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Die Erfindung betrifft ein Fahrzeugsicherheitsgurtband, insbesondere für eine Kollisionsversuchsanlage sowie einen Gurtaufroller mit einem Fahrzeugsicherheitsgurtband, eine Kollisionsversuchsanlage und ein Verfahren zur Analyse eines Kollisionsversuchs.
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Im Entwicklungsprozess von Fahrzeugsicherheitssystemen werden diese üblicherweise mittels Kollisionsversuchsanlagen getestet und bei Bedarf optimiert. Ein Bestandteil eines Fahrzeugsicherheitssystems ist beispielsweise ein Gurtaufroller mit einem auf diesem aufwickelbaren Fahrzeugsicherheitsgurtband. Die Kollisionsversuche zur Auslegung und Optimierung eines Fahrzeugsicherheitssystems werden mehrfach wiederholt, um validierte Ergebnisse bezüglich der Funktion des Fahrzeugsicherheitssystems zu erhalten.
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Um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten, ist es entscheidend, dass der Versuchsaufbau beziehungsweise die Ausgangssituation vor jedem Kollisionsversuch möglichst identisch ist.
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In der Praxis wird das Versuchsergebnis jedoch von einer Vielzahl von Einflussfaktoren beeinflusst, wodurch es schwierig ist, immer gleiche Versuchsvoraussetzungen zu schaffen. Derartige Einflussfaktoren sind beispielsweise die Verlegung des Fahrzeugsicherheitsgurtbands, eine Gurtlose des aufgewickelten Gurtbandes auf der Gurtspule sowie eine aufgewickelte Länge des Gurtbands.
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Es ist daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Fahrzeugsicherheitsgurtband sowie eine Kollisionsversuchsanlage bereitzustellen, mittels denen die Reproduzierbarkeit von Kollisionsversuchen optimiert werden kann. Zudem ist es eine Aufgabe der Erfindung ein verbessertes Verfahren zur Analyse eines Kollisionsversuchs anzugeben.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Fahrzeugsicherheitsgurtband, insbesondere für eine Kollisionsversuchsanlage, wobei das Gurtband ein Befestigungsende hat und in mindestens einem Abschnitt eine fortlaufende Messskala aufweist, die direkt auf das Gurtband aufgedruckt ist.
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Mittels der aufgedruckten Messskala lässt sich ein Versuchsaufbau genau kontrollieren bzw. reproduzieren, da anhand der Messskala beim Versuchsaufbau kontrolliert werden kann, ob das Fahrzeugsicherheitsgurtband immer gleich anliegt.
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Des Weiteren lässt sich auf Highspeed-Filmen die Bewegung des Gurtbandes anhand der Messskala eindeutig verfolgen und ausmessen.
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Zudem ist der Versuchsaufbau vereinfacht, da die Messskala nicht mehr manuell angebracht werden muss, wie bei einer aufgeklebten Messskala.
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Darüber hinaus ermöglicht die aufgedruckte Messskala eine Messung der im Fahrzeugsicherheitsgurtband auftretenden Kräfte anhand der Dehnung des Fahrzeugsicherheitsgurtbands. Der Abstand zwischen zwei Messpunkten auf dem Gurtband kann zu diesem Zweck mit einem von der Messskala angezeigten Abstand abgeglichen werden. Wenn das Gurtband gedehnt wurde, zeigt die Messskala nämlich einen kleineren Abstand als den tatsächlichen Abstand zwischen zwei Messpunkten an. Anhand eines vorher ermittelten Kraft-Dehnungs-Diagramms kann mittels der Differenz zwischen dem angezeigten und dem tatsächlichen Abstand auf die im Gurtband wirkenden Kräfte geschlossen werden. Mit einer aufgeklebten Messskala wäre dies nicht möglich, da sich die Dehnung des Gurtbands nicht ausreichend genau auf eine aufgeklebte Skala überträgt. Außerdem können sich aufgeklebte Messskalen bei einer Dehnung des Gurtbands lösen oder reißen.
