-
Pulverförmige Haftmittel für Zahnprothesen Als Haftpulver für Zahnprothesen
werden meist Pflanzengummen verwendet, unter denen der Karayagummi bevorzugt wird.
Außerdem sind für diesen Zweck auch schon Alkalialginat und Celluloseabkömmlinge
verwendet worden, und zwar allein und in Kombination mit Polyvinylalkohol. Schließlich
ist es bekannt, die Quellmittel in gröberer Form anzuwenden, und es ist ein Verfahren
beschrieben worden, ein gröberes, aber weiches Korn mit verlängerter Haftdauer herzustellen.
All diesen bisher bekannten Vorschlägen mangelte jedoch die nachfolgend dargelegte
grundlegende Erkenntnis, die zu der Erfindung geführt hat.
-
Man hat seither die als Zahnprothesen-Haftpulver verwendeten Stoffe
nach ihrer stofflichen Herkunft klassifiziert und von Pflanzengummen, Algenprodukten,
Polyvinylabkömmlingen und Cellulosederivaten gesprochen, ohne jedoch zu bemerken,
daß jede dieser Gruppen in zwei wirkungsmäßig voneinander völlig verschiedene Typen
zerfällt in der Art, daß jede dieser beiden Typen in jeder der obengenannten Stoffgruppen
vorkommt und zwei Stoffe, die derselben Type angehören, hinsichtlich ihres Wirkungsmechanismus
als Zahnprothesen-Haftmittel einander wesentlich ähnlicher sind als solchen Stoffen,
die zwar chemisch derselben Stoffklasse angehören, aber der anderen Wirkungstype
zuzuordnen sind.
-
Man kann die beiden Typen unterscheiden als rasch quellfähige und
langsam quellfähige Adhäsionsmittel oder auch als rasch klebende und langsam klebende
oder schließlich als nicht austrocknende und austrocknende.
-
Die erstere Type löst sich mehr oder weniger rasch in Wasser auf oder
wird zum mindesten davon benutzt und quillt darin in kurzer Zeit zu einer klebrigen
Masse auf, die als Prothesen-Haftmittel sofort wirkt, dann aber allmählich vom Speichel
herausgelöst wird, wobei die Haftwirkung im Laufe einiger Stunden nachläßt und zuletzt
bei völligem Verschwinden des Haftmittels auch völlig aufhört. Die am raschesten
löslichen Haftmittel dieser Type haben nur eine kurze Haftdauer ; die langsamer
löslichen, wie z. B. Karaya, zeigen eine befriedigendere Haftdauer, doch reicht
diese normaleweise-auch bei reichlicher Anwendung-nicht über einen vollen Tag.
-
Die zweite Type löst sich sehr langsam oder überhaupt nicht in Wasser
auf. Meist ist die Benetzung schwierig und zögernd, und das Quellen erfolgt langsam,
jedoch unter Aufnahme verhältnismäßig großer Wassermengen. Stehen genügend große
Wassermengen zur Verfügung, dann entstehen mit diesen Stoffen nach längerer Einwirkung
außerordentlich hochviskose Lösungen. Bei der Verwendung als Zahn-
prothesen-Haftmittel
ist anfänglich die Haftung nicht sehr gut, und es wird dann bei Zutritt weiteren
Speichels allmählich besser. Die Haftdauer ist selbst bei ein und derselben Versuchsperson
recht unterschiedlich.
-
Das Ende der Haftdauer tritt hier nicht durch völliges Herauslösen
ein, sondern durch völliges Austrocknen, das an Tagen mit geringerem Speichelfluß
sehr bald -oft schon nach 1 bis 2 Stunden-erfolgt. Es bildet sich dabei zum Teil
an der Prothese, meist aber am Gaumen, eine außerordentlich festhaftende, meist
zähe und schwer entfernbare trockene Schicht. Vor Erneuerung des Haftmittels auf
der Prothese muß dann zunächst diese trockene Schicht völlig entfernt werden, was
recht ärgerlich und umständlich ist. Ein Befeuchten der trockenen Schicht hilft
manchmal iiber weitere 1 bis 2 Stunden hinweg, doch ist die Haftkraft auch nach
dieser Nachbefeuchtung meist nicht mehr ausreichend.
