DE10332065A1 - Verfahren zur enzymatischen Darstellung von Säuren aus Alkoholen über die intermediäre Bildung von Aldehyden - Google Patents
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Abstract
Aufgabe war es, die Ausgangsverbindungen aufwandgering, insbesondere mit geringem Energie- und Chemikalieneinsatz, schadstoffarm, ohne erhöhte Anforderungen an sterile bzw. semisterile Reaktionsführungen und mit möglichst kurzen Inkubationszeiten in wässrigen Medien umzusetzen. DOLLAR A Erfindungsgemäß wird ein Verfahren zur enzymatischen Darstellung von Säuren aus Alkoholen über die Zwischenbildung von Aldehyden in einem Einstufen-Reaktionsverfahren vorgeschlagen, bei dem die Substanzen bzw. Substanzgemische zumindest durch Zugabe und ggf. Zudosierung von neu gefundenen Arylalkohol-Arylaldehyd-Peroxidasen (AAP) und zumindest eines Oxidationsmittels, wie beispielsweise Wasserstoffperoxid, in einem wässrigen Milieu zur Reaktion gebracht werden, wobei die Alkohol- bzw. Aldehydfunktion jeweils oxidiert wird. DOLLAR A Das Verfahren kann in verschiedensten Bereichen der Synthesechemie eingesetzt werden, u. a. zur Herstellung von Pharmazeutika oder Aromastoffen.
Description
- Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur enzymatischen Darstellung von Aldehyden, insbesondere aromatische Aldehyde (beispielsweise Benzaldehyd, Vanillin und Anisaldehyd), aus entsprechenden Alkoholen (wie Benzylakohol, Vanillylalkohol, Anisalkohol, Zimtalkohol) sowie zur enzymatischen Darstellung von Säuren, insbesondere aromatische Säuren (beispielsweise Benzoesäure, 4-Hydroxybenzoesäure und Zimtsäure), aus entsprechenden Aldehyden.
- Das Verfahren kann in verschiedensten Bereichen der Synthesechemie eingesetzt werden, u. a. zur Herstellung von Pharmazeutika oder Aromastoffen.
- Es ist allgemein bekannt (z. B.
DE 197 23 961 A1 ;CH 71 329 A1 - Es ist weiterhin möglich, diese Verbindungen enzymatisch mit Hilfe pilzlicher Arylalkohol-Oxidasen (AAO) [EC 1.1.3.7] oder mikrobieller Arylalkohol-Dehydrogenasen [EC 1.1.1.90/91] aus geeigneten Alkoholen zu gewinnen (vgl. Enzyme Nomenclature (www.chem.qmul.ac.uk/iubmb/enzyme zu EC 1.1.3.7, EC 1.1.1.90 und EC 1.1.1.91).
- Arylalkohol-Dehydrogenasen sind instabile intrazelluläre Enzyme, die NAD bzw. NADP als Coenzyme benötigen, was eine industrielle Verwendung erschwert. Arylalkohol-Oxidasen können als extrazelluläre oder intrazelluläre Biokatalysatoren bei bestimmten Pilzen vorkommen (z. B. Pleurotus spp: Guillen et al: Eur. J. Biochem. 209, 1992, 603-611; Botrytis cinerea: Goetghebeur et al: Biosci. Biotech. Biochem. 56, 1992, 298-303). Diese Enzyme nutzen Luftsauerstoff als Oxidationsmittel; können allerdings nur eine begrenzte Zahl von Aldehyden umsetzen und sind nicht in der Lage, die Folgereaktion zu den entsprechenden aromatischen Säuren zu katalysieren.
- Aromatische Säuren, wie insbesondere die in der Lebensmittelindustrie als Konservierungsmittel verwendete Benzoesäure, können auf chemischen Wege über die Oxidation methylierter Vorstufen (z. B. Toluol) mit Hilfe aggressiver Oxidationsmittel (beispielsweise Kaliumpermanganat) gewonnen werden. Dieses Verfahren ist wiederum umweltgefährdend und führt zu einer Reihe unerwünschter Nebenprodukte.
