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Die Erfindung betrifft ein Möbelscharnier mit einem korpusseitigen Grundelement und einem relativ zu diesem schwenkbar geführten Scharniertopf, der an einem bewegbaren Möbelteil befestigbar ist, wobei das Grundelement und der Scharniertopf über ein Hebelwerk miteinander verbunden sind. Die Erfindung betrifft weiterhin eine Möbelplatte und einen Möbelkorpus mit einem derartigen Möbelscharnier.
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Möbelscharniere werden eingesetzt, um bewegbare Möbelteile relativ zu einem feststehenden Möbelkorpus bewegen, insbesondere verschwenken zu können. Häufig weisen Möbel, beispielsweise Küchenmöbel, mehrere nebeneinander angeordnete Türen auf. Beim Öffnungsvorgang einer derartig angeordneten Möbeltür darf die Tür auch bei kleinem Spaltmaß zwischen den Türen nicht mit den benachbarten Türen kollidieren. Dieses kann prinzipiell über ein extern liegendes Eingelenkscharnier erreicht werden. Häufiger wird ein von außen nicht sichtbares Mehrgelenkscharnier verwendet, das mit einem Grundgehäuse mit Hilfe einer Montageplatte auf die Innenseite einer Seitenplatte des Korpus aufgesetzt ist und mit einem relativ dazu bewegbaren Montageelement die Tür trägt. Als Montagelement haben sich in das Material der Tür versenkbare Scharniertöpfe etabliert.
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Der erforderliche Bewegungsablauf des Scharniertopfs gegenüber dem Grundelement bei einem Mehrgelenkscharnier wird in der Regel über ein Hebelwerk mit einer Mehrzahl von miteinander gelenkig verbundenden Hebeln erzielt. Als eine Alternative dazu beschreibt die Druckschrift
EP 0 791 711 B1 einen Weitwinkelscharnier, bei dem mindestens einer der Gelenkhebel drehbar außermittig an einem Zahnrad gelagert ist, das sich im Eingriff mit einer Zahnstange befindet. Die Zahnstange und das in sie eingreifende Zahnrad sind dabei im Grundkörper des Scharniers angeordnet. Auf diese Weise kann der Hebel axial aus dem Grundkörper herausgefahren werden, wodurch ein besonders großer Öffnungswinkel des Scharniers erzielt werden kann.
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Um ein auch bei geöffneter Schranktür elegantes Erscheinungsbild des Möbelkorpus zu ermöglichen, sind zudem Scharniere bekannt, bei denen der Grundkörper in zumindest einer Richtung so schmal ausgebildet ist, dass er in eine eingefräste Tasche in eine Bauplatte des Möbelkorpus eingelassen werden kann. Ein Beispiel ist in der Druckschrift
DE 20 2015 100 934 U1 beschrieben. Bei diesem Scharnier fährt aus dem Grundkörper ein Schwenkarm aus, der das bewegbare Möbelteil trägt. Der Grundkörper ist dabei etuiförmig ausgebildet und erstreckt sich in einer horizontalen Ebene. Er kann folglich nicht in eine Seitenplatte des Möbelkorpus, sondern nur in einen Ober- bzw. Unterboden eingesetzt werden. Entsprechend können nur zwei im Bereich der Korpusecken angeordnete Scharniere für eine Tür verwendet werden. Hohe Türen erfordern jedoch aufgrund ihres Gewichts und ihrer andernfalls mangelnden Stabilität oftmals mehr als die genannten zwei Scharniere, um sauber geführt zu werden.
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Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung ein Möbelscharnier der eingangs genannten Art zu schaffen, dessen Grundkörper konstruktionsbedingt so flach gebaut werden kann, dass er in eine Seitenplatte eines Möbelkorpus eingesetzt werden kann. Der Bewegungsablauf einer vom Möbelscharnier geführten Möbeltür soll so verlaufen, dass weitere Türen mit geringem Spaltmaß an die betreffende Tür anschließen können.
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Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Möbelscharnier bzw. ein Möbel mit den Merkmalen des jeweiligen unabhängigen Anspruchs. Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
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Ein erfindungsgemäßes Möbelscharnier der eingangs genannten Art zeichnet sich dadurch aus, dass das Hebelwerk mindestens zwei schwenkbare Hebel umfasst, die am Scharniertopf jeweils schwenkbar um eine Achse gelagert sind, die senkrecht zu einer Schwenkachse des Scharniertopfes ausgerichtet ist, und die jeweils mit einer Zahnung versehen sind, die in eine weitere Zahnung eingreift, dieim Scharniertopf angeordnet ist.
