Es ist damit eine Aufgabe der Erfindung
ein neues Mittel bereitzustellen, welches die Multimerisierung von
MHC-Molekülen
verbessert und die oben dargestellten Nachteile vermeidet.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch
das in Anspruch 1 näher
beschriebene MHC-Multimerisierungsmittel
gelöst.
Bevorzugte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen sowie
den weiteren, unabhängigen
Ansprüchen.
Nachfolgend wird die Erfindung anhand
einzelner Ausgestaltungen näher
beschrieben. Die Erfindung ist jedoch nicht auf diese speziellen
Ausführungsformen
beschränkt,
sondern der Umfang der Erfindung wird durch die Patentansprüche in Verbindung
mit der Beschreibung definiert.
Erfindungsgemäß wird eine Multimerbildung,
z.B. Tetramerbildung, von MHC-Molekülen unter Verwendung von Chromoproteinen
durchgeführt,
die zur Multimerisierung von MHC-Molekülen geeignet
sind. Bei dem erfindungsgemäßen MHC
Multimer handelt es sich um ein Multimer aus zwei oder mehreren,
vorzugsweise vier MHC-Molekülen
sowie einem Multimerisierungsmittel, wobei das Multimerisierungsmittel
dadurch gekennzeichnet ist, daß es
ein Chromoprotein ist, wobei DsRed1 oder DsRed als Multimerisierungsmittel
ausgenommen sind.
Gemäß einer besonders bevorzugten
Ausführungsform
handelt es sich bei dem Chromoprotein um ein Protein mit β-Barrel oder β-Can-artiger
Struktur, die besonders gut zur Multimerisierung geeignet ist.
Besonders bevorzugt sind Chromoproteine,
die aus Korallen gewonnen werden, wobei solche Chromoproteine beispielsweise
aus der Gruppe ausgewählt
sind, die aus AmCyanl, ZsGreen1, ZsYellow1, DsRed2, DsRed-Express,
AsRed2, HcRed1 besteht. Die Struktur der vorgenannten Proteine ist
an sich bekannt, und sie können
beispielsweise von CLONTECHR in rekombinanter
Form bezogen werden. Weitere Informationen sind in der veröffentlichten
Broschüre „BC Living
Colors RCFP Licensing Program von BD Biosciences – Clontech" zu finden.
Die vorgenannten fluoreszierenden
Proteine wurden aus Riff-Korallen der Klasse Anthozoa gewonnen und
wurden bereits als Reporter eingesetzt und weisen viele Vorteile
auf. Beispielsweise sind sie physikochemisch ausgesprochen stabil,
tolerieren beträchtliche Änderungen
des pHs und können
die Einwirkungen üblicher
denaturierender Mittel ohne Verlust der Fluoreszenzeigenschaft überstehen.
Sie sind extrem vielseitig, emittieren eine starke, sichtbare Fluoreszenz
in einer Vielzahl von Zelltypen und Medien. Sie zeigen eine ausgezeichnete
Fotostabilität,
was es ermöglichst,
die Fluoreszenz über
lange Zeitspannen hinweg zu überwachen.
Abhängig
vom Protein bewegt sich die Fluoreszenz von 489 nm bis 618 nm (siehe
Tabelle 1). Die oben erwähnten
fluoreszierenden Proteine werden von Säugetierzellen gut toleriert
und sogar nach 14 Tagen einer konstitutiven Expression bleibt bei
einem hohen Prozentsatz von Zellen eine Fluoreszenz erhalten. Die
oben genannten Protelne haben sich als zur Erzeugung von stabil
transfizierten Zelllinien und transgenen Organismen brauchbar erwiesen.
Überraschend
und unerwartet wurde von den Erfindern nunmehr festgestellt, daß die erfindungsgemäßen Multimerisierungsmittel
auch zur Multimerisierung von MHC-Molekülen und gleichzeitig für den späteren optischen
Nachweis des Mittels herangezogen werden können. Weder die Bindung des
Antigen-spezifischen Peptids an MHC-Moleküle noch die Bindung des MHC-Multimers
an die T-Zell-Rezeptoren einer T-Zelle wird durch die erfindungsgemäße Multimerisierung
gestört
oder nachteilig beeinflußt.
