DE102012221714A1 - Verfahren zur Fehleroffenbarung bei einem Stellwerksrechnersystem und Stellwerksrechnersystem - Google Patents
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Fehleroffenbarung bei einem Stellwerksrechnersystem mit einem Bedienkanal (1a; 9), dessen Eingangssignale signaltechnisch sichere Zustandsmeldungen einer Eisenbahnsicherungsanlage (2) repräsentieren und dessen Ausgangssignale zur Bedienung mindestens eines Elementes, beispielsweise eines Lichtsignals (5), der Eisenbahnsicherungsanlage (2) ausgebildet sind und auf einem Display (8) visualisiert werden sowie ein Stellwerksrechnersystem zur Durchführung des Verfahrens. Um unnötige Pixelauswertungen des Displays (8) zu vermeiden, ist vorgesehen, dass zur Anzeigesicherung, insbesondere im Rahmen von Hilfsbedienungen, die für das zu prüfende Element relevanten Pixeldaten des Displays (8) mit den elementspezifischen Prozessdaten eines Prozessabbildes (29) der signaltechnisch sicheren Zustandsmeldungen eines Referenzsystems (10) verglichen werden.
Description
- Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Fehleroffenbarung bei einem Stellwerksrechnersystem mit einem Bedienkanal, dessen Eingangssignale signaltechnisch sichere Zustandsmeldungen einer Eisenbahnsicherungsanlage repräsentieren und dessen Ausgangssignale zur Bedienung mindestens eines Elementes, beispielsweise eines Lichtsignals, der Eisenbahnsicherungsanlage ausgebildet sind und auf einem Display visualisiert werden sowie ein Stellwerksrechnersystem zur Durchführung des Verfahrens.
- Im Rahmen von Hilfsbedienungen an dem Stellwerksrechnersystem ist sicherzustellen, dass die Entscheidungsgrundlage, das heißt das Meldebild auf dem Display, das dem Bediener angezeigt wird, dem tatsächlichen Zustand der Eisenbahnsicherungsanlage, auch Außenanlage genannt, entspricht.
- Bei einem bekannten derartigen System, das in
1 dargestellt ist, sind dazu ein Bedienkanal1a und ein Referenzkanal1b vorgesehen. Diese Rechnerkanäle1a und1b verarbeiten die Informationen einer Eisenbahnsicherungsanlage2 , welche eine sichere Meldequelle3 , beispielsweise ein ESTW – elektronisches Stellwerk – darstellt. Beide Rechnerkanäle, das heißt der Bedienkanal1a und der Referenzkanal1b sind hinsichtlich ihrer Eingangssignale und verwendeten Algorithmen identisch. Mittels einer Funktionalität für Zustandsanzeige/Bedienung4a beziehungsweise4b wird auf jedem Rechnerkanal1a und1b der Zustand der Eisenbahnsicherungsanlage2 zusammen mit dem zu bedienenden Element, hier ein Lichtsignal5 , als Zustandsbild6a und als Referenzbild6b dargestellt, wobei bei fehlerfreier Signalverarbeitung das Referenzbild6b mit dem Zustandsbild6a übereinstimmt. Um diese Übereinstimmung festzustellen, werden von der Zustandsanzeige/Bedienung4a über das Zustandsbild6a eine Prüfsumme ermittelt und von der Zustandsanzeige/Bedienung4b über das Referenzbild6b eine Prüfsumme ermittelt. Die Prüfsumme des Referenzbildes6b wird an die Zustandsanzeige/Bedienung4a des Bedienkanals1a übermittelt7 , welcher dann beide Prüfsummen im Rahmen der Hilfsbedienung an die Eisenbahnsicherungsanlage2 zum Vergleich übermittelt. Nur das Zustandsbild6a wird auf einem Display8 dargestellt. Derartige Tests werden zyklisch im Hintergrund durchgeführt, um frühzeitig nicht korrekte Arbeitsweise, zum Beispiel eingefrorene Bildpixel, auf einem der Rechnerkanäle1a oder1b zu erkennen und Fehler zu offenbaren. - Auch bekannte Verfahren, bei denen ein Display aus zwei Quellen angesteuert wird, oder ein Bildvergleich mittels DVI – Digital Visual Interface – Abgriffs sind lediglich Varianten dieses Grundprinzips.
