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Die Erfindung betrifft ein Erkennungsverfahren zum Erkennen, dass auf einer Verkehrsfläche in Kürze ein freier Durchfahrtsweg für wenigstens ein Rettungsfahrzeug benötigt wird, ein Verfahren zur Schaffung eines benötigen Durchfahrtsweges auf einer Verkehrsfläche für wenigstens ein Rettungsfahrzeug, sowie ein Rettungseinsatzorganisationssystem, das geeignet ist, diese Verfahren durchzuführen.
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Bei Rettungseinsätzen, wie sie beispielsweise bei Gebäudebränden oder einem medizinischen Notfall vorliegen, hängt der Erfolg häufig davon ab, wie zeitnah die Rettungskräfte in ihren Rettungsfahrzeugen am jeweiligen Einsatzort eintreffen.
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Der Begriff „Rettungsfahrzeug“ meint dabei sämtliche Einsatzfahrzeuge, die Rettungskräfte für ihren Rettungseinsatz benötigen, sei es für die Hinfahrt zu dem Einsatzort, aber auch für die Durchführung eines Rettungseinsatzes vor Ort. Rettungsfahrzeuge können demnach die Einsatzfahrzeuge seien, die in einer Notlage organisiert zur Hilfe kommen, darunter u.a. Notarztwagen, Sanitätswagen, Rettungswagen, weitere Einsatzfahrzeuge medizinischer Hilfskräfte, Feuerwehrfahrzeuge, Polizeifahrzeuge, Einsatzfahrzeuge des THW, etc.
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Häufig müssen Rettungsfahrzeuge auf ihrem Weg zum Einsatzort besonders stark befahrene oder sogar blockierte Verkehrsflächen wie beispielsweise Verkehrskreuzungen passieren, um zum Einsatzort zu gelangen.
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Je schneller die Rettungsfahrzeuge diese beispielsweise viel befahrenen Verkehrskreuzungen passieren können, umso schneller können sie zum jeweiligen Einsatzort gelangen. Dies kann dadurch erleichtert werden, dass beispielsweise an einer viel befahrenen Verkehrskreuzung ein freier Durchfahrtsweg für das oder die Rettungsfahrzeuge geschaffen wird. Dazu ist es zunächst wichtig, zu erkennen, dass sich ein oder mehrere Rettungsfahrzeuge der Verkehrskreuzung annähern und hier einen freien Durchfahrtsweg benötigen. Weiter ist es wichtig, dass diese Annäherung auch erkannt werden kann, wenn sämtliche Kommunikationssysteme, wie beispielsweise GPS oder V2X-Systeme ausgefallen sind.
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Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Erkennungsverfahren vorzuschlagen, mit dem unabhängig von Kommunikationssystemen erkannt werden kann, dass auf einer Verkehrsfläche ein freier Durchfahrtsweg für ein Rettungsfahrzeug benötigt wird.
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Diese Aufgabe wird mit einem Erkennungsverfahren mit der Merkmalskombination des Anspruches 1 gelöst.
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Ein Verfahren zur Schaffung eines benötigten Durchfahrtsweges auf einer Verkehrsfläche für wenigstens ein Rettungsfahrzeug sowie ein Rettungseinsatzorganisationssystem, das geeignet ist, die genannten Verfahren durchzuführen, sind Gegenstand der nebengeordneten Ansprüche.