Insbesondere kann durch die Chromoprotein vermittelte Multimerisierung
die Multimer-Herstellung wesentlich vereinfacht, beschleunigt und
kostengünstig
effizienter gestaltet werden, ohne die Funktionalität zu behindern.
Der Nachweis der Chromoproteine, insbesondere der oben genannten
fluoreszierenden Proteine, erfolgt durch fluoreszenzdetektierende
Verfahren in an sich bekannter Weise, wie es im Stand der Technik
beispielsweise in den von den CLONTECHR Laboratories,
Inc. veröffentlichten
Protokollen dargestellt wird (CLONTECHniques XIV (4): 2 – 6). Dazu
gehören
neben FACS-analysen
auch Fluoreszenzmikroskopie und fluoreszenzbasierende Scanningverfahren
(z.B. Fluorimager von Molecular Dynamics).
Erfindungsgemäß können sowohl MHC-Klasse I als
auch MHC-Klasse II -Moleküle
multimerisiert werden. Der Begriff „Multimer", wie er hierin definiert ist, bedeutet
vorzugsweise Di mere oder Tetramere, wobei die genaue Ausbildung
des Multimers von der Auswahl des speziellen Multimerisierungsmittels
abhängt.
Beispiele für einsetzbare Histokompatibilitätsantigene
sind MHC-Klasse I-Antigene, beispielsweise HLA-A (zum Beispiel A1,
A2, A3, A11, A24, A31, A33 und A38), HLA-B und HLA-C, MHC-Klasse
II-Antigene, beispielsweise HLA-DR, HLA-DQ, HLA-DX, HLA-DO, HLA-DZ
und HLA-DP.
Z.B. sind MHC-Tetramere Komplexe
aus vier MHC-Molekülen,
die mit einem spezifischen Peptid assoziiert sein können und
durch ihre Bindung an ein Fluorochrom nachweisbar sind. Diese Komplexe
binden eine spezielle Gruppe von T-Zell-Rezeptoren auf CD8+-T-Zellen. Bei Vermischung der so erhaltenen
Tetramere mit PBLs oder Gesamtblut und Nachweis zur Verwendung durchflusszytometrischer
Verfahren kann die Menge aller T-Zellen, die für ein Peptid spezifisch sind
und das damit verbundene Allel analysiert werden. Es ist also möglich, die
zelluläre
Immunantwort gegen ein spezifisches Peptid zu bestimmen.
MHC-Multimere gemäß der Erfindung können beispielsweise
eingesetzt werden, um die zelluläre
Immunantwort unter nachfolgenden Bedingungen zu studieren:
- 1. Bei allen Virusinfektionen, beispielsweise
HIV, HBV, CMV, HPV, HBV, HCV, Influenza und Masern und viele anderen.
- 2. Bakterielle Infektionen
- 3. Parasiteninfektionen, beispielsweise Malaria.
- 4. Tumoren, einschließlich
Brust-Prostata, Melanom-, Colon-, Lungen- und Cervixtumoren.
- 5. Autoimmunitätserkrankungen
einschließlich
Mutiplesklerose, Diabetes, Rheumatoide Arthritis usw.
- 6. Allergische Erkrankungen wie Asthma bronchiale, Neurodennitis
usw.
Durch die Multimer-Technologie ist
es möglich,
individuelle T-Zellen auf Grundlage der Spezifität der Bindung an den MHC-Peptid-Komplex
zu identifizieren. Aufgrund der Spezifität der Multimere bieten sich
folgende Vorteile:
- – Das
Verfahren ist quantitativ;
- – Es
sind keine radioaktive Markierungen einzusetzen;
- – Das
Verfahren arbeitet schnell, so daß auch frische Blutproben oder
Gewebekulturproben analysierbar sind, und große Probenmengen verarbeitet
werden können;
- – Durch
die Verwendung eines Durchflusszytometers können die Zellen nicht nur mit
dem Multimer-Fluorochromen der vorliegenden Erfindung, sondern auch
mit anderen Zelloberflächenmarkern
zur gleichen Zeit markiert werden;
- – Es
können
einheitliche Subpopulationen durch die Durchflusszytometrie sortiert
werden und im Wege weiterer Testsysteme auf ihre Funktionalität überprüft werden;
- – Spezifische
T-Zellen können
aus Blutproben ohne vorherige in vitro-Kultur analysiert werden;
- – Spezifische
T-Zellen können
aus Blutproben isoliert und dem Patienten zur Therapie zurückgegeben
werden;
- – Alle
spezifischen T-Zellen sind nachweisbar, unabhängig von ihrem funktionellem
Status, wie z.B. zytotoxische T-Zellen, T-Helferzellen usw.
