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Verfahren zum Fixieren reduzierter Haare Es ist bekannt, das menschliche
Haar zwecks Verformung nach Einwirkung eines Reduktionsmittels mit einem Oxydationsmittel
zu fixieren. In der Praxis verwendet man als Oxydationemittel fast ausschließlich
verdünnte, wässrige Ldsungen von Wasserstoffperoxid oder Bromat.
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Des weiteren ist bekannt, dem als Wellmittel verwendeten Reduktionsmittel
Thioglykolsäure definierte Mengen an Dithiodiglykolsäure zuzusetzen bzw. die Thioglykolsäure
in wässriger Lösung teilweise zu oxydieren, um durch diese Maßnahme, vorzugsweise
bei geech§-digten Haaren, eine Dauerallung unter milderen Bedingungen zu erzielen.
Das Haar wird bei dieser Arbeitsweise weniger angegriffen als bei normaler Arbeitaweise
mit Thioglykolsäure gleicher Konzentration. Das optimale Verhältnis von Dithiodiglykolsäure
zu Thioglykolsäure wird mit 1 : 2 angegeben.
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Neben den obengenannten Ublichen Oxydationsmitteln Wasserstoffperoxid
und Alkali-Bromat werden verachiedene andere Oxydationemittel, wie z. B. Chlorite,
Alkaliperjodate und Alkaliperborate, zum Fixieren menschlichen Haares beim Dauerwellprozess
empfohlen. Keines dieser Mittel kommt aber in seiner Wirkung in Bezug auf die Haltbarkeit
der erzielten Wellung den genannten handelsüblichen Fixiermitteln gleich.
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Ein Nachteil der handelsüblichen Fixiermittel beeteht
darin,
daß während des Fixiervorganges die Oxydation teilweise huber die Disulfidstufe
hinausgeht unter Bildung von Disulfid-S-oxid, Disulfid-S-dioxid und schließlich
Cysteinsäure. Hierdurch wird das Haarkeratin irreversibel verändert. Die irreversiblen
Veränderungen treten auch dann auf, wenn die Endetufe der Oxydation, die Bildung
von Cysteinsäure nicht erreicht wird, da die Disulfid-S-oiJe bzw. Disulfid-S-dioxide
leicht beim Waschen der Haare oder bei einem erneuten Dauerwellprozess hydrolytisch
gespalten werden.
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Des weiteren erweist sich bei den handelaüDlichen Fixiermitteln als
Nachteil, daß die Haare aufgehellt werden können oder daß der Farbton gefärbter
Haare verändert werden kann.
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Auch die Instabilität der handelstiblichen Fixierlösungen, die unter
Umständen sogar zu Selbstentzündungen führen kann, erweist sich als nachteilig.
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Überraschenderweise wurde nun gefunden, daß eine stabile Welle erzielt
werden kann, und zwar auch in Abwesenheit eines der üblichen und bekannten Oxydationsmittel,
dadurch, daß das reduzierte Haar der Einwirkung eines Disulfide ausgesetzt wird.
Die auf diese Weise erzielte Wellung ist in der Haltbarkeit bei Verwendung der erfindungsgemäßen
Disulfide besser oder wenigstens ebensogut wie die auf übliche Weise erzielte Wellung,
ohne dabei die vorher beschriebenen Nachteile zu zeigen.
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Das erfindungsgemäße Verfahren wird vie folgt tturchgefuhrt: Das Haar
wird in Strähnen aufgetet, auf Dauerwellwickler
üblicher Stärke
aufgewickelt und mit einem handelsüblichen Wellmittel reduziert. Nach der üblichen
Einwirkzeit von 15 bis 20 Min. wird mit Wasser gründlich ausgespült und aie Lösung
eines organischen Disulfids 2 bis 30 Min., vorzugsweise 5 bis 10 Min. einwirken
gelassen. Anschliessend wird ausgespült und das Haar in der gewünschten Art eingelegt.
Die als Fixierlösung verwendete Disulfidlösung wird bei einer Temperatur von 15
bis 500C, vorzugsweise etwa bei 200C, und bei einem pH-Wert von 2 bis 10, vorgugsweise
bei pH 5 bis 9, zur Anwendung gebracht.
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Neben kämmbarmachenden Mitteln können den erfindungegemäßen Fixierlosungen
Quellmittel, waschaktive Substanzen, glanzverbessernde Mittel und Parfümöle zugesetzt
werden. Sie können als klare Lösung oder als Emulsion angewendet werden. Die wässrigen
Fixierlösungen können des weiteren mit wasserlöslichen Lösungsmitteln versetzt werden.
