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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Ansteuerung eines Antriebssystems eines Kraftfahrzeugs mit einer Brennkraftmaschine, insbesondere zur Vermeidung eines sogenannten Abwürgens der Brennkraftmaschine. Die Erfindung betrifft ferner eine Vorrichtung, die zur Durchführung eines solchen Verfahrens ausgeführt ist.
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Aus der Praxis ist es bekannt, dass es in bestimmten Betriebssituationen eines Kraftfahrzeugs zum Abwürgen der Brennkraftmaschine bzw. des Verbrennungsmotors kommen kann.
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Beispielsweise wirken bei modernen Fahrzeugsteuerungen auf die vorhandenen Stellglieder der Antriebseinheit eine Vielzahl von zum Teil gegensätzlichen Vorgaben. Die Antriebseinheit eines Fahrzeugs wird beispielsweise auf der Basis eines vom Fahrer vorgegebenen Fahrerwunsches, Sollwerten von externen und/oder internen Regel- und Steuerfunktionen, wie beispielsweise einer Antriebsschlupfregelung, einer Motorschleppmomentenregelung, einer Getriebesteuerung, einer Drehzahl- und/oder Geschwindigkeitsbegrenzung und/oder einer Leerlaufdrehzahlregelung, gesteuert. Einige dieser externen Sollwertvorgaben wirken momentenreduzierend. Derartige Eingriffe sind beispielsweise eine Antriebsschlupfregelung, Maßnahmen zum Getriebeschutz oder eine Momentenreduktion während des Getriebeschaltvorgangs. Bei solchen momentenreduzierenden Eingriffen besteht in einigen Anwendungsfällen die Gefahr, dass die Momentenreduktion so groß wird, dass die Antriebseinheit abgewürgt wird.
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Um die Gefahr eines Abwürgens des Verbrennungsmotors in solchen Fällen zu reduzieren, wurde in der Offenlegungsschrift
WO 03/008789 A1 vorgeschlagen, ein Motorminimalmoment vorzugegeben, welches die resultierende Vorgabegröße aus der Verknüpfung von Fahrerwunschvorgabegröße und von weiteren Vorgabegrößen auf einen unteren Grenzwert begrenzt. Ein Beispiel für eine andere Lösung, die ein solches Abwürgen verhindert, offenbart die
DE 197 39 567 A1 . Dort wird das Ausgangssignal des Leerlaufreglers direkt auf das als indiziertes Motormoment vorgegebene Fahrerwunschmoment aufgeschaltet, wobei das Fahrerwunschmoment zusätzlich die Verlustmomente aus innerer Motorreibung und Bedarfsmomenten der Nebenaggregate enthält. Das Fahrerwunschmoment kann auf diese Weise nicht kleiner Null sein. Erfolgt eine Momentenreduktion seitens anderer Steuersysteme (z. B. Getriebe, Stabilitätsregelung), so wird ein Abwürgen des Motors vermieden, weil dieser externe Eingriff in der nachfolgenden Verknüpfung der Sollmomente (Momentenkoordination) wegen des hohen Fahrerwunschmoments keinen Durchgriff mehr findet. An seiner Stelle kommt das mit Verlustmoment und Leerlaufregleranteil erhöhte Fahrerwunschmoment zum Tragen.
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Derartige Lösungen sind teilweise spezifisch an die Gegebenheiten bei der Steuerung eines Ottomotors angepasst und lassen sich nicht in einfacher Weise auf andere Antriebstypen oder andere Momentenstrukturen abbilden.
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Aus der
DE 103 35 259 A1 ist ein Verfahren zum Betreiben eines Antriebssystems für ein Kraftfahrzeug bekannt, wobei zur Realisierung eines Abwürgeschutzes vorgeschlagen wird, bei einer Einleitung eines Hochschaltvorgangs oder bei einem Hochschaltvorgang eine Leerlaufdrehzahl der Triebwelle durch eine in Antriebsverbindung mit der Triebwelle stehende elektrische Maschine anzuheben. Hierbei ist es jedoch erforderlich, dass eine entsprechende elektrische Maschine, die in Antriebsverbindung mit der Antriebswelle steht, vorgesehen ist.
