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Die vorliegende Erfindung betrifft einen Mehrspindelkopf, ein Verfahren zur Bearbeitung von Werkstücken, ein Bearbeitungszentrum sowie eine Verwendung eines Mehrspindelkopfes.
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Bei der in Rede stehenden Bearbeitung geht es insbesondere um die spanende Bearbeitung von Werkstücken, wie beispielsweise das Fräsen. Insbesondere in der Serienfertigung kommt es häufig zu dem Problem, einen optimalen Kompromiss aus kurzen Bearbeitungszeiten und bestmöglichen Oberflächeneigenschaften zu realisieren. Insbesondere ein möglichst gratfreies Fräsen von Oberflächen steht dabei im Vordergrund. Die bekannten Werkzeuge und Verfahren ermöglichen zwar die Fertigung von Oberflächen hoher Güte und Qualität, allerdings bei entsprechend langen Bearbeitungszeiten bzw. umgekehrt.
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Es ist daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen Mehrspindelkopf, ein Verfahren zur Bearbeitung von Werkstücken, ein Bearbeitungszentrum sowie eine Verwendung eines Mehrspindelkopfes anzugeben, welche ein schnelles Bearbeiten von Werkstücken, insbesondere von Oberflächen von Werkstücken, bei gleichzeitig besten Oberflächeneigenschaften ermöglichen.
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Diese Aufgabe wird durch einen Mehrspindelkopf gemäß Anspruch 1, ein Verfahren gemäß Anspruch 9, ein Bearbeitungszentrum gemäß Anspruch 11 sowie durch eine Verwendung gemäß Anspruch 12 gelöst. Weitere Vorteile und Merkmale ergeben sich aus den Unteransprüchen sowie der Beschreibung und den beigefügten Figuren.
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Erfindungsgemäß umfasst ein Mehrspindelkopf zumindest zwei Werkzeugaufnahmen bzw. Werkzeugspindeln, wobei der Mehrspindelkopf derart ausgebildet ist, dass die zumindest zwei Werkzeugaufnahmen gegenläufig antreibbar, drehbar bzw. angetrieben sind. Insbesondere umfasst der Mehrspindelkopf also ein Getriebe, welches derart ausgelegt bzw. ausgebildet ist, dass die Werkzeugaufnahmen im Betrieb gegenläufig angetrieben werden (können). Gemäß einer Ausführungsform wird der Antrieb über eine entsprechend dimensionierte/ausgelegte Stirnradstufe ermöglicht. Zweckmäßigerweise umfasst der Mehrspindelkopf ein (Abtriebs-)Gehäuse, welches das Getriebe zur Übertragung der Rotation einer Antriebswelle auf die zumindest zwei Werkzeugaufnahmen aufweist.
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Zur Anbindung an eine Werkzeugmaschine oder ein Bearbeitungszentrum weist der Mehrspindelkopf z. B. einen nach DIN bzw. ISO genormten Steilkegel auf, welcher sich entlang einer Spindel- bzw. Antriebsachse erstreckt und welcher zur Anordnung an eine Hauptspindel der Werkzeugmaschine oder des Bearbeitungszentrums ausgebildet ist. Zudem umfasst das Gehäuse zweckmäßigerweise eine Drehmomentstütze, welche ein Drehen des Gehäuses verhindert. Dabei ist das Gehäuse Teil der Drehmomentstütze, sodass die zumindest zwei Werkzeugaufnahmen in fester Beziehung zur Lage der Drehmomentstütze und in fester radialer Anordnung zur Spindelachse bzw. Antriebsachse des Mehrspindelkopfes und damit zur Hauptspindel des Spindelkopfes der Werkzeugmaschine bzw. des Bearbeitungszentrums steht. Die zumindest zwei Werkzeugaufnahmen stehen dabei koaxial zueinander, wobei zumindest eine der Werkzeugaufnahmen exzentrisch zur Antriebswelle bzw. zur Spindelachse angeordnet ist. Die Werkzeugaufnahmen dienen insbesondere zur Anordnung von Fräswerkzeugen, insbesondere von Stirnfräsern oder Planfräsern.
