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Ausführungsbeispiele der vorliegenden Offenbarung beziehen sich auf ein Verfahren zum Klassifizieren von Fahrzeugsitzen sowie ein Klassifizierungssystem, das zum Klassifizieren von Fahrzeugsitzen ausgebildet ist.
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Ein Fahrzeugsitz ist beispielsweise ein Sitz eines Kraftfahrzeugs, eines Kraftwagens, eines Schienenfahrzeugs, eines Luftfahrzeugs oder eines Wasserfahrzeugs. Bei der Herstellung von solchen Fahrzeugen, z.B. Kraftfahrzeugen, ist unter anderem eine Qualitätsanalyse der in dem Kraftfahrzeug eingebauten Fahrzeugsitze vorgesehen. Es können etwa Verarbeitungsstellen wie Nähte oder Materialqualität geprüft werden. Es kann auch eine Festigkeit des Sitzpolsters getestet werden, die etwa für einen Komfort eines Nutzers des Fahrzeugsitzes relevant ist.
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Sitzanalysen werden dabei überwiegend subjektiv durchgeführt. Probanden können das Sitzgefühl auf einem Fahrzeugsitz beurteilen und den von ihnen wahrgenommenen Sitzkomfort angeben. Bei solchen Analysen mit Probanden können Messmittel wie Druckmessmatten zur Objektivierung der Ergebnisse mit einbezogen werden. Basierend auf dem Ergebnis einer Sitzkomfortanalyse kann ein Fahrzeugsitz klassifiziert werden, es kann etwa bestimmt werden, ob er vorbestimmten Komfortanforderungen entspricht oder nicht.
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Aus bekannten Sitzkomfortanalysen kann sich jedoch ergeben, dass ein Analyseergebnis aufgrund einer Subjektivität der Bewertungen durch die Probanden beispielsweise nicht reproduzierbar ist. Insbesondere ein objektives Klassifizieren von Sitzkomfortklassen kann nur begrenzt möglich sein. Das Erfordernis von anwesenden Probanden kann die Durchführung von Sitzkomfortanalysen zeitlich einschränken und zeitintensiv sein und kann kostenintensiv sein.
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Insbesondere ein Abgleich zwischen mehreren Sitzen und eine differenzierte Klassifizierung in feinen Abstufungen ist für Probanden schwierig durchzuführen. Für eine Serienüberwachung bei einer Produktion von Fahrzeugen in einem Produktionswerk ist eine Sitzkomfortanalyse mit Probanden unter Umständen aufgrund einer Vielzahl von hergestellten Fahrzeugen in der Serienherstellung nicht möglich.
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Es besteht ein Bedarf daran, ein verbessertes Konzept zum Klassifizieren von Fahrzeugsitzen bereitzustellen. Diesem Bedarf tragen das Verfahren sowie das System nach den unabhängigen Ansprüchen Rechnung.
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Ausführungsbeispiele betreffen ein Verfahren zum Klassifizieren eines Fahrzeugsitzes eines Kraftfahrzeugs. Das Verfahren umfasst ein Positionieren zumindest eines Normgewichtes an dem Fahrzeugsitz und ein Erstellen zumindest eines Kamerabildes des Fahrzeugsitzes mit dem Normgewicht. Es wird also ein Kamerabild erstellt, das zumindest einen Bereich des Fahrzeugsitzes zeigt, auf dem das Normgewicht positioniert ist. Weiterhin umfasst das Verfahren ein Überlagern des Kamerabildes mit Modelldaten des Fahrzeugsitzes. Die Modelldaten weisen Klassifizierungsbereiche auf. Ein Klassifizieren des Fahrzeugsitzes erfolgt mittels Auswertung des mit den Modelldaten überlagerten Kamerabildes.
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Das Normgewicht kann den Fahrzeugsitz verformen und diese Verformung kann auf dem Kamerabild ermittelt werden. Die Modelldaten können zum Beispiel Daten zu verschiedenen Verformungsgraden umfassen. Anhand der Auswertung der Verformung des Fahrzeugsitzes mit den Modelldaten, etwa durch einen Vergleich der tatsächlichen Verformung mit den Daten zu verschiedenen Verformungsgraden, kann der Fahrzeugsitz klassifiziert werden.
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Es ist möglich, dass die Modelldaten eine Markierung enthalten, die beispielsweise auf einem Bildschirm angezeigt wird, auf dem auch ein Live-Bild des Fahrzeugsitzes angezeigt wird (beispielsweise wird der Fahrzeugsitz gefilmt und Modelldaten dem gefilmten Bild überlagert). Durch die Markierung ist es möglich, das Normgewicht an einen vorbestimmten Ort zu positionieren/legen/stellen und es ist möglich, das Positionieren zu reproduzieren ohne Schwankungen durch wechselnde Positionen des Normgewichtes. Somit kann eine Anleitung zum Positionieren bereitgestellt werden. Beispielsweise kann eine Lichtkontur an den vorbestimmten Ort projiziert werden.
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Weiterhin ist es möglich, vor dem Positionieren ein Bild des Fahrzeugsitzes ohne das Normgewicht zu erstellen. Das Bild ohne Normgewicht kann z.B. zum Erstellen von Modelldaten genutzt werden oder selbst die Modelldaten darstellen. Es ist möglich, das Bild ohne Normgewicht zum Vergleich mit dem Bild mit Normgewicht (auf dem der Fahrzeugsitz verformt ist) zu verwenden und anhand des Vergleichs zu ermitteln, wie stark sich der Fahrzeugsitz oder ein Sitzpolster verformt. Beispielsweise kann ein Abstand zwischen einer verformten und einer unverformten Sitzoberfläche ermittelt werden. Beispielsweise kann ein Unterschied (Delta) zwischen einer ersten Position der Sitzoberfläche ohne Normgewicht und einer zweiten Position der Sitzoberfläche mit Normgewicht (z.B.: Delta=|P_l_ohne_Normgewicht-P_2_mit_Normgewicht|). Durch das Bild je mit und ohne Normgewicht kann bei ein und demselben Sitz anhand des Bildes ein Delta ermittelt werden.
