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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Ausrüstung von textilem Material
mit Cyclodextrinen zusammen mit wenigstens einer weiteren funktionellen
Ausrüstung,
ein auf diese Weise ausgerüstetes
textiles Material als auch dessen Verwendung. Die verwendeten triazinylierten
Cyclodextrine und/oder Derivate bewirken die materialübergreifende
Anbindung (Verankerung) und dienen als Funktionsträger.
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Unter
Cyclodextrinen versteht man im allgemeinen Cycloamylosen bzw. Cycloglucane,
welche beim Abbau von Stärke
durch Bacillus Macerans bzw. Bacillus Circulans unter Einwirkung
von Cyclodextringlycosyltransferase als cyclische Dextrine gebildet
werden. Sie bestehen aus sechs, sieben oder acht zu einem Zyklus
von α-1,4
verknüpften
Glukoseeinheiten, wodurch die α-, β- bzw. γ-Cyclodextrine
definiert sind.
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Innerhalb
der textilen Verarbeitungskette bzw. für die textilen Gebrauchseigenschaften
existieren zahlreiche Wege, textiles Material auszurüsten, um
ihm am reinen Fasermaterial nicht vorhandene Eigenschaften zu verleihen.
So werden textile Materialien wie beispielsweise Fasern, Filamente,
Garne, Haufwerke oder Flächengebilde
gezielt mit Ausrüstungen
versehen, um ihre Materialeigenschaften zu verändern. Diese Ausrüstungen
können
beispielsweise das Knittern vermindern, schmutzmindernd oder schmutzabweisend
sein.
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Die
DE-A 40 35 378 offenbart textile Materialien, die mit Cyclodextrinen
oder Cyclodextrinderivaten ausgerüstet sind, und, die der Aufnahme
von unpolarem Schmutz, Schweiß und
Schweißabbauprodukten
oder Duftstoffen dienen. Die Auftragung der Cyclodextrinverbindungen
erfolgt hierbei entweder direkt über
das Einspinnen, eine chemische oder physikalische Variante. Die
chemische Variante erfolgt über
eine Reaktion des textilen Materials unter Anbindung der Cyclodextrinverbindungen.
Bei nicht optimaler Anbindung erfolgt eine Auswaschung der Cyclodextrine
sowohl bei der chemischen als auch bei der physikalischen Verankerung. Eine
chemische Verankerung der einzelnen Cyclodextrine ist zudem, insbesondere
bei synthetischen textilen Materialien, häufig aufwendig und/oder kostenintensiv.
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Es
besteht daher ein Bedarf an einem Verfahren, über das ein hoher Anbindungsgrad
der Ausrüstungen
an dem textilen Material erzielt werden kann. Zusätzlich ist
es wünschenswert
kostengünstigere
Verfahren bereitzustellen.
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Die
DE-A-44 29 229 offenbart die Herstellung und Verwendung von Cyclodextrinderivaten
mit mindestens einem stickstoffhaltigen Heterocyclus, der mindestens
ein elektrophiles Zentrum besitzt. Bei dem stickstoffhaltigen Heterocyclus
handelt es sich zumeist um Triazine und Chinoxaline, die als Reaktivanker
zur Anbindung an z. B. Membranen, Folien, Filmen, Textilien, Leder,
chromatographischen Trennfasern etc. verwendet werden. Bei diesen
mit β-Cyclodextrinen ausgerüsteten Materialien
sind nicht alle Cavitäten
der fixierten Cyclodextrine für
Komplexierungsreaktionen zugänglich.
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Aus
der
DE 196 24 170 ist
ein Verfahren zur Modifizierung der Faseroberfläche eines textilen Fasermaterials
bekannt, über
das Polymere synthetischer oder natürlicher Herkunft, welche zuvor
mit aktiven Gruppen substituiert werden müssen, permanent an die textilen
Fasern verankert werden können.
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Dem
Stand der Technik ist gemeinsam, daß die für die Ausrüstung verwendeten Verbindungen
zunächst
immer getrennt bezüglich
ihrer Reaktivitäten
modifiziert werden müssen.
Zusätzlich
stehen teilweise die kostenträchtigen
Funktionalitäten
der Ausrüstung,
wie beispielsweise die Cavitäten
der Cyclodextrine, nicht wie erwartet und erwünscht zur Verfügung.
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Es
besteht daher einerseits ein Bedarf an textilen Materialien mit
einer verbesserten Zugänglichkeit der
Cavitäten
der Cyclodextrine sowie an hohen Anbindungsgraden der textilen Ausrüstung zur
permanenten Anbindung (Verankerung) an das textile Material. Des
weiteren besteht ein gesteigertes Interesse an kostengünstigen
Verfahren, die die kovalente Anbindung weitere funktioneller Ausrüstungen über hohe
Anbindungsgrade ermöglichen,
ohne daß diese
zuvor aufwendig derivatisiert werden müssen.