-
Die Einordnung in diese beiden Gruppen läßt sich an Hand folgender
Versuchsanordnung leicht und eindeutig vornehmen : Auf einer gereinigten Glasplatte
wird mit einem Fettstift ein Quadrat mit 7 cm Kantenlänge aufgezeichnet. In die
Mitte dieses Quadrats wird mit einer Pipette 1 ccm einer 1°/Oigen Lösung eines Netzmittels,
vorzugsweise butylnaphthalinsulfonsaures Natrium, aufgebracht und diese Flüssigkeitsmenge
mit Hilfe eines kleinen Gummiwischers gleichmäßig über das ganze Quadrat verteilt.
Der Netzmittelzusatz gewährleistet eine gleichmäßige Benetzung der Glasplatte.
-
Dann werden sofort 0, 5 g des zu prüfenden Adhäsionsmittels möglichst
gleichmäßig über die gesamte Fläche des Quadrats aufgestreut. Das Adhäsionsmittel
muß so fein gemahlen sein, daß alle Teile das Normsieb 60 passieren. Das Aufstreuen
geschieht unter Verwendung eines kleinen Rundsiebs mit einer Maschenweite entsprechend
Nonnsieb 50. Das Durchsieben geschieht unter Nachhilfe mit einem kleinen Pinsel.
Das Rundsieb hat einen Durchmesser von 16 mm. Es befindet sich am Boden eines kleinen
Zylinders von 40mm
Höhe und 28 mm Durchmesser, so daB um das kreisrunde
Siebchen in der Bodenfläche des Zylinders noch eine ringförmige, nicht durchsiebte
Bodenfläche von 6 mm Ringbreite bleibt. Nachdem das gesamte Pulver gleichmäßig in
dünner Schicht über das ganze Quadrat verteilt ist, zeigt sich folgendes : Die Produkte
der ersten, rasch quellenden, nicht trocknenden Type (I) lösen sich entweder sofort
beim Einstreuen völlig auf oder benetzen sich doch rasch unter Bildung einer klebrigen
Schicht. Nach 15 Minuten sind höchstens 30 °/o der Gesamtoberfläche noch nicht benetzt
und fühlen sich noch trocken an, wobei es sich um Stellen handelt, bei denen durch
ungleichmäßiges Auftragen eine höhere Schichtdicke entstanden ist. Meist sind bei
gleichmäßigem Auftragen schon nach 5 Minuten wenigstens 90% der Gesamtobernäche
benetzt und fühlen sich beim Betupfen mit dem Finger klebrig an. Die sofort völlig
löslichen Stoffe, z. B. Polyacrylsäure oder Polyvinylalkohol, haben bei der Verwendung
als Prothesenhaftmittel wegen zu raschen Herauslösens nur eine sehr geringe Haftdauer,
wobei die Polyacrylsäure auch wegen ihrer stark sauren Reaktion nicht verwendbar
ist. Etwas langsamer, aber auch noch ziemlich rasch, lösen sich einzelne Typen von
Polyvinylpyrrolidon ; diese sind infolgedessen als Haftmittel brauchbarer, jedoch
immer noch recht unbefriedigend. Dasselbe gilt vom Gummiarabikum. Tragant wird etwas
langsamer benetzt, und es löst sich auch langsamer ; noch etwas langsamer wird Karaya
benetzt und gelöst, weshalb diese Stoffe am meisten als Prothesenhaftmittel Verwendung
finden.
-
Bei der langsamquellenden, trockenden Type (II) dagegen ist gleich
nach dem Aufstreuen auf das Quadrat meist die gesamte Fläche noch mit trockenem
Pulver bedeckt. Nur am Rande, wo meist etwas weniger Pulver beim Aufstreuen hingelangt,
ist da und dort
etwas gelöst oder doch benetzt. Nach 15 Minuten sind zum mindesten
70 °/o der Fläche noch von unbenetztem, sich völlig trocken anfühlendem Material
bedeckt.
-
Meist ist noch nach einer Stunde 90 bis 95 °/0 der Fläche trocken
und dort das Pulvermaterial nicht in die Flüssigkeit eingesunken oder von ihr benetzt.
Bei praktisch unlöslichen, aber quellfähigen Stoffen, wie Polymethacrylsäure, sinkt
zwar das Pulver sofort in die Flüssigkeit ein und wird benetzt, aber es bleibt ungelöst
unter der Flüssigkeitsoberfläche liegen, und beim Betupfen mit dem Finger zeigt
sich, daß die Flüssigkeit keine Spur von Klebrigkeit aufweist.