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Das Klassifizieren des Fahrzeugsitzes kann umfassen, dass eine Festigkeit eines Sitzpolsters klassifiziert wird, beispielsweise die Festigkeit einer Sitzfläche. Ein Sitzpolster kann eine Polsterung des Fahrzeugsitzes an einer Sitzfläche, an einer Rückenlehne, an einer Kopfstütze sein. In Fahrzeugsitzen kann eine Festigkeit einer Sitzfläche so konstruiert sein, dass sie für einen Benutzer des Fahrzeugsitzes möglichst komfortabel ist und dabei zwischen einer zu hohen Härte und einer zu niedrigen Härte liegt. Es kann eine Standardfestigkeit der Sitzfläche vorgesehen sein, z.B. mit einer mechanischen Spannung von 6 kPa, z.B. mit einer Standardtoleranz von 20%. Eine Festigkeit kann von einem Schaumteil, einer Bezugsspannung oder eine Federung des Fahrzeugsitzes abhängen. Durch Toleranzen im Produktionsprozess können bei einzelnen Fahrzeugsitzen die Festigkeiten beispielsweise zu weich oder zu hart sein, sodass sie von der Standardfestigkeit abweichen.
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Das Klassifizieren gemäß der vorgeschlagenen Methode ermöglicht es, Fahrzeugsitze effizient und kostengünstig zu klassifizieren, zum Beispiel bezüglich der Festigkeit von Sitzpolstern. Somit ist es möglich, Fahrzeugsitze, die von einem vorgegebenen Standard abweichen, zu erkennen und beispielsweise nicht in Kraftfahrzeugen zu verbauen, oder aus jeweiligen Kraftfahrzeugen auszutauschen. Durch das vorgeschlagene Verfahren wird ermöglicht, dass ein Klassifizieren des Fahrzeugsitzes direkt in einem Kraftfahrzeug stattfindet, der Fahrzeugsitz muss dazu nicht aus dem Fahrzeug ausgebaut werden. Eine Klassifizierung von Fahrzeugsitzen wird verfahrensgemäß mit Mitteln der Digitalisierung in der Fahrzeugproduktion oder -prüfung, insbesondere unter Verwendung von augmented reality (erweiterte Realität) durchgeführt, wobei virtuelle Daten einem Kamerabild hinzugefügt werden.
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Die Klassifizierung kann bezüglich verschiedener Qualitätsklassen oder Komfortklassen durchgeführt werden. Zum Beispiel können Fahrzeugsitze, die von einer Soll-Vorgabe einer Festigkeit, z.B. der Standardfestigkeit, ihres Sitzpolsters um weniger als 5 % oder weniger als 3 % abweichen einer höchste Qualitätsklasse zugeordnet werden, Fahrzeugsitze, die von einer Soll-Vorgabe um mehr als 5 % und weniger als 10 % abweichen, einer mittleren Qualitätsklasse zugeordnet werden und Fahrzeugsitze, die von einer Soll-Vorgabe um mehr als 10 % abweichen einer geringen Qualitätsklasse zugeordnet werden.
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Die Klassifizierung von Fahrzeugsitzen erfolgt verfahrensgemäß mit Verwendung eines Normgewichtes und eines Kamerabildes. Durch das Normgewicht, das an dem Fahrzeugsitz positioniert wird, verformt sich der Fahrzeugsitz an der jeweiligen Stelle in Abhängigkeit von beispielsweise der Festigkeit seines Sitzpolsters. Da die Masse des Normgewichtes bekannt ist, kann anhand der Stärke oder des Grades der Verformung auf eine Festigkeit des Sitzpolsters zurückgeschlossen werden. Um die vom Normgewicht hervorgerufene Verformung bestimmen zu können, wird ein Kamerabild vom Fahrzeugsitz mit dem Normgewicht erstellt und das Kamerabild durch Modelldaten, etwa virtuelle Elemente, beispielsweise basierend auf augmented reality-Methoden erweitert.
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Modelldaten des Fahrzeugsitzes können Konstruktionsdaten oder digitale Modelle des Fahrzeugsitzes sein. Modelldaten können beispielsweise CAD (Computer aided design)-Daten sein. Die Modelldaten können dabei Formen, Konturen und Größe des Fahrzeugsitzes darstellen, wenn dieser nicht mit einem Normgewicht belastet ist, insbesondere wenn dieser unbelastet ist. Die Modelldaten können beispielsweise Konturen des Fahrzeugsitzes darstellen, die in dem Fall, dass der zu klassifizierende Fahrzeugsitz unbelastet ist, also kein Gewicht auf dem Fahrzeugsitz positioniert ist, die Konturen des zu klassifizierenden Fahrzeugsitzes nachzeichnen. Die Modelldaten können etwa Markierungen umfassen, die eine Verformung des Fahrzeugsitzes durch das Normgewicht bei einer Standardfestigkeit des Sitzpolsters anzeigen. Wenn die tatsächliche Verformung von der Markierung abweicht kann etwa ermittelt werden, dass das Sitzpolster des Fahrzeugsitzes eine andere als die Standardfestigkeit aufweist und der Fahrzeugsitz entsprechend klassifiziert werden.
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Das Überlagern der Modelldaten über das Kamerabild des zu klassifizierenden Fahrzeugsitzes kann umfassen, dass die Modelldaten in Abhängigkeit von einer Kameraperspektive, von der aus das Erstellen des Kamerabildes erfolgt, bezüglich einer Größe, einer Rotation und/oder einer Translation angepasst werden. Der zu klassifizierende Fahrzeugsitz kann als realer Fahrzeugsitz bezeichnet werden, wohingegen die Modelldaten als virtueller Fahrzeugsitz bezeichnet werden können. Zum Beispiel kann das Überlagern umfassen, dass eine Korrelationsfunktion der Modelldaten und des realen Fahrzeugsitzes maximiert wird. Der reale Fahrzeugsitz und dessen Position auf dem Kamerabild kann mittels Trackingsoftware oder Bilderkennung erkannt werden. Beispielsweise kann für das Überlagern mit Modelldaten ein weiteres Kamerabild des unbelasteten realen Fahrzeugsitzes bereits vor dem Positionieren des Normgewichtes erstellt werden. Dadurch kann es besonders einfach möglich sein, die Modelldaten dem Kamerabild zu überlagern.