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Gemäß einer Ausführungsform gibt die Messskala fortlaufende, absolute Abstände vom Befestigungsende wieder. Dadurch lässt sich in jedem Punkt auf der Messskala ein absoluter Abstand zum Befestigungsende direkt ablesen. Anhand dieses Abstandes kann überprüft werden, ob eine Gurtlose und/oder eine abgewickelte Länge des Gurtbandes bei jedem Versuchsaufbau identisch ist beziehungsweise innerhalb eines festgelegten Toleranzbereichs liegt. Beispielsweise kann ein Wert der Messskala an einem Umlenker und/oder an einem Gurtschloss abgelesen werden, da diese Punkte in einer Kollisionsversuchsanlage immer an der gleichen Stelle sind.
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Die Messskala kann zahlreiche, in vorgegebenem Abstand aufgedruckte Striche umfassen, die quer zur Bandlängsrichtung verlaufen und/oder Zahlenwerte, die den Abstand zum Befestigungsende angeben. Anhand der aufgedruckten Striche kann eine Bewegung des Gurtbands bei einem Kollisionsversuch mittels einer Highspeed-Kamera besonders genau nachvollzogen werden, wodurch Rückschlüsse auf eine Rückhaltewirkung des Fahrzeugsicherheitsgurtbands getroffen werden können. So können durch die Dummy-Bewegung verursachte Gurtbanddurchzüge an beispielsweise Umlenker oder Steckzunge sehr genau vermessen werden und ihr Verlauf während eines Kollisionsversuchs aufgezeichnet werden. Die Zahlenwerte ermöglichen ein schnelles Ablesen eines Abstands in einem Punkt auf dem Fahrzeugsicherheitsgurtband zum Befestigungsende des Gurtbands und/oder zu einem Befestigungselement.
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Die aufgedruckten Striche bilden insbesondere eine homogene Skala, die beispielsweise metrisch ist.
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Die Messskala ist beispielsweise mehrfarbig, insbesondere eine schwarz/weiß-Skala. Insbesondere können die Striche der Messskala alternierend schwarz und weiß sein. Dadurch haben die direkt aufeinander folgenden Striche einen hohen Kontrast zueinander, wodurch die Messgenauigkeit bei Hochgeschwindigkeitsversuchen besonders gut ist. Der schwarz-weiß Wechsel findet beispielsweise im 1 mm Abstand statt, das heißt, jeder der aufgedruckten Striche kann 1 mm breit sein, wobei sich die Breite der Striche in Längsrichtung des Gurtbands erstreckt.
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Es ist auch denkbar, dass die Messskala auf ein Webmuster des Fahrzeugsicherheitsgurtbands abgestimmt ist. Dadurch können Toleranzen der Bedruckung besonders gering sein. Beispielsweise kann der schwarz-weiß Wechsel im Abstand von 1/16", also 1,5875 mm stattfinden.
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Die Messskala kann mindestens zwei sich jeweils über mehrere Teilmarkierungen hinweg erstreckende Abschnittsmarkierungen umfassen, die jeweils einem bestimmten Abschnitt auf dem Gurtband zugeordnet sind und die sich voneinander optisch unterscheiden. Die Abschnittsmarkierungen sind beispielsweise durch verschiedene Farben oder Muster gebildet. Alternativ oder zusätzlich können die Abschnittsmarkierungen Zahlen umfassen. Die Abschnittsmarkierungen ermöglichen eine schnelle Orientierung auf dem Gurtband.
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Gemäß einer Ausführungsform können mehrere Abschnittsmarkierungen an dem Gurtband angeordnet sein, wobei die Abschnittsmarkierungen in Bandlängsrichtung direkt aneinander anschließen und wobei sich jeweils zumindest die unmittelbar aufeinander folgenden Abschnittmarkierungen voneinander unterscheiden, insbesondere wobei alle Abschnittsmarkierungen unterschiedlich sind. Auf diese Weise kann eine Abschnittsmarkierung schnell einem bestimmten Bereich auf dem Gurtband zugeordnet werden. Die Abschnittsmarkierungen erstrecken sich beispielsweise jeweils über eine Länge von einem Meter.
