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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Anzeigen eines Warnsignals durch ein abgestelltes Kraftfahrzeug sowie ein Kraftfahrzeug, das zur Durchführung dieses Verfahrens eingerichtet ist.
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Fußgänger, insbesondere Kinder, sind im Umfeld von fließendem Verkehr oftmals der Gefahr einer Kollision mit einem sich nähernden Verkehrsmittel ausgesetzt. Das Kollisionsrisiko ist dabei oftmals erhöht, wenn sich der Fußgänger aufgrund eines abgestellten Kraftfahrzeugs außerhalb des Sichtfelds des sich nähernden Verkehrsmittels befindet und somit nicht rechtzeitig erkannt werden kann.
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Es ist daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein verbessertes oder zumindest alternatives Verfahren zum Anzeigen eines Warnsignals für die gefährdete Person zu schaffen, welches der oben genannten Problematik Rechnung trägt. Insbesondere soll ein Verfahren geschaffen werden, mittels welchem das Kollisionsrisiko eines Verkehrsmittels mit einer im Fahrzeugumfeld des abgestellten Kraftfahrzeugs befindlichen Person reduziert werden kann.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch den Gegenstand der unabhängigen Patentansprüche gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen sind Gegenstand der abhängigen Patentansprüche.
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Grundidee der Erfindung ist demnach, ein Warnsignal mittels eines abgestellten Kraftfahrzeugs zu erzeugen, falls sich im Fahrzeugumfeld des abgestellten Kraftfahrzeugs sowohl eine Person als auch ein sich dem abgestellten Kraftfahrzeug näherndes Verkehrsmittel befinden. Auf diese Weise wird das sich nähernde Verkehrsmittel vor der Person im Fahrzeugumfeld des abgestellten Kraftfahrzeugs gewarnt und umgekehrt, so dass durch das Verkehrsmittel ein Brems- oder Ausweichvorgang eingeleitet werden kann, um eine Kollision mit der Person zu vermeiden. Außerdem kann auch die durch das Warnsignal gewarnte Person Maßnahmen ergreifen, um die drohende Kollision mit dem Verkehrsmittel zu vermeiden.
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Das erfindungsgemäße Verfahren dient zum Anzeigen eines Warnsignals durch ein abgestelltes Kraftfahrzeug. Gemäß dem Verfahren wird ein Fahrzeugumfeld des abgestellten Kraftfahrzeugs mittels einer am abgestellten Kraftfahrzeug vorgesehenen wenigstens einen Kamera, vorzugsweise einer Stereokamera, erfasst. Anschließend wird das erfasste Fahrzeugumfeld in einer im abgestellten Kraftfahrzeug vorhandenen Auswertungseinrichtung mit Hilfe eines neuronalen Netzes ausgewertet. Falls mittels dieser Auswertung im erfassten Fahrzeugumfeld sowohl wenigstens eine Person als auch wenigstens ein sich dem abgestellten Kraftfahrzeug näherndes Verkehrsmittel erkannt werden, wird mittels einer im abgestellten Kraftfahrzeug verbauten Warnanlage ein Warnsignal erzeugt.
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In einer alternativen Variante wird mittels der im abgestellten Kraftfahrzeug verbauten Warnanlage auch ein Warnsignal erzeugt, falls durch Auswertung im erfassten Fahrzeugumfeld wenigstens eine Person, jedoch kein sich dem abgestellten Kraftfahrzeug näherndes Verkehrsmittel erkannt wird.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform ist das erzeugte Warnsignal so ausgebildet, dass es von dem erkannten wenigstens einen Verkehrsmittel wahrgenommen wird oder zumindest wahrgenommen werden kann. Diese Ausführungsform gewährleistet, dass das sich nähernde Verkehrsmittel mit hoher Wahrscheinlichkeit durch das vom Kraftfahrzeug erzeugte Warnsignal gewarnt wird.
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Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform wird nur dann ein Warnsignal erzeugt wird, falls sich die erkannte Person näher am abgestellten Kraftfahrzeug befindet als das erkannte wenigstens eine Verkehrsmittel. Auf diese Weise werden Fehlwarnungen durch Personen, welchen keine Kollision mit dem sich nähernden Verkehrsmittel droht, vermieden.