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Die Modelldaten des Fahrzeugsitzes, die dem Kamerabild des Fahrzeugsitzes mit dem Normgewicht überlagert sind, können eine Klassifizierungsgrundlage bereitstellen. Beispielsweise kann zum Klassifizieren ausgewertet werden, um welchen Grad zum Beispiel eine Kontur oder eine Oberfläche des realen Fahrzeugsitzes von einer Kontur oder Oberfläche der Modelldaten des Fahrzeugsitzes abweicht. Eine Abweichung ergibt sich durch die Verformung eines Sitzflächenpolsters durch das Normgewicht. Es ist möglich, dass die Modelldaten eine Standardabweichung, beispielsweise einen Standardabweichungsbereich, für eine Belastung des Fahrzeugsitzes mit dem Normgewicht aufweisen. Wenn auf dem durch die Modelldaten erweiterten Kamerabild erkannt wird, dass die Abweichung innerhalb der Standardabweichung liegt, kann der Fahrzeugsitz als komfortabel klassifiziert werden. Wenn die ermittelte Abweichung außerhalb der Standardabweichung liegt, kann der Fahrzeugsitz beispielsweise als unkomfortabel klassifiziert werden.
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Das Klassifizieren des Fahrzeugsitzes kann manuell aufgrund der am Kamerabild erkannten Abweichung einer Form des Fahrzeugsitzes von überlagerten Modelldaten bestimmt werden. Es ist ebenso möglich, dass eine Klassifizierung automatisiert stattfindet, beispielsweise mittels einer Mustererkennungssoftware, die dazu ausgebildet ist, den Grad der Abweichung des Fahrzeugsitzes von den Modelldaten zu ermitteln. Beispielsweise kann bei einer automatisierten Klassifizierung dann, wenn eine Abweichung innerhalb der Standardabweichung liegt, ein grünes Signal ausgegeben werden, sodass erkannt werden kann, dass eine Qualität des Fahrzeugsitzes in Ordnung ist, oder ein rotes Signal ausgegeben werden, wenn eine Abweichung außerhalb der Standardabweichung liegt. Es kann ein gelbes oder orangenes Signal ausgegeben werden, wenn eine Abweichung in einem Grenzbereich angrenzend an die Standardabweichung liegt.
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Durch das vorgeschlagene Verfahren ist es möglich, Fahrzeugsitze mittels einer Kameraauswertung zu klassifizieren. Dadurch kann eine Qualität oder ein Benutzerkomfort des Fahrzeugsitzes klassifiziert werden, der etwa von einer Festigkeit eines Sitzpolsters abhängen kann. Eine solche Klassifizierung ist insbesondere in einem bereits hergestellten Fahrzeug möglich, ohne dass der Fahrzeugsitz beispielsweise verändert oder ausgebaut werden muss. Eine Klassifizierung ist auch aus einer Entfernung möglich, in der eine optische Verbindung zwischen Sitz und Kamera besteht, beispielsweise durch ein Fenster einer Klimakammer hindurch, wobei durch das Verfahren technische Anforderungen der Kamera reduziert sind, da diese außerhalb der Klimakammer betrieben werden kann. Durch das Verfahren ist eine Klassifizierung schnell und effizient möglich, daher kann es in einer Serienproduktion für eine Qualitätssicherung für Fahrzeugsitze eingesetzt werden. Insbesondere bei einer automatisierten Klassifizierung ist beispielsweise zum Durchführung des Verfahrens lediglich ein manuelles Positionieren des Normgewichtes am Fahrzeugsitz notwendig. Dadurch können Arbeitsschritte bei einer Klassifizierung reduziert werden, insbesondere kann eine Klassifizierung ohne Probanden und auf Grundlage einer objektiven Bewertungsskala durchgeführt werden.
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Gemäß einer Weiterbildung des Verfahrens wird das Normgewicht auf einer Sitzfläche des Fahrzeugsitzes positioniert. Die Sitzfläche kann etwa ein Schaumteil aufweisen, welches mit einem Überzug aus einem textilen Material oder aus einem Ledermaterial überzogen sein kann. Beispielsweise kann die Sitzfläche zum Klassifizieren in einem vorbestimmten Neigungswinkel eingestellt sein. Der vorbestimmten Neigungswinkel kann beispielsweise einer Ko-Lage (Konstruktionslage) des Fahrzeugsitzes entsprechen, oder um 0°, 10°, oder 20° gegenüber einer horizontalen Bodenfläche geneigt sein.
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Das Normgewicht kann ebenso auf allen anderen Sitzpolsterflächen des Fahrzeugsitzes positioniert werden. Beispielsweise kann es auf einer Rückenlehne oder einer Kopfstütze positioniert werden. Verfahrensgemäß können in diesen Fällen jeweils Kamerabilder der Rückenlehne oder der Kopfstütze erstellt werden und die Modelldaten diese Teile des Fahrzeugsitzes umfassen. Beispielsweise kann eine Rückenlehne vertikal gestellt werden, sodass ein positioniertes Normgewicht in der vorher vorgesehenen Position bleibt und nicht von der Rückenlehne abrutscht. Ebenso ist es möglich, das Normgewicht zum Klassifizieren einer Festigkeit der Rückenlehne mittels einer geeigneten Positionshalterung an der Kopfstütze anzubringen. Zum Klassifizieren einer Festigkeit der Kopfstütze kann analog ein Normgewicht an der Kopfstütze positioniert werden. Ein Neigungswinkel der Rückenlehne kann ebenso einer Ko-Lage entsprechen, oder um 10°, 20°, oder 30° gegenüber einer Vertikalen geneigt sein. Beispielsweise kann eine Einstellung von beweglichen Komponenten des Fahrzeugsitzes einer Darstellung der Modelldaten entsprechen, damit eine Überlagerung möglich ist. Durch das Verfahren können also Fahrzeugsitze bezüglich ihrer verschiedenen Komponenten, beispielsweise aller Polsterungen, klassifiziert werden. Dadurch ist eine differenziertere objektive Klassifizierung möglich.
