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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Schaltungsanordnung und ein Verfahren zur Detektion des Nulldurchgangs eines Laststroms, der durch ein Halbleiterbauelement, insbesondere einen rückwärts leitenden Transistor, wie zum Beispiel einen Bipolartransistor mit isoliertem Gate, verläuft.
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Bipolartransistoren mit isoliertem Gate (engl.: insulated-gate bipolar transistors, kurz: IGBTs) werden zum Beispiel in Inverterschaltungen verwendet, um induktive Lasten wie etwa elektrische Maschinen zu steuern. In den Inverterschaltungen werden die IGBTs parallel zu einer Freilaufdiode geschaltet, um einen bidirektionalen Strom zu ermöglichen, der notwendig ist, wenn IGBTs zum Beispiel in Verbindung mit induktiven Lasten verwendet werden sollen. Die Verwendung parall geschalteter Freilaufdioden ist jedoch mit zahlreichen Nachteilen verbunden. Zum Beispiel muss das IGBT-Gehäuse so gestaltet sein, dass es sowohl den IGBT-Körper als auch die separate Freilaufdiode unterbringt. Das Verbinden der beiden Bestandteile in einem Gehäuse ist komplex und teuer.
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Um diese Nachteile zu überwinden, werden häufig rückwärts leitende IGBTs (sog. RC-IGBTs) verwendet, wie etwa die in der
US 2007/0231973A1 offenbarten, in welchen ein IGBT und eine Freilaufdiode monolithisch als ein einzelnes Halbleiterbauteil ausgebildet sind. Die p-dotierte Kollektorzone ist lokal durch Einschnitte unterbrochen, an denen n-dotiertes Halbleitermaterial mit der Kollektormetallisierung in Kontakt tritt, was zu einer sogenannten PIN-Elektrodenstruktur zwischen der Emitterstruktur, der leicht dotierten Driftzone und dem p-dotierten Material in der MOS-Kanalzone führt.
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Der leitende Zustand einer herkömmlichen Freilaufdiode, die in Antiparallelschaltung mit einem IGBT verbunden ist, hängt nicht von dem Leitungszustand des IGBT ab, wohingegen die intrinsische Freilaufdiode eines RC-IGBT durch den Leitungszustand der MOS-Kanalzone des RC-IGBT beeinflusst wird. Das heißt, wenn der RC-IGBT während seines rückwärtsleitenden Zustands über seine Gateelektrode getriggert wird, ist der MOS-Kanal leitend. Da der MOS-Kanal einen bidirektionalen Strom erlaubt, können Elektronen auf dem rückwärtsleitenden Strompfad im Fall einer getriggerten Gateelektrode einem zusätzlichen Strompfad folgen, in dessen Verlauf der Vorwärtsspannungsabfall in der PIN-Dioden-Struktur wesentlich erhöht werden kann, da nicht alle Elektronen zu der Überflutung der PIN-Diode beitragen, was in den meisten Fällen unerwünscht ist.
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Aus der Druckschrift
DE 10 2009 030 740 A1 ist ein Verfahren bekannt zur Kommutierung von einem im Dioden-Modus betriebenen RC-IGBT auf einen im IGBT-Modus betriebenen RC-IGBT, die eine Stromrichterphase bilden und elektrisch parallel zu einer Gleichspannungsquelle geschaltet sind. Die Druckschrift
DE 102 00 332 A1 beschreibt ein Leistungshalbleitermodul mit einer Halbbrücke sowie Treiberschaltungen zur Ansteuerung der Halbbrücke. Aus der Druckschrift
DE 101 20 524 A1 ist eine Vorrichtung zur Ermittlung des Stromes durch ein Leistungshalbleiterbauelement bekannt.
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In der Druckschrift
DE 10 2009 001 029 A1 werden ein Steuerverfahren und ein entsprechender Schaltungsaufbau offenbart, die das vorstehende Problem überwinden, wobei das Steuerverfahren ein Verfahren zur Detektion der Stromrichtung in einem RC-IGBT umfasst. Ein Nachteil dieses Verfahrens kann sein, dass zumindest eine (oder mehrere serielle) Diode(n) von hoher Sperrfähigkeit nötig ist/sind, wobei diese Dioden teuer sind und in einer Leistungselektronikanordnung aufgrund der erforderlichen elektrischen Kriechstrecken viel Platz benötigen.
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Die US-Patentanmeldung gemäß Druckschrift
US 2012/0112775 A1 offenbart eine Schaltungsanordnung und ein entsprechendes Steuerverfahren, um das vorstehend beschriebene Problem zu überwinden und um zu verhindern, dass der RC-IGBT über seine Gateelektrode eingeschaltet wird, während er sich in seinem rückwärts leitenden Zustand befindet, wobei das Steuerverfahren ein Verfahren zur Detektion der Stromrichtung in einem RC-IGBT umfasst. Dieses Verfahren beruht auf der Detektion des Ladestroms, der durch den Gateanschluss eines RC-IGBTs übertragen wird, wenn die Vorrichtung passiv geschaltet wird. Ein passives Schaltereignis tritt auf, wenn der RC-IGBT ohne ein aktives Schaltereignis seines Gateantriebs von der Vorwärtsblockierung in den rückwärts leitenden Betriebsmodus oder umgekehrt übergeht.
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Der Umstand jedoch, dass passive Schaltereignisse in Halbbrückenschaltungen nur am Beginn der Totzeit stattfinden können, stellt ein Problem dar. Wenn ein passives Schaltereignis auftritt und der RC-IGBT daher am Einschalten gehindert wird und ein Nulldurchgang des Laststroms stattfindet, während der RC-IGBT immer noch ausgeschaltet ist, führt dies zu stark verzerrten Stromwellenformen und macht einen echten Nulldurchgang unmöglich.
