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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betrieb einer elektrohydraulischen Bremsanlage für ein Kraftfahrzeug, umfassend
- • zumindest vier hydraulisch betätigbare Radbremsen für je ein Rad des Kraftfahrzeugs,
- • ein Primärbremssystem umfassend einen elektrisch steuerbaren Primärdruckerzeuger, welcher mit mindestens zwei Radbremsen hydraulisch verbindbar ist, und
- • ein Sekundärbremssystem umfassend einen elektrisch steuerbaren Sekundärdruckerzeuger, welcher mit zumindest zwei Radbremsen hydraulisch verbindbar ist. Die Erfindung betrifft weiterhin eine entsprechende elektrohydraulischen Bremsanlage.
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Derartige elektrohydraulische Bremsanlagen, die zwei je nach Betriebsmodus unterschiedlich (ko-)operierende Bremssysteme umfassen, sind beispielsweise aus
DE 10 2014 225 958 und
DE 10 2014 225 956 bekannt. Das Primärbremssystem ist dabei ein (auch) manuell betätigbares elektrohydraulisches Bremssystem. Das Sekundärbremssystem stellt unter anderem die Rückfallebene für die Abbremsung des Fahrzeuges im automatisierten Betrieb oder bei Systemfehlern dar und umfasst einen eigenen Sekundärdruckerzeuger.
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Bei aktivem Primärbremssystem erfolgt die Druckbereitstellung durch den Primärdruckerzeuger (in der Regel ein Linearaktuator mit Zylinderkolben) und die evtl. Druckmodulation (Schlupfregelung) der Radbremsen durch die jeweils zugeordneten Ein-/Auslassventile, die Teil des Primärbremssystems sind. Es ist dabei standardmäßig eine ABS- (Antiblockiersystem-) Regelung der Ein-/Auslassventile vorgesehen, bei der diese in schneller Folge geöffnet und geschlossen werden um ein Blockieren der Räder zu verhindern und die Fahrzeugstabilität zu verbessern. Dies führt aber zu einem schnelleren Durchfluss von Bremsflüssigkeit durch den Hydraulikkreislauf als ohne ABS-Regelung. Dadurch kann es vorkommen, dass der Linearaktuator während eines aktiven Bremsvorgangs, z. B. wegen langer ABS- (Antiblockiersystem-) Regelung der Ein-/Auslassventile in einem Bremsvorgang so viel Volumen hydraulische Flüssigkeit verbraucht, dass er den vorderen Bereich seines Verfahrwegs erreicht hat. Zum Nachfüllen der hydraulischen Flüssigkeit muss der Linearaktuator in seine Ausgangsposition zurückfahren und dabei einen Unterdruck erzeugen um Flüssigkeit aus einem Haupttank anzusaugen. Dafür wird ein Primärdruckerzeuger-Ausgangsventil geschlossen und durch Zurückfahren des Linearaktuator-Zylinders wird Volumen aus dem Haupttank angesaugt. Während des Nachfüllzyklus werden die Einlassventile der Radbremsen geschlossen und es ist kein Druckaufbau möglich. Es kann aber Druck durch Öffnen der Auslassventile der Radbremsen abgebaut werden. Dieses Verhalten führt zu einer merklichen Verlängerung des Bremswegs, insbesondere wenn das Nachfüllen früh in einem Bremsvorgang notwendig ist. Dieses Problem kann grundsätzlich auch bei älteren Bremsanlagen mit ABS aber ohne Sekundärbremssystem vorhanden sein. Es ist zwar möglich dieses Problem zu reduzieren, indem der Linearaktuator größer (also mit mehr Volumen) ausgestaltet wird, sodass ein Nachfüllen während eines Bremsvorgangs kaum vorkommen kann, dies erhöht aber die Dimensionen des Linearaktuators und erhöht die Kosten der Bremsanlage.