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Gemäß einer Weiterbildung des Verfahrens werden zum Überlagern des Kamerabildes dem Fahrzeugsitz zugeordnete Modelldaten verwendet. Die Modelldaten weisen zumindest Informationen zu dem unbelasteten Fahrzeugsitz auf. Je nach Konstruktion und verwendeten Materialien der Sitzfläche können die Modelldaten verschiedene Klassifizierungsbereiche aufweisen. Beispielsweise kann bei einem Fahrzeugsitz für einen Sportwagen vorgesehen sein, dass eine Festigkeit der Fahrzeugsitze höher ist, als beispielsweise bei einem Fahrzeugsitz für einen Minibus. Per Bilderkennungssoftware kann erkannt werden, um welches Fahrzeugsitzmodell es sich handelt und in Abhängigkeit des erkannten Fahrzeugsitzes können dem Fahrzeugsitz zugeordnete Modelldaten Beispielsweise aus einer Datenbank geladen und verwendet werden. Die Informationen zu dem unbelasteten Fahrzeugsitz sind etwa eine Formkontur oder Oberfläche des Fahrzeugsitzes, wenn kein Gewicht den Fahrzeugsitz belastet. Beispielsweise entsprechen die Modelldaten einer Form des zu klassifizierenden Fahrzeugsitzes, wenn dieser nicht mit dem Normgewicht belastet ist.
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Gemäß einer Weiterbildung des Verfahrens sind die Klassifizierungsbereiche einem jeweiligen Normgewicht zugeordnet und erfassen den Grad einer plastischen Verformung einer Oberfläche des Fahrzeugsitzes durch das jeweilige Normgewicht. Beispielsweise kann dazu auf einem verwendeten Normgewicht eine Identifikationsmarke, etwa ein QR-Code angebracht sein, durch den das jeweilige Normgewicht per Bilderkennungssoftware erkannt werden kann. Beispielsweise können aufgrund des erkannten Normgewichtes dazugehörige Klassifizierungsbereiche verwendet werden. Beispielsweise können Klassifizierungsbereiche bei einem ersten Normgewicht anders gewählt sein als bei einem zweiten Normgewicht, wenn das erste Normgewicht beispielsweise eine geringere Masse aufweist als das zweite Normgewicht. Eine Erkennung des Normgewichtes kann durch die Identifikationsmarke auf dem Normgewicht etwa leichter automatisiert werden.
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Gemäß einer Weiterbildung des Verfahrens werden zumindest drei Klassifizierungsbereiche verwendet, wobei gegenüber einer Standardfestigkeit einer Fahrzeugsitzoberfläche einem ersten Klassifizierungsbereich eine Festigkeit höher als die Standardfestigkeit zugeordnet ist, einem zweiten Klassifizierungsbereich eine der Standardfestigkeit entsprechende Festigkeit zugeordnet ist und einem dritten Klassifizierungsbereich eine Festigkeit geringer als die Standardfestigkeit zugeordnet ist. Beispielsweise kann eine Verformung des Fahrzeugsitzes durch das Normgewicht eine Standardabweichung einer Sitzoberfläche zu Modelldaten des Fahrzeugsitzes bewirken. In diesem Fall kann die Klassifizierung den Fahrzeugsitz dem zweiten Klassifizierungsbereich zuordnen, sodass bekannt sein kann, dass der Fahrzeugsitz einen hohen Nutzerkomfort bereitstellt. Wenn eine Verformung außerhalb der Standardabweichung liegt, kann die Klassifizierung den Fahrzeugsitz dem ersten oder dritten Klassifizierungsbereich zuordnen, sodass bekannt sein kann, dass ein Benutzerkomfort des Fahrzeugsitzes möglicherweise eingeschränkt ist.
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Gemäß einer Weiterbildung umfasst das Verfahren ferner ein Bestimmen einer Messtemperatur und einer Messluftfeuchtigkeit beim Erstellen des Kamerabildes und ein Normieren einer Klassifizierung des Fahrzeugsitzes auf eine Standardtemperatur und eine Standardluftfeuchtigkeit anhand einer zumindest ein Material des Fahrzeugsitzes umfassenden Materialtabelle. Beispielsweise können sich verschiedene Materialien bei unterschiedlicher Temperatur oder Luftfeuchtigkeit bei einer Belastung durch das Normgewicht in Abhängigkeit von der jeweiligen Temperatur und Luftfeuchtigkeit unterschiedlich verformen. In einer Materialtabelle können beispielsweise Informationen darüber bereitgestellt sein, wie sich eine Festigkeit eines Materials eines Sitzpolsters in Abhängigkeit der Temperatur verändert. Wenn nun beispielsweise eine Messung für eine Klassifizierung bei einer ersten Temperatur, die von einer Standardtemperatur abweicht durchgeführt wird, kann das Ergebnis der Klassifizierung basierend auf der Materialtabelle auf ein Ergebnis, das bei einer Standardtemperatur erreicht worden wäre umgerechnet oder angepasst oder normiert werden. Dabei kann ein Zusammenhang des Klassifizierungsergebnisses und der Temperaturabhängigkeit einer Materialhärte eines Polstermaterials etwa nicht-linear sein, da auch andere Faktoren, z.B. eine Bezugsspannung des Fahrzeugsitzes das Klassifizierungsergebnis beeinflussen. Eine Temperatur kann etwa mittels eines optischen Thermometers, etwa Laserthermometers, bestimmt werden. Durch das Berücksichtigen der Temperatur und/oder der Luftfeuchtigkeit ist es möglich, eine erhöhte Objektivität einer Klassifizierung von Fahrzeugsitzen auch in verschiedenen Meßumgebungen zu ermöglichen.