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Durch die ineinander greifende Zahnung von Hebel und Scharniertopf wird erzielt, dass eine Schwenkbewegung des Scharniertopfs beim Bewegen des verbundenen Möbelteils, also z.B. einer Möbeltür, zu einer Schwenkbewegung der Hebel führt, die leicht in eine Linearbewegung umsetzbar ist. Dadurch ist eine Schwenkbewegung des Scharniertopfes und damit der Möbeltür von einer Linearbewegung begleitet. Die kombinierte Linear- und Schwenkbewegung des Scharniertopfes erlaubt eine Verwendung bei benachbarten Möbeltüren mit geringem Spaltmaß, da die geführte Möbeltür beim Öffnen vom Korpus abgehoben wird und damit vor der benachbarten Tür liegt, wenn sie so weit aufgeschwenkt ist, dass ihre Kante sich über die Fläche der benachbarten Tür bewegt.
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Die Ausbildung des Hebelwerks mit horizontal liegenden Gelenkachsen führt zu einem seitlich sehr schlanken Aufbau, der entsprechend in einem flachen Grundelement angeordnet werden kann. Keiner der Hebel schwenkt um eine vertikale Schwenkachse, woraus ein erhöhter Platzbedarf in Seitenrichtung resultieren würde.
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In einer vorteilhaften Ausgestaltung des Möbelscharniers ist die Zahnung eines jeden Hebels durch ein Kegelzahnrad gebildet, das auf der Schwenkachse des Hebels angeordnet ist. Die Kegelzahnräder können sehr flach ausgeführt werden und erlauben zudem eine winkelige Anordnung verschiedener Schwenkachsen zueinander. Die im Scharniertopf ausgebildete Zahnung ist entsprechend ebenfalls nach Art eines Kegelzahnrads ausgebildet, z.B. als ein Segment eines Kegelzahnrads.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des Möbelscharniers ist die Schwenkachse eines jeden Hebels ihrerseits schwenkbar an dem Scharniertopf gelagert. Auf diese Weise kann ein Schwenken des Scharniertopfs bei der Öffnungs- bzw. Schließbewegung erreicht werden. Die Schwenkachsen der mindestens zwei Hebel können beispielsweise durch die Schenkel eines u-förmigen Lagerbügels gebildet sein, der bevorzugt mit einer Basis in einem Bereich zwischen den beiden Schenkeln drehbar am Scharniertopf befestigt ist.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des Möbelscharniers sind die mindestens zwei Hebel über die Zahnungen so gekoppelt, dass sie eine spiegelbildlich synchrone Schwenkbewegung ausführen. Auf diese Weise wird eine stabile Führung erreicht. Bevorzugt weist das Hebelwerk mindestens zwei weitere Hebel auf, die am Grundelement schwenkbar angelenkt sind, bevorzugt um eine Schwenkachse gelagert, die senkrecht zu der Schwenkachse des Scharniertopfes ausgerichtet ist. Die mindestens zwei weiteren Hebel können jeweils ebenfalls mit einer Zahnung versehen sein und ineinander eingreifen, derart, dass sie eine spiegelbildlich synchrone Schwenkbewegung ausführen. Diese Zahnung wird bevorzugt durch ein zylinderförmiges Zahnrad gebildet, das auf der Schwenkachse des weiteren Hebels angeordnet ist.
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Weiter bevorzugt sind jeweils ein Hebel und ein weiterer Hebel an Enden miteinander gelenkig verbunden, wobei ein Abstand der Schwenkachsen der mindestens zwei weiteren Hebel gleich einem Abstand der Schwenkachsen der mindestens zwei Hebel ist. Es wird so eine auf Schwenkbewegungen basierende Linearführung realisiert, die besonders platzsparend aufgebaut werden kann.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des Möbelscharniers weist das Scharnier eine Dämpfungseinrichtung zur Dämpfung einer Schließ- und/oder Öffnungsbewegung auf, wobei die Dämpfungseinrichtung als Lineardämpfer oder Rotationsdämpfer ausgeführt ist. Bevorzugt ist die Dämpfungseinrichtung zumindest zeitweise mit mindestens einem Hebel des Hebelwerks gekoppelt oder ist zumindest zeitweise mit einer Zahnung mindestens eines Hebels des Hebelwerks und/oder des Scharniertopfs verbunden, um eine Abbremsung der Öffnungs- bzw. Schließbewegung zu erzielen.