Ein besonderer Vorteil der vorliegenden
Erfindung besteht in der Möglichkeit
der gentechnischen Erzeugung von Multimeren in einem einzigen Schritt.
Dadurch werden die im Stand der Technik bestehenden Nachteile, d.h.
eine Mulimerisierung mit Hilfe der Komponenten Avidin und Streptavidin
vermieden. Ein beispielhaftes Genkonstrukt zur Expression des erfindungsgemäßen Fusionsproteins,
das zur Herstellung der Multimeren dient umfaßt beispielsweise ein wie in 2 dargestelltes Konstrukt,
bestehend aus einem Promotor, dem das jeweilige Chromoprotein kodierenden
DNA-Abschnitt, einem Linker, einem MHC kodierenden Bereich und ggf.
weiteren über
einen Linker angebundenen kodierenden Bereichen wie vorzugsweise
einen für β-Mikroglobulin
kodierenden Bereich etc.
Ausgangspunkt der Erfindung ist die
Herstellung eines Fusionsproteins aus einem für ein MHC-Protein kodierenden
Gen und aus einem für
ein erfindungsgemäßes Chromoprotein
kodierenden Gen. Hierzu werden bevorzugt beim MHC-Molekül die Transmembran-Anteile
und die zytosolischen Anteile entfernt, um eine lösliche Form
des MHC-Moleküls
zu erhalten. Der MHC-Anteil und der Chromoprotein-Anteil werden
bevorzugt durch ein Linkermolekül
miteinander verknüpft.
Das nach Entfernung der transmembranen und zytosolischen Anteile
erhaltene trunkierte MHC-Molekül
wird dann über
das Linker-Molekül
an den N-Terminus des Chromoproteins gekoppelt.
Es ist insbesondere darauf zu achten,
daß durch
das Einfügen
des Linker-Moleküls
die Multimerbildung über
den Chromoproteinanteil nicht behindert wird. Besonders bevorzugt
wird ein Aminosäurelinker
verwendet. Ein Beispiel für
einen flexiblen Aminosäurenlinker
ist ein Derivat des lacZ-Alpha-Peptids [angegeben im „single
letter code": MASSG
GTGGS GGTGG SGGGG ASPSL VPSSD PLVTA ASVLE FALAG AQE] oder der synthetische
flexible Linker Gly Gly Gly Ser Gly Gly Gly Thr[Gly Gly Ser Gly
Gly Thr]3, der zwischen den beiden Proteinanteilen
des Fusionsproteins MHC und dem Chromoprotein eingefügt wird
und die Multimerisierung sterisch nicht behindert.
Selbstverständlich stehen dem Fachmann
auch andere Aminosäurelinker
zur Verfügung.
Entsprechende Techniken sind bekannt. Es ist aber auch möglich, die
Proteine selbst durch beispielsweise peptidchemische Bindungen über Crosslinker
oder ähnliche
Verfahren miteinander zu verbinden. Beispielsweise sei auf Sambrook
et al., Molecular Cloning: A Laboratory Manual (Gold Spring Harbor
Laboratory, Cold Spring Harbor, NY), 1989 und Ansubel F.M. et al., 1994,
Current Protocols in Molecular Biology (John Wiley and Sons, NY) und
nachfolgende Auflagen hingewiesen.
In einer bevorzugten Ausgestaltungsform
der Erfindung kann auch eine Variante des Aminosäurelinkers eingesetzt werden,
die zumindest eine Erkennungssequenz für eine Protease enthält, beispielsweise
den Faktor Xa. Hierdurch wird eine vereinfachte Abspaltung der MHC-Moleküle vom Chromoproteinmultimer
ermöglicht.
