Der vorliegenden Erfindung liegt
somit die Aufgabe zugrunde, die Nachteile der bekannten Verfahren
zu überwinden,
also ein Verfahren zur Bestimmung des Gehalts an Endotoxin in Flüssigkeiten
bereitzustellen, welches in vitro ohne Beteiligung von Versuchtstieren
durchgeführt
werden kann, das überdies
Störeinflüsse durch
die Probenmatrix minimieren und eine höhere Sensitivität aufweisen
soll. Eine weitere Aufgabe ist es, ein Verfahren zur selektiven, das
heißt
von Exotoxinen unverfälschten
Bestimmung des Gehalts an Endotoxinen in Flüssigkeiten bereitzustellen.
Diese Aufgabe wird durch die in den
Ansprüchen
gekennzeichneten Ausführungsformen
der vorliegenden Erfindung gelöst.
Insbesondere wird ein Verfahren zur
Bestimmung des Gehalts an Endotoxin in Flüssigkeiten bereitgestellt,
was die folgenden Schritte umfaßt:
- (b) Inkontaktbringen der Flüssigkeit mit einem oder mehreren
Trennelement(en), die ein Trägermaterial
umfassen, auf das ein Bindungsprotein für Endotoxine immobilisiert
ist;
- (c) Trennung von Flüssigkeit
und Trennelement(en); und
- (d) Bestimmung der Menge an Endotoxin, die in Schritt (b) an
das Bindungsprotein gebunden worden ist.
Zu den Beispielen Flüssigkeiten
im Sinne der Erfindung gehören
allgemein fließfähige Medien,
insbesondere niedriger und mittlerer Viskosität, newtonsche Flüssigkeiten
und Sole. Bevorzugt sind Wasser, wässerige Lösungen, Emulsionen, Dispersionen
und Suspensionen. Die Flüssigkeiten
können
biologischer Herkunft sein, wie Urin, Blut, flüssige Blutbestandteile, wie
Serum oder Plasma oder andere Körperflüssigkeiten
wie Speichel, Lymphe, Cerebrospinalflüssigkeit und ähnliches.
Der Begriff "Endotoxin" unterliegt keinerlei Einschränkung und
umfaßt
im Rahmen der Erfindung alle Verbindungen, die sowohl einen Zucker
als auch eine lipophile Gruppe aufweisen und bei Menschen einen
phänotyp
hervorrufen können,
der SIRS ("Systemic
Inflammatory Response Syndrome")
genannt wird und der sich durch mindestens zwei der folgenden Symptome
auszeichnet:
- (i) Körpertemperatur > 38 °C oder < 36 °C;
- (ii) Steigerung des Herzschlags (> 90 Schläge pro Minute);
- (iii) Tachypnoe (Rate >20/min)
oder Hyperventilation (PaCO2 > 32 mm Hg);
- (iv) Leukocyten > 12.000/mm3 oder < 4.000/mm3 oder > 10
% unnreife Neutrophile.
Bevorzugt handelt es sich bei den
Endotoxinen um Bestandteile der Zellwand gram-negativer Bakterien.
Zumindest sind die Endotoxine in der Regel solchen Bestandteilen
nachempfunden. Bevorzugte Endotoxine haben ein großes Molekulargewicht
(zwischen 20.000 und 100.000) und/oder sind hitzestabil. Diese Endotoxine
bestehen aus Lipid A (einem Glycosamin, welches mit C10-C20-Fettsäuren verestert
ist) einem Kohlenhydratkern und dem Polysaccharid-O-Antigen (sich wiederholende
Sequenzen linearer oder verzweigter Oligosaccharide, deren Kettenlänge zwischen
den Bakterienstämmen schwankt).
Das isolierte Lipid A kann auch allein ohne Kohlenhydratkern und
dem Polysaccharid-O-Antigen als Endotoxin angesehen werden und stellt
im Rahmen der Erfindung eine besonders bevorzugtes Endotoxin dar.