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Bei einer mit einem herkömmlichen Abgasturbolader aufgeladenen Brennkraftmaschine ist im Leerlaufbetrieb aufgrund der geringen Abgasenthalpie und der dadurch bedingten niedrigen Drehzahl des Abgasturboladers nahezu kein Ladedruck vorhanden. Beim Anfahrvorgang ist die maximal zulässige Einspritzmenge begrenzt, u. a. in Abhängigkeit von dem zur Verfügung stehenden Luftangebot oder von der applizierten maximalen Menge des die Drehzahl regelnden Leerlaufdrehzahlreglers der Motorsteuerung. Insbesondere in leerlaufdrehzahlnahen Bereichen der Motordrehzahl besteht daher die Gefahr, dass nicht schnell genug ein Drehmoment aufgebaut werden kann und die Leerlaufdrehzahl erreicht oder unterschritten wird und der Verbrennungsmotor ausgeht (= sogenanntes „Abwürgen“).
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Es ist somit eine Aufgabe der Erfindung, ein verbessertes Verfahren und eine verbesserte Vorrichtung zur Ansteuerung eines Antriebssystems eines Kraftfahrzeugs mit einer Brennkraftmaschine bereitzustellen, mit denen ein sogenanntes Abwürgen der Brennkraftmaschine vermieden werden kann.
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Diese Aufgaben werden durch Verfahren und Vorrichtungen mit den Merkmalen der unabhängigen Ansprüche gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen und Anwendungen der Erfindung ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen und werden in der folgenden Beschreibung unter teilweiser Bezugnahme auf die Figuren näher erläutert.
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Erfindungsgemäß wird ein Verfahren zur Ansteuerung eines Antriebssystems eines Kraftfahrzeugs mit einer Brennkraftmaschine bereitgestellt, insbesondere zur Vermeidung eines sogenannten Abwürgens der Brennkraftmaschine. Gemäß allgemeinen Gesichtspunkten der Erfindung wird geprüft, ob wenigstens eine Aktivierungsbedingung zur Aktivierung eines Abwürgeschutzes der Brennkraftmaschine erfüllt ist, und falls ja, wird der Abwürgeschutz aktiviert, bei dem ein zusätzlicher Ladedruck an der Brennkraftmaschine durch einen elektromotorischen Betrieb eines elektrifizierten Abgasturboladers aufgebaut wird. Hierbei kann sich die Antriebseinheit in wenigstens einem Betriebszustand außerhalb des Leerlaufbetriebszustandes oder im Leerlaufbetriebszustand befinden. Mittels des motorischen Betriebs der am Abgasturbolader angekoppelten elektrischen Maschine kann schnell und unabhängig von der momentanen Drehzahl der Brennkraftmaschine ein Ladedruck aufgebaut werden, so dass die Brennkraftmaschine auch in Betriebssituationen, bei denen ein Abwürgen der Brennkraftmaschine droht, insbesondere bei leerlaufnahen Drehzahlen, in der Lage ist, ausreichend schnell ein hohes Drehmoment abzugeben und so ein Abwürgen der Brennkraftmaschine zu verhindern. Durch die Bereitstellung des Abwürgeschutzes der Brennkraftmaschine mittels des elektromotorischen Betriebs eines elektrifizierten Abgasturboladers kann ferner der aus dem Stand der Technik bekannte Eingriff in die Momentenverarbeitung des Kraftfahrzeugs vermieden werden.
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Ein elektrifizierter Abgasturbolader ist an sich aus dem Stand der Technik bekannt und wird auch als ein elektromotorisch betreibbarer bzw. elektromotorisch unterstützter Abgasturbolader bezeichnet. Der elektrifizierte Abgasturbolader wird zunehmend anstelle eines herkömmlichen Abgasturboladers eingesetzt und weist eine elektrische Maschine auf, die drehmomentübertragend mit der Antriebswelle des Abgasturboladers oder allgemein dem Läufer koppelbar bzw. gekoppelt ist. Die elektrische Maschine ist zum Antrieb bzw. zur Antriebsunterstützung des Abgasturboladers vorgesehen (nachfolgend auch als elektromotorischer Betrieb des Abgasturboladers bezeichnet) und/oder kann vom Abgasturbolader generatorisch betrieben werden. Der Läufer des Abgasturboladers ist aus der Abgasturbine, dem Verdichter und der Antriebswelle gebildet, wobei die Abgasturbine und der Verdichter über die Antriebswelle bewegungsgekoppelt sind. Aus der Praxis ist bereits bekannt, mit dem Elektromotor eines elektromotorisch unterstützten Abgasturboladers den Aufladeprozess der Brennkraftmaschine temporär zu unterstützen, insbesondere zur Überbrückung des sogenannten Turbolochs beim Anfahren.