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Besonders bevorzugt wird ein besonderes Warnsignal erzeugt, falls als Person ein Kind erkannt wird. Auf diese Weise wird vor einer Kollision mit Kindern als besonders gefährdeten Verkehrsteilnehmern gewarnt. Ein solches besonders Warnsignal kann sich von einem nicht-besonderen Warnsignal beispielsweise hinsichtlich seiner Lautstärke oder der Blinkfrequenz unterscheiden.
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Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform wird ein besonderes Warnsignal erzeugt, falls mittels mehrmaligem sukzessiven Erfassen und Auswerten ein Bewegungsmuster der erkannten Person bzw. ermittelt wird, aus welchem hervorgeht, dass eine Kollision des erkannten Verkehrsmittels mit der erkannten Person droht oder sogar unmittelbar bevorsteht. Auf diese Weise kann mit besonders hoher Sicherheit auf eine bevorstehende Kollision geschlossen werden, so dass Fehlwarnungen besonders wirksam vermieden werden können.
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Gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform wird zum Erfassen des Fahrzeugumfelds die Kamera von einem ausgeschalteten Zustand in einen eingeschalteten Zustand geschaltet, sobald mit Hilfe eines im abgestellten Kraftfahrzeug vorhandenen Bewegungssensors im Fahrzeugumfeld eine Bewegung detektiert wird. Diese Ausführungsform erweist sich als für das Kraftfahrzeug besonders energiesparend.
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Die Erfindung betrifft ferner ein Kraftfahrzeug mit einer Kamera, vorzugsweise einer Stereokamera, zum Erfassen eines Fahrzeugumfelds, mit einer ein neuronales Netz umfassenden Auswertungseinrichtung zum Auswerten des erfassten Fahrzeugumfelds, und mit einer Warnanlage zum Erzeugen eines Warnsignals. Das Kraftfahrzeug ist zum Durchführen des voranstehend vorgestellten, erfindungsgemäßen Verfahrens ausgebildet. Die Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens übertragen sich somit auf das erfindungsgemäße Kraftfahrzeug.
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Weitere wichtige Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen, aus der Zeichnung und aus der zugehörigen Figurenbeschreibung anhand der Zeichnung.
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Ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird in der nachfolgenden Beschreibung näher erläutert.
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Es versteht sich, dass die vorstehend genannten und die nachstehend noch zu erläuternden Merkmale nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen Kombination oder in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden Erfindung zu verlassen.
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Die einzige 1 zeigt ein abgestelltes Kraftfahrzeug 1, welches zum Durchführen des erfindungsgemäßen Verfahrens ausgebildet ist. Hierzu umfasst das abgestellte Kraftfahrzeug 1 eine Steuerungs-/Regelungseinrichtung 10, welche zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens eingerichtet bzw. programmiert ist.
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Ferner umfasst das abgestellte Kraftfahrzeug 1 eine Stereokamera 4 zum Erfassen eines Fahrzeugumfelds 8, die serienmäßig im Kraftfahrzeug - z.B. als Kamera für ein Assistenzsystem - verbaut sein kann. Im Beispiel der 1 ist die Stereokamera 4 im Kraftfahrzeug 1 angeordnet (gestrichelt illustriert). Denkbar ist aber auch, dass das abgestellte Kraftfahrzeug 1 eine Monokamera zum Erfassen des Fahrzeugumfelds 8 umfasst, um so als Kamera für ein Parksystem fungieren zu können. Denkbar ist ebenso, dass das abgestellte Kraftfahrzeug 1 eine Kamera mit einer Mehrzahl von Bilderfassungselementen aufweist.
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Das abgestellte Kraftfahrzeug 1 weist außerdem eine Auswertungseinrichtung 5 zum Auswerten des erfassten Fahrzeugumfelds 8 auf. Hierzu kommt in der Auswertungseinrichtung 5 ein - vorzugsweise auf die Erkennung von Menschen, insbesondere Kindern, trainiertes - neuronales Netz zum Einsatz. Dies ermöglicht eine besonders fehlerarme Auswertung des Fahrzeugumfelds. In einer vereinfachten Variante kann die Auswertung auch ohne neuronales Netz erfolgen. Zweckmäßig ist die Auswertungseinrichtung 5 Teil der Steuerungs-/Regelungseinrichtung 10.
