-
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Lastwinkeldiagnose gemäß dem Oberbegriff von Anspruch 1.
-
Eine permanenterrregte Synchronmaschine bzw. PSM/PMSM ist eine Drehfeldmaschine mit einem auf dem oder in dem Läufer montierten Permanentmagneten. Der Stator weist eine Wicklung bzw. Ständerwicklung mit drei um 120°/zp versetzten Wicklungssträngen auf, welche regelmäßig mit U, V und W bezeichnet sind, wobei zp die Polpaarzahl ist. Die Zustandsgrößen der PSM, wie etwa Strom, Spannung, Fluss, ..., können in dem Dreigrößensystem (u, v, w) dargestellt werden, 1. Für die Regelung der Maschine werden die Zustandsgrößen in ein mit dem Rotor drehendes Koordinatensystem, das d,q-System transformiert. Das α,β-System ist daneben das feste Zweigrößen- bzw. -koordinatensystem des Stators.
-
Mit der Transformation der Zustandsgrößen in das d,q-Koordinatensystem vereinfachen sich die differenziellen Gleichungen der Maschine. Damit kann die Maschine wie eine Gleichstrommaschine geregelt werden. Dies wird üblicherweise als feldorientierte Regelung bezeichnet, FOR. Eine mögliche Reglerstruktur zur feldorientierten Regelung einer permanenterregten Synchronmaschine ist in 2 veranschaulicht. Eine Entkopplung kann vorgesehen sein, um die Wechselwirkung der beiden Ströme Isd und Isq zu kompensieren.
-
Für die Anwendung der feldorientierten Regelung sind neben der Position des Rotors und der Zwischenkreisspannung Informationen über die Phasenströme erforderlich, um die Rückkopplung des Regelkreises zu ermöglichen. Die Diagnosen zur Überwachung des Positionssensors und zur Überwachung hinsichtlich eines Kurzschlusses oder der Unterbrechung der Maschinenleitungen benötigen die gemessenen Ströme der Maschine. Weiterhin ist es bekannt, zur Überwachung des Regelverhaltens der Maschine die Lastwinkeldiagnose vorzusehen. Für diese benötigt man jedoch zumindest zwei Phasenströme der Maschine.
-
Die dritte Phase wird aus den beiden gemessenen Strömen gemäß der Formel I
SW = –I
SU – I
SV berechnet. Nach Transformation der Maschinenströme in das d,q-Koordinatensystem unter Einbeziehung des elektrischen Winkels θ
el gemäß:
erhält man den Lastwinkel im d,q-Zweigrößensystem zu
-
Da zur feldorientierten Steuerung keine Strommessung der Phasenströme erforderlich ist, ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren vorzuschlagen, welches vorteilhaft einfach eine Lastwinkeldiagnose mit einer an einem Wechselrichter feldorientiert gesteuert betriebenen Drehfeldmaschine ermöglicht.
-
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen und Weiterbildungen sind Gegenstand der Unteransprüche.
-
Vorgeschlagen wird erfindungsgemäß ein Verfahren zur Lastwinkeldiagnose, wobei das Verfahren mit einer an einem Wechselrichter feldorientiert gesteuert betriebenen Drehfeldmaschine ausgeführt wird, insbesondere einer permanenterregten Synchronmaschine. Das Verfahren kann dazu verwendet werden, die Einhaltung eines vorgesehenen Betriebsquadranten im Rahmen der feldorientierten Steuerung der Maschine zu überwachen, wobei die Drehfeldmaschine in einem Bereich 0 < θLast < π/2 motorisch und im Bereich –π/2 < θLast < 0 generatorisch arbeiten kann.
-
Die Maschine ist bevorzugt als Schenkelpolmaschine, alternativ z. B. als Vollpolmaschine gebildet, weiterhin bevorzugt als Innenpolmaschine. Sowohl der Wechselrichter als auch die Drehfeldmaschine können zur Ausführung des Verfahrens mit einem Kraftfahrzeug, insbesondere einem Automobil, oder einer Werkzeugmaschine bereitgestellt sein, z. B. im Rahmen eines Lenksystems oder eines Traktionsantriebs.
-
Der Wechselrichter ist bevorzugt ein Pulswechselrichter, weiterhin bevorzugt ein Spannungszwischenkreis-Wechselrichter. Letzterer weist netzseitig bzw. speiseseitig einen Spannungszwischenkreis auf, welcher vorzugsweise mittels eines Zwischenkreis-Kondensators gebildet ist. Des Weiteren weist der Wechselrichter Leistungsschalter auf, z. B. MOSFETs oder IGBTs, welche bevorzugt in einer Brückenschaltung, insbesondere einer B6-Brückenschaltung angeordnet und von einer Treiberstufe des Wechselrichters ansteuerbar sind.