Trennelemente sind inerte, oder im
wesentlichen inerte Materialien und Vorrichtungen, welche imstande
sind, aus der. Flüssigkeit
eventuell darin enthaltene Endotoxine in einem für den Nachweis ausreichenden
Umfang zu binden und zurückzuhalten,
also abzutrennen.
Im Rahmen der Erfindung können sowohl
ein monolithisches Trennelement als auch eine Vielzahl von Trennelementen
(beispielsweise entsprechend behandelte Polymerbeads) zur Anwendung
kommen.
Die Trennelemente umfassen ein Trägermaterial
auf das mindestens ein Bindungsprotein für Endotoxine immobilisiert
ist. Es können
auch mehrere verschiedene Bindungsproteine auf dem Trägermaterial
immobilisiert sein. Die Dissoziationskonstante des immobilisierten
Bindungsproteins kann wesentlich geringer als im nicht immobilisierten
Zustand sein.
Im Rahmen der Erfindung können als
Bindungsproteine zum Beispiel eingesetzt werden:
- -
BPI (bactericidal/permeability increasing protein), (Evans, T.J.
et al. J. Infect. Dis. 171, 153–160; Ganzzano-Satoro,
H. et al. Infect. Immun. 63, 2201–2205; Elsbach P. et al.. Prog.
Clin. Biol. Res. 388, 41–51)
- - LBP (lipopolysaccharide binding Protein), (Tobias P. S. et
al. J. Biol. Chem. 263, 13479–13481)
- – CD14
Zellrezeptor von Makrophagen/Monocyten, (Kirikae T. et al. FEMS
Immunol Med Microbiol 8, 13–26)
- – Faktor
C (endotoxin neutralizing protein) aus dem Lysat von Limulus polyphemus.
(Obayashi et al. Clina Chimca Acta 149, 55–56)
- – Serumalbumin
- – A1-Adenosinrezeptor
(WO 97/44665)
- – EGFP
(Enhanced green fluorescence protein) (Goh et al. Protein engineering
15 (2002) 493)
- – SAP
(Serum amyloid P component) (WO 98/16556, WO 99/55731)
Das Trägermaterial kann selbst Wechselwirkungen
mit den abzutrennenden mikrobiologischen Toxinen wechselwirken,
z.B. durch Sorption, insbesondere durch Adsorption, durch Mikrofiltration
oder durch Molekularsieb-Effekte. Das Trägermaterial ist jedenfalls
so auszuwählen,
daß eine
Immobilisierung von Proteinen möglich
ist. Das Trägermaterial
ist vorzugsweise porös,
wobei die Porengröße so ausgewählt ist,
daß die
für den
Stoffaustausch zur Verfügung
stehende Oberfläche
vergrößert wird,
ohne daß in
dem Trägermaterial
bei Durchströmen
mit der Flüssigkeit
ein zu großer
Gegendruck aufgebaut wird. Unter Immobilisierung des Proteins auf
dem Trägermaterial
wird eine kovalente oder nicht kovalente Wechselwirkung verstanden,
die bevorzugt unter den Bedingungen des erfindungsgemäßen Verfahrens
irreversibel ist. Ein Beispiel für
eine nicht kovalente Immobilisierung wäre eine Immobilisierung durch
Biotin/Streptavidin. Die kovalente Immobilisierung ist bevorzugt.
Diese erfolgt bevorzugt über
ein oder mehrere Carboxylgruppen des Proteins, wie in
EP-B1-0 858 831 beschrieben,
zum Beispiel unter Verwendung von Carbodiimid als Kopplungsreagenz.
