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Die Erfindung betrifft ein Scharnier für eine Möbeltür, bei dem ein erstes Scharnierteil mit einem kassettenförmigen Gehäuse zur Integration in eine Möbelplatte ausgebildet ist und ein zweites Scharnierteil in Form eines Scharniertopfs zum Einlassen in die Möbeltür, wobei die beiden Scharnierteile über ein Hebelwerk verschwenkbar miteinander verbunden sind und wobei in dem ersten Scharnierteil mindestens ein Dämpfer für eine Öffnungs- und Schließdämpfung angeordnet ist. Die Erfindung betrifft weiterhin einen Möbelkorpus, in dem mindestens ein derartiges Scharnier integriert ist.
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Scharniere werden zur Führung einer um eine vertikale Achse schwenkenden Tür im Möbelbereich eingesetzt. Mit einem oder 7-Gelenk-Scharnier lässt sich eine vorteilhafte Kombination einer Dreh- und Schiebebewegung der angelenkten Möbeltür erzielen, die eine Montage mit geringem Spaltmaß zu benachbarten und unmittelbar aneinander angrenzende Möbelkorpusse erlaubt, die ebenfalls mit Türen, Klappen oder Schubladen ausgestattet sind, ohne dass es zu Kollisionen beim Öffnen der Möbeltür kommt. Häufig werden Scharniere eingesetzt, bei denen ein erstes Scharnierteil auf eine Seitenwand des Möbelkorpus aufgesetzt wird und bei denen ein zweites Scharnierteil als ein Scharniertopf ausgebildet ist, der in die Innenfläche der Möbeltür eingelassen ist. Nachteilig bei diesen Scharnieren ist, dass sie eine freie und beliebige Gestaltung des Innenraums des Möbelkorpus behindern.
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Dieser Nachteil kann durch Scharniere der eingangs genannten Art überwunden werden, bei denen das erste Scharnierteil kassettenförmig und so flach ausgebildet ist, dass es in eine Möbelplatte, beispielsweise einen Ober- oder Unterboden des Möbelkorpus in eine entsprechende Ausnehmung eingesetzt wird.
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Ein derartiges Türscharnier ist beispielsweise aus der Druckschrift
WO 2016/174071 A1 bekannt. Das Scharnier weist eine im Wesentlichen in der Draufsicht auf die Ebene, in der das Hebelwerk liegt, rechteckige Gehäusekassette auf, die an der Anschlagsseite der Möbeltür bis nah an den Rand des Bodens reicht. Im Inneren des ersten Scharnierteils sind ein Mechanismus zur Öffnungs- und Schließdämpfung sowie ein Federmechanismus, der das Scharnier in dem geschlossenen Zustand hält, angeordnet. Nachteilig an dem Scharnier ist, dass das erste, in den Ober- bzw. Unterboden des Möbelkorpus eingesetzte Scharnierteil den vorderen Eckbereich des Möbelkorpus für sich beansprucht, so dass Verbindungselemente zwischen dem Ober- bzw. Unterboden und einem Seitenteil des Möbelkorpus im Bereich des Scharniers nicht angeordnet werden können. Lediglich eine Verklebung einer Seitenplatte mit einem schmalen Steg des Ober- bzw. Unterbodens, der neben dem Scharnier noch verbleibt, ist möglich. Zum einen kann dadurch die Stabilität des Möbelkorpus beeinträchtigt sein und zum anderen kann das Scharnier nur in Möbelkorpussen eingesetzt werden, bei denen eine Verbindung zwischen Ober- bzw. Unterboden und Seitenteil entsprechend angepasst ist, so dass eine Aussparung, in die das Scharnierteil eingesetzt wird, nicht mit Verbindungselementen kollidiert.
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Es ist daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein in einen horizontalen Boden eines Möbelkorpus integrierbares Scharnier der eingangs genannten Art zu schaffen, das einer Verwendung üblicher Verbindungselemente zwischen dem Boden und einer Seitenwand des Möbelkorpus nicht einschränkt.
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Diese Aufgabe wird durch ein Scharnier bzw. einen Möbelkorpus mit den Merkmalen des jeweiligen unabhängigen Anspruchs gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
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Ein erfindungsgemäßes Scharnier der eingangs genannten Art zeichnet sich dadurch aus, dass das Gehäuse des ersten Scharnierteils in einem vorderen Bereich, in dem sich eine Öffnung für das Hebelwerk befindet, gegenüber einem hinteren Bereich verbreitert ist, wobei zumindest ein Teil des Hebelwerks in einer geschlossenen Stellung des Scharniers einen Raum in dem vorderen verbreiterten Bereich einnimmt.
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Mit Blick auf die Ebene, in der sich das Hebelwerk befindet, ist das Gehäuse des ersten Scharnierteils also beispielsweise stufenförmig ausgebildet. Nur der Bereich, in dem das Gehäuse nach vorne hin offen ist und durch den Hebel des Hebelwerks zwischen dem ersten und zweiten Scharnierteil verlaufen, ist breit ausgeführt und ragt bis nah an den Rand der Möbelplatte heran. In einem dahinter liegenden Bereich ist das Gehäuse schmaler ausgebildet, so dass ein breiterer Abschnitt der Möbelplatte verbleibt, der die Möbelplatte in diesem Bereich zum einen stabilisiert und zum anderen die Möglichkeit bietet, Verbindungselemente wie z.B. Dübel, Schrauben oder Exzenterverbinder, anzuordnen. Das Gehäuse weist somit einen Gehäuseabschnitt auf, der weniger tief in die Möbelplatte ragt, als ein verbleibender Hauptabschnitt des Gehäuses. Der Gehäuseabschnitt selbst weist eine Tiefe von etwa 10 bis 20 mm auf.
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Die Möbelplatte ist in einer typischen Verwendung des Scharniers ein horizontal ausgerichteter Boden, z.B. ein Ober- oder Zwischen- oder Unterboden des Möbelkorpus. Mit den Verbindungselementen kann eine Verbindung des Ober- oder Zwischen- oder Unterbodens, in den das Scharnier eingesetzt ist, zu einer Seitenwand des Möbelkorpus erfolgen. Die besondere Ausgestaltung des Gehäuses des Scharniers ermöglicht es so, den Möbelkorpus in gewohnter Verbindungstechnik herzustellen bzw. in einen so hergestellten Möbelkorpus die erfindungsgemäßen Scharniere zu integrieren. In den Bauraum hinter dem verbreiterten Bereich des Gehäuses und vor dem Ende des hinteren Bereichs des Gehäuses ist wenigstens ein Verbindungselement in der Möbelplatte zur Verbindung mit einer weiteren Komponente eines Möbelkorpus anordbar.