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Es ist Aufgabe der Erfindung, die oben besprochenen Probleme zu überwinden oder zumindest zu verringern. Es ist ebenfalls Aufgabe der Erfindung, eine Schaltungsanordnung und eine entsprechendes Verfahren bereitzustellen, um den Nulldurchgang des Laststroms detektieren zu können und den RC-IGBT einzuschalten, wenn ein Nulldurchgang auftritt.
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Gemäß einer Ausführungsform weist eine Schaltungsanordnung einen rückwärts leitenden Transistor mit einer Gateelektrode und einem Laststrompfad zwischen einer Emitter- und einer Kollektorelektrode auf, der dazu ausgebildet ist, einen Laststrom in einer Vorwärtsrichtung und in einer Rückwärtsrichtung leiten zu können und durch ein entsprechendes Signal an der Gateelektrode aktiviert oder deaktiviert zu werden; eine Gatesteuereinheit ist mit der Gateelektrode verbunden und ist dazu ausgebildet, den Transistor über seine Gateelektrode zu deaktivieren oder eine Aktivierung des Transistors zu verhindern, wenn sich der Transistor in einem rückwärts leitenden Zustand befindet; eine Überwachungseinheit ist dazu ausgebildet, einen plötzlichen Anstieg der Kollektor-Emitter-Spannung des rückwärts leitenden Transistors, der auftritt, wenn der Laststrom durch den Transistor Null durchquert während der Transistor durch die Gatesteuereinheit deaktiviert ist oder wenn durch diese eine Aktivierung verhindert wird, zu detektieren.
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Gemäß einer anderen Ausführungsform wird ein Verfahren zur Detektion des Nulldurchgangs des Laststroms eines Transistors, während sich der Transistor in einem rückwärts leitenden Zustand befindet und durch eine Gatesteuereinheit deaktiviert ist oder durch diese eine Aktivierung verhindert wird, offenbart.
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Fachleute werden beim Lesen der folgenden ausführlichen Beschreibung und beim Betrachten der beiliegenden Zeichnungen zusätzliche Merkmale und Vorteile erkennen.
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Die Erfindung kann unter Bezugnahme auf die folgenden Zeichnungen und die folgende Beschreibung besser verstanden werden. Die Bestandteile in den Figuren sind nicht notwendigerweise maßstabsgetreu. Es wird vielmehr Wert auf die Erläuterung der Grundsätze der Erfindung gelegt. In den Figuren bezeichnen gleiche Bezugszeichen gleiche Teile. In den Zeichnungen zeigt:
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1 schematisch eine RC-IGBT-Halbbrückenschaltung, die eine Lastimpedanz mit einer Spule aufweist;
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2 schematisch die Schaltungsanordnung aus Figur, die für jeden Transistor eine Gatesteuereinheit aufweist;
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3 schematisch eine Schaltungsanordnung mit einem RC-IGBT und mit einer Gatesteuereinheit, die den Leitungszustand des RC-IGBT überwacht und den Transistor abhängig von seinem Leitungszustand schaltet;
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4 schematisch eine Schaltungsanordnung, die eine Vielzahl von Möglichkeiten für die Gatestromerfassung unter Verwendung einer Gatetreiberschaltung veranschaulicht;
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5 schematisch eine Schaltungsanordnung, die die Gatestromerfassung durch einen mit einer Gatetreiberschaltung verbundenen Stromspiegel veranschaulicht;
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6 ein Zeitdiagramm, das das Zeitverhalten von Steuersignalen, Strömen und Spannungen der Inverter-Halbbrücke aus 1 und der Schaltungsanordnung aus 4 zeigt, wenn kein Nulldurchgang des Laststroms auftritt;
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7 schematisch eine Schaltungsanordnung zur Detektion des Nulldurchgangs;
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8 ein Zeitdiagramm, das das Zeitverhalten von Steuersignalen, Strömen und Spannungen der Schaltungsanordnung aus 7 zeigt;
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9 schematisch eine weitere Schaltungsanordnung zur Detektion des Nulldurchgangs;
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10 schematisch eine weitere Schaltungsanordnung zur Detektion des Nulldurchgangs;
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11 schematisch eine weitere Schaltungsanordnung zur Detektion des Nulldurchgangs; und
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12 schematisch eine Schaltungsanordnung mit einer Lastimpedanz, die eine Induktivität umfasst, und die mit einer Feldeffekttransistor-Halbbrückenschaltungsanordnung verbunden ist.
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Bei vielen Applikationen, in denen Transistoren zum Einsatz kommen, ist es möglich, nicht nur eine Art von Transistor zu verwenden. Es ist häufig möglich, z. B. Feldeffekttransistoren (FETs) oder Bipolartransistoren mit isolierter Gate-Elektrode (IGBTs) zu verwenden. IGBTs, zum Beispiel, werden gewöhnlich mit einer Freilaufdiode betrieben, die in Antiparallelschaltung mit ihrem Laststrompfad verbunden ist. Sogenannte rückwärts leitende IGBTs (RC-IGBTs) weisen eine intrinsische Freilaufdiode auf, so dass keine separate Freilaufdiode mehr benötigt wird. Derartige RC-IGBTs können auch anstelle von IGBTs, FETs oder anderen Transistoren eingesetzt werden.
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RC-IGBTs, zum Beispiel, können in (Leistungs-)Wandlern verwendet werden, in denen eine IGBT-Halbbrücke verwendet wird, um jeden der Phasenströme zu steuern. 1 veranschaulicht eine derartige Halbbrücke schematisch. Die IGBT-Halbbrücke kann zwei n-Kanal-IGBTs T1TOP, T1BOT umfassen, die in Reihe zueinander geschaltet sind, wobei die Betriebsspannung VDC (Zwischenspannung oder Gleichstromverbindungsspannung) über die Halbbrücke, d. h., zwischen dem Kollektor des Highside-Transistors TTOP und dem Emitter des Lowside-Transistors T1BOT angelegt wird. Das Kollektorpotential des Highside-Transistors T1TOP wird hierbei als VCC bezeichnet, während das Emitterpotential des Lowside-Transistors T1BOT als VEE bezeichnet wird. Der gemeinsame Schaltungsknoten der Transistoren T1TOP und T1BOT ist der Ausgangsknoten der Halbbrücke, der den Ausgangsstrom iOUT (auch als Phasenstrom bezeichnet) an eine angeschlossene Lastimpedanz bereitstellt. In den meisten Fällen umfasst die Lastimpedanz eine induktive Last. Gewöhnlich ist die Zwischenkreisspannung in Bezug auf ein Bezugspotential GND symmetrisch; d. h., VCC = VDC/2 und VEE = –VDC/2. Im vorliegenden Fall ist die Last zwischen den Ausgang der Halbbrücke und das Bezugspotential GND geschaltet.
