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Die Erfindung betrifft Verfahren und ein Gerät zur Bestimmung mindestens eines physiologischen Parameters eines Patienten.
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Die Erfassung physiologischer Parameter ist in der Medizintechnik heutzutage üblich und weit verbreitet. Ein Beispiel für eine derartige Erfassung eines physiologischen Parameters ist die Messung des arteriellen Blutdrucks. Üblicherweise erfolgt die Blutdruckmessung oszillometrisch oder askultatorisch mittels einer aufpumpbaren Armmanschette und einem nach dem Riva-Rocci-Prinzip funktionierenden Drucksensor.
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Ein anderes Blutdruckmessgerät und das zugehörige Erfassungsverfahren sind in der
DE 10 2005 014 048 B4 beschrieben. Das Erfassungsverfahren basiert auf der Auswertung der Pulsdruckwellenlaufzeit (Pulse Transit Time = PTT). Dabei wird die Laufzeit der Pulsdruckwelle vom Herzen bis in die Peripherie, beispielsweise bis an einen der Finger, für jeden Herzschlag bestimmt. Als Startzeitpunkt der Laufzeitmessung dient die R-Zacke des EKGs und als Endzeitpunkt der Zeitpunkt, an dem das an der Peripherie, also z.B. an dem Finger, insbesondere photoplethysmographisch oder pulsoximetrisch erfasste Pulsmesssignal die maximale Steigung aufweist. Aus der so ermittelten Laufzeit wird unter Berücksichtigung weiterer Parameter, wie beispielsweise der Körpergröße, die Pulswellengeschwindigkeit (= PWG) und der Blutdruck ermittelt.
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In der
EP 3 071 098 B1 und der
DE 10 2014 225 483 B3 werden ein weiteres Verfahren und ein weiteres Gerät zur Bestimmung physiologischer Parameter, wie z.B. des Blutdrucks beschrieben. Es ist ein Korrekturalgorithmus zur Erzeugung eines verbesserten Pulsmesssignals vorgesehen, bei dem der Einfluss eines reflektierten Signalanteils der Pulsdruckwelle weitgehend beseitigt ist, um auf diese Weise maßgebliche Charakteristika des Pulsmesssignals besser erkennen und auswerten zu können.
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In der
DE 10 2015 012 351 A1 wird ein Gerät zur Messung der Pulswellengeschwindigkeit beschrieben. Die Messwerterfassung erfolgt an einer einzigen Stelle. Gemessen werden die Druckschwankungen einer oberflächennahen Arterie. Ein Sensor erfasst den ersten Herzton einer akustischen Welle, die sich mit einer hohen Ausbreitungsgeschwindigkeit ähnlich der einer longitudinalen Schallwelle im Wasser ausbreitet. Das Leistungsmaximum des ersten Herztons liegt im Frequenzbereich zwischen 10 Hz und 300 Hz. Darüber hinaus wird auch die eigentliche Pulswelle erfasst, die als elastische Verformung der Gefäßwand mit einer deutlich geringeren Geschwindigkeit und bei Frequenzen von unter 3 Hz fortgeleitet wird. Aus dem Zeitverzug zwischen dem erfassten ersten Herzton und der Ankunftszeit der Pulswelle werden die Pulswellenlaufzeit, die Pulswellengeschwindigkeit sowie der Blutdruck (systolisch und diastolisch) errechnet. In der Auswertung werden die genannten Frequenzbereiche getrennt analysiert. Die Messung kann kontinuierlich erfolgen.
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In der
EP 2 491 856 A1 wird ein Gerät zur Detektion eines Herzwellenpulses beschrieben, wobei Rauschen, das durch eine Körperbewegung hervorgerufen werden kann, aus dem Messsignal entfernt wird. Hierbei kommen mindestens zwei adaptive Frequenzfilter zum Einsatz.
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In der US 2013 / 0 018 272 A1 werden ein Gerät und ein Verfahren zur Messung der Pulswellengeschwindigkeit beschrieben, wobei der Einfluss des hydrostatischen Drucks, der je nach Lage des Patienten bei der Messwerterfassung variiert, eliminiert wird.
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In der
EP 2 074 942 A1 werden ein Verfahren und ein Gerät zur kontinuierlichen nicht-invasiven Blutdruckerfassung beschrieben. Es werden ein Pulsdruckwellenparameter, wie beispielsweise die Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit, und die Herzleistung gemessen. Basierend auf diesen Messwerten und einem Modell des maßgeblichen Teils des Arterienbaums wird unter Verwendung eines Prädiktionsverfahrens der Blutdruck ermittelt.
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Eine Aufgabe der Erfindung besteht nun darin, ein Verfahren der eingangs bezeichneten Art mit gegenüber dem Stand der Technik verbesserten Eigenschaften anzugeben.
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Zur Lösung dieser Aufgabe wird ein Verfahren entsprechend den Merkmalen des Patentanspruchs 1 angegeben. Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren handelt es sich um ein solches, bei dem an einer am Arm des Patienten gelegenen Pulsmessstelle mindestens ein Pulsmesssignal einer Pulsdruckwelle, die sich ausgehend vom Herzen innerhalb der Blutgefäße ausbreitet, kontinuierlich über eine Erfassungszeitspanne von mindestens einer Stunde, ein elektrisches Herzmesssignal eines Herzstroms kontinuierlich über die Erfassungszeitspanne und ein oszillometrisches oder askultatorisches Manschetten-Blutdruckmesssignal zu bestimmten Zeitpunkten während der Erfassungszeitspanne erfasst werden. Anhand des erfassten Pulsmesssignals und des erfassten elektrischen Herzmesssignals werden kontinuierlich über die Erfassungszeitspanne Werte für eine erste Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit und für einen ersten Blutdruck ermittelt, wobei bei der Ermittlung der Werte des ersten Blutdrucks das erfasste Manschetten-Blutdruckmesssignal zur Kalibrierung verwendet wird. Das erfasste Pulsmesssignal wird in einen ersten Pulsmesssignalanteil einer direkt vom Herzen eintreffenden Pulsdruckwelle und in einen zweiten Pulsmesssignalanteil einer reflektierten Pulsdruckwelle aufgeteilt. Anhand des ersten und des zweiten Pulsmesssignalanteils werden kontinuierlich über die Erfassungszeitspanne Werte für eine zweite Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit ermittelt. Die erste und die zweite Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit sowie der erste Blutdruck sind über die Erfassungszeitspanne kontinuierlich bestimmte physiologische Parameter.
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Eine Besonderheit des erfindungsgemäßen Verfahrens liegt in der über Erfassungszeitspanne von mindestens einer Stunde kontinuierlichen Ermittlung der genannten physiologischen Parameter. Unter kontinuierlicher Ermittlung wird hier eine Ermittlung bei jedem - oder zumindest im Wesentlichen bei jedem - Herzschlag verstanden. Eine solche Ermittlung kann insbesondere auch als beat-to-beat-Ermittlung bezeichnet oder verstanden werden. Für die fraglichen physiologischen Parameter liegt also vorteilhafterweise zu jedem Zeitpunkt der aktuelle Wert vor. Die Erfassungszeitspanne kann dabei insbesondere bis zu 12 Stunden, vorzugsweise bis zu 24 Stunden und höchst vorzugsweise 48 Stunden andauern. Auch noch längere Erfassungszeitspannen sind grundsätzlich möglich. Insbesondere dient das Verfahren zur ambulanten Langzeit-Blutdruckmessung (englisch: ambulatory blood pressure monitoring, abgekürzt: ABPM), vorzugsweise zur ambulanten Langzeit-Blutdruckmessung mit einer Erfassungszeitspanne von 24 Stunden.