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In einer vorteilhaften Ausgestaltung des Scharniers umfasst das Hebelwerk einen äußeren Haupthebel und einen inneren Haupthebel, die einerseits drehbar an dem Gehäuse des ersten Scharnierteils und andererseits drehbar an dem Scharniertopf des zweiten Scharnierteils angelenkt sind. Die Haupthebel bilden das Gelenkwerk des Scharniers, insbesondere ausgebildet als 4-Gelenk oder 7-Gelenk.
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Bevorzugt ist der Gehäuseabschnitt, der das Gehäuse seitlich im vorderen Bereich verbreitert, so ausgebildet, dass sich der innere Haupthebel zumindest in einer geschlossenen Endlage des Scharniers zumindest teilweise innerhalb dieses Gehäuseabschnitts befindet. Es liegt dem die Erkenntnis zugrunde, dass das Gehäuse nicht überall gleich tief in die Möbelplatte eindringen muss, sondern gerade in dem Randbereich, in dem die Haupthebel des Hebelwerks verlaufen, nicht so tief ausgebildet sein muss, wodurch der zuvor genannte Freiraum für die Verbindungselemente geschaffen wird. In einer Ausgestaltung ist der innere Haupthebel innerhalb des Gehäuses und insbesondere auch innerhalb des genannten Gehäuseabschnitts drehbar gelagert.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des Scharniers weist der vordere verbreiterte Bereich in Richtung des Endes der Möbeltür, an dem der Scharniertopf angeordnet ist. An diesem Ende verläuft auch das Hebelwerk, das entsprechend zumindest teilweise in diesen Gehäuseabschnitt eintreten kann. Dabei kann der Scharniertopf den vorderen verbreiterten Bereich im geschlossenen Zustand in Richtung des Endes der Möbeltür, an dem der Scharniertopf angeordnet ist, überragen.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des Scharniers ist am vorderen Ende des Gehäuses eine Kontur als Einschubbegrenzung zur Montage des Gehäuses in die Möbelplatte angeordnet. An der Kontur kann ein Befestigungsmittel zur Verbindung des Gehäuses mit der Möbelplatte angeordnet werden. Zudem ist die Kontur bevorzugt umlaufend um das vordere Gehäuseende des Gehäuses ausgebildet und überdeckt einen Teil einer Stirnfläche der Möbelplatte. Die Kontur kann so der Befestigung des Scharniers dienen und deckt aus optischen und hygienischen Gründen Spalte zwischen dem Scharnier und der Möbelplatte ab.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des Scharniers ist in dem ersten und/oder in dem zweiten Scharnierteil ein Dämpfer als Funktionsteil für eine Schließ- und/oder Öffnungsdämpfung vorgesehen. Der Dämpfer kann ein Lineardämpfer sein, der als Zug- oder Druckdämpfer ausgebildet ist oder auch ein Rotationsdämpfer. Bevorzugt wirkt der Dämpfer unmittelbar oder mittelbar zumindest zeitweise mit dem Hebelwerk zusammen.
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In einer vorteilhaften Ausgestaltung des Scharniers ist mindestens einer der beiden Haupthebel als zweiseitiger Hebel ausgebildet und ist mit einem im Inneren des Gehäuses angeordneten Dämpfer gekoppelt. Die Bewegung des zweiten Scharnierteils wird so über die Hebel auf den Dämpfer übertragen, um die Öffnungs- und/oder Schließdämpfung zu realisieren. Dadurch, dass mindestens einer der Haupthebel als zweiseitiger Hebel ausgebildet ist, kann die Bewegung der Hebel in das Innere des Gehäuses übertragen werden, so dass der Dämpfer im Inneren des Gehäuses angeordnet sein kann. Die Bewegung der Haupthebel ist dabei dergestalt, dass ein Extremum der Bahnkurve z.B. einer Verlängerung des äußeren Haupthebels bei einer teilgeöffneten Stellung des Scharniers vorliegt. Dadurch kann mit einem Dämpfer sowohl eine Schließals auch eine Öffnungsdämpfung erfolgen. Es ist jedoch auch möglich, entweder nur eine Schließ- oder nur eine Öffnungsdämpfung zu realisieren. Bevorzugt ist der Dämpfer ein Lineardämpfer, der mit einer Seite drehbar an dem Gehäuse befestigt ist.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des Scharniers ist der Dämpfer mit seiner anderen Seite direkt an einer Verlängerung des äußeren Haupthebels angelenkt.
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Alternativ ist auch eine indirekte Kopplung mit mindestens einem der beiden Haupthebel möglich. Die indirekte Kopplung kann über einen Steuerkurvenhebel erreicht werden, dessen freies Ende mit dem Dämpfer verbunden ist und dessen anderes Ende drehbar mit dem Gehäuse verbunden ist. Der Steuerkurvenhebel weist mindestens eine Steuerkurve auf, an der ein Ende des mindestens einen Haupthebels entlang geführt ist. Die Steuerkurve bietet die Möglichkeit, die Winkelabhängigkeit der Dämpfung zu beeinflussen und so z.B. die Einsatzpunkte der Dämpfung einzustellen. Dabei kann eine Rolle an dem Ende des Haupthebels angeordnet sein, um die Steuerkurve abzufahren.
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Eine indirekte Kopplung kann auch erfolgen, indem ein Steuerhebel an den äußeren Haupthebel und an eine Verlängerung des inneren Haupthebels angelenkt ist und an einem Ende entlang der Steuerkurve geführt ist. Auch dabei kann eine Rolle vorgesehen sein, um die Steuerkurve abzufahren.
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In einer weiteren Ausgestaltung des Scharniers ist der Dämpfer zur indirekten Kopplung mit den Haupthebeln mit der freien Seite an zwei Steuerhebel angelenkt, von denen einer mit seinem anderen Ende an einer Verlängerung des äußeren Haupthebels angelenkt ist und der andere an einer Verlängerung des inneren Haupthebels angelenkt ist.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des Scharniers ist in dem Gehäuse ein elastischer Kraftspeicher, insbesondere eine Druckfeder, für eine Zuhalte- und/oder Offenhaltefunktion angeordnet. So kann ein sicheres Schließen der Möbeltür erreicht und/oder ein sicheres Offenhalten, das z.B. eine Stoßgefahr an versehentlich teilgeöffneten Türen vermeidet. Anstelle einer Druckfeder kann auch eine Blatt- oder Schenkelfeder eingesetzt werden.
