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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines Radarsystems eines Kraftfahrzeugs. Die Erfindung betrifft ferner eine Vorrichtung zum Betreiben eines Radarsystems eines Kraftfahrzeugs.
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Stand der Technik
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Kommende Fahrzeuggenerationen werden im Hinblick auf Verkehrssicherheit und autonomes Fahren zunehmend mit Radarsensoren ausgestattet. Bei hoher Verkehrsdichte und vielen verbauten Radarsystemen ist davon auszugehen, dass ein Radarsystem neben den selbst gesendeten Signalen auch Signale verschiedener anderer Radarsysteme empfängt. Senden die Systeme in überlappenden Frequenzbereichen, kann sich ein Fremdsignal als Störleistung in die Zielantwort des eigenen Signals abbilden. Die Störung eines Radarsystems durch ein anderes Radarsystem wird als Interferenz bezeichnet.
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US 2006/0125682 A1 offenbart ein Verfahren, das über Sprünge im Zeitsignal oder dessen Ableitung Start und Ende einer Interferenz erkennen soll. Als Gegenmaßnahme wird so genanntes „Zero-padding“ und anschließende Rekonstruktion des Nutzsignals durch eine Kurvenanpassung oder Verwendung eines Mittelwerts durchgeführt. Nachteilig kann durch diese Maßnahmen jedoch ein Teil vom Nutzsignal verloren gehen.
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Offenbarung der Erfindung
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Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein verbessertes Verfahren zum Betreiben eines Radarsystems eines Kraftfahrzeugs bereitzustellen.
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Die Aufgabe wird gemäß einem ersten Aspekt gelöst mit einem Verfahren zum Betreiben eines Radarsystems eines Kraftfahrzeugs, aufweisend die Schritte:
- – Empfangen eines Empfangssignals;
- – Ableiten des Empfangssignals nach der Zeit;
- – Ermitteln von Parametern eines Interferenzsignals aus dem abgeleiteten Empfangssignal;
- – Rekonstruieren des Interferenzsignals aus den Parametern; und
- – Eliminieren des Interferenzsignals aus dem Empfangssignal.
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Gemäß einem zweiten Aspekt wird die Aufgabe gelöst mit einer Vorrichtung zum Betreiben eines Radarsystems eines Kraftfahrzeugs, aufweisend:
- – eine Differenziereinrichtung zum Ableiten des Empfangssignals nach der Zeit;
- – eine Ermittlungseinrichtung zum Ermitteln von Parametern des abgeleiteten Empfangssignals, wobei die Parameter ein Maß für eine zeitliche Ableitung eines Phasengangs des Interferenzsignals darstellen;
- – eine Rekonstruiereinrichtung zum Rekonstruieren des Interferenzsignals aus den Parametern; und
- – eine Eliminiereinrichtung zum Eliminieren des Interferenzsignals aus dem Empfangssignal.
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Vorteilhafte Weiterbildungen des Verfahrens und der Vorrichtung sind Gegenstand von abhängigen Ansprüchen.
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Eine vorteilhafte Weiterbildung des Verfahrens sieht vor, dass die Parameter des Interferenzsignals aus Extremwerten des abgeleiteten Empfangssignals ermittelt werden, wobei aus den Extremwerten eine Gerade ermittelt wird, die ein Maß für eine zeitliche Ableitung eines Phasengangs des Interferenzsignals ist. Auf diese Weise kann ein repräsentatives Abbild für das im Empfangssignal enthaltene Interferenzsignal gebildet werden.
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Eine weitere vorteilhafte Weiterbildung des Verfahrens sieht vor, dass eine Amplitude des Interferenzsignals aus Mittelwerten der Extremwerte des Empfangssignals ermittelt wird. Auf diese Weise kann eine Amplitude des Interferenzsignals durch einen Schätzprozess ermittelt werden.
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Eine weitere vorteilhafte Weiterbildung des Verfahrens sieht vor, dass eine Steigung und ein Achsenabschnitt der Geraden ermittelt werden. Auf diese Weise kann die zeitliche Ableitung des Phasengangs ermittelt werden, mit deren Hilfe das Interferenzsignal rekonstruiert wird, um daraus ein vom störenden Interferenzsignal bereinigtes Nutzsignal zu ermitteln.