- Das primäre Ziel aller dieser Verfahren ist es, dem Bediener eine möglichst sichere Entscheidungsgrundlage in kritischen Situationen anzubieten. Die Bildsicherung beruht hierbei prinzipiell auf dem Vergleich zweier Bilder, nämlich dem Bild auf dem Display, das dem Bediener zur Verfügung gestellt wird, und dem Bild eines Referenzsystems, welches dieselbe Darstellung erzeugt. Bei diesen Verfahren wird immer das vollständige Displaybild pixelgenau geprüft. Es wird folglich ein deutlich größerer Bildbereich als notwendig geprüft und mögliche Fehler in einem weniger relevanten oder sogar irrelevanten Bildbereich des Displays können eine Kommandofreigabe verhindern.
- Nachteilig ist neben den Hintergrundtests sämtlicher Bildpixel vor allem der erhebliche Aufwand für den Prüfsummenvergleich. Damit verbunden sind sehr hohe SIL-Anforderungen an die Einzelsysteme. Die Sicherheitsstufen SIL sind in der CENELEC-Norm EN50129 von SIL0 – signaltechnisch nicht sicher – bis SIL4 – signaltechnisch hochgradig sicher – definiert.
- Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und ein Stellwerksrechnersystem gattungsgemäßer Art anzugeben, welche bei hochgradig sicherer Fehleroffenbarung irrelevante Pixelfehler tolerieren und eine höhere Verfügbarkeit aufweisen, wobei möglicht niedrige SIL-Anforderungen anzustreben sind.
- Verfahrensgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, dass zur Anzeigesicherung bei Einleitung der Bedienung elementspezifische Pixeldaten des Displays mit elementspezifischen Prozessdaten eines Prozessabbildes der signaltechnisch sicheren Zustandsmeldungen eines Referenzsystems verglichen werden.
- Dazu dient gemäß Anspruch 2 ein Stellwerksrechnersystem, bei dem ein Referenzsystem mit einem Rücklesekanal zum Rücklesen elementspezifischer Pixeldaten zu sichernder Elemente des Displays und einem Logikkanal zum Erzeugen und Speichern elementspezifischer Prozessdaten eines Prozessabbildes der signaltechnisch sicheren Zustandsmeldungen der Eisenbahnsicherungsanlage vorgesehen ist, wobei die Pixeldaten und die Prozessdaten einem Vergleicher einer die signaltechnisch sicheren Zustandsmeldungen erzeugenden Meldequelle zugeführt sind.
- Auf diese Weise erhält der Bediener eine gesicherte Entscheidungsgrundlage, bei der das Sicherungsverfahren wesentlich vereinfacht und tolerant gegen unwesentliche Pixelfehler ist. Die Systementwicklungskosten reduzieren sich, da die SIL-Anforderungen weitgehend in das Referenzsystem als eigenständige Komponente verlagert werden. Im Idealfall ist für den Bedienkanal lediglich ein SIL-Level von 0 erforderlich und für das Referenzsystem ein SIL-Level < 4, abhängig von der erforderlichen Sicherheit des Gesamtsystems. Das beanspruchte Verfahren, bei dem das Referenzsystem nur den Bildanteil der für die Bedienung relevanten Elemente und nur deren für den Elementzustand signifikanten Pixel auswertet, ist insgesamt deutlich weniger anfällig gegen Pixelfehler als die bekannten Verfahren. Dadurch erhöht sich die Verfügbarkeit des Gesamtsystems. Vorteilhaft ist weiterhin, dass die Software des Bedienkanals wegen des niedrigen Sicherheitslevels einfacher getauscht werden kann, ohne die Systemzulassung zu gefährden.