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Eine erfindungsgemäße Möbelplatte mit einem integrierten oder eingesetzten Möbelscharnier der zuvor beschriebenen Art zeichnet sich dadurch aus, dass die Schwenkachsen des Hebelwerks und die Schwenkachsen des Scharniertopfs über den gesamten Bewegungsbereich des bewegbaren Möbelteil zwischen zwei parallelen Ebenen der Möbelplatte liegen, wobei der Abstand der Ebenen einer Breite einer Stirnseite der Möbelplatte entspricht. So kann das Hebelwerk des Scharniers vollständig in eine Ausnehmung der Möbelplatte, in der der Grundkörper des Möbelscharniers eingesetzt ist, einfahren. Es wird zudem erreicht, dass eine von dem Möbelscharnier geführte Tür nicht mit einer benachbarten Tür oder Möbelfront kollidiert.
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Ein erfindungsgemäßer Möbelkorpus weist eine derartige Möbelplatte mit einem integrierten oder eingesetzten Möbelscharnier der zuvor beschriebenen Art auf. Es ergeben sich die im Zusammenhang mit der Möbelplatte und dem Möbelscharnier genannten Vorteile.
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Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels mit Hilfe von Figuren näher erläutert. Die Figuren zeigen:
- 1a eine isometrische Gesamtansicht eines anmeldungsgemäßen Möbelscharniers;
- 1b, 1c zwei verschiedene Ansichten eines Teils des Scharnies gemäß 1a;
- 2a, 2b jeweils eine isometrische Explosionsdarstellung des Scharniers gemäß 1a in verschiedenen Blickrichtungen;
- 3a, 3b zwei verschiedene isometrische Ansichten des Scharniers gemäß 1a, wobei jeweils ein Teil des Grundelements entfernt ist;
- 4a, 4b zwei verschiedene isometrische Ansichten des Scharniers gemäß 1a, wobei jeweils ein Teil des Grundelements und ein Teil des Scharniertopfs entfernt ist;
- 5a, 5b jeweils eine Seitenansicht des Scharniers in verschiedenen Öffnungsstellungen;
- 6 eine Seitenansicht einer Modifikation des Scharniers gemäß 1a mit teilweise geöffnet dargestellten Grundelement;
- 7a, b jeweils eine Seitenansicht einer weiteren Modifikation des Scharniers gemäß 1a mit teilweise geöffnetem (7a) und vollständig entferntem (7b) Grundelement; und
- 8 eine Draufsicht auf ein in eine Möbelplatte integriertes Scharnier gemäß 1a.
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In den Figuren sind Ausführungsbeispiele eines anmeldungsgemäßen Möbelscharniers in verschiedenen Darstellungen wiedergegeben. In allen Figuren kennzeichnen gleiche Bezugszeichen gleiche Elemente. Aus Gründen der Übersichtlichkeit ist in den Figuren nicht jedes Element in allen Figuren mit einem Bezugszeichen versehen.
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1a zeigt zunächst in einer isometrischen Ansicht ein Ausführungsbeispiel eines Möbelscharniers in einem zusammengesetzten Zustand in einer mittleren Öffnungsstellung. Mittlere Öffnungsstellung bedeutet dabei, dass ein von dem Möbelscharnier geführtes Möbelteil, insbesondere eine Möbeltür, sich in einem Winkelbereich befindet, der zwischen einem geschlossenen Zustand, in dem die Tür mit ihrer freien Kante am Möbelkorpus anliegt, und einer geöffneten Stellung, in dem die Tür einen Öffnungswinkel von z.B. 90° verglichen mit der geschlossenen Stellung aufweist, liegt.
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Das Möbelscharnier weist ein Grundelement 10 auf, das über ein Hebelwerk mit einem Scharniertopf 20 verbunden ist. Das Hebelwerk umfasst zwei am Scharniertopf 20 angelenkte Hebel 40 und zwei am Grundelement 10 angelenkte weitere Hebel 30.