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Gemäß einer Weiterbildung des Verfahrens ist vorgesehen, dass das Normgewicht zumindest eine Markierung aufweist, die zum Vergleich mit den Modelldaten und Zuordnen eines Klassifizierungsbereiches ausgebildet ist. Eine Markierung kann mehrere Markierungslinien aufweisen. Eine jeweilige Markierungslinie kann einer jeweiligen Festigkeit eines Sitzpolsters zugeordnet sein. Wenn das Normgewicht bei Positionieren auf dem Sitzpolster in das Sitzpolster einsinkt, kann beispielsweise eine der jeweiligen Markierungslinien auf einer Konturlinie der dem Kamerabild überlagerten Modelldaten des Fahrzeugsitzes liegen. Aufgrund der Weiterbildung ist es möglich, eine Festigkeit des Sitzpolsters dadurch zu bestimmen, diejenige Markierungslinie, die auf der Konturlinie der Modelldaten liegt, abzulesen. Dadurch kann eine Klassifizierung besonders einfach möglich sein, beispielsweise kann dadurch eine Klassifizierung besonders einfach durch ein dazu ausgebildetes Computerprogramm mit Bilderkennung ausgeführt werden. Beispielsweise weisen die verschiedenen Markierungslinien verschiedene Farben auf. Beispielsweise weist die Markierung ein sich kontinuierlich über eine räumliche Ausdehnung veränderndes Farbspektrum auf, sodass eine Klassifizierung des Fahrzeugsitzes mit kontinuierlichen Klassifizierungswerten möglich ist.
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Gemäß einer Weiterbildung des Verfahrens wird das Kamerabild nach einer Zeitdauer von länger als beispielsweise 60 s nach dem Positionieren des Normgewichtes an dem Fahrzeugsitz erstellt wird. Die Zeitdauer kann länger als 10 Sekunden, länger als 30 Sekunden, länger als 60 Sekunden, länger als 90 Sekunden, oder länger als 120 Sekunden sein. Es kann sein, dass sich ein Sitzpolster des Fahrzeugsitzes erst nach einer bestimmten Zeit verformt, sodass sich eine statische Verformung erst nach einer vorbestimmten Zeitdauer einstellt. Durch das Abwarten des Erstellens des Kamerabildes um die Zeitdauer, bis sich die statische Verformung eingestellt hat, kann eine Qualität einer Klassifizierung des Fahrzeugsitzes erhöht werden. Die Zeitdauer kann in Abhängigkeit eines Materials des Fahrzeugsitzes so gewählt werden, dass das Kamerabild erst dann erstellt wird, wenn sich eine statische Verformung des jeweiligen Materials eingestellt hat.
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Gemäß einer Weiterbildung des Verfahrens weist das Normgewicht eine Masse von zumindest 3 kg und von höchstens 20 kg auf. Beispielsweise weist das Normgewicht eine Masse von mehr als einem Kilo, mehr als zwei Kilo, mehr als fünf Kilo oder mehr als zehn Kilo auf. Beispielsweise weist das Normgewicht eine Masse von weniger als 18 Kilo, weniger als 15 Kilo oder weniger als zehn Kilo auf. Beispielsweise weist das Normgewicht eine vorbestimmte Größe auf. Eine Größe einer Auflagefläche des Normgewichts auf dem Fahrzeugsitz kann einer Größe eines Sitzknochens entsprechen, beispielsweise einen Durchmesser von mehr als 5 cm und weniger als 15 cm aufweisen. Dadurch kann eine realistische Klassifizierung verbessert werden. Beispielsweise kann eine Höhe des Normgewichts als eine Markierung zum Auswerten mit den Modelldaten verwendet werden, eine Standardabweichung einer Verformung kann dann dadurch definiert sein, dass eine Oberkante des Normgewichts bei einem Fahrzeugsitz mit einer Standardfestigkeit auf einer jeweiligen Formkontur der Modelldaten liegt.
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Gemäß einer Weiterbildung des Verfahrens wird das Normgewicht an einer Kopfstütze, einer Rückenlehne und/oder einem Seitenhaltpolster des Fahrzeugsitzes positioniert. Beispielsweise ist das Normgewicht in Abhängigkeit von einem Abstand der Seitenhaltpolster des Fahrzeugsitzes dimensioniert, sodass es auf den zwei Seitenhaltpolstern des Fahrzeugsitzes aufliegt. Auf diese Weise können auch Festigkeiten oder Komfortklassen von Seitenhaltpolster, Kopfstütze und/oder Rückenlehne des Fahrzeugsitzes klassifiziert werden.
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Gemäß einer Weiterbildung des Verfahrens werden zwei Normgewichte für das Klassifizieren eines Fahrzeugsitzes an zwei verschiedenen Stellen des Fahrzeugsitzes positioniert. Beispielsweise können auch eine Vielzahl von Normgewichten an einer Vielzahl von Stellen des Fahrzeugsitzes positioniert werden. Das Normgewicht kann aus einer Vielzahl von Elementen bestehen, die einen Körper eines Benutzers des Fahrzeugsitzes nachbilden können. Ein solches Normgewicht kann teilweise die Form eines Dummys haben. Durch die Weiterbildung können etwa gleichzeitig die Festigkeiten verschiedener Komponenten des Fahrzeugsitzes klassifiziert werden. Beispielsweise können verschiedene Normgewichte verschiedener Masse auf der Sitzfläche des Fahrzeugsitzes positioniert werden, sodass eine Verformung der Sitzfläche bei einer ungleichen Masseverteilung untersucht und der Fahrzeugsitz dementsprechend klassifiziert werden kann. Auf diese Weise kann das Verhalten des Fahrzeugsitzes in einer Kurvenfahrt mit Zentrifugalkräften klassifiziert werden.