-
Im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens wird für eine Abtastperiode in einem ersten Schritt ein Soll-Lastwinkelwert basierend auf Phasenstrom-Sollwerten ermittelt. Die Sollwerte werden bevorzugt im d,q-Zweigrößensystem bereitgestellt, z. B. von außen vorgegeben, z. B. im Rahmen der Interaktion mit einem Nutzer, z. B. via eine übergeordnete Kontrolleinrichtung.
-
Der Soll-Lastwinkelwert θ
Last kann ermittelt werden durch:
wobei I
sdRef, I
sqRef die Phasenstrom-Sollwerte im d,q-Zweigrößensystem sind.
-
Bei einer bevorzugten Ausgestaltung wird das Verfahren im Zusammenhang mit einer feldorientierten Steuerung verwendet, deren Dynamik einstellbar ist. Hierbei werden die geforderten d,q-Ströme erst nach einer gewissen Zeit eingestellt. Um die mit der gewählten Dynamik einhergehende zeitliche Verzögerung der d,q-Ströme nachzubilden, ist vorgesehen, die Phasenstrom-Sollwerte zu filtern, um Phasenstrom-Sollwerte zu erhalten, welche den gleichen Verlauf wie die Ströme an der Drehfeldmaschine zeigen. Bevorzugt ist das Filter hierbei ein Tiefpassfilter oder ein davon verschiedenes Filter, insbesondere ein digitales, dessen Zeitkonstante bevorzugt einstellbar ist, i. e. korrespondierend mit einer Dynamik der Ansteuerung der Drehfeldmaschine.
-
Mittels der gefilterten Phasenstrom-Sollwerte I
sdRefF, I
sqRefF erhält man hierbei den Soll- Lastwinkel bzw. Referenzlastwinkel θ
LastRef zu:
-
In einem zweiten Schritt des erfindungsgemäßen Verfahrens, welcher gleichzeitig oder zum Beispiel geringfügig zeitversetzt mit dem ersten Schritt ausgeführt werden kann, wird für die Abtastperiode ein weiterer bzw. zweiter Lastwinkelwert basierend auf gemessenen Phasenstromwerten einer, insbesondere einer einzigen Phase, ermittelt.
-
Zur Ermittlung des zweiten Lastwinkelwerts kann im Rahmen des vorliegenden Verfahrens auf vorteilhaft einfache Weise von der Rotorposition, θmech und der Drehzahl nMotor – letztere resultierend aus el – an der Drehfeldmaschine Gebrauch gemacht werden, welche im Rahmen der feldorientierten Steuerung bekannt sind. Daneben kann die Polpaarzahl zp in die Ermittlung eingehen, so dass vorteilhaft wenige Größen erforderlich sind. Vorgesehen ist ferner, dass der zweite Lastwinkelwert je Abtastperiode je basierend auf zwei gemessenen Phasenstromwerten I1, I2 des Phasenstromes einer, insbesondere einer einzigen Phase U bzw. V bzw. W ermittelt wird.
-
Bei einer bevorzugten Ausgestaltung des Verfahrens wird der zweite Lastwinkelwert ermittelt:
gemäß der Gleichung 1), insbesondere für die Phase U:
oder gemäß der Gleichung 2), insbesondere für die Phase V:
oder gemäß der Gleichung 3), insbesondere für die Phase W:
wobei: θ
Last den zweiten, aus einem Phasenstrom der Phase U bzw. V bzw. W ermittelten Lastwinkelwert bezeichnet, T
A die Periodendauer des Abtastschritts bzw. der Abtastperiode, welche insbesondere konstant ist, n
motor die Drehzahl der Drehfeldmaschine (aus
el), θ
mech die mechanische Rotorposition als Winkel ausgedrückt bezeichnet, I
1 einen gemessenen Phasenstromwert des Phasenstroms der jeweiligen Phase U bzw. V. bzw. W, welcher zu Beginn einer ersten Abtastperiode der Dauer T
A ermittelt bzw. gemessen wurde, I
2 einen gemessenen Phasenstromwert des Phasenstroms der jeweiligen Phase U bzw. V. bzw. W, welcher zu Beginn einer unmittelbar darauf folgenden zweiten Abtastperiode ermittelt bzw. gemessen wurde und z
p eine Polpaarzahl. Insbesondere ist die zweite Abtastperiode eine derzeitige Abtastperiode, während die erste Abtastperiode eine zeitlich unmittelbar vorherige Abtastperiode ist. Somit kann die zweite Abtastperiode diejenige Abtastperiode sein, innerhalb derer das erfindungsgemäße Verfahren stattfindet.
