DE19544301C2 - Verfahren und Vorrichtung zum Formstechen und Formdrehen - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zum Formstechen und FormdrehenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein spezielles Verfahren zum Formstechen und Formdrehen sowie
eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens. Die beiden Bearbeitungsmethoden die
nen der spanenden Bearbeitung von Werkstücken, gewöhnlich solchen aus Metall. Dabei
wird unter Formstechen im Sinne der Erfindung das stirnseitige Einbringen unrunder Kon
turen, vor allem solcher mit mehr oder weniger radialem Verlauf (z. B. Schlitze, Sterne,
usw.), in das Werkstück, bzw. unter Formdrehen eine unrund gestaltete Bearbeitung (z. B.
Vierkant, Sechskant, Schlüsselflächen, und dergleichen) am Umfang des Werkstücks ver
standen.
In der Technik werden solche Formen in den unterschiedlichsten Ausführungen für die ver
schiedensten Anwendungen benötigt. Für die Massenherstellung von Teilen mit derartigen
Geometrien wird häufig auf das Kalt- oder Warmfließpressen, zum Teil auch auf das
Gießen oder Sintern zurückgegriffen, weil sich mit diesen Verfahren gut brauchbare Ober
flächen bei niedrigsten Stückkosten erzielen lassen. Wenn das jeweilige Bauteil ein derar
tiges Verfahren nicht zuläßt oder kleinere Stückzahlen gefordert sind, kommt in den mei
sten Fällen nur eine spanende Herstellung, vor allem durch Fräsen, in Betracht. Ein
Nachteil der frästechnischen Herstellung ist jedoch der verhältnismäßig langsame Arbeits
fortschritt, so daß gefräste Teile mit relativ hohen Kosten belastet sind.
Nun sind zwar bestimmte Apparate bekannt, mit denen unrunde Geometrien spanend mit
kürzeren Bearbeitungszeiten hergestellt werden können, jedoch sind diese Apparate mit
verschiedenen Nachteilen behaftet. So ist z. B. eine Vorrichtung bekannt, welche auf den
Maschinentisch einer Fräsmaschine aufspannbar ist, und welche die Aufnahme eines
Werkstücks in einem drehbaren Futter erlaubt. Das Futter wird mit der Spindel der Fräs
maschine verbunden, um so während der Bearbeitung in eine Drehbewegung versetzt zu
werden. Gleichzeitig läuft ein in der Spindel befindlicher Messerkopf um. Aus der Relativ
bewegung der beiden rotierenden Komponenten ergibt sich eine mehrkantige Geometrie,
wobei die Anzahl der Flächenelemente vom Drehzahlverhältnis zwischen Werkstück und
Werkzeug und der Zahl der Werkzeugschneiden abhängt. Der Nachteil dieser Vorrichtung
ist, daß sie für die Installation einen hohen Zeitaufwand erfordert, daß das Werkstück
generell zur Bearbeitung umgespannt werden muß, so daß eine sogenannte Komplettbear
beitung von vorneherein ausscheidet, ferner daß die fertigen Flächen aufgrund einer ge
wissen Balligkeit nur eine reduzierte Formgenauigkeit besitzen, und außerdem die geome
trischen Möglichkeiten auf Mehrkante beschränkt sind.
Andererseits ist aus der DE-OS 40 39 489 A1 ein Apparat bekannt, welcher die spanende
Herstellung der unterschiedlichsten Geometrien in Bohrungen und am Umfang von Werk
stücken mit hoher Formgenauigkeit und kleinstem Zeitaufwand ermöglicht. Mit diesem Ge
rät können jedoch stirnseitig höchstens umlaufende Einstiche hergestellt werden. Bestimmte
mehr oder weniger radial verlaufende Einstiche sind damit nicht realisierbar. Es ist damit
auch nicht möglich, hinter der Stirnkante eines Werkstücks an dessen Umfang einzutau
chen, etwa um zwei von der Stirnkante zurückversetzte Schlüsselflächen spanend herzu
stellen. Nachteilig an dem genannten Apparat ist ferner, daß eine sehr genaue Tolerierung
der Abmessungen derartiger Konturen z. B. mittels einer Korrektureingabe in die numeri
sche Steuerung der Werkzeugmaschine wegen des gewählten Verfahrens generell verwehrt
ist. Eine Feineinstellung der Schneide bzw. Nachstellung wegen Schneidenverschleiß ist nur
per Hand durch Justieren einer exzentrischen Einstellhülse möglich.