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Das Grundelement 10 ist in etwa quader- oder etuiförmig geformt und weist zwei parallele Seitenplatten 11 auf, die an ihren Seitenkanten über gerundet ausgebildete Querseiten 13 verbunden sind. In der Einbaulage des Möbelscharniers liegen diese Querseiten 13 oben bzw. unten. In Einbaulage nach vorne (in der 1a zur rechten Seite) ist das Grundelement 10 offen, wohingegen zur hinteren Seite (in der 1 nicht sichtbar) bevorzugt eine Rückseite 14 das Grundelement 10 verschließt. Diese Rückseite 14 ist beispielsweise in den 2a und 2b, die isometrische Explosionszeichnungen des Möbelscharnies zeigen, gut sichtbar.
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Das etuiförmige Grundelement 10 stellt einen Hohlraum 15 bereit, in dem ein Teil der nachfolgend erläuterten Scharniermechanik angeordnet ist. Die Seitenplatten 11 sind bevorzugt nur so weit voneinander beabstandet, dass das Grundelement 10 in eine taschenförmige Einfräsung stirnseitig in eine Seitenplatte eines Möbelkorpus einschiebbar ist. Die Tasche, die bevorzugt von der Stirnseite eingefräst wird, weist werkzeugbedingt eine Form auf, die den Außenkonturen des Grundelements 10 entspricht. Dieses Grundelement 10 kann somit allseits bündig und damit gut verankert in die Seitenplatte des Möbelkorpus eingeschoben und dort z. B. verklebt und/oder mit Hilfe von Schrauben, die durch die Rückseite 14 in das Material der Seitenplatte des Möbelkorpus eingeschraubt werden, befestigt werden. Das Grundelement 10 kann beispielsweise aus entsprechend gestanztem Blech gerollt hergestellt werden.
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In beiden Seitenplatten 11 des Grundelements 10 sind im vorderen mittleren Bereich Bohrungen 12 angeordnet, die einen hier nicht dargestellten Lagerbolzen aufnehmen und insofern als Lagerstellen dienen. Die Lagerbolzen führen durch die zwei weiteren Hebel 3, die somit im Grundelement 10 drehbar um eine horizontale Achse (in Einbaulage des Möbelscharniers) schwenkbar gelagert sind.
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Die weiteren Hebel 30 sind gut in den 2a und 2b zu erkennen. Sie umfassen jeweils einen Hebelarm 31, der an einem freien Ende eine Gelenkbohrung 32 aufweist. Am gegenüberliegenden Ende ist drehfest mit dem Hebelarm 31 ein Zahnrad 33 gekoppelt. Beim dargestellten Ausführungsbeispiel ist dazu der Hebel 31 leicht gekröpft ausgebildet und an seinem freien Ende tellerartig vergrößert. Auf diesen Teller ist das Zahnrad 33 aufgesetzt. Es wird angemerkt, dass in alternativen Ausgestaltungen eine Zahnung, die vorliegend von dem Zahnrad 33 bereitgestellt wird, auch integral mit dem Hebelarm 31 ausgebildet sein kann. Zentral durch das Zahnrad 33 verläuft eine weitere Gelenkbohrung 34.
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Mit diesen weiteren Gelenkbohrungen 34 sind die weiteren Hebel 30 auf den Lagerbolzen, die durch die Seitenplatten 11 geführt sind, drehbar gelagert. Dabei ist der Abstand der Bohrungen 12 in den Seitenplatten 11 so gewählt, dass die beiden Zahnräder 33 der weiteren Hebel ineinander eingreifen, wodurch die weiteren Hebel 30 eine koordinierte Schwenkbewegung spiegelbildlich zu einer Mittelachse des Grundelements 10 ausführen.
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Die freien Enden der weiteren Hebel 30 sind in den weiteren Gelenkbohrungen 32 mit vergleichbaren freien Enden der Hebel 40 gekoppelt. Diese Hebel 40 sind an ihrem jeweiligen weiteren Ende im Scharniertopf 20 gelagert.