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Bevorzugt ist der Kraftspeicher mit einer Seite drehbar an dem Gehäuse gelagert und ist mit seinem anderen Ende direkt an der Verlängerung des äußeren Haupthebels angelenkt. Der Dämpfer und der Kraftspeicher können dabei in einer Ausgestaltung des Scharniers in einem gemeinsamen Anlenkpunkt mit der Verlängerung des äußeren Haupthebels verbunden sein.
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In einer alternativen Ausgestaltung ist vorgesehen, den Kraftspeicher mit einer Seite an der Verlängerung des äußeren Haupthebels anzulenken und mit seiner anderen Seite an der Verlängerung des inneren Haupthebels anzulenken. In beiden Fällen wird der Kraftspeicher in einer teilgeöffneten Stellung des Scharniers stärker komprimiert als in zumindest einer der Endlagen, weswegen der Kraftspeicher das Scharnier in der geschlossenen und/oder in der geöffneten Stellung vorspannt. Mit einem Kraftspeicher lässt sich entsprechend sowohl eine Zuhaltefunktion für die Schließstellung als auch eine Offenhaltefunktion für die geöffnete Stellung des Scharniers umsetzen.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des Scharniers weist das Gehäuse des ersten Scharnierteils in einer Einbaulage eine größere Gehäusebreite als Gehäusehöhe auf. Das Scharnier ist so ideal an einen Einbau in eine horizontal ausgerichtete Möbelplatte, insbesondere einen Ober-, Unter- oder Zwischenboden eines Möbelkorpus angepasst. Die Gehäusehöhe des ersten Scharnierteils beträgt bevorzugt zwischen 9 und 15 mm, wohingegen die Gehäusebreite des ersten Scharnierteils zwischen 30 und 100 mm beträgt.
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Ein erfindungsgemäßer Möbelkorpus zeichnet sich dadurch aus, dass mindestens ein derartiges Scharnier in einen Boden des Möbelkorpus integriert ist. Es ergeben sich die im Zusammenhang mit dem Scharnier genannten Vorteile. Der Boden kann ein Ober-, Unter- oder Zwischenboden sein.
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Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen mit Hilfe von Figuren näher erläutert. Die Figuren zeigen:
- 1a, b jeweils eine isometrische Ansicht eines Möbelkorpus mit geschlossener bzw. geöffneter Möbeltür;
- 2 eine Draufsicht auf einen Eckbereich des Möbelkorpus gemäß 1b in einer teilgeschnittenen Darstellung;
- 3a eine Draufsicht auf den Möbelkorpus der 1a, b ohne Möbeltür und ohne Scharnier;
- 3b eine Schnittdarstellung eines Randbereichs des Möbelkorpus gemäß 3a;
- 4a, b jeweils eine isometrische Ansicht eines ersten Ausführungsbeispiels eines Scharniers in einem geschlossenen bzw. einem geöffneten Zustand;
- 5a, b jeweils eine Draufsicht auf das Scharnier im ersten Ausführungsbeispiel in einem geschlossenen bzw. einem geöffneten Zustand;
- 6a-c jeweils eine detaillierte isometrische Ansicht des Scharniers im ersten Ausführungsbeispiel in einem geschlossenen, einem teilgeöffneten und einem vollständig geöffneten Zustand;
- 7a-c jeweils eine detaillierte isometrische Ansicht eines zweiten Ausführungsbeispiel eines Scharniers in einem geschlossenen, einem teilgeöffneten und einem vollständig geöffneten Zustand;
- 8a-c jeweils eine detaillierte isometrische Ansicht eines dritten Ausführungsbeispiel eines Scharniers in einem geschlossenen, einem teilgeöffneten und einem vollständig geöffneten Zustand;
- 9a-c jeweils eine detaillierte isometrische Ansicht eines vierten Ausführungsbeispiel eines Scharniers in einem geschlossenen, einem teilgeöffneten und einem vollständig geöffneten Zustand; und
- 10a-15b verschiedene Ausgestaltungen von Haupthebeln eines Hebelwerks eines Scharniers in jeweils einem geschlossenen und einem geöffneten Zustand des Scharniers.
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In den 1a, b ist in jeweils einer isometrischen Zeichnung ein Beispiel eines Möbelkorpus 1 mit einer Möbeltür 9 dargestellt.
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Beispielhaft ist als Möbelkorpus 1 der Korpus eines wenig tiefen Schranks, beispielsweise eines Oberschranks dargestellt. Es versteht sich, dass der dargestellte Möbelkorpus 1 rein beispielhaft für die Anwendung eines anmeldungsgemäßen Scharniers ist und das Scharnier in anderen Möbelkorpussen bzw. Möbeln mit einer Möbeltür eingesetzt werden kann.
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Der Möbelkorpus 1 umfasst zwei Böden 2, einen Oberboden und einen Unterboden. Diese sind zwischen zwei Seitenwänden 3 angeordnet. Der Möbelkorpus 1 weist weiterhin eine Rückwand 4 auf.
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Es ist eine beim Beispiel der 1 a und 1 b auf der linken Seite angeschlagene Möbeltür 9 vorgesehen, die von Scharnieren 10 schwenkbar geführt ist. Die Schwenkachse verläuft parallel und im Bereich einer vorderen Schmalseite der in der Figur linken Seitenwand 3.
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Im Rahmen der Beschreibung genutzte Begriffe wie „oben“, „unten“, „links“, „rechts“ beziehen sich jeweils auf die beispielhafte Darstellung in der betreffenden Figur. Die Begriffe „vorne“ und „hinten“ sind dagegen auf den Möbelkorpus 1 bezogen, wobei die vordere Seite des Möbelkorpus die dem Benutzer zugewandte Seite ist, die von der Möbeltür 9 verschlossen wird.
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Die Möbeltür 9 ist in 1a in einer geschlossenen und in 1b in einer geöffneten Stellung wiedergegeben. Die von den Scharnieren 10 geführte Bewegung der Möbeltür 9 ist eine kombinierte Schwenk- und Schiebebewegung, durch die ein Öffnen der Möbeltür bei geringem Spaltmaß der Möbeltür zu benachbarten Möbeln möglich ist. Eine derartige Bewegung der Möbeltür 9 wird durch Ausgestaltung der Scharniere 10 als 4-Gelenk-Scharniere erreicht.