Folgende weitere Varianten des Linkers
zwischen MHC und dem Chromoprotein können im Kontext der vorliegenden
Erfindung verwendet werden:
lacZα-Linker:
E Q A G A L A
F E L V S A A T V L P D S S P V L S
Standard-Serin-Glycin-Linker:
S
G G S S G G G
Extrem langer Standard-Linker:
S
S S G G G S S G G S S G G G
Die erfindungsgemäß hergestellten rekombinanten
MHC-Chromoprotein-DNA-Moleküle
können
in an sich bekannter Weise in rekombinanter Form in Expressionsplasmiden
kloniert und in prokaryonten Zellen, bevorzugt E.coli-Zellen, oder
in eukaryonten Zellen, beispielsweise Hefezellen oder etablierten
menschlichen Zellen, exprimiert werden. Geeignete Techniken stehen
auf diesem Fachgebiet zur Verfügung,
und es wird hier wiederum auf die oben genannten Laborhandbücher verwiesen.
Die erhaltenen rekombinanten monomeren Chromoprotein-MHC-Proteinmoleküle werden
durch an sich bekannte Verfahren aufgereinigt und können dann
in vitro oder in vivo multimerisiert werden.
Zur Multimerisierung werden die löslichen
Versionen der MHC-Chromoprotein-Moleküle, wahlweise, insbesondere
bei MHC-I, in Kombination mit beta2-Mikroglobulin,
zur Multimerisierung gebracht. Die Multimerisierung findet bevorzugt
in Gegenwart des Antigenspezifischen Peptids statt. Die Ausbildung
von Multimeren ist eine den erfindungsgemäßen Chromo-Proteinen inne wohnende
Eigenschaft und es bedarf nicht mehr der aus dem Stand der Technik
bekannten komplizierten, zeitraubenden Methoden wie Biotinylierungen,
Streptavidin-Bindungen sowie Fluorochrom-Kopplungsreaktionen, um
die Multimerbildung und die Fluoreszenzentwicklung zu gewährleisten.
Bei der Erfindung wirkt das eingesetzte Chromo-Protein sowohl als Multimerisierungsagens
als auch als fluoreszierendes Mittel.
Die erfindungsgemäßen Chromo-Proteine können selbstverständlich durch
an sich bekannte Methoden abgeändert
werden, um beispielsweise die Multimerisierung, die Bindung an das
MHC-Molekül
und/oder die Fluoreszenz- bzw. Farbaktivität zu verbessern. Üblicherweise
werden für
derartige Mutagenisierungen zufallsgenerierte Mutanten auf ihre
neuen Charakteristika ausgetestet, oder es wird in gezielter Weise
nach Strukturuntersuchungen eine Mutagenisierung des Chromoproteins
vorgenommen, um seine Aktivitäten
zu verbessern.
Zusammenfassend ist der Begriff „Chromoprotein" oder „rekombinantes
Chromoprotein" nicht
auf ein spezielles Protein beschränkt, sondern umfasst alle Varianten
und Derivate dieser Proteinsequenzen, die dessen Funktion im Rahmen
der vorliegenden Erfindung erfüllen
können,
d.h. zur Multimerisierung von MHC-Molekülen sowie zum optischen Nachweis
geeignet sind. Bevorzugte Beispiele sind oben angegeben, wobei diese
selbstverständlich
nicht isoliert betrachtet werden sollen, sondern jederzeit auch
Kombinationen der einzelnen Veränderungen
zur Erzielung eines vorteilhaften Chromoproteins vom Begriff „Chromoprotein" oder „rekombinantes
Chromoprotein" mit
umfasst sind.
Modifikationen der Sequenzen, wie
beispielsweise Deletionen, Insertionen oder Substitutionen in der Sequenz,
die im sich ergebenden Protein-Molekül sogenannte "stille" Veränderungen
(silent changes) erzeugen, werden ebenfalls als innerhalb des Bereichs
der vorliegenden Erfindung liegend betrachtet.
Vorzugsweise sind derartige Aminosäure-Substitutionen
das Ergebnis der Ersetzung einer Aminosäure durch eine andere Aminosäure mit ähnlichen
strukturellen und/oder chemischen Eigenschaften, d.h. konservative
Aminosäureersetzungen.