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Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
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Ein Erkennungsverfahren zum Erkennen, dass auf einer Verkehrsfläche in Kürze ein freier Durchfahrtsweg für wenigstens ein Rettungsfahrzeug benötigt wird, weist die folgenden Schritte auf:
- - Bereitstellen einer Rettungssituationserkennungssensorik mit einer Blaulichterkennungseinrichtung zum Erkennen von Lichtwellen im sichtbaren blauen Spektralbereich, die von dem Rettungsfahrzeug ausgesendet werden, einer Annäherungsrichtungserkennungseinrichtung zum Erkennen, aus welcher Richtung relativ zu der Verkehrsfläche sich das Rettungsfahrzeug an die Verkehrsfläche annähert, und einer Ankunftszeitpunktbestimmungseinrichtung zum Bestimmen des Ankunftszeitpunktes des Rettungsfahrzeuges an der Verkehrsfläche;
- - Erkennen von Lichtwellen im sichtbaren blauen Spektralbereich, die von dem Rettungsfahrzeug ausgesendet werden;
- - Erkennen, aus welcher Richtung relativ zu der Verkehrsfläche sich das Rettungsfahrzeug an die Verkehrsfläche annähert;
- - Bestimmen des Ankunftszeitpunktes des Rettungsfahrzeuges an der Verkehrsfläche;
wobei die Rettungssituationserkennungssensorik autonom die Lichtwellen und die Richtung erkennt sowie den Ankunftszeitpunkt bestimmt.
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Im Bereich einer Verkehrsfläche können somit zum Bilden der Rettungssituationserkennungssensorik beispielsweise Kameras und eine Radareinrichtung angeordnet sein, die zusammen mit einer Signalverarbeitungseinrichtung wirken, um aus Sensordaten der Kameras und der Radareinrichtung zu ermitteln,
- - ob Lichtwellen im sichtbaren blauen Spektralbereich vorhanden sind;
- - von wo aus diese Lichtwellen ausgesendet werden;
- - aus welcher Richtung sich die Lichtwellen auf die Verkehrsfläche zubewegen; und
- - wann das Objekt, das die Lichtwellen aussendet, an der Verkehrsfläche ankommt.
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Die Aussendung von Lichtwellen im sichtbaren blauen Spektralbereich ist Einsatzfahrzeugen vorbehalten, so dass daraus geschlossen werden kann, dass sich ein oder mehrere Rettungsfahrzeuge in der Nähe der Verkehrsfläche befinden. Über die Radareinrichtung, die ein gerichtetes Echo eigener ausgesandter elektromagnetischer Wellen empfangen kann, ist es möglich, herauszufinden, wo die Objekte, die die blauen Lichtwellen aussenden, sich befinden und in welcher Richtung und Geschwindigkeit sie sich auf die Verkehrsfläche zubewegen. Daraus ist es möglich zu bestimmen, wann das oder die Rettungsfahrzeuge an der Verkehrsfläche ankommen.
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Die Rettungssituationserkennungssensorik ist so ausgebildet, dass sie autonom die Lichtwellen und die Richtung erkennen sowie den Ankunftszeitpunkt bestimmen kann. Das bedeutet, es ist keine Kommunikationstechnik und auch kein GPS nötig, um erkennen zu können, dass sich ein oder mehrere Rettungsfahrzeuge auf die Verkehrsfläche zubewegen, und zu bestimmen, wann diese an der Verkehrsfläche ankommen.
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Dadurch ist es möglich, auch bei einem Totalausfall sämtlicher Kommunikationssysteme adäquat auf eine Rettungssituation an der Verkehrsfläche reagieren zu können.
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Vorzugsweise wird in dem Erkennungsverfahren ein weiterer Schritt Erkennen von akustischen Signaltönen aus wenigstens einem Folgetonhorn durchführt, wobei insbesondere erkannt wird, aus welcher Richtung relativ zu der Verkehrsfläche sich die Signaltöne an die Verkehrsfläche annähern. Folgetonhörner sind auch als Martinshörner bekannt und an Rettungsfahrzeugen angebracht, wobei sie definierte Signaltöne aussenden. Über einen Schallwellensensor und auf Basis des Dopplereffektes ist es möglich, sowohl die Entfernung des Folgetonhorns, seiner Annäherungsgeschwindigkeit und die Richtung, aus der sich das Folgetonhorn der Verkehrsfläche annähert, zu bestimmen.