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Wie in 1b ersichtlich ist, sind die Scharniere 10 in den jeweiligen Boden 2 integriert. Auf diese Weise verbleibt der Innenraum des Möbelkorpus 1 und insbesondere die Seitenwand 3 frei von Scharnierkomponenten, wodurch der Innenraum frei gestaltet werden kann. Insbesondere gibt es keinerlei Einschränkungen, an welchen Positionen zwischen Böden oder anderen Einteilungs- oder Sortiersysteme in dem Möbelkorpus 1 angeordnet werden können.
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2 zeigt eine teilgeschnittene Draufsicht auf den Möbelkorpus 1 mit geöffneter Möbeltür 9 im Bereich des Scharniers 10. Im Bereich des Scharniers 10 ist der Möbelkorpus 1 geschnitten dargestellt, um Einblick in die Anordnung des Scharniers 10 und dessen Geometrie innerhalb des Bodens 2 zu erhalten.
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Das Scharnier 10 weist ein erstes Scharnierteil 11 auf, das über ein Hebelwerk 13 mit einem zweiten Scharnierteil 12 gekoppelt ist. Über das Hebelwerk 13 können beide Scharnierteile 11, 12 zueinander verschwenkt werden.
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Das erste Scharnierteil 11 ist dabei im Wesentlichen bündig - ggf. bis auf eine umlaufende Kontur, in den Boden 2 eingelassen. Der Boden 2 weist dafür eine entsprechende Ausnehmung 5 auf, die beispielsweise in den Boden 2 eingefräst ist. Das zweite Scharnierteil 12 ist in Form eines Scharniertopfes ausgebildet und ggf. bis auf die genannte Kontur, die wie ein Kragen auf der Oberfläche des Stirnseite des Bodens 2 aufliegenden kann, bündig in die Möbeltür 9 eingelassen.
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Das erste Scharnierteil 11 weist ein im Wesentlichen kassettenförmiges, flaches Gehäuse auf, dessen Dicke so gestaltet ist, dass die Ausnehmung 5 in den Boden 2 eingebracht werden kann, ohne dass dieser an Ober-, Zwischen- oder Unterseite beim Einfräsen der Ausnehmung 5 aufbricht. Bei typischen Stärken der Böden 2 im Bereich von etwa 15-25 Millimetern (mm) weist das Gehäuse des ersten Scharnierteils 11 eine Dicke beispielsweise im Bereich von etwa 9-15 mm auf. Wie die 2 zeigt, ist das Gehäuse des ersten Scharnierteils 11 in einem vorderen Bereich, der bis an die Schmalkante des Bodens 2 reicht, breiter als in einem hinteren Bereich, mit dem das erste Scharnierteil 11 tiefer in den Boden 2 hinein ragt. Das Gehäuse des ersten Scharnierteils 11 ist also in dieser Horizontalebene, in der der Boden 2 liegt und in der auch das Hebelwerk 13 liegt stufenförmig ausgebildet.
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Durch diese Stufe verbleibt neben dem hinteren Bereich des ersten Scharnierteils 11 vom Boden 2 ein deutlich breiterer Rand 7 als im vorderen Bereich. Der vordere Bereich, in dem das erste Scharnierteil 11 breiter ist, erstreckt sich über eine Tiefe im Bereich von etwa 10-20 mm. Der dahinter liegende verbleibende Rand 7 stabilisiert den Boden 2 in diesem Bereich und kann vorteilhaft genutzt werden, um Verbindungselemente zwischen dem Boden 2 und der Seitenwand 3 aufzunehmen. Im gezeigten Beispiel sind in den Boden 2 und der Seitenwand 3 zueinander korrespondierende Dübelbohrungen 6 eingebracht, in die verdeckte Dübel 8 eingesetzt sind. Es versteht sich, dass alternative Verbindungselemente wie Schrauben, Lamellen oder Exzenterverbinder anstelle oder neben den genannten Dübeln eingesetzt werden können.
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Weitere Dübelbohrungen 6 sind im hinteren Bereich der Ausnehmung 5 vorgesehen. Diese nehmen Dübelelemente auf, die am ersten Scharnierteil 11 anmontiert sind und der Befestigung des ersten Scharnierteils 11 im Boden 2 dienen.
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In 3a ist eine Draufsicht von oben auf den Möbelkorpus 1 wiedergegeben, wobei verdeckte Linien gestrichelt dargestellt sind. In der 3a ist nur der Möbelkorpus 1 ohne Scharnier 10 und ohne Möbeltür 9 wiedergegeben. Anhand der verdeckten Linien ist zum einen die Rückwand zu erkennen, die bis in die Seitenwände 2 hinein reicht und ebenfalls als Verbindungselement zwischen Seitenwand 3 und Boden 2 dienen kann. Alternativ oder zusätzlich können auch im hinteren Bereich des Möbelkorpus 1 zwischen dem Boden 2 und der Seitenwand 3 Dübel eingesetzt werden.
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Anhand der verdeckten Linien ist zum anderen die Position der Ausnehmung 5 zu erkennen. Dübel 8 sind wie aus 2 bereits ersichtlich im vorderen Bereich neben der Ausnehmung 5 im verbleibenden Rand 7 zwischen Boden 2 und Seitenwand 3 vorgesehen. An gleicher Position sind derartige Dübel 8 auch in Dübelbohrungen 6 angeordnet, um den Boden 2 mit der gegenüberliegenden Seitenwand 3 zu verbinden.
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Die 3a zeigt, dass aufgrund der gestuften Ausbildung des Gehäuses des ersten Scharnierteils 11 und dem dadurch verbleibenden Rand 7 die gleiche Verbindungstechnik zwischen dem Boden 2 für beide Seitenwände 3 eingesetzt werden kann. Mit anderen Worten kann eine übliche Verbindungstechnik, die sich bei Möbelkorpussen 1 zwischen Boden 2 und Seitenwand 3 etabliert hat, auch bei Verwendung des anmeldungsgemäßen eingelassenen Scharniers 10 erfolgen.
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3b zeigt den Randbereich des Möbelkorpus 1 mit der Ausnehmung 5 nochmals vergrößert und detaillierter in einer Schnittdarstellung, wobei der Schnitt in einer Ebene parallel zur Oberfläche des Bodens 2 ausgeführt ist.
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In den 4a-6c ist ein erstes Ausführungsbeispiel eines Scharniers 10 detaillierter dargestellt.