-
Im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens wird nunmehr in einem dritten Schritt der ermittelte Soll-Lastwinkelwert, i. e. für eine Abtastperiode, mit dem ermittelten zweiten Lastwinkelwert, i. e. für die Abtastperiode, verglichen. Der Vergleich kann zum Beispiel eine Differenzbildung vorsehen, wobei ein Vergleichsergebnis im Rahmen der vorliegenden Erfindung insbesondere eine Abweichung bzw. ein Delta zwischen dem zweiten Lastwinkelwert und dem Soll-Lastwinkelwert ausdrückt.
-
In einem vierten Schritt des erfindungsgemäßen Verfahrens wird wenigstens ein durch den ersten bis dritten Schritt erzeugtes Vergleichsergebnis, insbesondere eine Abweichung bzw. Delta, zur Fehlererkennung ausgewertet. Bevorzugt werden in dem vierten Schritt, welcher ebenfalls iterativ ausgeführt werden kann, je eine Mehrzahl von Vergleichsergebnissen ausgewertet, welche aus einer iterativen, insbesondere kontinuierlichen Ausführung des ersten bis dritten Schritts erhalten werden können. Bevorzugt kann eine Auswertung in dem vierten Schritt durch Bildung eines Mittelwerts über eine Mehrzahl von Vergleichsergebnissen, alternativ oder zusätzlich z. B. über eine Integration der Vergleichsergebnisse über die Zeit sowie einen jeweiligen Schwellwertvergleich mit hinterlegten Werten erfolgen. Mittels der Auswertung der Vergleichsergebnisse kann hiernach die Einhaltung des gewünschten Betriebsquadranten überwacht werden.
-
Bevorzugt wird das Verfahren iterativ durchgeführt, weiterhin insbesondere kontinuierlich.
-
Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht auf vorteilhaft unaufwändige und kostengünstige Weise die Etablierung einer Lastwinkeldiagnose im Rahmen einer feldorientierten Steuerung einer Drehfeldmaschine an einem Wechselrichter.
-
Vorgeschlagen wird erfindungsgemäß auch eine Vorrichtung zum Betrieb einer Drehfeldmaschine, insbesondere mit einem Wechselrichter. Die Vorrichtung kann zur Durchführung des Verfahrens ausgebildet sein, wobei zur Lastwinkeldiagnose Phasenstromwerte, insbesondere des Phasenstroms einer einzigen Phase, durch die Vorrichtung gemessen werden. Bevorzugt weist die Vorrichtung eine Steuerstruktur zur feldorientierten Steuerung auf, insbesondere zur feldorientierten Steuerung mit einstellbarer Dynamik. Zur Filterung der Phasenstrom-Sollwerte kann die Vorrichtung bevorzugt ein Filter, insbesondere ein digitales Filter, weiterhin insbesondere ein Tiefpassfilter, umfassen, mittels welchem gefilterte Phasenstrom-Sollwerte zur Ermittlung des Soll-Lastwinkels bereitgestellt werden.
-
Zur Auswertung der Vergleichsergebnisse kann die Vorrichtung eine Funktionseinheit zur Lastwinkeldiagnose aufweisen, welcher sowohl die gefilterten Phasenstrom-Sollwerte als auch die gemessenen Phasenstromwerte zur Lastwinkeldiagnose bereitgestellt werden. Die Funktionseinheit, wie auch die Vorrichtung, kann weitgehend oder sämtlich computerisiert gebildet sein, z. B. mittels wenigstens eines μControllers oder Prozessors, insbesondere als Teil eines Steuergeräts, insbesondere eines Kraftfahrzeugs oder einer Werkzeugmaschine. Die Vorrichtung kann dazu ausgebildet sein, über die Funktionseinheit zur Diagnose auf den Wechselrichter in Abhängigkeit der Auswertung des wenigstens einen Vergleichsergebnisses einwirken zu können, z. B. einen Reset zu veranlassen, alternativ oder zusätzlich z. B. eine Warnmeldung auszugeben, ein Notlaufprogramm zu starten etc.