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Vorzugsweise bestimmt die Rettungssituationserkennungssensorik eine Anzahl von mehreren sich an die Verkehrsfläche annähernden Rettungsfahrzeugen, wobei insbesondere erkannt wird, aus welcher Richtung relativ zu der Verkehrsfläche sich jedes einzelne der mehreren Rettungsfahrzeuge an die Verkehrsfläche annähert. Insbesondere mittels Kameras und Radareinrichtung lässt sich somit nicht nur der Ankunftszeitpunkt von Rettungsfahrzeugen, sondern auch die Menge der Rettungsfahrzeuge sehr exakt bestimmen.
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In dem Falle, dass eine installierte Kommunikationstechnologie funktionstüchtig ist, ist es vorteilhaft möglich, an alle Verkehrsteilnehmer im Bereich der Verkehrsfläche eine Information über ein sich näherndes Rettungsfahrzeug zu senden, wobei insbesondere Informationen über eine Entfernung des Rettungsfahrzeuges von der Verkehrsfläche und/oder eine Richtung relativ zu der Verkehrsfläche, aus der sich das Rettungsfahrzeug an die Verkehrsfläche annähert, gesendet werden. Beispielsweise ist es möglich, insbesondere Kraftfahrzeugen über die so genannte V2X-Technologie solche Informationen zuzusenden.
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Im Falle, dass eine installierte Kommunikationstechnologie funktionsfähig ist, ist es auch möglich, eine Verarbeitung von Sensordaten zusätzlich in einer Back-End- oder Cloud-Lösung vorzusehen, um so beispielsweise einen Verifizierungsdatensatz zu erzeugen, über den es möglich ist, die Validität der über die Rettungssituationserkennungssensorik ermittelten Erkenntnisse zu bestimmen.
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Vorteilhaft wird die Rettungssituationserkennungssensorik in einer Ampelanlage bereitgestellt, welche einen Verkehrsfluss an einer Verkehrskreuzung als Verkehrsfläche regelt.
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Bei einem Verfahren zur Schaffung eines benötigten Durchfahrtsweges auf einer Verkehrsfläche für wenigstens ein Rettungsfahrzeug wird zunächst das oben beschriebene Erkennungsverfahren durchgeführt und dann steuerbare Verkehrszeichen, insbesondere die Ampelanlage, auf der Verkehrsfläche angesteuert, und zwar derart, dass das wenigstens eine Rettungsfahrzeug ungehindert die Verkehrsfläche passieren kann.
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In einer ersten möglichen Ausgestaltung werden dabei alle der Ampelanlage zugeordneten Ampeln auf „rot“ geschaltet. Dadurch kann der sich bewegende Verkehr an der Ampelanlage minimiert und insbesondere gestoppt werden.
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In einer zweiten möglichen Ausgestaltung wird eine der Ampelanlage zugeordnete Ampel auf „grün“ geschaltet, deren Lichtsignale in die Richtung ausgesendet werden, aus der sich das Rettungsfahrzeug an die Verkehrsfläche annähert. Dies kann insbesondere dann durchgeführt werden, wenn zunächst alle Ampel auf „rot“ geschaltet wurden, um dann die Fahrspur freizugeben, auf der sich das Rettungsfahrzeug an die Verkehrsfläche annähert. Es ist jedoch auch möglich, ohne Zwischenschritt, bei dem alle Ampeln auf „rot“ geschaltet werden, ausschließlich die eine Ampel auf „grün“ zu schalten, deren Lichtsignale in Richtung des sich nähernden Rettungsfahrzeuges ausgesendet werden, um so die Durchfahrt für das Rettungsfahrzeug zu optimieren. Diese Ausgestaltung eignet sich insbesondere für den Fall, dass sich nur ein Rettungsfahrzeug der Verkehrsfläche nähert bzw. bei mehreren Rettungsfahrzeugen diese alle aus der gleichen Richtung auf die Verkehrsfläche zufahren.
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Verkehrsflächen, insbesondere Verkehrskreuzungen mit Ampelanlagen, die derart angesteuert werden können, sind als intelligente Verkehrskreuzungen in Forschungs- und Vorentwicklungsprojekten bekannt, bis jetzt jedoch noch nicht im Feld als Massenprodukt verfügbar. Eine reine Detektion von Signaltönen aus einem Folgetonhorn (Martinshorn-Detektion), wie sie in den bisherigen Ansätzen verwendet wird, ist zu ungenau, und die Richtung eines sich nähernden Rettungsfahrzeuges bzw. dessen Entfernung lässt sich nur schlecht bestimmen.