In einer bevorzugten Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens
wird die Flüssigkeit vor
Schritt (b) in Schritt (a) mit einer Protease inkubiert. Dieser
Schritt bewirkt den proteolytischen Abbau endotoxinbindender Proteine,
z.B. den Abbau von Serumalbuminen, LBP, sCD14, und/oder BPI, soweit
in der Flüssigkeit
vorhanden, was vor allem bei biologischen Flüssigkeiten, insbesondere bei
Serum der Fall ist. Damit ist es nun erstmals möglich, die Maskierung der Endotoxine
durch in der Flüssigkeit
vorhandene Proteine zu vermeiden und auf diese Weise die Empfindlichkeit
des Verfahrens zu verbessern und ggf. gleichzeitig die Linearität zwischen
Endotoxinmenge und Meßsignal
in Schritt (d) zu erhöhen.
Weiterhin ist es bevorzugt, die Protease nach erfolgter Inkubation
zu inaktivieren. Dies hat den Vorteil, daß die Protease nicht die Bindungsproteine,
die auf den Trennelementen immobilisiert sind, angreift, wenn in
Schritt (b) die Flüssigkeit
mit den Trennelementen in Kontakt gebracht wird. Eine besonders günstige Wahl
stellt Proteinase K als Protease dar.
In einer bevorzugten Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens
ist das Bindungsprotein Serumalbumin oder ein Fragment davon, wobei letzteres
so gewählt
ist, daß die
Bindungsfähigkeit
für Endotoxine
erhalten bleibt also die Dissoziationskonstante um nicht mehr als
1,5 Größenordnungen,
vorzugsweise um nicht mehr als eine Größenordnung, insbesondere nicht
mehr als 50% ansteigt. Ein Fragment des Serumalbumins kann durch
proteolytischen Verdau des intakten Proteins entstehen oder mit
Hilfe von gentechnologischen Verfahren. Bevorzugt weist das Serumalbumin
die Primärstruktur
des Humanserumalbumins auf.
Serumalbumin hat die vorteilhafte
Eigenschaft, Endotoxine selektiv zu binden, so daß ein selektiver
Nachweis von Endotoxinen ermöglicht
wird, auch wenn die Probe zusätzlich
Exotoxine enthält.
In einer bevorzugten Ausführungsform
des Verfahrens ist das Serumalbumin über ein oder mehrere Carboxylgruppen
immobilisiert, wobei die Immobilisierung bevorzugt über eine
kovalente Bindung besteht. Über
Carboxylgruppen an Polymerbeads immobilisiertes humanes Serumalbumin
bindet LPS aus beispielsweise gesundem Plasma um den Faktor 2,5
besser als über
Aminogruppen immobilisiertes humanes Serumalbumin (HSA). Diese Erhöhung der Affinität für LPS basiert
u.a. auf der Verschiebung des isoelektrischen Punktes als Folge
der Immobilisierung des (humanen) Serumalbumins über Carboxylgruppen.
Die bevorzugten Trennelemente sind
mit Serumalbumin beschichtete Polymerbeads, vorzugsweise Acylharzbeads,
wie in der Patentschrift
EP-B 0 858 831 beschrieben, auf die
vollinhaltlich Bezug genommen wird. Dabei ist das Serumalbumin bevorzugt
kovalent immobilisiert.
Bevorzugt weist das Trennelement
eine Kapazität
von mehr als 1,5 ng LPS pro ml Trennelement, bevorzugt von mehr
als 2 ng/ml, insbesondere von etwa 2,5 ng/ml auf.
In einer bevorzugten Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens
ist das Trägermaterial
porös und/oder
dispergierfähig.
Als Trägermaterial eignen
sich alle Stoffe, auf die sich Proteine immobilisieren lassen, wie
Filterpapiere oder Filtervliese, vorzugsweise mit einem Gehalt an
organischen Fasern, oder Polymerbeads. Bevorzugte Trägermaterialien
sind organische Polymerpartikel, insbesondere Polyacrylbeads, mit
einem (mittleren) Durchmesser von vorzugsweise 10 bis 500 μm, besonders
bevorzugt von 100 bis 300 μm,
vor allem von etwa 200 μm, die
bevorzugt porös
sind. Bei den Trägermaterialien kann
es sich auch um Gele und Membranen handeln. Dabei wird die Porosität bevorzugt
so gewählt,
daß die
Oberflächenvergrößererung
infolge der Porosität mindestens
etwa 500 beträgt,
insbesondere etwa 1000.