Es bestand daher die Aufgabe zur Schaffung eines Verfahrens und einer Vorrichtung der
betreffenden Art, womit es möglich sein sollte, unrunde Formen mit hoher Genauigkeit bei
gleichzeitig hoher Zerspanungsleistung an der Stirnseite bzw. auch hintertauchend am
Umfang von Werkstücken herzustellen.
Die genannte Aufgabe wird nach der Erfindung durch ein Ver
fahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 und
einer Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens mit den Merkmalen
des Patentanspruchs 1 gelöst. Danach wird vor
geschlagen, sowohl den mit wenigstens einer Schneide ausgerüsteten Werkzeugträger mit
einem genau definierten radialen Abstand seiner Umlaufachse zur Mittelachse des In- bzw.
Umkreises der zu zerspanenden Werkstückkontur, als auch das Werkstück selbst in eine
vorzugsweise gleichsinnige Drehbewegung zu versetzen und dabei ein genau festgelegtes
gegenseitiges Drehzahlverhältnis beizubehalten. Werkstück und Werkzeug werden dann
um radial mit einem bestimmten Abstand versetzte Drehachsen rotierend relativ zueinan
der axial verfahren, um so einen Vorschub zu realisieren. Erfindungsgemäß wird dann die
Schneide während ihres Umlaufs abweichend von einer reinen Kreisbahn in der Radial
ebene so ausgelenkt, daß sich die zu zerspanende Kontur aus der Relativbewegung der
umlaufenden Schneidenspitze zum rotierenden Werkstück ergibt. Die Schneidenspitze ist
während ihres Umlaufs um 360° lediglich in einem winkelmäßigen Teilbereich mit dem
Werkstück in Kontakt, um Zerspanungsarbeit zu leisten. Dieser Zerspanungssektor wird mit
dem Umlaufwinkel α bezeichnet. Dem Zerspanungssektor ist ein Anfahrsektor mit dem
Umlaufwinkel β vorgeschaltet, bzw. ein Wegfahrsektor mit dem Umlaufwinkel γ nachge
schaltet. Die Summe der Umlaufwinkel aus Anfahrsektor, Zerspanungssektor und Wegfahr
sektor wird als aktiver Sektor mit dem Umlaufwinkel δ bezeichnet, während die Differenz
zwischen dem gesamten Umlaufwinkel von 360° und dem aktiven Sektor den passiven
Sektor κ definiert. Im Prinzip dient der passive Sektor der Rückführung der Schneide in
Richtung auf den Wiedereintritt in das Werkstück, während den sogenannten Kurvenfüll
stücken in Gestalt der von der Werkzeugschneide beschriebenen Anfahr- bzw. Wegfahrbe
wegung in den entsprechenden Sektoren die Aufgabe zufällt, einen möglichst stetigen Kur
venverlauf mit tangentialen Übergängen der Kurvenabschnitte zu realisieren. Es wird ferner
die Möglichkeit angeboten, den Werkzeugträger mit einer Anzahl n von Schneiden zu ver
sehen. Der Umlaufwinkel α des Zerspanungssektors berechnet sich dann zu
α = 360°: n - (β : 2) - (γ : 2).
Es wird als besonders vorteilhaft vorgeschlagen, den Anfahr- bzw. Wegfahrsektor möglichst
klein zu gestalten bzw. eine an die zu zerspanende Geometrie bzw. die Wiederholung ihrer
Konturelemente angepaßte Zahl von Werkzeugschneiden zu benutzen, um eine hohe Zer
spanungleistung zu verwirklichen. Im günstigsten Fall kann die entsprechende Abstimmung
darin resultieren, daß eine zweite Schneide genau in dem Moment mit dem Werkstück in
Berührung kommt, wenn eine erste Schneide aus dem Werkstück austritt. Für die Anzahl x
sich wiederholender Konturelemente bzw. die Anzahl n der Schneiden werden im wesent
lichen Werte zwischen 1 und 12 herangezogen. Das vorzugsweise festzulegende Drehzahl
verhältnis zwischen Werkstück und Werkzeug wird als umgekehrt proportional dem
Verhältnis x : n angegeben.
Die vorgeschlagene Vorrichtung zur Ausführung des Verfahrens be
steht im wesentlichen aus einem feststehenden Gehäuse, einem rotierenden Antriebsschaft,
einem umlaufenden Werkzeugträger mit mindestens einer Schneide, sowie Elementen zur
zwangsweisen Bewegungssteuerung des Werkzeugträgers. Die erfindungsgemäße Vorrich
tung ist hauptsächlich für die Benutzung auf einer Drehmaschine mit Werkzeugantrieb vor
gesehen. Das zu bearbeitende Werkstück wird dabei im Futter der Drehmaschine ge
spannt, während die Vorrichtung auf dem Revolver des Kreuzschlittens in einer
angetriebenen Position montiert wird.