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Im Folgenden wird unter einer zentralen Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit diejenige Geschwindigkeit verstanden, mit der sich die Pulsdruckwelle im herznahen inneren Bereich der Blutgefäße ausbreitet. Dieser herznahe Bereich der Blutgefäße wird hier als „zentral“ bezeichnet. Dementsprechend ist ein im Folgenden ebenfalls erwähnter zentraler Blutdruck der herznah herrschende Blutdruck.
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Umgekehrt wird unter einer peripheren Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit diejenige Geschwindigkeit verstanden, mit der sich die Pulsdruckwelle im herzfernen äußeren Bereich der Blutgefäße ausbreitet. Dieser herzferne Bereich der Blutgefäße wird hier als „peripher“ bezeichnet. Dementsprechend ist der periphere Blutdruck der herzfern, beispielsweise an den Extremitäten, herrschende Blutdruck.
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Bei der ersten Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit handelt es sich insbesondere um eine periphere Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit und bei dem ersten Blutdruck insbesondere um einen peripheren Blutdruck. Bei der zweiten Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit kann es sich insbesondere um eine zentrale oder um eine periphere Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit handeln.
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Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es erstmals möglich, z.B. zentrale und periphere Werte für die Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit und den Blutdruck kontinuierlich, also insbesondere von Herzschlag zu Herzschlag, über eine längere Zeitspanne von mindestens einer Stunde zu ermitteln und für die weitere Auswertung zur Verfügung zu stellen. Vergleichbare kontinuierliche Werte konnten sich mit den bislang bekannten Verfahren nicht ermitteln lassen.
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Bei der Ermittlung der kontinuierlichen Werte für die erste Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit und den ersten Blutdruck kann insbesondere das in der
DE 10 2005 014 048 B4 beschriebene Verfahren verwendet werden. Es wird hierbei auf das erfasste Pulsmesssignal zurückgegriffen. Insbesondere wird anhand des erfassten elektrischen Herzmesssignals und des erfassten Pulsmesssignals eine erste Pulsdruckwellenlaufzeit (Pulse Transit Time = PTT), also die Zeitspanne, die die Pulsdruckwelle vom Herzen bis zur Pulsmessstelle am Arm benötigt, ermittelt. Die erste Pulsdruckwellenlaufzeit wird insbesondere ermittelt als zeitlicher Abstand zwischen der sog. R-Zacke im elektrischen Herzmesssignal und dem Zeitpunkt des maximalen Anstiegs im Pulsmesssignal. Aus der so ermittelten ersten Pulsdruckwellenlaufzeit lassen sich der erste (insbesondere periphere) Blutdruck und unter Berücksichtigung der zumindest annähernd bekannten Länge der Laufstrecke zwischen dem Herzen und der Pulsmessstelle mittels einer Quotientenbildung die erste (insbesondere periphere) Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit bestimmen.
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Zur Erfassung des elektrischen Herzmesssignals kann z.B. ein EKG-Sensor verwendet werden. Der EKG-Sensor kann dabei insbesondere als ein integraler Bestandteil eines Messgeräts oder als eine anschließbare separate Baueinheit ausgeführt sein. Vorzugsweise ist er zumindest teilweise in eine Armmanschette eingebettet.
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Beim Blutdruck können kontinuierliche Werte insbesondere des systolischen und/oder des diastolischen Blutdrucks (jeweils zentral und peripher) ermittelt werden.
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Die Berücksichtigung des nur temporär, insbesondere zu bestimmten, bevorzugt zyklischen Kalibrierungszeitpunkten, erfassten Manschetten-Blutdruckmesssignals zu Kalibrierungszwecken bei der Ermittlung der kontinuierlichen Werte des Blutdrucks kann beispielsweise gemäß dem in der
DE 10 2005 014 048 B4 beschriebenen Verfahren erfolgen. Die Zeitpunkte, zu denen das Manschetten-Blutdruckmesssignal erfasst wird, liegen insbesondere deutlich länger auseinander als zwei aufeinander folgende Herzschläge, z.B. 30 Minuten nachts oder 15 Min tagsüber.
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Für die Ermittlung der kontinuierlichen Werte für die zweite Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit kann die Aufteilung des Pulsmesssignals in einen ersten vom Herzen eintreffenden Pulsmesssignalanteil und einen zweiten reflektierten Pulsmesssignalanteil insbesondere mittels einer der hierzu bekannten Verfahren erfolgen, beispielsweise auch mittels des in der
EP 3 071 098 B1 beschriebenen Verfahrens. Für eine möglichst gute Aufteilung in die beiden Signalanteile ist es vorteilhaft, die am Arm des Patienten liegende Pulsmessstelle zu verwenden. Diese Pulsmessstelle am Arm hat sich als hierfür deutlich besser geeignet herausgestellt als z.B. eine an einem Finger liegende Pulsmessstelle, wie sie in der
DE 10 2005 014 048 B4 und in der
EP 3 071 098 B1 als besonders bevorzugt beschrieben ist.
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Für die Ermittlung der zweiten Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit wird auf den ersten vom Herzen eintreffenden Pulsmesssignalanteil und den zweiten reflektierten Pulsmesssignalanteil zurückgegriffen. Hier kommt es insbesondere auf eine zweite Pulsdruckwellenlaufzeit an, die vorzugsweise die Zeitdifferenz zwischen der Ankunft der direkt vom Herzen kommenden Pulsdruckwelle an der Pulsmessstelle und der Ankunft der reflektierten Pulsdruckwelle an der Pulsmessstelle ist. Als Maß für die jeweiligen Ankunftszeitpunkt wird dabei jeweils der Zeitpunkt mit maximaler Steigung im ersten und im zweiten Pulsmesssignalanteil verwendet. Aus der so anhand der beiden Pulsmesssignalanteile ermittelten zweiten Pulsdruckwellenlaufzeit lässt sich unter Berücksichtigung der ebenfalls zumindest annähernd bekannten Länge der Laufstrecke zwischen der Pulsmessstelle und der Reflektionsstelle mittels einer Quotientenbildung die zweite Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit bestimmen. Hierbei kann ggf. auch berücksichtigt werden, dass die Pulsdruckwelle einen Teil der Strecke, insbesondere die Teilstrecke zwischen der Pulsmessstelle und einer am Übergang zu den Arteriolen im Bereich der Finger gelegenen Reflektionsstelle oder die Teilstrecke zwischen dem Herzen und einer an der Aufzweigung der Bauchaorta (= aorta abdominalis) im Bereich des Darmbeins (= ilium) gelegenen Reflektionsstelle, zweimal durchläuft. Optional kann auf Basis der zweiten Pulsdruckwellenlaufzeit bzw. der zweiten Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit zusätzlich auch ein zweiter Blutdruck ermittelt werden, bei dem es sich dann - vergleichbar zur zweiten Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit - ebenfalls insbesondere um einen zentralen oder um einen peripheren Blutdruck handeln kann.
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Vorteilhafte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens ergeben sich aus den Merkmalen der von Anspruch 1 abhängigen Ansprüche.