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Die Abschnittsmarkierungen können sich entlang mindestens eines Längsrandes des Gurtbands erstrecken. Dadurch sind die Abschnittsmarkierungen gut sichtbar.
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Alternativ oder zusätzlich zu den Abschnittsmarkierungen kann die Messskala Marker umfassen, die eine Auswertung (Post-Processing) von Filmaufnahmen, insbesondere Highspeed-Filmaufnahmen, des Kollisionsversuchs ermöglichen. Die Marker sind beispielsweise entlang eines Längsrandes des Fahrzeugsicherheitsgurtbandes angeordnet, insbesondere wobei alle 10 mm ein Marker aufgedruckt ist. Ein Marker umfasst beispielsweise einen zentralen Ring oder Kreis und/oder mindestens ein, insbesondere mehrere Kreissegmente. Die Kreissegmente können um den Ring beziehungsweise um den Kreis herum angeordnet sein. Im einfachsten Fall kann der Marker ein Punkt sein.
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Vorzugsweise ist das Fahrzeugsicherheitsgurtband nur einseitig bedruckt. Dies hat den Vorteil, dass eine Reibung an den innenliegenden Anlageflächen des Gurtbands nicht durch den Aufdruck beeinflusst wird. Somit ist das Reib- und Dehnverhalten des Fahrzeugsicherheitsgurtbands ähnlich wie bei einem unbedruckten Seriengurtband. Das Versuchsergebnis wird somit nicht bzw. nur geringfügig durch die aufgedruckte Messskala beeinflusst. Es ist jedoch auch denkbar, dass das Fahrzeugsicherheitsgurtband zumindest abschnittsweise beidseitig bedruckt ist.
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Gemäß einer weiteren Ausführungsform kann auf dem Fahrzeugsicherheitsgurtband eine zusätzliche Beschichtung aufgebracht sein, insbesondere auf der aufgedruckten Messskala. Die zusätzliche Beschichtung ist beispielsweise eine reibungsreduzierende Beschichtung oder eine Beschichtung zum Fixieren des Gurtbandgewebes, insbesondere eine sogenannte Avivage. Vorzugsweise kann anhand der Beschichtung ein Reibwert des bedruckten Fahrzeugsicherheitsgurtbands zumindest näherungsweise einem Reibwert eines unbedruckten Fahrzeugsicherheitsgurtbands entsprechen.
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Unter einer Avivage versteht man die Behandlung von Fäden und Garnen aus Chemiefasern mit fetthaltigen Stoffen zur Verbesserung von Griff, Weichheit und Geschmeidigkeit.
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Die Beschichtung umfasst beispielsweise ein Öl und/oder ein Lösungsmittel. Zum Aufbringen der Beschichtung wird das Fahrzeugsicherheitsgurtband in dem Öl beziehungsweise dem Lösungsmittel getränkt und anschließend unter Zug getrocknet.
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Beispielsweise wird die Messskala auf das Fahrzeugsicherheitsgurtband aufgedruckt, indem Farbe von einem Träger, beispielsweise einem Papierträger, auf das Fahrzeugsicherheitsgurtband übertragen wird, insbesondere unter erhöhter Temperatur. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer Sublimation. Durch eine derartige Bedruckung kann ein besonders scharfer Übergang zwischen zwei Farben erreicht werden. Dieses Verfahren eignet sich vor allem für einseitig bedruckte Fahrzeugsicherheitsgurtbänder, da sich das Reibverhalten auf der bedruckten Seite von dem Reibverhalten eines Seriengurtbands unterscheidet. Bei Verwendung eines derartigen Fahrzeugsicherheitsgurtbandes liegt vorzugsweise die bedruckte Seite außen, das heißt, die unbedruckte Seite des Fahrzeugsicherheitsgurtbands ist in Kontakt mit dem Dummy, dem Umlenker, der Steckzunge etc.
