DE10220175C1 - Messverfahren und Anordnung zum Erfassen der Nachgiebigkeit eines Gleises - Google Patents
Messverfahren und Anordnung zum Erfassen der Nachgiebigkeit eines GleisesInfo
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Abstract
Die Erfindung dient dem Ziel, ein Messverfahren und eine Anordnung zum Erfassen der Nachgiebigkeit eines Gleises zu schaffen, mit denen eine lückenlose kontinuierliche Erfassung der Nachgiebigkeit von Gleisen in Gemeinsamkeit mit Messungen zur geometrischen Gleislage mit hoher Messgeschwindigkeit bis hin zur Streckenhöchstgeschwindigkeit ausführbar sind, wobei die dafür erforderlichen Messsysteme auf Messfahrzeugen nach Regelbauart installiert sind. DOLLAR A Die Erfindung nutzt dazu ein erstes Messsystem für Messungen der Vertikallage sowie der Horizontallage der Schienen beidseitig eines Gleises in unmittelbarer Nähe der Radaufstandspunkte eines zu einem Messfahrzeug gehörenden Radsatzes unter Last. Dazu werden Messköpfe in vertikaler und horizontaler Anordnung verwendet, die sich an einem Messrahmen befinden, der quasistarr mit den Achslagern verbunden ist. Für die Messungen der Vertikallage und der Horizontallage ohne eine Last wird ein zweites Messsystem vorzugsweise in der Mitte des Messfahrzeuges verwendet, das sich an einem Systemträger befindet, der über mechanische Ausgleichseinrichtungen verfügt, welche die dort installierten vertikal und horizontal angeordneten Messköpfe bei Translations- und Rotationsbewegungen des Fahrzeugrahmens während der Fahrt sowie beim Auswandern der Schienen in Bögen in entgegengesetztem Sinn stets so verschiebt, dass ein hinreichend konstanter Abstand zu den Schienen gewährleistet bleibt. Die Vertikallage und die Horizontallage der ...
Description
Die Erfindung betrifft ein Messverfahren und eine Anordnung zum Erfassen der
Nachgiebigkeit eines Gleises. Sie findet Anwendung zur Gleisdiagnose im
Rahmen von Gleisinspektions- beziehungsweise Gleismessfahrten und schafft
neben einer Beurteilung des geometrischen Gleiszustandes zugleich auch die Vor
aussetzungen für eine qualitative und quantitative Bewertung der Nachgiebigkeit des
Gleises.
Eisenbahngleise sind keine starren Gebilde. Aufgrund ihrer Nachgiebigkeit
erfahren sie unter vertikalen wie auch horizontalen Krafteinwirkungen der auf
diesen verkehrenden Schienenfahrzeuge elastische Verformungen in vertikaler
und horizontaler Richtung. Diese Nachgiebigkeit der Gleise ist eine wichtige
Eigenschaft desjenigen Systems, das Schienenfahrzeuge und Gleise miteinan
der eingehen. Ein starres System würde gegenüber einem elastischen zu un
zulässig hohen dynamischen Beanspruchungen sowohl am Gleis wie auch an
den Schienenfahrzeugen führen. Schienenfahrzeuge und Gleise müssen daher
hinsichtlich ihrer elastischen Eigenschaften und Dämpfungen eng aufeinander
abgestimmt sein.
Die Nachgiebigkeit eines Gleises setzt sich aus den Nachgiebigkeiten aller
Komponenten des Gleisbaus zusammen. Das betrifft den Ober- und Unterbau
ebenso wie den Untergrund. Neben den Schienen liefern insbesondere die
Schienenbefestigungen, Zwischenlagen, Schwellen, die Bettung und das Pla
num Anteile zur Gleisnachgiebigkeit.
An bestimmten Orten oder Abschnitten des Gleises kann sich die Nachgie
bigkeit im Laufe der Zeit verändern. Dabei treten langsame und schnelle Ände
rungen auf. Langsame Änderungen können insbesondere durch Alterungspro
zesse an den Komponenten des Gleisbaus verursacht werden, während
schnelle Änderungen vorwiegend durch wechselnde klimatische Einwirkungen
oder durch bauliche Änderungen entstehen. Weiterhin existieren Variationen in
der Nachgiebigkeit entlang des Gleisverlaufes, beispielsweise infolge unter
schiedlicher Gleisbautechnologien, oder wenn im Streckenverlauf unterschiedli
che geologische Untergrundverhältnisse auftreten. Hinzu kommen Inhomoge
nitäten in der Nachgiebigkeit durch örtliche Störungen. Hierzu zählen Übergän
ge, partielle Schwellen-Hohllagen oder auch ein Wechsel von neu durchgear
beiteten zu gealterten Gleislage-Abschnitten und umgekehrt.
