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Die Erfindung betrifft Zusammensetzungen, die
die Permeation von kleinen Molekülen,
ionischen Substanzen und Polypeptiden durch die Haut ermöglichen,
und deren Verwendung zur Herstellung eines Medikaments, das zur
Behandlung spezifischer Zustände
und Krankheiten bei Mensch und Tier durch transdermale Verabreichung
von Medikamenten, therapeutisch wirksamen Substanzen und/oder Nährstoffen
genutzt werden kann.
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Wie allgemein bekannt ist, hat die
transdermale Verabreichung von pharmazeutisch wirksamen Bestandteilen,
die durch die Haut in die darunter liegenden Blutgefäße absorbiert
werden, den Vorteil gegenüber
konventionellen Darreichungsformen für orale oder andere parenterale
Anwendungen, dass ein kontrollierbarer Plasmaspiegel im therapeutischen
Bereich erreicht wird, während
gleichzeitig verhindert wird, dass die therapeutische Dosis unter- oder überschritten
wird. So ist die transdermale Wirkstoffverabreichung eine bequeme
und zuverlässige Art
der Medikamentengabe.
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Transdermale Verabreichung kommt
insbesondere Patienten mit chronischen Erkrankungen zugute. Viele
dieser Patienten haben Schwierigkeiten, Vorschriften einzuhalten,
die mehrere Dosen von Medikamenten, die wiederholt unangenehme Symptome
hervorrufen, täglich
vorschreiben. Sie empfinden den gleichen Wirkstoff wesentlich akzeptabler,
wenn er mit transdermalen Systemen verabreicht wird, die gelegentliche – in einigen
Fällen
nur ein- oder zweimal wöchentlich – Anwendung
erfordern und schädliche
Wirkungen verringern.
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Die transdermale Verabreichung wurde
in vielen Kreisen als das „Verabreichungssystem
der Zukunft" bezeichnet.
In den vergangenen Jahren haben medizinische Wissenschaftler erkannt,
dass viele Nährstoffe
effizienter über
die Haut (das größte Organ
des Körpers)
gegeben werden als durch orale Maßnahmen. Viele Nährstoffe
können
nicht effizient absorbiert werden, wenn sie oral genommen werden, weil
die Magensäuren
sie zerstören
und/oder die Leber sie entsorgt. Transdermale Gabe führt zu mehr als
90 % Absorption der meisten Hormone, verglichen mit weniger als
5 %, sofern oral genommen.
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Ein weiterer Vorteil der transdermalen
Wirkstoffgabe besteht in dem Umstand, dass der Gastrointestinaltrakt
und das Pfortadersystem umgangen werden. Als ein Ergebnis ist es
nicht notwendig, den „First-Pass-Effekt" zu berücksichtigen,
der hohe Dosen medizinischer Mittel in oralen Darreichungsformen
erfordert. Solch hohe Dosen medizinischer Mittel sind oft für Spitzenwerte
im Plasma verantwortlich, die unerwünschte Nebenwirkungen nach
sich ziehen.
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Transdermale Anwendung erlaubt die
Nutzung eines viel größeren Spektrums
von Wirkstoffen und natürlichen
Substanzen für
therapeutische Anwendungen, insbesondere Wirkstoffe wie Hormone, die
eine kurze Halbwertszeit im Körper
haben. Diese Substanzen müssten
in Form ordinärer
Darreichungsformen viele Male täglich
genommen werden. Kontinuierliche transdermale Gabe ermöglicht einen praktischen
Weg der Administration und einen, der das körpereigene Muster der Sekretion
nachstellen kann.
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Zusammenfassend hat die transdermale Wirkstoffgabe,
verglichen mit traditionellen Wegen, die folgenden Vorteile:
- – es
vermeidet die Notwendigkeit gastrointestinaler Absorption.
- – es
vermeidet den First-Pass-Effekt.
- – es
erlaubt mehrere Therapien mit einer einzigen Anwendung.
- – es
verlängert
die Aktivität
von Wirkstoffen mit kurzer Halbwertszeit.
- – In
vielen Fällen
stellt es die Möglichkeit
zur Verfügung,
Wirkstoffeffekte schnell zu beenden.