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Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass als Aktivierungsbedingung zur Aktivierung des Abwürgeschutzes ein Drehzahl-Istwert eines Teiles im Antriebsstrang, vorzugsweise der Brennkraftmaschine selbst, einen Grenzdrehzahl-Sollwert für den Abwürgeschutz der Brennkraftmaschine unterschreiten muss bzw. unter diesen Grenzdrehzahl-Sollwert absinken muss. Gemäß einer vorteilhaften Variante dieser Ausführungsform ist der Grenzdrehzahl-Sollwert für den Abwürgeschutz ein Leerlaufdrehzahl-Sollwert der Brennkraftmaschine, so dass der elektromotorische Betrieb der am Abgasturbolader angekoppelten elektrischen Maschine (elektromotorischer Betrieb des elektrifizierten Abgasturboladers) immer dann aktiviert wird, wenn der Drehzahl-Istwert auf einen Wert unterhalb des Leerlaufdrehzahl-Sollwerts der Brennkraftmaschine absinkt. Mit diesen Varianten kann die Gefahr eines Abwürgens des Verbrennungsmotors, z. B. bei einem hohen eingelegten Gang beim Anfahren oder bei einem hohen eingelegtem Gang während des Abbiegens, wirksam vermieden oder zumindest reduziert werden.
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Gemäß einer weiteren Variante dieser Ausführungsform kann als weitere Aktivierungsbedingung zur Aktivierung des Abwürgeschutzes vorgesehen sein, dass eine ausgewählte Gangstufe größer gleich einer vorbestimmten Mindestgangstufe sein muss. Bei einem Nutzfahrzeug kann die vorbestimmte Mindestgangstufe der Rangiergang bzw. die zweite Gangstufe sein. Dieser Variante liegt die Erkenntnis zu Grunde, dass der Leerlaufregler im Leerlaufbetrieb, d. h. bei abgekoppeltem Antriebsstrang, in der Regel zuverlässig in der Lage ist, die Motordrehzahl auf einen Wert größer gleich der Leerlaufsolldrehzahl einzuregeln, dies aber ab einer vorbestimmten Mindestgangstufe nicht mehr der Fall ist, da die vom Leerlaufregler freigebbare Kraftstoffmenge begrenzt ist, so dass der elektromotorische Betrieb nur in diesen Betriebssituationen aktiviert wird.
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Eine weitere Möglichkeit der erfindungsgemäßen Realisierung sieht vor, dass eine Aktivierungsbedingung zur Aktivierung des Abwürgeschutzes erfüllt ist, wenn der Drehzahl-Istwert der Brennkraftmaschine nach Unterschreiten eines Leerlaufdrehzahl-Sollwerts nicht wieder innerhalb eines vorbestimmten Zeitintervalls durch einen Reglereingriff eines Leerlaufdrehzahlreglers auf mindestens den Leerlaufdrehzahl-Sollwert erhöht wird. Gemäß dieser Variante wird somit zuerst die Reaktion auf einen Eingriff des Leerlaufdrehzahlreglers abgewartet, der bei Unterschreiten der Leerlaufsolldrehzahl die Kraftstoffeinspritzmenge erhöht. Falls keine ausreichende Reaktion im Form eines Anstiegs der Drehzahl erfolgt, wird dann der erfindungsgemäße Abwürgeschutz mittels des elektrifizierten Abgasturboladers aktiviert.
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Gemäß einer weiteren Ausführungsform der Erfindung weist das Kraftfahrzeug ein manuelles oder automatisiertes Getriebe auf, und als Aktivierungsbedingung zur Aktivierung des Abwürgeschutzes muss ein Schaltvorgang vorliegen. Gemäß dieser Ausführungsform wird der zusätzliche Ladedruck an der Brennkraftmaschine durch den elektromotorischen Betrieb des elektrifizierten Abgasturboladers zum Zeitpunkt des Einkoppelns bei einem Schaltvorgang aufgebaut. An diesen Zeitpunkten ist die Gefahr des Abwürgens besonders hoch, und der elektromotorische Betrieb des Abgasturboladers kann zur Unterstützung des Schaltvorgangs eingesetzt werden.