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Eine weitere vorteilhafte Weiterbildung des Verfahrens sieht vor, dass das Radarsystem einen IQ-Mischer aufweist, wobei zur Ableitung des Empfangssignals für jeden Pfad des IQ-Mischers eine Differenziereinrichtung verwendet wird, wobei mittels einer Ermittlungseinrichtung die Parameter der Geraden der zeitlichen Ableitung des Phasengangs des Interferenzsignals ermittelt werden, wobei die für jeden Pfad des IQ-Mischers abgeleiteten Anteile des Empfangssignals mit der zeitlichen Ableitung des Phasengangs gewichtet werden, und wobei für jeden Pfad des IQ-Mischers die Nutzanteile des Empfangssignals ermittelt werden. Vorteilhaft muss auf diese Weise kein Nullphasenwinkel des Phasengangs bestimmt werden.
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Eine weitere vorteilhafte Weiterbildung des Verfahrens sieht vor, dass die Ermittlungseinrichtung nur für einen Signalpfad des IQ-Mischers vorgesehen ist. Auf diese Weise kann ein Hardwareaufwand des Radarsystems vorteilhaft gering gehalten werden.
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Eine weitere vorteilhafte Weiterbildung sieht vor, dass eine Ermittlung eines Nullphasenwinkels des Phasengangs des Interferenzsignals durchgeführt wird. Auf diese Weise kann eine Rekonstruktion des Nutzsignals auch ohne Vorhandensein eines IQ-Mischers durchgeführt werden.
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Die Erfindung wird nachfolgend mit weiteren Merkmalen und Vorteilen anhand von mehreren Figuren im Detail beschrieben. Dabei bilden alle in der Beschreibung und in den Figuren offenbarten Merkmale den Gegenstand der Erfindung, unabhängig von ihrer Rückbeziehung in den Patentansprüchen. Die Figuren dienen vor allem einer Erläuterung der erfindungswesentlichen Prinzipien. Gleiche bzw. funktionsgleiche Elemente sind mit gleichen Bezugszeichen versehen.
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In den Figuren zeigt:
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1 ein Blockschaltbild eines konventionellen Radarsystems;
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2 eine Darstellung eines Sendesignals des Radarsystems mit einem störenden Signal eines anderen Radarsystems;
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3 eine Darstellung von Interferenz in einem Empfangssignal des Radarsystems;
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4a ein Blockschaltbild einer ersten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung;
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4b ein Blockschaltbild einer zweiten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung;
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5 eine prinzipielle Darstellung eines Empfangssignals und dessen zeitliche Ableitung;
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6 zeitliche Verläufe eines Empfangssignals und eines rekonstruierten Interferenzsignals;
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7 ein von einem Interferenzsignal bereinigtes Nutzsignal;
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8a ein Frequenzspektrum vor der Anwendung des Verfahrens; und
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8b ein Frequenzspektrum nach der Anwendung des Verfahrens.
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Beschreibung von Ausführungsformen
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1 zeigt ein Blockschaltbild eines konventionellen frequenzmodulierten Dauerstrich-Radarsystems (engl. frequency modulated continuous wave radar, FMCW). Dabei ist ein Generator 10 vorgesehen, der ein Sendesignal an einen Leistungsteiler 20 zuführt. Vom Leistungsteiler 20 wird das Signal zur Hälfte an eine Sendeantenne 30 und zur Hälfte an einen Mischer 60 zugeführt. Ein von Zielen reflektiertes Empfangssignal wird von einer Empfangsantenne 40 empfangen und wird einem HF-Vorverstärker 50 und in weiterer Folge einem Mischer 60 zugeführt. Mittels des Mischers 60 werden das Sendesignal und das Empfangssignal miteinander multipliziert, wobei das Ergebnis zum Filtern an ein Filter 70, z.B. in Form eines Tiefpasses zugeführt wird. Von dort gelangt das gefilterte Signal an einen Basisbandverstärker 80, einen Analog-Digital-Wandler 90 und in weiterer Folge über eine Schnittstelle an einen Computer (nicht dargestellt). Mit einem derartigen FMCW-Radarsystem ist es im Automotive Bereich z.B. möglich, Entfernung, Richtung und Geschwindigkeit von Zielen zu bestimmen.