Als Trägermaterial kommt insbesondere Kunststoffe
in Frage, nämlich
Polyacrylate, Polymethacrylate, Polysulfon, Polyethersulfon, welche
als funktionelle Gruppe Amine oder Amide tragen. Daneben sind auch
als Trägermaterial
Zellulose, Zelluloseester, Aggarose, Polytetrafluorethylen, Polycarbonat,
oder Glasfasern, Keramik oder Metall denkbar. An Metall lassen sich
Proteine durch Thiolgruppen immobilisieren, ähnliche Immobilisierungsmethoden existieren
für die
anderen genannten Trägermaterialien.
Wie bereits erwähnt kann das Trägermaterial selbst
mit. den Endotoxin wechselwirken und die Funktion eines Filters
oder Molekularsiebs ausüben. Die
Porengrößen eines
Filters betragen in der Regel 0,2 bis 20 μm. Zur Anstellung der gewünschten
Verhältnisse
von Filtratgeschwindigkeit und Scheidefähigkeit kann mit Druckfiltration
gearbeitet werden. Je nach Viskosität des Fluids und der Art und
Menge des erwarteten Toxins wird vorzugsweise mit Porengrößen von
1 bis 10 μm,
insbesondere von 3 bis 8 μm gearbeitet.
Bei Flüssigkeiten
haben sich zum Teil auch Filter mit größeren Poren bewährt, wobei
in jedem Falle auch die Teilchengröße des zu erwartenden Endotoxins
zu berücksichtigen
ist. Die Filterwirkung des Trägermaterials
unterstützt
in diesem Falle die endotoxinrückhaltenden
Eigenschaften des auf dem Trägermaterial
Bindungsproteins.
Nachdem die Endotoxin enthaltende
Flüssigkeit
mit den Trennelementen in Kontakt gebracht worden ist, müssen die
Trennelemente von der Flüssigkeit
in Schritt (b) wieder abgetrennt werden, wobei die Endotoxine von
den Trennelementen zurückgehalten
werden. Insbesondere in den Fällen,
in welchen das Trägermaterial
in der Flüssigkeit
dispergierfähig
ist, bietet sich die Abtrennung durch Wirkung der Schwerkraft an.
Dies kann durch Sedimentation oder Zentrifugation erfolgen. Im übrigen können das Inkontaktbringen
gemäß Schritt
(b) und Trennung gemäß Schritt
(c) auch in einem Verfahrensschritt erfolgen, indem zum Beispiel
die Flüssigkeit
nach Art der Affinitätschromatographie
durch die Trennelemente oder durch das Trennelement hindurch geführt wird, wobei
die das Trennelement oder die Trennelemente die Affinitätssäule darstellen.
In einer bevorzugten Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens
wird die Trennung in Schritt (c) durch Inkontaktbringen des Trennelements
oder der Trennelemente mit einer geeigneten Waschlösung vervollständigt. Bei
der Waschlösung
handelt es sich vorzugsweise um eine isotonische Lösung (z.B.
0,9 NaCl) und mehr bevorzugt um die sogenannte "Priming"-Lösung,
welche Na+-, K+-,
Cal+-, Mg2
+-, Cl–- und HCO–
3-Ionen enthält (z.B. Na+ 134;
K+ 4; Ca2
+ 1,75; Mg2
+ 0,5; Cl– 106,5;
HCO3
– 36; Konzentrationsangaben
in mmol/l).
In Schritt (d) erfolgt die Bestimmung
der Menge an Endotoxin, die in Schritt (b) an das Bindungsprotein
gebunden worden ist. Die Bestimmung unterliegt keiner bestimmten
Einschränkung
und kann im allgemeinen mit jeder im Stand der Technik bekannten
Methode durchgeführt
werden. Beispielsweise erfolgt dies dadurch, daß das Trennelement oder die
Trennelemente einem Vollblut-Inkubationsverfahren
unterzogen werden und die dabei gebildeten Mediatoren bestimmt werden.