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In den 4a und 4b ist das Scharnier 10 in jeweils einer isometrischen Darstellung in einem geschlossenen bzw. geöffneten Zustand dargestellt. Die 5a und 5b zeigen Draufsichten auf das Scharnier 10, ebenfalls in dem geschlossenen bzw. geöffneten Zustand.
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Das erste Scharnierteil 11 weist ein kassettenförmiges Gehäuse 111 auf, mit zwei parallel zueinander angeordneten Platten, zwischen denen Komponenten des Scharniers 10 angeordnet sind. Das Gehäuse kann mehrteilig sein und beispielsweise durch zwei Halbschalen gebildet sein. Seiten des Gehäuses 111 sind abgerundet in Form von Halbzylindern ausgebildet, um die Form des Gehäuses 111 an die Form von Ausfräsungen in dem Boden 2 des Möbelkorpus 1 anzupassen. Das Gehäuse 111 kann so passgenau in die gefräste Ausnehmung 5 (vgl. 2) eingesetzt werden. Der an einer Seite des Gehäuses 111 im vorderen Bereich hervorstehende Abschnitt ist in den Figuren mit dem Bezugszeichen 112 gekennzeichnet. Der Gehäuseabschnitt 112 ist auf der Seite des Gehäuses 111 angeordnet, an dem das Hebelwerk 13 bei geöffneter Stellung (4b) aus dem Gehäuse 111 austritt.
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Das zweite Scharnierteil 12 weist einen Scharniertopf 121, nachfolgend synonym auch Topfgehäuse 121 genannt, auf, das im vorliegenden Beispiel L-förmig ausgeführt ist und einen Querabschnitt 122 umfasst. An beiden Enden des in diesem Beispiel L-förmigen Topfgehäuses 121 sind überstehende Befestigungslaschen 123 mit Befestigungsbohrungen vorgesehen. Anstelle der L-Form kann der Scharniertopf auch eine andere Form aufweisen.
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Die Laschen 123 liegen auf der Oberfläche der Möbeltür 9 auf und können über Schrauben an der Möbeltür 9 befestigt werden. Ansonsten ist das Topfgehäuse 121 einschließlich seines Querabschnitts 122 in das Material der Möbeltür 9 eingelassen. Die Seiten des Topfgehäuses 121 sind ebenso wie beim Gehäuse 111 in Form von Halbzylindern abgerundet, um passgenau in eine entsprechende Ausfräsung der Möbeltür 9 eingesetzt werden zu können.
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Im Gehäuse 111 und auch dem Topfgehäuse 121 können Einstellelemente angeordnet sein, um eine Seiten-, Tiefen und/oder Höhenposition der Möbeltür 9 einstellen zu können. Mit diesen Einstellelementen kann die Lage der Möbeltür 9 relativ zum Möbelkorpus 1 eingestellt werden, z.B. um die Möbeltür gegenüber benachbarten Möbelfronten ausrichten zu können.
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In den Darstellungen der 5a, 5b ist das Gehäuse 111 im Bereich des Gehäuseabschnitts 112 ebenso wie das Topfgehäuse 121 aufgebrochen dargestellt, um die Anordnung des Hebelwerks 13 in diesem Bereich darzustellen.
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Das Hebelwerk weist als 4-Gelenk einen äußeren Haupthebel 131 und einen inneren Haupthebel 132 auf. Diese sind an einem Träger 113 drehbar angelenkt, der im Bereich des Gehäuseabschnitts 112 angeordnet ist. Der Träger 113 stellt zwei Drehpunkte 114 bereit, an denen die Haupthebel 131, 132 gelagert sind.
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Im Rahmen der Anmeldung wird als Drehpunkt eine drehbare Lagerung einer Komponente (hier beispielsweise der Haupthebel) bezeichnet, die ortsfest zum Gehäuse 111 und damit ortsfest zum Möbelkorpus 1 ist. Als Anlenkpunkt werden Drehlagerungen bezeichnet, die nicht ortsfest zum Gehäuse 111 sind, beispielsweie weil sie sich an einem seinerseits bewegten Hebel o.ä. befinden. Es versteht sich, dass sowohl ein Drehpunkt als auch ein Anlenkpunkt auf verschiedene Arten realisiert werden kann, beispielsweise in Form von Achsen, Nieten, Bolzen usw..
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Auf der Seite des zweiten Scharnierteils 12 sind die Haupthebel 131, 132 in Anlenkpunkten 124 drehbar gelagert. Als Folge der Ausbildung als 4-Gelenk-Scharnier vollführt das zweite Scharnierteil 12 eine Dreh- und Schiebebewegung relativ zum ersten Scharnierteil 11. Aus Gründen der einfacheren Darstellung wird die kombinierte Dreh- und Schiebebewegung im Rahmen dieser Anmeldung als Schwenkbewegung bezeichnet. Die Formgebung der Haupthebel 131, 132 ist derart, dass sie im geöffneten Zustand des Scharniers 10 möglichst passgenau aneinander anliegen können. So wird ein möglichst großer Öffnungswinkel erreicht und gleichzeitig ein Anschlag für die geöffnete Stellung des Scharniers 10 definiert.
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In den 6a-6c ist das Scharnier 10 in einer Schnittdarstellung wiedergegeben, wobei der Schnitt knapp unterhalb der oberen Platte des Gehäuses 111 ausgeführt wurde, so dass der innere Aufbau des Scharniers 10 sichtbar ist. Die Figuren zeigen eine Öffnungssequenz des Scharniers 10, das in 6a in der geschlossenen, in der 6b in einer teilgeöffneten und in 6c in einer vollständig geöffneten Stellung wiedergegeben ist.
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Bei dem Scharnier 10 ist der äußerere Haupthebel 131 als ein zweiseitiger Hebel ausgebildet und weist entsprechend eine Verlängerung 133 über den Drehpunkt 114 hinaus auf. Diese Verlängerung 133 des äußeren Haupthebels 131 ragt in das Innere des Gehäuses 111 hinein.