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Im Folgenden wird die gegenseitige Störung von linear frequenzmodulierten Dauerstrichradaren (LFMCW Radare) betrachtet.
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2 zeigt in einem Zeit-Frequenz-Diagramm mehrere Rampen fego des Sendesignals, z.B. als Signal mit einer Chirp-Sequence-Modulation, die mit einem Stör- bzw. Interferenzsignal sInt, das z.B. von einem Radarsystem eines anderen Kraftfahrzeugs ausgesendet wird, in einem definierten Bereich interferiert. Ein links und rechts von den Senderampen fego gestrichelt begrenzter Bereich repräsentiert eine Empfangsbandbreite des Radarsystems, wobei ein von einem Ziel reflektiertes Signal (nicht dargestellt) einen parallel zur Senderampe fego innerhalb der Empfangsbandbreite angeordneten Signalverlauf aufweist, wobei das reflektierte Signal gegenüber der Senderampe fego zeitlich verzögert ist.
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Jeweils rechts und links von den Senderampen fego des Sendesignals gestrichelte Linien verdeutlichen eine Wirkung des Filters 70 des Radarsystems von 1, sodass es lediglich in den mit Kreisen verdeutlichten Bereichen zu einer Interferenzwirkung des Sendesignals mit dem Interferenzsignal sInt kommen kann. Die Interferenz im Empfangssignal des Radarsystems besitzt eine Symmetrie zur Mitte des Interferenzintervalls, falls sich die Frequenzrampen von zwei FMCW-Radaren schneiden. Voraussetzung für eine Interferenzwirkung ist somit eine wenigstens unterschiedliche Steigung der Modulation des sendenden und des interferierenden Signals.
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Dies kann sich in einem erhöhten Rauschen im Frequenzspektrum bzw. einer verringerten Sensibilität bei der Zieldetektion auswirken. Für die genannte Symmetrie muss die Frequenzrampe des störenden Radarsignals vollständig innerhalb der Empfangsbandbreite, die in 2 mit zwei gestrichelten Linien angedeutet ist liegen, wenn die Interferenz zu Beginn oder gegen Ende des Nutzsignals eintritt, ist das unwahrscheinlich. Dann stört die Interferenz wegen der Fensterung (zum Beispiel mit Henning-Fenster) der Messdaten aber ohnehin nicht so stark, da Werte am Rand der Rampe nur schwach gewichtet werden.
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Die Ursache der Symmetrie ist der Phasengang φ
int(t) des Interferenzsignals s
Int über die Gesamtdauer der Interferenz T
int, der sich mathematisch folgendermaßen darstellen lässt:
- φint(t)
- Phasengang des Interferenzsignals
- fInt(t)
- Frequenz des Interferenzsignals sInt
d.h. über den gesamten Interferenzzeitraum TInt betrachtet summiert sich die Phasenänderung zu Null. Der Frequenzgang fInt(t) des heruntergemischten Interferenz- bzw. Störsignals fInt ergibt sich aus der Differenz des Störsignals sInt und des Sendesignals innerhalb der in 2 mit Kreisen verdeutlichten Empfangsbandbreite.
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Hinsichtlich der Stelle fInt(TInt/2) = 0 (Schnittpunkt von Interferenzsignal und Sendesignal) besteht eine Achsensymmetrie. Wird das Signal differenziert, entsteht ein ursprungssymmetrisches Signal, wobei die Mitte der Interferenzdauer TInt den Ursprung bildet. Das ist äquivalent dazu, dass ein achsensymmetrischer Cosinus abgeleitet einen ursprungssymmetrischen negativen Sinus ergibt.
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3 zeigt Auswirkungen der Interferenz auf das Zeitsignal einer Frequenzrampe fego des Sendesignals des eigenen Radars. Erkennbar ist, dass auf einem Großteil der Zeitachse ein amplitudenmäßig geringes Signal auftritt. In einem Bereich der Zeitachse zwischen ca. 180 und ca. 270 (qualitative Zeitangaben) ist hingegen ein erhöhter Amplitudenverlauf erkennbar, was durch eine Interferenzwirkung des Sendesignals mit einem Sendesignal eines anderen Radarsystems verursacht wird.