-
Vorgeschlagen wird auch ein Antriebssystem, insbesondere für ein Kraftfahrzeug oder eine Werkzeugmaschine, mit einer Drehfeldmaschine und einem Wechselrichter, wobei das Antriebssystem zur Durchführung des Verfahrens ausgebildet ist, insbesondere mittels einer wie vorstehend beschriebenen Vorrichtung.
-
Das Verfahren kann computerisiert durchgeführt werden, z. B. mittels geeigneter Programmcode-Instruktionen, welche software- und/oder hardware-gestützt implementiert werden, z. B. in der Vorrichtung bzw. dem Antriebssystem, insbesondere mittels eines Computerprogrammprodukts, welches derartige Instruktionen zur Ausführung enthält.
-
Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen der Erfindung, anhand der Figuren der Zeichnungen, die erfindungswesentliche Einzelheiten zeigen, und aus den Ansprüchen. Die einzelnen Merkmale können je einzeln für sich oder zu mehreren in beliebiger Kombination bei einer Variante der Erfindung verwirklicht sein.
-
Bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung werden nachfolgend anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
-
1 exemplarisch ein Zeigerdiagramm zur Veranschaulichung der unterschiedlichen Koordinatensysteme für die PSM;
-
2 exemplarisch ein Antriebssystem mit einer Regelstruktur gemäß dem Stand der Technik;
-
3 exemplarisch und schematisch eine Vorrichtung sowie ein Antriebssystem zur feldorientierten Steuerung einer Drehfeldmaschine gemäß einer möglichen Ausführungsform der vorliegenden Erfindung, welche je zur Durchführung des Verfahrens ausgebildet sind; und
-
4 exemplarisch ein Diagramm zur Veranschaulichung eines Verlaufs eines Phasenstroms und daraus erhältlicher Größen.
-
In den nachfolgenden Figurenbeschreibungen sind gleiche Elemente bzw. Funktionen mit gleichen Bezugszeichen versehen. Korrespondierende Elemente bzw. Funktionen im Stand der Technik sind mit gestrichenen Bezugszeichen versehen.
-
3 zeigt eine Vorrichtung 1 sowie ein Antriebssystem 2 zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens, wobei das Antriebssystem 2 mittels der Vorrichtung 1 sowie einer Drehfeldmaschine 3 gebildet ist. Mittels der Vorrichtung 1, welche zur feldorientierten Steuerung, FOS, der Drehfeldmaschine 3 ausgebildet ist, kann die Drehfeldmaschine 3 mit insbesondere einstellbarer Dynamik feldorientiert gesteuert betrieben werden.
-
Die Vorrichtung 1 bzw. das Antriebssystem 2 weisen im Rahmen der Ausbildung der Steuerstruktur zur feldorientierten Steuerung Funktionseinheiten auf, welche insbesondere mittels wenigstens eines μControllers gebildet sind, insbesondere integriert oder alternativ z. B. voneinander getrennt, wobei diese nachfolgend noch näher erläutert werden. Daneben weisen Vorrichtung 1 bzw. Antriebssystem 2 einen Wechselrichter bzw. Pulswechselrichter 4 auf.
-
Der Wechselrichter 4 umfasst einen Spannungszwischenkreis, welcher mittels eines Zwischenkreiskondensators gebildet ist. Der Wechselrichter 4 beinhaltet ferner eine B6-Brückenschaltung, deren Mittenabgriffe je mit einer Phase U bzw. V bzw. W der Drehfeldmaschine 3 des Antriebssystems 2 in Form einer permanenterregten Synchronmaschine (PMSM) elektrisch verbunden sind. Weiterhin ist der Wechselrichter 4 über seine Treiberstufe, nicht dargestellt, steuerbar.
-
Die Drehfeldmaschine 3, welche zum Einsatz in einem Kraftfahrzeug vorgesehen ist, z. B. in einem hybridisierten oder elektrischen Antriebsstrang, alternativ z. B. für eine Servolenkung oder eine Werkzeugmaschine, weist einen Stator mit einer Ständerwicklung, insbesondere mit den drei Wicklungssträngen U, V, W auf, welche vorzugsweise symmetrisch gewickelt und um 120 Grad versetzt angeordnet sind, und weiterhin insbesondere einen permanentmagnetbestückten Rotor. Die Drehfeldmaschine 3 ist als Innenpolmaschine, insbesondere als Schenkelpolmaschine gebildet.