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Dies
wird mit einem Verfahren erreicht, bei dem halogentriazinylsubstituierte
Cyclodextrine zusammen mit wenigstens einer weiteren funktionellen
Ausrüstung
auf das textile Material aufgebracht und anschließend unter
kovalenter Anbindung miteinander und mit dem textilen Material zur
Reaktion gebracht werden.
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Unter
dem Begriff „Cyclodextrine", sowohl bei HT-CD,
MCT-Cyclodextrinen als auch bei nicht modifizierten Cyclodextrinen
werden im Rahmen der Erfindung α-, β- bzw. γ- Cyclodextrine
sowie deren Derivate verstanden.
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Unter
dem Begriff „Cyclodextrinderivate" werden im Rahmen
der Erfindung auch funktionalisierte und derivatisierte Cyclodextrine
verstanden, wie beispielsweise partiell methylierte, ethylierte
und anderweitig substituierte Cyclodextrine.
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Unter
dem Bergriff „Cyclodextrinderivate" werden insbesondere
auch all jene Verbindungen erfaßt,
die in ihren Eigenschaften den Cyclodextrinen nahekommen. Hiermit
sind insbesondere deren supramolekulare Eigenschaften zur intramolekularen
Bindung von sogenannten „Gastmolekülen" zu verstehen. Desweiteren sind
unter den Eigenschaften auch ihre vielfältigen Anwendungsbereiche,
die durch ihr breites Spektrum an intramolekularen Anbindungsmöglichkeiten
hinsichtlich der angebotenen Gastmoleküle bedingt sind, zu verstehen.
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Generell
können
die aus der DE-A-44 29 229 bekannten halogensubstituierten triazinylierten
Cyclodextrine im erfindungsgemäßen Verfahren
eingesetzt werden. Die halogensubstituierten triazinylierten Cyclodextrine
(HT-CD) umfassen sowohl mono- als auch dihalogensubstituierte, insbesondere chlorierte
und bromierte triazinylierte Cyclodextrine. Dabei ist es vorteilhaft,
wenn die monohalogentriazinylierten CDs als Triazinolate vorliegen.
Bevorzugt werden monochlortriazinylsubstituierte Cyclodextrine in
dem erfindungsgemäßen Verfahren
verwendet, insbesondere die Natrium monochlortriazinolatsubstituierten.
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In
dem erfindungsgemäßen Verfahren
werden bisher nicht genutzte Bindungsfunktionen von MCT-β-CD (MCT,
Monochlortriazin; CD, Cyclodextrin) und/oder HT-CD ausgenutzt. Bei
den bekannten MCT-β-Cyclodextrinen
ergibt sich eine nahezu trifunktionelle Reaktivität, da jeder
Glucanring über
einen durchschnittlichen Substitutionsgrad von 0,4 verfügt, so daß pro Cyclodextrinmolekül etwa drei
Monochlortriazinylsubstituenten zur Verfügung stehen. Davon wird in
der Regel bisher nur eine für
die Anbindung an das textile Material genutzt. Höhere Substitutionsgrade als
0,4 pro Glucanring sind ebenfalls realisierbar.
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Erfindungsgemäß reagieren
wenigstens zwei, bevorzugt reagieren mehr als zwei HT-Funktionalitäten jedes
HT-CD-Moleküls
mit dem textilen Material und/oder der weiteren funktionellen Ausrüstung, in
jedem Fall aber zumindest teilweise mit den aufgeführten Materialien.
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Als „weitere
funktionelle Ausrüstung" werden all jene
chemischen Verbindungen verstanden, die zusätzlich zu den HT-CDs und/oder
MCT-CDs zur Gesamtausrüstung
des textilen Materials einen Beitrag leisten. „Weitere funktionelle Ausrüstungen" umfassen all jene
Verbindungen, die zur Reaktion mit halogentriazinyl- und/oder monochlortriazinylsubstituierten
Cyclodextrinen und/oder Derivaten entsprechender, substituierter Cyclodextrine
befähigt
sind.
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Bevorzugte
Verbindungen für
die weitere funktionelle Ausrüstung
sind die, die zur nukleophilen Substitution der Halogene insbesondere
des Chlors am Triazinring befähigt
sind. Typischerweise sind dies Verbindungen mit nukleophilen funktionellen
Gruppen. Insbesondere sind dies Verbindungen, die über Hydroxy-, Amin-,
Imin-, Mercapto-, Hydrazin-, Hydroperoxid-, Phospin-, Oximgruppen
verfügen
sowie nukleophile Alkene. Ebenfalls bevorzugt sind all die Verbindungen,
die über
nukleophile Zentren verfügen,
die von ent sprechenden Substituenten der Verbindung aktiviert wurden.