Ein sich im Gleis fortbewegendes Schienenfahrzeug ist immer zwei ver
schiedenartigen Anregungsmechanismen unterworfen, die für das Auftreten von
dynamischen Kräfte zwischen den Rädern des Schienenfahrzeuges und dem
Gleis verantwortlich sind. Das sind zum einen Anregungen durch den Verlauf
der Gleisgeometrie selbst einschließlich vorhandener Gleislagefehler. Zum an
deren sind dies Anregungen durch die Nachgiebigkeit der Gleise und im Be
sonderen die dynamischen Effekte durch unterschiedliche aufeinanderfolgende
Nachgiebigkeiten im Gleisverlauf, die bei starken Änderungen beträchtliche und
sogar bedrohliche Ausmaße annehmen können. Im Zuge von Maßnahmen zur
Gleispflege und Gleisinstandhaltung kommt es demnach darauf an, neben dem
Erkennen von geometrischen Gleislagefehlern auch den Verlauf der Gleisnach
giebigkeit durch Messungen zu ermitteln, um diesen durch geeignete Maßnah
men in einem vorgegebenen Toleranzbereich gewährleisten oder wiederher
stellen zu können.
Zur Lösung dieser Aufgabenstellung ist es nach dem Stand der Technik be
kannt, insbesondere auf dem Wege von Messfahrten kontinuierlich und berüh
rungslos die Lage der Schienen über deren Profilverlauf beidseitig des Gleises
zu ermitteln und aufzuzeichnen. Anschaulich werden Messvorrichtungen und
Verfahren hierfür in den Schriften DE 34 41 092 C2 sowie DE 195 31 336 C2
beschrieben. Als Bezugssystem kommt dabei eine kreiselstabilisierte inertiale
Plattform auf dem Messfahrzeug zum Einsatz, deren Lage in einem absoluten
Koordinatensystem bestimmbar ist. Gleichzeitig mit der Lage der inertialen
Plattform wird die vertikale und horizontale Position der Schienen relativ zu
dieser mit Abstandssensoren am Schienenkopf - durch sogenannte Messköpfe
in vertikaler und horizontaler Anordnung - möglichst nahe am Radaufstands
punkt eines Radsatzes gemessen. Nach der DE 195 31 336 C2 kommt für Mes
sungen in der vertikalen und horizontalen Ebene das Verfahren der optischen
Triangulation zur Anwendung. Um Fehler bei den Abtastmessungen an den
naturgemäß gewölbten und geneigten Oberflächen der Schienenköpfe infolge
von Translationsbewegungen des Schienenfahrzeuges auszugleichen, wird au
ßerdem eine orthogonale optische Nachführung sowohl der vertikalen als auch
der horizontalen Messanordnung vorgesehen. Dabei wird ein Lichtstrahl für die
vertikale Antastung der Schiene in horizontaler Richtung in Abhängigkeit vom
Ausgangssignal des horizontalen Messsystems und umgekehrt ein Lichtstrahl
für die horizontale Antastung in vertikaler Richtung mit dem Ausgangssignal
des vertikalen Messsystems angesteuert. Hierdurch wird erreicht, dass die An
tastspuren für die vertikalen und für die horizontalen Messungen stets geradli
nig und beispielsweise in der Mitte des Schienenkopfes verlaufen.
Nach einer anderen Lösung, die in DE 200 21 678 beschrieben ist, wird ein
Messrahmen als Bezugsbasis verwendet, der zur Bestimmung seiner Lage und
seines Winkels in einem absoluten Koordinatensystem eine Kombination aus
dem differentiell arbeitendem Ortungssystem DGPS mit einem inertialen Navi
gationssystem INS nutzt. Es werden damit Genauigkeiten im Millimeterbereich
erreicht. Relativmessungen der Schienenköpfe in Bezug zu der Messplattform
werden durch Ultraschallmessköpfe vorgenommen. Ein orthogonales Nachfüh
ren der Messköpfe zur Gewährleistung geradliniger Antastspuren erfolgt dabei
nicht.