- Enzymatisch werden Benzoesäuren aus Benzaldehyden unter Vermittlung spezifischer intrazellulärer Dehydrogenasen [EC 1.2.1.28/38] gebildet (vgl. Enzyme Nomenclature (www.chem.qmul.ac.uk/iubmb/enzyme zu EC 1.2.1.28 und EC 4.1.2.38), welche ebenfalls kostenintensives NAD oder NADP als Coenzyme benötigen. Weiterhin ist die enzymatische Oxidation von Aldehyden durch intrazelluläre Aldehyd-Oxidasen (EC 1.2.3.1) möglich, die u.a. in Leberzellen gebildet werden.
- Auch diese Enzyme sind instabil und können nur unter hohem apparativen Aufwand (Zellaufschluss) isoliert werden.
- Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, die Prozesse zur enzymatischen Darstellung von Aldehyden aus entsprechenden Alkoholen sowie zur enzymatischen Darstellung von Säuren aus entsprechenden Aldehyden mit möglichst geringem Aufwand verfahrenstechnischer und apparativer Art sowie unter Vermeidung umweltbelastender Chemikalien durchzuführen.
- Die Ausgangsverbindungen sollen insbesondere mit geringem Energie- und Chemikalieneinsatz, schadstoffarm, ohne erhöhte Anforderungen an sterile bzw. semisterile Reaktionsführungen und mit möglichst kurzen Inkubationszeiten in wässrigen Medien umgesetzt werden.
- Erfindungsgemäß wird ein Verfahren zur enzymatischen Darstellung von Säuren aus Alkoholen über die Zwischenbildung von Aldehyden in einem Einstufen-Reaktionsverfahren vorgeschlagen, bei dem die Substanzen bzw. Substanzgemische zumindest durch Zugabe und ggf. Zudosierung von neu gefundenen Arylalkohol-Arylaldehyd-Peroxidasen (AAP) und zumindest eines Oxidationsmittels, wie beispielsweise Wasserstoffperoxid, in einem wässrigen Milieu zur Reaktion gebracht werden, wobei die Alkohol- bzw. Aldehydfunktion jeweils oxidiert wird.
- Das zellfreie, enzymatische Verfahren beruht dabei auf einem neu gefundenen extrazellulären Pilzenzym, wobei diese Peroxidase (EC 1.11.1.) in Gegenwart katalytischer Mengen des Oxidationsmittels in vorzugsweise gepufferten wässrigen Lösungen Alkohole (wie Benzylakohol, Vanillylalkohol, Anisalkohol, Zimtalkohol) zu entsprechenden Aldehyden und weiter zu den daraus entstehenden Säuren unmittelbar, d. h. in dem besagten Einstufen-Reaktionsverfahren, umsetzt. Prinzipiell werden auf die gleiche Weise Aldehyde (beispielsweise Benzaldehyd, Vanillin und Anisaldehyd) direkt zu den entsprechenden Säuren oxidiert.
- Das neu gefundene und als Arylalkohol-Arylaldehyd-Peroxidase (AAP) bezeichnete Enzym wird vorzugsweise von Basidiomyceten aus der Familie Bolbitiaceae (z. B. Agrocybe sp.) gebildet und zeichnet sich durch besondere katalytische Eigenschaften aus, die keine der bisher bekannten Peroxidasen besitzt.
- Die Reaktionen mit dieser Peroxidase sind umweltfreundlich (d. h. sie erfordern keine aggressiven und umweltbelastenden Chemikalien). So sind Oxidationsmittel nur in katalytischen Mengen zur Gewährleistung des Peroxidasezyklus, nicht aber zur direkten Umsetzung der Ausgangsverbindungen erforderlich. Die chemische Oxidation von Alkoholen und Aldehyden erfordert hingegen äquimolare Mengen an umweltgefährdenden Oxidationsmitteln (Peroxide, Ozon, Permanganate, Chromate).