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Günstig ist eine Ausgestaltung, bei der als zweite Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit eine periphere Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit ermittelt wird. In dieser Konstellation liegt die Reflektionsstelle der reflektierten Pulsdruckwelle vorzugsweise am äußeren Ende einer Extremität, insbesondere am Übergang zu den Arteriolen im Bereich der Finger des Arms, an dem sich die Pulsmessstelle befindet. Verglichen mit der direkt vom Herzen kommenden originären Pulsdruckwelle durchläuft die reflektierte Pulsdruckwelle zusätzlich auch herzfernere äußere Bereiche des Blutgefäßsystems, nämlich insbesondere den Bereich zwischen der am Arm des Patienten gelegenen Pulsmessstelle und den Fingern. Insofern beziehen sich die Werte der zweiten Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit, die auch anhand der reflektierten Pulsdruckwelle ermittelt worden sind, hier eher auf die Verhältnisse in herzferneren und damit peripheren Bereichen.
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Alternativ dazu gibt es eine andere günstige Ausgestaltung, bei der als zweite Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit eine zentrale Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit ermittelt wird. In dieser Konstellation liegt die Reflektionsstelle der reflektierten Pulsdruckwelle vorzugsweise an der Aufzweigung der Bauchaorta im Bereich des Darmbeins. Verglichen mit der direkt vom Herzen kommenden originären Pulsdruckwelle durchläuft die reflektierte Pulsdruckwelle zusätzlich auch im Körperinneren gelegene Bereiche des Blutgefäßsystems, nämlich insbesondere den Bereich zwischen dem Herzen und der Aufzweigstelle der Bauchaorta. Insofern beziehen sich hier die Werte der zweiten Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit, die auch anhand der reflektierten Pulsdruckwelle ermittelt worden sind, hier auf Verhältnisse in Blutgefäßsystem-Bereichen, die mehr im Körperinneren und damit zentraler liegen als die Blutgefäßsystem-Bereiche, die die originäre Pulsdruckwelle auf ihrem direkten Weg vom Herzen zur Pulsmessstelle am Arm durchläuft. In einer Konstellation mit einer im Bauchraum gelegenen Reflexionsstelle sind die Werte der zweiten Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit somit zentrale Wert.
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Wo die Reflexionsstelle liegt, hängt vom Einzelfall ab.
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Gemäß einer weiteren günstigen Ausgestaltung wird ein Messwertepaar, das die für einen gleichen Zeitpunkt ermittelten und insofern insbesondere zueinander gehörigen Werte der betreffenden Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit und des betreffenden Blutdrucks bilden, umgerechnet in ein Standardwertepaar aus einem Standardblutdruckwert und dem dazu gehörigen korrigierten Wert der Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit. Die Werte der betreffenden Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit und des betreffenden Blutdrucks eines Messwertepaars basieren insbesondere jeweils auf Messungen. Sie spiegeln die aktuellen Verhältnisse in den Blutgefäßen des Patienten wieder. Wenn eine generelle Aussage über den Zustand der Blutgefäße getroffen werden soll, wie z.B. über den Alterungszustand der Blutgefäße, ist es vorteilhaft Werte bei standardisierten Bedingungen heranzuziehen, um besser vergleichbare Aussagen treffen zu können. So lässt sich aus der Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit eine Aussage über den Alterungszustand der Blutgefäße ableiten. Es wurde erkannt, dass diese Aussage präziser ist, wenn anstelle des aufgrund einer aktuellen Messung ermittelten Werts der Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit, der dem ebenfalls aufgrund der aktuellen Messung ermittelten Wert des Blutdrucks zugeordnet ist, ein korrigierter Wert der Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit, der einem Standardblutdruckwert zugeordnet ist, verwendet wird. Dieser korrigierte Wert der Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit und der Standardblutdruckwert bilden das Standardwertepaar, das aus dem Messwertepaar errechnet wird. Diese günstige Umrechnung des einem auf einer Messung basierenden Wert des Blutdrucks zugeordneten und selbst auf einer Messung basierenden Werts der Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit auf einen korrigierten Wert, der einem Standardblutdruckwert zugeordnet ist, ist auch für sich alleine genommen, also insbesondere ohne Bezug zur kontinuierlichen Ermittlung der ersten und der zweiten Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit sowie des ersten Blutdrucks, Gegenstand einer eigenständigen Erfindung. Vorteilhafterweise wird für den Standardblutdruckwert ein systolischer Blutdruck von 120 mmHg oder ein diastolischer Blutdruck von 80 mmHg verwendet. Dies sind bei gesunden Menschen häufig vorkommende Blutdruckwerte.
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Gemäß einer weiteren günstigen Ausgestaltung wird eine Körperlage des Patienten erfasst. Dadurch lassen sich die physiologischen Parameter mit höherer Genauigkeit, insbesondere unter Berücksichtigung der dann veränderten hydrostatischen Verhältnisse, ermitteln und bessere Folgeauswertungen anstellen. Gleiches gilt für eine weitere günstige Ausgestaltung, bei der eine Bewegung des Patienten erfasst wird. Insbesondere wird gemäß einer weiteren günstigen Ausgestaltung in Abhängigkeit von einer erfassten Änderung der Körperlage oder einer erfassten Bewegung das Manschetten-Blutdruckmesssignal erneut erfasst, und das erneut erfasste Manschetten-Blutdruckmesssignal ab dann zur Kalibrierung verwendet. Die Erneuerung der für die Kalibrierung verwendeten Werte erfolgt somit insbesondere nicht nur in bestimmten vorgegebenen Zeitabständen, sondern vorzugsweise auch bedingt durch ein erfasstes geändertes Verhalten des Patienten. Andernfalls könnten aufgrund des geänderten Verhaltens des Patienten unerkannte und bis zur nächsten zyklischen Neukalibrierung unberücksichtigte neue Bedingungen herrschen, die die Messresultate und/oder die daraus ermittelten Werte verfälschen. Das Manschetten-Blutdruckmesssignal, wie insbesondere auch andere Messsignale, kann vorzugsweise über die komplette Erfassungszeitspanne aufgezeichnet werden, um für eine nachträgliche Auswertung zur Verfügung zu stehen.
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Gemäß einer weiteren günstigen Ausgestaltung wird der während einer Liegezeit in einem Bett (vgl. den englischen Begriff „time in bed“, abgekürzt mit „TIB“) ermittelte Wert des betreffenden Blutdrucks unter Berücksichtigung eines eine Barorezeptoren-Empfindlichkeit beschreibenden Korrekturterms korrigiert. Es wurde erkannt, dass die Barorezeptoren, die sich in den menschlichen Gefäßwänden befinden, während der Liegezeit im Bett, also insbesondere nachts, eine andere Empfindlichkeit, z.B. eine andere Druckempfindlichkeit, haben als zu Zeiten, in denen der Patient nicht im Bett ist, stattdessen steht und aktiv ist, als insbesondere tagsüber. Dies hat zur Folge, dass die beim Liegen im Bett ermittelten Werte für die physiologischen Parameter, insbesondere für die Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit und/oder den Blutdruck, Abweichungen und/oder Ungenauigkeiten aufweisen können. Deshalb ist es vorteilhaft, diese während des Liegens im Bett geänderte Barorezeptoren-Empfindlichkeit bei der Ermittlung der physiologischen Parameter, insbesondere des betreffenden Blutdrucks, mit zu berücksichtigen. Diese Korrektur durch Berücksichtigung der Barorezeptoren-Empfindlichkeit ist insbesondere bei einem auf Basis einer Pulswellenlaufzeit oder auf Basis einer Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit ermittelten Blutdruck von Vorteil. Dadurch wird die Genauigkeit der insbesondere nachts ermittelten Werte weiter verbessert. Dies ist deshalb von Bedeutung, da gerade anhand der nächtlichen Werte beispielsweise des Blutdrucks wichtige Aussagen zum Gesundheitszustand des Patienten getroffen werden können. Diese günstige Berücksichtigung der Barorezeptoren-Empfindlichkeit bei der während des Liegens im Bett durchgeführten Ermittlung der physiologischen Parameter, insbesondere des betreffenden Blutdrucks, sowie die zugehörigen bevorzugten Ausgestaltungen oder Weiterbildungen sind auch für sich alleine genommen, also insbesondere ohne Bezug zur kontinuierlichen Ermittlung der ersten und der zweiten Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit sowie des ersten Blutdrucks, Gegenstand einer eigenständigen Erfindung. Insbesondere wird die Korrektur eines während der Zeit im Bett ermittelten Werts des betreffenden Blutdrucks unter Berücksichtigung der Barorezeptoren-Empfindlichkeit gemäß der Formelbeziehung:
durchgeführt, wobei
BDUnkorr den zu korrigierenden und
BDKorr den korrigierten Wert des betreffenden Blutdrucks,
HFakt die aktuelle Herzfrequenz,
HFKal die Herzfrequenz zum Kalibrierungszeitpunkt und
BRS die Barorezeptoren-Empfindlichkeit bezeichnet. Letztere wird vorzugsweise anhand der während der gesamten Zeit im Bett ermittelten Werte für den betreffenden Blutdruck und für die Herzfrequenz ermittelt.