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Eine weiteres Ausführungsbeispiel sieht vor, dass als Aktivierungsbedingung zur Aktivierung des Abwürgeschutzes eine sich im Schlupf befindliche Kupplung vorliegen muss und ein von einer Motorsteuerung angefordertes Drehmoment einen vorgegebenen Drehmomentschwellenwert überschreiten muss. In diesem Fall dient die Aktivierung des elektromotorischen Betriebs des Abgasturboladers zur Vorsteuerung des Ladedrucks bei schleifender Kupplung, wenn nur mit Hilfe des zusätzlichen Ladedrucks durch den Abwürgeschutz ein Drehmoment erzeugt werden kann, das größer als der Drehmomentschwellenwert ist.
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Gemäß einem weiteren Gesichtspunkt der Erfindung wird eine Vorrichtung zur Ansteuerung eines Antriebssystems eines Kraftfahrzeugs mit einer Brennkraftmaschine bereitgestellt. Die Vorrichtung ist ausgeführt, das Verfahren wie in diesem Dokument offenbart auszuführen. Die Vorrichtung ist insbesondere ausgeführt, nach Erfüllung wenigstens einer Aktivierungsbedingung zur Aktivierung eines Abwürgeschutzes der Brennkraftmaschine einen Abwürgeschutz zu aktivieren, bei dem die Vorrichtung eine elektrische Maschine eines elektrifizierten Abgasturboladers ansteuert, um einen zusätzlichen Ladedruck an der Brennkraftmaschine durch einen elektromotorischen Betrieb des elektrifizierten Abgasturboladers aufzubauen.
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Die Erfindung betrifft ferner ein Kraftfahrzeug, insbesondere ein Nutzfahrzeug, das eine erfindungsgemäße Vorrichtung mit einer Vorrichtung zur Ansteuerung des Antriebssystems des Kraftfahrzeugs aufweist.
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Die zuvor beschriebenen bevorzugten Ausführungsformen und Merkmale der Erfindung sind beliebig miteinander kombinierbar, insbesondere können die verschiedenen Aktivierungsbedingungen zur Aktivierung des Abwürgeschutzes kombiniert werden. Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung werden im Folgenden unter Bezug auf die beigefügten Zeichnungen beschrieben. Es zeigen:
- 1 ein schematisches Blockschaltbild zur Illustration eines Antriebssystems eines Kraftfahrzeugs mit einer Brennkraftmaschine und einer Steuervorrichtung zur Ansteuerung des Antriebssystems gemäß einer Ausführungsform der Erfindung; und
- 2 ein Ablaufdiagramm eines Verfahrens zur Ansteuerung des Antriebssystems aus 1 zur Ausbildung eines Abwürgeschutzes gemäß einer Ausführungsform der Erfindung.
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1 zeigt in Form eines stark schematisierten Blockschaltbildes ein Antriebssystem eines Nutzfahrzeugs. Das Antriebssystem umfasst eine aufgeladene Brennkraftmaschine 2, typischerweise einen Dieselmotor, und einen ihr zugeordneten elektrifizierten Abgasturbolader 10, nachfolgend auch als ATL bezeichnet. Der ATL 10 umfasst eine Turbine 12, die von einem Abgas der Brennkraftmaschine 2, das der Turbine 12 über die Abgasleitung 5b zugeführt wird, angetrieben wird. Danach strömt das Abgasgemisch über den Turbinenauslass in eine Abgasleitung 6 zum Auspuff und durchläuft dabei noch eine Abgasnachbehandlungseinrichtung (nicht dargestellt).
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Die Turbine 12 ist durch eine Welle 13 mit einem Verdichter 11 verbunden. Dem Verdichter 11 wird über die Verdichtereinlassleitung 4 Frischluft zugeführt. Der Verdichter 11 verdichtet die der Brennkraftmaschine 2 zuzuführende Ladeluft und steigert somit die Leistung der Brennkraftmaschine 2 im normalen befeuerten Betrieb. Die durch den Verdichter 11 verdichtete Ladeluft wird über eine Ladeluftleitung einem Ladeluftkühler 8 zugeführt und anschließend über die Leitung 5a in die Brennkraftmaschine 2 eingespeist.
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Der ATL 10 ist als elektrifizierter, d. h. als elektromotorisch unterstützter Abgasturbolader ausgeführt. Der ATL 10 ist hierzu mit einer motorisch und generatorisch betreibbaren elektrischen Maschine 14 versehen, die drehmomentübertragend mit der Antriebswelle 13 koppelbar bzw. gekoppelt ist und zum Antrieb bzw. zur Antriebsunterstützung des Läufers 11, 12, 13 des Abgasturboladers vorgesehen ist.