-
Die Vorrichtung
1 bzw. das Antriebssystem
2 umfasst eine erste Funktionseinheit
5, an deren Eingang
6 Phasenstrom-Sollwerte bzw. Sollstromvorgaben I
sdRef, I
sqRef, welche im d,q-Zweigrößensystem als zeitdiskrete Größen bereitgestellt sind, geführt sind. Die Funktionseinheit
5 weist weiterhin einen Eingang
7 auf, an welchem als zusätzliche Eingangsgröße die tatsächliche elektrische Winkelgeschwindigkeit ω
el des Rotors der Drehfeldmaschine
3 zur Verfügung gestellt wird. Die elektrische Winkelgeschwindigkeit ω
el wird basierend auf dem ermittelten mechanischen Winkel θ
mech z. B. durch Betrachtung der zeitlichen Änderung des mechanischen Winkels θ
mech entsprechend
i. e. basierend auf der Winkelinformation eines Positionsgebers
8, z. B. eines Inkrementalgebers oder eines Resolvers, als auch in Abhängigkeit der Polpaarzahl z
p auf bekannte Weise ermittelt, wozu eine entsprechend ausgebildete Funktionseinheit
9 vorgesehen ist. Der Eingang
7 ist z. B. mit einem Ausgang der zweiten Funktionseinheit
9 verbunden, z. B. mittels einer elektrischen Verbindungsleitung
10.
-
Die Funktionseinheit 5 ist dazu vorgesehen, insbesondere unter Berücksichtigung der tatsächlichen, ermittelten elektrischen Winkelgeschwindigkeit ωel des Rotors sowie den Sollstromvorgaben IsdRef, IsqRef Sollspannungskomponenten, i. e. eine (Stator-)Längsspannungskomponente bzw. d-Spannungskomponente und eine (Stator-)Querspannungskomponente bzw. q-Spannungskomponente jeweils im d,q-Zweigrößensystem mittels jeweiliger FOS-Algorithmen zu ermitteln und bereit zu stellen. Das d,q-Zweigrößensystem bezeichnet dabei ein Koordinatensystem, welches auf bekannte Weise mit dem Rotor umläuft.
-
Als FOS-Algorithmen, welche z. B. in einem Festspeicher der Funktionseinheit
5 hinterlegt sind oder z. B. bedarfsabhängig in einen volatilen Speicher geladen werden, auf welchen die Funktionseinheit
5 zugreift, können die Gleichungen A) und B) genutzt werden, welche im jeweiligen aktuellen bzw. durchzuführenden Abtastschritt bzw. für eine jeweilige Abtastperiode gelöst werden, i. e. Gleichung A) für die (Stator-)Solllängsspannungskomponente:
und Gleichung B) für die (Stator-)Sollquerspannungskomponente
-
In den Gleichungen A) und B) bezeichnet die Indizierung _k die Größen des aktuellen und _k-1 die Größen des vorhergehenden Abtastschritts der Dauer T (im Rahmen der vorliegenden Erfindung auch mit „TA” bezeichnet) und s den Statorbezug, d. h. eine Größe betreffend den Stator der Drehfeldmaschine 4. Usd_k bzw. Usd_k-1 bezeichnen die Solllängsspannungskomponente, Usq_k bzw. Usq_k-1 die Sollquerspannungskomponente, d. h. jeweils Vorgaben für z. B. weitere Funktionseinheiten des Antriebssystems 2 bzw. zur Ansteuerung der Drehfeldmaschine 3.
-
TEd bezeichnet eine Zeitkonstante resultierend aus Lsd/R und Lsd die Längskomponente der Induktivität der Ständer- bzw. Statorwicklung, TEq eine Zeitkonstante resultierend aus Lsq/R und Lsq die Querkomponente der Induktivität der Statorwicklung, IsdRef_k bzw. IsdRef_k-1 die Solllängsstromvorgabe, IsqRef_k bzw. IsqRef_k-1 die Sollquerstromvorgabe, R den ohmschen Wicklungswiderstand der Statorwicklung, ωel die elektrische Winkelgeschwindigkeit und Ψωel die als konstant angenommene Polrad- bzw. Rotorspannung für einen insbesondere sehr kleinen bzw. kurzen Abtastschritt der Dauer T, wobei Ψ den Polradfluss darstellt. Die Polradspannung wird z. B. mittels hinterlegter Kennlinien ermittelt.
-
Der Wicklungswiderstand R ist z. B. hinterlegt oder wird im Einzelfall entsprechend der jeweiligen Drehfeldmaschine 3 vorgegeben, z. B. ebenfalls in einem Speicher für die Funktionseinheit 5 hinterlegt. Die Polradspannung Ψωel wird als konstant angenommen, da im Normalfall die mechanische Zeitkonstante der Drehfeldmaschine 3 größer ist als die elektrische Zeitkonstante. Die Drehzahl kann während der schnellen Änderung des Stromes als konstant angesehen werden.