Die erfindungsgemÄßen Fixiermittel können auch ni Fixiermitteln herkömmlicher Art,
nach deren Anwendungsverfahren, im Gemisch zum Einsatz kommen.
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Als Disulfide eignen sich besonders Disulfide der allgemeinen Formen:
X - GH2-SS-CH2-A, wo X - CH2OH, CH2NH2, COOH, OH, Hal, COR, und wo H - @H@ XH2,
NR'R", und wo Ru und R" = H oder Alkyrest sein kann.
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Es versteht sich, daß die vorgenannten Disulfide auch ohne vorherige
Isolierung durch definierte Oxydation der entsprechenden Mercaptane verwendet werden
können.
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Die gute Wirkung der erfindungsgemäßen Fixierlösungen wird durch die
im folgenden beschriebenen Testmethoden demonstriert: 3 Testlocken aus je 10 Haaren
von genau 10 cm Länge werden auf Je einen Aluminiumwickler von 6,5 mm Durchmesser
aufgewickelt und mit 0,10 ml einer handelsüblichen Wellösung (Thioglykolsäuregehalt
10 %, pH-Wert 9,0) befeuchtet. Die Menge von 1,66 ml auf etwa 1 g Haar entspricht
einer Menge von 50 ml Wellösung pro Damenkopf mit einem Durchechnittegewicht von
30 g Haar pro Kopf. Nach 15 Min. Einwirkzeit wie im Praxisfall wird gründlich mit
Wasser ausgespült und mit je 0,16 ml eines der in Tab. I enthaltenen Fixiermittel
befeuchtet. Die Fixiermittelmenge entspricht ca. 80 ml pro 30 g Haar. Nach 10 Min.
Einwirkzeit wird ausgespült. Die Locken werden abgewickelt. Ihr Durchmesser und
ihre Länge, letztere frei hängend, zum einen unmittelbar nach dem Abwickeln und
zum anderen nach zweiminütigem Einlegen in Wasser, werden bestimmt.
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Der Durchschnittswert der sechs Einzelmessungen für die Testlockenlänge
sowie der Durchschnittswert der seche Durchmessermessungen sind in Tabelle I enthalten.
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Nach dieser Messung werden die Locken mit einem 0,5 g Gewicht belastet
und 8 Stunden in einem Klimakasten (100 % rel. Luftfeuchtigkeit und 2100) aufgehängt.
Nach Entfernung des Gewichts wird die Lokkenlänge und der Durchmesser direkt und
nach zweiminütigem Einlegen in Wasser bestimmt.
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Der Durchschnittswert der sechs Längenmessungen in Tab. I enthalten.
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Tabelle I Testlocken- Testlocken- % SH länge sofort länge nach auf
gesamt (cm) Belastung bei Schwefel 100 % rel. bezogen Luftfeuchtigk.
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2tOc 8 sec.
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Fixiermittel (cm) Dithiodiglykol 3,3 6,3 6,1 Dithiodiäthylamin 3,4
6,2 9,5 Wasserstoffperoxid 3,5 7,o 1,2 Dithiodiglykol säureäthylester 3,2 6,1 9,2
Dithiodiglykolsäure 3,6 6,9 14,0 Dithiodipropion-Säure 3,3 7,2 13,5 Nur Reduktion,
keine Fixierungen 3,8 8,2 20,0
6 Haarkringel von 30,0 mg Gewicht
weraen mit 0,050 ml eines handelsüblichen Wellmittels nefeuchtet. Diese Menge entspricht
50 ml Wellmittel pro 30 g Haar, dem Durchschnittswert des Gewichts des weiblichen
Kopfhaares. Nach 15 Min. Einwirkzeit wird mit Wasser ausgespült. An 3 Haarkringeln
wird sofort nach STEIN und GUARNACCIO der SH-Gruppengehalt bestimmt. Die Werte sind
in Tabelle I enthalten.
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Die restlichen 3 Haarkringel/werden mit einer der in Tabelle I genannten
Fixierlösungen befeuchtet, und zwar mit 0,16 ml pro Kringel. Das entspricht wiederum
etwa 80 ml Fixierlösung pro Kopf. Nach 10 Min. Einwirkzeit wird ausgespült und erneut
an den Haarkringeln der noch vorhandene Gehalt an freien SH-Gruppen nach STEIN und
GUARNACCIO bestimmt. Die Werte sind in Tabelle I enthalten.