- Gemäß Anspruch 3 ist eine Datenverbindung zwischen dem Bedienkanal und dem Referenzsystem vorgesehen, welche zur Übergabe der Elementspezifika, wie beispielsweise Elementname, Koordinaten und Ausdehnung, der zu prüfenden Elemente von dem Bedienkanal an das Referenzsystem dient. Das durch den Bedienkanal erzeugte und auf dem Display angezeigte Bild wird gesichert, indem das Referenzsystem von Bedienkanal die notwendigen Informationen zur Elementbedienung anfordert und die vom Display rückgelesenen elementspezifischen Pixeldaten mit den im eigenen Logikkanal geführten Prozesszustandsdaten vergleicht.
- In einer besonders zu bevorzugenden Ausführungsform gemäß Anspruch 4 ist vorgesehen, dass der Rücklesekanal zur Ausgabe von Prüfsummen, die aus Pixeldaten ermittelt werden, und der Logikkanal zur Ausgabe von Prüfsummen, die aus Prozessdaten, das heißt Zustandsmeldungen der sicheren Meldequelle, ermittelt werden, ausgebildet sind. Die beiden Prüfsummen werden durch das Referenzsystem in der für den Kommandofreigabeprozess üblichen Weise an die sichere Meldequelle, beispielsweise ESTW – Elektronisches Stellwerk – oder ETCS – European Train Control System –, übertragen, um dort miteinander verglichen zu werden.
- Nachfolgend wird die Erfindung anhand figürlicher Darstellungen näher erläutert. Es zeigen:
-
1 ein Stellwerksrechnersystem bekannter Bauart und -
2 ein erfindungsgemäßes Stellwerkrechnersystem. -
1 veranschaulicht die übliche Bauart einer Stellwerksanlage, die bereits weiter oben beschrieben wurde. - Gleiche Bezugszeichen kennzeichnen in beiden Figuren gleichartige Baugruppen.
- Anstelle im Wesentlichen identische Rechnerkanäle
1a und1b gemäß1 sind erfindungsgemäß ein als Bedienkanal9 fungierender erster Rechnerkanal und ein Referenzsystem10 vorgesehen, die sehr unterschiedliche Algorithmen für sehr unterschiedliche Aufgabenstellungen verwenden. - Das Beispiel bezieht sich wiederum auf die Bedienung des Lichtsignals
5 . Der Bedienkanal9 erzeugt aus den signaltechnisch sicheren Meldungen der Eisenbahnsicherungsanlage2 mittels einer projektierten11 Stellwerkslogik12 ein Prozessabbild13 , welches über eine projektierte14 Ausleuchtlogik15 zur Visualisierung16 auf dem Display8 konditioniert wird. Die Bedienung, um zum Beispiel das Lichtsignal5 von HALT auf FAHRT zu stellen, muss als Hilfsbedienung ausgeführt werden, weil das ESTW ansonsten seine Sicherheitsregeln verletzen würde. Die Hilfsbedienung wird durch den Bedienkanal9 an das ESTW gesendet. - Die für die Hilfsbedienung notwendige Anzeigesicherung wird durch das Referenzsystem
10 durchgeführt. Dazu werden von dem Referenzsystem10 über eine Datenverbindung17 von dem Bedienkanal9 Elementspezifika der für die Bedienung relevanten Elemente zum Beispiel die des bedienten Lichtsignals5 , insbesondere Name, Monitorposition, Elementausrichtung und -ausdehnung, angefordert und übertragen. Aufgrund dieser Informationen liest ein Rücklesekanal18 des Referenzsystems10 den Bildausschnitt des Displays8 aus, der das zu prüfende Element, hier das Lichtsignal5 , visualisiert. Die entsprechenden Bildpixel werden in einen elementspezifischen Pixelpuffer19 übertragen und mittels einer elementspezifischen Pixelmask20 von einem Wandler21 in normierte logische Prozesszustände22 der Elemente gewandelt, aus denen Prüfsummen23 gebildet werden. - In einem Logikkanal