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Das abgestellte Kraftfahrzeug 1 umfasst zudem eine Warnanlage 6 zum Erzeugen eines Warnsignals. Im Beispiel der 1 ist die Warnanlage 6 als Warnblinkanlage ausgebildet, die bereits serienmäßig im Kraftfahrzeug verbaut ist. Die Warnblinkanlage umfasst dabei mehrere Warnblinkelemente zum Erzeugen eines als Warnblinklicht ausgebildeten Warnsignals. Das Warnblinklicht ist in 1 durch von vier Warnblinkelementen ausgehende divergierende Striche angedeutet. Denkbar ist aber auch, dass die Warnanlage 6 als akustische Warnanlage ausgebildet ist.
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Das abgestellte Kraftfahrzeug 1 kann auch einen Bewegungssensor 7 zum Detektieren einer Bewegung im Fahrzeugumfeld 8 aufweisen. Im Beispiel der 1 umfasst das abgestellte Kraftfahrzeug 1 zwei solche Bewegungssensoren 7, welche jeweils an einem Längsende des abgestellten Kraftfahrzeugs 1 angeordnet sind. Denkbar ist aber auch die Bereitstellung nur eines einzigen Bewegungssensors 7 an der Front des Kraftfahrzeugs 1.
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Auf diese Weise können Bewegungen Im Fahrzeugumfeld vor dem abgestellten Kraftfahrzeug 1 und hinter dem abgestellten Kraftfahrzeug 1 besonders gut detektiert werden.
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Die Stereokamera 4 steht im Beispiel der 1 in Kommunikationsverbindung zur Auswertungseinrichtung 5 und zu den Bewegungssensoren 7. Die Stereokamera 4, die Auswertungseinrichtung 5, die Bewegungssensoren 7 und die Warnanlage 6 stehen in Kommunikationsverbindung mit der Steuerungs-/Regelungseinrichtung 10.
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Ferner zeigt 1 im Fahrzeugumfeld eine Person 2. Im Beispiel der 1 ist die Person 2 ein Kind 2a. Das Kind 2a befindet sich im Fahrzeugumfeld vor dem abgestellten Kraftfahrzeug 1.
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In 1 zeigt außerdem ein Verkehrsmittel 3. Im Beispiel der 1 ist das Verkehrsmittel 3 ein herkömmliches Kraftfahrzeug 3a illustriert. Denkbar ist alternativ dazu aber auch, dass das Verkehrsmittel 3 ein nicht-motorisiertes Fahrzeug oder ein öffentliches Verkehrsmittel, beispielsweise ein Omnibus oder eine Straßenbahn, ist (nicht gezeigt). Das Verkehrsmittel 3 bewegt sich mit einer Geschwindigkeit v (in 1 durch einen mit „v“ bezeichneten Pfeil angedeutet) entlang einer am Kraftfahrzeug 1 vorbeiführenden Trajektorie 11 und nähert sich dabei dem abgestellten Kraftfahrzeug 1. Das Kind 2a befindet sich in der in 1 gezeigten Momentaufnahme näher am Kraftfahrzeug 1 als das Verkehrsmittel 3 und bewegt sich entlang einer Richtung K, entlang welcher es die Trajektorie 11 des Verkehrsmittels 3 kreuzen wird. Somit droht eine Kollision des Verkehrsmittels 3 mit der Person 2 bzw. dem Kind 2a.