Eine bevorzugte Ausführungsform
der Erfindung betrifft ein Verfahren, bei dem Schritt (d) die folgenden
Schritte umfaßt:
- (d1) Durchführung
eines Vollblut-Inkubationsverfahren mit dem Trennelement oder den
Trennelementen, wobei entsprechend der Menge des in Schritt (b)
gebundenen Endotoxins Mediatoren gebildet werden;
- (d2) Bestimmung Menge eines oder mehrerer der in Schritt (c1)
gebildeten
Mediatoren sind endogene Pyrogene,
also inflammatorische Botenstoffe, welche in der Reaktion auf exogene
Pyrogene die Fieberantwort einleiten. Bei den Zellen, welche die
Mediatoren ausschütten, handelt
es sich hauptsächlich
um Monozyten. Zu den Mediatoren gehören IL-1, insbesondere IL-1β, IL-6, Tumor
Nekrose Faktor (TNF), Prostaglandin E2,
NO und Neopterin.
Unter Vollblut-Inkubationsverfahren
werden im Rahmen der vorliegenden Erfindung Verfahren verstanden,
wie sie in
EP-A-0 741
294 und/oder
EP-A-0
851 231 beschrieben sind und die durch diese ausdrückliche
Bezugnahme Inhalt der vorliegenden Beschreibung sind. Im übrigen wird
auf folgende Textstellen verwiesen: Fennrich (1999) ALTEX 16, 146–149; Hartung,
T. und Wendel, A. (1995) ALTEX 12, 70–75; Hartung, T. und Wendel,
A. (1996), In Vitro Toxicology 9, 953–359; Fennrich, S. et al. (1998)
ALTEX 15, 123–128.
Im allgemeinen kann die Bestimmung
der Menge an Endotoxin, die in Schritt (b) an das Bindungsprotein
gebunden worden ist, neben dem Vollblut-Inkubationsverfahren durch eines der
beispielhaft aufgeführten
folgenden Verfahren erfolgen:
- – Bestimmung
mit Hilfe des LAL-Tests, wobei durch die erfindungsgemäß durchgeführte selektive
Abtrennung der Endotoxine die vorstehend genannten Störeinflüsse vermieden
werden können.
- – Bestimmung
mit Hilfe von Monocytenzellkulturen. Hierbei werden nach der erfindungsgemäß durchgeführten selektiven
Abtrennung der Endotoxine Monocytenzellkulturen mit dem zur Abtrennung
verwendeten Bindungsprotein, das zum Beispiel auf Beads immobilisiert
sein kann, in Kontakt gebracht. Die Monocytenaktivierung wird mit
Antikörpern,
die gegen Oberflächenproteine
der Zellen gerichtet sind, im Durchflußcytometer oder mit ELISA bestimmt.
- – Markierung
der Endotoxine auf der Oberfläche der
Trennelemente durch geeignete Bindungsproteine. Es können beispielsweise
BPI, LBP, CD14, Faktor C, Serumalbumin, A1-Adensosinrezeptor, EGFP,
SAP oder Antikörper
markiert werden (z.B. mit einer fluoreszierenden oder radioaktiven
Markierung) und mit dem zur Abtrennung verwendeten immobilisierten
Bindungsprotein in Kontakt gebracht werden, wobei eine Markierung
der Endotoxine auf der Oberfläche
der Trennelemente erfolgt. Nach Entfernung der markierten Bindungsproteine,
die nicht Endotoxin gebunden haben, kann die Endotoxinmenge mit
Hilfe der Markierungsintensität
bestimmt werden, was z.B. durch ein Cytometer oder durch ein Fluoreszenzmeßgerät erfolgen
kann.