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Für jeden Transistor T1TOP, T1BOT ist eine Gatesteuereinheit 10 vorgesehen, um den Ausgangsstrom IL (den Halbbrückenausgangsstrom) zu steuern. Die Gatesteuereinheit 10 kann eine Gatetreibereinheit 102 (vgl. 3, die untenstehend erläutert wird) aufweisen, die dazu ausgebildet sein kann, ein bestimmtes Zeitverhalten des Stroms IL (d. h., kantenförmige Stromstufen) zu erzielen und/oder zu verhindern, dass die Halbbrücke kurzgeschlossen wird. Beiden Gatesteuereinheiten 10 wird ein (binäres) Gatesteuersignal S1TOP und S1BOT zugeführt, das jeweils den gewünschten Leitungszustand des entsprechenden Transistors T1TOP oder T1BOT angibt. Eine Konverterhalbbrücke, die Gatesteuereinheiten 10 umfasst, ist in 2 veranschaulicht.
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Eine Halbbrücke, zum Beispiel die in 2 dargestellte Halbbrücke, kann vier mögliche Schaltzustände aufweisen. Abhängig von den Steuersignalen S1TOP und S1BOT und der Richtung des Ausgangsstroms IL (Laststroms), die durch eine induktive Last bestimmt werden kann, nimmt das Ausgangspotential des Halbbrückenausgangsknotens entweder (ungefähr) den Wert VEE = –VDC/2 oder VCC = VDC/2 an.
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Betrachtet man einen ersten Zustand, in dem beide RC-IGBT-Steuersignale S1TOP und S1BOT den entsprechenden Transistor in seinen Aus-Zustand schalten (S1TOP = 0, S1BOT = 0), so kann der Ausgangsstrom IL gemäß seiner Richtung nur durch die intrinsische Freilaufdiode entweder des Transistors T1TOP oder des Transistors T1BOT fließen. Das heißt, der Ausgangsstrom IL fließt entweder durch die intrinsische Freilaufdiode des oberen Transistors T1TOP oder durch die Freilaufdiode des unteren Transistors T1BOT. Folglich ist das Ausgangspotential entweder VEE (im Fall eines negativen Ausgangsstroms IL) oder VCC (im Fall eines positiven Ausgangsstroms IL), was jedoch lediglich eine Annäherung darstellt, da in der obigen Betrachtung der Vorwärtsspannungsabfall der intrinsischen Diode vernachlässigt wird.
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Wenn in einem zweiten Zustand nur der Transistor T1BOT in seinen leitenden Zustand, auch als Ein-Zustand bezeichnet, geschaltet wird (S1TOP = 0, T1BOT = 1), ist das Ausgangspotential unabhängig von der Richtung des Ausgangsstroms IL ungefähr gleich VEE. Im Fall eines positiven Ausgangsstroms IL (ein positiver Strom fließt in die Richtung, wie sie in 2 durch den auf den Ausgangsstrom IL verweisenden Pfeil angedeutet ist) befindet sich der Transistor T1BOT in seinem vorwärts leitenden Zustand, wohingegen sich der Transistor T1BOT im Fall eines negativen Ausgangsstroms in seinem rückwärts leitenden Zustand befindet. Ein dritter Schaltzustand, in dem nur der Transistor T1TOP in seinen leitenden Zustand geschaltet ist (S1TOP = 1, S1BOT = 0) ist zu dem oben beschriebenen zweiten Schaltzustand komplementär. Daher ist das Ausgangspotential in diesem dritten Zustand ungefähr gleich VCC.
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Ein vierter Zustand bezieht sich auf einen Zustand, in dem beide Transistoren T1BOT und T1TOP in ihren vorwärts leitenden Zustand geschaltet sind (S1TOP = 1, S1BOT = 1). In einem solchen Zustand würde jedoch die Zwischenkreisspannung VDC kurzgeschlossen werden, was zu Fehlfunktionen oder sogar zu der Zerstörung der Halbbrücke führen könnte. Die Gatetreiberschaltung sollte daher so gestaltet sein, dass sie einen derartigen Halbbrücken-Shoot-Through verhindert.
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Bei dem zweiten und dem dritten Schaltzustand, in dem nur entweder der Transistor T1TOP oder der Transistor T1BOT eingeschaltet ist, kann das oben erwähnte Problem auftreten, wenn ein Transistor aktiviert wird (d. h., S1TOP = 1 bzw. S1BOT = 1) während er sich in einem rückwärts leitenden Zustand befindet. In diesem Fall würde der Spannungsabfall über seinem Lastpfad beträchtlich ansteigen, was unvermeidlich zu erhöhten Verlusten und folglich einer bedeutenden Wärmeerzeugung führen würde. Genauer kann das Problem in dem zweiten Zustand im Fall eines negativen Ausgangsstroms iOUT und im dritten Zustand im Fall eines positiven Ausgangsstroms iOUT auftreten.
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3 veranschaulicht eine Schaltungsanordnung, die einen rückwärts leitenden IGBT T1 umfasst, der fähig ist, einen Laststrom in der Vorwärtsrichtung (über einen MOS-Kanal) wie auch in der Rückwärtsrichtung (über die intrinsische antiparallele Rückspeisediode) über seine Laststrecke zu leiten.