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Der motorische und generatorische Betrieb der elektrischen Maschine 14, z. B. eines Elektromotors, wird von einer Steuervorrichtung 1 gesteuert, die hierzu über elektrische Leitungen mit dem Elektromotor 14 und mit einem Energiespeicher 15 für elektrische Energie, z. B. einer Starterbatterie oder einer Hochvoltbatterie eines hybridisierten Antriebsstrangs, verbunden ist, was durch die gepunkteten Linien 9 und 17 schematisch dargestellt ist. Für den motorischen Betrieb der elektrischen Maschine 14 wird dieser Energie von dem Energiespeicher 15 zugeführt. Der im generatorischen Betrieb der elektrischen Maschine 14 erzeugte Strom kann über die Steuervorrichtung 1 dem Energiespeicher 15 zugeführt werden.
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In 1 ist ferner, wiederum stark schematisiert, eine Kupplung 3 der Brennkraftmaschine 2 dargestellt.
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Die Steuervorrichtung 1 ist in an sich bekannter Weise als Motorsteuerung zur Ansteuerung der Komponenten des Antriebssystems, insbesondere zur Ansteuerung der Brennkraftmaschine 2 und der Kupplung 3, ausgeführt. Hierzu ist die Steuervorrichtung über eine bidirektionale Signalleitung 18 mit der Brennkraftmaschine 2 und über eine bidirektionale Signalleitung 16 mit der Kupplung 3 verbunden.
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Eine Besonderheit der erfindungsgemäßen Lehre liegt darin, dass die Steuervorrichtung 1 ferner eingerichtet ist, bei Bedarf einen Abwürgeschutz der Brennkraftmaschine 2 zu aktivieren. Hierzu ist die Steuervorrichtung 1 insbesondere ausgeführt, nach Erfüllung wenigstens einer Aktivierungsbedingung zur Aktivierung des Abwürgeschutzes der Brennkraftmaschine 2 einen Abwürgeschutz zu aktivieren, bei dem die Vorrichtung die elektrische Maschine 14 des elektrifizierten ATLs 10 ansteuert, um einen zusätzlichen Ladedruck an der Brennkraftmaschine 2 durch einen elektromotorischen Betrieb des elektrifizierten ATLs 10 aufzubauen.
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Die entsprechende Funktionsweise der Steuervorrichtung 1 und das korrespondierende Verfahren sind beispielhaft in dem Ablaufdiagramm der 2 illustriert.
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In einem ersten Schritt S1 überwacht die Steuervorrichtung 1 eine vorgegebene Aktivierungsbedingung für den Abwürgeschutz.
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Im vorliegenden Ausführungsbeispiel ist als Aktivierungsbedingung zur Aktivierung des Abwürgeschutzes vorgegeben, dass ein Drehzahl-Istwert der Brennkraftmaschine 2 einen Leerlaufdrehzahl-Sollwert der Brennkraftmaschine 2 unterschreiten muss. Hierzu überwacht die Steuervorrichtung 1 fortlaufend die aktuellen Drehzahlwerte der Brennkraftmaschine 2, wobei die Messwerte eines Drehzahlgebers, z. B. eines Kurbelwellensensors, fortlaufend über die Signalleitung 18 an die Steuervorrichtung übermittelt werden.
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Der (untere) Leerlaufdrehzahlregler der Motorsteuerung 1 ist eingerichtet, die untere Drehzahl der Brennkraftmaschine 2, den Leerlauf, konstant zu halten, um die im Leerlauf stark schwankende Leistungsanforderung durch Verbraucher, etwa durch Klimaanlagen oder elektrische Heizungen, auszugleichen.
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Im leerlaufdrehzahlnahen Betrieb der Brennkraftmaschine 2 ist aufgrund geringer Abgasenthalpie und damit niedriger Drehzahlen des ATLs 10, falls dieser nicht elektromotorisch unterstützt angetrieben wird, nahezu kein Ladedruck vorhanden. In dieser Situation ist die maximal zulässige Einspritzmenge begrenzt, u. a. in Abhängigkeit von dem zur Verfügung stehenden Luftangebot oder der applizierten maximalen Menge des Leerlaufdrehzahlreglers.