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Die Anordnung und Lagerung der Hebel 40 im Scharniertopf 20 ist gut in den 1 b und 1c zu erkennen, die eine isometrische Ansicht bzw. eine Draufsicht auf den Scharniertopf 20 mit eingesetzten Hebeln 40 separat vom Grundelement 10 und den weiteren Hebeln 30 zeigt. Der Scharniertopf 20 weist einen Boden 21 und einen Rand 22 auf, und wird in bekannter Weise in eine Topflochbohrung der zu führenden Möbeltüre eingesetzt. Er kann dort verklebt werden oder es können Befestigungselemente entlang des Rands 22 ausgebildet sein, mit denen eine Verklemmung, Verrastung und/oder Verklammerung des Scharniertopfs 20 in der Topflochbohrung erfolgt.
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Die Ausgestaltung der Hebel 40 ist wiederum in den 2a und 2b gut zu erkennen. Sie sind ähnlich aufgebaut wie die weiteren Hebel 30 und weisen einen Hebelarm 41 mit einer Gelenkbohrung 42 an einem Ende und einer Verzahnung am gegenüber liegenden Ende auf. Die Verzahnung ist hier durch ein aufgesetztes Kegelzahnrad 43 gebildet. Wieder mittig durch das Kegelzahnrad 43 führt eine weitere Gelenkbohrung 44.
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Im Scharniertopf 20 sind die beiden Hebel 40 drehbar gelagert, indem sie mit ihren weiteren Gelenkbohrungen auf Schenkel 62 eines Lagerbügels 60 aufgesteckt sind. Der Lagerbügel 60 wiederum ist mit einer Basis 61 schwenkbar um diese Basis 61 in dem Scharniertopf 20 festgelegt. Zu diesem Zweck ist an einer Stelle am Rand 22 eine Bügelbefestigung 23 ausgebildet, in die der Lagerbügel 60 eingesetzt ist. Die beiden Schenkel 62 des Lagerbügels 60 bilden somit ihrerseits schwenkbare Achsen, um die die Hebel 40 schwenkbar sind. Die Ausrichtung der Schenkel 62 und damit der Lager- oder Drehachsen der Hebel 40 ist dabei in der geschlossenen Stellung des Möbelscharniers parallel zum Boden 21 des Scharniertopfs.
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Bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel ist der Scharniertopf 20 in einem Stanz-Biegeprozess aus einem Metallblech geformt. Die Bügelbefestigung 23 kann dabei auf einfache Weise aus dem Rand 22 gestanzt und nach innen ausgestellt sein. Der Scharniertopf 20 ist somit einstückig einschließlich der Bügelbefestigung 23 ausgebildet. In alternativen Ausgestaltungen kann der Scharniertopf 20 auch aus Kunststoff in einem Spritzgussverfahren, bevorzugt ebenfalls einstückig, ausgebildet sein.
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Der Scharniertopf 20 weist im Bereich der Bügelbefestigung 23 eine Zahnung 51 auf, die im Eingriff mit den Kegelzahnrädern 43 beider zweiter Hebel 40 ist. Im dargestellten Ausführungsbeispiel wird die Zahnung 51 von einem Zahneinsatz 50 bereitgestellt, der wiederum gut in den 2a und 2b zu erkennen ist. Die Zahnung 51 weist zwei voneinander abgewandte Abschnitte eines Kegelzahnrades auf sowie eine sich darin anschließende Einstecklasche 52, die im Bereich der Bügelbefestigung 23 in eine entsprechende Aussparung eingesteckt wird und den Zahneinsatz 50 am Scharniertopf 20 fixiert. In einem Ausführungsbeispiel des Scharniertopfs 2, in dem dieser als ein Spritzgussteil gefertigt ist, kann die Zahnung 51 auch unmittelbar am Scharniertopf 20 ausgebildet sein.
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Über die Zahnung 51 des Zahneinsatzes 50 sind die beiden Hebel 40 so miteinander gekoppelt, dass sie ähnlich wie die weiteren Hebel 30 nur synchrone Schwenkbewegungen spiegelbildlich bezüglich einer senkrechten Mittelebene ausführen können. Während dieser Schwenkbewegung rollen die Kegelzahnräder 43 auf der Zahnung 51 ab, wodurch der Scharniertopf 20 gegenüber der Ebene, in der die Hebel 40 liegen, um die Basis 61 des Lagerbügels 60 schwenkt.
