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Mittel zur Festigung und Strukturverbesserung des Haares Die bisher
angewandten Mittel zur Erzielung einer haltbaren Frisur enthalten die verschiedenartigsten
Harz- und Kunstharzlösungen auf Schellack-, Polyvinylchlorid-, Polyvinylacetat-,
Polyvinylpyrrolidon-Basis und anderer synthetischer Polymere. Da die meisten von
ihnen physiologisch indifferent sind, sofern sie keine Monomeren enthalten, ist
ihre Anwendung unbedenklich.
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Die gebildeten Filme sollen einerseits weitgehend wasserbeständig
sein. Andererseits ist es jedoch zur Reinigung des Haares erforderlich, daß die
Harzrückstände auswaschbar sind. Beide Bedingungen waren bisher nicht in idealer
Weise vereinbar.
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Ziel der kosmetischen Haar-behandlung muß es sein, nicht nur etwaige
Schäden durch die verwendeten Chemikalien möglichst gering zu halten, sondern darüber
hinaus eine pflegende, strukturverbessernde Wirkung zu erzielen. Die Verwendung
hautaffiner Substanzen wie natürlicher Fette und Milcheiweiß für die Pflege der
Haut ist bekannt. Eiweißverbindungen werden ferner in der Medizin zur Abdeckung
von Haufläsionen mit gutem Erfolg eingesetzt.
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Der idealste Weg zur Festigung und Strukturverbesserung des Haares
wäre gleichermaßen in einer Anlagerung von keratinähnlichen Eiweißverbindungen zu
sehen. Das Haar wird in einen Eiweißmantel einge bettet und erhält so einen natürlichen
Schutz.
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Die wasserlöslichen Proteine lassen sich jedoch nicht in geeigneter
Weise auf dem Haar fixieren; sie bilden einen wasserlöslichen Film, der das Haar
nicht formbeständig macht und es verklebt. Versuchte Härtungen mit verschiedenen
Aldehyden, Gerbstoffen und Säuren führten nicht zum Erfolg. Die erhaltenen Filme
sind nicht wasserbeständig, stauben ab oder geben dem Haar einen stumpfen Griff.
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Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß sich Eiweißverbindungen
wie Casein, Gelatine, Keratinsubstanzen, abgebaute Eiweißkörper und andere Prateine
unter geeigneten Bedingungen mit Malein säureanhydrid unter Bildung wasserbeständiger
Eiweißverbindungen kondensieren lassen. Die erfindungsgemäßen Eiweißharze besitzen
überdies die überraschende Eigenschaft, in Alkoholen löslich zu sein.
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Die Lösungen bilden nach dem Verdunsten auf dem Haar weitgehend gegen
Wasser resistente Filme von gutem Glanz, ausgezeichneter Elastizität, geschmeidigem
seidigem Griff und hervorragender Beständigkeit.
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Die Bildung der erfindungsgemäßen modifizierten Eiweißverbindungen
erfolgt durch Reaktion der freien Protein-Aminogruppen mit den Carboxylgruppen des
Maleinsäureanhydrids und der Doppelbindung nach folgendem Schema:
CHCO X - NH- f iC! $- CHCO X |
Protein NH + + H2N - Protein - NH2 + 0 + H2N Protein |
CH-CO CH-CO |
Protein - NH - CH - CO - HN - Protein - NH - CH HN - Protein |
CH2 - COOH CH2 - COOH |
Zusätze von ein- oder mehrwertigen Alkoholen begünstigen den Kondensationsvorgang;
auftretende Braunfärbungen werden hierdurch vermieden. Von wesentlicher Bedeutung
ist jedoch, daß durch die Alkohole eine Veresterung der zweiten Carboxylgruppe der
eingeführten Maleinsäure bewirkt wird.
Die hierbei entstehenden
Peptidester
Protein - NH - CH - CO HN Protein - NH - CH - CO - HN - Protein |
CH2-COOR CH2-COOR |
bewirken die Löslichkeit der modifizierten Eiweißverbindungen in Alkoholen.