Die vorstehend genannten funktionellen Gruppen sind beispielhaft
aufgeführt
und sind in diesem Sinne nicht abschließend zu verstehen.
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Des
weiteren sind Verbindungen bevorzugt, mit denen die Monohalogentriazinolate,
insbesondere das Natriummonochlortriazinolat in einer nukleophilen
Reaktion reagieren können.
Verbindungen mit denen die Monohalogentriazinylate, insbesondere
das Natriummonochlortriazinolat nukleophil reagieren können sind
typischerweise Verbindungen, die über elekrophile funktionelle
Gruppen verfügen.
Dies sind insbesondere Verbindungen die folgende funktionelle Gruppen
aufweisen: Carboxyl-, Carbonylgruppen insbesondere Carbonylhalogenide,
Carboxylate, Ester, Carbonsäureanhydride,
Aldehyde, Ketone, Amide, Imide, Lactone, Lactame aber auch Isocyanate,
Cyanate, Azoverbindungen und Halogenalkane. Ebenfalls bevorzugt
sind all die Verbindungen, die über
elektrophile Zentren verfügen,
die von entsprechenden Substituenten der Verbindung aktiviert wurden.
Die vorstehend genannten funktionellen Gruppen sind beispielhaft
aufgeführt
und sind in diesem Sinne nicht abschließend zu verstehen.
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Als „weitere
funktionelle Ausrüstung" können sowohl
monomere, oligomere als auch polymere Verbindungen verwendet werden
sowie Mischungen dieser.
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Als „weitere
funktionelle Ausrüstung" können insbesondere
auch Hilfsstoffe und/oder Wirkstoffe verwendet werden. Als Hilfsstoffe
und/oder Wirkstoffe sind Verbindungen zu verstehen, die dem erhältlichen
textilen Material neue bzw. veränderte
Eigenschaften verleihen können.
Die Hilfsstoffe und/oder Wirkstoffe können auch aus dem Bereich der
Kunststoffe, der Arzneimittel und/oder Lebensmittelzusatzstoffe
kommen. Die genannten Eigenschaften können sein: Hautfreundlichkeit,
Tragekomfort, Griffeigenschaften, optische Eigenschaften wie beispielsweise
Farbe, Fluoreszenz, pharmakologische Eigenschaften, bakteriozide
Eigenschaften, fungizide Eigenschaften, magnetische Eigenschaften,
Haltbarkeit, Eigenschaften hinsichtlich des Wärmeübergangs, thermische Beständigkeit,
Brennbarkeit, Durchlässigkeit
von Fluiden (Gas, Flüssigkeit),
Oberflächenfilmbildung,
Quellbarkeit in Gegenwart von Flüssigkeiten,
Dämpfen.
Die vorstehend genannten Eigenschaften des erhältlichen textilen Materials
sind beispielhaft aufgeführt
und sind in diesem Sinne nicht abschließend zu verstehen.
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Unter
dem Begriff „weitere
funktionelle Ausrüstung" sind bevorzugt Ausrüstungen
auf Basis von Kohlenhydraten, insbesondere auf Basis von Polysacchariden,
Oligosacchariden, Disacchariden, Monosacchariden, deren Derivaten
und/oder Mischungen dieser zu verstehen, die sowohl linear als auch
cyclisch vorliegen können.
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Besonders
vorteilhafte „weitere
funktionelle Ausrüstungen" basieren auf Cellulose,
Dextrin, Carragheenan, Alginat, Chitosan, Chitin, Cyclodextrin,
deren Derivaten sowie Salzen oder auf Polyethylenglykolen sowie
auf deren Mischungen.
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Eine
funktionelle Ausrüstung
mit besonderen Eigenschaften basiert auf dem Kohlenhydratderivat
Carragheenan. Carragheenan ist in der Lage Proteine zu binden. Die
so gebundenen Proteine rufen bei Allergikern beispielsweise keine
Hautreizungen mehr hervor.
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In
einer anderen Ausführungsform
wird in dem erfindungsgemäßen Verfahren
Chitosan verwendet. Das applizierte Chitosan wirkt als antimikrobielle
und antimykotische funktionelle Ausrüstung. Weiterhin können Alginate
und oligomere oder polymere Alkylenglykole, beispielsweise Polyethylenglykol,
verwendet werden. Sie verleihen dem veredelten textilen Material
verbesserte Griffeigenschaften.