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Die hydraulische Verschaltung von Primärbremssystem und Sekundärbremssystem erfolgt in der Regel in Serie und führt zu zusätzlichen Blenden vor allem zu den Radbremsen der Vorderachse, denen das Sekundärbremssystem üblicherweise zugeordnet ist und damit zu zusätzlichen hydraulischen Widerstanden. Diese wirken sich negativ auf die Dynamiken der Bremsdruckregelung und des Time-to-Lock aus, selbst wenn das Sekundärbremssystem inaktiv ist.
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Aufgabe der Erfindung ist es daher ein Verfahren zum Nachfüllen eines Primärdruckerzeugers in einer elektrohydraulischen Bremsanlage der eingangs genannten Art bereitzustellen, mit dem die genannten Nachteile zumindest teilweise behoben werden können.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren der eingangs genannten Art gelöst, in dem die elektrohydraulische Bremsanlage zum Nachfüllen des Primärdruckerzeugers mit hydraulischer Flüssigkeit die folgenden Schritte ausführt:
- • Bereitstellen von mit Druck beaufschlagter hydraulischer Flüssigkeit durch den Sekundärdruckerzeuger für zumindest zwei der Radbremsen entsprechend von Bremsdruckanforderungen für diese Radbremsen,
- • Auffüllen des Primärdruckerzeugers mit hydraulischer Flüssigkeit aus einem Reservoir.
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Es wird also der Sekundärdruckerzeuger des Sekundärbremssystems in solchen Betriebsmodi verwendet, in dem das Primärbremssystem vorrangig aktiv ist, um die „Lücken“ in der Druckbereitstellung des Primärdruckerzeugers während eines Nachfüllvorgangs zu schließen. Diese Lösung erlaubt es den Bremsweg bei längeren Bremsvorgängen zu verbessern ohne das dazu der Primärdruckerzeuger vergrößert werden muss.
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Die erfindungsgemäße Lösung ist umso vorteilhafter, je mehr Radbremsen auch von Sekundärdruckerzeuger mit mit Druck beaufschlagter hydraulischer Flüssigkeit versorgt werden können. Auch Bremsanlagen in denen z. B. nur die Radbremsen Vorderachse vom Sekundärdruckerzeuger versorgt werden können profitieren von der erfindungsgemäßen Lösung.
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Die erfindungsgemäße Lösung ist insbesondere für Primärdruckerzeuger vorgesehen die Linearaktuatoren sind. Diese erlauben eine sehr zuverlässige und konstante Druckbereitstellung, haben aber gegenüber Pumpen einen oftmals längeren Nachfüllzyklus. Der Sekundärdruckerzeuger kann insbesondere eine Pumpe (z. B. eine Zweikolbenpumpe) sein.
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Die Schritte des Bereitstellens und des Auffüllens können im Wesentlichen gleichzeitig erfolgen. Es ist möglich das vor dem Bereitstellen zunächst der Sekundärdruckerzeuger hydraulisch mit den zu beliefernden Radbremsen verbunden wird, z. B. über ein Trennventil. Wenn der Primärdruckerzeuger ausreichend mit hydraulischer Flüssigkeit gefüllt ist, kann dann der Sekundärdruckerzeuger wieder hydraulisch von dem zuvor belieferten Radbremsen getrennt werden. Dann übernimmt der Primärdruckerzeuger die Versorgung der Radbremsen wieder.
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Der Begriff „ausreichend mit hydraulischer Flüssigkeit gefüllt“ kann zum Beispiel eine vollständige Füllung des Primärdruckerzeugers mit hydraulischer Flüssigkeit bedeuten oder zumindest einen vorgegebenen Mindestfüllstand von z. B. 80% oder 90%. Ein nicht vollständiges Auffüllen kann wünschenswert sein, da sich damit die Länge des Nachfüllzyklus verkürzen lässt.