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Gemäß einer Weiterbildung des Verfahrens umfasst das Klassifizieren ferner eine Prüfung einer Funktionsfähigkeit einer Bewegungseinrichtung des Fahrzeugsitzes, wobei eine Bewegung des Normgewichts verursacht durch die aktivierte Bewegungseinrichtung mittels Auswertung von zumindest zwei Kamerabildern ermittelt wird, wobei basierend auf der Bewegung des Normgewichts die Funktionsfähigkeit klassifiziert wird. Fahrzeugsitze können aktive Bewegungseinrichtungen umfassen, beispielsweise Massagefunktionen. Zum Beispiel kann die Sitzfläche eines Fahrzeugsitzes pneumatische Kammern aufweisen, die einen Beckenbereich eines Nutzers des Fahrzeugsitzes bewegen können. Eine Klassifizierung der Bewegungseinrichtung kann darin bestehen, eine Funktionsfähigkeit der Bewegungseinrichtung zu testen. Wenn die Bewegungseinrichtung aktiviert ist, und das Normgewicht in einer bestimmten Nähe, beispielsweise oberhalb der Bewegungseinrichtung positioniert ist, wird das Normgewicht entsprechend einer Bewegung der Bewegungseinrichtung folgend bewegt. Die Modelldaten können eine obere Grenze und eine untere Grenze aufweisen, innerhalb derer sich das Normgewicht bei einer aktivierten Bewegungseinrichtung zumindest bewegen muss, damit die Bewegungseinrichtung als funktionsfähig klassifiziert wird. Die Kamerabilder können dann ermittelt werden, wenn sich das Normgewicht an Extrempositionen der Bewegung, etwa an Extrempositionen einer Hubamplitude, befindet. Beispielsweise kann eine Vielzahl von Kamerabildern ermittelt werden, um das Erkennen der Extrempositionen zu vereinfachen. Beispielsweise kann dazu eine Videoaufzeichnung mit eingeblendeten oder überlagerten Modelldaten verwendet werden. Durch die Weiterbildung ist es etwa möglich, neben einer Festigkeit eines Sitzpolsters eines Fahrzeugsitzes auch andere Funktionen des Fahrzeugsitzes zu klassifizieren.
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Ein weiterer Aspekt der Offenbarung betrifft ein Klassifizierungssystem zum Klassifizieren eines Fahrzeugsitzes. Das Klassifizierungssystem umfasst zumindest ein Normgewicht und eine Bildauswertungsvorrichtung. Die Bildauswertungsvorrichtung umfasst zumindest eine Kamera und eine Auswertungseinrichtung, wobei die Auswertungseinrichtung Modelldaten für zumindest einen Fahrzeugsitz aufweist und dazu eingerichtet ist, ein Kamerabild der Kamera mit den Modelldaten zu überlagern. Das Klassifizierungssystem ist also zum Ausführen eines im vorigen beschriebenen Verfahrens ausgebildet. Ein Klassifizierungssystem kann in einem tragbaren Gerät, etwa einem Tablet, bereitgestellt sein oder ein verteiltes, oder ein stationäres System sein. Beispielsweise kann die Kamera mit der Auswertungseinrichtung über eine drahtlose Verbindung, etwa WLAN oder Bluetooth verbunden sein oder über eine Netzwerkverbindung verbunden sein. Dadurch kann etwa eine zentrale Auswertungseinrichtung die Kamerabilder einer Vielzahl von Kameras auswerten, wobei z.B. eine Vielzahl von Fahrzeugsitzen gleichzeitig klassifizierbar ist. Beispielsweise enthält eine zentrale Auswertungseinrichtung Modelldaten der Vielzahl von Fahrzeugsitzen.
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Eine Weiterbildung des Klassifizierungssystems umfasst ferner eine Klassifizierungseinrichtung, die ausgebildet ist, um basierend auf dem von der Auswertungseinrichtung mit den Modelldaten überlagerten Kamerabild ein Klassifizierungsergebnis des Fahrzeugsitzes auszugeben. Die Weiterbildung des Klassifizierungssystems kann eine höhere Automatisierung bei einer Klassifizierung von Fahrzeugsitzen ermöglichen.
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Zu der Offenbarung gehören auch die Weiterbildungen des offenbarten Klassifizierungssystems, die eines oder mehrere Merkmale aufweisen, wie sie bereits im Zusammenhang mit den Weiterbildungen des offenbarten Verfahrens beschrieben worden sind. Aus diesem Grund sind die entsprechenden Weiterbildungen des offenbarten Klassifizierungssystems hier nicht noch einmal beschrieben, sondern gelten ebenso für diese als offenbart.
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Ausführungsbeispiele werden nachfolgend bezugnehmend auf die beiliegenden Figuren näher erläutert. Es zeigen:
- 1 eine schematische Darstellung eines Verfahrens zum Klassifizieren eines Fahrzeugsitzes;
- 2 ein Klassifizierungssystem mit einem an einem Fahrzeugsitz angeordneten Normgewicht und einer Bildauswertungsvorrichtung; und
- 3 eine weitere schematische Darstellung eines Verfahrens zum Klassifizieren eines Fahrzeugsitzes, wobei der Fahrzeugsitz einem Qualitätslevel oder einer Komfortklasse zugeordnet wird.
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Verschiedene Ausführungsbeispiele werden nun ausführlicher unter Bezugnahme auf die beiliegenden Zeichnungen beschrieben, in denen einige Ausführungsbeispiele dargestellt sind. In den Figuren können die Dickenabmessungen von Linien, Schichten und/oder Regionen um der Deutlichkeit Willen übertrieben dargestellt sein.
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Die 1 illustriert eine schematische Darstellung eines Verfahrens 10 zum Klassifizieren eines Fahrzeugsitzes. Das Verfahren umfasst ein Positionieren zumindest eines Normgewichtes 11 an dem Fahrzeugsitz, Erstellen zumindest eines Kamerabildes 12 des Fahrzeugsitzes mit dem Normgewicht, Überlagern des Kamerabildes 13 mit Modelldaten des Fahrzeugsitzes, wobei die Modelldaten Klassifizierungsbereiche aufweisen und Klassifizieren des Fahrzeugsitzes 14 mittels Auswertung des mit Modelldaten überlagerten Kamerabildes. Durch das Verfahren ist es möglich, Fahrzeugsitze schnell und kostengünstig mit Kamerabildern, die um virtuelle Elemente erweitert sind (augmented reality), zu klassifizieren.
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2a zeigt ein beispielhaftes Klassifizierungssystem 20 mit einem an einem Fahrzeugsitz 21 angeordneten Normgewicht 22 und einer Bildauswertungsvorrichtung 23. Die Bildauswertungsvorrichtung 23 kann eine Kamera 24 sowie eine Recheneinheit 25 aufweisen, die eine Auswertungseinrichtung sein kann und beispielsweise Prozessor, Speicher, Bildanalysesoftware und Modelldaten umfasst. Die Kamera 24 ist dazu ausgebildet, eine Kameraaufnahme 26 des Fahrzeugsitzes 21 zu erstellen, wobei die Kameraaufnahme 26 ein Foto oder eine Bildaufnahme ist. Die Kameraaufnahme 26 kann auch ein Video sein. Der Fahrzeugsitz 21 umfasst eine Sitzfläche 27, eine Rückenlehne 28 und eine Kopfstütze 29. Das Normgewicht 22 des Klassifizierungssystems 20 kann auf der Sitzfläche 27 des Fahrzeugsitzes 21 positioniert sein.