Der Antriebsschaft der Vorrichtung dient der Einleitung des zum Zerspanen benötigten
Drehmoments und ist im Gehäuse unter Verwendung von Wälzlagern drehbar gelagert. Er
ist so gestaltbar, daß die Aufnahme der Vorrichtung mittels aller genormten oder angebo
tenen Systeme möglich ist, damit die Vorrichtung universell an die entsprechende maschi
nenseitige Schnittstelle und den Antrieb anschließbar ist.
Das während des Betriebs feststehende Gehäuse ist vorzugsweise so ausgelegt, daß es auf
der Revolverscheibe einer Drehmaschine mit angetriebenen Werkzeugen befestigbar ist,
wobei gleichzeitig der Anschluß für das Kühlschmiermittel in Eingriff kommt. Zum Gehäuse
gehört ferner eine Steuereinheit, welcher mindestens eine fest mit dem Gehäuse verbind
bare und vorzugsweise auswechselbare Kurvenscheibe zugeordnet ist. Die vorzugsweise mit
einer Skala versehene Steuereinheit ist mittels Drehung so justierbar, daß die drehwinkel
mäßige Lage des Kurvenzuges relativ zur Gehäusestellung abgelesen bzw. genau einge
stellt werden kann.
Im Gehäuse ist ein Werkzeugträger rollend so gelagert, daß er unter Ausschluß irgendwel
cher Kippbewegungen während seiner eigenen Rotation in der Radialebene auslenkbar ist.
Er ist über eine spezielle Kupplung (z. B. Oldham-Kupplung, Schmidt-Kupplung, Kardange
lenk, Helicoflex-Kupplung, Schraubenfeder, Wellbalg oder dergleichen) mit dem Antriebs
schaft verbunden, so daß eine rotative Kraftkomponente vom Antriebsschaft auf den Werk
zeugträger übertragen wird, auch wenn sich der Werkzeugträger in einer radial ausge
lenkten Position befindet. Dem Werkzeugträger sind auf der vorzugsweise einzigen Kurven
scheibe abrollende Elemente (z. B. Kugellager, Nadellager, Rollhülsen, Rollkörper) in einer
vorzugsweisen Anzahl von drei Stück zugeordnet. Der Werkzeugträger besitzt an seinem
unteren Ende wahlweise eine Direktaufnahme für mindestens eine auswechselbare
Schneidplatte, oder eine Aufnahme für einen Werkzeugschaft. Es ist vorteilhaft, den Werk
zeugträger mit einem Strömungsweg für ein flüssiges Kühlschmiermittel zu versehen, um
den Abtransport von Spänen und die Kühlung der Werkzeugschneide zu verbessern.
Im Hinblick auf die angestrebte Funktion der Vorrichtung kommt dem Kurvenzug der Kur
venscheibe besondere Bedeutung zu. Dieser Kurvenzug ist so ausgeführt, daß eine Anzahl
mit dem Werkzeugträger verbundener Rollkörper in ständigem spielfreien Kontakt umlau
fen kann, wobei diese Rollkörper nacheinander folgend identische Bahnen beschreiben.
Mit der Erfindung wird vorgeschlagen, den Kurvenzug in mehrere Bereiche aufzugliedern.
Die grobe Aufgliederung erfolgt zuerst in einen sogenannten aktiven und einen sogenann
ten passiven Sektor, wobei der passive Sektor im Prinzip lediglich der Rückführung der um
laufenden Werkzeugschneide zu einem definierten Ausgangspunkt dient. Da die Werk
zeugschneide in diesem Bereich keinen Werkstückkontakt hat, ist die genaue Formgestalt
dieses Kurvenabschnitts im Hinblick auf die dort von der Werkzeugschneide beschriebene
Bahn ohne Belang. Daher kann dieser Kurvenabschnitt als Komplementärkurve zum übri
gen Kurvenbereich genutzt werden. Erst diese Auslegung ermöglicht die Benutzung ledig
lich einer Kurvenscheibe und die Verwirklichung der Wiederholung von Konturabfolgen.