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Im Gehäuse 111 ist ein Dämpfer 14 angeordnet, vorliegend ausgebildet als Lineardämpfer mit einem Zylinder 141, in dem sich ein hier nicht sichtbarer Kolben gedämpft bewegt und der mit einer Kolbenstange 143 verbunden ist. Der Dämpfer 14 ist an einem Ende, vorliegend dem Ende des Zylinders 141 in einem Drehpunkt 115 mit dem Gehäuse 111 verbunden. Neben der Drehung um den Drehpunkt 115 ist auch eine Drehung um eine dazu senkrechte Achse durch ein Drehgelenk 142 ermöglicht. Diese Drehung ist z.B. dann relevant, wenn das Scharnier 10 eine Einstellmöglichkeit für eine Höhenposition der Möbeltür 9 bietet, die über eine Neigungsverstellung des Hebelwerks 13 und insbesondere des äußeren Haupthebels 131 erfolgt. In dem Fall ist auch am Ende der Kolbenstange ein Drehgelenk 144 vorgesehen. Über dieses Drehgelenk 144 ist die Kolbenstange 143 mit einem Anlenkpunkt 145 am Ende der Verlängerung 133 des äußeren Haupthebels 131 angelenkt.
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Weiter ist im Gehäuse 111 eine Druckfeder 15 als Energie- bzw. Kraftspeicher angeordnet, die mit einem Ende ortsfest zum Gehäuse 111 drehbar in einem Drehpunkt 116 gelagert ist. Am anderen Ende ist die Druckfeder 15 mit einem Anlenkpunkt 151 ebenfalls mit der Verlängerung 133 des äußeren Haupthebels 131 verbunden. Beim dargestellten Ausführungsbeispiel fallen der Anlenkpunkt 145 des Dämpfers 14 und der Anlenkpunkt 151 der Druckfeder 15 zusammen. Es ist so ein zentraler Anlenkpunkt zwischen dem Ende der Verlängerung 133, dem Dämpfer 14 und der Druckfeder 15 gebildet.
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Wie ein Vergleich der Stellungen des äußeren Haupthebels 131 bzw. der Verlängerung 133 bei den 6a-c zeigt, vollführt der zentrale Anlenkpunkt 145, 151 eine Schwenkbewegung derart, dass der Dämpfer 14 in einer Zwischenstellung (vgl. 6b) gegenüber beiden Endlagen (vollständig geschlossen bzw. vollständig geöffnet) weiter ausgefahren ist, wohingegen die Druckfeder 15 in der Zwischenlage stärker komprimiert ist als in den Endlagen. Auf diese Weise wird eine Dämpfung sowohl der Annäherung an die geschlossene als auch an die geöffnete Endlage erzielt. Weiter ist aufgrund der Druckfeder 15 das Scharnier 10 sowohl in der geschlossenen als auch in der geöffneten Lage vorgespannt, wodurch eine Zuhalte- bzw. Offenhaltefunktion erreicht wird.
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Im hinteren Bereich des Gehäuses 11 sind zwei Befestigungsmöglichkeiten 118 in Form von Schraublöchern vorgesehen, über die das Gehäuse 111 in der Ausnehmung des Bodens 2 befestigt werden kann. Es ist möglich, unmittelbar Schrauben durch diese Befestigungsmöglichkeit 118 in den Boden 2 einzuschrauben oder auch mit der Befestigungsmöglichkeit 118 Dübelabschnitte am Gehäuse 111 zu befestigen, die in entsprechende Dübelbohrungen 6 eingreifen, wie dieses in 2 dargestellt ist.
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In den 7a-7c ist in gleicher Weise wie in den 6a-6c ein zweites Ausführungsbeispiel eines Scharniers 10 dargestellt. Gleiche Bezugszeichen kennzeichnen in diesen wie auch den nächsten Figuren gleiche oder gleichwirkende Elemente wie beim ersten Ausführungsbeispiel. Bezüglich des Grundaufbaus des Scharniers 10 wird auf das erste Ausführungsbeispiel verwiesen. Insbesondere ist Gehäuseform des Gehäuses 111 mit dem nur im vorderen Bereich breiteten Gehäuse 111 durch den Gehäuseabschnitt 112 auch bei diesen und den folgenden Ausführungsbeispielen umgesetzt.
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Auch bei diesem Ausführungsbeispiel sind ein Dämpfer 14 und eine Druckfeder 15 im Gehäuse 111 angeordnet, die mit einer Verlängerung 133 des äußeren Hebels 131 zusammenwirken. Anders als beim ersten Ausführungsbeispiel sind die Druckfeder 15 und der Dämpfer 14 jedoch nicht in einem zentralen gemeinsamen Anlenkpunkt mit der Verlängerung 133 gekoppelt. Stattdessen ist die Druckfeder 15 in einem Anlenkpunkt 151 direkt mit der Verlängerung 133 verbunden, wohingegen der Dämpfer 14 über einen Steuerkurvenhebel 146 mit der Verlängerung 133 wechselwirkt. Zu diesem Zweck ist ein bogenförmiger Steuerkurvenhebel 146 an einem Ende in einem Drehpunkt 117 drehbar am Gehäuse 111 gelagert und ein gegenüberliegendes freies Ende des Steuerkurvenhebels 146 ist im Anlenkpunkt 145 mit der Kolbenstange 143 des Dämpfers 14 verbunden. Am freien Ende der Verlängerung 133 des äußeren Haupthebels 131 ist eine drehbare Rolle 134 befestigt, die auf einer Steuerkurve 147 des Steuerkurvenhebels 146 abrollt.
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Wie ein Vergleich der 7a-c der Öffnungssequenz des Scharniers 10 zeigt, wird auch bei dieser Ausgestaltung die Druckfeder 15 in einer Zwischenstellung (vgl. 7b) stärker komprimiert als in den Endlagen, wohingegen der Dämpfer 14 in der Zwischenstellung weiter ausgefahren ist als in den Endlagen.
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Wie beim ersten Ausführungsbeispiel wird so eine Dämpfung bei Annäherung an beide Endlagen erreicht sowie eine Zuhaltefunktion im geschlossenen Zustand und eine Offenhaltefunktion im geöffneten Zustand erzielt. Durch die Möglichkeit der Gestaltung der Form der Steuerkurve 147 kann bei diesem Ausführungsbeispiel vorteilhaft die Winkelabhängigkeit des Dämpfungseffekts beeinflusst werden.
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In den 8a-c und 9a-c sind zwei weitere Ausgestaltungen eines anmeldungsgemäßen Scharniers 10 in vergleichbarer Weise wie bei den 6a-c und 7a-c wiedergegeben. Die 8a-c und 9a-c sind im Unterschied zu den zuvor beschriebenen Figuren etwas schematischer gehalten und zeigen das Scharnier 10 in einer Einbausituation in einem Möbelkorpus, der benachbart zu einem weiteren Möbelkorpus angeordnet ist. Von dem weiteren Möbelkorpus sind eine Seitenwand 3 und eine Möbeltür 9 dargestellt.