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Der Transistor T1 umfasst eine Gateelektrode G, die mit einer Gatesteuereinheit 10 verbunden ist, welche den Vorwärtsstrompfad des IGBT gemäß einem entsprechenden Steuersignal S1 ein- und ausschaltet. Die Gatesteuereinheit 10 umfasst eine Gatetreibereinheit 102, die mit der Gateelektrode G verbunden ist, wobei die Gatesteuereinheit 10 dazu ausgebildet ist, gemäß dem Steuersignal S1 passende Gatesteuersignale an das Gate G zu liefern, wodurch der Vorwärtsstrompfad des Transistors in einen Ein-Zustand oder einen Aus-Zustand geschaltet werden kann.
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Das an die Gateelektrode G angelegte Gatesteuersignal kann abhängig davon, ob der Transistor T1 stromgetrieben oder spannungsgetrieben sein soll, eine geeignete Gate-Emitter-Spannung VGE oder ein Gatestrom iGATE sein.
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Es gibt zahlreiche Alternativen zum Blockieren oder Unterdrücken des Signals S1, um ein Einschalten des Transistors T1 zu verhindern, selbst wenn sich das Signal S1 auf einem hohen Pegel befindet. Zum Beispiel kann das Signal S1 durch ein UND-Gatter 103 geführt werden, bevor es der Gatetreibereinheit 102, die das Gatesteuersignal erzeugt, zugeführt wird. Durch die Gatetreibereinheit 102 und weitere Komponenten (die nachstehend beschrieben werden sollen) wird ein Stromrichtungssignal SVR erzeugt und an einen Eingang des UND-Gatters 103 angelegt. Wenn angenommen wird, dass SVR = 0 gilt, dann wird, wenn sich der Transistor T1 in seinem rückwärts leitenden Zustand befindet, das Signal S1 unterdrückt, bevor es die Gatetreibereinheit 102 erreicht. Dadurch wird verhindert, dass das Signal S1 den Transistor T1 aktiviert, während sich der Transistor in seinem rückwärts leitenden Zustand befindet. Wenn weiterhin angenommen wird, dass SVR = 1 ist, dann wird, wenn sich der Transistor nicht in seinem rückwärts leitenden Zustand befindet (Ein-Zustand oder blockiert), das Signal S1 nicht unterdrückt und an die Gatetreibereinheit 102 weitergegeben, die dann ein passendes Gatesteuersignal erzeugen kann, welches den Transistor in seinen Ein-Zustand schaltet.
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Es gibt parasitäre Kapazitäten die als jedem elektronischen Schalter inhärent angesehen werden, weshalb sie auch einem RC-IGBT, wie er in der in den 1 bis 3 vorgestellten Ausführungsform verwendet wird, inhärent sind. Die Gate-Kollektor-Kapazität CGC und die Gate-Emitter-Kapazität CGE sind in dem Schaltungsdiagramm von 5 veranschaulicht. jedoch kann die Gate-Emitter-Kapazität CGE, verglichen mit der Gate-Kollektor-Kapazität CGC, in den folgenden Überlegungen vernachlässigt werden. Die genannten Kapazitäten, insbesondere die Gate-Kollektor-Kapazität CGC, werden durch einen Gatestrom iGATE in der Gateelektrode G geladen oder entladen. Die Kapazität CGC wird bei einer Änderung der Richtung des Spannungsabfalls über der Laststrecke (Kollektor-Emitter-Strecke) des RC-IGBT geladen oder entladen. Die Änderung der Richtung des Spannungsabfalls wird durch eine Änderung des Laststroms des IGBT verursacht. Das Laden der Kapazität CGC bringt einen Verschiebungsstrom mit sich, der zu einem entsprechenden Gatestrom iGATE führt, welcher verwendet werden kann, um den Leitungszustand des entsprechenden RC-IGBT zu bestimmen.
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Wenn der Strom IL durch die Diode des RC-IGBT positiv ist, aber im Lauf der Zeit abnimmt und an einer Stelle Null durchquert, kann die Diode nicht sofort blockieren. Dies liegt daran, dass in der Diode Ladungsträger gespeichert sind. Der Laststrom ist für eine kurze Zeit schon negativ, fließt aber immer noch durch den Transistor. Wenn die gespeicherten Ladungsträger vollständig aus der Diode verschwunden sind, kann das Bauteil nicht länger Strom leiten. Zu dem Zeitpunkt, zu dem der Strompfad durch diese Diode nicht mehr verfügbar ist, muss der Strom einen anderen Strompfad finden. In einer Halbbrückenschaltung kommutiert der Strom in einem solchen Fall zu der Diode des entgegengesetzten Transistors (Schalters). Daher steigt die Kollektor-Emitter-Spannung des Transistors mit der Diode, die keinen Strom mehr leitet, plötzlich bis zu dem Pegel von VDC an. Wenn die Kollektor-Emitter-Spannung ansteigt, steigt auch die Kollektor-Gate-Spannung, was zu einem Ladestrom der parasitären Kapazität CCG führt.
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Um das Stromrichtungssignal SVR zu erzeugen, ist die Gatetreibereinheit 102 derart ausgebildet, dass sie den Gatestrom, der zu und von der Gateelektrode G des RC-IGBT fließt, erfassen kann. 4 zeigt eine mögliche Ausführungsform. Strommessvorrichtungen, zum Beispiel entsprechende Amperemeter, können in der ersten Versorgungsleitung des Gatetreibers (Strommessvorrichtung A1) und/oder in der zweiten Versorgungsleitung (Strommessvorrichtung A2) und/oder in der Gatetreiber-Ausgangsleitung (Strommessvorrichtung A3) angeordnet sein, wobei die Gatetreiber-Ausgangsleitung manchmal als „Gatedraht” (engl.: gate wire) bezeichnet wird. Es ist denkbar, dass auch zwei oder mehr der drei Strommessvorrichtungen in der Schaltungsanordnung vorgesehen werden. Jedoch kann bei vielen Anwendungen lediglich eine der drei Strommessvorrichtungen ausreichend sein.