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Daher wird nun vorgeschlagen, an einer solchen intelligenten Verkehrskreuzung eine so genannte „Blue Light Detection“ mit einer Kamerasensorik, die in jede Zufahrt zu der Verkehrskreuzung hineinblickt, und optional einer akustischen Erkennung von Signaltönen aus einem Folgetonhorn zu kombinieren. Dadurch lässt sich sehr genau bestimmen, aus welcher Richtung sich ein oder mehrere Rettungsfahrzeuge der Verkehrsfläche, insbesondere einer Verkehrskreuzung, nähern.
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Mittels dieser Informationen kann erkannt werden, dass
- - ein Rettungsfahrzeug sich nähert;
- - aus welcher Richtung sich das Rettungsfahrzeug nähert;
- - zu welchem Ankunftszeitpunkt das Rettungsfahrzeug die Verkehrskreuzung erreichen wird; und
- - wie viele Rettungsfahrzeuge sich der Verkehrskreuzung nähern.
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Da die Rettungssituationserkennungssensorik autonom arbeitet, funktioniert diese Erkennung auch, wenn eine vorhandene Kommunikationstechnologie, wie beispielsweise V2X-Einheiten in dem/den Rettungsfahrzeugen oder an der Ampelanlage, ausgefallen ist oder eine Funkstörung vorliegt.
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Über die Rettungssituationserkennungssensorik ist es auch möglich zu erkennen, wann alle Rettungsfahrzeuge die Verkehrsfläche, insbesondere die Verkehrskreuzung, passiert haben und beispielsweise die Ampelanlage wieder auf einen Normalbetrieb zurückgestellt werden kann.
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Ein entsprechendes Rettungseinsatzorganisationssystem zur Schaffung eines benötigten Durchfahrtsweges auf einer Verkehrsfläche für wenigstens ein Rettungsfahrzeug, das insbesondere dazu ausgebildet ist, die oben beschriebenen Verfahren durchzuführen, weist eine Rettungssituationserkennungssensorik mit mehreren Kameras zum Erfassen von optischen Bilddaten aus verschiedenen Richtungen an einer Verkehrsfläche und mit wenigstens einer Radareinrichtung sowie mit einer Signalverarbeitungseinrichtung auf. Die Signalverarbeitungseinrichtung ist dabei dazu ausgebildet, aus Sensordaten der Kameras und der Radareinrichtung Lichtwellen im sichtbaren blauen Spektralbereich und eine Richtung relativ zu der Verkehrsfläche, aus der sich das Rettungsfahrzeug an die Verkehrsfläche annähert, zu erkennen, sowie einen Ankunftszeitpunkt des Rettungsfahrzeuges an der Verkehrsfläche zu bestimmen. Weiter weist das Rettungseinsatzorganisationssystem eine Steuereinrichtung auf, die dazu ausgebildet ist, steuerbare Verkehrszeichen auf der Verkehrsfläche, insbesondere eine Ampelanlage, derart anzusteuern, dass das wenigstens eine Rettungsfahrzeug ungehindert die Verkehrsfläche passieren kann.
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In einer bevorzugten Ausgestaltung weist die Rettungssituationserkennungssensorik zusätzlich einen Schallwellensensor auf, um akustische Signaltöne aus wenigstens einem Folgetonhorn zu erfassen, wobei die akustischen Signaltöne ebenfalls in der Signalverarbeitungseinrichtung verarbeitet werden, um zu erkennen, aus welcher Richtung relativ zu der Verkehrsfläche sich die Signaltöne an die Verkehrsfläche annähern.