Mit den beschriebenen Verfahren und Messanordnungen ist es bekannt, die
Lage der Schienen in unmittelbarer Nähe zum Radaufstandspunkt und somit
unter der Last eines in bestimmungsgemäßer Weise beaufschlagten Radsatzes
zu messen. Verfahrenslösungen zur Bestimmung der Nachgiebigkeit des Glei
ses machen es indessen erforderlich, dass ein weiteres Mal am selben Mess
punkt und unter Verwendung vergleichbarer Messanordnungen die Lage der
Schienen dann gemessen wird, wenn diese nicht durch eine Last beaufschlagt
werden. Erst so wird es möglich, über die Längendifferenz der Einsenkungen
aus den Messungen mit und ohne Last und unter Bezugnahme auf die Größe
derselben die Gleisnachgiebigkeit wertmäßig zu beschreiben. Zur Messung der
dabei jeweils einwirkenden Last wird zweckmäßigerweise auf die Verwendung
von bekannten Messradsätzen nach dem Stand der Technik zurückgegriffen.
Um zusätzlich zur Lage der Schienen unmittelbar am Radaufstandspunkt und
somit unter Last auch die Lage der Schienen ohne Last ermitteln zu können, ist
es bekannt, Messfahrzeuge mit dafür speziell hergerichteten Laufachsen einzu
setzen. Dabei handelt es sich um Laufachsen, die unter dem Messfahrzeug
zumeist mittig angeordnet sind und in solcher Weise lediglich geführt werden,
dass sie nur sehr geringe Lasten auf die Schienen übermitteln. An den Lauf
achsen befinden sich Messanordnungen, die denjenigen an den Rädern des
belasteten Radsatzes entsprechen. Nachteilig an Messfahrzeugen dieser Art ist
indessen, dass diese einen größeren Herstellungsaufwand bedingen und auf
grund ihrer speziellen Bauform zudem als Sonderfahrzeuge eingestuft sind,
wodurch sie besonderen betrieblichen Einschränkungen unterliegen.
Zur Lösung der Messaufgabe ist es weiterhin bekannt, zwei Messfahrzeuge
für das Ausführen von Messfahrten miteinander zu verbinden. Von diesen bei
den Messfahrzeugen weist das erstere eine hinreichend hohe, zumindest aber
eisenbahntypische Masse auf, während im zweiten Messfahrzeug spezielle
Maßnahmen getroffen werden, um dessen Masse soweit wie möglich zu redu
zieren. Von dem ersten Messfahrzeug werden nun die Funktionen zur Messung
der Gleislage unter belasteten Radsätzen wahrgenommen. Das zweite Mess
fahrzeug dagegen nimmt die Gleislage unter weitgehend entlasteten Radsätzen
auf. Beide Messfahrzeug weisen dazu Messanordnungen nach dem bekannten
Stand der Technik auf. Nachteilig an dieser Technologie ist dagegen, dass
weiterhin spezielle Messfahrzeuge außerhalb der Regelbauart benötigt werden.
Die Masse des als leicht eingesetzten Messfahrzeuges lässt sich darüber hin
aus nur bis zu einem Mindestmaß reduzieren. Die entsprechenden Messungen
können somit nicht gänzlich ohne Last durchgeführt werden.
Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, ein Messverfahren und eine Anord
nung zum Erfassen der Nachgiebigkeit eines Gleises zu schaffen, mit denen eine lü
ckenlose kontinuierliche Erfassung der Nachgiebigkeit von Gleisen in Gemeinsamkeit
mit Messungen zur geometrischen Gleislage mit hoher Messgeschwindigkeit bis hin zur
Streckenhöchstgeschwindigkeit ausführbar sind, wobei die dafür erforderlichen Mess
systeme auf Messfahrzeugen nach Regelbauart installiert sind.
Diese Aufgabe wird in Verbindung mit dem Oberbegriff des Hauptanspruches erfin
dungsgemäß gelöst, indem von einem ersten Messsystem Messungen der Vertikallage
sowie der Horizontallage der Schienen beidseitig eines Gleises in unmittelbarer Nähe
der Radaufstandspunkte eines zu einem Messfahrzeug gehörenden Radsatzes unter
Last erfolgen, wozu Messköpfe in vertikaler und horizontaler Anordnung verwendet
werden, die sich an einem Messrahmen befinden, der quasistarr mit den Achslagern
verbunden ist. Für die Messungen der Vertikallage und der Horizontallage ohne eine
Last wird ein zweites Messsystem vorzugsweise in der Mitte des Messfahrzeuges ver
wendet, das sich an einem Systemträger befindet, der über mechanische Aus
gleichseinrichtungen verfügt, welche die dort installierten vertikal und horizontal ange
ordneten Messköpfe bei Translations- und Rotationsbewegungen des Fahrzeugrah
mens während der Fahrt sowie beim Auswandern der Schienen in Bögen in entgegen
gesetztem Sinn stets so verschiebt, dass ein hinreichend konstanter Abstand zu den
Schienen gewährleistet bleibt. Die Vertikallage und die Horizontallage der Schienen
werden an dem zweiten Messsystem gemessen, wenn sich das Messfahrzeug konti
nuierlich jeweils um eine halbe Länge fortbewegt hat, und die Messköpfe sich somit
dann an dem vorher unter Last bestimmten Messpunkt befinden, wenn eine Einsen
kung der Schienen infolge des Nachlassens der Last wieder abgeklungen ist.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß weiterhin gelöst, indem als ortsfeste Be
zugsbasis ein kreiselstabilisiertes Inertialsystem in einem absoluten Koordina
tensystem verwendet wird, und die vertikalen sowie horizontalen Positionen der
Schienen zur Bezugsbasis mittels optischer Triangulation an den vertikal und
horizontal angeordneten Messköpfen bestimmt werden.