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Dadurch dass die Werkzeugaufnahmen bzw. die Stirnfräser oder Planfräser gegenläufig antreibbar bzw. angetrieben sind, dass also immer eine Werkzeugspindel rechts- und eine linksdrehend angetrieben wird bzw. werden kann, kann mit Vorteil einer Gratbildung beim Fräsen, insbesondere an den jeweiligen Werkstückkanten, entgegengewirkt werden. Von Vorteil ist dies insbesondere, wenn ein Werkstück in einem Arbeitsgang bearbeitet wird bzw. werden kann, der Mehrspindelkopf bzw. dessen Werkzeuge also derart dimensioniert sind, dass ein einzeiliges Bearbeiten möglich ist, wie es beispielsweise bei einem länglichen Werkstück bzw. einer länglichen Oberfläche, wie einer Dichtfläche einer Ölwanne eines Verbrennungsmotors, der Fall sein kann. Bei entsprechender Dimensionierung des Mehrspindelkopfes bzw. der eingesetzten Werkzeuge können aber auch breitere Flächen, wie z. B. die Dichtfläche eines Kurbelgehäuses, auf welcher die Zylinderkopfdichtung aufliegt, in einem Durchgang bearbeitet werden. Mit Vorteil können beide Werkstückkanten gleichzeitig im Gleichlauf oder gleichzeitig im Gegenlauf bearbeitet, insbesondere gefräst, werden. Dabei zeichnet sich das Gegenlauffräsen durch einen Reib- bzw. Poliereffekt aus, ermöglicht also gute Oberflächenkennwerte und kann bei Finishing Operationen vorteilhaft sein. Abhängig von der verwendeten Werkzeugmaschine treten ggf. weniger Vibrationen auf, was wiederum der Oberflächengüte, insbesondere der Rauigkeit und der Wellentiefe, zugutekommt. Die Werkstückoberfläche wird kaltverfestigt und die Grate beim Austritt sind sehr fest. Demgegenüber treten beim Gleichlauffräsen geringere Temperaturen auf, die Kaltverfestigung der Oberfläche ist geringer. Die Grate werden „weicher“ und beim Eintritt regelrecht abgeschnitten. Die Schnittkräfte sind zudem geringer.
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Der Mehrspindelkopf ermöglicht dadurch eine deutliche Taktzeitreduzierung, unter anderem auch durch eine geringere Anzahl an Werkzeugwechseln. Durch den Entfall bzw. weniger Nachbearbeitungsschritte, aufgrund der geringeren Gratbildung, kann weiter eine deutliche Zeitersparnis erzielt werden. Gegebenenfalls kann sogar vollständig auf zusätzliche Bearbeitungsschritte zum Entgraten verzichtet werden. Als besonders vorteilhaft in Bezug auf die Gratbildung an den Werkstückkanten ist das (beidseitige) Gegenlauffräsen herauszustellen, da die Fräserschneiden hier beim Eintritt in die Werkstückkanten das Material „sauber“ trennen.
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Gemäß einer Ausführungsform sind in den zumindest zwei Werkzeugaufnahmen Fräswerkzeuge, insbesondere Stirnfräser oder Planfräser, angeordnet.
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Gemäß einer Ausführungsform sind in den zumindest zwei Werkzeugaufnahmen jeweils Werkzeuge angeordnet, welche zumindest stirnseitig angeordnete Eingriffsbereiche aufweisen, wobei die Eingriffsbereiche entlang einer Vorschubrichtung überlappend angeordnet sind. Mit Vorteil kann durch diese Überlappung bzw. durch diesen Überlappungsbereich in einem Arbeitsgang eine vollflächige Bearbeitung einer Werkstückfläche einer bestimmten Breite, welche sich durch einen äußeren Abstand der zumindest zwei Eingriffsbereiche, quer zur Vorschubrichtung gemessen, ergibt, erreicht werden.
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An dieser Stelle sei erwähnt, dass auch Werkstückoberflächen bearbeitet werden können, welche deutlich breiter als der Mehrspindelkopf sind, mit anderen Worten also ein mehrzeiliges Bearbeiten benötigen. Durch den vorgenannten Überlappungsbereich kann durch die gegenläufig angetriebenen Werkzeuge mit Vorteil eine Kombination des Gegenlauf- und des Gleichlauffräsens ermöglicht werden. Bei entlang der Vorschubrichtung versetzt angeordneten Werkzeugen kann so ein weiter vorne angeordneter Fräser im Gleichlauf arbeiten und eine weiter hinten angeordneter Fräser im Gegenlauf bzw. umgekehrt. Abhängig vom zu bearbeitenden Werkstoff können so die verschiedenen Vorteile der Bearbeitung im Gleichlauf bzw. im Gegenlauf kombiniert werden.