Der Bestimmung der Endotoxinmenge
kann eine Trennung von Endotoxin und den Trennelementen und ggf.
von den Bindungsproteinen vorausgehen, wobei in diesem Fall die
Bestimmung des abgetrennten Endotoxins dann zum Beispiel durch Zellaktivierung
(zum Beispiel mit Hilfe der oben erwähnten Monocytenkulturen) oder
mit markierten Bindungsproteinen (siehe den vorangegangenen Abschnitt) oder
mit Antikörpern
oder ggf. rekombinanten Antikörperfragmenten
kompetitiv oder in der Sandwich-Anordnung erfolgen kann.
Die Erfindung betrifft ferner einen
Durchströmbehälter (1),
umfassend Zufuhr- und Austrittsöffnung
und zwischen Zufuhr- und Austrittsöffnung im Durchströmbereich
angeordnet ein oder mehrere Trennelemente (3), die aus
einem Trägermaterial
bestehen, auf das ein Bindungsprotein für Endotoxine immobilisiert
ist.
Die Flüssigkeit durchströmt zur Abtrennung der
Endotoxine den Durchströmbehälter, wobei
die Trennelemente und das daran gebundene Endotoxin zurückgehalten
werden. Die Trennelemente sind dabei lösbar oder unlösbar im
Durchströmbehälter angeordnet.
Bei Trennelementen, die mit dem Durchströmbehälter lösbar verbunden sind, hat es
sich bewährt,
wenn sich die Trennelemente als Segmente in einem Rahmen, z.B. aus
Polystyrol, befinden. Die Verwendung solcher Segmente hat dank der
Austauschbarkeit derselben den Vorteil der mehrfachen Verwendbarkeit
eines Durchströmbehälters. Insbesondere
bei der Verwendung flüssiger
Medien, wie Blut oder Blutbestandteilen, hat sich eine lösbare Anordnung
von Trennelementen mit einem Trägermaterial
(ggf. auf Basis eines Austauscherharzes) als vorteilhaft erwiesen,
da diese nach Erschöpfung
der Aufnahmekapazität
der Trennelemente dem Durchströmgerät zur Inkubation
in einem Inkubationsgefäß (und gegebenenfalls
zur Regeneration) entnommen werden können. Der Durchströmbehälter selbst
ist meist rohr-, trichter- oder kastenartig aus inertem Material,
wie Kunststoff oder Metall mit einem ovalen, rechteckigen, kreisrunden,
mehreckigen oder beliebigen anderen Querschnitt, wobei die Größe der Querschnittsfläche im Bereich
der Trennelemente vor allem von der Viskosität des Prüfmediums, der vorgesehenen
Durchsatzmenge, von der vorbestimmten Durchsatzgeschwindigkeit (Filtrationsgeschwindigkeit),
der erwarteten Art und möglichen
Konzentration der Endotoxine, ob im Haupt- oder Nebenstrom, und
dergleichen bestimmt ist.
Die Filtrationsgeschwindigkeit und
-menge des Flüssigkeitsstroms
kann nach dem Prinzip der Druckfiltration durch Pumpen oder durch
Saugen und z.B. bei Flüssigkeit
durch Ausnutzung der Schwerkraft durch den Durchströmbehälter in
Abhängigkeit von
der Querschnittsfläche
und der Schicht- bzw. Filterkuchendicke des Trennelements vorbestimmt
werden. So wird auch bei einem fließfähigen Medium unterhalb der
Nachweisgrenze liegender bzw. extrem niedriger Endotoxin-Konzentration
auf dem Wege der Anreicherung überhaupt
noch ein Endotoxinnachweis bzw. ein sicherer Nachweis ermöglicht.
Durch Messung der Durchflußmenge kann bei
quantitativer Abtrennung der Endotoxine durch Bindung an das Bindungsprotein
(gegebenenfalls in Verbindung mit Mikro- oder Ultrafiltration) die
Konzentration an Endotoxin in der Flüssigkeit, z.B. im Blut oder
Serum, bestimmt werden.
