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Die Erfindung betrifft ein Verschlusskappensystem für ein medizinisches Fluidspeicherbehältnis mit einer Verschlusskappe, die auf einem Kopf des Fluidspeicherbehältnisses angebracht ist, wobei in der Verschlusskappe wenigstens ein Anschlussport integriert ist, der einen Anschluss eines Funktionsteils eines medizinischen Infusions- oder Transfusionssystems ermöglicht, wobei der Anschlussport durch eine öffnungsfähige Verschlussanordnung verschlossen ist.
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Aus der
DE 689 21 865 T2 ist ein Verschlusskappensystem für ein medizinisches Fluidspeicherbehältnis bekannt, das für die enterale Ernährung vorgesehen ist. Das Verschlusskappensystem stellt einen Flaschenverschluss mit einem Lüftungsventil dar. In betriebsfertigem Zustand ist das Fluidspeicherbehältnis auf dem Kopf stehend positioniert. Die Verschlusskappe weist einen Anschlussport auf, der durch ein Diaphragma verschließbar ist und den Anschluss an eine Schlauchleitung ermöglicht. Der Anschlussport ist in das Fluidspeicherbehältnis hinein in einen Einstechdorn fortgeführt, der einstückiger Teil der Verschlusskappe ist.
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Die
US 2003/0192791 A1 offenbart ein weiteres Verschlusskappensystem für einen Flaschenhals eines medizinischen Fluidspeicherbehältnisses. Das Verschlusskappensystem ist einteilig gestaltet und weist einen nach innen ragenden Kanalstutzen auf, an dem ein Einstechteil befestigt ist, das mittels einer Schutzkappe gesichert ist.
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Ein weiteres Verschlusskappensystem ist aus der
EP 1 955 964 A1 bekannt. Das bekannte Verschlusskappensystem weist eine Verschlusskappe auf, die auf einen Kopf eines medizinischen Fluidspeicherbehältnisses aufsetzbar und dort fixierbar ist. Die Verschlusskappe ist mit zwei nebeneinander angeordneten Anschlussports versehen, die als Öffnungen für das Hindurchtreten einer Nadel oder eines Spikes ausgestaltet sind. Die beiden Öffnungen der Anschlussports sind über eine gemeinsame Dichtmembran in unbenutztem Zustand dicht verschlossen. Die Dichtmembran kann durch eine Nadel oder einen Spike eines separaten Funktionsteils durchstochen werden. Die Nadel oder der Spike durchstechen in montiertem Zustand der Verschlusskappe auf dem Kopf des Fluidspeicherbehältnisses auch eine Kopfwandung des Fluidspeicherbehältnisses.
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Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verschlusskappensystem der eingangs genannten Art zu schaffen, das eine sichere und einfache Handhabung durch medizinisches Pflegepersonal ermöglicht.
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Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, dass der Anschlussport in einen Einstechdorn fortgeführt ist, der einstückig an der Verschlusskappe angeformt ist, und dass der Einstechdorn als öffnungsfähige Verschlussanordnung eine im Einstechdorn einstückig ausgeformte Siegeleinrichtung aufweist, die über wenigstens eine beim Verbinden mit einem Funktionsteil lösbare Sollbruchstelle im Einstechdorn gehalten ist. Durch die erfindungsgemäße Lösung wird beim Verbinden der Verschlusskappe mit dem Kopf des Fluidspeicherbehältnisses zwangsläufig der Einstechdorn in seine Funktionsstellung überführt, indem er eine Kopfwandung des Kopfes des Fluidspeicherbehältnisses durchsticht. Eine nachträgliche Handhabung eines Spikes oder einer Nadel durch das medizinische Pflegepersonal kann hierdurch vermieden werden, wodurch Verletzungsgefahren oder Kontaminationen für das medizinische Pflegepersonal vermieden werden können. Die erfindungsgemäße Lösung eignet sich vorteilhaft für den Einsatz in einem medizinischen Infusionssystem. Die Siegeleinrichtung ist vorzugsweise aus demselben Kunststoffmaterial hergestellt wie der Einstechdorn und die Verschlusskappe, so dass die Verschlusskappe einschließlich des Einstechdorns und der Siegeleinrichtung in einem gemeinsamen Kunststoffspritzgussvorgang hergestellt werden kann.
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In Ausgestaltung der Erfindung ist der mit dem Einstechdorn versehene Anschlussport außenseitig mit Luer-Anschlussprofilierungen für das lösbare Anschließen eines Luer-Funktionsteils versehen. Dadurch kann eine Spritze oder ein anderes Luer-Funktionsteil, das komplementäre Luer-Anschlussprofilierungen aufweist, mit den Luer-Anschlussprofilierungen des Einstechdorns sicher verbunden werden, um die Zuführung oder Entnahme von Fluid in oder aus dem Fluidspeicherbehältnis zu ermöglichen. Unter den Luer-Anschlussprofilierungen sind Luer-Lock- und Luer-Slip-Verbindungsprofilierungen zu verstehen.