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Gemäß einer Ausführungsform sind die zumindest zwei Werkzeugaufnahmen entlang einer Geraden angeordnet, welche in einem Winkel zur Vorschubrichtung orientiert ist, wobei der Winkel in einem Bereich zwischen ca. 0 und 90°, insbesondere in einem Bereich von etwa 10 bis 80°, liegt. Mit anderen Worten sind die zumindest zwei Werkzeugaufnahmen in Bezug auf die Vorschubrichtung sozusagen diagonal angeordnet bzw. entlang der Vorschubrichtung versetzt. Die tatsächliche Ausgestaltung ist z. B. von der Anzahl der vorhandenen Werkzeugaufnahmen bzw. Werkzeugspindeln abhängig. Bei zwei Werkzeugaufnahmen liegt der Winkel gemäß bevorzugten Ausführungsformen in einem Bereich von etwa 40-60°. Bei Verwendung von beispielsweise vier Werkzeugaufnahmen, welche z. B. paarweise angeordnet sind, liegt der Winkel z. B. in einem Bereich von etwa 70-80°. Für die Bearbeitung kann es von Vorteil sein, wenn die Gerade, entlang derer die zumindest zwei Werkzeugaufnahmen angeordnet sind, bezogen auf die Antriebsachse bzw. Spindelachse des Mehrspindelkopfes entlang der Vorschubrichtung bzw. entgegen dieser versetzt angeordnet ist, um sozusagen eine Art Vorlauf bzw. Nachlauf zu realisieren.
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Gemäß einer Ausführungsform ist, entlang einer bzw. der Vorschubrichtung gesehen, zwischen den zumindest zwei Werkzeugaufnahmen zumindest eine dritte Werkzeugaufnahme vorgesehen. Bezogen auf die Vorschubrichtung ist die dritte Werkzeugaufnahme sozusagen im Nachlauf angeordnet, sodass die anderen beiden Werkzeugaufnahmen entsprechend im Vorlauf angeordnet sind. Gemäß einer Ausführungsform weist das im Nachlauf angeordnete Werkzeug einen Eingriffsbereich auf, welcher eine Breite aufweist, die eine Breite der zu bearbeitenden Werkstückfläche, zumindest geringfügig, überragt, wodurch durch das im Nachlauf angeordnete Werkzeug in einem Arbeitsschritt bzw. in der gleichen Vorschubbewegung eine vollflächige Nachbearbeitung der Werkzeugoberfläche erfolgen kann. Zweckmäßigerweise liegt ein Durchmesser oder eine Breite eines Eingriffsbereichs des Werkzeugs im Nachlauf, beispielsweise des Fräsers oder einer Bürste, etwa im Bereich eines äußeren Abstands der beiden Eingriffsbereiche der Werkzeuge im Vorlauf.
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Gemäß einer Ausführungsform sind in den Werkzeugaufnahmen unterschiedliche Werkzeuge angeordnet. Zurückkommend auf das vorgenannte Beispiel, welches die drei Werkzeugaufnahmen nennt, sind z. B. in den im Vorlauf angeordneten Werkzeugaufnahmen Fräswerkzeuge, insbesondere Vorlauffräser angeordnet, während in der im Nachlauf angeordneten Werkzeugaufnahme ein Nachlauffräser oder eine Nachlaufbürste angeordnet ist. Die Werkzeuge können sich dabei nicht nur hinsichtlich ihres Typs, sondern auch beispielsweise hinsichtlich ihrer Größe unterscheiden, sodass z. B. Stirnfräser oder Planfräser unterschiedlichen Durchmessers verwendet werden können.
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Wie bereits erwähnt, ist zumindest ein Werkzeug eine Nachlaufbürste oder ein Nachlauffräser. Mit Vorteil ist der Mehrspindelkopf also dahingehend ausgebildet, dass in einem Arbeitsgang bzw. bei einer Vorschubbewegung eine vollflächige und insbesondere auch eine vollständige Bearbeitung einer zu bearbeitenden Oberfläche realisiert wird, sodass auf weitere Bearbeitungsschritte mit Vorteil verzichtet werden kann. Der Mehrspindelkopf ermöglicht damit also eine mehrstufige Bearbeitung in (ggf.) nur einem Arbeitsgang.
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Zweckmäßigerweise formen die zumindest zwei Werkzeugaufnahmen eine Werkzeugpaarung bzw. bilden diese, wobei gemäß einer Ausführungsform entlang der Vorschubrichtung mehrere, beispielsweise zumindest zwei, Werkzeugpaarungen vorgesehen bzw. angeordnet sind. Dementsprechend kann gemäß einer Ausführungsform z. B. mit einer ersten Werkzeugpaarung ein Gleichlauffräsen realisiert werden, und mit der zweiten Werkzeugpaarung ein Gegenlauffräsen bzw. umgekehrt. Alternativ kann mit beiden Werkzeugpaarungen ein Gleichlauffräsen realisiert werden bzw. ein Gegenlauffräsen etc.