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Das Rettungseinsatzorganisationssystem ist so ausgestaltet, dass es autonom arbeiten kann und nicht abhängig ist von Kommunikationstechnologie, wie beispielsweise GPS oder V2X. Dadurch kann die Position des sich nähernden Rettungsfahrzeuges allein aus der Rettungssituationserkennungssensorik an beispielsweise einer Verkehrskreuzung sehr genau bestimmt werden, ohne dass auf andere funktionierende Kommunikationstechnologie oder Infrastruktur zurückgegriffen werden muss, wie beispielsweise V2X, V2V, GPS o.ä. Die Rettungssituationserkennungssensorik kann alle benötigten Daten (Entfernung und Annäherungsgeschwindigkeit) auch allein aus sich heraus bestimmen und die notwendigen Schritte, wie beispielsweise das spezielle Schalten einer Ampelanlage, einleiten.
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Dadurch wird die Unfallgefahr an einer Verkehrskreuzung bei einer Durchfahrt eines Rettungsfahrzeuges deutlich minimiert. Zudem kann durch das Erkennen eines sich annähernden Rettungsfahrzeuges der Verkehrsfluss an der Verkehrskreuzung generell optimiert werden, so dass eine schnellere Durchfahrt des oder der Rettungsfahrzeuge an der Verkehrskreuzung möglich wird.
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Dies alles kann vorteilhaft auch umgesetzt werden, solange nicht alle Verkehrsteilnehmer, insbesondere Fahrzeuge, V2X-Technologie aufweisen oder auch bei Ausfall von vorhandenen V2X-Einheiten an einer Ampelanlage oder in dem Rettungsfahrzeug.
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Eine vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung wird nachfolgend anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert. Darin zeigt:
- 1 eine schematische Draufsicht auf eine Verkehrskreuzung als Verkehrsfläche, an die sich zwei Rettungsfahrzeuge annähern;
- 2 ein schematisches Flussdiagramm mit Schritten eines Erkennungsverfahrens zum Erkennen, dass auf der Verkehrsfläche in 1 in Kürze einer freier Durchfahrtsweg für die zwei Rettungsfahrzeuge benötigt wird; und
- 3 ein schematisches Flussdiagramm mit Schritten eines Verfahrens zur Schaffung eines benötigten Durchfahrtsweges für die zwei Rettungsfahrzeuge aus 1.
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In 1 ist eine schematische Draufsicht auf eine Verkehrskreuzung 10 als Verkehrsfläche 12 gezeigt, wobei die Verkehrskreuzung 10 vier Zufahrten 14 aufweist. Der Verkehr an der Verkehrskreuzung 10 wird durch eine Ampelanlage 16 mit jeweils einer Ampel 18 an jeder Zufahrt 14 geregelt.
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Die Ampelanlage 16 ist Teil eines Rettungseinsatzorganisationssystems 20, das in der Lage ist, zu erkennen, ob, wann und aus welcher Richtung R sich ein oder mehrere Rettungsfahrzeuge 22 der Verkehrskreuzung 10 nähern und entsprechend die Ampel 18 der Ampelanlage 16 anzusteuern. Dazu weist das Rettungseinsatzorganisationssystem 20 eine Rettungssituationserkennungssensorik 24 mit Kameras 26, einer Radareinrichtung 28 und einem Schallwellensensor 30 auf.
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Die Kameras 26 sind jeweils so ausgerichtet, dass sie optische Bilddaten von jeweils einer Zufahrt 14, d.h. aus unterschiedlichen Richtungen R aufnehmen, indem sie in jede Zufahrt 14 hineinblicken.
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Die Radareinrichtung 28 weist mehrere Radarsensoren 32 auf, welche elektromagnetische Wellen 34 aussenden und jeweils ein Echo 36 empfangen, das von einer Reflektion der ausgesandten elektromagnetische Wellen 34 durch ein Objekt wie ein Rettungsfahrzeug 22 reflektiert wird.
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Der Schallwellensensor 30 ist in der Lage, akustische Signaltöne 40 aus einem oder mehreren Folgetonhörnern 38 zu empfangen, die für gewöhnlich an Rettungsfahrzeugen 22 angebracht sind und Signaltöne 40 aussenden.