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Vorteilhafterweise umfasst die elektrohydraulische Bremsanlage eine erste Steuereinheit und mindestens einen hydraulischen Drucksensor, wobei die erste Steuereinheit mittels eines hydraulischen Druckmodels unter Einbeziehung des von dem Drucksensor gemessenen Drucks Stellgrößenanforderungen für den Primärdruckerzeuger und für Einlassventile und Auslassventile der zu regelnden Radbremsen berechnet. Der hydraulische Drucksensor ist vorteilhafterweise ein Systemdrucksensor, der zwischen den Einlassventilen der Radbremsen und dem Hauptbremszylinder und / oder dem Primärdruckerzeuger angeordnet ist. Es kann aber auch ein anderer Drucksensor oder mehrere Drucksensoren für die Berechnung des Druckmodels verwendet werden. Das Druckmodell wird vorteilhafterweise von der ersten Steuereinheit auch außerhalb eines Nachfüllvorgangs des Primärdruckerzeugers verwendet um die Druckanforderungen der einzelnen Radbremsen zu berechnen.
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Es ist bevorzugt, wenn im Schritt des Bereitstellens der Druck der Radbremsen mittels Regelungsbefehlen an Einlass- und Auslassventile der einzelnen Radbremsen und dem von dem Sekundärdruckerzeuger angeforderten Volumen an Hydraulikflüssigkeit entsprechend des hydraulischen Druckmodels geregelt wird. Ein Öffnen eines Auslassventils führt dabei zu einem Rückfluss an hydraulischer Flüssigkeit z. B. in einen Haupttank, sodass der Sekundärdruckerzeuger dieses „verlorengegangene“ Volumen ersetzen muss. Dies kann durch das Druckmodell für jeden geplanten Öffnungsvorgang der Einlass- / Auslassventile der Radbremsen vorberechnen werden und entsprechende Mengen an hydraulischer Flüssigkeit (zum Erreichen der Bremsdruckanforderungen) von dem Sekundärdruckerzeuger angefordert werden.
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In einer bevorzugten Ausführungsform beinhaltet die Regelung der Radbremsen während eines Nachfüllzyklus des Primärdruckerzeugers eine Antiblockiersystem-Funktionalität. Dies ist ein weiterer Vorteil der vorliegenden Erfindung, da keine zeitlichen Lücken in der Antiblockiersystem-Funktionalität der Bremsanlage mehr entstehen da stets eine Regelung der Einlassventile und Auslassventile der Radbremsen möglich ist.
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Vorzugsweise weist die elektrohydraulische Bremsanlage einen Haupttank auf, der mit beiden Bremssystemen verbunden ist, und das Sekundärbremssystem umfasst mindestens einen mit dem Haupttank verbundenen Sekundärtank aus dem der Sekundärdruckerzeuger hydraulische Flüssigkeit bezieht. Eine derartige Ausgestaltung erhöht die Sicherheit der Bremsanlage insbesondere für den Fall einer lokalen Leckage in einem Abschnitt der Bremsanlage. Für das vorliegende Verfahren kann so auch vermieden werden, dass beide Druckerzeuger gleichzeitig hydraulische Flüssigkeit direkt aus dem Haupttank ansaugen. Der Sekundärtank ist bevorzugt im Sekundärbremssystem angeordnet, kann aber auch im Primärbremssystem oder einem anderen Teil der Bremsanlage angeordnet sein. Es können auch mehrere Sekundärtanks vorgesehen sein, z. B. einer für jede Radbremse der das Sekundärbremssystem zugeordnet ist, also z. B. zwei bei Zuordnung zur Vorderachse.
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Vorzugsweise wird vor dem Schritt des Bereitstellens der folgende Schritt ausgeführt:
- • Schließen eines Primärdruckerzeuger-Ausgangsventils am Ausgang des Primärdruckerzeugers, über das der Primärdruckerzeuger mit allen Radbremsen hydraulisch verbindbar ist, und nach dem Schritt des Auffüllens wird der folgende Schritt ausgeführt:
- • Öffnen des Primärdruckerzeuger-Ausgangsventils am Ausgang des Primärdruckerzeugers, wenn der Primärdruckerzeuger ausreichend mit hydraulischer Flüssigkeit gefüllt ist, und hydraulisches Trennen des
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Sekundärdruckerzeugers von den zumindest zwei zuvor hydraulisch belieferten Radbremsen. Durch ein Schließen des Primärdruckerzeuger-Ausgangsventils vor dem Auffüllen des Primärdruckerzeugers kann die Menge an hydraulischer Flüssigkeit, die durch den Sekundärdruckerzeuger in den hydraulischen Kreis nachgeliefert werden muss reduziert werden. Dieser Schritt ist aber nicht unbedingt notwendig für die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens.