Der sogenannte aktive Bereich des Kurvenzuges wird nochmals feiner in einen Zerspa
nungssektor, sowie je einen Anfahr- bzw. Wegfahrsektor untergliedert. Da die Werkzeug
schneide sich nur im Zerspanungssektor mit dem Werkstück in Kontakt befindet, dient aus
schließlich dieser Bereich zur Erzeugung der angestrebten und für die Verwirklichung einer
bestimmten Formgestalt erforderlichen Relativbewegung der zugeordneten umlaufenden
Werkzeugschneide im Bezug zum rotierenden Werkstück. Den sozusagen als Kurvenfüll
stücken agierenden Kurvenabschnitten der Anfahr- bzw. Wegfahrsektoren kommt die Auf
gabe zu, für einen möglichst stetigen Verlauf und glatten gegenseitigen tangentialen Über
gang der im Zerspanungssektor bzw. passiven Sektor gebildeten Kurvenabschnitte zu sor
gen.
Für die genaue Festlegung des Kurvenzuges im Zerspanungssektor ist die exakte radiale
Position der einzelnen Werkzeugschneide zu berücksichtigen, wobei es vorteilhaft ist, wenn
dieser Abstand von der Mittelachse des Werkzeugträgers weniger weit entfernt ist als der
entsprechende Rollenkörper-Mittelpunkt vom imaginären Mittelpunkt der Kurvenscheibe.
Dann kann für die zu berechnende Rollenkörper-Mittelpunktsbahn eine ins Große proji
zierte Konchoide herangezogen werden, wodurch sich sehr weiche Kurvenzüge ergeben. In
bestimmten Fällen stärkerer Spanwinkeländerungen aufgrund unstet verlaufender Konturen
kann es vorteilhaft sein, für die Konstruktion von ins Große projizierten Konchoiden einen
wechselnden Kurvenursprung zu verwenden, um so die Spanwinkeländerungen der Werk
zeugschneide herabzusetzen. In jedem Fall jedoch repräsentiert der tatsächlich an der Kur
venscheibe vorhandene Kurvenzug eine mit dem halben Rollkörperdurchmesser nach
außen versetzte Äquidistante zu der berechneten imaginären Rollkörper-Mittelpunktskurve.
Das Wesen der Erfindung soll im folgenden anhand der sechs Zeichnungsfiguren näher er
läutert werden. Fig. 1 zeigt ein Werkstück mit einer sternförmigen stirnseitigen Nut als Bear
beitungsresultat, während in Fig. 2 die kinematischen Grundlagen des erfindungsgemäßen
Verfahrens und der Vorrichtung zu seiner Durchführung unter Heranziehung des in Fig. 1
gezeigten Bearbeitungsbeibeispiels dargestellt sind. Die Fig. 3 bis 5 zeigen jeweils
anhand eines Schemas eine Sequenz mit der jeweiligen Position von Rollkörpern, Schnei
den und Werkstück, unter der Annahme der Verwendung von drei Kurvenrollen, bzw. drei
Schneiden. In der Zeichnungsfigur 6 wird mittels einer Skizze ein Ausführungskonzept der
erfindungsgemäßen Vorrichtung dargestellt.
In Fig. 1 wird in einer geschnittenen Darstellung ein als Bearbeitungsbeispiel dienendes
Werkstück 1 gezeigt, welches mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens und der entspre
chenden Vorrichtung mit einer stirnseitig liegenden sternförmigen Nut 2 versehen worden
ist, deren drei Arme jeweils mit einem Übergangsradius ineinanderlaufen. Das Werkstück
wurde dabei zeichnerisch so vergrößert, daß seine Abmessungen den Dimensionierungen
in der Fig. 2 entsprechen. Für die spanende Bearbeitung der Nut wird die in der Zeichnung
links liegende Flanke 3 der Nut als Basis für die Berechnung der Bahn der Schneidenspitze
herangezogen.
Die Zeichnungsfigur 2 soll die kinematischen Grundlagen des erfindungsgemäßen Verfah
rens und der Vorrichtung zu seiner Durchführung anhand des in Fig. 1 gezeigten Bearbei
tungsbeispiels verdeutlichen. Für die mehr oder weniger schematische Darstellung wurde
eine stärkere Vergrößerung gewählt, um die Einzelheiten besser sichtbar zu machen. In der
linken Hälfte der Zeichnung ist der Umfang des Werkstücks mittels einer Kreislinie einge
zeichnet. Während der Bearbeitung rotiert das Werkstück um seine eigene Achse, wobei für
das Beispiel eine Rechtsdrehung gewählt wurde. Die Drehrichtung wird durch einen Pfeil
symbolisiert. Innerhalb der Kreisfläche des Werkstücks sind ferner drei Linien 4, 5, 6 einge
zeichnet, welche die linke Flanke 3 der Nut in verschiedenen Positionen während der Dre
hung des Werkstücks beschreiben. Der Mittelpunkt des nicht gezeigten Werkzeugträgers
liegt gegenüber dem des Werkstücks radial (in der Zeichnung nach rechts) versetzt etwa im
Bereich des Werkstück-Umfangs. Für das gezeigte Beispiel wurde der Werkzeugträger mit
drei um 120° versetzte Werkzeugschneiden ausgerüstet, von denen aus Gründen der bes
seren Übersichtlichkeit nur eine einzige Schneide (11) eingezeichnet ist. Dem Werkzeug
träger sind, wie vorzugsweise empfohlen, drei ebenfalls um 120° versetzte Rollkörper zu
geordnet. Auch in diesem Fall wurde nur ein Rollkörper 15 mit seiner Achse 14 dargestellt.