- – es
erlaubt die schnelle Identifizierung des Medikaments in Notfallsituationen.
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Typische systemisch wirksame Mittel,
die transdermal gegeben werden können,
sind therapeutische Mittel, die hinreichend wirksam sind und somit in
ausreichender Menge über
die Haut in den Blutstrom abgegeben werden können, um die erwünschte therapeutische
Wirkung zu erzielen. Im Allgemeinen schließt dies therapeutische Mittel
auf allen wesentlichen therapeutischen Gebieten ein. Die Hauptbeschränkung zur
Behandlung spezifischer Zustände
und Krankheiten mittels transdermaler Gabe von medizinischen Agenzien
ist die Fähigkeit
von Medikamenten, über
die Haut hinweg absorbiert zu werden. Viele bekannte Medikamente
sind entweder nicht von der Haut absorbierbar oder werden mit einer
Rate absorbiert, die für
therapeutische Zwecke nicht ausreicht. Insbesondere wurde die transdermale
Gabe von entweder ionischen Substanzen oder großen Polypeptiden noch nicht
erfolgreich erreicht.
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Beträchtliche Forschungsanstrengungen wurden
für Versuche
aufgewendet, Polypeptide und Ionen über die Haut zu verabreichen.
Die meisten der vorgeschlagenen Lösungen gingen mit komplizierten und
teuren Verfahren einher. Ein jüngerer Übersichtsartikel
fasst einen großen
Teil dieser Studien mit einer Betonung auf einer einfachen Methode,
auf die als „lipid-base
delivery system" Bezug
genommen wird, zusammen; siehe: Foldvari, M. et al., Biotechnol.
Appl. Biochem., 30: 129–137
(1999).
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Verschiedene transdermale therapeutische Vorrichtungen
existieren und werden vermarktet, jedoch gibt es sie nur als Produkte
für Wirkstoffe
mit „niedrigem" Molekulargewicht
sowie nicht-ionischen Verbindungen. Transdermale therapeutische
Vorrichtungen für
die Verabreichung von entweder ionischen Substanzen oder großen Polypeptiden
gibt es noch nicht.
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Es war daher Hauptaufgabe der vorliegenden
Erfindung, eine Zusammensetzung für die Herstellung von Medikamenten
zur Verfügung
zu stellen, die eine verbesserte transdermale Verabreichung von
Molekülen
und Wirkstoffen, insbesondere von Polypeptiden und/oder ionischen
Substanzen, bereitstellt.
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Es wurde überraschenderweise gefunden, dass
eine nicht-ölige
Emulsion eine schnelle Permeation eines aktiven Inhaltsstoffes über die
Haut in die Blutgefäße ermöglicht,
wobei der aktive Inhaltsstoff zum Beispiel aus der Gruppe ausgewählt sein
kann, die kleine Moleküle,
ionische Substanzen und Polypeptidhormone umfasst.
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Ein Vorteil der nicht-öligen Emulsion
ist, dass ionische Substanzen (zum Beispiel Eisen(II)-Ionen) und Polypeptide
mit einem Molekulargewicht von bis zu 7000 Dalton, zum Beispiel
Insulin, in die Lage versetzt werden, die Haut zu durchdringen.
Ein weiterer Vorteil der nicht-öligen Emulsion
ist die bemerkenswert schnelle Absorption eines aktiven Inhaltsstoffes in
den Kreislauf.
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In einer bevorzugten Ausführungsform
der Zusammensetzung umfasst die nicht-ölige Emulsion eine Mischung
aus Lecithin(en), Gallensalzen und Cholesterol in Wasser.
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Lecithine sind Glycero-Phospholipide,
die aus Fettsäuren,
Glycerol, Phosphorsäure
und Cholin gebildet werden. Natürlich
vorkommende Lecithine sind Derivate der 1,2-Diacyl-sn-glycerol-3- Phosphorsäure. Die
große
Zahl unterschiedlicher Lecithine resultiert aus den unterschiedlichen
Fettsäureresten. Man
erhält
immer eine Mischung von Lecithinen, wenn sie aus biologischem Material
extrahiert werden.