-
Zur Type II gehört von den Pflanzengummen der Guargummi, der außerordentlich
hochviskose Lösungen zu bilden vermag. Ferner gehören hierher die hochviskose Lösungen
bildenden Alkalialginate und Karragheenate, die Alkylcellulosen und die meisten
Sorten von Carboxymethylcellulose und celluloseglykolsaurem Natrium, während andere
niedrigviskose, stark mineralstoffhaltige Sorten von Carboxymethylcellulose zur
rasch quellenden, nicht trocknenden Type zu zählen sind.
-
Die niedrigviskosen, stark mineralstoffhaltigen Sorten von Carboxymethylcellulose
entstehen in der Weise, daß Alkalicellulose mit Chloressigsäure umgesetzt wird,
wobei die dabei entstehenden Salze -Soda, Kochsalz und glykolsaures Natrium-als
Verunreinigung im Produkt verbleiben, wodurch die Auflösbarkeit im Wasser wesentlich
beschleunigt wird.
-
Bei den langsam quellenden Typen wurden die Salze entfernt ; außerdem
ist noch die Zahl der Verätherungsstellen von Bedeutung.
-
Nachfolgend sei das Testergebnis bei einigen Stoffen der beiden Typen
mit der durchschnittlichen Haftdauer bei Anwendung verschiedener Haftpulvermengen
bei derselben Versuchsperson verglichen :
Verhalten beim Haftdauer in Stunden |
Stoff Type Benetzungstest bei Verwendung von |
(nach 15 Minuten) 0, 1 g 0, 15g 0, 2 g |
Polyvinylpyrrolidon ......................... I größtenteils
völlig gelöst, 4½ 5½ 6½ |
nur 5% unbenetzt |
Gummiarabikum.......... I zu 99 °/0 völlig gelöst 1 1 1 V2
2 |
Carboxymethylcellulose mit hohem Mineral- |
stoffgehalt........................... 1 95 0/, benetzt 11/2
21/2 21/2 |
Tragant ....................................... I 95% benetzt
4½ 5 5½ |
Karaya............................... 1 90 bis 100°/o benetzt
5 6 7Vs |
Carboxymethylcellulose mit niedrigem Mine- |
ralstoffgehalt......................... ii noch 80 0/, unbenetzt
und 4 41/s 5 |
trocken |
Guargummi........................ II noch 95"/o unbenetzt und
3 4ll2 4 |
trocken |
Hochviskoses Natriumalginat II noch 95°/0 unbenetzt und 3 5½
6 |
trocken I |
Natriumkarragheenat............. II noch 90°/0 völlig trocken
4 5/s 6 |
Polymethacrylsäure mittelviskos II vóllig untergesunken, je-haftet
meist überhaupt |
doch nicht klebrig nicht |
Nach dem Aufhören der Haftwirkung sind die Klebstoffe der Gruppe I größtenteils
oder völlig verschwunden, diejenigen der Gruppe II noch größerenteils oder fast
ganz vorhanden in Form einer trockenen, nichtklebenden Schicht.
-
Es wurde nun gefunden, daß man die Haftwirkung und-dauer beider Typen
dadurch wesentlich verbessern kann, daß man sie im Gemisch anwendet, und zwar in
der Weise, daß Gemische von mehr als 50°/0, vorzugsweise von wenigstens 60 °/0 der
rasch löslichen
Type I mit weniger als 50 °/o, vorzugsweise höchstens
40 °/o der langsam löslichen Type II angewandt werden.
-
Es lassen sich dabei innerhalb der einzelnen Typen die derselben Type
angehörenden Stoffe untereinander vertauschen oder auch im Gemisch anwenden, d.
h., es können auch mehrere Stoffe der Type I mit einem oder mehreren Stoffen der
Type IL gemischt werden, jedoch immer so, daß die Gesamtmengen von jeder Type im
Rahmen der obengenannten Mengenverhältnisse bleiben.
-
Dabei hat sich herausgestellt, daß diejenigen Stoffe der Type I sich
für das erfindungsgemäße Mischen mit Stoffen der Type II besonders eignen, die sich
beim Benetzungstest praktisch nicht lösen, sondern nur zu einer klebrigen Schicht
unter Benetzung aufquellen.
-
Dieses Verhalten zeigen insbesondere Karayagummi und Tragant, bis
zu einem gewissen Grade auch die rasch löslichen Sorten von Carboxymethylcellulose.