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Nach der in 4 veranschaulichten Ausführungsform kann ein Shunt-Widerstand RS als Strommmessvorrichtung zwischen die Gatetreibereinheit 102 und die Gateelektrode des angeschlossenen Transistors geschaltet sein (d. h., der Gatewiderstand ist in die Gatetreiber-Ausgangsleitung eingefügt). In diesem Fall kann z. B. eine parallele Spannungsmessvorrichtung V1 verwendet werden, um den Gatestrom zu erfassen. Es ist möglich, eine oder mehrere der hierin beschriebenen Strommessvorrichtungen oder Verfahren zur Gatestromerfassung zu kombinieren. Gemäß einer anderen Ausführungsform ist ein Shunt-Widerstand in der ersten (High-Side) und/oder in der zweiten (Low-Side) Versorgungsleitung, die die Gatetreibereinheit 102 speist, vorgesehen. Der Spannungsabfall über den Shunt-Widerstand kann wiederum gemessen werden, wodurch ein Messwert erhalten wird, der den Gatestrom repräsentiert.
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Üblicherweise ist zwischen dem Gate G und dem Ausgang des Gatetreibers 102 ein Widerstand vorgesehen. Dieser Widerstand, der gewöhnlich als Gatewiderstand RG (nicht gezeigt) bezeichnet wird, könnte ebenfalls anstelle eines zusätzlichen Shunt-Widerstands RS als Shunt-Widerstand zur Stromerfassung verwendet werden. Jede beliebige Kombination von Strommessvorrichtungen und Shunt-(oder Gate-)Widerständen kann verwendet werden, auch wenn hier nicht ausdrücklich darauf Bezug genommen wird.
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Weiterhin Bezug nehmend auf 4 ist gezeigt, dass die Gatetreibereinheit 102 durch eine Spannungsquelle (V+, V–) gespeist wird. In die Versorgungsleitungen, die der Gatetreibereinheit 102 Strom bereitstellen, kann eine Strommessvorrichtung A1 oder A2 eingefügt werden. Ein Signal, das für den Gatestrom repräsentativ ist, kann an verschiedenen Positionen in der Gatesteuereinheit 10 erfasst werden. Ferner kann die Stromerfassung an mehr als einer Position in der gleichen Schaltung durchgeführt werden.
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5 veranschaulicht eine bestimmte Ausführungsform der Strommessvorrichtung A1 aus 4. In 5 sind einige Einzelheiten der Gatetreibereinheit 102 veranschaulicht. Das Gatesteuersignal S1 (sofern nicht unterdrückt) wird den Gateelektroden einer Emitterfolgerstufe über einen Reihenwiderstand RV bereitgestellt, wobei die Emitterfolgerstufe (Ausgangsstufe) zum Beispiel durch den Bipolartransistor D1 (der ein npn-Transistor sein kann) und den Bipolartransistor D2 (der ein pnp-Transistor sein kann) gebildet wird. Anstelle von Bipolartransistoren kann jede beliebige Transistorart (z. B. MOSFETs) zur Ausführung der Emitterfolgerstufe angewendet werden. Die Emitterfolgerstufe stellt dem RC-IGBT T1 den Gatestrom iGATE über die Gatesteuerungsausgangsleitung (oder Gatedraht) bereit. Zum Zweck der Schaltgeschwindigkeitssteuerung (z. B. ”Kantenformung”) ist in dem Gatedraht in den meisten Fällen ein Gatewiderstand RG angeordnet.
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Wie in 5 dargestellt, kann die Strommessvorrichtung zum Beispiel einen Stromspiegel umfassen, der durch die Transistoren M1 und M2 gebildet wird. Eine Kapazität CG und ein dazu parallel geschalteter elektronischer Schalter E1 (z. B. ein anderer Transistor) sind so mit dem Stromspiegel gekoppelt, dass der Spiegelstrom die Kapazität CG laden kann. Der Stromspiegel stellt einen ersten Strompfad über den Transistor M1 und einen zweiten Strompfad über den Transistor M2 bereit. Der erste Strompfad führt den Gatestrom iGATE, während der zweite Strompfad einen Spiegelstrom iGATE* = n·iGATE (wobei n gewöhnlich kleiner als oder gleich 1 ist) führt, der gleich dem Gatestrom iGATE oder direkt proportional dazu ist. Sowohl der Gatestrom iGATE als auch der Spiegelstrom iGATE* können durch die Spannungsquellen V+ und V– bereitgestellt werden.
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Wie vorstehend beschrieben liegt es in der Natur des RC-IGBT T1, dass die intrinsische parasitäre Kapazität CGC (und CGE) bei einer plötzlichen Veränderung der Spannung über seine Kollektor-Emitter-Strecke (z. B. einer VCE-Spannungsspitze) geladen oder entladen wird, was zu einem entsprechenden Gatestrom iGATE führt. Ein Entladen der parasitären Gate-Kollektor-Kapazität CGC wird insbesondere durch einen Einbruch der Kollektor-Emitter-Spannung (VCE) eines Transistors, der zum gleichen Zeitpunkt von einem vorwärts blockierenden in seinen rückwärts leitenden Zustand übergeht, verursacht, wobei der Spannungseinbruch zu einem Verschiebungsstrom und einem entsprechenden Gatestrom, der in dem Gatedraht (der Gateversorgungsleitung) gemessen werden kann, führt. Wenn ein Gatestrom iGATE durch den Transistor M1 verläuft, wird er durch den Stromspiegel so gespiegelt, dass die Erfassungskapazität CG eine Veränderung ihres Ladezustands ”sehen” wird, die sich aus dem Spiegelstrom iGATE* ergibt. Der Schalter E1 kann dazu verwendet werden, um die Kapazität CG kurzzuschließen und zu entladen. Die Ladung QG, die in der Kapazität CG gespeichert wird, wird unter Verwendung der Beziehung QG = CG·VCG, d. h., durch Messen des Spannungsabfalls VCG über die Kapazität CG, entsprechend überwacht. Ein geeigneter Wert der Kapazität CG kann gemäß der Beziehung zwischen den Strömen iGATE und iGATE* gewählt werden. Somit ist die Ladung die in der Kapazität CG gespeichert ist ein Maß des Gatestroms iGATE, wobei der Gatestrom wiederum ein Maß des leitenden Zustands des RC-IGBT ist. Eine, wie in 5 für einen RC-IGBT T1 dargestellte, Schaltungsanordnung, insbesondere ein Gateschaltkreis, ist für jeden RC-IGBT einer Inverterhalbbrücke (wie in 1 gezeigt) vorgesehen. Eine ausführliche Beschreibung, wie der leitende Zustand des RC-IGBT von dem Gatestrom iGATE, d. h., von dem Zustand der Ladung der Kapazität CG, abgeleitet werden kann, soll im Folgenden gegeben werden.