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Alternativ kann das Fahrzeugsicherheitsgurtband bedruckt werden, indem vor der Avivage ein Seriengurtbandgewebe bedruckt wird, insbesondere ein weißes Seriengurtbandgewebe. Anschließend kann das Gurtbandgewebe fixiert werden, indem es in einem Lösungsmittel getränkt und unter Zug getrocknet wird. Beim Trocknen wird das Gurtband beispielsweise erwärmt. Bei dieser Bedruckungsmethode ergibt sich das gleiche Reibverhalten wie bei einem Seriengurtband. Dadurch ist eine zweiseitige Bedruckung möglich.
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Das Fahrzeugsicherheitsgurtband eignet sich nicht nur zur Anwendung in Kollisionsversuchsanlagen, es kann auch in einem Serienfahrzeug eingesetzt werden. Allerdings beschränkt sich die Messskala in diesem Fall aus Designgründen vorzugsweise auf einen Bereich, der bei einem maximalen Auszug des Fahrzeugsicherheitsgurtbands nicht sichtbar ist, das heißt, auf einen Abschnitt des Fahrzeugsicherheitsgurtbands, der sich vom Befestigungsende aus erstreckt und hinter der B-Säule beziehungsweise hinter Verkleidungsteilen verläuft, wenn das Fahrzeugsicherheitsgurtband abgewickelt wird. Durch die Messskala kann in diesem Fall ein Gurtbandauszug beim Anschnallen eines Fahrzeuginsassen anhand der aufgedruckten Messskala durch geeignete Sensoren detektiert werden.
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Anhand des Gurtbandauszugs kann bei einem Seriengurtband eine Passagiererkennung stattfinden. Beispielsweise kann anhand des Gurtbandauszugs auf eine Körpergröße und/oder ein Gewicht eines Fahrzeuginsassen geschlossen werden. Des Weiteren kann erkannt werden, ob ein Kindersitz auf einem Fahrzeugsitz angeordnet ist. Alternativ oder zusätzlich kann auf eine Sitzposition eines Fahrzeuginsassen geschlossen werden, zum Beispiel ob sich der Fahrzeuginsasse in einer liegenden oder sitzenden Position befindet und/oder ob sich der Fahrzeuginsasse innerhalb einer nominalen Sitzposition oder außerhalb einer nominalen Sitzpositionen befindet.
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Die Aufgabe wird des weiteren erfindungsgemäß gelöst durch eine Kollisionsversuchsanlage mit einem Gurtaufroller, der eine Gurtspule umfasst, und einem auf der Gurtspule aufgewickelten, wie vorhergehend beschriebenen Fahrzeugsicherheitsgurtband, sowie mit einem Messinstrument, das geeignet ist, die Messskala des Gurtbands abzutasten. Das Messinstrument kann die Messskala zum Beispiel mittels eines Lasers abtasten und so die Bewegung des Fahrzeugsicherheitsgurtbands bei einem Kollisionsversuch nachverfolgen.
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Beispielweise ist die die Messskala im Bereich eines Gurtbandauszugs, einer Gurtbandumlenkung, in einem Anlagebereich an einem Dummy und/oder im Bereich eines Gurtschlosses aufgedruckt.
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Gemäß einer Ausführungsform umfasst die Kollisionsversuchsanlage mindestens zwei Messinstrumente, die geeignet sind, das Fahrzeugsicherheitsgurtband an zwei in Längsrichtung beabstandeten Stellen abzutasten, wobei anhand der Messskala eine Dehnung des Fahrzeugsicherheitsgurtbands detektiert werden kann. Dadurch kann auf eine im Fahrzeugsicherheitsgurtband wirkende Kraft geschlossen werden.
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Die Messinstrumente sind beispielsweise mit einer Steuereinheit gekoppelt, die so ausgebildet ist, dass sie anhand der Messwerte die Dehnung des Gurtbands zwischen den Messinstrumenten ermittelt. Zu diesem Zweck können in der Steuereinheit einer definierten Dehnung zugeordnete Kraftwerte hinterlegt sein. Diese Werte können beispielsweise anhand eines Ziehversuchs ermittelt worden sein.