Bei den Stoffen der Type II eignen sich diejenigen besonders, die wenigstens zu
einem kleinen Teil benetzt werden.
-
Bei der Polymethacrylsäure, die von Wasser wohl benetzt wird, sich
aber darin nicht löst, eignen sich besonders die niedrig-und mittelviskosen Sorten,
insbesondere im Gemisch mit basischen Stoffen, und zwar vorzugsweise in solchen
Mengenverhältnissen, daß die Polymethacrylsäure dadurch im wesentlichen neutralisiert
wird. Als basische Stoffe eignen sich die Oxyde, Hydroxyde oder Salze schwacher
Säuren von Alkali-und Erdalkalimetallen und Magnesium. Zum Teil eignen sich auch
organische Basen, wie insbesondere Amine bzw. ihre Salze mit schwachen Säuren, und
zwar besonders dann, wenn sie in festem, pulverförmigem Zustande erhältlich sind.
Als nieder-und mittelviskose Sorten der Polymethacrylsäure sind solche bezeichnet,
die in 5°/oiger Lösung in Wasser in Gegenwart von Ätznatron eine Viskosität von
höchstens 20000 cP ergeben. Die Polymethacrylsäure enthält keine Weichmacher oder
andere physiologisch bedenkliche Substanzen und ist, wie auch Polyvinylalkohol und
Polyvinylpyrrolidon, bei den geringen zur Anwendung kommenden Mengen gesundheitlich
unschädlich. Für sich allein oder auch im Gemisch mit basischen Stoffen ohne Stoffe
der Type I ist die Polymethacrylsäure als Haftmittel wegen viel zu geringer Haftwirkung
unbrauchbar. Auch die übrigen Stoffe der Type II sind in ihrer Haftwirkung'recht
unbefriedigend ; insbesondere stört aber die außerordentlich festhaftende und schwer
entfernbare trockene Schicht, die sich nach dem Aufhören der Klebewirkung am Gaumen
gebildet hat und jede weitere Haftung unmöglich macht. In vielen Fällen bringt bei
dieser Type eine Erhöhung der angewandten Menge sogar eine Verschlechterung der
Haftdauer durch Vermehrung der trockenen Isolierschicht.
-
Die wesentliche Verbesserung der Haftfähigkeit durch die erfindungsgemäßen
Kombinationen beruht darauf, daß die Stoffe der Gruppe II die raschlöslichen Stoffe
der Gruppe I so weit isolieren, daß der Speichel nicht so rasch hinzutreten und
sie weglösen kann. Auf der anderen Seite sorgen die Stoffe der Type I für genügend
Feuchtigkeit, so daß die Stoffe der Type II nicht austrocknen und damit unwirksam
werden können. Dies ist besonders wichtig bei Personen mit geringerem Speichelfluß.
Die Gemische sind in ihren Mengenverhältnissen dann optimal, wenn am Ende der Haftdauer
die Stoffe der Type II zusammen mit denjenigen der Type I gerade eben ganz oder
bis auf geringe Reste verschwunden sind.
-
Zur zahlenmäßigen Beurteilung der Güte und Haftdauer wird die nach
Stunden berechnete Tragedauer herangezogen, wobei der Endpunkt der Tragedauer dann
erreicht ist, wenn sich die Prothese mit der Zunge leicht abdrücken läßt. Die ermittelten
Stundenzahlen gelten nur für eine bestimmte Versuchsperson und eine bestimmte Menge
des Haftmittels. Zur Beurteilung der Haftfestigkeit sind solche Prothesentäger heranzuziehen,
deren Prothese ohne Haftmittel nicht oder zum mindesten schlecht haftet. Die unten
angegebenen Stundenzahlen sind Mittelwerte aus wenigstens sieben Einzelwerten, da
im einzelnen je nach Zeit und Umfang der Mahlzeiten sowie der augenblicklichen körperlichen
Disposition Schwankungen auftreten.
-
Zur Erläuterung und zum Nachweis des technischen Fortschritts seien
nachfolgend die Ergebnisse der Prüfung auf die Haftdauer mit einzelnen Haftstoffen
und den daraus hergestellten erfindungsgemäßen Kombinationen mitgeteilt, wobei jeweils
0, 1 bzw. 0, 15 bzw. 0, 2 g des Mittels geprüft wurden.