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In 2a ist auch eine Querschnittsansicht A der Sitzfläche 27 gezeigt. Die Querschnittsansicht A zeigt Seitenhaltpolster 30, 30' des Fahrzeugsitzes 21. In der Querschnittsansicht A ist eine virtuelle Sitzoberfläche 31 sowie eine reale Sitzoberfläche 32 dargestellt. Die reale Sitzoberfläche 32 kann aus der Kameraaufnahme 26 ermittelt werden. Die virtuelle Sitzoberfläche 31 kann in CA (computer aided design, deutsch: rechnerunterstütztes Konstruieren)-Daten des Klassifizierungssystem 20 hinterlegt sein, die mit der Kameraaufnahme überlagert werden. Beispielsweise entspricht die Form und Lage der virtuelle Sitzoberfläche 31 einer realen Sitzoberfläche des Fahrzeugsitzes 21 wenn kein aufgelegtes Gewicht auf der Sitzoberfläche diese verformt. Die Recheneinheit 25 des Klassifizierungssystems 20 kann dazu ausgebildet sein, in der Kameraaufnahme 26 mit der realen Sitzoberfläche 32 die virtuelle Sitzoberfläche 31 (die CA-Daten) so zu überlagern, dass reale und virtuelle Sitzoberfläche übereinstimmen, wenn die Sitzoberfläche nicht durch ein Gewicht belastet ist, oder an unverformten Stellen zu überlagern, etwa an der Rückenlehne, wenn das Sitzflächenpolster verformt ist. Anhand eines Vergleichs der realen Sitzoberfläche 32, die beispielsweise durch das Normgewicht 22 verformt sein kann, und der virtuellen Sitzoberfläche 31 kann die Recheneinheit 25 beispielsweise bestimmen, mit welcher Stärke oder um welchen Grad das Sitzpolster vom Normgewicht verformt wird. Basierend auf der Bestimmung der Verformung und der Masse des Normgewichtes kann die Recheneinheit beispielsweise eine Festigkeit des Sitzpolsters der Sitzfläche 27 klassifizieren.
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2b zeigt eine Vergrößerung 35 des Querschnittes A des Fahrzeugsitzes 21. In 2b sind die virtuelle Sitzoberfläche 31 und die vom Normgewicht 22 verformte reale Sitzoberfläche 32 abgebildet. Das Normgewicht 22 weist einen ersten Messpunkt 36, einen zweiten Messpunkt 37 und einen dritten Messpunkt 38 auf. Die Messpunkte sind etwa Messlinien, die Klassifizierungsbereiche anzeigen können. Beispielsweise kann eine Lage eines Messpunktes auf dem Kamerabild 26 im Verhältnis zur virtuellen Sitzoberfläche 31 für eine Klassifizierung der Festigkeit des Sitzpolsters verwendet werden.
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In einem ersten Beispiel kann das Sitzpolster weich sein, also eine geringe Festigkeit aufweisen, sodass es durch das Gewicht 22 stark verformt wird. In diesem Fall kann im Kamerabild 26 der erste Messpunkt 36 auf einer Konturlinie der virtuellen Sitzoberfläche 31 liegen und der Fahrzeugsitz 21 kann als Fahrzeugsitz mit weichem Sitzpolster klassifiziert werden. So kann erkannt werden, ob eine Festigkeit eines Sitzpolsters zu gering gegenüber einem Standard ist, wobei der Standard z.B. durch den zweiten Messpunkt 27 angezeigt werden kann.
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In einem zweiten Beispiel ist das Sitzpolster der Sitzoberfläche 27 hart, sodass das Gewicht 22 das Sitzpolster weniger stark verformt. Beispielsweise ist ein Abstand der realen Sitzoberfläche 32 zur virtuellen Sitzoberfläche 31 geringer als im ersten Beispiel. Der Messpunkt 38 kann eine Messlinie sein, die im Kamerabild 26 auf der virtuellen Sitzoberfläche 31 liegt. Dem Messpunkt 38 kann ein hartes Sitzpolster oder eine hohe Festigkeit des Sitzpolsters zugeordnet sein, sodass dann, wenn der Messpunkt 38 auf der virtuellen Sitzoberfläche 31 liegt, der Fahrzeugsitz 21 oder das Sitzpolster der Sitzoberfläche 27 des Fahrzeugsitzes 21 als hart, z.B. härter als ein Standard, klassifiziert werden kann.
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3 zeigt eine weitere schematische Darstellung eines Verfahrens 40 zum Klassifizieren eines Fahrzeugsitzes, wobei dem Fahrzeugsitz ein Qualitätslevel und/oder eine Komfortklasse zugeordnet werden kann. Das Verfahren 40 umfasst das Einführen von augmented reality (erweiterte Realität) zur Klassifizierung von Fahrzeugsitzen, beispielsweise durch eine Überlagerung von CA-Daten 41 des Fahrzeugsitzes in einer Ko-Lage mit dem Realsitz. Der Realsitz kann dabei der von der Kamera aufgenommene Fahrzeugsitz sein. Die CA-Daten können eine virtuelle Konstruktion, etwa ein digitales Konstruktionsmodell des Fahrzeugsitzes sein. Ein Überlagern kann umfassen, dass die CA-Daten abhängig von der Kameraperspektive an das aufgenommene Bild des Fahrzeugsitzes angepasst werden, beispielsweise bezüglich einer Größe, Rotationswinkel oder Translationswinkel angepasst, oder bezüglich einer optischen Verzerrung der Kamera angepasst. Das Verfahren 40 umfasst beispielsweise eine optische Bewertung 42, die eine qualitative Bewertung der Sitzeinstellung sein kann. Beispielsweise kann geprüft werden, ob der Fahrzeugsitz in der Ko-Lage eingestellt ist.