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Die
Verwendung von Cyclodextrinen und/oder Derivaten, zur Verwendung
als weitere funktionelle Ausrüstung
ist besonders bevorzugt, da die über
das erfindungsgemäße Verfahren
zusätzlich
aufgebrachten Cyclodextrine über
eine deutlich verbesserte Zugänglichkeit
der Cavitäten
verfügen.
Die Verwendung einer Mischung von HT-CD, insbesondere MCT-β-CD zusammen
mit unsubstituierten CDs führt
zu einer deutlich gesteigerten Komplexierfähigkeit gegenüber Testsubstanzen
(Gastmolekülen),
im Vergleich zu Cyclodextrinen, die nach herkömmlichen Verfahren auf das
textile Material aufgebracht wurden.
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Bei
den erfindungsgemäß ausgerüsteten textilen
Materialien handelt es sich um Materialien, die aus natürlichen
proteinhaltigen oder cellulosehaltigen oder synthetischen Verbindungen
bestehen.
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Unter
textilem Material werden sowohl natürliche als auch synthetische
oder auch synthesefaserhaltige Materialien verstanden. Als natürliche textile
Materialien werden Baumwolle, Wolle, Leinen oder Seide verstanden.
Textilfasern auf Cellulosebasis sind Baumwolle, Leinen, Jute, Flachs,
Hanf, Ramie, Leinen, Zellwolle oder Kunstseide. Hierzu zählen auch
Viskose, Cupro, Lyocell und Acetat. Unter dem Begriff "synthetische Fasern" werden vollsynthetische
Fasern, die aus einfachen Bausteinen durch Polymerisation, Polykondensation oder
Polyaddition hergestellt werden, verstanden. Hierzu zählen Elastan,
Elastodien, Fluorofasern, Polyacryl, Modacryl, Polyamid, Aramid,
Polyvinylchlorid, Polyvinylidenchlorid, Polyester, Polyactide, Polyethylen,
Polypropylen und Polyvinylalkohol. Soweit diese Materialien keine
natürlichen
Ankerstellen für
HT-CDs oder MCT-CDs aufweisen, sind sie entsprechend modifiziert.
Bei den synthesefaserhaltigen Materialien handelt es sich um solche,
die sowohl die rein synthetische Faser als auch natürliche Materialien,
wie solche auf Cellulosebasis enthalten. Die genannten textilen
Materialien sollen die breite gewerblichen Anwendbarkeit der erfindungsgemäßen Ausrüstung aufzeigen
und diese nicht beschränken.
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Unter
dem Begriff „textile
Materialien" werden
Fasern, Filamente, Garne, Gespinste, Haufwerke, Vliese, Gelege und
Flächengebilde
wie auch Barrierefolien verstanden. Unter „Flächengebilden" werden insbesondere
Vliesstoffe, Gewirke, Gestricke, Gewebe, Bandgewebe, Geflechte,
Tuftingwaren und andere textilen Flächen verstanden.
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In
dem erfindungsgemäßen Verfahren
wird vorzugsweise in einem
- – ersten Schritt auf das textile
Material eine wässerige
und/oder organische echte, kolloidale oder nanopartikuläre Lösung, Suspension
oder Dispersion einer weiteren funktionellen Ausrüstung mit
oder ohne Zusatzstoffen aufgebracht;
- – in
einem zweiten Schritt das textile Material partiell getrocknet;
und
- – in
einem dritten Schritt, das textile Material mit halogentriazinylsubstituierten,
insbesondere mit monochlortriaziynlsubstituierten Cyclodextrinen
sowie ggf. mit Zusatzstoffen in Kontakt gebracht und unter Anwendung
von erhöhten
Temperaturen fixiert.
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Die
im ersten Schritt eingesetzte wässerige
oder organische Lösung
(echte, kolloidale, nanopartikuläre),
Suspension oder Dispersion enthält
als weitere funktionelle Ausrüstung
die Verbindungen, die zur Reaktion mit halogentrazinylsubstituierten
Cyclodextrinen, insbesondere mit monochlortriazinylsubstituierten
Cyclodextrinen befähigt
sind. Diese weitere funktionelle Ausrüstung besteht aus monomeren,
oligomeren oder polymeren Verbindungen. Insbesondere kann die funktionelle
Ausrüstung
aus Hilfsstoffen, Wirkstoffen, Kunststoffen, Arzneimitteln und/oder
Lebensmittelzusatzstoffen bestehen. Besonders bevorzugte oligomere,
monomere oder polymere Verbindungen sind Kohlenhydrate; beispielsweise
in Form von Polysacchariden, Oligosacchariden, Disacchariden oder
Monosacchariden sowie deren Derivate, Salze und/oder Mischungen
dieser. In besonders bevorzugten Ausführungsvarianten werden im ersten
Schritt Cellulosen, Dextrine, Carragheenane, Alginate, Chitosane,
Cyclodextrine und/oder deren Derivate sowie Salze oder auch Polyethylenglykole
sowie Mischungen dieser verwendet.