Mit der gefundenen erfindungsgemäßen Anordnung und dem erfindungsge
mäßen Verfahren wird es ermöglicht, unabhängig voneinander die Vertikallage
und die Horizontallage der Schienen mit Last und ohne Last für jeweils densel
ben Messpunkt zu ermitteln, daraus Längendifferenzen der Vertikallagen und
der Horizontallagen mit und ohne Last zu bestimmen und aus dem Verhältnis
dieser Längendifferenzen zu der Größe der Last einen Wert über die Nachgie
bigkeit des Gleises abzuleiten. Die Last setzt sich dabei in der Vertikalrichtung
aus einem statischen Anteil, der der Radsatzlast entspricht, zusammen sowie
aus einem dynamischen Anteil. In der Horizontalrichtung besteht die Last aus
einem statischen Anteil, der dem Formschluss der Rad-Schiene-Kontaktfläche
entspricht und aus einem dynamischen Anteil der Horizontalkraft.
Nach einer vorteilhaften Ausgestaltungsform der Anordnung befinden sich
die an beiden Messsystemen jeweils für die Messung der Vertikallage angeord
neten Messköpfe stets oberhalb der Schienenoberkante der Schienen, während
die Messköpfe für die Messung der Horizontallage so angeordnet sind, dass
diese immer im Spurkranzschatten eines Rades bleiben. Die Messköpfe befin
den sich dadurch immer nahe genug an den Schienen und können andererseits
nicht durch Anlaufen an Hindernisse zerstört werden.
Besonders nützlich für die Anwendung der Erfindung ist es, optische Nach
führeinrichtungen der bekannten Art für die vertikalen und horizontalen Mess
köpfe vorzusehen. So wird der Lichtstrahl für die vertikale Antastung der Schie
nen in horizontaler Richtung in Abhängigkeit vom Ausgangssignal des horizon
talen Messsystems und der Lichtstrahl für die horizontale Antastung der Schie
nen in vertikaler Richtung mit dem Ausgangssignal des vertikalen Messsystems
angesteuert. Dadurch verlaufen die Antastspuren für die vertikalen und für die
horizontalen Messungen immer geradlinig.
Die Erfindung sieht weiterhin vor, dass die Ausgleichseinrichtungen am
zweiten Messsystem, welches zur Messung der Schienenlagen ohne Last dient,
über mechanische Einrichtungen zum horizontalen Ausgleich und über mecha
nische Einrichtungen zum vertikalen Ausgleich an den Messköpfen zur Mes
sung der Vertikallage und an den Messköpfen zur Messung der Horizontallage
und außerdem über Einrichtungen zum Rollwinkelausgleich verfügen.
Der besondere Vorteil der Erfindung besteht darin, dass mit ihrer Anwendung
die Gleisnachgiebigkeit im Rahmen von Gleisinspektionsfahrten lückenlos und
kontinuierlich erfassbar ist, und unmittelbar mit der Beurteilung der geometri
schen Gleislage einhergehen kann. Durch eine Verwendung von Messfahrzeu
gen nach Regelbauart kann dabei eine hohe Messgeschwindigkeit bis hin zur
Streckenhöchstgeschwindigkeit gefahren werden.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in den Zeichnungen dargestellt und
wird im folgenden näher erläutert. Es zeigen
Fig. 1 das Messprinzip zur Messung der Nachgiebigkeit eines Gleises,
Fig. 2 eine schematische Anordnung des ersten und zweiten Messsystems
auf einem Messfahrzeug in der Längsansicht,
Fig. 3 eine schematische Darstellung des ersten Messsystems zur
Messung der Gleislage unter Last im Querschnitt und
Fig. 4 eine schematische Darstellung des zweiten Messsystems zur
Messung der Gleislage ohne Last im Querschnitt.