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Die Aufgabe wird des Weiteren erfindungsgemäß gelöst durch ein Verfahren zur Analyse eines Kollisionsversuchs, der mit einer Kollisionsversuchsanlage durchgeführt wird, insbesondere mit einer erfindungsgemäßen Kollisionsversuchsanlage, wobei ein Kollisionsversuch mit einer Highspeed-Kamera gefilmt wird und nach Abschluss des Kollisionsversuchs anhand von auf einem Fahrzeugsicherheitsgurtband aufgedruckten Markern eine Dummy-Kinematik analysiert wird.
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Insbesondere kann eine Analyse durch automatisiertes Verfolgen (Tracking) der Messskala, insbesondere der Marker, auf dem Fahrzeugsicherheitsgurtband durch eine nachträgliche Analyse mittels geeigneter Computerprogramme (Post-Processing) der Highspeed-Kameraaufnahmen erfolgen. Mittels einer derartigen Analyse können eine Auslegung der Kollisionsversuchsanlage und/oder eine Dummy-Kinematik während eines Kollisionsversuchs optimiert werden.
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Des Weiteren kann eine Dehnung des Fahrzeugsicherheitsgurtbands anhand eines sich vergrößernden Abstands zwischen den einzelnen Markern festgestellt werden kann, insbesondere bei einer nachträglichen Analyse. Anhand der Dehnung kann auf eine im Fahrzeugsicherheitsgurtband wirkende Gurtbandkraft geschlossen werden.
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Weitere Vorteile und Merkmale der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung und aus den nachfolgenden Zeichnungen, auf die Bezug genommen wird. In den Zeichnungen zeigen:
- - 1 eine erfindungsgemäße Kollisionsversuchsanlage mit einem erfindungsgemäßen Gurtaufroller und einem erfindungsgemäßen Fahrzeugsicherheitsgurtband,
- - 2 eine Teilansicht der Kollisionsversuchsanlage aus 1,
- - 3 schematisch einen Abschnitt des Fahrzeugsicherheitsgurtbands aus den 1 und 2 mit einer aufgedruckten Messskala,
- - 4 das Fahrzeugsicherheitsgurtband aus den 1 bis 3 an einer Gurtspule in einer Längsschnittdarstellung,
- - 5 schematisch einen Abschnitt eines weiteren erfindungsgemäßen Fahrzeugsicherheitsgurtbands,
- - 6 verschiedene Abschnitts-markierungen für ein Fahrzeugsicherheitsgurtband,
- - 7 schematisch einen Abschnitt eines weiteren erfindungsgemäßen Fahrzeugsicherheitsgurtbands, und
- - 8 alternative Markersymbole für ein Fahrzeugsicherheitsgurtband.
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1 zeigt eine Kollisionsversuchsanlage 10 zur Durchführung von Kollisionsversuchen, die zur Auslegung und Optimierung von Fahrzeugsicherheitssystemen dienen.
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Die Kollisionsversuchsanlage 10 umfasst einen Gurtaufroller 12, auf dem ein Fahrzeugsicherheitsgurtband 14 aufgewickelt ist. Ein derartiger Gurtaufroller 12 mit einem Fahrzeugsicherheitsgurtband 14 kann beispielsweise auch Bestandteil eines Fahrzeugsicherheitssystems sein.
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Zum Zweck der Befestigung an dem Gurtaufroller 12 hat das Fahrzeugsicherheitsgurtband 14 ein Befestigungsende 32, das durch eine Schlaufe 34 gebildet sein kann, wie in 4 gezeigt. In den 1 und 2 ist das Befestigungsende 32 nicht zu sehen, da das Fahrzeugsicherheitsgurtband 14 wie in 1 dargestellt an dem Gurtaufroller 12 befestigt und ein Stück weit auf diesem aufgewickelt ist, sodass das Befestigungsende 32 verdeckt ist.
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Bei der Durchführung eines Kollisionsversuchs ist das Fahrzeugsicherheitsgurtband 14 über einen Umlenker 20 (siehe 2) geführt, der in 1 durch den Messaufbau verdeckt ist, und mittels einer Steckzunge, die in einem Gurtschloss verrastet sein kann, fixiert. Dabei ist das Fahrzeugsicherheitsgurtband 14 um einen Dummy 16 gelegt.