Aminosäuresubstitutionen
können
auf Grundlage der Ähnlichkeit
in der Polarität,
Ladung, Löslichkeit,
Hydrophobie, Hydrophilie, und/oder der amphipatischen (amphiphilen)
Natur der involvierten Reste vorgenommen werden. Beispiele für unpolare
(hydrophobe) Aminosäuren
sind Alanin, Leucin, Isoleucin, Valin, Prolin, Phenylalanin, Tryptophan
und Methionin. Polare neutrale Aminosäuren schließen Glycin, Serin, Threonin,
Cystein, Thyrosin, Asparagin und Glutamin ein. Positiv geladene
(basische) Aminosäuren
schließen
Arginin, Lysin und Histidin ein. Und negativ geladene (saure) Aminosäuren schließen Asparaginsäure und
Glutaminsäure
ein.
"Insertionen" oder "Deletionen" bewegen sich typischerweise
im Bereich von ein bis fünf
Aminosäuren. Der
erlaubte Variationsgrad kann experimentell durch systematisch vorgenommene
Insertionen, Deletionen oder Substitutionen von Aminosäuren in
einem Polypeptidmolekül
unter Verwendung von DNA-Rekombinationstechniken und durch Untersuchen
der sich ergebenden rekombinanten Varianten bezüglich ihrer biologischen Aktivität ermittelt
werden.
Daraus ergibt sich, daß, wo der
Begriff "Chromoprotein" entweder in der
Beschreibung oder in den Ansprüchen
verwendet wird, er alle derartigen Modifikationen und Varianten
umfaßt,
die ein biologisch äquivalentes
Chromoprotein zur Folge haben. So kann eine erfindungsgemäßes Chromoprotein
auch lediglich aus einer Multimerisierungsdomäne und einer Farbstoffdomäne bestehen.
Die erfindungsgemäß ausgebildeten Multimere,
z.B. Tetramere, werden mit der zu analysierenden Zellpopulation
gemischt. Unter Zellpopulation versteht man insbesondere PBMC-Populationen (periphere
Blut mononukleäre
Zellen) oder T-Lymphozyten (T-Zellen). Nur T-Zellen mit T-Zell-Rezeptoren, die zur
Bindung an die spezielle MHC-Peptid-Kombination, die im Tetramer
vorliegt, befähigt
sind, können
an das Tetramer bilden. Derartige Zellen werden durch das Chromoprotein
markiert. Selbstverständlich
können
auch weitere Fluoreszenzmarkierungen zusätzlich zum Chromoprotein eingesetzt
werden. Beispielsweise kann ein für einen T-Zell-Marker spezifischer
monoklonaler Antikörper
in Kombination mit einem unterschiedlichen Fluorochrom, beispielsweise
FITC, eingesetzt werden. Die Zellen können dann unter Verwendung
eines Durchflusszytometrieverfahrens analysiert werden. Der Anteil
der CD8+ T-Zell-Population, die mit Hilfe des Tetramers
positiv gefärbt
wurde, wird bestimmt. Mit Hilfe von Fluoreszenznachweisverfahren,
beispielsweise der Durchflusszytometrie, können die MHC-Tetramer-T-Zell-Komplexe
auch sortiert werden und Beispielsweise die so erkannten T-Zellen in einen Patienten
appliziert werden.
In einer weiteren Ausgestaltungsform
der Erfindung liegen die MHC-Monomere oder -Multimere, z.B. Tetramere,
in einem Testsystem vor, das in Form eines Kits angeboten werden
kann.