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Es wird nunmehr vorgeschlagen, das empfangene Zeitsignal zu differenzieren und aus dieser zeitlichen Ableitung Informationen über die konkrete Beschaffenheit (Frequenzgang) des heruntergemischten Interferenzsignals zu erhalten. Diese werden genutzt, um damit auf den Interferenzanteil im empfangenen Zeitsignal zurückzuschließen und ihn daraus zu entfernen bzw. zu reduzieren. Es handelt sich im Ergebnis also um ein System zur Reparatur des einfallenden Zeit- bzw. Empfangssignals sein(t).
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Das Empfangssignal s
ein(t) des Radarsystems lässt sich in allgemeiner Form mathematisch folgendermaßen darstellen:
- sein(t)
- gesamtes Empfangssignal
- sN
- Nutzsignal
und bildet damit eine Überlagerung aus Nutzsignalen sNutz und Interferenzsignalen sInt.
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Im Folgenden wird eine Einschränkung auf ein einzelnes Interferenzsignal sInt betrachtet, wobei das Vorgehen auch auf Systeme mit mehreren Interferenzsignalen angewendet werden kann. Interferenzsignale sInt lassen sich im Zeitbereich mathematisch folgendermaßen darstellen: sInt = AInt·cosφInt(t) (3)
- sInt
- Interferenzsignal
- AInt
- Amplitude des Interferenzsignals
- φInt(t)
- Phasengang des Interferenzsignals
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Der Phasengang φ
Int(t) des Interferenzsignals s
Int resultiert aus der Differenz der Frequenzrampen von Empfangssignal s
ein und Interferenzsignal s
Int gemäß folgender mathematischer Beziehung:
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Mit den Parametern:
- TInt
- Zeitliche Dauer des Interferenzsignals innerhalb der Empfangsbandbreite
- B
- Frequenzhub der gesendeten Frequenzrampe
- BInt
- Frequenzhub der Frequenzrampe des Interferenzsignals
- Tc
- Zeitliche Dauer der gesendeten Frequenzrampe
- Tc,Int
- Zeitliche Dauer des Interferenzsignals
- fc,Int
- Trägerfrequenz des Interferenzsignals
- fc,ego
- Trägerfrequenz des Sendesignals
- Δt
- Zeitliche Verschiebung von Interferenz- und Sendesignal
- φi
- Nullphasenwinkel einer Zielantwort
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Nutzsignale sN lassen sich als Schwingungen konstanter Frequenz mathematisch folgendermaßen beschreiben: sN,i = AN,i·cos(2πfbeat,i·t + φi) (5)
- fbeat,i
- Konstante Frequenz der i-ten Zielantwort nach Heruntermischen
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4a veranschaulicht in funktionaler Weise eine erste Ausführungsform einer Vorrichtung 100 zum Betreiben eines Radarsystems eines Kraftfahrzeugs. Erkennbar ist, dass ein Q-Anteil und ein I-Anteil des Empfangssignals sein für einen IQ-Mischer an die Vorrichtung 100 zugeführt werden. Mittels einer Differenziereinrichtung 110 wird jeweils eine zeitliche Ableitung des I-Anteils und des Q-Anteils des Empfangssignals sein vorgenommen.
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Wird die zeitliche Ableitung des Empfangssignals s
ein gebildet, kann Information über die störende Interferenz gemäß der folgenden mathematischen Beziehungen gewonnen werden:
- φ .Int(t)
- Zeitliche Ableitung des Phasengangs des Interferenzsignals
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φ .Int(t) hat die Form einer Geraden, deren Parameter aus dem abgeleiteten Empfangssignal sein bestimmt werden können. Dazu können Spitzen- bzw. Extremwerte oberhalb bzw. unterhalb eines bestimmten Schwellwerts, da das Interferenzsignal sInt und dessen Ableitung eine höhere Amplitude als die Nutzsignale haben, aufgelistet werden. Deren Mittelwert vor der Ableitung liefert die Amplitude AInt des Interferenzsignals sInt, die Extremwerte im abgeleiteten Eingangssignal sein können zur Bestimmung der Parameter der Geraden und damit zur Bestimmung von φ .Int(t) genutzt werden. Dabei wird durch die Extremwerte eine Gerade gelegt, für die es zwei mögliche Lösungen gibt, die sich um den Faktor –1 unterscheiden (unterschiedliche Steigungen). Die „falsche“ Gerade, d.h. die Gerade mit der „falschen“ Steigung führt zu einer Erhöhung der Störleistung und kann daher als unplausibel ignoriert werden. Sie kann zum Beispiel durch Vergleich der Extremwerte des rekonstruierten Interferenzsignals sInt mit den gemessenen Extremwerten im Empfangssignal sein erkannt werden.