Eine Besonderheit des gewählten Beispiels besteht darin, daß die drei Schneiden des Werk
zeugträgers um einen halben Teilungsschritt gegenüber den Positionen der Rollkörper
winkelmäßig gedreht liegen, was sich in der Praxis als vorteilhaft erwiesen hat. Die mit der
des Werkstücks gleichsinnige Drehrichtung des Werkzeugträgers wird durch den nahe dem
Rollkörper eingetragenen Pfeil angezeigt, wobei sowohl für den Werkzeugträger als auch
für das Werkstück die gleiche Drehzahl angesetzt wurde.
Während des rotativen Umlaufs des Werkzeugträgers werden seine drei Schneiden entlang
der gestrichelt dargestellten Umlaufbahn 8 bewegt. Gleichzeitig laufen die Rollkörper mit
ihren Mittelpunkten auf der gepunktet eingezeichneten Rollkörper-Mittelpunktsbahn 9 um.
Die Rollkörper rollen dabei spielfrei auf dem geschlossenen Kurvenzug 10 der einzigen
Kurvenscheibe ab. Die Schneide 11 wird innerhalb des sogenannten aktiven Sektors mit
dem Umlaufwinkel δ im Anfahrsektor mit dem Umlaufwinkel β an das Werkstück heran
geführt, bis es dieses am Beginn des Kurvenzuges 4 berührt. Im folgenden Zerspanungs
sektor mit dem Umlaufwinkel α durchläuft die Schneide unter Span das Werkstück bis zum
Austritt am Ende des inzwischen weitergelaufenen Kurvenzuges 6, wobei die zu zerspanen
de Kontur aus der Relativbewegung zwischen Werkzeugschneide und Werkstück entsteht.
Bis zum Ende des aktiven Umlaufbereichs schließt sich noch der sogenannte Wegfahr
bereich mit dem Umlaufwinkel γ an. Der restliche Sektor mit dem Umlaufwinkel κ besteht
aus einem vom Kurvenzug des aktiven Sektors abgeleiteten komplementären Kurvenzug.
Er dient der Rückführung der Schneiden zum Anfahrsektor vor dem Wiedereintrittspunkt in
das Werkstück. Die Vorrichtung ist erfindungsgemäß so ausgelegt, daß sich eine erste
Schneide im Wegfahrsektor bewegt, während sich eine zweite Schneide bereits im Anfahr
sektor befindet. Die zweite Schneide kann im gleichen Augenblick in das Werkstück ein
treten, in welchem die erste Schneide den Wegfahrsektor verläßt.
Zwecks Auslegung der Kurvenscheibe zur Erzielung der erforderlichen Zwangssteuerung
wurde im Beispiel auf eine Ableitung der Rollkörper-Mittelpunktskurve unter Benutzung
einer vergrößernden Projektion in Form einer umlaufenden Konchoide zurückgegriffen, um
einen weich geschwungenen Kurvenzug zu erhalten. Der Kurvenzug wurde zwecks Beein
flussung des Spanwinkels der Schneide noch zusätzlich dadurch modifiziert, daß der jewei
lige Kurvenursprung geringfügig verschoben wurde. Die aus den benutzten Kurvenur
sprungspunkten gebildete Kurve 7 ist im Zentrum der Zeichnungsfigur dargestellt. Bei der
Konstruktion der Rollkörper-Mittelpunktskurve 9 war außerdem der winkelmäßige Versatz
zwischen Rollkörpern und Schneidenpositionen zu berücksichtigen. Der Kurvenzug 10 der
Kurvenscheibe wurde dann aus der Rollkörper-Mittelpunktskurve durch Bildung einer
Äquidistanten mit dem halben Rollkörperdurchmesser berechnet.
Nachfolgend wird das Ausführungsbeispiel anhand von Zeichnungen näher erläutert.