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In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist als Verschlussanordnung eine elastisch flexible Verschlussmembran in Verbindung mit einem die Verschlussmembran öffnenden, beweglichen Betätigungskörper in dem Anschlussport der Verschlusskappe vorgesehen. Dies ist eine Alternative zu der Siegeleinrichtung, die in dem Einstechdorn integriert ist. Auch die alternative Ausführung ist innerhalb des Einstechdorns angeordnet, wobei der Betätigungskörper vorzugsweise als abschnittsweise konisch gestalteter und linearbeweglicher Hülsen- oder Ringkörper ausgeführt ist. Die elastisch flexible Verschlussmembran ist vorzugsweise scheibenförmig aus Silikon hergestellt und mittig geschlitzt, um bei einem Hindurchstoßen des Betätigungskörpers ein Öffnen der Verschlussmembran zu erzielen und bei einem Zurückbewegen des Betätigungskörpers zwangsläufig wieder in die elastisch unbelastete und dichte Ausgangsstellung zurückzukehren.
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In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist in der Verschlusskappe neben dem Einstechdorn ein weiterer Anschlussport integriert, der durch einen elastisch flexiblen, durchstechbaren Dichtstopfen verschlossen ist. Der Dichtstopfen ist in dem weiteren Anschlussport derart fixiert, dass er auch beim Hindurchstechen eines Spikes eines Funktionsteils des medizinischen Infusions- oder Transfusionssystems in seiner fixierten Lage innerhalb des Anschlussports verbleibt.
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In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist jeder Anschlussport stirnseitig durch eine entfernbare Siegelfolie verschlossen. Die Siegelfolien tragen dazu bei, dass die Anschlussvorrichtung und das medizinische Fluidspeicherbehältnis steril verschlossen bleiben, bis die Siegelfolien entfernt werden.
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In vorteilhafter Weise erfolgt die Fixierung der Verschlusskappe an dem Kopf des Fluidspeicherbehältnisses form- und stoffschlüssig durch einen Umspritzungsring aus Kunststoff, der Abstützflächen der Verschlusskappe am Kopf, vorzugsweise in Form von Ringschultern, umschließt und demzufolge versiegelt.
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Weitere Vorteile und Merkmale der Erfindung ergeben sich aus den Ansprüchen sowie aus der nachfolgenden Beschreibung eines bevorzugten Ausführungsbeispiels der Erfindung, das anhand der einzigen Zeichnung dargestellt ist.
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1 zeigt in schematischer Schnittdarstellung eine Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Verschlusskappensystems im Bereich eines Kopfes eines medizinischen Fluidspeicherbehältnisses.
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Ein medizinisches Fluidspeicherbehältnis 1 ist mit einem medizinischen Fluid, insbesondere einer medizinischen Infusionslösung, befüllt. Das Fluidspeicherbehältnis 1 weist einen Kopf 2 auf, der eine das Fluidspeicherbehältnis 1 dicht verschließende Kopfwandung umfasst. Der Kopf 2 mit seiner Kopfwandung verschließt das befüllte Fluidspeicherbehältnis 1 steril.
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Zur Einbindung des Fluidspeicherbehältnisses 1 in ein medizinisches Infusions- oder Transfusionssystem ist auf dem Kopf 2 des Fluidspeicherbehältnisses 1 eine Verschlusskappe 3 aus Kunststoff gemäß 1 angebracht. Die Verschlusskappe 3 weist im Bereich ihrer dem Fluidspeicherbehältnis 1 zugewandten Stirnseite einen umlaufenden Ringflansch auf, der auf einer Ringschulter des Kopfes 2 des Fluidspeicherbehältnisses 1 abgestützt ist und über ein Verschlussmittel, vorliegend in Form eines Umspritzungsrings 6, auf der Ringschulter des Kopfes 2 befestigt ist. Der Umspritzungsring 6 besteht aus Kunststoff und umschließt die Ringschulter und den Ringflansch über einen gesamten Umfang des Kopfes 2 und des Fluidspeicherbehältnisses 1 umlaufend dicht und fest. Eine Innenkontur der Verschlusskappe 3 ist im Wesentlichen einer Außenkontur des Kopfes 2 nachgeformt, um ein weitgehend bündiges Aufsetzen der Verschlusskappe 3 auf den Kopf 2 zu ermöglichen.