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Grundsätzlich entspricht der Aufbau der Scharniere 10 der 8a-c und 9a-c denen der zuvor beschriebenen Ausführungsbeispielen, auf die hiermit explizit verwiesen wird. Im Unterschied zu den zuvor beschriebenen Ausführungsbeispielen sind der äußere Haupthebel 131 und der innere Haupthebel 132 länger ausgebildet als bei den vorherigen Ausführungsbeispielen, wodurch die Drehpunkte 114 nicht mehr im Bereich des Gehäuseabschnitts 112 liegen, sondern weiter im Hauptabschnitt des Gehäuses 111. Zumindest der innere Haupthebel 132 führt jedoch durch den Gehäuseabschnitt 112.
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Beim Beispiel der 8a-c sind beide Haupthebel 131, 132 in das Innere des Gehäuses 111 verlängert. Neben der Verlängerung 133 des äußeren Haupthebels 131 ragt somit eine Verlängerung 135 des inneren Haupthebels 132 ebenfalls in das Gehäuse 111 hinein.
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Es sind wiederum ein Dämpfer 14 und eine Druckfeder 15 im Gehäuse 111 angeordnet. Die Druckfeder 15 ist in diesem Ausführungsbeispiel an beiden Seiten nicht am Gehäuse 111 festgelegt, weist also keinen festen Drehpunkt auf, sondern ist mit beiden Enden in Anlenkpunkten 151 mit der Verlängerung 133 des äußeren Haupthebels 131 auf einer und der Verlängerung 135 des inneren Haupthebels 132 auf der anderen Seite der Druckfeder 15 verbunden.
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Der Dämpfer 14 ist wie zuvor mit einer Seite, beispielhaft wiederum der Seite des Zylinders in einem Drehpunkt 115 mit dem Gehäuse 111 verbunden. Die gegenüberliegende Seite des Dämpfers 14, vorliegend die Kolbenstange, ist in einem Anlenkpunkt 145 mit den Verlängerungen 133, 135 gekoppelt und zwar über zwei dazwischen gesetzte Steuerhebel 136. Beide Steuerhebel 136 sind in dem genannten Anlenkpunkt 145 mit dem Dämpfer 14 drehbar verbunden. Einer der Steuerhebel 136 ist in einem Anlenkpunkt 137 mit dem Ende der Verlängerung 133 des äußeren Haupthebels 131 verbunden und der andere in einem Anlenkpunkt 137 mit einem Ende der Verlängerung 135 des inneren Haupthebels 132. In den 8a-c ist eine gepunktete Bewegungskurve angedeutet, die der Anlenkpunkt 145 im Verlaufe einer Öffnungs- bzw. Schließbewegung vornimmt. Wie bei den zuvor beschriebenen Ausführungsbeispielen ist verglichen mit den Endlagen die Druckfeder 15 in einer Zwischenstellung des Scharniers stärker komprimiert, wohingegen der Dämpfer 14 weiter ausgelenkt ist. Es ergibt sich eine Dämpfung an jede der Endlagen durch den Dämpfer 14 und eine Zuhalte- bzw. Offenhaltefunktion durch die Druckfeder 15.
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Beim Beispiel der 9a-c erfolgt eine Kopplung des Dämpfers 14 und der Druckfeder 15 mit den beiden Haupthebeln 131, 132 über einen zusätzlichen Steuerhebel 136. Dieser ist an einem Ende in einem Anlenkpunkt 137 an den äußeren Haupthebel 131 angelenkt. Eine Verlängerung des Haupthebels 131 (vgl. Verlängerung 133 in den zuvor dargestellten Ausführungsbeispielen) ist bei diesem Ausführungsbeispiel nicht benötigt. Dagegen ist der innere Haupthebel ähnlich wie beim Beispiel der 8a-c als zweiseitiger Hebel ausgebildet und weist entsprechend eine Verlängerung 135 auf. Mit dieser Verlängerung 135 ist der Steuerhebel 136 gekoppelt, was gut in der Vergrößerung des entsprechenden Ausschnitts in 9a erkennbar ist. Diese Kopplung weist einen Anlenkpunkt 137 an der Verlängerung 135 auf, der in dem Steuerhebel 136 in einem Langloch 137' geführt ist, das in diesem Sinne ebenfalls eine Steuerkurve darstellt.
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Der Steuerhebel 136 endet zum einen in einen Betätigungsvorsprung 138 und zum anderen in einer Rolle 139. Der Betätigungsvorsprung 138 wirkt mit der Druckfeder 15 zusammen, die in diesem Ausführungsbeispiel auf einer Seite in einer Federbefestigung 119 längenverstellbar am Gehäuse 111 befestigt ist. Das gegenüberliegende freie Ende der Druckfeder 15 ist ebenfalls mit einer Rolle 152 versehen, die an dem Betätigungsvorsprung 138 des Steuerhebels 136 anliegt. Bei einer Öffnungs- bzw. Schließbewegung des Scharniers 10 bewegt sich der Betätigungsvorsprung 138 in Richtung der Druckfeder 15, wodurch diese komprimiert wird. Dabei vollführt der Betätigungsvorsprung 138 auch eine Bewegung in einer Richtung senkrecht zur Achse der Druckfeder 15, die aufgrund der Rolle 152 jedoch ermöglicht ist. Dabei kann der Betätigungsvorsprung 138 zusätzlich eine Kurvenkontur aufweisen, über die die Auslenkung der Druckfeder 15 zusätzlich abhängig von der Scharnierstellung verändert werden kann.
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Ein Vergleich der 9a-c zeigt, dass auch bei diesem Ausführungsbeispiel die Druckfeder 15 in einem Zwischenzustand (s. 9b) stärker als in zumindest einer Endlage komprimiert wird, wodurch wieder die Zuhaltefunktion und/oder die Offenhaltefunktion in der geschlossenen bzw. geöffneten Endlage erreicht wird.
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Der Dämpfer 14 ist bei diesem Ausführungsbeispiel mit einem Ende drehbar in einem Drehpunkt 115 mit dem Gehäuse 111 verbunden und ist mit seinem anderen Ende, vorliegend der Kolbenstange, mit einem in diesem Ausführungsbeispiel zweiseitigem Steuerkurvenhebel 146 gekoppelt. Dieser ist in einem Drehpunkt 117 drehbar zum Gehäuse 111 an diesem gelagert. Am Steuerkurvenhebel 146 ist eine Steuerkurve 147 in dem Bereich ausgebildet, in dem die Rolle 139 des Steuerhebels 136 anliegt.