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Sowohl ein Haupttank als auch ein Sekundärtank können alleine oder gemeinsam das Reservoir darstellen, aus dem der Primärdruckerzeuger aufgefüllt wird. Ist ein Primärdruckerzeuger-Ausgangsventil während des Auffüllens geschlossen, so kann nur aus dem Haupttank aufgefüllt werden. Bleibt das Primärdruckerzeuger-Ausgangsventil während des Auffüllens offen, so kann der Primärdruckerzeuger auch sowohl aus dem Haupttank als auch einem oder mehreren Sekundärtank(s) (insb. indirekt) aufgefüllt werden, da dann der Sekundärdruckerzeuger einen Teil oder das ganze Auffüllvolumen zusätzlich in den hydraulischen Kreis fördert.
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Bevorzugt ist die erste Steuereinheit dem Primärbremssystem zugeordnet und steuert die Einlass- und Auslassventile aller Radbremsen, wobei das Sekundärbremssystem eine zweite Steuereinheit umfasst, die den Sekundärdruckerzeuger steuert, wobei die erste Steuereinheit im Schritt des Bereitstellens hydraulische Flüssigkeit über die zweite Steuereinheit von dem Sekundärdruckerzeuger anfordert. Die erste Steuereinheit kann dabei weitere (bzw. alle) Elemente des Primärbremssystems (außer dem Bremspedal) steuern, also beispielsweise den Primärdruckerzeuger, das Primärdruckerzeuger-Ausgangsventil sowie Trennventile zum Trennen verschiedener Teile der Bremsanlage für verschiedene Betriebsmodi und für Rückfallebenen im Fehlerfall. Die zweite Steuereinheit kann weiterhin alle Elemente des Sekundärbremssystems steuern, wie zum Beispiel Sekundärdruckerzeuger-Einlassventile zwischen Sekundärtank(s) und Sekundärdruckerzeuger. Die Kommunikation der ersten Steuereinheit mit der zweiten Steuereinheit kann beispielsweise über den CAN (Controller Area Network) -Bus-Standard erfolgen.
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Vorzugsweise ist mindestens ein Drucksensor im Primärbremssystem angeordnet, wobei mindestens ein Einlassventil einer Radbremse während den Schritten des Bereitstellens und Auffüllens offengehalten wird, sodass der Drucksensor währenddessen mit dem Sekundärdruckerzeuger hydraulisch verbunden bleibt, sodass ein Vordruck für alle zu regelnden Radbremsen stets messbar ist. Dadurch wird sichergestellt, dass stets der aktuelle von dem Sekundärdruckerzeuger vor den Einlassventilen der Radbremsen bereitgestellte Vordruck gemessen werden und in das Druckmodell eingehen kann. Das ein Einlassventil einer Radbremse für eine hydraulische Verbindung zwischen Sekundärdruckerzeuger und Drucksensor offenbleiben sollte, ist dann vorteilhaft, wenn die Einlassventile der Radbremsen hydraulisch zwischen dem Sekundärbremssystem und dem Rest des Primärbremssystems angeordnet sind, wie dies im Stand der Technik häufig vorkommt. Das ein Einlassventil einer Radbremse offen bleibt ist unproblematisch, da stets zu Bremsdruckregelung an dieser Radbremse das entsprechende Auslassventil geöffnet werden kann. Einziger Nachteil ist, dass der Sekundärdruckerzeuger etwas mehr Volumen fördern muss.