24 werden Elementzustandsmeldungen25 der sicheren Meldequelle3 der Eisenbahnsicherungsanlage2 durch einen Wandler26 mit Hilfe der projektierten Stellwerkslogik27 in den normierten logischen Prozesszustand28 des Elements gewandelt und dann in einem Prozessabbild29 gespeichert. Über die Prozesszustandsdaten der zu prüfenden Elemente wird eine Prüfsumme30 gebildet. - Die Prüfsumme
23 , welche aus den Pixeldaten hervorgeht und die Prüfsumme30 , welche aus den gelesenen Prozesszuständen des Prozessabbilds hervorgeht, werden in den signaltechnisch sicheren Bereich der Stellwerksanlage übertragen und dort miteinander verglichen. Nur bei Übereinstimmung der beiden Prüfsummen23 und30 kann davon ausgegangen werden, dass die Signalverarbeitung in dem Bedienkanal9 fehlerfrei abgelaufen ist und das Display8 in den relevanten Pixelbereichen fehlerfrei ist, so dass die Kommandofreigabe erfolgen kann. Bei diesem Sicherungsverfahren werden die für die momentane Bedienhandlung nicht erforderlichen Pixelbereiche des Displays8 ignoriert, wodurch sich eine hohe Verfügbarkeit des Gesamtsystems ergibt. - Durch das Zusammenspiel von Bedienkanal
9 und Referenzsystem10 mit den beiden unabhängigen Kanälen18 für die Pixelauswertung und24 für die Prozessauswertung ergibt sich eine sehr hohe signaltechnische Sicherheit, wobei der durch das Referenzsystem10 gesicherte Bedienkanal9 ein Sicherheitslevel von SIL0 aufweisen kann. Dadurch beschränkt sich der Funktionsumfang mit SIL > 0 auf das Referenzsystem10 und kann – bezogen auf das Gesamtsystem – gegenüber der in1 veranschaulichten bekannten Ausführungsform deutlich reduziert werden. - ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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- Zitierte Nicht-Patentliteratur
-
- CENELEC-Norm EN50129 [0006]
Claims (4)
- Verfahren zur Fehleroffenbarung bei einem Stellwerksrechnersystem mit einem Bedienkanal (
1a ;9 ), dessen Eingangssignale signaltechnisch sichere Zustandsmeldungen einer Eisenbahnsicherungsanlage (2 ) repräsentieren und dessen Ausgangssignale zur Bedienung mindestens eines Elementes, beispielsweise eines Lichtsignals (5 ), der Eisenbahnsicherungsanlage (2 ) ausgebildet sind und auf einem Display (8 ) visualisiert werden, dadurch gekennzeichnet, dass zur Anzeigesicherung elementspezifische Pixeldaten des Displays (8 ) mit elementspezifischen Prozessdaten eines Prozessabbildes (29 ) der signaltechnisch sicheren Zustandsmeldungen eines Referenzsystems (10 ) verglichen werden. - Stellwerksrechnersystem zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass ein Referenzsystem (
10 ) mit einem Rücklesekanal (18 ) zum Rücklesen elementspezifischer Pixeldaten zu sichernder Elemente des Displays (8 ) und einem Logikkanal (24 ) zum Erzeugen und Speichern elementspezifischer Prozessdaten eines Prozessabbildes (29 ) der signaltechnisch sicheren Zustandsmeldungen der Eisenbahnsicherungsanlage (2 ) vorgesehen ist, wobei die Pixeldaten und die Prozessdaten einem Vergleicher einer die signaltechnisch sicheren Zustandsmeldungen erzeugenden Meldequelle (3 ) zugeführt sind. - Stellwerksrechnersystem nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass eine Datenverbindung (
17 ) zur Übergabe der Elementspezifika, wie beispielsweise Elementname, Koordinaten und Ausdehnung, der zu prüfenden Elemente vom Bedienkanal (9 ) an das Referenzsystem (10 ) vorgesehen ist. - Stellwerksrechnersystem nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Rücklesekanal (
18 ) zur Ausgabe von Prüfsummen (23 ) deren Quelle die Pixeldaten sind, und der Logikkanal (24 ) zur Ausgabe von Prüfsummen (30 ), deren Quelle die Prozessdaten sind, ausgebildet ist.
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