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Gemäß einer günstigen Ausgestaltung wird die Barorezeptoren-Empfindlichkeit ermittelt als ein mit einer Baro-Konstanten multiplizierter Quotient, der durch Division des über die gesamte Zeit im Bett ermittelten arithmetischen Mittelwerts von während mehrerer Teilbetrachtungszeiträume ermittelter Standardabweichungen des im jeweiligen Teilbetrachtungszeitraum ermittelten betreffenden Blutdrucks durch den über die gesamte Zeit im Bett ermittelten arithmetischen Mittelwert von während mehrerer Teilbetrachtungszeiträume ermittelter Standardabweichungen der im jeweiligen Teilbetrachtungszeitraum ermittelten Herzfrequenz gebildet wird. Bevorzugt kann die Ermittlung der Barorezeptoren-Empfindlichkeit
BRS gemäß der Gleichung:
erfolgen. Dabei bezeichnet
BD den betreffenden Blutdruck,
HF die Herzfrequenz,
CBaro die Baro-Konstante,
TIB die Zeit im Bett,
N die Anzahl der Herzschläge während der Teilbetrachtungszeiträume,
(...) TIB das über die gesamte Zeit im Bett
TIB ermittelte arithmetische Mittel der betreffenden Größe und
SDN (...) eine Standardabweichung, die für die im jeweiligen Teilbetrachtungszeitraum mit
N Herzschlägen ermittelten Werte der betreffenden Größe
x, hier also des betreffenden Blutdrucks
BD oder der Herzfrequenz
HF, gemäß der Funktion:
ermittelt wird. Dabei ist n ein Laufindex für die insgesamt
N Herzschläge des Teilbetrachtungszeitraums, und
(...) N bezeichnet das über den Teilbetrachtungszeitraum mit
N Herzschlägen ermittelte arithmetische Mittel der betreffenden Größe
x.
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Gemäß einer weiteren günstigen Ausgestaltung wird die Barorezeptoren-Empfindlichkeit ermittelt als ein mit der Baro-Konstanten multiplizierter über die gesamte Zeit im Bett ermittelter arithmetischer Mittelwert von mehreren Quotienten, die jeweils durch Division einer Standardabweichung des während eines von mehreren Teilbetrachtungszeiträumen ermittelten betreffenden Blutdrucks durch eine Standardabweichung der während des gleichen Betrachtungszeitraums ermittelten Herzfrequenz gebildet werden. Bevorzugt und insbesondere alternativ zu Gleichung (2) kann die Ermittlung der Barorezeptoren-Empfindlichkeit
BRS gemäß der Gleichung:
erfolgen. Dabei bezeichnet wiederum
BD den betreffenden Blutdruck,
HF die Herzfrequenz,
CBaro die Baro-Konstante,
TIB die Zeit im Bett,
N die Anzahl der Herzschläge während der Teilbetrachtungszeiträume,
(...) TIB das über die gesamte Zeit im Bett
TIB ermittelte arithmetische Mittel der betreffenden Größe und
SDN (...) die Standardabweichung gemäß Gleichung (3).
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Gemäß einer weiteren günstigen Ausgestaltung hat die Baro-Konstante CBaro einen Wert aus dem Bereich zwischen 50 min-1 und 200 min-1, insbesondere einen Wert aus dem Bereich zwischen 75 min-1 und 150 min-1, bevorzugt einen Wert aus dem Bereich zwischen 80 min-1 und 120 min-1, und höchst bevorzugt einen Wert von 100 min-1. Gemäß einer weiteren günstigen Ausgestaltung hat die Anzahl N der Herzschläge während der Teilbetrachtungszeiträume einen Wert aus dem Bereich zwischen 3 und 30, insbesondere einen Wert aus dem Bereich zwischen 5 und 20, bevorzugt einen Wert aus dem Bereich zwischen 10 und 15, und höchst bevorzugt einen Wert von 12. Diese vorteilhaften Werte für die Baro-Konstante CBaro und für die Anzahl N der Herzschläge während der Teilbetrachtungszeiträume gelten insbesondere sowohl für die Gleichung (2) als auch für die Gleichung (4).
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Gemäß einer weiteren günstigen Ausgestaltung wird überprüft, ob sich unter den im jeweiligen Teilbetrachtungszeitraum ermittelten Werten für den betreffenden Blutdruck und/oder die Herzfrequenz ein nicht weiterzuverarbeitendes Artefakt oder ein offensichtlich fehlerhafter Wert (= Messfehler) befindet. Falls ein solches Artefakt oder ein Messfehler vorliegt, wird für den betreffenden Teilbetrachtungszeitraum keine zugehörige Standardabweichung ermittelt. Der betreffende Teilbetrachtungszeitraum geht dann bei der Berechnung gemäß Gleichung (2) für die betreffende Größe, also entweder für den betreffenden Blutdruck oder für die Herzfrequenz, und bei der Berechnung gemäß Gleichung (4) überhaupt nicht, also weder für den betreffenden Blutdruck noch für die Herzfrequenz, in die Berechnung der Barorezeptoren-Empfindlichkeit BRS ein. Dadurch kann die Genauigkeit der ermittelten Barorezeptoren-Empfindlichkeit BRS vorzugsweise weiter erhöht werden.
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Gemäß einer weiteren günstigen Ausgestaltung unterscheiden sich aufeinander folgende Teilbetrachtungszeiträume, ggf. abgesehen von vereinzelten Zeitlücken, die sich durch eine artefakt- oder messfehlerbedingte Auslassung einzelner Teilbetrachtungszeiträume ergeben, um einen Herzschlag voneinander. Der gesamte Messzeitraum während der Zeit im Bett wird somit sehr gut ausgenutzt, um die in diesem Messzeitraum maßgebliche Barorezeptoren-Empfindlichkeit BRS zu bestimmen. Insbesondere erfolgt die Ermittlung der Barorezeptoren-Empfindlichkeit BRS nachträglich, beispielsweise anhand von für den gesamten Messzeitraum aufgezeichneten (Mess-)Daten.