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Es ist bevorzugt, wenn das Einlassventil offengehalten wird, das der Radbremse mit der höchsten Bremsdruckanforderung zugeordnet ist. Dadurch ist die Menge an zusätzlich zu förderndem Volumen durch das Offenbleiben eines Einlassventils an geringsten, da am seltensten das zugehörige Auslassventil geöffnet werden muss. Vorzugsweise ist das Einlassventil, dass offengehalten wird ein Einlassventil der Vorderachse, insbesondere wenn der Sekundärdruckerzeuger nur über die Einlassventile der Vorderachse mit den Einlassventilen der Hinterachse hydraulisch verbindbar ist.
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Vorzugsweise ist das Sekundärbremssystem hydraulisch mit allen vier Radbremsen verbindbar und es wird im Schritt des Bereitstellens mit Druck beaufschlagte hydraulische Flüssigkeit durch den Sekundärdruckerzeuger für alle vier Radbremsen entsprechend den Bremsdruckanforderungen für diese Radbremsen bereitgestellt. Die erfindungsgemäße Lösung ist umso vorteilhafter, wenn möglichst alle Bremsen der Bremsanlage während eines Nachfüllvorgangs des Primärdruckerzeugers von Sekundärdruckerzeuger beliefert werden können.
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Vorzugsweise ist der Primärdruckerzeuger mit vier Radbremsen hydraulisch verbindbar. Verbindbar ist dabei breit zu verstehen also insbesondere auch solche Ausgestaltungen, in denen der Primärdruckerzeuger mit einem Teil oder allen Radbremsen nur indirekt über das Sekundärbremssystem verbindbar ist. Hydraulisch verbindbar bedeutet in dieser Anmeldung insbesondere über Trennventile und / oder Regelventile hydraulisch verbindbar und hydraulisch trennbar.
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Die erfindungsgemäße Aufgabe wird auch durch eine elektrohydraulische Bremsanlage für ein Kraftfahrzeug gelöst, umfassend mindestens eine Steuereinheit, die dazu eingerichtet ist, ein Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche durchzuführen. Alle für das Verfahren offenbarten Merkmale werden auch für die Bremsanlage beansprucht und umgekehrt.
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Die oben beschriebenen Eigenschaften, Merkmale und Vorteile der vorliegenden Erfindung, sowie die Art und Weise, wie diese erreicht werden, werden klarer und deutlicher verständlich im Zusammenhang mit der folgenden Beschreibung der Ausführungsformen, die im Zusammenhang mit den Zeichnungen erläutert werden.
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Es zeigen:
- 1 eine Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Bremsanlage,
- 2 eine schematische Darstellung des Bremsdrucks in zwei Radbremsen während eines Nachfüllvorgangs ohne das erfindungsgemäße Verfahren im Stand der Technik,
- 3 eine schematische Darstellung des Bremsdrucks in zwei Radbremsen während eines Nachfüllvorgangs mit dem erfindungsgemäßen Verfahren, und
- 4 ein Flussdiagramm einer Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Verfahrens.
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1 zeigt eine erfindungsgemäße elektrohydraulische Bremsanlage 1 für ein Kraftfahrzeug. Die Bremsanlage 1 umfasst vier hydraulisch betätigbare Radbremsen 2, 3, 4, 5, je eine für jedes der Räder des Kraftfahrzeugs. Auch eine andere, insbesondere höhere Anzahl an Rädern und hydraulischen Radbremsen 2, 3, 4, 5 ist vorstellbar (beispielsweise bei einem Lastkraftwagen). Die Bremsanlage 1 umfasst ein Primärbremssystem 6 und ein Sekundärbremssystem 7. Im Primärbremssystem 6 ist ein mittels eines Bremspedals 8 betätigbarer Hauptbremszylinder 9 angeordnet, welcher über zwei elektrisch betätigbare Trennventile 10, 11 mit den vier Radbremsen 2, 3, 4, 5 hydraulisch verbindbar ist. Für das erfindungsgemäße Verfahren sind beide Trennventile 10, 11 offen.