Die drei Zeichnungsfiguren 3 bis 5 zeigen eine Sequenz des in Fig. 1 herangezogenen
kinematischen Modells, wobei die jeweiligen Positionen des Werkstücks 1 mit einer seiner
Nutflanken 3, der drei Schneiden 11, 12, 13 und der drei Rollkörper 15, 17, 19 mit ihren
Achsen 14, 16, 18 während eines Bearbeitungsablaufs dargestellt sind. Die drei Rollkörper
haben einen gegenseitigen winkelmäßigen Abstand von 120°. Sie laufen auf dem Kurven
zug 10 einer schraffiert angedeuteten Kurvenscheibe ab. Dabei bewegen sich die Mittel
punkte der Rollkörperachsen auf der gepunkteten Bahn 9 in der eingetragenen Pfeilrich
tung. Gleichzeitig rotiert das Werkstück 1 mit gleichsinniger Drehrichtung wie eingezeich
net. Die Spitzen der drei mit der Rollkörpereinheit fest verbundenen Schneiden 11, 12, 13
bewegen sich dabei entlang der gestrichelten Umlaufbahn 8.
Die Fig. 3 zeigt die Situation beim Eintritt der Schneide 11 in das Werkstück 1. Die
Schneide 12 hat hier das Werkstück bereits verlassen und befindet sich etwa am Ende des
Wegfahrsektors, während sich die Schneide 13 im hinteren Teil der Rückführungsschleife
im sogenannten passiven Sektor der Umlaufbahn 8 bewegt.
In Fig. 4 ist die gesamte Anordnung mit einem zeitlichen Versatz dargestellt; wobei nun
die Schneide 11 bereits die Werkstückmitte erreicht hat und die anderen beiden Schneiden
im Rückführungsbereich umlaufen. Aufgrund der synchronen Rotation des Werkstücks 1 hat
sich dabei die zu bearbeitende Flanke 3 der Nut um einen entsprechenden Winkelbetrag
weitergedreht.
Das Ende der Zerspanungssequenz wird in Fig. 5 gezeigt. Die Schneide 11 wird jetzt un
mittelbar aus dem Werkstück 1 austreten und sich in den Wegfahrsektor hineinbewegen,
während die Schneide 13 soeben in den Anfahrsektor hineinläuft und die Schneide 12 in
zwischen den hinteren Rückführungsbereich der Umlaufbahn 8 umrundet. Am Werkstück
ist aus der Relativbewegung zur umlaufenden Schneide 11 ein Abbild der Flanke 3 der Nut
entstanden. Gemäß der Erfindung wird nun die beschriebene Zerspanungssequenz in iden
tischer Weise wiederholt, mit dem Unterschied, daß nun die Schneide 13 mit der nächst
folgenden, bzw. die Schneide 12 mit der übernächsten Flanke der Nut in Berührung
kommt. Aufgrund des Vorschubs des Werkzeugträgers gegen das Werkstück wird schließ
lich nach einer entsprechenden Zahl von Spanfolgen die vorgegebene Nut in voller Tiefe
hergestellt.
Mit der Zeichnungsfigur 6 wird ein Konzept für eine Vorrichtung zur Ausführung des erfin
dungsgemäßen Verfahrens vorgestellt. Um die Skizze nicht zu unübersichtlich zu machen,
wurden dabei derartige konstruktive Einzelheiten weggelassen, die ohnehin jedem durch
schnittlich gebildeten Fachmann bekannt sein dürften. Die Vorrichtung wird mittels einer
abgeschnitten gezeichneten Welle 20 angetrieben, wobei deren rotative Kraftkomponente
über zwei Zapfen (wegen der perspektivischen Darstellung ist nur ein Zapfen 21 sichtbar)
auf zwei gegenüberliegende Schlitze 23, 24 einer Mitnehmerscheibe 22 übertragen werden.
Die anderen beiden Schlitze 25, 26 nehmen die entsprechenden Zapfen 30, 31 des
Taumelkopfes 29 auf, so daß auf diese Weise ein radial auslenkbarer Kupplungsstrang
gebildet ist. Der Taumelkopf ist seinerseits unter Verwendung von Wälzkörpern (z. B.