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Die Erfindung richtet sich weiter auf ein Verfahren zur Bearbeitung von Werkstücken, insbesondere zum gratfreien Fräsen, umfassend die Schritte:
- - Bereitstellen eines Mehrspindelkopfes, umfassend zumindest zwei Werkzeugaufnahmen;
- - Gegenläufiges Antreiben der zumindest zwei Werkzeugaufnahmen beim Bearbeiten eines Werkstücks bzw. einer Werkstückoberfläche.
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Gemäß einer Ausführungsform umfasst das Verfahren weiter den Schritt:
- - Ausrichten des Mehrspindelkopfes bzw. Anordnen der zumindest zwei Werkzeugaufnahmen derart, dass sich in den Werkzeugaufnahmen angeordnete Werkzeuge bzw. deren Eingriffsbereiche, entlang einer Vorschubrichtung gesehen, überlappen.
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Gemäß einer Ausführungsform können die zumindest zwei Werkzeugaufnahmen auch exzentrisch in dem Mehrspindelkopf gelagert sein, sodass über ein Drehen der Werkzeugaufnahmen relativ zu dem Gehäuse des Mehrspindelkopfes ein Abstand der Werkzeugaufnahmen bzw. der darin angeordneten Werkzeuge ermöglicht wird.
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Weiter richtet sich die Erfindung auf ein Bearbeitungszentrum oder eine Werkzeugmaschine, umfassend zumindest einen erfindungsgemäßen Mehrspindelkopf.
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Die Erfindung richtet sich auch auf eine Verwendung eines Mehrspindelkopfes zum Fräsen, insbesondere zum Planfräsen, insbesondere zum gratfreien (Stirn-) Fräsen bzw. Planfräsen. Dabei wird der Mehrspindelkopf bezogen auf eine Vorschubrichtung mit Vorteil derart eingestellt, dass beispielsweise ein Überlappungsbereich der Eingriffsbereiche der im Mehrspindelkopf angeordneten Werkzeuge gebildet wird. Zweckmäßigerweise sind zumindest zwei Werkzeuge derart in dem Mehrspindelkopf angeordnet, dass, insbesondere stirnseitig angeordnete/ausgebildete, Arbeits- bzw. Eingriffsbereiche der Werkzeuge beim Vorschub eine gemeinsame, zusammenhängende Fläche bzw. Ebene, bearbeiten, insbesondere abfräsen.
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Gemäß einer Ausführungsform ist der Mehrspindelkopf insbesondere ein erfindungsgemäßer Mehrspindelkopf.
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Typische Anwendungsfälle ergeben sich im Bereich der Fertigung folgender Bauteile, wobei die Aufzählung nicht abschließend zu verstehen ist: Kurbelgehäuse, Zylinderkopf, Getriebegehäuse, E-Motorgehäuse, Ölwanne, Abschlussdeckel, Wasserpumpengehäuse etc.
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Für das Verfahren, das Bearbeitungszentrum sowie für die Verwendung gelten die im Zusammenhang mit dem Mehrspindelkopf erwähnten Vorteile und Merkmale analog und entsprechend sowie umgekehrt und untereinander. Weitere Vorteile und Merkmale ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung bevorzugter Ausführungsformen von Mehrspindelköpfen mit Bezug auf die beigefügten Figuren. Verschiedene Merkmale der Ausführungsformen können dabei im Rahmen der Erfindung miteinander kombiniert werden.
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Es zeigen:
- 1: eine schematische Ansicht eines Mehrspindelkopfes;
- 2: zwei schematische Ansichten von Mehrspindelköpfen zur Veranschaulichung unterschiedlicher Antriebsvarianten;
- 3: zweit schematische Ansichten eines Mehrspindelkopfes mit drei bzw. vier Werkzeugaufnahmen;
- 4: zwei Prinzipskizzen zum Erläutern des gegenläufigen Antriebs in Bezug auf unterschiedlich breite Werkstücke.