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Eine
beispielhafte Gruppe von Zusatzstoffen, die im ersten Schritt des
Verfahrens auch zur Anwendung kommen sind Netzmittel. Die Wahl,
ob nichtionische oder ionische Netzmittel eingesetzt werden, hängt sowohl
von der Wahl des textilen Materials als auch den Reaktionsbedingungen
des Verfahrens ab. Dem Fachmann sind geeignete Netzmittel geläufig.
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Im
zweiten Schritt wird partiell getrocknet. Nach der Erstimprägnierung
mit einer funktionellen Ausrüstung
wird im nächsten
Schritt das textile Material mit halogentriazinylsubstituierten
Cyclodextrinen, insbesondere mit monochlortriazinylsubstituierten
Cyclodextrinen, gegebenenfalls unter Verwendung von Zusatzstoffen,
in Kontakt gebracht und fixiert. Es ist zweckmäßig halogentriazinylsubstituiertes β-CD zusammen
mit Netzmitteln mit dem vorimprägnierten
textilen Material in Kontakt zu bringen und bei erhöhten Temperaturen zu
fixieren.
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Die
dauerhafte Ausrüstung
bildet sich durch die Bildung kovalenter Bindungen zwischen dem
textilen Material und den HT-CDs, insbesondere mit den MCT-CDs einerseits und
der weiteren funktionellen Ausrüstung
und den HT-CDs bzw. MCT-CDs anderseits. Ein hoher Anbindungsgrad
zwischen den HT-CDs bzw. MCT-CDs sowohl mit dem textilen Material
als auch mit der funktionellen Ausrüstung ist zweckmäßig.
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Im
zuvor genannten Verfahren wird ein hoher Anbindungsgrad zwischen
dem textilen Material und HT-CDs bzw. MCT-CDs einerseits, als auch
zwischen CDs und HT-CDs bzw. MCT-CDs andererseits erreicht. Sehr
vorteilhaft wirkt sich die markant verbesserte Zugänglichkeit
der Cavitäten
der CDs, im Vergleich zu den, nach herkömmlichen Verfahren erreichten
Ausrüstungen,
aus.
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Die
Ausrüstung
mit einer oder mehreren funktionellen Ausrüstungen, der bereits ausgeführten Art,
und einer cyclodextrinhaltigen Ausrüstung kann sowohl den Griff
des Gewebes als auch den Hautkontakt des Textils verändern.
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Eine
weitere bevorzugte Ausführungsvariante
des erfindungsgemäßen Verfahrens
sieht die Ausrüstung
des textilen Materials mit Cyclodextrinen und einer weiteren funktionellen
Ausrüstung
in einem einzigen Schritt vor.
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Hierbei
wird in einem Schritt auf das textile Material eine wässerige
und/oder organische Lösung,
kolloidale Lösung,
nanopartikuläre
Lösung,
Suspension oder Dispersion aus halogentriazinylsubstituierten Cyclodextrinen,
insbesondere aus monochlortriazinylsubstituierten Cyclodextrinen
gemeinsam mit wenigstens einer weiteren funktionellen Ausrüstung mit
oder ohne Zusatzstoffe aufgebracht und anschließend fixiert. Dies geschieht
bevorzugt bei erhöhten
Temperaturen.
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Erfindungsgemäß kann monochlortriazinylsubstituiertes β-CD zusammen
mit β-CD unter Verwendung eines
Netzmittels mit dem textilen Material in Kontakt gebracht und bei
erhöhten
Temperaturen fixiert werden. In dieser besonders bevorzugten Ausführungsvariante
des Verfahrens wird als funktionelle Ausrüstung β-Cyclodextrin verwendet, so
daß die
Gesamtausrüstung
aus gleichen CDs besteht. Als besonders vorteilhaft an dieser Variante
des erfindungsgemäßen Verfahrens
erweist sich die Tatsache, daß nur
ein geringer Teil, der für
die Gesamtausrüstung
verwendeten CDs zuvor derivatisiert werden muß. Die permanente Ausrüstung von textilem
Material mit CDs kann durch die Verwendung von Mischungen aus MCT-CDs
und CDs wesentlich kostengünstiger
erfolgen.