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Zur Lösung der das Gerät betreffenden Aufgabe wird ein Gerät entsprechend den Merkmalen des Anspruchs 12 angegeben. Das erfindungsgemäße Gerät hat einen an einem Arm des Patienten anzulegenden Pulssensor zur über eine Erfassungszeitspanne von mindestens einer Stunde kontinuierlichen Erfassung eines Pulsmesssignals einer Pulsdruckwelle, die sich ausgehend vom Herzen innerhalb der Blutgefäße ausbreitet, wobei der Arm des Patienten eine Pulsmessstelle bildet, an der die Erfassung des Pulsmesssignals erfolgt, einen an dem Arm des Patienten anzulegenden EKG-Sensor zur über die Erfassungszeitspanne kontinuierlichen Erfassung eines elektrischen Herzmesssignals eines Herzstroms an der Pulsmessstelle, eine an dem Arm des Patienten anzulegende Blutdruckmanschette zur oszillometrischen oder askultatorischen Erfassung eines Manschetten-Blutdruckmesssignals an der Pulsmessstelle zu bestimmten Zeitpunkten während der Erfassungszeitspanne, und eine Auswerteeinheit. Dabei ist die Auswerteeinheit dazu ausgelegt, anhand des erfassten Pulsmesssignals und des erfassten elektrischen Herzmesssignals kontinuierlich über die Erfassungszeitspanne Werte für eine erste Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit und für einen ersten Blutdruck zu ermitteln, und bei der Ermittlung der Werte des ersten Blutdrucks das erfasste Manschetten-Blutdruckmesssignal zur Kalibrierung zu verwenden, und das erfasste Pulsmesssignal in einen ersten Pulsmesssignalanteil einer direkt vom Herzen eintreffenden Pulsdruckwelle und in einen zweiten Pulsmesssignalanteil einer reflektierten Pulsdruckwelle aufzuteilen, und anhand des ersten und des zweiten Pulsmesssignalanteils kontinuierlich über die Erfassungszeitspanne Werte für eine zweite Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit zu ermitteln. Die erste und die zweite Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit sowie der erste Blutdruck sind über die Erfassungszeitspanne kontinuierlich bestimmte physiologische Parameter.
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Das erfindungsgemäße Gerät hat im Wesentlichen die gleichen bevorzugten Ausgestaltungen wie das erfindungsgemäße Verfahren. Außerdem bieten das erfindungsgemäße Gerät und seine bevorzugten Ausgestaltungen im Wesentlichen die gleichen Vorteile, die bereits im Zusammenhang mit dem erfindungsgemäßen Verfahren und dessen bevorzugten Ausgestaltungen beschrieben worden sind.
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Insbesondere kann das Gerät als ein Kombigerät ausgeführt sein, bei dem zumindest die meistenTeilkomponenten, wie vorzugsweise der Pulssensor, der EKG-Sensor, die Blutdruckmanschette und zumindest ein Teil der insbesondere mehrteilig ausgeführten Auswerteeinheit sowie ggf. vorhandene weitere Teilkomponenten, wie z.B. ein Körperlagesensor und/oder ein Bewegungssensor, zu einer gemeinsamen Baueinheit kombiniert sind. Diese bevorzugte Bauform ist besonders platzsparend und vereinfacht die Handhabung am Patienten.
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Weitere Merkmale, Vorteile und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen anhand der Zeichnung. Es zeigt:
- 1 ein Ausführungsbeispiel eines am Arm eines Patienten angelegten Messgeräts zur kontinuierlichen nichtinvasiven Bestimmung physiologischer Parameter des Patienten bei einer am Arm gelegenen Reflexionsstelle für die reflektierte Pulsdruckwelle,
- 2 eine vergrößerte und detailiertere Darstellung des Messgeräts gemäß 1,
- 3 ein Blockschaltbild mit im Messgerät gemäß 1 zur Bestimmung der physiologischer Parameter durchgeführten Bearbeitungsschritten,
- 4 im Messgerät gemäß 1 erfasste oder abgeleitete Signalverläufe,
- 5 das am Arm eines Patienten angelegte Messgerät gemäß 1 bei einer im Bauchraum gelegenen Reflexionsstelle für die reflektierte Pulsdruckwelle, und
- 6 ein im Messgerät gemäß 1 hinterlegtes Kennlinienfeld zur Beschreibung des nichtlinearen Zusammenhangs zwischen zwei im Messgerät ermittelter physiologischer Parameter, nämlich zwischen der Pulswellengeschwindigkeit und dem Blutdruck.
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Einander entsprechende Teile sind in den 1 bis 6 mit denselben Bezugszeichen versehen. Auch Einzelheiten der im Folgenden näher erläuterten Ausführungsbeispiele können für sich genommen eine Erfindung darstellen oder Teil eines Erfindungsgegenstands sein.
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In 1 und 2 ist ein Ausführungsbeispiel eines Geräts 1 zur kontinuierlichen nichtinvasiven Erfassung physiologischer Parameter P eines Patienten 2 gezeigt. Das Gerät 1 ist an einer Pulsmessstelle 3 am insbesondere linken Arm des Patienten anzulegen. Es ist als Kombigerät ausgeführt und enthält (siehe 2) eine aufblasbare Armmanschette 4, Manschettendrucksensor 5, einen EKG-Sensor 6 mit mindestens zwei Aufnahmeelektroden 7 und 8, einen Pulssensor 9 sowie einen optionalen Körperlagesensor 10 und einen ebenfalls optionalen Bewegungssensor 11 und eine Auswerteeinheit 12. Die Sensoren, also der Manschettendrucksensor 5, der EKG-Sensor 6, der Pulssensor 9, der Körperlagesensor 10 und der Bewegungssensor 11, sind zumindest teilweise in die Armmanschette 4 eingebettet oder integriert. Sie sind jeweils an die Auswerteinheit 12 angeschlossen, welche zum Teil, nämlich mit einer Manschetten-Teilauswerteeinheit 28 ebenfalls in die Armmanschette 4 eingebettet oder integriert ist. Daneben hat die Auswerteinheit 12 mit einer externen Teilauswerteeinheit 29 einen zweiten Bestandteil, der mittels einer geeigneten, insbesondere auch lösbaren Datenverbindung signal- und/oder datentechnisch mit der Manschetten-Teilauswerteeinheit 28 verbunden ist.
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Die aufblasbare Armmanschette 4 und der Manschettendrucksensor 5 sind Bestandteile eines bekannten Blutdrucksensors, der den Blutdruck BD oszillometrisch oder askultatorisch erfasst. Dazu wird die Armmanschette 4 zu bestimmten Zeitpunkten mit Luft aufgepumpt, um danach beim Ablassen der Luft mittels des Manschettendrucksensors 5 ein Manschettenblutdrucksignal MM zu erfassen. Die Pumpe zum Aufpumpen der Armmanschette 4 und ihre Ansteuereinheit sind aus Gründen einer besseren Übersichtlichkeit nicht in den Figuren mit abgebildet.
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Der Pulssensor 9 funktioniert bei dem gezeigten Ausführungsbeispiel nach dem Reflexionsprinzip. Er hat eine (nicht näher dargestellte) grüne LED, die den Arm des Patienten 2 mit einem grünen Abfragelichtsignal bestrahlt, sowie einen (ebenfalls nicht näher dargestellten) geeigneten Lichtempfänger, der ein aus dem Arm des Patienten 2 reflektiertes Antwortlichtsignal empfängt. Das Antwortlichtsignal trägt auszuwertende Informationen über die sich im Gefäßsystem des Patienten 2, und damit auch im von dem grünen Abfragelichtsignal erfassten insbesondere oberflächennahen Bereich des Arms an der Pulsmessstelle 3, ausbreitende Pulsdruckwelle 13. Der Pulssensor 9 erfasst insofern die an der Pulsmessstelle 3 vorbeilaufende Pulsdruckwelle 13, die sich ausgehend vom Herzen 14 des Patienten 2 innerhalb der Blutgefäße ausbreitet. Der Pulssensor 9 ist insbesondere am oberen, d.h. im korrekt angelegten Zustand am dem Herzen zugewandten, Rand der Armmanschette 4 angeordnet, um auch bei aufgepumpter Armmanschette 4 die Pulsdruckwelle 13 erfassen zu können.