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1 zeigt einen Mehrspindelkopf, umfassend ein (Antriebs-)Gehäuse 10 und einen Antriebskegel 12, welche sich entlang einer Antriebsachse bzw. Spindelachse R erstrecken. Am Gehäuse 10 ist schematisch eine Drehmomentstütze 14 dargestellt, welche einer Arretierung des Gehäuses 10 relativ zu einer entsprechenden Aufnahme einer Werkzeugmaschine (hier nicht dargestellt) sicherstellt. Der Mehrspindelkopf umfasst zwei Werkzeugaufnahmen 20, welche sich entlang entsprechender Längsrichtungen L erstrecken, wobei in beiden Werkzeugaufnahmen 20 Werkzeuge 40, beispielsweise Fräswerkzeuge 44, insbesondere Stirnfräser oder Planfräser, angeordnet sind. Die Werkzeuge 40 bzw. die Fräswerkzeuge 44 weisen stirnseitig entsprechende Eingriffsbereiche 42 zur Bearbeitung eines hier nicht dargestellten Werkstücks auf. Die Werkzeugaufnahmen 20 bzw. die darin angeordneten Werkzeuge sind um ihre jeweiligen Längsachsen L rotierbar bzw. drehbar, was über die entsprechenden Pfeile angedeutet ist. Insbesondere ist der Mehrspindelkopf dahingehend ausgebildet, dass die zumindest zwei Werkzeugaufnahmen gegenläufig rotierbar bzw. antreibbar sind. Damit ergeben sich für den Mehrspindelkopf unterschiedliche Antriebsvarianten, welche beispielsweise in 2 weiter spezifiziert sind.
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Die 2 zeigt schematisch zwei Mehrspindelköpfe, angeordnet über entsprechenden Werkstücken bzw. Werkstückoberflächen 60. Das Bezugszeichen V gibt eine Vorschubrichtung bzw. Vorschubbewegung der Mehrspindelköpfe an, wobei selbstverständlich auch das Werkstück 60 bzw. die Werkstücke 60 entsprechend bewegt werden könnten. Die beiden Mehrspindelköpfe umfassen je zwei Werkzeugaufnahmen mit darin angeordneten Werkzeugen, wobei vorliegend im Wesentlichen kreisrunde Eingriffsbereiche 42 zweier Fräswerkzeuge 44 schematisch dargestellt sind. Die Fräswerkzeuge 44 umfassen umfänglich angeordnete Fräserschneiden 45 (wobei hier nur eine schematisch dargestellt ist). Die Mehrspindelköpfe erstrecken sich entlang entsprechender Antriebs- bzw. Spindelachsen R. Die jeweiligen Werkzeuge rotieren um entsprechende Längsachsen L, wobei die Werkzeuge, wie durch die Pfeile skizziert, gegenläufig angetrieben werden können bzw. sind. In der linken Bildhälfte läuft das obere Werkzeug im Uhrzeigersinn und das untere gegen den Uhrzeigersinn, in der rechten Bildhälfte umgekehrt. In der linken Bildhälfte wird demnach das Prinzip des Gleichlauffräsens verwirklicht. Durch die wiederkehrende positive Eintrittsrichtung der Fräserschneiden (vgl. 45) wird einer Gratbildung an der Werkstückkante des Werkstücks 60 entgegengewirkt. In der rechten Bildhälfte wird das Prinzip des Gegenlauffräsens verwirklicht. Durch die wiederkehrende positive Austrittsrichtung der Fräserschneiden (vgl. 45) kann ebenfalls einer Gratbildung an der Werkstückkante des Werkstücks 60 entgegengewirkt. In der linken Bildhälfte ist weiter dargestellt, dass die beiden Fräswerkzeuge entlang einer Geraden G angeordnet sind, welche in einem Winkel α von etwa 40-50° relativ zur Vorschubbewegung orientiert ist. Unter anderem dadurch ergibt sich, entlang der Vorschubrichtung V gesehen, ein Überlappungsbereich D, welcher zweckmäßigerweise ermöglicht, dass das Werkstück 60 über seine gesamte Breite in einem Arbeitsgang vollständig bearbeitet werden kann. Bei den hier gezeigten Ausführungsformen geht die Gerade G, welche die Längsachsen der beiden Fräswerkzeuge 44 verbindet, durch die jeweiligen Rotationsachsen R. Alternativ könnte die Gerade G entlang bzw. entgegen der Vorschubrichtung V auch versetzt sein, wodurch beispielsweise das Laufverhalten des Mehrspindelkopfes beeinflusst werden kann.