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Das Primärbremssystem umfasst einen Primärdruckerzeuger 12, der hier als Linearaktuator ausgebildet ist, der regelmäßig zurückfahren muss und hydraulische Flüssigkeit aus einem Haupttank 13 anzusaugen. Dazu wird ein Primärdruckerzeuger-Ausgangsventil 14 am Ausgang des Primärdruckerzeugers 12 geschlossen.
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Das Primärbremssystem 6 umfasst insbesondere eine Reihe von Einlassventilen 15, 16, 17, 18, und Auslassventilen 19, 20, 21, 22 die die getrennte Ansteuerung der hydraulischen Radbremsen 2, 3, 4, 5 sowie den Rückfluss der hydraulischen Flüssigkeit in den Haupttank 13 regeln. Die Radbremsen 2, 3 sind hier beispielsweise der Vorderachse zugeordnet, die Radbremsen 4, 5 der Hinterachse. Das Sekundärbremssystem 7 ist über die Einlassventile 15, 16 der Vorderradbremsen 2, 3 mit dem Primärbremssystem 6 hydraulisch verbindbar.
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Das Sekundärbremssystem 7 umfasst einen Sekundärdruckerzeuger 23, hier eine 2-Kolbenpumpe. Je ein Kolben des Sekundärdruckerzeugers 23 ist mit je einem Sekundärtank 24, 25 verbunden, die jeweils mit dem Haupttank 13 hydraulisch verbunden sind. Der Sekundärdruckerzeuger 23 kann die Radbremsen 2, 3 direkt mit unter Druck stehender hydraulischer Flüssigkeit versorgen und die Radbremsen 4, 5 zumindest dann, wenn eines der Einlassventile 15, 16 offen ist.
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Das Primärbremssystem 6 umfasst eine erste Steuereinheit 26 und das Sekundärbremssystem 7 umfasst eine zweite Steuereinheit 27. Die Steuereinheiten 26, 27 sind dazu eingerichtet die elektrisch steuerbaren Elemente des jeweiligen Bremssystems 6, 7 zu steuern. Die Steuereinheiten 26, 27 sind kommunikativ verbunden, zum Beispiel über einen CAN-Bus.
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Hydraulische Drucksensoren 28, 29, die mit allen Einlassventilen 15, 16, 17, 18 der Radbremsen 2, 3, 4, 5 hydraulisch verbindbar sind (in 1 sind beide verbunden), sind im Primärbremssystem 6 angeordnet und liefern Druckmesswerte an die erste Steuereinheit 26. Diese Druckmesswerte gehen in ein hydraulisches Druckmodell der ersten Steuereinheit 26 ein. Es kann aber auch nur einer der Drucksensoren 28, 29 dafür verwendet werden. Die Bremsanlage 1 umfasst in dieser Ausführungsform aber auch noch weitere Drucksensoren, deren Messwerte potentiell ebenfalls eingehen können.
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2 zeigt eine schematische Darstellung einer Druckanforderung im Stand der Technik während eines Nachfüllzyklus 30 gegen die Zeit. Gepunktet sind die Druckdifferenzen 31, 32 zwischen geforderten Druckaufbau und tatsächlichem Druck P_VL im linken Vorderrad und tatsächlichem Druck P_VR im rechten Vorderrad dargestellt. Der angeforderte Druck ist jeweils durch die Oberkante der gepunkteten Flächen gegeben. Ist der Nachfüllzyklus 30 abgeschlossen, kann der Primärdruckerzeuger 12 wieder die angeforderten Drücke liefern. Diese temporäre Bremsdruckunterversorgung verschlechtert den Bremsweg.