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Das Rettungseinsatzorganisationssystem 20 weist neben den verschiedenen Sensoren 26, 28, 30 eine Signalverarbeitungseinrichtung 42 auf, die Sensordaten 44 der Sensoren 26, 28, 30 verarbeiten kann, so dass von Rettungsfahrzeugen 22 ausgesandte Lichtwellen im sichtbaren blauen Spektralbereich und die Richtung R erkannt werden können, aus der sich das oder die Rettungsfahrzeuge 22 an die Verkehrskreuzung 10 annähern. Dazu ist in der Signalverarbeitungseinrichtung 42 eine Blaulichterkennungseinrichtung 46 und eine Annäherungsrichtungserkennungseinrichtung 48 implementiert. Weiter verarbeitet die Signalverarbeitungseinrichtung 42 die Sensordaten 44 über eine implementierte Ankunftszeitpunktbestimmungseinrichtung 50 den Ankunftszeitpunkt, zu dem das oder die Rettungsfahrzeuge 22 an der Verkehrsfläche 12 bzw. der Verkehrskreuzung 10 ankommen.
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Zusätzlich ist in der Rettungssituationserkennungssensorik 24 eine Individualerkennungseinrichtung 52 implementiert, die in der Lage ist, aus den Sensordaten 44 die Anzahl der sich an die Verkehrsfläche 12 annähernden Rettungsfahrzeuge 22 und die jeweilige Richtung R, aus der sich jedes einzelne der Rettungsfahrzeuge 22 annähert, zu bestimmen.
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In dem Rettungseinsatzorganisationssystem 20 ist eine Steuereinrichtung 54 angeordnet, die auf Basis der erkannten Rettungssituation Verkehrszeichen 56 auf der Verkehrsfläche 12, in 1 die Ampelanlage 16, ansteuert, so dass ein freier Durchfahrtsweg 58 für die Rettungsfahrzeuge 22 auf der Verkehrskreuzung 10 entsteht, und diese die Verkehrskreuzung 10 ungehindert passieren können.
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Dazu kann die Steuereinrichtung 54 beispielsweise alle Ampel 18 der Ampelanlage 16 auf „rot“ schalten, um so den Verkehr an der Verkehrskreuzung 10 komplett zu stoppen. Es ist jedoch auch möglich, zunächst alle Ampeln 18 auf „rot“ zu schalten, um den Verkehr zu stoppen, und dann die Ampel 18 auf „grün“ zu schalten, die den Durchfahrtsweg 58 der sich nähernden Rettungsfahrzeuge 22 freigibt. Alternativ ist es auch möglich, ausschließlich diese Ampel 18, die diesen Durchfahrtsweg 58 frei gibt, auf „grün“ zu schalten, ohne vorher den Verkehr zu stoppen und alle anderen Ampeln 18 auf „rot“ zu schalten. So kann der Verkehr an dem benötigten Durchfahrtsweg 58 abfließen, bevor die Rettungsfahrzeuge 22 an der Verkehrskreuzung 10 eintreffen.
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Die Steuereinrichtung 54 kann weiter auch Informationen 60 an alle Verkehrsteilnehmer 62, beispielsweise Fahrzeuge, über ein oder mehrere sich nähernde Rettungsfahrzeuge 22 senden. Diese Informationen 60 können auch weitere Informationen enthalten darüber, wie viele Rettungsfahrzeuge 22 sich annähern, aus welcher Richtung R sie kommen, und wie weit sie noch entfernt sind.
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1 stellt schematisch eine Situation dar, in der ein Verkehrsteilnehmer 62, nämlich ein Fahrzeug, bereits an einer der Ampeln 18 steht. In dieser Situation nähern sich zwei Rettungsfahrzeuge 22 der Verkehrskreuzung 10 aus Sicht des Fahrers von links an und wollen die Verkehrskreuzung 10 ungehindert passieren. Dazu ist es vorteilhaft, wenn rechtzeitig der entsprechende Durchfahrtsweg 58 für die beiden Rettungsfahrzeuge 22 freigegeben wird.