-
Die d,q-Phasenstrom-Sollwerte bzw. Sollstromkomponenten IsdRef_k-1 und IsqRef_k-1 des jeweils vorangegangenen Abtastschritts, welche zum Lösen der Gleichung A) und B) in einem gegenwärtigen Abtastschritt _k erforderlich sind, werden z. B. ebenfalls in einem Speicher für die Funktionseinheit 5 hinterlegt. Die Hinterlegung und ein Zugriff auf die gespeicherten Werte werden insbesondere von der Funktionseinheit 5 veranlasst. Der Speicher ist z. B. ein volatiler bzw. ein RAM-Speicher.
-
Unter Verwendung der FOS-Algorithmen gemäß der Gleichungen A) und B) kann die Dynamik der feldorientierten Steuerung (FOS), welche mittels der Vorrichtung 2 realisierbar ist bzw. ermöglicht wird, wahlfrei über die Zeitkonstanten T1 und T2 eingestellt werden, i. e. durch Übertragungsglieder. Die Zeitkonstanten TEd und TEq der (Steuer-)Strecke werden hierbei kompensiert.
-
Die ermittelten Sollspannungskomponenten Usd_k, Usq_k werden an dem Ausgang 11 der Funktionseinheit 5 bereitgestellt, vgl. 3.
-
Der Funktionseinheit 5 in Signalflussrichtung zum Wechselrichter 1 nachgeordnet weist die Vorrichtung 1 weiterhin eine Funktionseinheit 12 auf, welche dazu vorgesehen ist, die von der Funktionseinheit 5 bereitgestellten d,q-Sollspannungskomponenten Usd_k, Usq_k insbesondere mittels einer inversen Park- und Clarke-Transformation, in Sollspannungswerte Us1, Us2, Us3 eines Mehrphasen-Drehstromsystems, insbesondere eines Dreiphasen-Drehstromsystems, umzuwandeln, z. B. ebenfalls innerhalb des jeweiligen aktuellen Abtastschritts.
-
Die Funktionseinheit 12 umfasst einen Eingang 13, welcher mit dem Ausgang 11 der Funktionseinheit 5 in Verbindung steht, z. B. über elektrische Verbindungsleitungen. Die der Funktionseinheit 5 nachgeordnete Funktionseinheit 12 ist insbesondere als Signalwandler bzw. als Transformationseinheit ausgebildet.
-
Zur Ermittlung der Sollspannungswerte Us1, Us2, Us3 im Mehrgrößen-Drehstromsystem wird der Funktionseinheit 12 ebenfalls eine Winkelinformation zur Verfügung gestellt, i. e. der tatsächliche elektrische Winkel θel des Rotors resultierend aus dem mechanischen Winkel in Abhängigkeit der Polpaarzahl zp mitgeteilt. Diese Größe wird von einer weiteren Funktionseinheit 14, alternativ z. B. von der Funktionseinheit 9, z. B. basierend auf der Winkelinformation des Positionssensors 8 auf an sich bekannte Weise ermittelt und z. B. über einen weiteren Eingang 15 der Funktionseinheit 12 zur Verfügung gestellt, welcher mit einem Ausgang der Funktionseinheit 14 in Verbindung steht.
-
Basierend auf den von der Funktionseinheit 12 an einem Ausgang 16 ausgegebenen Sollspannungen Us1, Us2, Us3 werden anschließend PWM-Vorgabewerte PWM1, PWM2, PWM3 erzeugt. Die Vorgabewerte PWM1, PWM2, PWM3, welche jeweils Tastverhältnisse ausdrücken, werden an einem Ausgang 17 zur Ansteuerung des Wechselrichters 1 bereitgestellt bzw. ausgegeben, welcher darauf basierend die Drehfeldmaschine 3 geeignet betreibt, i. e. den vorgesehenen Spannungsvektor über seine Leistungsschalter einstellt.
-
Die Umwandlung der Sollspannungswerte Us1, Us2, Us3 zu PWM-Vorgabewerten PWM1, PWM2, PWM3 erfolgt durch eine Funktionseinheit in Form des Vektormodulators 18 der Steuerstruktur 7, welchem zudem die Gleichspannung Udc des Zwischenkreises des Wechselrichters 1 als weitere Eingangsgröße zugeführt wird, i. e. an einen Eingang 19. Die Sollspannungswerte Us1, Us2, Us3 liegen an einem Eingang 20 der Funktionseinheit 18 an, die PWM-Vorgabewerte PWM1, PWM2, PWM3 stehen an dem Ausgang 17 zur Verfügung, über welchen der Wechselrichter 3 nachfolgend zur Einstellung des Spannungsvektors angesteuert wird, i. e. über dessen Eingang 21.