-
Bei Polyvinylpyrrolidon (Typ I) betrug die Haftdauer bei 0, 1 bzw.
0, 15 bzw. 0, 2 g = 41/2 bzw. 51/2 bzw.
-
61/2 Stunden, bei Carboxymethylcellulose von hoher Viskosität (Typ
II) 4 bzw. 41/2 bzw. 5 Stunden. Eine Kombination von 60% des Polyvinylpyrrolidons
mit 40 0/, der Carboxymethylcellulose erbrachte 71/2, 11'/, bzw. 131/2 Stunden,
Durch die Kombination wurde also die Haftdauer auf das Doppelte von derjenigen der
Einzelkomponenten gesteigert.
-
Eine Kombination von 69°/o des Polyvinylpyrrolidons mit 20°/o mittelviskoser
Polymethacrylsäure und 11 °/o Magnesiumcarbonat steigerte die Haftdauer des Polyvinylpyrrolidons
immerhin auf 5, 8 bzw. 101/2 Stunden.
-
Günstiger war eine Kombination von 55 Teilen des Polyvinylpyrrolidons
mit 25 Teilen der obengenannten Carboxymethylcellulose (Type II)-)-13"/ der genannten
Polymethacrylsäure und 7°/0 MgCO3, nämlich 7, 9 bzw. 12 Stunden.
-
Weniger günstig als das Polyvinylpyrrolidon verhält sich der allzu
rasch lösliche Polyvinylalkohol, von dem 0, 2 g nur eine Tragedauer von 4 Stunden
ergaben. Eine Kombination von 60°/o des Polyvinylylakohols mit 40 °/o Guargummi
(Type II) erbrachten bei 0, 2 g immerhin 8 Stunden.
-
Der Guargummi allein erbrachte 3 bzw. 41/2 bzw.
-
4 Stunden. Der sich an unangenehm bittere Geschmack des Guargummis
wird in der Kombination mit den Stoffen der Type I stark gemildert. So brachte das
Gemisch von 60 °/o niedrigviskoser Carboxymethylcellulose (Type I) mit 40"/o des
Guargummis 31/2, 4V2 bzw. 6 Stunden, während die Carboxymethylcellulose allein nur
li/2, 2ll2 bzw. 21/2 Stunden aufwies. Interessant ist eine Kombination der beiden
bisher verwendeten Carboxymethylcellulosen Typen I und II : Durch die Mischung der
beiden Typen im erfindungsgemäßen Verhältnis läßt sich ein allein aus Carboxymethylcellulose
bestehendes, jedoch wesentlich verbessertes Haftmittel, aufbauen : 60% Carboxymethylcellulose
Typ I + 40°/0 Carboxymethylcellulose Typ II erbrachten 3, 51/2 bzw. 61/2 Stunden.
-
Die Haftdauer der beiden Typen von Carboxymethylcellulose allein
ist, wie auch aus der Tabelle (siehe oben) hervorgeht, deutlich niedriger.
-
Tragant (Typ I) zeigte eine Haftdauer von 41/2, 5 bzw.
-
51/2 Stunden. Eine Kombination von 60 °/o dieses
Tragants
mit 40 °/0 der genannten Carboxymethylcellulose Type II erbrachte dagegen 5 bzw.
9 bzw. 10 Stunden.
-
Ein Gemisch, das aus 55 °/0 des Tragants mit 25 °/o Carboxymethylcellulose
Type II + 13% Polymethacrylsäure + 7 °/0 MgCO3 bestand, ergab 7, 101/2 bzw.
-
11 V2 Stunden.
-
Karayagummi allein hatte 5, 6 bzw. 7l/2 Tragestunden ; ein Gemisch
von 65 °/o dieses Karayagummis mit 35°/0 Guargummi (II) dagegen 51/2, 91/2 bzw.
-
11 Stunden ; 65"/o des Karayagummis mit 35°/0 eines der Gruppe II
angehörenden Natriumkarragheenats 51/2, 11 bzw. 12 Stunden, während das Natriumkarragheenat
nur 4, 51/2 bzw. 6 Stunden aufweisen konnte.
-
Daß auch Kombinationen verschiedener Stoffe der Gruppe I möglich
sind, zeigt folgendes Gemisch : 50 ouzo Karaya (Typ I) + 15°/o Polyvinylalkohol
(Typ I) + 35 °/O der Carboxymethylcellulose der Type II erbrachte 7, 10 bzw. 12
Stunden.