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3 zeigt eine entsprechende schematische Darstellung einer Druckanforderung zweier Radbremsen während eines Nachfüllzyklus 30 mit dem erfindungsgemäßen Verfahren. Gepunktet sind erneut zum Vergleich die Druckdifferenzen 31, 32 und Bremsdruckanforderungen aus 2 dargestellt. Zusätzlich sind Öffnungsphasen 33, 34, 35 des Auslassventils vorne links OV_VL, der Auslassventils vorne rechts OV_VR und des Einlassventils vorne rechts IV_VR dargestellt, wobei das Einlassventil vorne links als Radbremse mit der höchsten Bremsdruckanforderung während des gesamten Nachfüllzyklus offenbleibt und daher nicht extra dargestellt ist. Wie ersichtlich ist, können mit dem erfindungsgemäßen Verfahren die Bremsdruckanforderungen deutlich besser auch während eines Nachfüllzyklus des Primärdruckerzeugers 12 erfüllt werden. Die Schwankungen des tatsächlichen Bremsdrucks durch das Öffnen / Schließen der Einlassventile und Auslassventile ist hier etwas übertrieben dargestellt und soll lediglich die etwas schwankendere Druckversorgung durch den Sekundärdruckerzeuger zusammen mit der Einlass-/Auslassventil-Regelung verdeutlichen, die den Primärdruckerzeuger nicht perfekt, sondern nur näherungsweise ersetzen können.
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4 zeigt ein Flussdiagramm einer Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Verfahrens. In Schritt 100 wird das Primärdruckerzeuger-Ausgangsventil 14 am Ausgang des Primärdruckerzeugers 12, über das der Primärdruckerzeuger 12 mit allen Radbremsen 2, 3, 4, 5 hydraulisch verbindbar ist, geschlossen.
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In Schritt 110 wird mit Druck beaufschlagte hydraulische Flüssigkeit durch den Sekundärdruckerzeuger 23 für zumindest zwei (vorzugsweise alle) der Radbremsen 2, 3, 4, 5 entsprechend von Bremsdruckanforderungen für diese Radbremsen 2, 3, 4, 5 bereitgestellt.
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In Schritt 120 wird der Primärdruckerzeuger 12 mit hydraulischer Flüssigkeit aus dem Haupttank 13 aufgefüllt. Schritte 110 und 120 erfolgen im Wesentlichen parallel.
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In Schritt 130 wird das Primärdruckerzeuger-Ausgangsventil 14 am Ausgang des Primärdruckerzeugers 12 geöffnet, wenn der Primärdruckerzeuger 12 ausreichend mit hydraulischer Flüssigkeit gefüllt ist, und der Sekundärdruckerzeuger 23 wird von den zuvor hydraulisch belieferten Radbremsen 2, 3, 4, 5 hydraulisch getrennt. Damit endet der Nachfüllvorgang des Primärdruckerzeugers 12.
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Obwohl die vorliegende Erfindung im Detail durch bevorzugte Ausführungsformen näher illustriert und beschrieben wurde, so ist sie nicht durch die offenbarten Beispiele beschränkt.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Bremsanlage
- 2
- Radbremse
- 3
- Radbremse
- 4
- Radbremse
- 5
- Radbremse
- 6
- Primärbremssystem
- 7
- Sekundärbremssystem
- 8
- Bremspedal
- 9
- Hauptbremszylinder
- 10
- Trennventil
- 11
- Trennventil
- 12
- Primärdruckerzeuger
- 13
- Haupttank
- 14
- Primärdruckerzeuger-Ausgangsventil
- 15
- Einlassventil
- 16
- Einlassventil
- 17
- Einlassventil
- 18
- Einlassventil
- 19
- Auslassventil
- 20
- Auslassventil
- 21
- Auslassventil
- 22
- Auslassventil
- 23
- Sekundärdruckerzeuger
- 24
- Sekundärtank
- 25
- Sekundärtank
- 26
- erste Steuereinheit
- 27
- zweite Steuereinheit
- 28
- Drucksensor
- 29
- Drucksensor
- 30
- Nachfüllzyklus
- 31
- Druckdifferenz
- 32
- Druckdifferenz
- 33
- Öffnungsphase
- 34
- Öffnungsphase
- 35
- Öffnungsphase
- 100
- Schritt
- 110
- Schritt
- 120
- Schritt
- 130
- Schritt
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102014225958 [0002]
- DE 102014225956 [0002]