-
Zur Lastwinkeldiagnose weist die Vorrichtung 1 weiterhin ein Filter 22 auf, insbesondere ein digitales Filter, welches dazu ausgebildet ist, die zeitdiskreten Sollstromvorgaben bzw. Phasenstrom-Sollwerte IsdRef, IsqRef im Zuge einer Filterung mit einer Verzögerung zu beaufschlagen bzw. diese zu filtern. Hierzu wirkt das Filter als Tiefpass, insbesondere als PT1-Glied. Dem Filter 22 werden die Phasenstrom-Sollwerte – für jeweilige Abtastperioden – IsdRef, IsqRef, welche am Eingang 6 der Funktionseinheit 5 abgegriffen werden, an einem Eingang 23 bereitgestellt.
-
Das Filter 22 weist eine Zeitkonstante auf, welche geeignet ist, eine jeweilige Dynamik der Steuerung bzw. der Vorrichtung 1 bzw. des Antriebssystems 2 nachzubilden, wobei die Zeitkonstante insbesondere entsprechend der nachzubildenden Dynamik eingestellt ist. Dies ermöglicht, gefilterte Phasenstrom-Sollwerte IsdRefF, IsqRefF basierend auf den Sollstromvorgaben IsdRef, IsqRef erzeugen zu können, welche den tatsächlich zu erwartenden Maschinenströmen bzw. -werten entsprechen.
-
Die gefilterten Sollstromvorgaben I
sdRefF, I
sqRefF werden an einem Ausgang
24 als Größen im d,q-Zweigrößensystem bereitgestellt, um nachfolgend einer Funktionseinheit
25 zur Lastwinkeldiagnose an deren Eingang
26 zur Verfügung zu stehen. Die Funktionseinheit
25 ermittelt basierend auf den gefilterten Phasenstrom-Sollwerten I
sdRefF, I
sqRefF für eine Abtastperiode den Soll-Lastwinkel je gemäß:
-
Der Funktionseinheit 25 werden zur Diagnose weiterhin der elektrische Winkel θel entsprechend θel = zpθmech und die Drehzahl ωel am Eingang 26 bereitgestellt, i. e. in der jeweiligen Abtastperiode. An einem weiteren Eingang 27 der Funktionseinheit 25 werden tatsächliche, ermittelte bzw. gemessene Phasenstromwerte des Phasenstroms Isu, i. e. vorliegend der Phase U, bereitgestellt, welche über einen Stromsensor 28 ermittelt werden. Hierbei liegen der Funktionseinheit 25 der Phasenstromwert I1 des Phasenstroms Isu zu Beginn einer ersten Abtastperiode der Dauer TA und der Phasenstromwert I2 des Phasenstroms Isu zu Beginn einer unmittelbar darauf folgenden zweiten Abtastperiode vor. Dies ist in 4 näher veranschaulicht, welche einen Phasenstrom Isu exemplarisch in einem um die Nulllinie verlaufenden Ausschnitt zeigt, sowie die in den zeitlich unmittelbar aufeinanderfolgenden Abtastperioden gemessenen Phasenstromwerte I1, I2.
-
Um eine Fehlfunktionalität der Vorrichtung
1 oder des Antriebssystems
2 zu ermitteln, setzt die Funktionseinheit
25 den ermittelten Soll-Lastwinkelwert mit einem basierend auf den Phasenstrom-Sollwerten ermittelten bzw. zweiten Lastwinkelwert für die Abtastperiode in Beziehung. Hierzu wird ein jeweiliger zweiter Lastwinkelwert bestimmt durch Lösen der Gleichung 1):
wobei: θ
Last den zweiten, aus einem Phasenstrom der Phase U, bzw. V bzw. W ermittelten Lastwinkelwert bezeichnet, T
A die Periodendauer des Abtastschritts, welche insbesondere konstant ist, n
motor die Drehzahl der Drehfeldmaschine
3, θ
mech die mechanische Rotorposition (Winkel) bezeichnet und I
1 bzw. I
2 einen gemessenen Phasenstromwert zu Beginn bzw. zum Ende einer Abtastperiode der Dauer T
A, d. h. je an einer Intervallgrenze des Abtastintervalls. Ersichtlich werden zwei gemessene Phasenstromwerte, i. e. I
1, I
2, des Phasenstroms I
su zur Ermittlung des zweiten Lastwinkelwerts θ
Last herangezogen, i. e. je betrachteter Abtastperiode.