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Betreffend den Schalter E1, wird die Kapazität CG durch den Strom iGATE* geladen, solange der Schalter E1 offen ist. Wenn der Schalter E1 geschlossen ist, wird die Kapazität CG entladen und dadurch ein Messzyklus initialisiert. Gemäß einer Ausführungsform kann der Schalter E1 synchron mit dem Gatesteuersignal S1 des entsprechenden RC-IGBT geschaltet werden. Der Schalter E1 kann beispielsweise den Ladezustand (d. h. Initialisierungsschritt) der Erfassungskapazität CG vor dem Beginn des Erfassungszeitraums zurücksetzen, wobei der Erfassungszeitraum das Zeitintervall während der Bestimmung des leitenden Zustands des RC-IGBT ist.
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In 6 ist ein Zeitdiagramm dargestellt, welches das Zeitverhalten von Signalen, Spannungen und Strömen in einer wie in 1 veranschaulichten Inverterhalbbrücke mit einer Gatesteuereinheit 10 darstellt, wobei jede Halbbrücke RC-IGBT (T1BOT, T1TOP) eine Gateschaltkreisanordnung gemäß 5 umfasst, in der der Transistor T1 ein Highside-Transistor (T1TOP) oder ein Lowside-Transistor (T1BOT) sein kann. Falls ein RC-IGBT in Rückwärtsrichtung leitet, wird das logische Einschaltsignal blockiert und die Gatetreibereinheit verbleibt im Aus-Zustand.
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Das Zeitverhalten der Steuersignale S1BOT und S1TOP ist in 6 dargestellt, wobei ein High-Signal ”Einschalten des Transistors” bedeutet, und ein Low-Signal ”Ausschalten des Transistors” bedeutet. Wenn ein positiver Laststrom IL angenommen wird (unter Bezugnahme auf die in 1 angegebene Laststromrichtung), würde sich der obere Transistor T1TOP in seinem rückwärts leitenden Zustand befinden, sobald der untere Transistor T1BOT durch sein Steuersignal S1BOT ausgeschaltet wird. Da das logische Einschaltsignal S1TOP des Transistors T1TOP blockiert wird und die Gatetreibereinheit im Aus-Zustand verbleibt, ist das Signal S1TOP gestrichelt gezeigt. Die gestrichelte Linie zeigt das Signal S1TOP, wie es sein würde, wenn es nicht blockiert worden wäre. Für eine negative Laststromrichtung IL (erneut unter Bezugnahme auf die in 1 angegebene Richtung) gelten die gleichen Kohärenzen, doch sind die Bezeichnungen ”oberer” und ”unterer” zu vertauschen.
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Aus 6 ist ersichtlich, dass das Ausschalten des unteren Transistors T1BOT (zu den Zeitpunkten t2 oder t6) den rückwärts leitenden Zustand des oberen Transistors T1TOP initiiert. In der Praxis ist eine Totzeit oder eine Verzögerungszeit tDELAY zwischen, zum Beispiel, den Zeitpunkten t2 bis t3 oder t6 bis t7 unvermeidlich, was bedeutet, dass keines der Steuersignale S1TOP oder S1BOT auf „high” ist, und dass keiner der Transistoren T1TOP oder T1BOT über seine Gateelektrode G eingeschaltet wird, um Shoot-Throughs zu vermeiden. Zu den Zeitpunkten t3 oder t7 ist die Totzeit tDELAY verstrichen und das Steuersignal S1TOP des rückwärts leitenden oberen Transistors T1TOP schaltet auf einen High-Pegel, falls es nicht blockiert ist.
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Aus 6 ist ferner ersichtlich, dass im Fall eines gegenwärtig rückwärts leitenden RC-IGBT (im vorliegenden Fall des oberen Transistors T1TOP) und eines bevorstehenden Low-High-Übergangs des entsprechenden Steuersignals (d. h., S1TOP) seine Kollektor-Emitter-Spannung VCE(top) Null beträgt. Die Kollektor-Emitter-Spannung VCE(top) geht zu dem Zeitpunkt t2, einen Augenblick bevor das Signal S1TOP normalerweise zu dem Zeitpunkt t3 auf „high” gehen würde, auf Null. Die Spannung über den unteren Transistor VCE(bot) ist Null, während der Transistor T1BOT leitet. Wenn das Signal S1BOT zu dem Zeitpunkt t2 auf Null geht, geht die Spannung VCEBOT auf einen High-Pegel.
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In diesem Moment t2 kommutiert der positive Laststrom IL zu dem oberen Transistor und fließt dort in Rückwärtsrichtung. Für den Schalter T1TOP ist dieser Übergang eine passive Kommutierung, da das Bauteil ohne Änderung seines Gatesignals von dem vorwärts blockierenden in den rückwärts leitenden Zustand gewechselt ist. Daher kann zu dem Zeitpunkt t2 das passive Schaltereignis z. B. durch eine Überwachungseinheit des Gatetreibers überwacht werden, um zu dem Zeitpunkt t3 das logische Einschaltsignal für T1TOP zu blockieren.