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Im Folgenden wird das erfindungsgemäße Verfahren beispielhaft erläutert:
- Gemäß dem Verfahren wird das Fahrzeugumfeld 8 des abgestellten Kraftfahrzeugs 1 mittels der am abgestellten Kraftfahrzeug 1 vorgesehenen Stereokamera 4 erfasst. Zum Erfassen des Fahrzeugumfelds 8 kann die Stereokamera 4 von einem ausgeschalteten Zustand in einen eingeschalteten Zustand geschaltet werden, sobald mit Hilfe der im abgestellten Kraftfahrzeug 1 vorhandenen Bewegungssensoren 7 im Fahrzeugumfeld die Bewegung des Kindes 2a detektiert wird. Die Stereokamera 4 kann aber auch dauerhaft in Betrieb bleiben, auch wenn das Kraftfahrzeug 1 abgestellt oder/und der Motor des Kraftfahrzeugs 1 ausgeschaltet wird. Denkbar ist auch, dass die Stereokamera 4 erst eingeschaltet wird, sobald der Fahrer nach Abstellen und Verlassen des Fahrzeugs sich um eine vorbestimmte Mindest-Distanz von dem abgestellten Kraftfahrzeug 1 entfernt. Dies kann beispielsweise mithilfe eines Senders geschehen, welchen der Fahrer mit sich führt. Ein solcher Sender ist oftmals bereits serienmäßig in einem Funkschlüssel, welchen der Fahrer zum Verriegeln des Kraftfahrzeugs 3a mit sich führt, vorgesehen.
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Anschließend wird das erfasste Fahrzeugumfeld 8 in der im abgestellten Kraftfahrzeug 1 vorhandenen Auswertungseinrichtung 5 mit Hilfe des neuronalen Netzes ausgewertet. Das neuronale Netz kann im erfassten Fahrzeugumfeld 8 Objekte erkennen und diese klassifizieren. Somit kann auf diese Weise ein erkanntes Objekt als Person 2 oder als Verkehrsmittel 3 klassifiziert, also eingestuft werden.
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Falls mittels des Auswertens im erfassten Fahrzeugumfeld 8 sowohl das Kind 2a als auch das sich dem abgestellten Kraftfahrzeug 1 nähernde Verkehrsmittel 3 erkannt wird, wird mittels der im abgestellten Kraftfahrzeug 1 verbauten Warnblinkanlage 6 ein Warnblinklicht erzeugt.
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Falls sich im Fahrzeugumfeld 8 keine Person 2 oder kein sich dem abgestellten Kraftfahrzeug 1 näherndes Verkehrsmittel 3 befindet, wird kein Warnblinklicht erzeugt. Denkbar ist aber auch, dass in einer Variante des Verfahrens kein Warnsignal erzeugt wird, falls sich im Fahrzeugumfeld 8 zwar eine Person 2, jedoch kein sich dem abgestellten Kraftfahrzeug 1 näherndes Verkehrsmittel 3 befindet. In dieser Variante wird also ein Warnsignal unabhängig davon erzeugt, ob sich ein Verkehrsmittel 3 nähert oder nicht.
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Das erzeugte Warnblinklicht ist derart ausgebildet, dass es von dem erkannten Verkehrsmittel 3 wahrgenommen wird oder zumindest wahrgenommen werden kann. Das Warnblinklicht wird zweckmäßig nur in Fällen erzeugt, in welchen sich das Kind 2a näher am abgestellten Kraftfahrzeug 1 befindet als das erkannte Verkehrsmittel 3. Zweckmäßig kann das Warnblinklicht weiterhin erzeugt werden, wenn sich das Verkehrsmittel 3 dem abgestellten Kraftfahrzeug 1 im Zuge des Verfahrens soweit genähert hat, dass sein Abstand zum abgestellten Kraftfahrzeug 1 geringer ist als der Abstand des Kindes 2a zum abgestellten Kraftfahrzeug 1.
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Im Beispiel der 1 wird ein besonders lautes Warnsignal erzeugt, da als Person 2 ein Kind 2a erkannt wurde, welches als besonders gefährdet eingestuft wird.
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Im Beispiel der 1 kann ein besonderes Warnsignal auch dann erzeugt werden, wenn mittels mehrmaligem sukzessivem Erfassen durch die Stereokamera 4 und sukzessives Auswerten mittels der Auswertungseinrichtung 5 ein Bewegungsmuster der Bewegung des Kindes 2 erkannt wird, aus welchem hervorgeht, dass eine Kollision des Verkehrsmittels 3 mit dem Kind 2a droht.