-
Der als Lösung aus der Gleichung 1) erhaltene zweite Lastwinkelwert wird nachfolgend im Rahmen einer Vergleichsoperation durch die Funktionseinheit 25 mit dem Soll-Lastwinkelwert für die Abtastperiode verglichen. Eine Abweichung, welche im Rahmen des Vergleichs erkannt wird, wird zur Erkennung einer Fehlfunktionalität der Vorrichtung 1 oder des Antriebssystems 2 ausgewertet.
-
Die Funktionseinheit 25 wertet insbesondere je eine Mehrzahl von Vergleichsergebnissen, welche aus einer Mehrzahl von Abtastperioden resultieren, aus. Hierzu kann die Funktionseinheit 25 eine Mehrzahl von Abweichungen bzw. Vergleichsergebnissen, i. e. von Soll-Lastwinkelwerten und zweiten Lastwinkelwerten, zwischenspeichern, insbesondere mittels eines zugewiesenen Speichers, welcher Bestandteil der Funktionseinheit 25 oder z. B. der Vorrichtung 1 sein kann.
-
Bevorzugt ist die Funktionseinheit 25 im Rahmen ihrer Auswertefunktionalität ausgebildet, einen Mittelwert einer Mehrzahl von Vergleichsergebnissen zu bilden und/oder die Abweichungen über die Zeit zu integrieren und je mit einem hinterlegten Schwellwert zu vergleichen. Wird der jeweilige Schwellwert überschritten, kann die Funktionseinheit 25 eine Fehlfunktion diagnostizieren und an einem Ausgang 29 ein korrespondierendes Signal zur Einwirkung auf den Wechselrichter 4 ausgeben, z. B. ein Reset-Signal an einen Eingang 30 bereitstellen. Alternativ können weitere Maßnahmen als Reaktion auf die detektierte Fehlfunktionalität vorgesehen sein.
-
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung wird es ermöglicht, die Lastwinkeldiagnose mit minimalem Messaufwand bei der FOS zu implementieren, insoweit als lediglich Phasenstromwerte einer einzigen Phase ermittelt werden müssen. Anstelle oder zusätzlich zu o. a. Messung an der Phase U kann für eine Ermittlung des zweiten Lastwinkels basierend auf einer Messung an der weiteren Phase V Gleichung 2) genutzt werden:
oder für eine Ermittlung des zweiten Lastwinkels basierend auf einer Messung an der weiteren Phase W Gleichung 3):
-
Durch die Erfindung ist es vorteilhaft ermöglicht, den Kostenaufwand für die Messeinrichtung, i. e. für Sensoren, A/D-Wandler, Platinenfläche zu reduzieren. Die Spannungsverluste bzw. Leistungsverluste verursacht durch die Messeinrichtung der Phasenströme über einen Shunt-Widerstand können reduziert werden, z. B. für den Einsatz in Lenkungen, z. B. Servolenkungen. Durch den Verzicht auf Strommessung können die Probleme der Strommessung wie Rauschen, Offset, die zu Geräuschen und Drehmomentschwankungen führen, reduziert werden. Selbstverständlich sind neben den geschilderten weitere Anwendungsmöglichkeiten denkbar.
-
Bezugszeichenliste
-
- 1, 1'
- Vorrichtung
- 2, 2'
- Antriebssystem
- 3, 3'
- Drehfeldmaschine
- 4, 4'
- Wechselrichter
- 5
- Funktionseinheit
- 6
- Eingang 5
- 7
- weiterer Eingang 5
- 8, 8'
- Positionssensor
- 9, 9'
- Funktionseinheit
- 10
- Verbindungsleitung
- 11
- Ausgang 5
- 12, 12'
- Funktionseinheit
- 13
- Eingang 12
- 14, 14'
- Funktionseinheit
- 15
- weiterer Eingang 12
- 16
- Ausgang 12
- 17
- Ausgang 18
- 18, 18'
- Funktionseinheit
- 19
- Eingang 18
- 20
- weiterer Eingang 18
- 21
- Eingang 4
- 22
- Filter
- 23
- Eingang 22
- 24
- Ausgang 22
- 25
- Funktionseinheit
- 26
- Eingang 25
- 27
- weiterer Eingang 25
- 28
- Stromsensor
- 29
- Ausgang 25
- 30
- weiterer Eingang 4
- U, V, W
- Phasen