Gemäß der Fig. 1 weist ein Messfahrzeug 3 ein erstes Messsystem 1 sowie
ein zweites Messsystem 2 auf. Nach bekannten inertialen Messverfahren wird
von einer inertialen Bezugsbasis 4 aus mit dem ersten Messsystem 1 für jeden
Messpunkt x0 die Vertikallage z und die Horizontallage y von Schienen 5 un
mittelbar an den Radaufstandspunkten der beiden Räder eines Radsatzes 6
gemessen. Das erste Messsysteme 1 ist dazu mit Messköpfen 7 zur Messung
der Vertikallage z und der Horizontallage y der Schienen 5 eines Gleises aus
gestattet, die die reale Lage der Schienen 5 gegenüber der inertialen Bezugs
basis 4 ermitteln. Unter der Last der Radsätze 6 weisen die Schienen 5 dabei
vertikale Verschiebungen in Form von Einsenkungen sowie horizontale Ver
schiebungen infolge des kraftbelasteten Formschlusses der Rad-Schiene-
Kontaktfläche gegenüber den unbelasteten Abschnitten des Gleises auf. Als
unbelasteter Abschnitt gilt neben den Bereichen vor und hinter dem Messfahr
zeug 3 auch der Bereich der Schienen 5 etwa in der Mitte des Messfahrzeuges
3. Dort befindet sich das zweite Messsystem 2, welches ebenfalls mit Mess
köpfen 7 zur Messung der Vertikallage z und der Horizontallage y der Schienen
5 versehen ist, die die reale Lage gegenüber der inertialen Bezugsbasis 4 er
mitteln. Mit dem zweiten Messsystem 2 werden die Messungen der Vertikalla
gen z und der Horizontallagen y der Schienen 5 wiederholt, wenn sich das
Messfahrzeug 3 um eine halbe Fahrzeuglänge vorwärts bewegt hat, wodurch
das zweite Messsystem 2 seinerseits an dem Messpunkt x0 angelangt ist.
Zur Erfassung und Beurteilung der vertikalen Nachgiebigkeit des Gleises
wird wie folgt vorgegangen: Man erhält zunächst aus den Messungen jeweils
für beide Schienen 5 des Gleises die Größe der Vertikallage zLast der Schie
nenoberkante unter dem Radaufstandspunkt. Dieser Radaufstandspunkt ent
spricht dem Messpunkt x0. Die Größe der Vertikallage zkeineLast für denselben
Messpunkt x0 wird ermittelt, wenn die Last wieder abgeklungen ist. Die Diffe
renzbildung der beiden Größen führt zu einem Wert für die Längendifferenz Δz
in der vertikalen Ebene.
Δz = zLast - zkeineLast
Die Längendifferenz Δz wird weiterhin in Bezug gesetzt zu der Größe der Last
Q, die nach bekannten Messverfahren beispielsweise mit einem Messradsatz
bestimmbar ist. Es ergibt sich somit ein Maß für die Nachgiebigkeit des Gleises
NV - respektive seiner beiden Schienen 5 - in der vertikalen Ebene.
Es wird dabei berücksichtigt, dass sich die Last Q zusammensetzt aus einer statischen
Radlast Q0 und einem dynamischen Anteil Qdyn.
Q = Q0 + Qdyn
Weil der dynamische Anteil Qdyn stets kleiner bleibt als die statische Radlast Q0, ist
die Last Q immer größer als Null, und der Quotient für die Nachgiebigkeit des Gleises
NV ist stetig definiert.
In entsprechender Weise analog wird bei der Erfassung und Beurteilung der hori
zontalen Nachgiebigkeit des Gleises, beziehungsweise der Schienen 5, verfahren. Man
erhält am Messpunkt x0 zunächst aus den Messungen jeweils für beide Schie
nen 5 des Gleises die Größe für die Horizontallage yLast der Schienenflanken
unter dem Radaufstandspunkt und sodann die Größe für die Horizontallage
ykeineLast für denselben Messpunkt x0, wenn die Last wieder abgeklungen ist. Die
Differenzbildung der beiden Größen führt zu einem Wert für die Längendiffe
renz Δz in der horizontalen Ebene.
Δy = yLast - ykeineLast
Die Längendifferenz Δy wird in Bezug gesetzt zur Größe der Querlast Y, die
ebenfalls mit einem bekannten Messradsatz bestimmbar ist, und ergibt somit
ein Maß für die Nachgiebigkeit des Gleises NH - respektive seiner beiden
Schienen 5 - in der horizontalen Ebene.