-
Schließlich zeigte eine Kombination von 60"/o des Karayagummis mit
20°/o der Carboxymethylcellulose Typ II + 13°/o mittelviskoser Polymethacrylsäure
+ 7°/0 MgCO3 das günstige Ergebnis von 6, 10 bzw.
-
13 Stunden.
-
Einige Gemische wurden auch von einem anderen Beobachter geprüft.
Er fand z. B. für den Karayagummi allein 5, 8 bzw. 11 Stunden, für Guargummi allein
4, 5 bzw. 5 Stunden, und für die Carboxymethylcellulose Typ II 5, 5 bzw. 6 Stunden.
-
Bei diesem Beobachter erbrachte die Kombination aus 80°/o Karayagummi
+ 20°/o Guargummi 7, 11 bzw. 15 Stunden.
-
Die obengenannte Kombination von 50°/0 Karayagummi mit 15 °/o Polyvinylalkohol
und 35 °/o Carboxymethylcellulose Typ II brachte 10, 14 bzw. 16 Stunden.
-
Bei der anderen angegebenen Kombination von 60"/o Karaya mit 20 °/o
Carboxymethylcellulose Typ II + 13°/o Polymethacrylsäure + 7°/0 MgCO3 brachten 0,
1 g schon 12 Stunden, 0, 15 g sogar 16 Tragestunden.
-
Diese zahlreichen Beispiele zeigen, daß die erfindungsgemäßen Kombinationen
aus einem größeren Anteil der rasch quellenden bzw. klebenden Type I mit einem kleineren
Anteil von Stoffen der langsam quellenden, trocknenden Type II hinsichtlich der
Haftdauer einen wesentlichen Fortschritt bringen. Meist sind auch noch weitere Vorteile
damit verbunden : zum Teil ist eine geschmackliche Verbesserung zu erreichen und
zum anderen werden die unangenehmen, festhaftenden Rückstände der Stoffe der Type
II vermieden.
-
Man hat zwar schon Zahnprothesen-Haftmittel vorgeschlagen, bestehend
aus wasserlöslichen Cellulosederivaten und schwach quellfähigen, gärungsfesten Polyvinylabkömmlingen.
Als Polyvinylabkömmling
wird dabei jedoch in der Beschreibung und dem auf ein Haftpulver
gerichteten Beispiel kein schwach quellfähiger, sondern allein ein leicht wasserlöslicher
Stoff, nämlich der Polyvinylalkohol genannt. An anderer Stelle der Beschreibung
wird jedoch als Gegenstand der Erfindung die gleichzeitige Verwendung von » wasserlöslichen
Cellulosederivaten und Polyvinylabkömmlingen « angesehen. Da aber der größte Teil
der Polyvinylabkömmlinge in Wasser weder löslich noch quellbar sind, läßt sich aus
dieser Veröffentlichung nicht der Gedanke entnehmen, Kombinationen der Typen I und
II in bestimmten Mengenverhältnissen als Haftmittel anzuwenden. Dazuhin stellt sich
bei der Nacharbeitung des einzigen Haftpulverbeispiels, bei dem als Polyvinylabkömmling
Polyvinylalkohol Verwendung findet, heraus, daß es sich dabei nicht um eine Verbesserung,
sondern um einen klaren technischen Rückschritt handelt.
-
Es sind weiterhin Haftmittel vorgeschlagen worden, bestehend aus
quellfähigem Stoff und einer Salben-, Pasten-oder Cremegrundlage, dadurch gekennzeichnet,
daß sie als Quellmittel ein Gemisch von Gummi aus Sterculia urens und einem Celluloseäther
enthalten.
-
Bei diesen Haftmitteln handelt es sich aber nicht um Haftpulver, sondern
um in Tuben abzufüllende Haftcremes, und es ist der Vorgang beim Zustandekommen
der Haftkraft schon durch die Gegenwart einer Salbengrundlage ein völlig anderer.
Die erfindungsgemäße Lehre konnte auch aus diesem Vorschlag nicht entnommen werden.
Die Feststellung, daß alle als pulverförmige Haftmittel verwendbare Klebestoffe
in zwei voneinander völlig verschiedene Typen zerfallen, und daß durch die erfindungsgemäBe
Kombination dieser beiden Typen eine wesentliche Verlängerung der Haftdauer erzielt
wird, ist neu und überraschend.