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Das Verfahren 40 umfasst beispielsweise ein Positionieren des Referenzgewichtes 43. Es kann ferner eine Überlagerung einer Grenzlage 44 des CA-Modelles mit dem aufgenommenen Bild des Fahrzeugsitzes umfassen. Beispielsweise wird eine Grenzlage des CA-Modells, die eine Oberfläche eines Sitzpolsters des Fahrzeugsitzes beschreibt mit der Oberfläche des Sitzpolsters des Fahrzeugsitzes auf einem von der Kamera aufgenommenen Bild überlagert. Beispielsweise kann dadurch ein Prüfen der Position des Referenzgewichtes 45 ermöglicht werden. In den CA-Daten kann eine vorgesehene Soll-Position des Referenzgewichtes hinterlegt sein und eine Bilderkennungseinrichtung kann dazu ausgebildet sein, eine Position des Referenzgewichtes auf dem Kamerabild zu bestimmen. Es kann ein optischer Abgleich 46 der CA-Grenzlagen mit einer Verformung, beispielsweise einer Verformung des Sitzpolsters des Fahrzeugsitzes, durch das Referenzgewicht durchgeführt werden. Schließlich ist es möglich, eine Einordnung in eine Komfortklasse 47 vorzunehmen. Beispielsweise hängt die Einordnung in die Komfortklasse von der Verformung des Sitzpolsters ab.
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Gemäß dem Verfahren 40 ist es ebenso möglich, eine Überlagerung einer CA-KO-Lage mit dem Realsitz, beispielsweise dem Fahrzeugsitz auf einem Kamerabild, durchzuführen. Es kann ein optischer Grenzlagenabgleich 49 erfolgen, in dem anhand der CA-Daten ein Grenzlagenabgleich (beispielsweise Toleranzlagen) von etwa Kedern, Abheftern oder Nähten des Fahrzeugsitzes durchgeführt werden kann. Beispielsweise kann anhand des Kamerabildes des Fahrzeugsitzes ohne ein Referenzgewicht mittels Abgleichen mit den CA-Daten und Mustererkennung des aufgenommenen Bildes ermittelt werden, ob Grenzlagen, etwa Nähte des Fahrzeugsitzes, an einer vorgesehenen Position angebracht sind. Die vorgesehene Position kann in den CA-Daten hinterlegt sein. Dadurch ist eine Einordnung in Qualitätslevel 50 möglich, etwa wenn eine tatsächliche Grenzlage des Fahrzeugsitzes auf dem Kamerabild wenig, beispielsweise weniger als 5mm, weniger als 3mm oder weniger als 1mm, von der Grenzlage der überlagerten CA-Daten abweicht, kann ein Qualitätslevel hoch sein, z.B. dem Fahrzeugsitz ein höchster Wert einer Qualitätsskala zugeordnet werden.
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Es ist gemäß Verfahren 40 möglich, die Bewertungsgrundlage, etwa die Einordnung in Qualitätslevel 50 oder die Einordnung in Komfortklassen 47 per Dokumentation 51 festzuhalten. Beispielsweise kann das Kamerabild mit den überlagerten CA-Daten abgespeichert werden oder eine Auswertung des Kamerabildes kann dokumentiert werden, beispielsweise um welchen Grad sich ein Sitzpolster des Fahrzeugsitzes durch Anordnen des Referenzgewichtes auf dem Fahrzeugsitz verformt hat.
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Zusammenfassend wird in der vorliegenden Anmeldung vorgeschlagen, mittels einem Kamerasystem (z.B. in einem Tablet/ Hololense/ Smartphone) und einer Software mit hinterlegten Sitzgrenzmusterdaten sowie einem Hardwarereferenzgegenstand (Gewicht) einen Abgleich der Verformungen eines Fahrzeugsitzes virtuell und mit Hardware durchzuführen. Durch Überlagerung virtueller CA-Daten mit einem realen Sitz werden optisch Abweichungen erkannt. Über das Referenzgewicht auf dem Sitz und dessen erzeugte Verformung im Sitzschaum (Einsinken) wird über den optischen Abgleich der Sitzkomfort objektiviert und prognostiziert. Weiter kann im Serienbetrieb / Fertigung die Einhaltung der Komfortspezifikation überwacht werden, ohne aufwendige Probandenstudien.
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Das vorgeschlagene Verfahren kann eine Zeitersparnis und Objektivierung bei der Klassifizierung von Fahrzeugsitzen ermöglichen sowie die Möglichkeit einer schnellen Serienüberwachung bei der Fertigung von Fahrzeugen betreffend die Qualität der Fahrzeugsitze bereitstellen.
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Bezugszeichenliste
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- 10
- Verfahren zum Klassifizieren
- 11
- Positionieren eines Normgewichtes
- 12
- Erstellen eines Kamerabildes
- 13
- Überlagern des Kamerabildes mit Modelldaten
- 14
- Klassifizieren des Fahrzeugsitzes
- 20
- Klassifizierungssystem
- 21
- Fahrzeugsitz
- 22
- Normgewicht
- 23
- Bildauswertungsvorrichtung
- 24
- Kamera
- 25
- Recheneinheit
- 26
- Bildaufnahme
- 27
- Sitzfläche
- 28
- Rückenlehne
- 29
- Kopfstütze
- 30
- Seitenhaltpolster
- 31
- virtuelle Sitzoberfläche
- 32
- reale Sitzoberfläche
- 35
- Vergrößerung
- 36
- erster Messpunkt
- 37
- zweiter Messpunkt
- 38
- dritter Messpunkt
- 40
- Verfahren zum Klassifizieren
- 41
- Überlagerung CA-Daten
- 42
- Optische Bewertung
- 43
- Positionieren des Referenzgewichtes
- 44
- Überlagerung Grenzlage
- 45
- Prüfen der Position des Referenzgewichtes
- 46
- Optischer Abgleich
- 47
- Einordnung in Komfortklasse
- 48
- Überlagerung CA-KO-Lage
- 49
- Optischer Grenzlagenabgleich
- 50
- Einordnung in Qualitätslevel
- 51
- Dokumentation