Dabei wird berücksichtigt, dass sich die in der horizontalen Ebene einstellende Querlast
Y zusammensetzt aus einem statischen Anteil, der Formschlusskraft YF, und einem
dynamischen Anteil Ydyn.
Y = YF + Ydyn
Die Formschlusskraft YF wirkt dabei wie eine Vorlast, sie muss eine endliche Größe
haben, damit der Zustand Y = 0 nicht auftreten kann.
Fig. 2 zeigt die Anordnung eines ersten und eines zweiten Messsystems 1 und 2
auf einem Messfahrzeug 3. Das Messfahrzeug 3 weist zwei Drehgestelle mit je zwei
Radsätzen 6 auf. Dem ersten Messsystem 1 sind Messköpfe 7 solcherart zugeordnet,
dass Messungen der Vertikallage z und der Horizontallage y der Schienen 5 in unmit
telbarer Nähe zu den Rädern des Radsatzes 6 möglich sind. Die Messköpfe 7 sind ge
mäß der Fig. 3 an einem Messrahmen 14 angeordnet, der sich mit Achslagern 15 des
Radsatzes 6 in einer quasistarren Verbindung befindet. Die in einer horizontalen und in
einer vertikalen Ebene angeordneten Messköpfe 7 sind mit Abstandssensoren nach
dem Messverfahren der optischen Triangulation ausgestattet, womit Messungen der
relativen Lagen der Schienen 5 gegenüber der inertialen Bezugsbasis 4 ermöglicht
werden. Das Messsystem 1 verfügt außerdem über Nachführeinrichtungen 13
an den in der vertikalen und in der horizontalen Ebene angeordneten Mess
köpfen 7. Durch die Nachführeinrichtungen 13 werden Lichtstrahlen zur Antas
tung der Schiene 5 in dem horizontal messenden Messkopf 7 und in dem verti
kal messenden Messkopf 7 so nachgeregelt, dass der vertikal messende Mess
kopf 7 stets auf einer frei wählbaren aber dann festen Antastlinie - beispiels
weise der Schienenmitte - den vertikalen Abstand des Messkopfes 7 von der
Schiene 5 erfasst, während der horizontal messende Messkopf 7 ebenfalls auf
einer frei wählbaren aber dann festen Antastlinie - beispielsweise 14 mm unter
der Schienenoberkante - den horizontalen Abstand zwischen der Schiene 5 und
dem Messkopf 7 bestimmt. Hierzu wird eine Stellgröße zur Nachregelung des
vertikal messenden Messkopfes 7 vom zugeordneten horizontal messenden
Messkopf 7 und die Stellgröße zur Nachregelung des horizontal messenden
Messkopfes 7 vom zugeordneten vertikal messenden Messkopf 7 ermittelt. Die
Messköpfe 7 sind so geformt, dass der für die Messung der Vertikallage z vor
gesehene Messkopf 7 stets oberhalb der Schienenoberkante der Schiene 5 in
Position bleibt, während der Messkopf 7 für die Messung der Horizontallage y
immer im Spurkranzschatten des Rades läuft.
Die für die Messungen der Vertikallage z und der Horizontallage y der Schie
ne 5 jeweils maßgebenden Größen werden aus Superposition der ermittelten
Abstandsmesswerte der Messköpfe 7 zur Schienenoberkante beziehungsweise
zur Schienenflanke mit denjenigen Längenwerten gewonnen, um die die Nach
führeinrichtungen 13 während der Messungen aus ihren Neutrallagen heraus
ausgelenkt werden.
Das erste Messsystem 1 und das zweite Messsystem 2 verfügen außerdem
über Lichtquellen 8 sowie Kameras 9, wobei sich die Kameras 9 zusammen mit
der inertialen Bezugsbasis 4 auf einer gemeinsamen Messplattform 10 befin
den. Wegaufnehmer 12 überwachen dabei den Abstand der Messplattform 10
gegenüber dem Fahrzeugrahmen 11, der beispielsweise infolge von Schwin
gungen des Messfahrzeuges 3 bestimmten Variationen unterliegt.