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Die Verschlusskappe 3 ist mit zwei Anschlussports 4, 5 versehen, die in Abstand nebeneinander angeordnet sind. Aufgrund der beiden Anschlussports 4, 5 wird die Verschlusskappe 3 auch als Twinport-Kappe bezeichnet.
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Der eine Anschlussport 4 wird durch eine domartige Ausformung der Verschlusskappe 3 gebildet. In der domartigen Ausformung ist ein elastisch flexibler Dichtstopfen 7 integriert, der aus einem thermoplastischen Elastomer besteht und die domartige Auswölbung des Anschlussports 4 innenseitig ausfüllt. Der Anschlussport 4 ist im Bereich seines außenseitigen Stirnrands mit einer nicht näher bezeichneten Durchtrittsöffnung versehen, die durch den Dichtstopfen 7 ausgefüllt ist. Eine Siegelfolie 13 verschließt die außenseitige Stirnfläche des Anschlussports 4 einschließlich einer in die Durchtrittsöffnung des Anschlussports 4 hineinragenden äußeren Stirnfläche des Dichtstopfens 7. Die Siegelfolie 13 verhindert eine Kontamination der Durchtrittsöffnung des Anschlussports 4 und der äußeren Stirnfläche des Dichtstopfens 7. Die Siegelfolie 13 wird manuell in einfacher Weise abgezogen, um einen Einsatz des Verschlusskappensystems vorzubereiten.
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An der Verschlusskappe ebenfalls einstückig angeformt ist der zweite Anschlussport 5, der einen ins Innere der Verschlusskappe 3 hineinragenden Einstechdorn 9 bildet. Der Einstechdorn 9 setzt sich im Bereich einer Außenseite der Verschlusskappe 3 fort in einen Anschlussstutzen, der im Wesentlichen zylindrisch ausgeführt ist und außenseitig mit Luer-Anschlussprofilierungen 11 in Form von Luer-Lock-Profilierungen für das lösbare Anschließen eines Luer-Funktionsteils in Form einer Spritze oder Ähnlichem versehen ist.
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Eine äußere Durchtrittsöffnung des Anschlussstutzens ist analog des Anschlussports 4 mit einer Siegelfolie 12 versehen, die eine Kontamination des Anschlussports 5 bei Nichtbenutzung analog der Siegelfolie 13 für den Anschlussport 4 verhindert.
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In dem Einstechdorn 9 des Anschlussports 5 ist eine Siegeleinrichtung 8 integriert, die die Durchtrittsöffnung des Einstechdorns 9 und des Anschlussports 5 dicht abschließt. Die Siegeleinrichtung 8 wird durch einen im Wesentlichen zylindrischen Siegelkörper gebildet, der über einen umlaufenden Sollbruchring 10, der als Sollbruchstelle im Sinne der Erfindung dient, einstückig mit einer Innenwandung des Einstechdorns 9 verbunden ist. Der Siegelkörper 8 ist aus demselben Material hergestellt wie der Einstechdorn 9 und der Verschlusskappe 3. Der Siegelkörper 8 wird einschließlich des umlaufenden Sollbruchrings 10 gemeinsam mit dem Einstechdorn 9 und der Verschlusskappe 3 in einem Kunststoffspritzgussvorgang hergestellt. Der Sollbruchring 10 ist derart ausgeführt, dass der Siegelkörper 8 sich beim Aufsetzen eines Luer-Funktionsteils auf die Luer-Anschlussprofilierungen 11 des Anschlussports 5 durch das Einschieben einer entsprechenden Spitze des Luer-Funktionsteils in den Anschlussstutzen des Anschlussports 5 im Bereich des Sollbruchrings 10 löst und in das Fluidspeicherbehältnis 1 hineinfällt.
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Über den Anschlussport 4 kann ein Spike eines Infusionsgeräts des medizinischen Infusionssystems eingeführt werden, der den Dichtstopfen 7 durchsticht und kraftschlüssig in dem Dichtstopfen 7 gehalten bleibt. Über den Spike kann permanent Fluid aus dem Fluidspeicherbehältnis 1 zu dem entsprechenden Infusionsgerät und zu einer entsprechenden Infusionsleitung fließen. Alternativ oder ergänzend kann der Anschlussport 5 durch Anschließen eines Luer-Funktionsteils eingesetzt sein, das ebenfalls Teil des Infusionssystems oder eines medizinisches Transfusionssystems sein kann. Es ist daher möglich, über die Anschlussvorrichtung gemäß 1 das Fluidspeicherbehältnis 1 permanent oder zeitweise mit einem Luer-Funktionsteil des medizinischen Infusionssystems zu verbinden. Ein entsprechendes Anschließen oder Entfernen eines Luer-Funktionsteils ist für medizinisches Pflegepersonal in besonders einfacher Weise ohne Verletzungsgefahr realisierbar.