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In dem Zeitintervall zwischen den Zeitpunkten t2 und t6 wird der rückwärts leitende Zustand von T1TOP blockiert und es findet keine Einschalttätigkeit von T1TOP statt. Diese Information wird als Nächstes zum Zeitpunkt t6 aktualisiert. Bei der Ausführungsform von 6 findet kein Nulldurchgang des Laststroms IL statt. Wenn zum Beispiel zwischen den Zeitpunkten t2 und t5 ein Nulldurchgang stattfinden würde, während das Signal S1TOP nicht blockiert wird, würde der Strom von der T1TOP-Diode in den T1TOP-IGBT kommutieren. In diesem Fall führt dies bei einem blockierten Signal, da die Diode zu dem Zeitpunkt t2 leitend war und daher kein Einschaltsignal zu dem IGBT gesendet wurde, zu stark verzerrten Strom- und Spannungswellenformen, ohne dass ein echter Nulldurchgang möglich ist. Diese Wellenformen sind in 8 gezeigt.
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8 zeigt eine ähnliche Situation wie oben beschrieben. Der Unterschied liegt darin, dass der Laststrom IL zu dem Zeitpunkt t2 so niedrig ist, dass zwischen den Zeitpunkten t2 und t6 ein Nulldurchgang stattfindet. Das Gate G des RC-IGBT wird ausgeschaltet. Der Strom IL durch die Diode beginnt zu dem Zeitpunkt t2 abzunehmen und quert zu dem Zeitpunkt t4 Null. Da die interne Diode des Transistors T1TOP gespeicherte Ladungsträger enthält, selbst wenn ihr Strom bereits Null beträgt, kann die Diode nicht sofort blockieren. Daher wird der Laststrom zwischen den Zeitpunkten t4 und t5 negativ, jedoch fließt er immer noch durch den Transistor T1TOP. Zu dem Zeitpunkt t6 sind die gespeicherten Ladungsträger vollständig aus der T1TOP-Diode beseitigt und die Diode kann keinen Strom mehr leiten. Der Lastinduktor LL ist inzwischen mit einem negativen Strom geladen, der dann durch die Diode des Transistors T1BOT fließen muss, da der Strompfad durch die Diode des Transistors T1TOP nicht mehr verfügbar ist. Deswegen fällt die Spannung VCE(bot) zu dem Zeitpunkt t5 auf Null ab und verursacht einen plötzlichen Anstieg der Kollektor-Emitter-Spannung VCE(top) an dem Transistor T1TOP. Durch das Detektieren dieses plötzlichen Anstiegs der Kollektor-Emitter-Spannung VCE(top) kann auch der Nulldurchgang des Laststroms IL detektiert werden.
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Wenn die Kollektor-Emitter-Spannung VCE(top) ansteigt, steigt auch die Kollektor-Gate-Spannung des Transistors T1TOP, was zu einem Ladestrom der parasitären Kapazität CCG führt. Dieser Strom muss durch die Gatetreiberstufe verlaufen und kann durch eine Überwachungseinheit detektiert werden. Eine Ausführungsform einer derartigen Überwachungseinheit ist in 7 gezeigt. Die in 7 gezeigte Überwachungseinheit enthält zwei npn-Transistoren M3 und M4, die einen Stromspiegel bilden, sowie einen Schalter S3 (z. B. einen anderen Transistor) und eine zu diesem in Serie geschaltete Kapazität C2, die mit dem Stromspiegel gekoppelt sind. Die pnp-Transistoren M1 und M2 wie auch der Schalter S2 und die Kapazität C1, die ebenfalls in der Schaltung von 7 gezeigt sind, aber nicht Teil der Überwachungseinheit sind, sind für die Detektion des Rückwärtstromflusses verantwortlich.
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In 8 sind die Schaltzustände der Schalter S2 und S3, wie auch die Spannungen über die Kapazitäten C1 und C2, die Spannungen vC1 und vC2, sowohl für die obere als auch für die untere Gatetreibereinheit veranschaulicht, um die Funktion der in 7 gezeigten Überwachungseinheit näher zu erläutern. Die Schalter S2 und S3 werden durch das Originaltreibersignal für die obere bzw. die untere Seite gesteuert. Eine logische ”1” bedeutet, dass der entsprechende Schalter geschlossen ist, wohingegen eine logische ”0” bedeutet, dass der Schalter offen ist. Wenn der Schalter S2 offen ist, ist der Schalter S3 geschlossen, und umgekehrt. Zu dem Zeitpunkt t3 wird der obere Schalter S3 geöffnet, was eine Spannung über die parallel geschaltete Kapazität C2 ermöglicht. Wie oben beschrieben, blockiert der Transistor T1TOP zu dem Zeitpunkt t5 und es wird ein positiver Gatestrom in das Gate gespeist. Dieser Strom verläuft durch die Transistoren D2 und M3. Der Transistor M3 ist Teil des Stromspiegels, der den Gatestrom durch den Transistor M4 spiegelt. Dieser gespiegelte Strom fließt durch die Kapazität C2 und verursacht zu dem Zeitpunkt t5 einen Spannungshub über die Kapazität C2.
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Bei der vorliegenden Ausführungsform ist der Spannungsanstieg an der Kapazität C2 das Signal, welches das Einschalten des Transistors T1TOP verursacht. Dies erfolgt durch Schalten des Signals S1TOP von 0 auf 1. Zu dem Zeitpunkt t6 wird der Schalter S3 geschlossen und die Spannung an der Kapazität C2 auf Null gezwungen. An diesem Punkt ist die Schaltung für eine neue Periode vorbereitet.