Das zweite Messsystem 2 ist etwa in der Mitte des Messfahrzeuges 3 ange
ordnet. Gemäß der Fig. 4 verfügt es ebenfalls über Messköpfe 7 für die Mes
sung der Vertikallage z und der Horizontallage y der Schienen 5. Der wesentli
che Unterschied gegenüber dem ersten Messsystem 1 besteht nun darin, dass
die Messköpfe 7 des zweiten Messsystems 2 nicht in der unmittelbaren Nähe
eines Radsatzes 6 angeordnet sind, sondern frei an den Schienen 5 entlang
gleiten. Für Messungen der relativen Lage der Schienen 5 gegenüber der inertialen
Bezugsbasis 4 in der vertikalen und in der horizontalen Ebene verfügen auch
diese Messköpfe 7 über Abstandssensoren nach dem Messverfahren der opti
schen Triangulation. Die Messköpfe 7 des zweiten Messsystems 2 sind jedoch
nicht an einem quasistarr mit den Achslagern 15 verbundenen Messrahmen 14
befestigt, sondern befinden sich an einem Systemträger 16, welcher beweglich
mit einer Traverse 19 am Fahrzeugrahmen 11 befestigt ist. Dieser verfügt über
Ausgleichseinrichtungen 17 für die in der vertikalen und in der horizontalen E
bene angeordneten Messköpfe 7. Mit den Ausgleichseinrichtungen 17 werden
die Translationsbewegungen des Fahrzeugrahmens 11 während der Fahrt sowie Be
wegungen beim Auswandern der Schienen 5 in Bögen und Weichen in entgegenge
setztem Sinn stets so ausgeglichen, dass ein hinreichend konstanter Abstand der in der
vertikalen und horizontalen Ebene angeordneten Messköpfe 7 zu den Schienen 5 ge
währleistet ist. Die Ausgleichseinrichtungen 17 werden von dem vertikal messen
den Messkopf 7 in horizontaler Richtung und von dem horizontal messenden
Messkopf 7 in vertikaler Richtung gesteuert. Der Systemträger 16 weist außer
dem einen Rollwinkelausgleicher 18 auf, der Rotationsbewegungen des Fahr
zeugrahmens 11 ausgleicht.
Die für die Messungen der Vertikallagen z und der Horizontallagen y der
Schienen 5 jeweils maßgebenden Größen werden aus der Superposition der
ermittelten Abstandsmesswerte der Messköpfe 7 zur Schienenoberkante bezie
hungsweise zur Schienenflanke und denjenigen Längenwerten gewonnen, um
die die Ausgleichseinrichtungen 17 aus ihrer Neutrallage heraus verfahren wur
den, um die Antastspuren auf der Schiene 5 konstant beizubehalten.
1
erstes Messsystem
2
zweites Messsystem
3
Messfahrzeug
4
inertiale Bezugsbasis
5
Schiene
6
Radsatz
7
Messkopf
8
Lichtquellen
9
Kamera
10
Messplattform
11
Fahrzeugrahmen
12
Wegaufnehmer
13
Nachführeinrichtung
14
Messrahmen
15
Achslager
16
Systemträger
17
Ausgleichseinrichtung
18
Rollwinkelausgleicher
19
Traverse
x0
x0
Messpunkt
zLast
zLast
Vertikallage der Schienenoberkante unter Last
ZkeineLast
ZkeineLast
Vertikallage der Schienenoberkante ohne Last
Δz Längendifferenz in der vertikalen Ebene
Q Last
Q0
Δz Längendifferenz in der vertikalen Ebene
Q Last
Q0
Radlast
Qdyn
Qdyn
dynamischen Anteil der Radlast
NV
NV
Nachgiebigkeit des Gleises in der vertikalen Ebene
yLast
yLast
Horizontallage der Schienenflanken mit Querlast
ykeineLast
ykeineLast
Horizontallage der Schienenflanken ohne Querlast
Δz Längendifferenz in der horizontalen Ebene
Y Querlast
YF
Δz Längendifferenz in der horizontalen Ebene
Y Querlast
YF
Formschlusskraft
Ydyn
Ydyn
dynamischer Anteil der Querlast
NH
NH
Nachgiebigkeit des Gleises in der horizontalen Ebene
Claims (8)
1. Messverfahren zum Erfassen der Nachgiebigkeit eines Gleises mit einem
Messfahrzeug zum Ausführen kontinuierlicher Messungen unter Verwen
dung eines inertialen Messverfahrens zur Bestimmung der vertikalen und
horizontalen Lage der Schienen des Gleises, dadurch gekennzeichnet,
dass von einem ersten Messsystem (1) auf dem Messfahrzeug (3) an einem
Messpunkt (x0) Messungen der Vertikallage sowie der Horizontallage der Schie
nen (5) beidseitig eines Gleises in unmittelbarer Nähe zu den Radaufstands
punkten eines zu dem Messfahrzeug (3) gehörenden Radsatzes (6) unter Last
erfolgen, und dass für Messungen der Vertikallage und der Horizontallage der
Schienen (5) ohne eine Last ein zweites Messsystem (2) vorzugsweise in der
Mitte des Messfahrzeuges (3) verwendet wird, wobei die Messungen an dem
Messpunkt (x0) mit dem zweiten Messsystem (2) dann erfolgen, wenn sich das
Messfahrzeug (3) um eine halbe Länge vorwärts bewegt hat, und das zweite
Messsystem (2) dann an dem vorher unter Last bestimmten Messpunkt (x0) an
gelangt ist, wenn dieser infolge des Abstandes zu den Radaufstandspunkten des
Radsatzes (6) als lastfrei gilt.