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Gallensalze sind die Salze der substituierten Cholansäuren, die
in Galle im Wesentlichen mit Glycin oder Taurin assoziiert sind.
Cholansäure
selbst ist in Galle nicht vorhanden.
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Cholesterol ist der Hauptvertreter
der Zoosterole und kann in praktisch allen Organismen gefunden werden.
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Jede der Komponenten der nicht-öligen Emulsion,
Lecithin(e), Gallensalze und Cholesterol, ist vorzugsweise in einer
Menge von 2 bis 15 % (Gew./Vol.), bezogen auf die nicht-ölige Emulsion, vorhanden.
Besonders bevorzugt liegen die Komponenten der Mischung in einem
Gewichtsverhältnis von
2:1:1 (Lecithin : Gallensalz : Cholesterol) vor.
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Vorzugsweise macht die Summe der
Mengen von Lecithinen, Gallensalzen und Cholesterol 6 bis 30 % (Gew./Vol.)
der nicht-öligen
Emulsion aus.
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Des weiteren umfasst die Zusammensetzung
für die
transdermale Verabreichung therapeutisch wirksamer Substanzen und/oder
Nährstoffe
in einer bevorzugten Ausführungsform
eine organische Schwefelverbindung.
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Die organische Schwefelverbindung
ist vorzugsweise in einer Menge von 2–30 % (Gew./Vol.) und besonders
bevorzugt in einer Menge von 4–25
% (Gew./Vol.), bezogen auf die nicht-ölige Emulsion vorhanden.
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Die organische Schwefelverbindung
wird vorzugsweise aus der Gruppe ausgewählt, die Dimethylsulfoxid,
Methylsulfonylmethan (MSM), 2,3-Dimethylsulfolan und 2,4-Dimethylsulfolan
und Natriumlaurylsulfat umfasst, wobei MSM besonders bevorzugt wird.
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Das US Patent Nr.
6,183,758 offenbart eine Creme, die
von der Haut absorbiert wird, umfassend eine Kombination aus zwei
getrennten Lösungen. Die
erste Lösung
besteht aus Wasser, MSM und Harnstoff. Die andere Lösung enthält Propylenglykol und
ein Medikament oder eine molekulare organische Verbindung, wie ein
Steroid, Alkaloid oder einen Nährstoff.
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Die Zusammensetzung zur transdermalen Verabreichung
von aktiven Verbindungen gemäß der vorliegenden
Erfindung hat universelle Anwendungsmöglichkeiten und kann als Grundlage
für die
Herstellung von Medikamenten zur transdermalen Verabreichung von
Molekülen
und Wirkstoffen wie nicht-steroidale anti-inflammatorische Wirkstoffe (NSAIDs),
zum Beispiel Ibuprofen, dienen. Die Zusammensetzung ist besonders
geeignet, die Permeation von Polypeptiden mit einem Molekulargewicht von
bis zu 7000 Dalton und/oder ionischen Substanzen zu unterstützen.
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Beispiele für Polypeptide, die mit Hilfe
der erfindungsgemäßen Zusammensetzung über die
Haut verabreicht werden können,
sind Insulin, Glucagon, Calcitonin und verschiedene andere Peptidhormone.
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Für
einen Übersichtsartikel über den
Transport von Peptid- und Proteinwirkstoffen über die absorbierenden intestinalen,
buccalen, nasalen und pulmonaren Membranen, ebenso wie transdermale Penetration
siehe Verhoef, J. C., Eur. J. Drug Metab. Pharmacokinet., 15(2):
83–93
(1990).
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Beispiele für ionische Substanzen, die
mit Hilfe der erfindungsgemäßen Zusammensetzung über die
Haut verabreicht werden können,
sind Eisen(II)-fumarat, Eisen(II)-sulfat, Eisen(II)-glutamat, Calcium-,
Zink- und verschiedene andere Ionen.