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Insbesondere in leerlaufdrehzahlnahen Bereichen der Motordrehzahl besteht daher die Gefahr, dass nicht schnell genug ein Drehmoment aufgebaut werden kann, die Leerlaufdrehzahl unterschritten wird und der Verbrennungsmotor 2 ausgeht (= sogenanntes „Abwürgen“).
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In Schritt S2 wird fortlaufend geprüft, ob die Aktivierungsbedingung für die Aktivierung des Abwürgeschutzes erfüllt ist, d. h. ob z. B. der in Schritt S1 überwachte Drehzahl-Istwert der Brennkraftmaschine 2 den vorgegebenen Leerlaufdrehzahl-Sollwert der Brennkraftmaschine 2 unterschritten hat. Ist dies nicht der Fall, wird weiter in Schritt S1 die Aktivierungsbedingung überwacht. Ist die Aktivierungsbedingung jedoch erfüllt, wird mit Schritt S3 fortgefahren und der Abwürgeschutz aktiviert.
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In Schritt S3 startet die Steuervorrichtung 1 über die Signalleitung 9 einen elektromotorischen Betrieb des elektrischen Motors 14 des ATLs 10, wodurch der Läufer 11, 12, 13 des ATLs beschleunigt wird. Dadurch kann die Brennkraftmaschine 2 schnell mit erhöhtem Ladedruck aufgeladen werden. Die Brennkraftmaschine ist dadurch in der Lage, auch in einem leerlaufdrehzahlnahen Bereich, insbesondere nach Unterschreitung der Leerlaufsolldrehzahl der Brennkraftmaschine 2, ein hohes Drehmoment abzugeben, um so das Abwürgen der Brennkraftmaschine 2 zu vermeiden. Der elektromotorische Betrieb des ATLs 10 wird so lange aufrecht erhalten, bis die Motordrehzahl wieder auf einen vorbestimmten Wert über den Leerlaufdrehzahl-Sollwert der Brennkraftmaschine 2 gestiegen ist und dann im Rahmen des Abwürgeschutzes wieder deaktiviert wird. Anschließend wird wieder Schritt S1 ausgeführt.
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Die Erfindung ist nicht auf die vorstehend beschriebenen bevorzugten Ausführungsbeispiele beschränkt. Vielmehr ist eine Vielzahl von Varianten und Abwandlungen möglich, die ebenfalls von dem Erfindungsgedanken Gebrauch machen und deshalb in den Schutzbereich fallen. Insbesondere beansprucht die Erfindung auch Schutz für den Gegenstand und die Merkmale der Unteransprüche unabhängig von den in Bezug genommenen Ansprüchen.
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Vorstehend wurde bereits erwähnt, dass im Rahmen der Erfindung die Möglichkeit besteht, den Abwürgeschutz mittels des elektromotorischen Betriebs des ATLs 10 auch bei Erfüllung weiterer Aktivierungsbedingungen zu aktivieren. So kann beispielsweise die Steuervorrichtung 1 den Betrieb der Kupplung mittels der Signalleitung 16 überwachen und dadurch Anfahrvorgänge und/oder Schaltvorgänge bzw. Einkoppelvorgänge erkennen. Als weitere Aktivierungsbedingung zur Aktivierung des Abwürgeschutzes kann dann beispielsweise vorgesehen sein, dass bei Erkennung eines Schaltvorgangs zum Zeitpunkt des Einkoppelvorgangs der elektromotorische Betrieb des ATLs 10 aktiviert wird, um unterstützend zusätzlich einen Ladedruck durch den ATL 10 aufzubauen und die Gefahr eines Motorabwürgens zu reduzieren.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Steuervorrichtung
- 2
- Brennkraftmaschine
- 3
- Kupplung
- 4
- Verdichtereinlassleitung
- 5a
- Verdichterauslassleitung bzw. Ladeluftleitung
- 5b
- Turbineneinlassleitung
- 6
- Turbinenauslassleitung
- 8
- Ladeluftkühler
- 9
- Elektrische Leitung
- 10
- Elektrifizierter Abgasturbolader
- 11
- Verdichter
- 12
- Turbine
- 13
- Antriebswelle
- 14
- Elektrische Maschine
- 15
- Speicher für elektrische Energie
- 16
- Signalleitung
- 17
- Elektrische Leitung
- 18
- Signalleitung