Kugelkäfige) an seinem Flansch 34 in einem Gehäuse so lagerbar, daß er reibungsarm
auch bei radialer Auslenkung rotieren kann. Im Taumelkopf sind drei Rollkörper (32, 33,
dritter nicht sichtbar) in winkelmäßigen Inkrementen von 120° drehbar gelagert. Diese lau
fen im Betrieb spielfrei an dem Kurvenzug 28 der einzigen Kurvenscheibe 27 ab und ver
setzen den Taumelkopf bei seiner Rotation zwangsweise in eine wechselnde radiale Aus
lenkung. Der Taumelkopf ist an seiner unteren Seite für die Aufnahme eines Werkzeug
trägers 35 ausgebildet. Der Werkzeugträger ist bei dem als Beispiel vorgestellten Konzept
mit drei Schneiden versehen, von denen aufgrund der gewählten Darstellungsweise nur
eine Schneide 36 sichtbar ist. Die Schneiden stehen axial vor, um eine Nut geringer Tiefe
einstechen zu können. Sowohl die Anzahl der Schneiden am Werkzeugträger, als auch
deren Arbeitsrichtung (z. B. radiale Ausrichtung) sind jedoch im Hinblick auf die jeweilige
Bearbeitungsaufgabe anpaßbar. Um die Bearbeitung verschiedener anderer Konturen zu
ermöglichen, wird darüberhinaus vorgeschlagen, die Kurvenscheibe innerhalb der Vorrich
tung so zu integrieren, daß sie schnell und mit einfachen Mitteln austauschbar ist.
Claims (13)
1. Verfahren zum Formstechen und Formdrehen, wobei während des Zerspanungsvor
gangs sowohl das Zerspanungswerkzeug in Gestalt eines mit wenigstens einer spanenden
Schneide ausgerüsteten Werkzeugträgers mit einem genau definierten radialen Abstand
seiner Umlaufachse zur Mittelachse des In- oder Umkreises der zu zerspanenden Werk
stückkontur, als auch das Werkstück selbst unter Beibehaltung eines festen gegenseitigen
Drehzahlverhältnisses rotierend relativ zueinander axial verfahren werden, um so einen
Vorschub zu realisieren, dadurch gekennzeichnet, daß als Umlaufachse des Werkzeug
trägers die Mittelachse des In- oder Umkreises der Umlaufbahn (8) einer der Schneiden (11, 12, 13) heran
gezogen wird, die Schneide während ihres Umlaufs nur in einem winkelmäßig begrenzten
Teilbereich spanabhebend mit dem Werkstück in Berührung ist und dabei abweichend von
einer reinen Kreisbahn in der Radialebene so ausgelenkt wird, daß sich die zu zerspannende
Werkstückkontur aus der Relativbewegung der Schneidenspitze zum rotierenden Werkstück
ergibt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Drehrichtung von
Werkstück und Werkzeugträger gleichsinnig ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Werkzeugträger
mit einer Anzahl n von Schneiden ausgerüstet ist, von denen eine während ihres Umlaufs
um 360° in einem sogenannten aktiven Sektor mit dem Umlaufwinkel δ innerhalb eines
als Zerspanungssektor bezeichneten Teilbereichs mit dem Umlaufwinkel α mit dem Werk
stück in Berührung ist, und innerhalb eines Anfahrsektors mit dem Umlaufwinkel β an den
Zerspanungssektor heran bewegt, sowie innerhalb eines Wegfahrsektors mit dem Umlauf
winkel γ von diesem weg bewegt wird, wobei der Umlaufwinkel α des Zerspanungssektors
durch die Beziehung
definiert ist.
definiert ist.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die von der Schneiden
spitze beschriebenen Kurvenabschnitte des Anfahr- und Wegfahrsektors (β bzw. γ) jeweils
mit glatten tangentialen Übergängen in den Kurvenabschnitt des Zerspanungssektors α
einmünden.
5. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die von der Schneiden
spitze beschriebenen Kurvenabschnitte des Anfahr- und Wegfahrsektors (β bzw. γ) jeweils
mit glatten tangentialen Übergängen in den Kurvenabschnitt des sogenannten passiven
Sektors κ einmünden, wobei der den passiven Sektor einschließende Umlaufwinkel als
Differenz zwischen 360° und dem Umlaufwinkel des aktiven Sektors β definiert ist.
6. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei die zu zerspanende Kontur
eine Anzahl x sich wiederholender Konturelemente und der Werkzeugträger eine Anzahl n
von Schneiden besitzt, dadurch gekennzeichnet, daß für x sowie n Werte zwischen 1 und 12
herangezogen werden und das Drehzahlverhältnis zwischen Werkstück und Werkzeugträ
ger dem Verhältnis zwischen x und n umgekehrt proportional ist.