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Insbesondere Insulin ist sehr wichtig
für die Behandlung
von Diabetes Mellitus, einem ernsten pathologischen Zustand, der
die vierthäufigste
Todesursache in den Vereinigten Staaten darstellt. Diabetes Mellitus,
aufgrund einer unzureichenden Insulinsekretion oder Fehlen von Insulin,
ist weit verbreitet. Die Behandlung dieser Krankheit (insbesondere bei
ernsten Zuständen)
durch Injektionen oder Infusion von Insulin erfolgt hauptsächlich über den
subkutanen Weg und zu einem geringeren Maß über den intravenösen oder
intramuskulären
Weg. Diese Verfahren der Verabreichung haben den Nachteil, dass sie,
einmal gegeben, nicht wieder zurückgenommen werden
können,
beispielsweise bei Fällen
von Hypoglykämie
oder anderen widrigen Wirkungen. Es ist wichtig anzumerken, dass
bis zu 7 % der Todesfälle bei
insulinabhängigen Diabetikern
der Hypoglykämie zugeschrieben
wurden. Obwohl sukutane Insulinersatztherapien unzählige Leben
gerettet haben, wurde in den vergangenen Jahren deutlich, dass diese nichtphysiologische
Insulingabe weit davon entfernt ist, optimal bei der Vorbeugung
kardiovaskulärer
und neurologischer Komplikationen zu sein, die mit der Erkrankung
zusammenhängen.
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So würde es ein großer Vorteil,
Insulin transdermal zu verabreichen (und weiterhin auch andere Proteine
und Polypeptide) darin liegen, dass ein transdermales Pflaster im
Fall von schädlichen
Wirkungen, die sich bei einem Patienten einstellen, unverzüglich entfernt
werden kann. Darüber
hinaus ist die transdermale Verabreichung eine annehmlichere und
benutzerfreundlichere Art der Wirkstoffgabe verglichen mit beispielsweise
der täglichen
Injektion, die im Fall von Insulin gegenwärtig klinisch weit verbreitet
angewendet wird. Intensive Forschung zur Verabreichung von Insulin,
entweder transdermal oder über
andere Wege, hat bislang nicht zu einer praktikablen und einfachen
klinischen Anwendung geführt.
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Verschiedene Methoden zur Verabreichung von
Insulin über
die Haut wurden getestet und in der Literatur beschrieben. Zum Beispiel
die Ultraschall-Vibrationsmethode, die an haarlosen Mäusen, die
in ein Bad aus neutralem wässrigen
Insulin eingetaucht waren, getestet wurde; dazu: Tachibana, K. et al.,
J Pharm. Pharmacol., 43(4): 270–1
(1991). Die Verwendung verschiedener Insulin-Emulsionen zur Behandlung
von Kaninchen oder zuckerkranken Ratten wurde von Skichiri, M. et
al., in Diabetologica, 10: 317–21
(1974) und in Diabetes, 24: 971 (1975) beschrieben. Transdermale
Verabreichung von Insulin bei Mäusen
durch die Verwendung von Lecithin-Vesikeln als Träger wurde
kürzlich
von Guo, J. et al., Drug Deliv., 7(2): 113–116 (2000) beschrieben. Viele
weitere Beispiele, von denen bis jetzt keines zu einer praktikablen
Lösung
führte,
wurden in der frei zugänglichen
Literatur beschrieben.
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Unter Bezug auf die angefügten Figuren
wird dargestellt, dass die erfindungsgemäße Grundlage für transdermale
Formulierungen (im Folgenden als PTF (= Platform for Transdermal
Formulations) bezeichnet) ein sicherer und wirkungsvoller Weg zur Verabreichung
von Medikamenten über
die Haut eines Patienten ist. Insbesondere erlaubt die erfindungsgemäße PTF ionische
Substanzen und Peptidhormone rasch über die Haut des Patienten
zu verabreichen.
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1:
Die Wirkung der neuen Insulin-PTF auf den Glucosegehalt des Plasmas
bei einem gesunden Probanden.
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2:
Die Wirkung der neuen Insulin-PTF auf die Glucosekonzentration des
Plasmas (prozentuale Änderung
vom Ausgangswert) bei einem gesunden Probanden nach Belastung mit
75 g Zucker, mit und ohne Insulin-Pflaster.
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3:
Die Wirkung einer unmittelbaren Verabreichung des neuen Insulin-PTF
auf den Glucosegehalt des Plasmas bei einem Typ II Diabetiker.