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Um die Reproduzierbarkeit des Versuchsaufbaus zu gewährleisten, ist auf dem Fahrzeugsicherheitsgurtband 14 in mindestens einem Abschnitt eine fortlaufende Messskala 18 direkt aufgedruckt, die in den 2 und 3 zu sehen ist.
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Die Messskala 18 kann sich dabei über einen Großteil des Fahrzeugsicherheitsgurtbands 14 erstrecken oder nur über einzelne Abschnitte, in denen eine Bewegung des Fahrzeugsicherheitsgurtbands 14 zur Versuchsauswertung nachvollzogen werden muss. Beispielsweise ist die Messskala 18 im Bereich eines Gurtbandauszugs, einer Gurtbandumlenkung, die in 2 zu sehen ist, in einem Anlagebereich an dem Dummy 16 und/oder im Bereich eines Gurtschlosses aufgedruckt.
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Die Messskala 18 ist mehrfarbig, genauer gesagt eine schwarz/weiß-Skala.
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Anhand der Messskala 18 kann beim Versuchsaufbau vor der Durchführung des Kollisionsversuchs der Versuchsaufbau kontrolliert werden. Der Versuchsaufbau sollte nämlich bei jedem Versuch möglichst identisch sein, um zu gewährleisten, dass jeder Kollisionsversuch unter gleichen Voraussetzungen durchgeführt wird und dass die Versuchsergebnisse von mehreren durchgeführten Kollisionsversuchen vergleichbar sind.
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Dies wird dadurch erreicht, dass die Messskala 18 fortlaufende, absolute Abstände vom Befestigungsende wiedergibt. Zu diesem Zweck umfasst die Messskala aufgedruckte Werte, wie in 3 zu sehen ist. Das heißt, dass an jeder Stelle auf der Messskala 18 direkt abgelesen werden kann, wie groß der Abstand zum Befestigungsende ist. Dies erleichtert die Reproduzierbarkeit des Versuchsaufbaus. Zum Beispiel kann in einem definierten Punkt der Kollisionsversuchsanlage 10, wie beispielsweise am Umlenker 20, überprüft werden, ob die abgewickelte Länge des Fahrzeugsicherheitsgurtbands 14 immer gleich ist.
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Ist die abgewickelte Länge bis zum Umlenker 20 bei zwei in derselben Kollisionsversuchsanlage 10 durchgeführten Versuchen gleich, ist dies ein Indiz dafür, dass eine Gurtlose des auf dem Gurtaufroller 12 aufgewickelten Fahrzeugsicherheitsgurtbands 14 ebenfalls gleich ist und/oder dass ein Sitz des Dummys 16 gleich ist.
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2 zeigt eine Teilansicht der Kollisionsversuchsanlage 10 aus 1, insbesondere im Bereich der Gurtbandumlenkung. Wie in 2 gezeigt ist, umfasst die Kollisionsversuchsanlage 10 zwei Messinstrumente 22, die geeignet sind, die Messskala 18 des Fahrzeugsicherheitsgurtbands 14 abzutasten, insbesondere an zwei in Längsrichtung beabstandeten Stellen. Beispielsweise können die Messinstrumente 22 die Messskala 18 mittels eines Lasers abtasten. Dadurch kann eine Bewegung des Fahrzeugsicherheitsgurtbands 14 mittels der Messinstrumente 22 nachvollzogen werden.
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Indem das Fahrzeugsicherheitsgurtband 14 durch die zwei Messinstrumente 22 an zwei längs des Fahrzeugsicherheitsgurtbands 14 beabstandeten Stellen abtasten kann, kann anhand der Messskala 18 auch eine Dehnung des Fahrzeugsicherheitsgurtbands 14 detektiert werden.
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Zu diesem Zweck sind die Messinstrumente 22 mit einer der Einfachheit halber nicht dargestellten Steuereinheit gekoppelt, die so ausgebildet ist, dass sie anhand der Messwerte die Dehnung des Gurtbands zwischen den Messinstrumenten 22 ermittelt. Dies kann dadurch geschehen, dass ein anhand der Messskala 18 gemessener Abstand zwischen zwei Punkten mit dem tatsächlichen Abstand zwischen den Messinstrumenten 22 verglichen wird. Wenn das Fahrzeugsicherheitsgurtband 14 gedehnt wurde, zeigt die Messskala 18 nämlich einen geringeren Abstand als den tatsächlich vorliegenden Abstand an.