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Die Auswerteeinheit 12 hat optional Anzeigemittel 15, beispielsweise in Form eines Displays, und Eingabemittel 16, beispielsweise in Form von Eingabetasten. Mittels der Eingabemittel 16 können Steuerbefehle oder Parameter, wie z.B. die Körpergröße, das Gewicht und/oder das Alter des Patienten 2, eingegeben werden. Darüber hinaus weist die Auswerteeinheit 12 weitere Komponenten auf, auf die noch näher eingegangen wird. Diese weiteren Komponenten der Auswerteeinheit 12 müssen nicht unbedingt physikalisch getrennt ausgebildet sein. Sie können auch als Unterprogramme einer auf einem Signal- oder Mikroprozessor in der Auswerteeinheit 12 ablaufenden Software realisiert sein. Ebenso ist es möglich, dass diese weitere Komponenten in einer einzigen Baueinheit untergebracht oder aber auf zwei oder noch mehr Baueinheiten verteilt sind. Außerdem kann die Auswerteinheit 12 und/oder das Gerät 1 mindestens eine (nicht näher gezeigte) Datenschnittstelle, beispielsweise in Form einer entsprechenden Steckbuchse, haben.
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Im Folgenden wird unter Bezugnahme auf das Blockschaltbild gemäß 3 sowie auf die Diagramme in 4 und 6 die Funktionsweise des Geräts 1 beschrieben.
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Die vom Manschettendrucksensor 5, Körperlagesensor 10, Bewegungssensor 11, EKG-Sensor 6 und Pulssensor 9 erzeugten Signale werden zunächst in einer Vorverarbeitungseinheit 17 aufbereitet. Neben einer ggf. erforderlichen Auswahl und/oder Signalaufbereitung kann dabei insbesondere auch eine Digitalisierung durchgeführt werden. Die Vorverarbeitungseinheit 17 kann entweder, wie in 3 dargestellt, ein eingangsseitiger Bestandteil der Auswerteeinheit 12, insbesondere der Manschetten-Teilauswerteeinheit 28, sein. Alternativ kann sie auch in mehrere Teileinheiten aufgeteilt sein, die dem jeweiligen Sensor zugeordnet sind, und die, bei einer weiteren alternativen Ausführungsform, Bestandteil des jeweiligen Sensors sind. Jedenfalls nach der Aufbereitung liegen ein vom Manschettendrucksensor 5 erfasstes bzw. erzeugtes Manschetten-Blutdruckmesssignal MM, ein vom Körperlagesensor 10 erfasstes bzw. erzeugtes Körperlagenmesssignal KM, ein vom Bewegungssensor 11 erfasstes bzw. erzeugtes Bewegungsmesssignal BM, ein vom EKG-Sensor 6 erfasstes bzw. erzeugtes elektrisches Herzmesssignal EM eines Herzstroms sowie ein vom Pulssensor 9 erfasstes bzw. erzeugtes Pulsmesssignal PM vor.
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Das Pulsmesssignal PM, das elektrische Herzmesssignal EM, das Körperlagenmesssignal KM und das Bewegungsmesssignal BM werden insbesondere kontinuierlich über einen Erfassungszeitraum von z.B. 24 Stunden erfasst. Das Manschetten-Blutdruckmesssignal MM wird dagegen nicht kontinuierlich, sondern nur in vorzugsweise regelmäßigen und insbesondere vorgebbaren Zeitabständen erfasst, wobei in Sondersituationen auch eine außerplanmäßige Erfassung erfolgen kann. Typische Zeitabstände zwischen zwei planmäßigen Erfassungen sind 15, 30 oder 60 Minuten. Alle Messsignale PM, EM, KM, BM, und MM können kontinuierlich über den gesamten Erfassungszeitraum in der Auswerteeinheit 12, insbesondere in der externen Teilauswerteinheit 29 gespeichert werden, um nachträgliche Auswertungen zu ermöglichen.
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Gemäß dem unteren Diagramm von 4 setzt sich das erfasste Pulsmesssignal PM aus einem ersten Pulsmesssignalanteil PM1 und einem zweiten Pulsmesssignalanteil PM2 zusammen. Der in 4 in gestrichelter Linienführung dargestellte erste Pulsmesssignalanteil PM1 basiert auf der Erfassung einer originären Pulsdruckwelle 18, welche direkt vom Herzen 14 kommend an der Pulsmessstelle 3 vorbeiläuft. Der in 4 in strichpunktierter Linienführung dargestellte zweite Pulsmesssignalanteil PM2 basiert auf der Erfassung einer reflektierten Pulsdruckwelle 19, welche z.B. und wie in 1 schematisch mit eingetragen vom Herzen 14 kommend bis zum Ende der Extremität, beim gezeigten Ausführungsbeispiel bis zu den Fingern, läuft, dort am Übergang zu den Arteriolen reflektiert wird und von dieser Reflektionsstelle im Bereich der Finger kommend an der Pulsmessstelle 3 vorbeiläuft. Die an der Pulsmessstelle 3 erfassbare (kombinierte) Pulsdruckwelle 13 enthält als einen Bestandteil die originäre Pulsdruckwelle 18 und als einen weiteren Bestandteil die reflektierte Pulsdruckwelle 19. Dementsprechend ist das an der Pulsmessstelle 3 erfassbare und in 4 in durchgezogener Linienführung dargestellte Pulsmesssignal PM ein kombiniertes Signal, dass sich aus einer Überlagerung des ersten und des zweiten Pulsmesssignalanteils PM1, PM2 zusammensetzt. In 5 sind andere Reflexionsverhältnisse dargestellt. Die an der Pulsmessstelle 3 erfassbare (wiederum kombinierte) Pulsdruckwelle 13 setzt sich aus der direkt vom Herzen 14 kommenden originären Pulsdruckwelle 18 und einer reflektierten Pulsdruckwelle 30, die aufgrund einer Reflexion im Bauchraum resultiert, zusammen. Die Reflektionsstelle liegt dann insbesondere an der Aufzweigung der Bauchaorta im Bereich des Darmbeins. In jedem Fall hat das an der Pulsmessstelle 3 erfassbare Pulsmesssignal PM eine Überlagerung von zwei Anteilen.
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In einer Separationseinheit
20 der Auswerteinheit
12 wird diese Überlagerung rückgängig gemacht und das Pulsmesssignal
PM in den ersten und zweiten Pulsmesssignalanteil
PM1,
PM2 aufgeteilt. Dies kann beispielsweise gemäß dem in der
EP 3 071 098 B 1 beschriebenen Methode durchgeführt werden. Andere Aufteilungsmethoden sind aber ebenfalls möglich. In die Signalaufteilung kann optional auch das elektrische Herzmesssignal EM mit einfließen.