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4:
Die Wirkung von zwei verlängerten Anwendungen
der neuen Insulin-PTF auf den Glucosegehalt des Plasmas bei einem
Typ II Diabetiker.
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5:
Die Wirkung von Glucagon in der neuen PTF auf den Glukosegehalt
des Plasmas (prozentuale Änderung
gegen Zeitpunkt Null) bei einem gesunden Probanden nach Belastung
mit 75 g Zucker.
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6:
Die Wirkung eines Eisen(II)-sulfat enthaltenden Pflasters, an die
Ohren von Kälbern
angebracht, auf die Eisen(II)-Konzentration in ihrem Plasma.
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7:
Die Wirkung eines Ibuprofen enthaltenden Pflasters, angebracht an
die Haut von Kaninchen, auf deren Ibuprofen-Konzentration im Plasma.
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Die Wirkung, Sicherheit und universelle
Anwendbarkeit der erfindungsgemäßen PTF
wird durch Beispiele veranschaulicht. Verständlicherweise schränken diese
Beispiele die vorliegende Erfindung in keiner Weise ein.
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Beispiel 1
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Ein Pflaster der neuen PTF wurde
mit einer erfindungsgemäßen Emulsion
getränkt,
die eine nicht-ölige
Emulsion, MSM und Insulin (Formulierung I) umfasst. Das Pflaster
wurde einem gesunden Probanden angelegt, nachdem dessen Glukose-Ausgangsspiegel
festgestellt worden war. Der Glukose-Ausgangsspiegel wurde mit ungefähr 102 mg/dl (mg%)
bestimmt. Nachfolgend wurden die Glucosegehalte im Blut etwa halbstündlich gemessen. 1 zeigt, dass die Glucosekonzentration
im Blut um etwa 5 bis 8 % reduziert wurde.
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Solch eine moderate Abnahme der Glucosekonzentration
im Blut könnte
auch einem Rückkopplungsmechanismus
zugeschrieben werden, der die Synthese und Sekretion von endogenem
Insulin verringert. Dieses Ergebnis demonstriert die Sicherheitsqualität der transdermalen
Anwendung von Insulin mittels der erfindungsgemäßen nicht-öligen Emulsion, weil es unwahrscheinlich
ist, dass es zu einer Hypoglykämie
auf Grund einer unbeabsichtigten Benutzung eines Insulin-Pflasters
auf Basis der erfindungsgemäßen Grundlage
für transdermale
Formulierungen kommt.
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Beispiel 2
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Die Grundlage für transdermale Formulierungen,
die Insulin in der spezifischen nicht-öligen Emulsion (Formulierung
I) enthält,
zeigte keine große Wirkung
auf den Glucosegehalt des Blutes, wenn sie bei einem normalen gesunden
Probanden angewendet wurde (Beispiel 1). Um die Wirksamkeit der
erfindungsgemäßen Grundlage
für transdermale
Formulierungen zu zeigen, wurde sie bei einem anderen Probanden
weiter getestet, der mit 75 g Zucker belastet wurde. Nach Festlegen
des Glucose-Ausgangsspiegels des gesunden Freiwilligen wurde der Proband
mit 75 g in Wasser gelöstem
Zucker belastet. Die Blut-Glucosewerte wurden für die folgenden zwei Stunden
beobachtet. In einem weiteren Experiment mit demselben Probanden
im Abstand von mindestens einer Woche wurde das PTF-Pflaster, getränkt mit
der Emulsion gemäß Formulierung
I, für eine
halbe Stunde angewendet (2)
und dann dem Probanden eine identische Zuckerbelastung von 75 g,
gelöst
in Wasser, angeboten.
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Wie in 2 zu
sehen ist, war die Fläche
unterhalb der Kurve für
die Glucosekonzentration über die
Zeit (bei der der Ausgangsspiegel den Wert von 100 % zugeschrieben
bekam) bei der Zuckerbelastung nach Anwendung des Insulin-Pflasters
etwa 50 % kleiner, verglichen mit der Fläche nach einer Kontrollbelastung
mit Zucker.