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Von Bedeutung für die haarkosmetische Applikation als Einlegemittel
und Filmbildner ist ferner, daß die erfindungsgemäßen Eiweißkondensate auch Amidierungsreaktionen
zugänglich sind. Führt man die Umsetzung in Gegenwart von Säureamiden, Aminen oder
NH2-gruppenhaltigen Verbindungen durch, so erhält man modifizierte Eiweißharze mit
speziellen Eigenschaften, wie Härte, Löslichkeit, Glanz, Elastizität, Konsistenz
usw.
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In physiologischer Hinsicht ergibt sich der Vorteil,
daß die beschriebenen
Eiweißverbindungen Derivate der natürlichen Asparaginsäure sind, die eine wichtige
Rolle im Eiweißstoffwechsel spielt.
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Die Struktur der nativen Eiweißkörper wird somit nicht unphysiologisch
verändert, lediglich der Gehalt an Asparaginsäure ist vermehrt.
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Die außerordentlich hohe Haftfetigkeit auf dem Haar wird durch Summierung
der Wasserstoffbrückenbindungen und der elektrovalenten Bindungen hervorgerufen.
Dieser Verknüpfungsmechanismus von Peptidketten ist aus der Biochemie weitgehend
bekannt:
Protein-N- CH C N Protein N CH C N - Proteir |
H CH2 O H H CH2 O H |
COO- i COO- |
o NW H O O NW H O |
Protein-C CR N C Protein C CR N C-Protein |
Von friseurtechnischer Bedeutung ist ferner, daß sich die erfindungsgemäßen Eiweißkondensate
sehr leicht mit schwach alkalischen Lösungen, beispielsweise Ammoniak, auflösen
lassen. Es gelingt so, die wasserresistenten Filme völlig aus dem Haar zu entfernen.
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Zur näheren Erläuterung der beanspruchten modifizierten Eiweißverbindungen
seien folgende Beispiele aufgeführt.
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Beispiel 1 Eine Mischung von 25 Gewichtsteilen Maleinsäureanhydrid,
10 Teilen Gelatine und 20 Teilen Äthanol werden in einer Rückfluß-Apparatur 30 Minuten
lang bis zur klaren Schmelze erwärmt. Nach Abkühlen auf 60"C wird das entstandene
gelbe Kondensationsprodukt mit 100 Gewichtsteilen Äthanol versetzt und unter Rückfluß
bis zur klaren Lösung gekocht. Die so erhaltene alkoholische Lösung des Eiweißkondensates
kann als Kondensat mit Alkohol noch weiter verdünnt werden. Etwa bei großen Verdünnungen
auftretende Trübungen werden durch Zusatz von 5 bis 10 Volumprozent Wasser beseitigt.
Wird das Haar mit einer 2- bis 30l,igen Lösung als Einlegemittel behandelt, so erhält
es einen wasserbeständigen Schutzfilm, der einen ausgezeichneten Glanz, Elastizität
und Reibechtheit zeigt.
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Beispiel 2 20 Gewichtsteile Maleinsäureanhydrid, 10 Teile des unter
dem von dritter Seite geschützten Warenzeichen Nutrilan gehandelten pulverförmigen
festen Eiweiß-
hydrolysats und 10 Teile Glycerin werden in einem offenen Gefäß bis
zur homogenen Lösung erwärmt.
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Das durch Kondensation gebildete Wasser wird vorsichtig abgedampft
und das erhaltene Harz durch Erwärmen mit 80 Teilen Isopropanol in Lösung gebracht.
Die so gewonnenen modifizierten Eiweißkonzentrate können mit Äthanol oder Tsopropanol
noch weiter verdünnt werden. Das in einem Haarwasser verarbeitete Eiweißkondensat
verleiht dem Haar einen guten Sitz, geschmeidigen Griff und seidigen Glanz.
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Beispiel 3 In einem offenen Behälter werden 30 Gewichtsteile Maleinsäureanhydrid,
10 Teile feingepulverte Hornspäne, 10 Teile Glycerin und 5 Teile Oleylalkohol bis
zur klaren Schmelze erwärmt. Nach dem Abkühlen versetzt man mit 75 Gewichtsteilen
Äthanol oder Isopropylalkohol und kocht bis zur klaren Lösung.
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Man erhält so ein orangefarbenes modifiziertes Keratinkonzentrat,
das als Einlegemittel geeignet ist. Die gebildeten Filme zeichnen sich durch guten
Glanz, Wasserbeständigkeit, Elastizität und durch einen angenehmen Griff aus.