Unter Durchströmbehälter im vorliegenden Sinne
werden z.B. auch Zwei-Kammer-Sammelbehälter verstanden,
deren beide Kammern durch ein Trennelement getrennt sind. Sie können nach
Beschickung einer Kammer vor allem für die Untersuchung von Flüssigkeiten
verwendet werden, beispielsweise unter Ausnutzung der Schwerkraft
als Durchströmungshilfe.
Gegenstand des Verfahrens ist demgemäß auch ein Durchströmungsbehälter mit mindestens
zwei Öffnungen,
einer Zufuhröffnung
und einer Austrittsöffnung
sowie mit damit lösbar
oder unlösbar
verbundenen Trennelementen zur Abtrennung von Endotoxinen, wobei
das Trennelement im Durchströmungsbereich
zwischen der Zufuhr- und der Austrittsöffnung angeordnet ist. Vorzugsweise
ist das Trennelementldie Trennelemente im wesentlichen senkrecht
zur Haupt-Durchströmungsrichtung und/oder
so angeordnet, daß eine
Zwangsdurchströmung
des Trennelements erzielt wird, z.B. durch eine Erstreckung des
Trennelements im wesentlichen über
den ganzen Querschnittsbereich des Durchstrombehältnisses im Bereich des Sitzes
des Trennelements. Insbesondere weist der Durchstrombehälter im
jeweiligen Öffnungsbereich
(Zufuhröffnung, Austrittsöffnung)
Dichtungselemente auf, die ein toxin-undurchlässigen Verschluß, z.B.
mit Kappen oder anderen Deckelverschlüssen gewährleisten. Zum Verschluß der Öffnungen
sind den Öffnungen
angepaßte,
gegebenenfalls Dichtungselemente aufweisende Deckel vorgesehen.
Ein besonderer Vorteil liegt darin, daß die Abtrennung der Endotoxine
und das Vollblut-Inkubationsverfahren in demselben Behälter durchgeführt werden
kann, so daß Handhabungsprobleme,
die beim Behälterwechsel
entstehen könnten,
entfallen. Es ist ohne weiteres möglich, zunächst die mikrobiologischen
Toxine aus dem Fluid abzutrennen und anschließend den Durchstrombehälter durch
dafür vorgesehene
Deckel zu verschließen
und an mikrobiologische Fachlabors zur Untersuchung zu verschicken.
Zur Untersuchung auf Endotoxine werden die
Trennelemente oder das Trennelement zunächst mit der Endotoxin enthaltenden
Flüssigkeit
in Schritt (b) in Kontakt gebracht, die vorzugsweise zuvor mit einer
Protease inkubiert worden war. Anschließend wird in Schritt (c) die
Flüssigkeit
von den Trennelementen oder dem Trennelement getrennt, wozu ggf. auch
ein Waschritt gehören
kann. Schließlich
werden die Trennelemente oder das Trennelement in Schritt (c) mit
Vollblut enthaltenden Zubereitungen inkubiert und auf an sich bekannte
Weise, z.B. mit Hilfe des ELISAs bzw. RIAs auf die Bildung von Mediatoren, insbesondere
auf IL-1, vor allem auf IL-1β,
ferner auf IL-6, TNF, Prostaglandin E2,
NO und/oder Neopterin, untersucht.
Tierisches oder menschliches Vollblut,
wie z.B. frisch gewonnenes, gegebenenfalls verdünntes Blut gesunder menschlicher
Spender kann dabei ohne Trennung von Einzelkomponenten eingesetzt werden.
Der Einsatz von Säugetierblut
ist bevorzugt, insbesondere der von humanem Vollblut. Die Leukozyten
liegen so in ihrer natürlichen
Zusammensetzung und Umgebung vor. Dies gilt insbesondere auch für die Monozyten,
die hauptsächlich
die Mediatoren freisetzen. Gleichzeitig sind die Serumkomponenten anwesend,
die auf die Wirkung eines Toxins Einfluß haben könnten. Das Vollblut enthält in der
Regel gerinnungsverzögernde
oder gerinnungshemmende Bestandteile, wie Zitrat, so z.B. in einer
Endkonzentration von 0,38%, oder Heparin, wie Na-Heparin oder Heparin-Fraktionen,
wobei die Erkenntnis wichtig ist, daß die gerinnungsverzögernden
oder -hemmenden Bestandteile auch die Inkubationsreaktion nicht
beeinträchtigen
oder gar verfälschen.