- Des weiteren laufen die rein chemischen Oxidationen nur in Gegenwart geeigneter Lösungsmittel (Methanol, Dimethylsulfoxid, Aceton) ab und erfolgen in wässrigen, lediglich gepufferten Reaktionslösungen nicht mit befriedigender Ausbeute. Während chemische Umsetzungen in der Regel eine Prozessführung bei höheren Temperaturen (Heizquelle) und/oder höheren Drücken benötigen, zeigt sich, dass die erfindungsgemäße AAP-katalysierte Umsetzung jeweils bei Raumtemperatur realisiert werden kann und keine speziellen Apparaturen (wie Druckreaktoren o. ä.) oder apparative Aufwände erfordert.
- Die Vorteile der zellfreien, enzymatischen AAP-Umsetzungen gegenüber einer ebenfalls möglichen Oxidation von Alkoholen und Aldehyden durch ganze Zellen (Pilze, Bakterien) bestehen in den relativ kurzen Reaktionszeiten, die keine sterile oder semisterile Reaktionsführung erforderlich machen.
- Mit den AAP-katalysierten Reaktionen ist erstmals möglich, Alkohole mit Hilfe eines einzelnen, extrazellulären Biokatalysators in einem einstufigen Prozess bis zu den entsprechenden Säuren zu oxidieren; gleichzeitig ermöglicht die Prozeßführung aber auch, die als Zwischenprodukte vorübergehend gebildeten Aldehyde gezielt zu gewinnen. Die stufenweise enzymatische Synthese von Säuren aus Alkoholen ist ebenfalls durch andere Biokatalysatoren auf umweltschonende Weise möglich; allerdings müssen hierfür mindestens zwei verschiedene Enzyme (z. B. Alkohol-Oxidase und Aldehyd-Oxidase oder Alkohol-Dehydrogenase und Aldehyd-Dehydrogenase) eingesetzt werden, da sie nur jeweils einen der beiden Oxidationschritte katalysieren können.
- Die Erfindung soll nachstehend anhand von in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispielen näher erläutert werden, wobei die Erfindung nicht auf die behandelten Aromaten und Aromate an sich beschränkt sein soll.
- Es zeigen:
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4 : Formelschema zu den in1 -3 dargestellten Arylalkohol-Arylaldehyd-Peroxidase katalysierten Oxidationen aromatischer Alkohole (PO = Peroxidase) - Ausführunsbeispiel 1:
- 200 nmol Benzylalkohol werden in Natriumphosphat-Citrat-Puffer (150 mM, pH 6,8) zusammen mit Glukose (15 mM), Glukose-Oxidase (0,2 Units) und Arylalkohol-Arylaldehyd-Peroxidase (Agrocybe sp., 1 Unit) in einem Gesamtvolumen von 1 ml bei 24 °C in einem offenem Glasgefäß gerührt (Magnetrührwerk). In Abständen von zwei bis acht Minuten werden 20 μl des Versuchsansatzes entnommen und mittels High Performance Liquid Chromatography (HPLC) vermessen [Säule: LiChrospher® RP18 5 μm 125/4 (Firma Merck Darmstadt), Trennbedingungen: 30 % Acetonitril, 70 % Essigsäure in Reinstwasser (0,05 %), Flußrate 1 ml/min] (vgl.