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In einer Berechnungseinheit 21 der Auswerteeinheit 12 werden primär anhand des Pulsmesssignals PM sowie seiner beiden Pulsmesssignalanteile PM1, PM2 verschiedene physiologische Parameter P, nämlich Blutdruckwerte BD und Pulswellengeschwindigkeiten PWG in verschiedenen Bereichen des Gefäßsystems, ermittelt.
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Die Vorgehensweise dabei wird anhand der in 4 wiedergegebenen Diagramme, in denen die Signalverläufe des elektrischen Herzmesssignals EM und des Pulsmesssignals PM (inklusive seiner beiden Pulsmesssignalanteile PM1, PM2) jeweils über der Zeit t aufgetragen sind, erläutert. Es werden verschiedene Pulswellenlaufzeiten (Pulse Transit Time = PTT) der Pulsdruckwelle 13, bevorzugt der originären Pulsdruckwelle 18 und der reflektierten Pulsdruckwelle 19 bzw. 30, ermittelt. Als erste Pulswellenlaufzeit PTT1 wird die Zeitdifferenz zwischen dem Zeitpunkt der sogenannten R-Zacke im elektrischen Messsignal EM und dem Zeitpunkt der maximalen Steigung im Pulsmesssignal PM (oder alternativ im ersten Pulsmesssignalanteil PM1; beides liefert annähernd das gleiche Resultat) ermittelt. Sie beschreibt die Laufzeit der originären Pulsdruckwelle 18 vom Herzen 14 bis zur Pulsmessstelle 3 am Arm. Entsprechend kann eine weitere in 4 näher bezeichnete Pulswellenlaufzeit anhand des Zeitpunkts der maximalen Steigung im zweiten Pulsmesssignalanteil PM2 ermittelt werden. Sie beschreibt die gesamte Laufzeit der reflektierten Pulsdruckwelle 19 bzw. 30 vom Herzen 14 bis zur Messstelle 3. Außerdem wird anhand beider Pulsmesssignalanteile PM1, PM2 eine zweite Pulswellenlaufzeit PTT2 ermittelt, welche die gesamte Laufzeit der vom Herzen 14 über die jeweilige Reflexionsstelle bis zur Messstelle 3 laufenden reflektierten Pulsdruckwelle 19 bzw. 30 abzüglich der Pulswellenlaufzeit PTT1 der vom Herzen 14 direkt zur Messstelle 3 laufenden originären Pulsdruckwelle 18 darstellt. Die zweite Pulswellenlaufzeit PTT2 lässt sich als Zeitdifferenz zwischen der Ankunft der direkt vom Herzen kommenden Pulsdruckwelle 18 an der Pulsmessstelle 13 und der Ankunft der reflektierten Pulsdruckwelle 19 bzw. 30 an der Pulsmessstelle 13 ermitteln. Als Maß für die jeweiligen Ankunftszeitpunkt wird dabei jeweils der Zeitpunkt mit maximaler Steigung im ersten und im zweiten Pulsmesssignalanteil PM1, PM2 verwendet. Die zweite Pulswellenlaufzeit PTT2 beschreibt bei den Reflexionsverhältnissen gemäß 1 die Laufzeit der Pulsdruckwelle 19 von der Pulsmessstelle 3 zu der Reflexionsstelle an den Fingern und zurück zur Pulsmessstelle 3, also periphere Verhältnisse. Bei den Reflexionsverhältnissen gemäß 5 beschreibt die zweite Pulswellenlaufzeit PTT2 dagegen die Laufzeit der Pulsdruckwelle 30 vom Herzen 14 zu der Reflexionsstelle im Bauchraum und zurück zum Herzen 14, also zentrale Verhältnisse.
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Aus der so ermittelten ersten Pulswellenlaufzeit
PTT1 wird in der Berechnungseinheit
21 mittels des in der
DE 10 2005 014 048 B4 erläuterten Funktionszusammenhangs unter Berücksichtigung weiterer Parameter ein erster Blutdruck
BD1 errechnet. Insbesondere fließt in diese Berechnung auch jeweils ein in einer Kalibriereinheit
22 der Auswerteeinheit aus dem Manschetten-Blutdruckmesssignal
MM ermittelter Blutdruck-Kalibrierungswert
BDKal mit ein. Falls anhand des Bewegungssignals
BM und/oder anhand des Körperlagenmessignals
KM erkannt wird, dass der Patient
2 sich maßgeblich bewegt (hat) und/oder seine Körperlage und daraus resultierend die hydrostatischen Verhältnisse im Gefäßsystem maßgeblich verändert (hat), wird über die Kalibriereinheit
22 eine außerplanmäßige Kalibrierung veranlasst. Hierzu wird ggf. eine zusätzliche Erfassung eines aktuellen Manschetten-Blutdruckmesssignals
MM veranlasst, um daraus einen an die neuen Verhältnisse angepassten Blutdruck-Kalibrierungswert
BDKal zu ermitteln.
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Die vorstehenden Ausführungen gelten insbesondere für die Ermittlung des systolischen Blutdrucks. Bei der grundsätzlich analog erfolgenden Ermittlung des diastolischen Blutdrucks werden andere Pulswellenlaufzeiten herangezogen. So wird z.B. als erste Pulswellenlaufzeit PTT1 dann insbesondere die Zeitdifferenz zwischen dem Zeitpunkt des Minimums im Pulsmesssignal PM (oder alternativ im ersten Pulsmesssignalanteil PM1; beides liefert wiederum annähernd das gleiche Resultat) und dem Zeitpunkt einer der zur Diastole korrespondierenden Zacken im elektrischen Messsignal EM verwendet.
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Außerdem werden in der Berechnungseinheit 21 aus den Pulswellenlaufzeiten PTT1, PTT2 unter Berücksichtigung der zumindest näherungsweise bekannten Laufstrecken eine erste und zweite Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit PWG1 und PWG2 errechnet. Optional kann auf Basis der der zweiten Pulswellenlaufzeit PTT2 oder der zweiten Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit PWG2 ein zweiter Blutdruck BD2 ermittelt werden.
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Also werden die erste Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit PWG1 und der erste Blutdruck BD1 in der Berechnungseinheit 21 anhand des Pulsmesssignal PM (oder alternativ anhand des ersten Pulsmesssignalanteils PM1) und des elektrischen Herzmesssignals EM ermittelt. Dagegen werden die zweite Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit PWG2 (und der optionale zweite Blutdruck BD2) in der Berechnungseinheit 21 anhand sowohl des ersten Pulsmesssignalanteils PM1 als auch des zweiten Pulsmesssignalanteils PM2 ermittelt.
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Die in der Berechnungseinheit 21 aus dem Pulsmesssignal PM und/oder aus den beiden Pulsmesssignalanteilen PM1, PM2 ermittelten Blutdruckwerte BD1, BD2 und Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeiten PWG1, PWG2 werden über die Erfassungszeitspanne vorteilhafterweise kontinuierlich erfasst, d.h. insbesondere bei jedem Herzschlag. Diese physiologischen Parameter P liefert das Gerät 1 bevorzugt lückenlos, so dass der Zustand des Patienten 2 sehr gut dokumentiert und überwacht werden kann.
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Je nach Reflexionsverhältnissen unterscheidet sich die Interpretation der zweiten Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit PWG2 (und des optionalen zweiten Blutdrucks BD2).
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Bei den Reflexionsverhältnissen gemäß 1 mit der Reflexionsstelle an den Fingern beschreiben der zweite Blutdruck BD2 und die zweite Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit PWG2 Verhältnisse im peripheren Bereich des Blutgefäßsystems zwischen der Pulsmesstelle 3 am Arm und der Reflexionsstelle an den Fingern. In diesem Fall ist der zweite Blutdruck BD2 ein peripherer Blutdruck und die zweite Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit PWG2 eine periphere Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit.