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Beim Öffnungs- bzw. Schließvorgang des Scharniers 10 (vgl. Sequenz der 9a-c) fährt die Rolle 139 am Ende des Steuerhebels 136 die Steuerkurve 147 des Steuerkurvenhebels 146 ab, wodurch die Bewegung der Haupthebel 131, 132 auf den Dämpfer 14 übertragen wird. Es wird eine verglichen mit den Endlagen weitere Auslenkung des Dämpfers 14 in der Zwischenstellung der 9b erreicht. Entsprechend wird beim Einfahren des Dämpfers 14 eine Dämpfung bei Annäherung an jede der beiden Endlagen erzielt.
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In den 10a-15b sind sechs verschiedene Ausgestaltungen von Scharnieren 10 gezeigt, die sich in der Formgebung der Haupthebel 131, 132 unterscheiden. Die Figuren mit dem Zusatz „a“ zeigen das Scharnier 10 in einer geschlossenen und die Figuren mit dem Zusatz „b“ das jeweils selbe Scharnier in einer geöffneten Stellung.
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Ähnlich wie bei den 8a-c und 9a-c sind die Scharniere 10 in den 10a-15b in einer Einbausituation ein Möbelkorpus 1 mit Tür 9 dargestellt, der benachbart zu einem weiteren Möbelkorpus angeordnet ist, von dem eine Seitenwand 3 und eine Tür 9 wiedergegeben sind.
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Die 10a-12b zeigen Ausführungsbeispiele mit kürzeren Haupthebeln 131, 132 als die Ausführungsbeispiele in den 13a-15b. Die Ausführungsbeispiele der 10a-12b sind somit vergleichbar mit den ausführlicher zuvor dargestellten Ausführungsbeispielen der 6a-7c. Die Ausführungsbeispiele der 13a-15b sind vergleichbar mit den Ausführungsbeispielen der 8a-9c.
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Bei den Ausführungsbeispielen der 10a-12b liegt der Drehpunkt 114 des inneren Haupthebels 132 im Bereich des hervorstehenden Gehäuseabschnitts 112. Bei den Ausführungsbeispielen der 13a-15b liegen beide Drehpunkte 114 der Haupthebel 131, 132 außerhalb dieses Gehäuseabschnitts 112, der innere Haupthebel 132 verläuft jedoch zumindest im geschlossenen Zustand des Scharniers 10 innerhalb dieses Gehäuseabschnitts 112.
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In allen Fällen ermöglicht es die Geometrie und Lagerung der Haupthebel 131, 132, das Gehäuse 111 stufenförmig auszubilden und hinter dem Gehäuseabschnitt 112 einen breiten verbleibenden Rand 7 für z.B. die dargestellten Dübel 8 auszusparen. Bei den Ausführungsbeispielen sind zudem die Formen der Haupthebel 131, 132 so aneinander angepasst, dass sie sich im geöffneten Zustand des Scharniers ganz oder über weite Bereiche so aneinander anlegen, dass ein möglichst großer Öffnungswinkel erreicht und auch ein Anschlag definiert ist.
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In den 10a-15b sind lediglich die Haupthebel 131, 132 dargestellt. Eventuelle Verlängerungen der Haupthebel 131, 132 oder weitere mit diesen verbundene Steuerhebel, die zur Betätigung von Dämpfern und/oder Druckfedern dienen, sind in diesen Figuren nicht dargestellt, können aber vorhanden sein, um die zuvor beschriebene Dämpfungsfunktionalität bzw. Zuhalte- oder Offenhaltefunktionalität zu bieten.
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Anstelle der in den Ausführungsbeispielen beschriebenen 4-Gelenke können auch andere mehrgelenkige Hebelwerke erfindungsgemäß verwendet werden, wie z.B. 7-Gelenke.
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Die Möbeltür 9 kann auch als Platte, die an einem Rahmen angeordnet ist, ausgebildet sein, z.B. als Glasplatte mit einem zumindest teilweise umlaufenden Aluminiumrahmen. In diesem Falle wird das zweite Scharnierteil 12 in Form des Scharniertopfes 121 in den Rahmen der Tür eingelassen, bzw. in diesen Rahmen integriert.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Möbelkorpus
- 2
- Boden
- 3
- Seitenwand
- 4
- Rückwand
- 5
- Ausnehmung
- 6
- Dübelbohrung
- 7
- verbleibender Rand
- 8
- Dübel
- 9
- Möbeltür
- 10
- Scharnier
- 11
- erstes Scharnierteil
- 111
- Gehäuse
- 1111
- Kontur
- 1112
- Gehäusehöhe
- 1113
- Gehäusebreite
- 112
- Gehäuseabschnitt
- 113
- Träger
- 114
- Drehpunkt (der Haupthebel)
- 115
- Drehpunkt (des Dämpfers)
- 116
- Drehpunkt (der Druckfeder)
- 117
- Drehpunkt (des Steuerhebels)
- 118
- Befestigungsmöglichkeit
- 119
- Federbefestigung
- 12
- zweites Scharnierteil
- 121
- Scharniertopf (Topfgehäuse)
- 1211
- Kontur
- 122
- Querabschnitt
- 123
- Befestigungslasche
- 124
- Anlenkpunkt (der Haupthebel)
- 13
- Hebelwerk
- 131
- äußerer Haupthebel
- 132
- innerer Haupthebel
- 133
- Verlängerung (des äußeren Haupthebels)
- 134
- Rolle
- 135
- Verlängerung (des inneren Haupthebels)
- 136
- Steuerhebel
- 137
- Anlenkpunkt (des Steuerhebels)
- 137'
- Langloch
- 138
- Betätigungsvorsprung
- 139
- Rolle bzw. Rundung
- 14
- Dämpfer
- 141
- Zylinder
- 142
- Drehgelenk (des Zylinders)
- 143
- Kolbenstange
- 144
- Drehgelenk (der Kolbenstange)
- 145
- Anlenkpunkt (des Dämpfers)
- 146
- Steuerkurvenhebel
- 147
- Steuerkurve
- 15
- Druckfeder
- 151
- Anlenkpunkt (der Druckfeder)
- 152
- Rolle bzw. Rundung
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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