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Die Ermittlung erfolgt dabei mittels einer Ermittlungseinrichtung 120. Die Ermittlung der Parameter muss dabei jeweils nur für eine Signalkomponente I, Q durchgeführt werden, wobei die Resultate der Parameterermittlung in einem Schritt 130 mittels einer Multipliziereinrichtung 130 mit der abgeleiteten Signalkomponente multipliziert wird.
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Mittels einer Eliminiereinrichtung 140 (Summierer) wird das gewichtete Ergebnis mit dem Q-Anteil summiert und daraus das Nutzsignal sN erhalten. Mittels einer Kontrolleinrichtung 160 wird danach noch geprüft, ob der Interferenzanteil im Empfangssignal sein erhöht oder erniedrigt ist. Für den Fall, dass der Interferenzanteil erhöht ist, wurde die falsche Gerade verwendet, so dass zur Bildung des Nutzsignals sN die andere Gerade verwendet werden muss. Im Ergebnis liegt damit ein repariertes Eingangssignal vor, welches von Interferenzanteilen bereinigt wurde. Für den Q-Pfad ist die Vorgehensweise identisch, wobei als Eliminiereinrichtung 141 ein Subtrahierer 141 verwendet wird.
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Wie in 5 dargestellt, ist in ungestörten Bereichen I des Empfangssignals sin die zeitliche Ableitung der Nutzsignale sN sehr klein im Vergleich zur Ableitung eines interferenzbehafteten Empfangssignals sin im Abschnitt II. Interferenz tritt also ausschließlich im Bereich II auf. Das differenzierte Cosinus-Signal wird nun derart gewichtet, dass der Interferenzanteil denselben Amplitudenverlauf wie im Sinus-Signal aufweist. Die Gewichtung muss also (φ .Int(t))–1 betragen, was einen Verlauf ähnlich f(x) = x–1 hat. Da (φ .Int(t))–1 für die Mitte der Interferenzdauer gegen Unendlich tendiert, sollte im System dafür eine Obergrenze gesetzt werden. Das gewichtete Signal wird schließlich vom Sinussignal subtrahiert.
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Die Ableitung der I-Komponente des Empfangssignals sin lässt sich folgendermaßen mathematisch darstellen: d / dtΣsNutz + d / dtsInt ≈ –AIntφ .Int(t)·sin(φInt(t)) (8)
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Für die Q-Komponente des Empfangssignals sin gilt: ΣAi·sin(fit + φi) + AInt·sin(φInt(t)) (9)
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Summe und Gewichtung mit (φ .Int(t))–1 führen zu: ΣAi·sin(fit + φi) + AInt·sin(φInt(t)) – (φ .Int(t))–1·AIntφ .Int(t)·sin(φInt(t)) = sN (10)
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Auf diese Weise wurde im Ergebnis das Empfangssignal sein vom Interferenzanteil bzw. -signal sInt bereinigt, sodass ein störungsfreies Nutzsignal sN bereitgestellt wird. Bis zu einem gewissen Grad liegt auch ein Verlust an Nutzsignal sN vor, da die gewichtete I-Komponente noch Teile vom Nutzsignal sN beinhaltet.
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Vorteilhaft ist bei der Vorrichtung 100 von 4a eine hohe Genauigkeit der Parameterschätzung nicht zwingend erforderlich, um die Terme derart zu überlagern, dass bei den Interferenzanteilen eine Auslöschung der Amplituden auftritt. Außerdem muss bei dieser Variante vorteilhaft kein Nullphasenwinkel des Phasengangs bestimmt werden.