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Die Rettungssituationserkennungssensorik 24 ist über die Kameras 26, die Radareinrichtung 28 und den Schallwellensensor 30 in der Lage, die sich annähernden Rettungsfahrzeuge 22 als solche zu identifizieren, zu erkennen, aus welcher Richtung R sie auf die Verkehrskreuzung 10 zufahren, und auch zu bestimmen, wann sie an der Verkehrskreuzung 10 ankommen werden.
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Da die Ankunft der beiden Rettungsfahrzeuge 22 kurz bevorsteht, schaltet die Steuereinrichtung 54 die Ampel 18, an der der Verkehrsteilnehmer 62 steht, auf „rot“ bzw. verlängert die Rotphase, während die Ampel 18, auf die die Rettungsfahrzeuge 22 zusteuern, auf „grün“ geschaltet wird. Zusätzlich sendet die Steuereinrichtung 54 eine Information 60 an den Verkehrsteilnehmer 62 aus, dass die beiden Rettungsfahrzeuge 22 gerade dabei sind, sich von links an die Verkehrskreuzung 10 anzunähern.
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Abgesehen von dem Aussenden der Informationen 60 arbeitet das Rettungseinsatzorganisationssystem 20 vollkommen autonom und unabhängig von jeglicher Kommunikationstechnologie und ist somit auch bei einem größeren Ausfall von Kommunikationssystemen oder Funkstörungen funktionstüchtig.
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2 zeigt ein schematisches Flussdiagramm mit Schritten eines Erkennungsverfahrens, mit dem die Rettungssituationserkennungssensorik 24 erkennt, dass auf der Verkehrsfläche 12 in 1 in Kürze einer freier Durchfahrtsweg 58 für die Rettungsfahrzeuge 22 benötigt wird. Dabei wird zunächst die Rettungssituationserkennungssensorik 24 bereitgestellt, dann Lichtwellen im sichtbaren blauen Spektralbereich erkannt, die von den Rettungsfahrzeugen 22 ausgesendet werden, dann erkannt, aus welcher Richtung R relativ zu der Verkehrskreuzung 10 sich die Rettungsfahrzeuge 22 an die Verkehrskreuzung 10 annähern, und dann bestimmt, wann der Ankunftszeitpunkt der Rettungsfahrzeuge 22 an der Verkehrskreuzung 10 ist.
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3 zeigt ein schematisches Flussdiagramm, das Schritte eines Verfahrens zur Schaffung eines benötigten Durchfahrtsweges 58 auf der Verkehrsfläche 12 für die Rettungsfahrzeuge 22 in 1 darstellt. Dabei wird zunächst das oben beschriebene Erkennungsverfahren durchgeführt, und dann Verkehrszeichen 56, nämlich die Ampelanlage 16, an der Verkehrskreuzung 10 derart angesteuert, dass die Rettungsfahrzeuge 22 ungehindert die Verkehrskreuzung 10 passieren können.
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Bezugszeichenliste
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- 10
- Verkehrskreuzung
- 12
- Verkehrsfläche
- 14
- Zufahrt
- 16
- Ampelanlage
- 18
- Ampel
- 20
- Rettungseinsatzorganisationssystem
- 22
- Rettungsfahrzeug
- 24
- Rettungssituationserkennungssensorik
- 26
- Kamera
- 28
- Radareinrichtung
- 30
- Schallwellensensor
- 32
- Radarsensor
- 34
- elektromagnetische Welle
- 36
- Echo
- 38
- Folgetonhorn
- 40
- Signalton
- 42
- Signalverarbeitungseinrichtung
- 44
- Sensordaten
- 46
- Blaulichterkennungseinrichtung
- 48
- Annäherungsrichtungserkennungseinrichtung
- 50
- Ankunftszeitpunktbestimmungseinrichtung
- 52
- Individualerkennungseinrichtung
- 54
- Steuereinrichtung
- 56
- Verkehrszeichen
- 58
- Durchfahrtsweg
- 60
- Information
- 62
- Verkehrsteilnehmer
- R
- Richtung