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Im
zuvor genannten Verfahren wird ein hoher Anbindungsgrad zwischen
dem textilen Material und HT-CDs bzw. MCT-CDs einerseits, als auch
zwischen CDs und HT-CDs bzw. MCT-CDs andererseits erreicht.
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In
dem erfindungsgemäßen Verfahren
werden wässerige
oder organische Lösungen,
Suspensionen oder Dispersionen eingesetzten. Als Lösungsmittel
werden bevorzugt polare Lösungsmittel
verwendet. Beispielhaft seien hier Wasser, niedere Alkohole, Amine
oder Dimethylformamid aufgezählt.
Bevorzugt wird Wasser oder ein Alkohol aus der Gruppe von Methanol,
Ethanol, Propanol, Isopropanol oder Butanol verwendet.
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Sowohl
im mehrstufig als auch im einstufigen Verfahren erfolgt der erste
Reaktionsschritt beispielsweise bei Temperaturen zwischen 20 und
90 °C, vorzugsweise
zwischen 40 und 98 °C
in der wässerigen
und/oder organischen Lösung,
Suspension oder Dispersion die die weitere funktionelle Ausrüstung und/oder
halogentriazinylsubstituierte, insbesondere monochlortriazinylsubstituierte
Cyclodextrine enthält.
Besonders bevorzugt sind wässerige
Flotten in Form von echten Lösungen,
kolloidalen Lösungen,
nanopartikulären
Lösungen oder
Suspensionen.
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Im
Anschluß wird
das textile Material beispielsweise abgequetscht oder die Ausrüstung auf
dem textilen Material ausgefällt
und dann luftgetrocknet.
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Die
Behandlungszeit bei den mehrstufigen Verfahren ist abhängig vom
jeweils verwendeten Material und der Behandlungstemperatur sowie
der Temperatur zur Fixierung und kann beispielsweise über einen
Bereich von 2 min bis 240 min variieren.
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Nach
dem ersten Trocknungsschritt erfolgt im mehrstufigen Verfahren die
Behandlung mit einer Flotte, die halogentriazinylsubstituierte Cyclodextrine,
insbesondere monochlortriazinylsubstituierte Cyclodextrine enthält. Nach
dem Aufbringen dieser Flotte kann erneut abgequetscht und luftgetrocknet
werden.
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Je
nach verwendeter Ausrüstung
wird bei Temperaturen zwischen 80 und 180 °C fixiert. Die Reaktionszeit
dieses Schrittes, der eigentlichen Bildung der kovalenten Bindungen,
die zu den hohen Anbindungsgraden der halogentriazinylsubstituierten
Cyclodextrine bzw. der monochlortriazinylsubstituierten Cyclodextrine
mit der weiteren funktionellen Ausrüstung und/oder dem textilen
Material führt,
liegt zwischen 2 min. und 4 Stunden. Insbesondere wird 30 min. fixiert.
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Erfindungsgemäß ist es
ohne weitere möglich
mit den vorgenannten Verbindungen ausgerüstete textile Materialien mit
weiteren Verbindungen, monomerer, makromolekularer oder polymerer
Art in einer Art Schichtaufbau weiter auszurüsten.
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Besonders
vorteilhaft ist es auch, wenn die Ausrüstung des textilen Materials
mit Cyclodextrinen und/oder weiteren funktionellen Ausrüstungen
in Anhängigkeit
von deren Löslichkeit
oder Emulgierbarkeit nach bekannten Verfahren der Textilausrüstung oder
Faserpräparation
erfolgt. Insbesondere sind die naßchemischen Verfahren der Textilausrüstung, Faserpräparationn
bevorzugt. Besonders bevorzugt sind Tauchen, Fouladieren, Sprühen, Schäumen, Aerosolauftrag,
Minimalauftrag.
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Im
erfindungsgemäßen Verfahren
können
Flottenkonzentrationen von 1 bis 40 % an halogentriazinylsubstituierten
Cyclodextrinen, insbesondere monochlortriazinylsubstituierte Cyclodextrine
verwendet werden.
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Erfingungsgemäß können von
wenigstens einer weiteren funktionellen Ausrüstung Konzentrationen von 0.1
bis 20 % eingesetzt werden.
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Erfindungsgemäß können Gesamtausrüstungen
von textilen Materialien mit einer Anbindung von 1 bis 10 Gew.-%
erreicht werden. Bei Verwendung besonderer Wirkstoffe oder von Arzneimitteln
kann eine Anbindung von unter 1 % zweckmäßig sein.
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Die
Ausrüstung
mit einer oder mehreren weiteren funktionellen Ausrüstungen,
der bereits ausgeführten
Art, und einer cyclodextrinhaltigen Ausrüstung kann sowohl den Griff
des Gewebes als auch den Hautkontakt des Textils vorteilhaft beeinflussen.