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Beispiel 3
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Ein zu Beispiel 2 vergleichbares
Experiment wurde mit demselben gesunden Probanden wiederholt, mit
der Änderung,
dass MSM aus der nicht-öligen
Emulsion weggelassen wurde (
2, Formulierung
II). Ein Pflaster, das mit der nicht-öligen Emulsion aus Lecithinen,
Gallensalzen und Cholesterol, enthaltend Insulin, getränkt worden
war, wurde bei dem Probanden angewendet. Fast eine Stunde später wurde
der Proband mit 75 g Zucker, in Wasser gelöst, belastet. Die Blut-Glukosewerte
wurden für
anderthalb Stunden beobachtet. Das PTF-Pflaster wurde entfernt;
zu diesem Zeitpunkt war der Proband zu etwa 20 % hypoglykämisch, verglichen
mit seinem eigenen Ausgangsspiegel. Wie 2 zeigt, war die Fläche unter der Kurve für die Glucosekonzentration über die
Zeit ähnlich
zu der für
Formulierung I und signifikant kleiner als die Fläche unter
der Kurve für
die Kontrollbelastung mit Zucker. In diesem spezifischen Fall funktionierte
die nicht-ölige
Emulsion ohne MSM fast genauso gut wie die mit MSM.
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Beispiel 4
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Ein PTF-Pflaster wurde mit einer
erfindungsgemäßen Emulsion,
umfassend eine nicht-ölige Emulsion,
MSM und Insulin (Formulierung I) getränkt. Das Pflaster wurde bei
einem Typ II Diabetiker angewendet, der regelmäßig mit einem Biguanid-Wirkstoff
(Metforminhydrochlorid, 850 mg t.i.d.) und einem Sulfonylharnstoff-Wirkstoff
(Repaglimid, 2 mg t.i.d.) behandelt wurde, ohne Insulinbehandlung. Am
Morgen des Testes hatte der Proband keine medikamentöse Behandlung
erfahren und begann mit einer Glukose-Ausgangskonzentration von
etwa 184 mg/dl. Nach Anlegen des Pflasters nahm die Glucosekonzentration
während
der nächsten
drei Stunden allmählich
um 23 % ab (siehe 3).
Zu diesem Zeitpunkt wurde das PTF-Pflaster entfernt. Während der nächsten Stunde
wurde eine weitere Abnahme der Blut-Glukose um 3 % beobachtet, was
auf einem Insulin-Depot in der Haut beruhen könnte. Eine Stunde später jedoch,
nach Aufnahme von etwas Nahrung, stieg der Gehalt wieder auf die
hohen Anfangswerte an. In diesem Stadium nahm der Proband seine
reguläre
Medikamentenbehandlung wieder auf.
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Diese experimentellen Daten demonstrieren eindeutig
die Wirksamkeit der Grundlage für
transdermale Formulierungen bei der transdermalen Verabreichung
von Insulin.
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Beispiel 5
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In zwei Experimenten, zu zwei unterschiedlichen
Gelegenheiten, wurde ein anderer Typ II Diabetiker für einen
ganzen Tag mit einer verlängerten
Anwendung eines Pflasters mit der PTF, getränkt mit einer erfindungsgemäßen Emulsion,
umfassend eine nicht-ölige
Emulsion, MSM und Insulin, behandelt. Der Proband wurde regelmäßig mit
einem Sulfonylharnstoff-Medikament
(Glibenclamid, 5 mg b.i.d.) ohne Insulin-Behandlung behandelt. An
den Testtagen nahm er keine Medikamente und begann mit Glucose-Ausgangsspiegeln
im Bereich von 240 bis 260 mg/dl. Vier bis acht Stunden nach Anlegen
des Pflasters waren seine Glukose-Werte im normalen Bereich (siehe 4). Nach jedem Experiment,
nach einem Tag Behandlung mit dem Pflaster, berichtete der Proband
von Glukosewerten um 150 mg/dl mit seiner üblichen Wirkstofftherapie.