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Anhand der ermittelten Dehnung kann auch auf die im Fahrzeugsicherheitsgurtband 14 wirkenden Kräfte geschlossen werden.
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Das Fahrzeugsicherheitsgurtband 14 ist, wie in 2 zu sehen ist, nur einseitig bedruckt. Eine Innenseite des Fahrzeugsicherheitsgurtbands 14, die über den Umlenker 20 läuft, ist unbedruckt. Dadurch wird die Reibung zwischen dem Fahrzeugsicherheitsgurtband 14 und weiteren Komponenten der Kollisionsversuchsanlage 10 nicht durch die Bedruckung beeinflusst.
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Auf dem Fahrzeugsicherheitsgurtband 14 kann optional eine zusätzliche Beschichtung aufgebracht sein, zum Beispiel eine reibungsreduzierende Beschichtung. Insbesondere ist die Beschichtung auf der aufgedruckten Messskala 18 aufgetragen. Durch die Beschichtung kann ein Reibwert des bedruckten Fahrzeugsicherheitsgurtbands 14 dem Reibwert eines unbedruckten Gurtbands entsprechen. Dadurch können die Kollisionsversuche unter besonders realitätsnahen Voraussetzungen durchgeführt werden. Die Beschichtung ist vorzugswiese vollständig transparent, da die Messskala 18 durch die Beschichtung hindurch gut zu sehen sein soll. Daher ist die Beschichtung in den Figuren nicht sichtbar.
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In 3 ist ein Abschnitt eines Fahrzeugsicherheitsgurtbands 14 schematisch dargestellt, auf dem die Messskala 18 schematisch veranschaulicht ist. Die Darstellung ist dabei nicht zwingend maßstabsgetreu.
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Wie in 3 zu sehen ist, umfasst die Messskala 18 zahlreiche, in vorgegebenem Abstand aufgedruckte Striche 24, die quer zur Bandlängsrichtung verlaufen, und Zahlenwerte, die den Abstand der aufgedruckten Striche 24 zum Befestigungsende angeben.
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Zusätzlich umfasst die Messskala 18 mehrere sich jeweils über mehrere Teilmarkierungen, insbesondere über mehrere Striche 24 hinweg erstreckende Abschnittsmarkierungen 26, die jeweils einem bestimmten Abschnitt auf dem Fahrzeugsicherheitsgurtband 14 zugeordnet sind.
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In dem veranschaulichten Ausführungsbeispiel erstrecken sich die Abschnittsmarkierungen 26 entlang eines Längsrandes 28 des Fahrzeugsicherheitsgurtbands 14.
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Die Abschnittsmarkierungen 26 schließen in Bandlängsrichtung direkt aneinander an. Sie erstrecken sich beispielsweise jeweils über einen Meter oder über 10 cm.
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Wie in 3 zu sehen ist, unterscheiden sich die Abschnittsmarkierungen 26, insbesondere die unmittelbar aufeinander folgenden Abschnittsmarkierungen 26, optisch voneinander, zum Beispiel durch ihre Farbe oder, wie in 3 veranschaulicht, durch verschiedene Muster. Natürlich können auch verschiedene Muster und Farben kombiniert werden. Vorzugsweise sind alle Abschnittsmarkierungen 26 unterschiedlich.
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Die Messskala 18 umfasst somit mehrere Sektoren, insbesondere drei Sektoren, die sich jeweils in Längsrichtung des Fahrzeugsicherheitsgurtbands 14 erstrecken und nebeneinander angeordnet sind. Ein Sektor umfasst die Abschnittsmarkierungen 26, ein Sektor Striche 24 und ein Sektor die fortlaufenden Zahlenwerte.
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4 zeigt einen Teil des Gurtaufrollers 12, insbesondere eine Gurtspule 30, die an dem Befestigungsende 32 des Fahrzeugsicherheitsgurtbands 14 befestigt ist.