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Bei den Reflexionsverhältnissen gemäß 5 mit der Reflexionsstelle im Bauchraum beschreiben der zweite Blutdruck BD2 und die zweite Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit PWG2 Verhältnisse im Körperinneren und nämlich im zentralen Bereich zwischen dem Herzen 14 und der Reflexionsstelle im Bauchraum. Dementsprechend ist in diesem Fall der zweite Blutdruck BD2 ein zentraler Blutdruck und die zweite Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit PWG2 eine zentrale Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit.
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Der erste Blutdruck BD1 und die erste Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit PWG1 beschreiben immer die Verhältnisse im Bereich zwischen dem Herzen 14 und der Pulsmessstelle 3 am Arm, also in einem eher peripheren Bereich des Gefäßsystems. Es handelt sich somit immer um periphere Werte.
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Das Gerät 1 bietet eine zweite Möglichkeit zur Ermittlung des zentralen Blutdrucks ZBD, nämlich unter Verwendung des Manschetten-Blutdruckmesssignals MM. Letzteres wird hierzu in einer weiteren Berechnungseinheit 23 der Auswerteeinheit 12 einem an sich bekannten NPMA (N-points-moving-average)-Algorithmus unterzogen. Der so resultierende Wert für den zentralen Blutdruck ZBD kann insbesondere mit dem anhand des Pulsmesssignals PM in der Berechnungseinheit 21 ermittelten Wert für den zentralen Blutdruck ZBD verglichen werden. Hierbei festgestellte Abweichungen können zu einer Anpassung der Berechnungen herangezogen werden, beispielsweise zur Durchführung einer neuen Kalibrierung.
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Der in der Berechnungseinheit 21 hinterlegte Zusammenhang zwischen dem Blutdruck BD einerseits und der Pulswellenlaufzeit PTT bzw. der damit über die jeweilige Laufstrecke unmittelbar verknüpften Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit PWG ist in dem Kennlinienfeld gemäß 6 wiedergegeben. In 6 ist der Blutdruck BD aufgetragen über der Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit PWG, wobei deren Koordinatenachse keine Wertangaben enthält. Die Werte der Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit PWG hängen vom jeweiligen Einzelfall ab. Sie bewegen sich insbesondere zwischen 3 cm/ms und 20 cm/ms. In der Berechnungseinheit 21 wird aus diesem Kennlinienfeld die aktuell maßgebliche Kennlinie 24 entsprechend dem aktuell geltenden Blutdruck-Kalibrierungswert BDKal ausgewählt. Bei dem in 6 gezeigten Ausführungsbeispiel ist dies die Kennlinie 24, welche durch eine dickere Linienstärke hervorgehoben ist. Mit der aktuell geltenden Kennlinie 24 besteht eine eindeutige Zuordnung zwischen dem jeweiligen Blutdruck BD1, BD2 und der jeweiligen Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit PWG1, PWG2.
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Die für einen gleichen Zeitpunkt ermittelten Werte der betreffenden Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit PWG1, PWG2 und des betreffenden Blutdrucks BD1, BD2 bilden ein Messwertepaar 25, welches beispielhaft in 6 mit eingetragen ist. Die betreffende Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit PWG1, PWG2 wird oft als Ausgangspunkt für Folgeauswertungen zum Zustand des Patienten 2 verwendet, beispielsweise zur Bestimmung des Alterungszustands des Gefäßsystems. Da der Wert der Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit PWG außer von dem beispielsweise interessierenden Alterungszustand des Gefäßsystems aber auch vom aktuellen Wert des Blutdrucks BD abhängt, wird die Qualität der Folgeauswertungen gemindert.
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Um dies zu vermeiden und den Einfluss der Abhängigkeit der Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit PWG vom zufällig gerade herrschenden Blutdruck BD bei den Folgeauswertungen zu reduzieren, möglichst komplett auszuschließen, erfolgt in einer Korrektureinheit 26 der Auswerteeinheit 12 eine Umrechnung des Messwertepaars 25 in ein Standardwertepaar 27 aus einem Standardblutdruckwert SBD und dem dazu gehörigen korrigierten Wert der Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit PWG. Der (systolische) Standardblutdruckwert SBD liegt z.B. bei 120 mmHg. Er ist im Kennlinienfeld gemäß 6 als gestrichelte Horizontallinie mit eingetragen. Die Umrechnung auf das Standardwertepaar 27 lässt sich grafisch anhand des Kennlinienfelds veranschaulichen. Ausgehend vom Messwertepaar 25 wird auf der gleichen (aktuell geltenden) Kennlinie 24 der Schnittpunkt mit der den Standardblutdruckwert SBD anzeigenden Horizontallinie gesucht. Dieser Schnittpunkt gibt das Standardwertepaar 27 an. Bei bekannter aktuell geltender Kennlinie 24 und bekanntem Standardblutdruckwert SBD kann aufgrund der eindeutigen Zuordnung ein korrigierten Wert der betreffenden Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeit KPWG1, KPWG2 ermittelt werden. Dieser korrigierte Wert gilt dann immer für den gleichen Standardblutdruckwert SBD, so dass er bei den Folgeauswertungen zu deutlich besseren Resultaten führt.
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In der Korrektureinheit
26 ist ein weiterer Korrekturalgorithmus für den betreffenden Blutdruck
BD1,
BD2 implementiert. Mittels dieses weiteren Korrekturalgorithmus wird der negative Einfluss einer nachts geänderten Barorezeptoren-Empfindlichkeit auf die Genauigkeit des ermittelten betreffenden Blutdrucks
BD1,
BD2 weitestgehend beseitigt. Dazu wird der betreffende unkorrigierte Blutdruck
BD1,
BD2 korrigiert gemäß der vorstehend bereits genannten und hier nochmals wiedergegebenen Gleichung (1):
wobei
BDUnkorr den zu korrigierenden und
BDKorr den korrigierten Wert des betreffenden Blutdrucks,
HFakt die aktuelle Herzfrequenz,
HFKal die Herzfrequenz zum Kalibrierungszeitpunkt und
BRS die Barorezeptoren-Empfindlichkeit bezeichnet. In der Notation von Gleichung (1) decken die Sammelparameter
BDUnkorr und
BDKorr jeweils alle beiden zu korrigierenden Blutdruckwerte
BD1,
BD2 bzw. korrigierten Blutdruckwerte
KBD1,
KBD2 ab. Die aktuelle Herzfrequenz
HFakt und die Herzfrequenz zum Kalibrierungszeitpunkt
HFKal lassen sich jeweils z.B. anhand des elektrischen Herzmesssignals
EM ermitteln. Die Barorezeptoren-Empfindlichkeit
BRS errechnet sich gemäß einer der vorstehend vor der Figurenbeschreibung ausführlich erläuterten Gleichungen (2) und (4). Auf die vorstehenden Ausführungen wird hier Bezug genommen.
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Die in der Korrektureinheit 26 ermittelten korrigierten ersten und/oder zweiten Pulswellenausbreitungsgeschwindigkeiten KPWG1, KPWG2 werden ebenso wie die ebenfalls dort ermittelten korrigierten ersten und/oder zweiten Blutdruckwerte KBD1, KBD2 am Ausgang der Auswerteeinheit 12 als kontinuierlich ermittelte physiologische Parameter P beispielsweise für eine Folgeauswertung zur Verfügung gestellt.