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Beispiel 6
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Die Universalität der erfindungsgemäßen nicht-öligen Emulsion
für die
Induktion der Hautpenetration von Peptiden wird mit einem anderen
Beispiel verdeutlicht. Glucagon ist ein 3,5 kDa großes Peptid, dessen
hohe Werte bekanntermaßen
die Glykolyse inhibieren und Gluconeogenese stimulieren. Es wird in
der Leber, der Niere und im Plasma intensiv abgebaut und daher beträgt seine
Halbwertszeit 3 bis 6 Minuten. Um die Penetration von Glucagon durch
die Haut zu demonstrieren, wurde das folgende Experiment bei einem
gesunden Freiwilligen durchgeführt. Bei
zwei unterschiedlichen Gelegenheiten wurde die prozentuale Änderung
der Glukose im Plasma, verglichen mit der zum Zeitpunkt Null (Zeitpunkt
der Zuckerbelastung), nach 75 g Zuckerbelastung bei dem gleichen
Freiwilligen verfolgt, mit und ohne Glucagon-PTF (45 Minuten vor
der Zuckerbelastung angelegt). Die Anwendung des Pflasters verlängerte die Dauer
der Abnahme der Glucosekonzentration dramatisch, die nur nach Entfernen
des Pflasters schnell zurück
ging (siehe 5).
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Beispiel 7
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Die nicht-ölige Emulsion in der erfindungsgemäßen PTF
ist sehr wirksam bei der Verstärkung
der Penetration von Ionen über
die Haut, wie im folgenden Beispiel gezeigt wird.
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Die Bioverfügbarkeit von Eisen und ungünstigen
Wirkungen seiner oralen Verabreichung sind eine Quelle andauernder
Bedenken, siehe zum Beispiel Thorand, B. et al., Southeast Asian
J. Trop. Med. Public Health, 24(4): 624–30 (1993). Die Verabreichung
von Eisen wurde, unter anderem, bei Kälbern untersucht, siehe zum
Beispiel Geisser, P. et al., Arzneimittelforschung, 41(1): 32–37 (1991).
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Ein Pflaster der neuen PTF wurde
mit einer erfindungsgemäßen Emulsion,
umfassend eine nicht-ölige
Emulsion, MSM und Eisen(II)-sulfat (die Salzkonzentration sollte
auf einen Bereich von 10–20 %
eingestellt werden). Das Pflaster wurde an die Ohren von drei Kälbern angelegt,
deren durchschnittliche Eisen(II)-Konzentration im Plasma 245 μg/dl betrug.
Nach 3,5 Stunden erreichte die Eisen(II)-Konzentration im Plasma
einen Wert von 410 μg/dl
(siehe 6). Eisen(II)-Werte
im Plasma gingen nach Entfernen des Pflasters (4,6 Stunden nach
Anwendung) schnell zurück.
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Beispiel 8
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Die PTF ist offensichtlich auch in
der Lage, die Penetration von kleinen Molekülen und Wirkstoffen durch die
Haut zu induzieren. Das nicht-steroidale anti-Rheumatikum Ibuprofen
wurde, wie viele andere Wirkstoffe, auf seine perkutane Bioverfügbarkeit hin
untersucht, siehe zum Beispiel Kleinbloesem, C.H, et al., Arzneimittelforschung,
45(19): 1117–21 (1995).
Ein Polster mit der neuen PTF mit der nicht-öligen Emulsion, enthaltend
Ibuprofen-Hydrochlorid wurde an der Haut von drei Kaninchen angebracht
(siehe 7).
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Eine Einstellung von Plasma-Werten
auf eine bevorzugte therapeutische Konzentration (um 10 μg/ml) kann
einfach durch Veränderung
der Ibuprofen-Konzentration in der Mischung und /oder der Größe des Pflasters
erreicht werden, wie es übliche Praxis
bei transdermalen Pflastern ist.
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Die erfindungsgemäße nicht-ölige Emulsion stellt eine Grundlage
für transdermale
Formulierungen zur Verfügung,
die universell anwendbar sind und die Herstellung von Medikamenten
zur transdermalen Verabreichung von kleinen Molekülen, ionischen
Verbindungen und/oder Polypeptiden mit einem Molekulargewicht von
bis zu 7000 Dalton ermöglicht.