Eine Verdünnung der
Vollblutzubereitung, z.B. mit isotonischen Lösungen oder mit einem Zellkulturmedium,
beispielsweise mit RMPI 1640 oder z.B. mit einer physiologischen Kochsalzlösung (20%ige
Verdünnung)
ist von Vorteil. Vorsorglich können
Antibiotika, wie Penicillin oder Streptomycin, ohne Störung der
Reaktion zugegeben werden. Die Inkubation wird bei erhöhten Temperaturen,
vorzugsweise im Bereich von 35 bis 38°C über einen Zeitraum von ca.
2 bis 24 Stunden durchgeführt.
Bei der Durchführung
der Vollblut-Inkubation ist auf den Ausschluß von störenden Kontaminationen von
Gerät und
Reagenzien zu achten.
Zur Positivkontrolle können Preparationen von
gram-negativen und gram-positiven Bakterien, wie Endotoxin und Lipoteichonsäure, zur
Negativkontrolle z.B. pyrogenfreie physiologische Kochsalzlösung verwendet
werden.
Nach dem Vollblutinkubationsverfahren
wird die körpereigene
Primärreaktion
der Bildung von Mediatoren auf Gabe von Endotoxin zur Untersuchung herangezogen.
Es sind alle Blutkomponenten vorhanden, die gegebenenfalls für eine Interaktion
der Toxine mit Leukozyten notwendig sind, z.B. LPS-bindendes Protein
LBP, bakterizides Permeabilitäts-erhöhendes Protein
BPI, lösliches
CD14, Definsine, usw. Das Vollblut-Inkubationsverfahren kann im übrigen auch
mit dem Vollblut von Betroffenen mit einer Flüssigkeit, das aus dem individuellen
Umfeld stammt, durchgeführt
werden. So kann bei Applikation einer definierten Endotoxinmenge
die individuelle Empfindlichkeit festgestellt und ein überempfindlicher
Patient identifiziert werden.
Für
Reihenprüfungen
oder Vergleichsprüfungen über gewisse
Zeiträume
hat sich aus Gründen der
Standardisierbarkeit die Verwendung von tiefgefrorenem Blut bzw.
von kollektiven tiefgefrorenen Blutes in Form standardisierter Bluteinheitsdosen
bewährt
(
EP-A 0 951 231 ).
Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
kann z.B. mit Vollblutzubereitung gearbeitet werden aus 8 ml physiologischer
Kochsalzlösung von
klinischer Qualität
und 2 ml heparenisiertem Vollblut (Blutabnahme mit 7,5 ml heparinisierten
Monovetten, Firma Sarstedt) von gesunden Spendern. Die mit Vollblut-Zubereitung
bestückten
Durchstrombehälter
werden im Inkubationsschrank z.B. bei 37°C, 5% CO2 über Nacht
(18 – 24
Stunden) inkubiert. Die inkubierte Lösung kann mit einer Pipette
gut aufgemischt, in sterile Flakonröhrchen überführt und z.B. zwei Minuten bei
4000g und Raumtemperatur zentrifugiert werden. Die dabei gebildeten Überstände werden
gegebenenfalls in der Kälte
zwischengelagert. Anschließend
erfolgt beispielsweise durch ELISA (enzyme linked immunosorbent
assay) oder durch RIA (radioimmuno assay) oder durch ähnliche Verfahren
unter Verwendung monoklonaler oder polyklonaler, gegebenenfalls
rekombinanter Antikörper die
Bestimmung der Menge an gebildetem Mediator.