1 ). - Ausführungsbeispiel 2:
- 200 nmol Veratrylalkohol (3,4-Dimethoxybenzylalkohol) werden in Natriumphosphat-Citrat-Puffer (150 mM, pH 6,8) zusammen mit Glukose (15 mM), Glukose-Oxidase (0,2 Units) und Arylalkohol-Arylaldehyd-Peroxidase (Agrocybe sp., 1 Unit) in einem Gesamtvolumen von 1 ml bei 24 °C in einem offenem Glasgefäß gerührt (Magnetrührwerk). In Abständen von zwei bis acht Minuten werden 20 μl des Versuchsansatzes entnommen und mittels High Performance Liquid Chromatography (HPLC) vermessen [Säule: LiChrospher® RP18 5 μm 125/4 (Firma Merck Darmstadt), Trennbedingungen: 30 % Acetonitril, 70 % Essigsäure in Reinstwasser (0,05 %), Flußrate 1 ml/min] (
2 ). - Ausführungsbeispiel 3
- 200 nmol Anisalkohol (4-Methoxybenzylalkohol) werden in Natriumphosphat-Citrat-Puffer (150 mM, pH 6,8) zusammen mit Glukose (15 mM), Glukose-Oxidase (0,2 Units) und Arylalkohol-Arylaldehyd-Peroxidase (Agrocybe sp., 1 Unit) in einem Gesamtvolumen von 1 ml bei 24 °C in einem offenem Glasgefäß gerührt (Magnetrührwerk). In Abständen von zwei bis acht Minuten werden 20 μl des Versuchsansatzes entnommen und mittels High Performance Liquid Chromatography (HPLC) vermessen [Säule: LiChrospher® RP18 5 μm 125/4 (Firma Merck Darmstadt), Trennbedingungen: 30 % Acetonitril, 70 % Essigsäure in Reinstwasser (0,05 %), Flußrate 1 ml/min] (
3 ).
Claims (10)
- Verfahren zur enzymatischen Darstellung von Säuren aus Alkoholen über die intermediäre Bildung von Aldehyden in einem Einstufen-Reaktionsverfahren, bei dem die Substanzen bzw. Substanzgemische zumindest durch Zugabe und ggf. Zudosierung von neu gefundenen Arylalkohol-Arylaldehyd-Peroxidasen (AAP) und zumindest eines Oxidationsmittels, wie beispielsweise Wasserstoffperoxid, in einem wässrigen Milieu zur Reaktion gebracht werden, wobei die Alkohol- bzw. Aldehydfunktion jeweils oxidiert wird.
- Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als Arylalkohol-Arylaldehyd-Peroxidasen (AAP) die Enzyme von Agrocybe aegerita (Syn. Pholiota cylindracea, Südlicher Ackerling) verwendet werden.
- Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als Arylalkohol-Arylaldehyd-Peroxidasen (AAP) die Enzyme von anderen Vertretern der Gattung Agrocybe verwendet werden.
- Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als Arylalkohol-Arylaldehyd-Peroxidasen (AAP) die Enzyme der Familie Bolbitiaceae verwendet werden.
- Verfahren nach einem oder mehreren der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass dem Reaktionsgemisch zur weiteren Beschleunigung und Regulation der Umsetzung H2O2-generierende Enzyme, vorzugsweise Oxidasen (z. B. Glucose-Oxidase) zugesetzt werden.
- Verfahren nach einem oder mehreren der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zur Stabilisierung der Reaktion Puffer auf Basis organischer Säuren, vorzugsweise Zitronensäure, und Phosphaten, vorzugsweise Natriumhydrogenphosphate, zugesetzt werden.
- Verfahren nach einem oder mehreren der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zur Verbesserung der Produktbildung organische Lösungsmittel (z. B. Ethanol) zugesetzt werden.
- Verfahren nach einem oder mehreren der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die beteiligten Enzyme zur Stabilisierung der Reaktionen in immobilisierter Form eingesetzt werden.
- Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zwecks Herstellung eines Aldehyds nur der Teilprozess der Darstellung des Aldehyds aus dem Alkohol genutzt wird, indem der Aldehyd vor einer weiteren enzymatischen Umsetzung zur Säure vollständig oder teilweise aus der Reaktionslösung entnommen wird.
- Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zwecks Herstellung der Säure aus einem Aldehyd nur der Teilprozess der Darstellung der Säure aus dem Aldehyd genutzt wird, indem der Aldehyd als Ausgangsstoff zur Reaktion mit der Arylalkohol-Arylaldehyd-Peroxidase (AAP) eingebracht wird.
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