2. Messverfahren zum Erfassen der Nachgiebigkeit eines Gleises nach An
spruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das erste Messsystem (1) und
das zweite Messsystem (2) eine gemeinsame inertiale Bezugsbasis (4)
benutzen.
3. Messverfahren zum Erfassen der Nachgiebigkeit eines Gleises nach An
spruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass über Ausgleichseinrichtun
gen (17) an dem zweiten Messsystem (2) Translationsbewegungen eines Fahr
zeugrahmens (11) während der Messfahrt sowie beim Auswandern der Schienen
(5) in Bögen und Weichen in entgegengesetztem Sinn stets so ausgeglichen
werden, dass ein für die Messung optimaler Abstand der Messköpfe (7) zu den
Schienen (5) gewährleistet bleibt.
4. Messverfahren zum Erfassen der Nachgiebigkeit eines Gleises nach den An
sprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass über einen Rollwinkelausglei
cher (18) Übertragungen von Rollbewegungen des Fahrzeugrahmens (11) auf
einen Systemträger (16) während der Messfahrt in entgegengesetztem Sinn
ausgeglichen werden.
5. Anordnung zum Erfassen der Nachgiebigkeit eines Gleises unter Ver
wendung eines Messfahrzeuges zum Ausführen kontinuierlicher Messun
gen mit einer inertialen Bezugsbasis sowie mit Messköpfen in der Nähe
der Schienen des Gleises zur Bestimmung der realen vertikalen und hori
zontalen Lage der Schienen gegenüber der inertialen Bezugsbasis, da
durch gekennzeichnet, dass auf dem Messfahrzeug (3) ein erstes Mess
system (1) für Messungen der Vertikallage sowie der Horizontallage der Schie
nen (5) unmittelbar an den Radaufstandspunkten eines zu dem Messfahrzeug
(3) gehörenden Radsatzes (6) angeordnet ist, dass an diesem ersten Messsys
tem (1) Messköpfe (7) für eine vertikale Messebene zur Schienenoberkante und
für eine horizontale Messebene zur Schienenflanke angeordnet sind, wobei die
se Messköpfe (7) optische Nachführeinrichtungen (13) für die horizontale und für
die vertikale Ebene aufweisen, und diese Anordnung an einem Messrahmen (14)
befestigt ist, der quasistarr mit Achslagern (15) des Radsatzes (6) verbunden ist,
und dass ein zweites Messsystem (2) vorzugsweise in der Mitte des Messfahr
zeuges (3) für Messungen der Vertikallage sowie der Horizontallage der Schie
nen (5) angeordnet ist mit Messköpfen (7) für eine vertikale Messebene zur
Schienenoberkante und für eine horizontale Messebene zur Schienenflanke,
welche sich an einem Systemträger (16) befinden, der über mechanische Aus
gleichseinrichtungen (17) für die horizontale und für die vertikale Ebene verfügt.
6. Anordnung zum Erfassen der Nachgiebigkeit eines Gleises nach An
spruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Systemträger (16) am
zweiten Messsystem (2) einen Rollwinkelausgleicher (18) aufweist.
7. Anordnung zum Erfassen der Nachgiebigkeit eines Gleises nach den Ansprü
chen 5 und 6, dadurch gekennzeichnet, dass die jeweils für die Messungen
der Vertikallage der Schienen (5) angeordneten Messköpfe (7) so geformt
und geführt sind, dass sie sich stets berührungslos oberhalb der Schie
nenoberkante befinden, während die Messköpfe (7) für die Messung der
Horizontallage so geformt und angeordnet sind, dass diese immer berüh
rungslos im Spurkranzschatten eines Rades des Radsatzes (6) liegen.
8. Anordnung zum Erfassen der Nachgiebigkeit eines Gleises nach den Ansprü
chen 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Radsatz (6) zum Messen der
Last ein Messradsatz ist.
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