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Während der nächsten Periode, zwischen den Zeitpunkten t6 und t9, die ebenfalls in 8 gezeigt ist, ist der Laststrom negativ. Unter Annahme dieses negativen Laststroms IL (unter Bezugnahme auf die in 1 angegebene Laststromrichtung) würde sich der untere Transistor T1BOT in seinem rückwärts leitenden Zustand befinden, sobald der obere Transistor T1TOP durch sein Steuersignal S1TOP abgeschaltet wird. Da das logische Einschaltsignal S1BOT des Transistors T1BOT blockiert ist und der Gatetreiber im Aus-Zustand verbleibt, ist das Signal S1BOT, wie es ohne Blockierung sein würde, erneut gestrichelt gezeigt. Während dieser Periode zwischen den Zeitpunkten t6 und t9 findet kein Nulldurchgang des Laststroms IL statt.
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Ein Fachmann wird leicht erkennen, dass die Anordnung aus 7, welche oben beschrieben wurde, nur eine Ausführungsform einer Überwachungseinheit ist, die verwendet werden kann, um den plötzlichen Anstieg der Kollektor-Emitter-Spannung vCE(top) und daher den Nulldurchgang des Laststroms IL zu detektieren.
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In 9 ist eine weitere Ausführungsform einer Überwachungseinheit gezeigt. Anstelle eines Stromspiegels ist eine Überwachungseinheit gezeigt, die eine Stromquelle IS und eine Diode D1 umfasst, welche elektrisch parallel zu der Kollektor-Emitter-Strecke eines Transistors T1 geschaltet sind. Ein Anstieg der Kollektor-Emitter-Spannung vCE(top) kann unter Verwendung einer Spannungsmessvorrichtung V detektiert werden. Die Spannungsmessvorrichtung V ist mit ihrem Ausgang an den Emitter des Transistors angeschlossen. Die Spannungsmessvorrichtung V ist mit ihrem Eingang an den Verbindungspunkt zwischen der Stromquelle IS und der Diode D1 angeschlossen.
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Weitere Ausführungsformen einer Überwachungseinheit sind in den 10 und 11 gezeigt. In 10 umfasst die Anordnung eine Spannungsquelle VS, einen Widerstand R1 und eine Diode D2, die elektrisch parallel zu der Kollektor-Emitter-Strecke eines Transistors T1 verbunden sind. Eine Spannungsmessvorrichtung V ist mit ihrem Ausgang an den Emitter des Transistors angeschlossen und mit ihrem Eingang an den Verbindungspunkt zwischen dem Widerstand R1 und der Diode D2 angeschlossen. Die Anordnung in 11 umfasst einen frequenzkompensierten Spannungsteiler, der zwei Widerstände R2 und R3 umfasst, die elektrisch parallel zu der Kollektor-Emitter-Strecke eines Transistors T1 verbunden sind. Jeder Widerstand R2, R3 weist eine parallele Kapazität C3, C4 auf. Ein Ausgang des Spannungsteilers ist an den Eingang der Spannungsmessvorrichtung V angeschlossen. Mit ihrem Ausgang ist die Spannungsmessvorrichtung V an den Emitter des Transistors angeschlossen. Der Verbindungspunkt zwischen den beiden Widerständen R2 und R3 stellt den Ausgang des Spannungsteilers dar. Bei jeder Ausführungsform ist die Gatetreibereinheit 102 zwischen dem Gate und dem Emitter des Transistors T1 angeschlossen. Der in 11 gezeigte Spannungsteiler umfasst zwei Widerstände R2 und R3, ist aber nicht auf diese Anzahl beschränkt. Es ist auch möglich, einen frequenzkompensierten Spannungsteiler mit zwei oder sogar mehr Widerständen auszuführen, wobei jeder Widerstand eine in Parallelschaltung verbundene Kapazität aufweist.
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Wie bereits oben erwähnt können die offenbarten Schaltungsanordnungen nach der vorliegenden Erfindung für jede beliebige andere Transistorart, z. B. einen Feldeffekttransistor, verwendet werden und sind nicht auf IGBTs beschränkt. 12 zeigt die in 1 dargestellte Halbbrücke, wobei anstelle von IGBTs Feldeffekttransistoren T1top und T1bot verwendet werden. Auch können in den Schaltungsanordnungen, wie in den 2 bis 11 offenbart, anstelle von IGBTs Feldeffekttransistoren verwendet werden.
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Ausdrücke wie ”erster”, ”zweiter” und dergleichen werden verwendet, um verschiedene Elemente, Bereiche, Abschnitte usw. zu beschreiben, und sollen nicht beschränkend sein. Gleiche Ausdrücke beziehen sich über die Beschreibung hinweg auf gleiche Elemente.
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Die Ausdrücke ”aufweisen”, ”enthalten”, ”beinhalten”, ”umfassen” und dergleichen sind nicht einschränkende Ausdrücke, die das Vorhandensein von angegebenen Elementen oder Merkmalen angeben, aber zusätzliche Elemente oder Merkmale nicht ausschließen. Die Artikel ”ein”, ”eine” und ”der/die/das” sollen die Mehrzahl ebenso wie die Einzahl umfassen, sofern der Kontext nicht deutlich Anderweitiges angibt.
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Es versteht sich, dass die Merkmale der verschiedenen hierin beschriebenen Ausführungsformen miteinander kombiniert werden können, sofern nicht ausdrücklich Anderweitiges angegeben ist.
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Obwohl hierin dargestellte Ausführungsformen veranschaulicht und beschrieben wurden, werden Fachleute erkennen, dass die bestimmten gezeigten und beschriebenen Ausführungsformen durch eine Vielfalt von alternativen und/oder gleichwertigen Ausführungen ersetzt werden können, ohne von dem Umfang der vorliegenden Erfindung abzuweichen. Diese Anmeldung soll jedwede Anpassungen oder Abwandlungen der hierin besprochenen bestimmten Ausführungsformen abdecken. Daher ist beabsichtigt, dass diese Erfindung nur durch die Ansprüche und ihre Entsprechungen beschränkt wird.