Der Lösungsansatz der Erfindung reduziert
die zur Herstellung von MHC-Multimer-Reagenzien benötigten Komponenten (2 MHC-Ketten
[z.B. MHC-I: schwere Kette und beta-2-Mikroglobulin, MHC-II: alpha und beta
Kette], d-Biotin, Peptid, Streptavidin-PE) auf 4 (MHC-linker-Chromoprotein-Fusionsprotein,
2: MHC-Kette und das jeweilige MHC-bindende Peptid/Epitop). Außerdem wird
die hohe Anzahl der benötigten
Reaktionsabläufe
(Extraktion von rekombinanten MHC Anteilen, in vitro Faltung in
Gegenwart des Peptides, Biotinylierung, chromatographische Aufreinigung,
Multimerisierung unter Zugabe von Streptavidin-PE, weitere Reinigung über Molekularsiebchromatographie)
auf z. B. 3 (Extraktion von rekombinantem HLA-linker-Chromoprotein,
Refolding in Anwesenheit des Peptids und anschließende Aufreinigung)
reduziert. Alleine die Reduktion der Anzahl der notwendigen Aufreinigungsschritte,
welche immer mit starken Verlusten verbunden sind, steigert die
Gesamtausbeute an Reagenz deutlich. Außerdem ist der generierte MHC-Multimer
Komplex relativ klein und sehr viel stabiler, wodurch Vorteile gegenüber bisher
verwendeten Reagenzien entstehen. Außerdem sind diese Fusionsproteine
gegenüber
den klassischen MHC-Tetrameren bei Lagerung in gefrorenem Zustand stabiler
und können
als ein Protein (eine Komponente) gelagert werden, im Gegensatz
zu den klassischen MHC-Multimeren, die als zwei Komponenten getrennt
gefroren gelagert werden müssen.
Aus den vorgenannten Gründen ergeben
sich folgende Möglichkeiten
für in
vivo Applikationen von Chromoprotein-MHC Multimeren:
Konventionelle MHC-Multimer Reagenzien
werden – wie
oben dargestellt – i.d.R.
mit Hilfe von Avidin oder Streptavidin hergestellt. Avidin bzw.
Streptavidin hat allerdings nach intravenöser Applikation eine sehr kurze
in vivo Halbwertszeit, was insbesondere durch eine schnelle Aufnahme
in der Leber bedingt ist. Entsprechend ist auch die in vivo Halbwertszeit
konventioneller MHC-Multimer-Reagenzien nur sehr kurz. Für die erfindungsgemäßen Chromoprotein-MHC-Multimere wird
eine deutlich längere
in vivo Halbwertszeit erwartet; dazu ist der Farbstoff selber sehr
resistent gegenüber
schädigenden
bzw. degradierenden in vivo Einflüssen. In vivo Anwendungen mit
MHC-Multimeren sind von Bedeutung für grundlagenwissenschaftliche
Fragestellungen (z.B. in vivo Färbung
antigen-spezifischer T-Zellen und nachfolgende Detektion im Gewebeschnitt,
antigen-spezifische Immunsierung bzw. Toleranz-Induktion) als auch
klinische Anwendungen (antigen-spezifische Immunsierung bzw. Toleranz-Induktion,
Konjugation der Reagenzien mit immunmodulatorischen Substanzen bzw.
Tracern).
Die vorliegende Erfindung wird nunmehr
anhand von Beispielen und den beigefügten Abbildungen verdeutlicht,
die Folgendes zeigen:
1.: Schematische Darstellung einer MHC-HcRed1
Expressions-Kassette im Vektor pet3a.
Dieses Konstrukt ist beispielhaft
für verschiedene
weitere Varianten. Die einzelnen Bestandteile sind in verschiedenen
Farben markiert. Blau: Promotor bzw. Terminator für die überexpression
in E.coli. Rot: Leserahmen für
eine Mutante des HcRed1-Proteins. Grau: Leserahmen für die schwere
Kette des MHC-Proteins. Grün:
Fusionsprotein aus MHC und HcRed1. Cyan: Linkerregion, in diesem
Fall repräsentiert
durch ein Peptid dass zugleich ein Epitop-Tag darstellt. Zu beachten
ist, dass der Leserahmen für
HcRed1 kein internes Startcodon enthält und somit praktisch nur
Fusionsprotein der vollen Länge
exprimiert werden kann.
2.: Schematische Darstellung der wesentlichen
Bestandteile einer weiteren MHC-HcRed1
Expressions-Kassette.
Diese besitzt im Gegensatz zum Konstrukt
aus 1 kein Epitop-Tag
als Linkerpeptid sondern einen Linker der sich aus mehreren Serinen
und Glycinen zusammensetzt. Die Flexibilität des Linkers und die Beweglichkeit
der miteinander verbundenen Proteine ist in diesem Fall wahrscheinlich
deutlich höher.
3.: MHC-Protein (Schwerekette und β2-Mikroglobulin).