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Im zusammengesetzten Zustand des Möbelscharniers sind die freien, der jeweiligen Zahnung gegenüber liegenden Enden der weiteren Hebel 30 und der Hebel 40 paarweise miteinander verbunden. Zu diesem Zweck führen Lagerbolzen oder Nieten durch die Gelenkbohrungen 32 bzw. 42.
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Der Bewegungsablauf des Möbelscharniers wird nachfolgend anhand der 3a, 3b, 4a, 4b, 5a und 5b näher erläutert.
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Die 3a und 3b zeigen das zusammengesetzte Möbelscharnier in zwei isometrischen Darstellungen aus verschiedenen Blickrichtungen, wobei zur besseren Übersicht das Grundelement 10 nur zu einer Hälfte dargestellt ist.
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In den 3a und 3b ist das Möbelscharnier zunächst im geschlossenen Zustand, also bei anliegender Möbeltür wiedergegeben. In diesem Zustand liegt der Scharniertopf 20 mit seinem Rand 22 am Grundelement 10 an. Die weiteren Hebel 30 sind vollständig in den Hohlraum 15 des Grundelements eingeschwenkt.
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4a zeigt ebenfalls den geschlossenen Zustand des Möbelscharniers, wobei in dieser Darstellung zusätzlich der Scharniertopf 20 halbiert wiedergegeben ist.
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Ein Öffnen der Möbeltür, also ein Verschwenken des Scharniertopfes 20 führt zu einem Abrollen der Verzahnung 51 des Scharniertopfes 20 auf den Kegelzahnrädern 43, woraufhin die Hebel 40 aus der in 4a gezeigten Stellung aufeinander zuschwenken. Durch die Verbindung der weiteren Hebel 30 mit den Hebeln 40 geht dieses aufeinander Zuschwenken der Hebel 40 mit einem synchronen aufeinander Zuschwenken der weiteren Hebel 30 einher. Dieses wiederum bedingt kinematisch eine Streckung des Hebelwerks, wobei sich der Lagerbügel 60 und damit der Scharniertopf 20 linear vom Grundelement 10 weg bewegt.
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In 4b ist der Öffnungszustand des Möbelscharniers dargestellt, beispielhaft bei einem Öffnungswinkel von 90° gegenüber der geschlossenen Stellung. In diesem Zustand bilden die miteinander verbundenen weiteren Hebel 30 und der Hebel 40 paarweise eine gestreckte Anordnung, entsprechend ist der Scharniertopf 20 und die von ihm gehaltene Möbeltür von der Seitenplatte des Korpus in Richtung des Raums linear verfahren.
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Das gezeigte Möbelscharnier führt also eine kombinierte Schwenkbewegung des Scharniertopfes 20 mit einer Linearbewegung durch. Durch die Linearbewegung wird die entsprechende Möbeltür so verfahren, dass ihre Seitenkante aus Blickrichtung des Benutzers vor der Frontseite einer benachbarten Möbeltür bewegt, so dass beide Türen beim Öffnen nicht kollidieren.
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Die 5a und 5b zeigen das Möbelscharnier in einer Seitenansicht mit Blick auf die Querseiten 13 des Grundelements 10. In 5a ist die geöffnete Stellung des Möbelscharniers dargestellt und in 5b eine leicht geschlossene Stellung, bei der der Scharniertopf 20 gekippt und minimal eingefahren ist.
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Bedingt durch die Hebelkinematik verlaufen Linear- und Schwenkbewegungen des Scharniertopfs 20 nicht linear zueinander. Ausgehend von der Öffnungsstellung, in der das Hebelwerk gestreckt ist, führt eine Schwenkbewegung des Scharniertopfes 20 zunächst zu einer kleinen Linearbewegung. Mit Annäherung an die geschlossene Stellung wird die Linearbewegung bezogen auf eine Winkeländerung zunehmend größer. Es ergibt sich ein in etwa sinusförmiger Funktionszusammenhang. Dieser ist vorteilhaft, da ausgehend von der geschlossenen Stellung umgekehrt eine zunächst geringfügigere Schwenkbewegung des Scharniertopfs 20 bereits zu einem deutlichen Herausfahren der Möbeltür führt, so dass bei der fortgesetzten Schwenkbewegung des Scharniertopfes 20 die Möbeltür bereits so weit herausgefahren ist, dass sie nicht mit der benachbarten Möbeltür kollidiert.