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Ein
weiterer Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung der durch das
Verfahren erhältlichen
textilen Materialien bei der Abgabe von pharmazeutisch wirksamen
Substanzen sowie zur Abgabe von Kosmetika, Duft-, Parfum-Schad- und/oder Wertstoffen.
Eine weiterer Anwendungsbereich liegt bei medizinischen Diagnostik.
So können
z. B. organische Bestandteile des Schweißes aufgefangen und analysiert
werden.
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Eine
weitere Anwendungsmöglichkeit
der nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
erhältlichen
Materialien ist die Einlagerung von Schadstoffen, beispielsweise
aus der Luft. Hierbei ist auch die Filteranwendung jeglicher Art
auf unterschiedlichsten Fliesen oder Geweben möglich.
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Im
Allgemeinen sind die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren erhältlichen
textilen Materialien hinsichtlich ihrer Eigenschaften gegenüber herkömmlich hergestellten
cyclodextrinhaltigen Ausrüstungen
verbessert. Dies gilt insbesondere für ihr Komplexierungsverhalten.
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Des
weiteren können
die nach den erfindungsgemäßen Verfahren
erhältlichen
textilen Materialien hinsichtlich ihrer Hautfreundlichkeit gegenüber nur
cyclodextrinhaltigen textilen Materialien verbessert sein. So kann
z. B. das textile Material, welches mit Carragheenan oder mit Analoga
dieser Verbindungsklasse modifiziert wurde bevorzugt von Allergikern
getragen werden, da Carragheenan Proteine bindet, die dann nicht
mehr zu Hautreizungen führen.
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Weitere,
nach der erfindungsgemäßen Verfahren
erhältliche
textile Materialien können
antimikrobielle und/oder antimykotische Eigenschaften bekommen.
Hierzu können
beispielsweise Chitosan oder seine Analoga eingesetzt werden. Die
nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
erhältlichen
textilen Materialien eignen sich besonders für Textilien die körpernah
getragen werden. Mikroorganismen werden abgetötet bzw. in Stasis versetzt
und die Bildung von Schweißgeruch
wird verhindert.
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Es
wurde festgestellt, daß die
nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
erhältlichen
textilen Materialien eine lange Gebrauchsdauer gewährleisten,
da die Cyclodextrinbausteine stabil über kovalente Anbindungen sowohl
an das textile Material als auch an die weitere funktionelle Ausrüstung gebunden
sind.
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Eine
bevorzugte Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung sieht die beidseitige Ausrüstung von textilen
Materialien vor, bei denen beide Oberflächen des textilen Materials über unterschiedliche
Eigenschaften vertilgen können.
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Aufgrund
der vorgenannten Eigenschaften ergeben sich zahlreiche Verwendungsmöglichkeiten
für die nach
dem erfindungsgemäßen Verfahren
erhältlichen
textilen Materialien, wie z. B. die Aufnahme und Abgabe pharmazeutisch
wirksamer Substanzen, die Aufnahme und Abgabe von Körperflüssigkeiten,
die Abgabe von körper-/hautpflegenden
Substanzen (z. B. Öle
etc.), die Verwendung im Bereich der medizinischen Diagnostik (z.
B. zur Aufnahme spezifischer Verbindungen aus Körperflüssigkeiten, wie z. B. aus Schweiß), der
Einsatz als textiles Reinigungsmaterial und Filter von Schadstoffen,
zur Bindung von Nutz- oder
Schadstoffen aus flüssigen
oder gasförmigen
Medien, insbesondere von hydrophoben und teilweise hydrophoben Schadstoffen
und von Schadstoffen aus der Luft, aber auch die Aufnahme von hydrophoben
und teilweise hydrophoben Schadstoffen aus wässriger Phase. Weitere Substanzen,
die in die Hohlräume
der Cyclodextrine oder an den Oberflächen der funktionellen Ausrüstung aufgenommen
werden können,
sind Herbizide, Fungizide, Insektizide, Biozide, Rotentizide, Nematocide,
Duftstoffe, Parfumstoffe, Geschmacksstoffe, Stabilisatoren oder
Farbstoffe.
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Die
vorgenannten Ausführungsformen
sollen das sehr breite Einsatzspektrum der erfindungsgemäß erhältlichen
textilen Materialien hervorheben und dieses nicht beschränken.
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Die
folgenden Ausführungsbeispiele
sollen die Erfindung näher
erläutern
und sind nicht beschränkend zu
verstehen.