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Eine zweite Ausführungsform der Vorrichtung 100 ist in 4b schematisch dargestellt. In diesem Fall wird kein IQ-Mischer im Radarsystem verwendet, wobei das Interferenzsignal sInt aus Amplitude und Frequenz des Empfangssignals sin nachgebildet und vom Empfangssignal sin subtrahiert wird. Die Differenziereinrichtung 110 ist dieselbe wie in der Ausführungsform der Vorrichtung 100 von 4a, ebenso die Ermittlungseinrichtung 120. Zusätzlich zur Steigung und zum Achsenabschnitt der Gerade ist in diesem Fall noch der Nullphasenwinkel des Phasengangs zu bestimmen, zum Beispiel durch Ermittlung der Phasenlage des Empfangssignals sin in der Mitte der Interferenzdauer Tint (ca. Mitte des Abschnitts II von 5). Eine zeitliche Dauer der Interferenz wird entweder über die äußersten gesammelten Spitzenwerte bei der Schwellwertdetektion festgestellt oder über die aufgrund der limitierten Empfangsbandbreite höchste vorkommende Frequenz. Da der Frequenzgang des Filters 70 Einfluss auf das Empfangssignal sein nimmt, kann Vorwissen über diesen genutzt werden, um eine Genauigkeit der Vorrichtung 100 zu verbessern.
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Anhand von nachfolgend in Figuren dargestellten Messdaten kann erkannt werden, dass schneidende Interferenzrampen im Zeitbereich tatsächlich wie in der Simulation von 3 aussehen. Bisherige Veröffentlichungen zeigen Interferenzen, bei denen nur wenige (ca. 3 bis 5) Signalwerte von der Interferenz beeinflusst werden. Der Unterschied im erfindungsgemäßen Verfahren wird auf die mit der hohen Steilheit der Frequenzrampen verbundene hohe Empfängerbandbreite und Abtastrate zurückgeführt, die insbesondere bei einer Chirp-Sequence-Modulation verwendet werden. Daher kann angenommen werden, dass das erfindungsgemäße Verfahren für die Chirp-Sequence-Modulation besonders gut geeignet ist.
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Für Messzyklen mit auftretender Interferenz wurde versucht, das Störsignal durch die Schätzung mittels der Vorrichtung 100 in 4b zu rekonstruieren.
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In 6 ist das Empfangssignal sin durchgezogen und das aus der Ableitung des Empfangssignals sein rekonstruierte Interferenzsignal strichliert dargestellt.
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In 7 ist das gemessene Empfangssignal sin und die Differenz aus Empfangssignal sein und dem rekonstruierten Interferenzsignal sInt als Nutzsignal sN dargestellt. Vorzugsweise sollte die Schätzung der Parameter sehr genau sein, um eine sinnvolle Rekonstruktion durchzuführen.
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8a zeigt ein Frequenzspektrum eines Radarsystems vor der Reparatur mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens. Erkennbar ist ein hoher Rauschanteil im Spektrum, wobei keine nahen Ziele vorhanden sind.
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8b zeigt das Frequenzspektrum nach der Reparatur. Im Zentrum des Spektrums ist erkennbar, dass das Rauschen und ca. 10 dB gesunken ist, ferner sind auch einzelne Ziele als Linien erkennbar. Dadurch soll angedeutet werden, dass durch das Entfernen des Interferenzanteils der Rauschanteil im Empfangssignal vermindert werden kann.
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Vorteilhaft kann die Vorrichtung 100 im Radarsystem als ein Softwareprogramm realisiert sein. Denkbar ist jedoch auch, die Vorrichtung 100 als ein Softwareprogramm in einem oder mehreren Steuergeräten eines Kraftfahrzeugs zu implementieren.
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Zusammenfassend werden mit der vorliegenden Erfindung ein Verfahren und eine Vorrichtung vorgeschlagen, mit denen ein störender Interferenzanteil aus einem Empfangssignal eines Radarsystems eliminiert werden kann. Dadurch kann eine Detektionsgenauigkeit erhöht und ein Signal-Rausch-Abstand von empfangenen Signalen verbessert sein.
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Obwohl die Erfindung vorgehend anhand von konkreten Ausführungsbeispielen beschrieben worden ist, ist sie nicht darauf beschränkt. Der Fachmann kann somit auch vorgehend nicht offenbarte Ausführungsformen realisieren, ohne vom Kern der Erfindung abzuweichen.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- US 2006/0125682 A1 [0003]