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Bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel sind sowohl die Hebel 4, als auch die weiteren Hebel 30 durch die Zahnungen untereinander so miteinander gekoppelt, dass sie jeweils spiegelbildlich gleiche Schwenkbewegungen ausführen. Es wird angemerkt, das in einer alternativen Ausgestaltung die Kopplung der beiden weiteren Hebel 30 durch die Zahnräder 33 auch entfallen kann.
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In den 6 bzw. 7a, b sind zwei weitere Ausführungsbeispiele eines anmeldungsgemäßen Möbelscharniers in einer Seitendarstellung wiedergegeben. Gleiche Bezugszeichen kennzeichnen in diesen Figuren gleiche oder gleichwirkende Elemente wie in den vorherigen Figuren.
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In seinem Grundaufbau entsprechen die in den 6 und 7a, b gezeigten Scharniere dem Beispiel, das in den 1a bis 5b gezeigt ist. Auf die entsprechende Beschreibung wird hiermit explizit verwiesen.
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Die in den 6 und 7a, b gezeigten Scharniere stellen jeweils eine Weiterbildung des Scharniers des vorherigen Beispiels dar. Konkret ist das Scharnier des vorherigen Beispiels um eine Dämpfungs- und/oder Selbsteinzugsfunktion ergänzt.
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Beim Beispiel der 6 ist zu diesem Zweck eine Dämpfungseinrichtung 70 vorgesehen, die als ein Rotationsdämpfer aufgebaut ist. Die Dämpfungseinrichtung 70 weist umlaufend einen Zahnkranz 71 auf, der in das Zahnrad 33 eines der weiteren Hebel 30 eingreift. Bei einem Ausschwenkvorgang des Scharniers verschwenkt der weitere Hebel 30, wodurch der (Rotations-) Dämpfer verdreht wird und die Schwenkbewegung dämpft. Dabei kann der Dämpfer so aufgebaut sein, dass nur bestimmte Abschnitte der Drehbewegung gedämpft werden, so dass das Scharnier beim Anfahren der geschlossenen und/oder vollständig geöffneten Endlage gedämpft wird. Weiter kann der Dämpfer mit einer Feder kombiniert sein, beispielsweise einer Spiralfeder, so dass der weitere Hebel 30 in einer Schwenkrichtung, beispielsweise in Richtung der geschlossenen Endstellung des Scharniertopfes 20 vorgespannt wird. Es kann somit eine kombinieret Selbsteinzugs- und Dämpfungsfunktion umgesetzt sein.
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Da die Bewegung beider weiterer Hebel 30 beim gezeigten Möbelscharnier gekoppelt ist, ist es grundsätzlich ausreichend, eine derartige Dämpfungseinrichtung 70 vorzusehen, die an dem Zahnrad 33 des einen weiteren Hebels 30 angreift. Zur Verstärkung der Dämpfungskräfte wäre es allerdings auch möglich, zwei derartige Dämpfungseinrichtungen 70 vorzusehen.
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In den 7a und 7b ist ein weiteres Ausführungsbeispiel mit einer Dämpfungseinrichtung 70 gezeigt. Beim Beispiel der 7a ist ähnlich wie beim Beispiel der 6 das Grundelement 10 nur zur Hälfte dargestellt, wohingegen es beim Ausführungsbeispiel der 7b vollständig entfernt ist, um Einblick in den inneren Aufbau des Scharniers zu geben.
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Anders als beim Ausführungsbeispiel der 6 ist hier die Dämpfungseinrichtung 70 durch einen Lineardämpfer gebildet, der einen Zylinder 72 mit einem Kolben und einer Kolbenstange 73 umfasst. Am Ender der Kolbenstange ist ein Gabelkopf 74 angeordnet, mit dem die Kolbenstange 73 mit dem Hebelwerk des Scharniers gekoppelt ist. Der Zylinder 72 der Dämpfungseinrichtung 70 ist schwenkbar an dem Grundelement 10 montiert, beispielsweise mit Hilfe eines Bolzens oder Niets, der durch die Seitenplatten 11 des Grundelements 10 führt.