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Beispiel 1
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2
g Polyamidgewebe werden im ersten Schritt mit einer Flotte von 5
g/l k-Carragheenan
und 0,5 % Netzmittel imprägniert
und auf eine Flottenaufnahme von 55 Gew.-% abgequetscht und luftgetrocknet.
Anschließend
wird die Probe durch eine Flotte von 20 g/l Monochlortriazinyl-β-Cyclodextrin
und 0,5 Netzmittel gezogen und auf eine Flottenaufnahme von 95 %
gebracht. Das Muster wird nach Lufttrocknung 30 Minuten bei 140 °C fixiert.
Anschließend
wird heiß und
kalt gespült
und eine Feinwäsche
durchgeführt.
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Der
Nachweis der Verankerung des Carragheenans wird durch eine Rotfärbung mit
Rutheniumrot nachgewiesen. Die Verankerung der Cyclodextringerüste wird
durch die Entfärbung
einer alkalisch gestellten Phenolphthaleinlösung nachgewiesen.
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Die
erreichte Gesamtauflage am Textil beträgt 2,4 Gew.-%.
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Beipiel 2
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Präpariert
wird in einer Flotte, bestehend aus 5 Gew.-% Chitosan von mittlerer
Molmasse 65 kD und 5 Gew. MCT-β-CD
mit 0,5 % nichtionischem Netzmittel. Erhalten wird eine feine Suspension.
In diese Suspension werden 5 g Baumwolle (Leinwandbindung, Flächengewicht
102 g/m2) getaucht (Flottenverhältnis 1:50) und
die Auflage durch Besprühen
mit Ethanol am Textil ausgefällt.
Nach Lufttrocknung wird 30 Minuten bei 140 °C fixiert. Anschließend wird
heiß-
und kalt gespült.
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Nach
der Wäsche
wird eine fixierte Gewichtsauflage von 1,9 % erhalten.
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Im
Färbetest
(Ninhydrin für
Aminogruppen, Phenolphthaleinlösung
für Cyclodextrin)
zeigt das Muster die Verankerung beider Substanzen an.
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Beipiel 3
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Analog
zu Beispiel 2 wird Baumwolle in eine Flotte bestehend aus nichtionischem
Netzmittel (0,5 %), 5 g/l Alginat, 5 g/l Polyethylenglykol 8000
und 24 g/l MCT-β-CD
ausgerüstet.
Nach der Fixierung bei 145°C, weiterer
Spülung,
die heiß-
und kalte erfolgt sowie einer Feinwäsche werden als Gewichtsauflage
5,4 Gew.-% erhalten.
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Der
Nachweis der Verankerung aller drei Flotteninhaltsstoffe am Textil
wird durch eine Färbung
mit Jod für
Polyethylenglykol, durch Rutheniumrot für Alginat und mittels Phenolphtahlein
für die
CD-Ausrüstung
nachgewiesen.
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Beipiel 4
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2
g Baumwolle werden zunächst
in eine Flotte bei pH 5, die aus Netzmittel und 20 g/l Chitosan
besteht, zu einer Flottenaufnahme von 140 Gew.-% imprägniert und
anschließend
luftgetrocknet. Als vernetzende Flotte wird ein Lösung von
20 g/l MCT-β-CD
aufgebracht. Die Flottenaufnahme wird durch Abquetschen auf 85 Gew.-%
eingestellt. Nach erneuter Lufttrocknen wird bei 135°C fixiert.
Es wird heiß-
und kalt Spülen
und dann folgenden Feinwäsche
werden als Auflage der Ausrüstung
8-10 Gew.-% erreicht.
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Der
Nachweis der Anbindung beider Flottenkomponenten am textilen Material
wird durch Anfärbung mit
Ninhydrin und durch Entfärbung
einer alkalischen Phenolphthaleinlösung erbracht.
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Beipiel 5
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2
g Baumwolle werden mit einer Flotte, bestehend aus 18 g/l β-Cyclodextrin,
20 g/l MCT-β-CD
und einem Netzmittel bei pH 6 bis zu einer Flottenaufnahme von 130-140
% imprägniert
und luftgetrocknet. Nach der Fixierung bei 140 °C für 30 min wird warm und kalt
gepült
und eine Feinwäsche
durchgeführt.
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Erhalten
wird eine Auflage von 2-2,2 Gew.-%.
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Weitere
Ausführungsbeispiele
ergeben sich aus den Angaben in nachstehenden Tabellen:
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Tabelle
1: Ausrüstung
von Baumwolle mit Mischung MCT-β-CD/β-CD bei pH
5, abgepresst, lufttrocknen, 1 h 140 °C Fixierung. Waschschritte wie
zuvor.