7. Vorrichtung zur Ausführung des Verfahrens nach einem der vorstehenden Ansprüche
unter Festlegung des Zerspanungssektors auf einen Umlaufwinkel α von nicht größer als
240°, bestehend aus einem Antriebsschaft (20) einem feststehenden Gehäuse und einem
Taumelkopf (29, 34) mit Werkzeugträger (35), wobei Antriebsschaft (20) und Taumelkopf (29, 34)
im Gehäuse drehbar gelagert sind und derart miteinander in Verbindung stehen, daß wäh
rend des Betriebs eine rotative Kraftkomponente vom Antriebsschaft (20) auf den Taumel
kopf (29, 34) übertragen wird, der Taumelkopf aber gleichzeitig radial auslenkbar ist, wobei
diese Auslenkung mittels dem Gehäuse und dem Taumelkopf (29, 34) zugeordneter Steuer
elemente aus mindestens drei dem Taumelkopf (29, 34) zugehörenden Rollkörpern (32, 33, . . .)
(15, 17, 19) und mindestens einer mit dem Gehäuse fest verbundenen und der Führung
der Rollkörper (32, 33, . . .); (15, 17, 19) dienenden Kurvenscheibe 27 steuerbar ist, und der
Kurvenzug (28) bzw. (10) der Kurvenscheibe (27) eine dem halben Durchmesser der Rollkörper
entsprechende Äquidistante zu einer festlegbaren Rollkörper-Mittelpunktskurve (9) be
schreibt, dadurch gekennzeichnet, daß die Rollkörper-Mittelpunktskurve (9) in Bezug auf
ihren gesamten Umlauf in einen sogenannten aktiven und einen sogenannten passiven
Bereich aufgegliedert ist, wovon der aktive Bereich aus einem Zerspanungsbereich α und
sowohl einem sogenannten Anfahr- (β) als auch aus einem sogenannten Wegfahrbereich
γ gebildet ist, wobei die Rollkörper-Mittelpunktskurve (9) im Zerspanungsbereich zusammen
mit der Drehbewegung des Werkstücks (1) und der festgelegten Position der Schneidenspitze
der Schneide (11); (12, 13) und deren Umlaufbahn (8) zu einer Relativbewegung führt,
welche die zu zerspanende Kontur (3) beschreibt.
8. Vorrichtung gemäß Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß der radiale Abstand
der Rollkörper-Mittelpunkte von der Achse des Werkzeugträgers (35) größer ist, als der ent
sprechende Abstand der Schneidenspitze, und die Rollkörper-Mittelpunktskurve (9) als
Konchoide durch radiale Vergrößerung der als Ausgangskurve benutzten Umlaufbahn (8)
der Schneidenspitze festgelegt ist.
9. Vorrichtung gemäß Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß für die Festlegung der
Umlaufbahn (8) und der radial zur Ausgangskurve vergrößerten Konchoide (9) ein auf einer
Bahn (7) umlaufender Ursprungspunkt herangezogen wird, um die bei bestimmten Konturen
während des Zerspanungsvorgangs auftretenden Spanwinkeländerungen der Werkzeug
schneide möglichst klein zu halten.
10. Vorrichtung gemäß einen der Ansprüche 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die
Übergänge zwischen den aus passivem Bereich, Anfahr-, Zerspanungs-, und Wegfahr
bereich gebildeten einzelnen Segmenten des Kurve (28), (10) der Kurvenscheibe
(27) in Gestalt tangentialer Übergänge ausgeführt sind.
11. Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 7 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die
Steuerelemente aus einer einzigen Kurvenscheibe (27) mit drei darauf ablaufenden Rollkör
pern (32, 33, . . .); (15, 17, 19) bestehen, und der Kurvenzug (28) der Kurvenscheibe (27) in
einem ersten Teilbereich der zu zerspanenden Kontur zugeordnet ist, während der restliche
Bereich des Kurvenzugs die Komplementärkurve zu dem genannten ersten Teilbereich
bildet.
12. Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 7 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß
mindestens eine Schneidenspitze einer an dem Werkzeugträger (35) befestigten Schneide
(36) auf einem dem Ursprung entspringenden Strahl positioniert ist, wie einer der dem
Werkzeugträger zugeordneten Rollkörper (32, 33, . . .); (15, 17, 19).
13. Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 7 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß
mindestens eine Schneidenspitze einer an dem Werkzeugträger (35) befestigten Schneide
(36) auf einem dem Ursprung entspringendem Strahl positioniert ist, welcher winkelmäßig
genau mittig zwischen zwei dem Werkzeugträger (35) zugeordneten Rollkörpern (32, 33, . . .);
(15, 17, 19) verläuft.
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