Links ist die Darstellung gemäss der Sekundärstruktur
des Proteins zu sehen, wie sie später auch in den 5 und 6 der Fusionsproteine verwendet wird
(Helikale Strukturen in rot, β-Faltblätter in
blau, unstrukturierte Regionen und Turns in weiss). Rechts zur Verdeutlichung
die gesonderte Darstellung von schwerer Kette (in grün) und β2-Mikroglobulin
(in purpur).
4.: Räumliche
Darstellung eines MHC-Chromoprotein-Tetramers.
Die einzelnen Ketten des Homo-Tetramers
sind in den Farben Orange, Rot, Grün und Cyan dargestellt. Rechts
ist eine Seitenansicht, links eine Aufsicht auf das Tetramer zu
sehen. Deutlich zu erkennen ist die symmetrische und kompakte Anordnung
des Tetramers, die es zur beabsichtigten Anwendung befähigt. Diese Abbildung
ist für
die erfindungsgemäßen Multimere,
insbesondere Tetramere, beispielhaft.
5.: MHC- Chromoprotein Tetramer
Der MHC-Tetramer-Verband wurde gemäss den Erläuterungen
von 4 dargestellt. Der
C-Terminus jeweils eines MHC-Proteins wurde computerunterstützt an den
N-Terminus einer Untereinheit des Chromoprotein-Tetramers angefügt. Die
Darstellung zeigt nur eine mögliche
Anordnung der MHC-Moleküle
im Raum, die durch den flexiblen Peptidlinker einen Bewegunsspielraum
erhalten. Diese Ansicht zeigt das Chromoprotein-Tetramer von der
Seite
6.: MHC- Chromoprotein Tetramer
Erläuterungen wie bei 5. Diese Ansicht zeigt das
Chromoprotein-Tetramer von oben.
7.: MHC-DsRed-Fusionsprotein exprimierende
Bakterien-Kolonien.
BL21 (DE3) Bakterien wurden mit pET3a/H2-Kd-DsRed transformiert und auf Ampicillinhaltiger
Agarose kultiviert. Zu erkennen sind einzelne Bakterien-Kolonien
mit tiefroter Farbe. Die rote Farbe kommt durch den DsRed-Anteil
des rekombinant exprimierten Fusionsproteins.
8.: Rekombinante Expression von MHC-DsRed-Fusionsprotein
BL21 (DE3) Bakterien wurden mit pET3a/H2-Kd-DsRed transformiert. Nach Wachstum in Flüssigkultur (LB,
100μg/m1
auf Carbenicillin) wurde bei OD600 von ca.
0.8 ein Aliquot entnommen („Nullwert"), der Rest wurde
für 3 weitere
Stunden in Gegenwart von IPTG (0.4 mM) inkubiert. Proben von „Nullwert" und „3 h" wurden anschließen gewaschen,
in dH2O lysiert, in Proteingel-Probenpuffer
aufgekocht, und nachfolgend über SDS-PAGE
aufgetrennt. Die Abbildung zeigt ein Proteingel nach Coomassie-Färbung von
zwei verschiedenen Kulturen (links MHC-Fusionsprotein mit „Wildtyp" DsRed bzw. rechts
mit einer DsRed-Mutante zur Optimierung der Faltungseigenschaften).
Man beachte die deutliche zusätzliche
Bande nach 3 h IPTG Induktion bei ca. 65 kD, die dem rekombinanten
Fusionsprotein entspricht.
9: Anregungs- und Emissionsspektren von
AmCyan, ZsGreen, ZsYellow, DsRed2, AsRed2, und HcRed.
Beispiele:
Aufgrund der hervorragenden Fluoreszenz-und
Tetramerisierungseigenschaften in verschiedenen Versuchen wurden
Experimente durchgeführt,
um die Ausbildung von MHC-Multimeren durch die Fusion an die erfindungsgemäßen Chromoproteine
zu erreichen.
Klonierung der Expressionskonstrukte:
Alle Expressionskonstrukte wurden
durch Standard-Klonierungsmethoden erzeugt, ausgehend von den von
Clontech erhältlichen
Vektoren, die für
AmCyan1, ZsGreen1, ZsYellow1, DsRed2, DsRed-Express, AsRed2, HcRed1
kodieren und die als PCR-Template fur alle weiteren Varianten dieser
Proteine dienten. Die Erfindung wird im Folgenden anhand des Chromoproteins
HcRed1 veranschaulicht.
