DE19506868A1 - Wandputz mit Faserbeimengungen für Innen- und Außenwände - Google Patents

Description

Die Erfindung betrifft einen Wandputz mit Faserbeimengungen für Innen- und Außenwände oder Decken.

Wandputz bedeutet im Sinne der Erfindung ein Wandbeschich­ tungsmaterial, welches durch Spachteln, Spritzen oder in anderer geeigneter Weise auf Innen- oder Außenwände oder Decken aufgebracht wird.

Die DE 36 07 438 C2 beschreibt einen Wandputz mit Naturfa­ serbeimengungen. In dieser Patentschrift wird beschrieben, daß die Faserbeimengungen aus miteinander verschlungenen verankerten Baumwollfasern der Gattung Hirtusum in einer bestimmten Zusammensetzung bestehen.

Es besteht ein erheblicher Bedarf an Wandputzmaterialien, die neben der erforderlichen Beständigkeit gegen Feuchtig­ keit, Feuer und dergleichen ein gutes optisches Aussehen ermöglichen und insbesondere für die menschliche Gesundheit verträglich sind.

Aus diesem Grund liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, einen technisch einwandfreien Wandputz unter Verwendung eines für die menschliche Gesundheit verträglichen und ertragreich nachwachsenden Rohstoffes zur Verfügung zu stellen.

Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch die technische Lehre des Patentanspruchs 1 gelöst.

Es stehen zur Gewinnung der Naturfaser zahlreiche Faser­ pflanzen zur Verfügung, deren Fasern bestimmte Anforderun­ gen an physikalische Eigenschaften erfüllen, so daß durch die Erfindung ein weiter Bereich von Bedingungen abgedeckt werden kann. Als besonders günstige Faserpflanze hat sich Hanf erwiesen.

Sobald der Bedarf für die Wandbeschichtung steigt, kann unbebautes Land für den Anbau der Hanfpflanze genutzt werden. In der EG stehen große Brach- und Stillegungsflä­ chen dafür zur Verfügung. Die Hanfpflanze ist ein einjähri­ ges, holziges Kraut und wird in fast allen Klimazonen bei unterschiedlichster Bodenbeschaffenheit angebaut und kann nach drei Monaten geerntet werden. Hanf erreicht in einer Wachstumsperiode von 100 Tagen eine Höhe von 6 m. Hanf benötigt weder während des Wachstums noch danach den Ein­ satz von Chemikalien. Die robuste und schnellwüchsige Pflanze unterdrückt jegliche Unkräuter, so daß sowohl auf Herbizide, als auch auf mechanische Unkrautregulierung verzichtet werden kann. Gedüngt wird die Pflanze nicht. Die langen Wurzeln lockern den Boden und versetzen diesen in einen Bestzustand. Dies kommt dem Anbau anderer Pflanzen zugute. Bei einer die Umwelt schonenden Gewinnung der Hanffaser wird eine Tauröste durchgeführt. Zuvor wird der Hanf geerntet ehe er zu reif wird und zwar, wenn die unte­ ren Blätter am Stengel verdorren und die Blüten ihre Pollen ansetzen.

Mit einer Mähmaschine wird der reife Hanf geschnitten. Die rotierenden Rechen breiten die Hanfstengel vorsichtig in gleichmäßig dünner Schicht in Reihen auf dem Felde aus. Durch die Tauröste wird der Hanf von den Pektinstoffen befreit, die Faserbündel werden freigelegt und vom Holzkör­ per getrennt. Die in der Mittellamelle enthaltenen Stoffe werden fermentativ abgebaut. Die Fermentation wird durch den Tau in Gang gesetzt.

Überraschenderweise hat sich gezeigt, daß beim Wandputz gute technische Eigenschaften erzielt werden, wenn die bei­ gemengten Naturfasern aufgeschlossene Hanffasern sind; unabhängig davon, ob die Gesamtfaser nach Kontonisierung, Verfeinern und Reinigen der Faser Anwendung findet, oder Hechelhanf, das sind die 35-45% Langfasern, die nach dem Entholzen und Hecheln verbleiben, oder Hechelwerg, das sind die 55-65% Kurzfasern, die nach der Entholzung und dem Hecheln verbleiben.

Es besteht die Möglichkeit, aus jeder Hanfsorte eine Natur­ faserbeimengung herzustellen. Hierzu können an sich bekann­ te chemische und/oder mechanische Verfahren eingesetzt werden. Mit Vorteil werden biologische Verfahren angewandt.

Mit Vorteil werden die beigemengten Naturfasern aus einer Hanfpflanze gewonnen, deren Gehalt an Tetrahydrocannabinol unter 3% liegt.

Als weiterer zur Verfügung stehender nachwachsender Roh­ stoff für Naturfasern haben sich die Kapokhaare (Bombaxwol­ le) erwiesen. Es handelt sich hierbei um Pflanzenhaare von der inneren Fruchtwand des Kapokbaumes. Der Kapokbaum wird im gesamten Tropengürtel angebaut. Die Verwendung der Kapokhaare als Wandputzbeimengung kann einerseits techni­ sche oder ästhetische Forderungen erfüllen und andererseits zur wirtschaftlichen Belebung des Tropengürtels der dritten Welt beitragen.

Claims (6)

1. Wandputz mit Naturfaserbeimengungen für Innen- und Außenwände oder Decken, dadurch gekennzeichnet, daß die beigemengten Naturfasern Hanffasern oder Kapokhaare (Bombaxwolle), Fruchthaare des Kapokbaumes aus der Familie Bombacaceae, Ceiba pentandra, Calotropis, Bombax, Ochroma, sind.

2. Wandputz nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die beigemengten Hanffasern durch Entholzung, Kotonisie­ rung, Verfeinerung und Reinigung aufgeschlossene Fasern des Hanfs sind.

3. Wandputz nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeich­ net, daß die beigemengten Hanffasern das Hanf-Hechel­ werg sind, welches aus den durch Brechen und Schwingen des gerösteten Hanfs erzeugten Hanflangfasern und durch deren Kotonisierung und Hecheln bei Auskämmen der kürzeren Fasern gebildet ist.

4. Wandputz nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeich­ net, daß die beigemengten Hanffasern der Hechelhanf sind, der aus den durch Brechen und Schwingen des gerösteten Hanfs erzeugten Hanflangfasern und durch deren Kotonisierung, Hecheln und Parallelisieren und Kämmen der langen Fasern gebildet ist.

5. Wandputz nach mindestens einem der Ansprüche 1-4, dadurch gekennzeichnet, daß die beigemengten Natur­ fasern Hanffasern einer THC-armen Hanfsorte sind, deren Gehalt an Tetrahydrocannabinol unter drei Prozent liegt.

6. Wandputz nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die beigemengten Naturfasern von Schoten- oder Kapsel­ splittern befreite und zentrifugierte Fruchthaare des Kapokbaumes sind.