 20% Recyclingpapier und 20% Kreide,
werden in der sogenannten Stoffzentrale 6,0%, bezogen auf das
Trockengewicht der Papiermasse, einer wäßrigen 30%igen Stärkelösung aus
Herstellungsbeispiel 2 zugesetzt.
Außerdem werden dem Gemisch 1,5% des aus der EP-A-0 457 715, Beispiel
106, bekannten roten Reaktivfarbstoffes als 8%ige wäßrige Lösung zugesetzt.
Nach intensiver Durchmischung verfährt man entsprechend den Angaben des
Beispiels 1 und erhält ein rotes Papier mit sehr hoher Festigkeit und guten
Naßechtheiten.
Aus einer betriebsüblichen 2,5%igen Faserstoff-Suspension, bestehend
(bezogen auf das Trockengewicht der Bütte) aus 30% gebleichtem Zellstoff,
30% Sulfatzellstoff aus Langfaserholz, 20% Recyclingpapier und 20% Kreide,
wird nach Verdünnung auf 0,7% nach allgemeiner Verfahrensweise eine
Papierbahn erzeugt.
Die rohe Papierbahn wird dann in einer Inverted-Blade-Streichmaschine mit einer
60%igen Streichfarbe, die 100 Teile Clay, 0,3 Teile eines handelsüblichen
Dispergiermittels und 10 Teile eines Stärkeethers gemäß Herstellungsbeispiel 2
enthält und einen pH-Wert von 8,5 hat, bestrichen. Die Auftragsmenge bei
diesem Verfahren beträgt ca. 15 g Streichfarbe/m² Papier. Nach dem Streichen
wird das Papier getrocknet und kann entsprechend den Angaben des Beispiels 2
gefärbt werden.
Man verfährt entsprechend den Angaben des Beispiels 4 und erzeugt dabei eine
Papierbahn, deren Oberflächenrauhigkeiten und Poren durch Streichen mit einer
farbigen Streichmasse geglättet werden.
Dazu wird die Papierbahn in einer Rollrakel-Streichmaschine mit einer 50%igen
Streichfarbe, die 100 Teile Clay, 0,3 Teile eines handelsüblichen
Dispergiermittels, 10 Teile eines Stärkeethers aus Herstellungsbeispiel 2, 3 Teile
eines wasserlöslichen Reaktivfarbstoffes, bekannt aus der EP-A-0 228 348,
Beispiel 1 und 1 Teil eines handelsüblichen Härtungsmittels enthält, bestrichen.
Die Auftragsmenge bei diesem Verfahren beträgt ca. 12 g Streichfarbe/m²
Papier. Nach dem Streichen wird das Papier getrocknet. Man erhält ein blaues
Papierblatt, in dem der Farbstoff ausblutecht fixiert ist. Die Lichtechtheit
erreicht den aus der Textilfärberei bekannten hohen Standard.
Claims (10)
1. Papier, das mindestens ein mit einem Substitutionsgrad zwischen 0,1 und
3 mit aminogruppenhaltigen Verbindungen verethertes Stärkederivat enthält.
2. Papier nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Ethergruppen
der veretherten Stärke -O-(CH₂)x-NR₂, -O-CH₂-CHOH-CH₂-NR₂,
-O-(CH₂)x-⊕NR₃A⊖, -O-(CH₂)x-SO₂-(CH₂)y-NR₂-O-(CH₂)x-SO₂-(CH₂)y-NR⊕₃A⊖
oder -O-CH₂-CHOH-CH₂-NR⊕₃A⊖ sind, wobei x und y die Zahl 2 oder 3,
R gleich oder verschieden ist und Wasserstoff, Methyl oder Ethyl und A ein
Anion bedeutet.
3. Papier nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die
Ethergruppen der veretherten Stärke -O-CH₂CH₂-NH₂,
-O-CH₂-CHOH-CH₂-N(CH₃)₃⁺ oder -O-CH₂CH₂-N(CH₃)₃⁺ sind.
4. Papier nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß das oder die veretherte(n) Stärkederivat(e) in einer
Konzentration von 0,001 bis 5 Gew.-%, vorzugsweise 0,1 bis 3 Gew.-%,
gerechnet als Trockengewicht, enthalten ist (sind).
5. Papier nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß es mit einem oder mehreren an ionischen Textilfarbstoffen
gefärbt ist.
6. Papier nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß es mit einem oder mehreren anionischen Textilfarbstoffen
bedruckt ist.
7. Papier nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß der
anionische Textilfarbstoff ein Reaktivfarbstoff, Säurefarbstoff oder
Direktfarbstoff ist.
8. Verfahren zur Herstellung eines Papiers nach einem oder mehreren der
Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man einer wäßrigen
Papiermasse ein mit einem Substitutionsgrad zwischen 0,1 und 3 mit
aminogruppenhaltigen Verbindungen verethertes Stärkederivat zumischt und
diese Mischung zu einer Papierbahn weiterverarbeitet, oder daß man besagtes
Stärkederivat auf übliches Papier aufträgt.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß man das
Stärkederivat in einer Menge von 0,001 bis 5 Gew.-%, bezogen auf das
Gewicht des Papieres, zumischt oder als Streichmasse aufträgt.
10. Verfahren zur Herstellung eines Papiers nach einem oder mehreren der
Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß man einer Papiermasse ein mit
einem Substitutionsgrad zwischen 0,1 und 3 mit aminogruppenhaltigen
Verbindungen verethertes Stärkederivat und einen oder mehrere anionische
Textilfarbstoffe zumischt und diese Mischung zu einer Papierbahn
weiterverarbeitet;
oder indem man besagtes Stärkederivat im Gemisch mit einem oder mehreren anionischen Textilfarbstoffen auf übliches Papier aufträgt;
oder indem man besagtes Stärkederivat einer wäßrigen Papiermasse zumischt, diese Mischung zu einer Papierbahn weiterverarbeitet und diese Papierbahn mit einem oder mehreren anionischen Textilfarbstoffen bedruckt;
oder indem man besagtes Stärkederivat auf übliches Papier aufträgt und anschließend mit einem oder mehreren anionischen Textilfarbstoffen bedruckt.
oder indem man besagtes Stärkederivat im Gemisch mit einem oder mehreren anionischen Textilfarbstoffen auf übliches Papier aufträgt;
oder indem man besagtes Stärkederivat einer wäßrigen Papiermasse zumischt, diese Mischung zu einer Papierbahn weiterverarbeitet und diese Papierbahn mit einem oder mehreren anionischen Textilfarbstoffen bedruckt;
oder indem man besagtes Stärkederivat auf übliches Papier aufträgt und anschließend mit einem oder mehreren anionischen Textilfarbstoffen bedruckt.
Priority Applications (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1996108580 DE19608580A1 (de) | 1996-03-06 | 1996-03-06 | Färben von modifiziertem Papier mit anionischen Textilfarbstoffen |
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