Als Expressionsvektor des vollständigen Konstrukts
und als Quelle des MHC-Proteins wurde der Vektor pET3a/H2-Kd verwendet. Mittels verschiedener Klonierungsstrategien,
die die bereits vorhandene Restriktionsschnittstellen im Zielvektor
pET3a/H2-Kd nutzten, wurden die für diverse
Varianten der oben genannten Chromoproteine kodierende DNA eingefügt. Auf
diese Weise wurden Vektoren erzeugt (wie z.B. pET3a/H2-Kd-HcRed1), die unter der Kontrolle des T7-Promotors
ein Fusionsprotein aus MHC und einer HcRed1-Variante enthielten,
die über
unterschiedliche Linkerpeptide miteinander verknüpft waren (siehe 1 und 2).
Als Translationsstart war dabei nur
das Start-ATG des MHC-Proteins vorhanden, aber kein internes Start-Codon
am Linker oder am HcRed1. Die Expression verkürzter Proteine kann dadurch
weitgehend ausgeschlossen werden.
Folgende Sequenz aus dem Vektor pET3a/H2-Kd-SSGGlinkHcRed1 zeigt beispielhaft die Abfolge
der Aminosäuren
der letzten 12 AS des MHC-Moleküls
und der ersten 12 AS einer HcRed1-Variante (in kursiv). Dazwischen
befindet sich ein verwendetes Linkerpeptid (in fett gedruckt).
KLPPSTVSNTAS
G G S S G G G VSGLLKESMRIK
Die nächste Sequenz, die aus dem
Vektor pET3a/H2-Kd-directHcRed1 stammt,
zeigt wieder die Abfolge der Aminosäuren der letzten 12 AS des
MHC-Moleküls
und der ersten 12 AS einer HcRed-Variante (in kursiv). Dazwischen
befindet sich ein Epitop-Tag, der als Linker fungieren kann und
der ausserdem über
seine Fähigkeit,
spezifische Antikörper
zu binden, nachgewiesen werden kann (in fett gedruckt).
KLPPSTVSNTAS
Q P E L A P E D P E D G G H D SSYSGLLKESMR
Für
eine detaillierte Darstellung der MHC-HcRed1-Expressionskassette
wird auf l und 2 verwiesen. HcRed1-MHC-Fusionsproteine
wurden in pET3a (Novagen) Vektoren kloniert und anschließend in
die Expressionsbakterien BL21(DE3) transformiert. Auch ohne gezielte
Expressionsinduktion kann in diesem System eine geringe Generierung
des rekombinanten Proteins beobachtet werden. Die Herstellung großer Mengen
an rekombinanten MHC-HcRed1 Fusionproteinen konnte sowohl unter
Verwendung der Originalsequenz von HcRed1, als auch unter Verwendung
von HcRed1-Mutanten erreicht werden. Rekombinante MHC Klasse-I Moleküle werden
i.d.R. durch in vitro Rückfaltung
der in „inclusion
bodies" exprimierten
und aufgereinigten Teilkomponenten (Schwerekette und β2-Mikroglobulin)
in Gegenwart hoher Konzentrationen des jeweiligen MHC-bindenen Peptids
(Epitop) hergestellt. Exprimiert man HcRed1 in gleicher weise in „inclusion
bodies" und führt eine
identische Aufreinigung und Rückfaltung
in vitro durch, so erhält
man ein farbgebendes Protein, daß alle Charakteristika von
korrekt gefaltetem HcRed1-Fluoreszenzprotein hat.
Zusammengefaßt zeigen diese Daten, daß zwei wesentliche
Grundvoraussetzungen für
den erfolgreiche Einsatz von HcRed1-MHC Multimeren gegeben sind:
- (1) Große
Mengen an MHC-HcRed1-Fusionsprotein können im bakteriellen Expressionssystem
hergestellt werden; dabei zeigt sich bereits bei in vivo Expression
die „Funktionalität" des HcRed1-Anteils
im Fusionsprotein durch die typische farbgebende Charakteristik.
- (2) HcRed1-Fluoreszenzprotein kann unter den für die Herstellung
von löslichen
MHC-Molekülen
optimierten Bedingungen aus „inclusion
bodies" generiert
werden.