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Die 3 zeigt, ähnlich der 2, zwei Mehrspindelköpfe mit entsprechenden Fräswerkzeugen 44, welche im Wesentlichen kreisrunde Eingriffsbereiche 42 aufweisen. In der linken Bildhälfte ist ein Mehrspindelkopf mit drei Werkzeugen gezeigt, wobei entsprechend drei Eingriffsbereiche 42 skizziert sind, wobei mit dem Bezugszeichen 46 ein Nachlauffräser bzw. mit dem Bezugszeichen 48 eine (Nachlauf-)Bürste angedeutet ist. Bei den entlang der Vorschubrichtung V angeordneten Eingriffsbereichen 42 handelt es sich um Eingriffsbereiche von entsprechenden Fräswerkzeugen 44, insbesondere von entsprechenden Vorlauffräsern. Der Nachlauffräser 46 bzw. die Nachlaufbürste 48 ist dabei so dimensioniert, dass in einem Arbeitsgang eine gesamte Breite eines Werkstückes 60 bearbeitet werden kann. In der rechten Bildhälfte ist eine Ausgestaltung mit insgesamt vier Werkzeugen skizziert, wobei es sich bei den, bezogen auf die Vorschubrichtung V, zuerst angeordneten Werkzeugen um Fräswerkzeuge 44 mit entsprechenden Eingriffsbereichen 42 handelt. Nachgelagert dazu sind zwei Nachlauffräser oder Bürsten 46 bzw. 48. Insofern sind hier zwei Werkzeugpaarungen hintereinander angeordnet, wobei die Werkzeuge einer Werkzeugpaarung immer gegenläufig angetrieben werden können bzw. sind, wie es durch die Pfeile signalisiert ist.
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Bei Verwendung derartiger Mehrspindelköpfe bzw. derartiger Verfahren, beispielsweise in der Serienproduktion der mechanischen Fertigung, kann eine Taktzeitreduktion aufgrund der geringeren Anzahl an Werkzeugwechseln realisiert werden. Ein weiterer Aspekt, der der Qualität der zu bearbeitenden Flächen zugutekommt, stellt die Zusammenlegung von mehreren Prozessschritten, z. B. Fräsen und Bürsten, dar.
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4 zeigt zwei Skizzen, welche schematisch das Gleichlauf- und das Gegenlaufräsen mit zwei gegenläufig angetrieben Fräswerkzeugen 44 eines Mehrspindelkopfes an unterschiedlich breiten Werkstücken erläutern sollen (die Schraffur kennzeichnet den bereits bearbeiteten Bereich). Mit dem Bezugszeichen 61 sind die entsprechenden Werkstückkanten bezeichnet. Zu erkennen ist, dass in der rechten Skizze beide Fräswerkzeuge 44 im Gleichlauf arbeiten. Die vorteilhaften Effekte in Bezug auf die Gratbildung an den Werkstückkanten 61 wurden bereits beschrieben. In der linken Bildhälfte wird im dem gleichen Mehrspindelkopf ein Kombination des Gleichlauf- und des Gegenlauffräsens realisiert. Das linke Fräswerkzeug 44 arbeitet im Gleichlauf, während das rechte Fräswerkzeug 44 im Gegenlauf arbeitet. Abhängig vom zu bearbeitenden Werkstoff, den verwendeten Scheidwerkstoffen sowie den Eigenschaften und Fähigkeiten der Werkzeugmaschine etc. können so verschiedene Vorteile miteinander kombiniert werden. Abschließend sei erwähnt, dass beim Stirnfräsen grundsätzlich eine Kombination des Gleichlauffräsens und des Gegenlauffräsens erfolgt, zumindest soweit der Fräser beiderseits seiner Drehachse im Eingriff ist. Durch den gegenläufigen Antrieb in Kombination mit dem Überlappungsbereich kann mit Vorteil eingestellt bzw. variiert werden, inwieweit die Fräser im Gleichlauf bzw. im Gegenlauf arbeiten.
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Bezugszeichenliste
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- 10
- (Antriebs-)Gehäuse
- 12
- Antriebskegel
- 14
- Drehmomentstütze
- 20
- Werkzeugaufnahme
- 40
- Werkzeug
- 42
- Eingriffsbereich
- 44
- Fräswerkzeug, Stirnfräser, Planfräser
- 45
- Fräserschneide
- 46
- Nachlauffräser
- 48
- Bürste
- 60
- Werkstück, Werkstückoberfläche
- 62
- Werkstückkante
- G
- Gerade
- R
- Antriebsachse, Spindelachse
- L
- Längsrichtung
- V
- Vorschubrichtung
- D
- Überlappungsbereich
- α
- Winkel