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Bei der in 3 veranschaulichten Ausführungsform wiederholen sich die Zahlenwerte in den unterschiedlichen, durch die Abschnittmarkierungen 26 markierten Abschnitte. Durch Kombination der Zahlenwerte mit den Abschnittsmarkierungen 26 kann jedoch ein absoluter Abstand zum Befestigungsende 32 eindeutig abgelesen werden.
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Es ist jedoch ebenso möglich, eine komplett durchlaufende Zahlenfolge aufzudrucken. Dies ist in 5 veranschaulicht, die ein weiteres Fahrzeugsicherheitsgurtband 14 zeigt. Beispielsweise laufen die Zahlenwerte von 001 bis 400, wobei sich jeder Zahlenwert über 10 mm erstreckt. So kann bei einem 4 m langen Fahrzeugsicherheitsgurtband 14 an jeder Stelle anhand der Zahlenwerte und der Striche 24 ein Abstand zum Befestigungsende 32 abgelesen werden, insbesondere mit einer Genauigkeit von 1 mm.
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Die Abschnittsmarkierungen 26 sind in dieser Ausführungsform zum Ablesen des absoluten Abstands zum Befestigungsende 32 nicht zwingend notwendig, sie können jedoch zur schnelleren Orientierung hilfreich sein. Beispielsweise kann anhand der Abschnittsmarkierungen 26 sehr schnell überprüft werden, ob beispielsweise das Fahrzeugsicherheitsgurtband 14 immer im gleichen Abschnitt an einer bestimmten Stelle der Kollisionsversuchsanlage 10 anliegt, zum Beispiel am Umlenker 20.
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Bei der in 5 veranschaulichten Ausführungsform sind die Abschnittsmarkierungen 26 durch in Längsrichtung des Fahrzeugsicherheitsgurtbands 14 10 mm lange Symbole gebildet, die sich jeweils zehnmal wiederholen, sodass eine Reihe von identischen Symbolen jeweils einen Abschnitt von 10 cm markiert. Die Anzahl der sich wiederholenden Symbole sowie die Länge der einzelnen markierten Abschnitte kann natürlich auch anders gewählt sein. Einige der Abschnittsmarkierungen 26 können durch ein Firmenlogo ersetzt sein.
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In 6 sind verschiedene Symbole veranschaulicht, die als Abschnittsmarkierung 26 dienen können. Anstelle verschiedener Symbole können auch identische Symbole mit unterschiedlichen Farben verwendet werden. Weiter alternativ könne verschiedene Symbole und verschiedene Farben kombiniert werden.
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7 zeigt ein Fahrzeugsicherheitsgurtband 14 gemäß einer weiteren Ausführungsform, bei der die Messskala 18 alternativ oder zusätzlich zu den Abschnittsmarkierungen 26 Marker 36 aufweist, die sich entlang eines Längsrandes 28 des Fahrzeugsicherheitsgurtbands 14 erstrecken.
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Die Abschnittsmarkierungen 26 können bei der in 7 dargestellten Ausführungsform in Form von farbigen Streifen realisiert sein, die einen Hintergrund für die Marker 36 darstellen.
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Die Marker 36 umfassen jeweils mindestens ein Kreissegment, insbesondere mehrere unterschiedlich große Kreissegmente.
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In 8 sind alternative Markersymbole dargestellt, die zusätzlich zu den Kreissegmenten einen zentralen Ring umfassen.
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Zur Analyse eines Kollisionsversuchs kann ein Kollisionsversuch mit einer Highspeed-Kamera gefilmt und nach Abschluss des Kollisionsversuchs anhand der Marker 36 eine Dummy-Kinematik analysiert werden. Da die Analyse erst nach Abschluss des Kollisionsversuchs erfolgt, spricht man auch von Post-Processing.
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Bei der nachträglichen Analyse kann eine Dehnung des Fahrzeugsicherheitsgurtbands anhand eines sich vergrößernden Abstands zwischen den einzelnen Markern 36 festgestellt werden.