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Auch die Prüfung an Haarsträhnen von 0,5 g Gewicht zeigt Unterschiede
zwischen den handelsüblichen Fixiermitteln und den Disullidfixierungen: Je 3 Haarsträhnen
von 0,5 g Gewicht auf normale Dauerwellwickler gewickelt, werden mit Je 0,85 mm
eines handelsüblichen Wellmittels befeuchtet. Diese Menge entspricht wiederum 50
ml pro 30 g Haar. Nach 15 Min.
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Einwirkzeit wird mit Wasser ausgespült. Je 3 Strähnen werden mit einer
der erfindungsgemäßen Flxiermittellösuren5 und zwar 0,016 ml pro Strähne, befeuchtet
und
die Fixierlösung 10 Min. bei Zimmertemperatur auf dem Haar belaesen, sodann ausgespült,
abgewikkelt und ausgekämmt.
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Je eine Strähne wird nach dem Trocknen bei Zimmertemperatur unter
fliessendem, handwarmem Wasser mit einem handelsüblichen Haarwaschmittel gewaschen,
gründlich gespült und ausgekämmt. Dieser Arbeitsschritt ist der Belastung bei 100%
rel. Luftfeuchtigkeit in etwa vergleichbar und gibt Auskunft über die Haltbarkeit
der Wellen.
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Die Ergebnisse sind in Tabelle II zusammengafasst: Tabelle II Fixiermittel
Anzahl Länge Anzahl Länge nach der (cm) d. Bögen Waschen Bögen nach (cm) Waschen
handelsübliche Wasserstoffperoxidfixierung Dithiodiäthyl- 6 11,5 5 12,0 amin Dithiodoglykol-
5 10,o 5 10,0 eäure Durch die obengenannten Prüfmethoden zeigt sich, daß bei Anwendung
der erfindungsgemäßen Fixierlösungen haltbare und elastische Wellen, die sogar Vorteile
gegenüber
den handeleüblichen Fixiermitteln aufweisen, erzielt werden, ohne daß die im vorhergehenden
genannten Nachteile der handelsüblichen Fixiermittel auftreten. Diese Wirkung wird
erreicht, ohne daß eine vollständige Reoxydation des reduzierten Haarkeratins mit
den erfindungsgemäßen Fixierlösungen gegeben ist.
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Die nachfolgenden Beispiele seien zur genauen Beschreibung des erfindungegemäßen
Verfahrens aufgeführt: Beispiel 1 Nach Einwirkung einer handelsüblichen Dauerwelllösung
wird die Wellösung ausgespült und das Haar mit einer Fixierlösung der folgenden
Zusammensetzung 5 bis 10 Min. behandelt.
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Dithiodiglykol 3,6 Gewichte-% XthoxyliertesFettalkoholsulfat (100
%) 1,9 Isopropylalkohol 25,o -"-Das Gemisch wird mit Citratpuffer auf pH 5,0 eingestellt
und mit Wasser auf 100,0 ml aufgefüllt.
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Beispiel 2 Nach Beispiel 1 werden die Haare mit einer Fixierlösung
folgender Zusammensetzung behandelt: Dithiodiäthylamin 4,0 Gewichte~ Äthoxyliertes
Fettalkoholsuliat (100 ,) 1,4 Das Gemisch wird mit Citratpuffer auf pH 6,0 eingestellt
und mit Wasser auf 100,0 ml aufgefüllt.
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Beispiel 3 Die Haare werden gemäß Beispiel 1 mit einer Fixierlösung
folgender Zusammensetung behandelt: Dithiodiglykoleäureäthylester 6,1 Gewicht Äthoxyliertes
Fettalkoholsulfat (100 %) 2,5 -"-Isopropylalkohol 25,0 Das Gemisch wird mit Boratpuffer
auf pH 8,0 eingestellt und mit Wasser auf 100,0 ml aufgefüllt.
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Beispiel 4 Die erste Phase des Dauerwellprozesses wird mit einem beliebigen
Wellmittel durchgeführt und nach Spülung mit der folgenden Lösung fixiert:
Dithiodiglykolsäure
5,0 Gewichts-% Äthoxyliertes Fettalkoholsulfat (100 %) 2,0 Das Gemisch wird mit
Boratpuffer auf pH 8,5 eingestellt und mit Wasser aui 100,0 ml aufgefüllt.
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Beispiel 5 Die Haare werden nach Beispiel 1 mit einer Fixierlösung
folgender Zusammensetzung behandelt: Dithiodipropionsäure 5,75 Gewichtz-% Äthoxyliertes
Fettalkoholsulfat (100 %~ 2,0 -"-Das Gemisch wird mit Phogphatpurier aui pH 7,3
eingestellt und mit Wasser auf 100,0 ml aufgefüllt.