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Der Gabelkopf 47 ist greift im dargestellten Beispiel an der Verbindung der Hebelarme 31 und 41 des weiteren Hebels 30 bzw. des Hebels 40 an und dämpft so eine Schwenkbewegung dieser Hebelarme 31, 41. In alternativen Ausgestaltungen sind andere Angriffspunkte des Gabelkopfs 74 am Hebelarm 31 denkbar. Die Dämpfungseinrichtung 70 dämpft eine Schwenkbewegung des weiteren Hebels 30 beim Anfahren der geschlossenen Endlage des Scharniers.
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Auch beim Ausführungsbeispiel der 7a und 7b ist eine Selbsteinzugsfunktion vorgesehen, die anders als beim Beispiel der 6 nicht in die Dämpfungseinrichtung 70 integriert ist, sondern in die weiteren Hebel 30. Vorliegend sind beide weiteren Hebel 30 mit einer Einzugsfeder versehen. Es wäre jedoch auch denkbar, eine Einzugsfeder nur auf einen der weiteren Hebel 30 wirken zu lassen. Die Federn selbst sind in den 7a, 7b nicht zu erkennen, sie sind beispielsweise als Spiralfedern unterhalb der Zahnräder 33 angeordnet. Enden der Federn, die sich am Grundelement 10 abstützen, sind als Laschen 35 in den Fig. dargestellt. Eine Halteklammer 16, die an einer oder beiden Seitenplatten 11 befestigt ist, fixiert die Laschen 35 in der dargestellten Lage. Es ist auch möglich, die Halteklammer 16 federnd auszubilden, so dass sie eine Einzugsfeder bildet, die auf die beiden weiteren Hebel 30 wirkt, indem sie die Enden der beiden weiteren Hebel 30 aufeinander zu drückt.
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Auch bei diesem Beispiel können zum erzielen größerer Dämpfungskräfte zwei Dämpfungseinrichtungen 70 vorgesehen sein, die dann unabhängig voneinander jeweils auf einen der weiteren Hebel 30 wirken.
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8 zeigt eine Seitenansicht eines anmeldungsgemäßen Möbelscharniers eingesetzt in eine Möbelplatte 80. Die Möbelplatte 80 ist geschnitten dargestellt, um die Anordnung des Grundelements 10 innerhalb der Möbelplatte 80 zu zeigen.
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Das Grundelement 10 ist bevorzugt passgenau in eine Ausnehmung der Möbelplatte 80 eingesetzt, die beispielsweise von einer Stirnseite der Möbelplatte 80 her in diese eingebracht, beispielsweise eingefräst ist. Das Grundelement 10 kann dann z.B. in der Ausnehmung eingeklebt sein oder auf andere Art befestigt sein, beispielsweise mit Hilfe von Schrauben, die durch die Rückseite 14 des Grundelements 10 in einen Kern der Möbelplatte 80 eingeschraubt sind. Die Möbelplatte 80 weist eine Breite B auf, die eine Dicke des Grundelements 10 ggf. nur um wenige Millimeter übersteigt.
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Während des gesamten Bewegungsablaufs des Möbelscharniers bei einer Öffnungs- und/oder Schließbewegung sind Schwenkachsen der Hebel 3, 40 des Scharniers und auch die innerhalb des Scharniertopfs 20 angeordneten Schwenkachsen zwischen den Ebenen positioniert, die durch die äußeren Oberseiten der Möbelplatte 80 definiert sind.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Grundelement
- 11
- Seitenplatte
- 12
- Bohrung (Lagerstelle)
- 13
- Querseite
- 14
- Rückseite
- 15
- Hohlraum
- 2
- Scharniertopf
- 21
- Boden
- 22
- Rand
- 23
- Bügelbefestigung
- 3
- weiterer Hebel
- 31
- Hebelarm
- 32
- Gelenkbohrung
- 33
- Zahnrad
- 34
- Gelenkbohrung
- 4
- Hebel
- 41
- Hebelarm
- 42
- Gelenkbohrung
- 43
- Kegelzahnrad
- 44
- weitere Gelenkbohrung
- 5
- Zahneinsatz
- 51
- Zahnung
- 52
- Einstecklasche
- 6
- Lagerbügel
- 61
- Basis
- 62
- Schenkel
- 70
- Dämpfungseinrichtung
- 71
- Zahnkranz
- 72
- Zylinder
- 73
- Kolbenstange
- 74
- Gabelkopf
- 8
- Möbelplatte
- B
- Breite
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- EP 0791711 B1 [0003]
- DE 202015100934 U1 [0004]