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Alle in der vorliegenden Anmeldung zitierten Dokumente sind durch Verweis vollumfänglich in die vorliegende Offenbarung einbezogen (= incorporated by reference in their entirety).
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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Schreibvorrichtung, deren Verwendung zur Kontrolle der Schreibhaltung sowie deren Verwendung zur Diagnose, zum Training bei und zur Therapie neuromotorischer Störungen, insbesondere graphomotorischer Störungen.
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Stand der Technik:
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Unter dem Begriff ”Graphomotorik” werden allgemein alle Prozesse eingeordnet, die zu einer Produktion von grafischen Zeichen mittels der Hand und einem geeigneten Schreibgerät auf einem Untergrund führen. Dazu zählen vor allem die Tonusregulation (Muskelspannung) und Kraftdosierung bei der Stifthaltung sowie die korrekte Körper- und Sitzhaltung. Neuromotorische Störungen führen in aller Regel auch zu graphomotorischen Störungen, da der Schreibvorgang ein sehr komplexer Vorgang ist, der selbstständiges Koordinieren von Händen, Tastsinn und visueller Wahrnehmung voraussetzt. Das Schreiben ist eine der anspruchsvollsten Koordinationsleistungen des Menschen.
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Kinder im Grund- und Vorschulalter haben häufig Schwierigkeiten beim Umgang mit Schreibstiften und dem Erlernen des Schreibvorgangs. Gleiches gilt allgemein für Menschen mit motorischen Störungen, wie beispielsweise Personen mit Schlaganfall, die das Schreiben wieder neu erlernen müssen. Die Fehlerquellen sind vielfältig und reichen vom Verkrampfen der Hand über eine falsche Führung des Schreibgeräts bis zur Anwendung zu hoher axialer und radialer Drucke.
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5 bis 10% aller Kinder im Kindergarten und Vorschulalter haben Schwierigkeiten bei der Stifthaltung und -handhabung und damit graphomotorische Schwierigkeiten. Zu festes Greifen des Stiftes und/oder ein zu starkes Aufdrücken auf die Schreibunterlage führt zu verkrampftem Schreiben und in der Folge beispielsweise zu schneller Ermüdung und/oder schlechtem Schriftbild. Mittlerweile existieren Ansätze zur Unterstützung der Diagnose und Therapie solcher motorischer Störungen (
EP 2 182 423 A2 ).
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Im Allgemeinen werden solche Störungen und Schwierigkeiten nur in geringem Umfang mit Hilfe medizinischer Geräte diagnostiziert. Es bedarf unbedingt der Erfahrung des Therapeuten bei der optischen Beobachtung des Schreibvorgangs des Patienten. Zur Unterstützung der Therapie werden Übungsbögen eingesetzt, auf denen der Patient bestimmte Formen nachzeichnen muss, die dann ausgewertet werden. In jedem Fall erfolgt eine Fehlerkorrektur verbal durch den anwesenden Therapeuten und verlangt vom Patienten eine Transferleistung dergestalt, dass die Empfehlungen des Therapeuten in einem erneuten Therapieschritt umgesetzt werden. Dazu sind insbesondere Kinder im Vorschulalter, also in dem Alter, in dem der Schreibvorgang erlernt wird, häufig noch nicht in der Lage.
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Aus der
DE 10 2005 031 432 ist ein fluidischer Stift zur Erfassung neuromotorischer Daten bekannt. Dieser weist eine fluidgefüllte Kammer auf, die vorzugsweise einen ersten ring- oder spiralfömigen Abschnitt und einen zweiten kanalförmigen Abschnitt aufweist. Dabei entspricht der Flüssigkeitsdruck innerhalb der Fluidkammer einer bei einer handgeführten Bewegung auftretenden Kraft. Über einen Drucksensor wird der Flüssigkeitsdruck erfasst und in ein elektrisches Signal für eine Datenverarbeitungseinheit umgewandelt. Durch Anwendung mehrerer Drucksensoren können radiale Kräfte und Beschleunigungswerte ermittelt werden, doch ist eine saubere Trennung dieser beiden Kräfte nur über einen Rechenalgorithmus möglich, da der Flüssigkeitsdruck in der Kammer von beiden Kraftarten bestimmt wird. Über den Drucksensor am Ende des kanalförmigen Endes der Fluidkammer können auch axiale Kräfte bestimmt werden, allerdings wiederum nicht eindeutig getrennt von radialen oder Beschleunigungskräften. Die gemessenen Daten werden an eine Datenverarbeitungseinheit übermittelt, die in dem Stift integriert oder als externe Komponente vorgesehen sein kann. In dieser Datenverarbeitungseinheit werden die ermittelten Daten gespeichert und nach Übertragung auf einen Computer mit Hilfe einer entsprechenden Software durch den Therapeuten ausgewertet. Anschließend werden mit der betreffenden Person, von der die Daten stammen, im Gespräch mögliche Störungen diskutiert und ggf. Handlungsempfehlungen zur Therapie gegeben. Eine unmittelbare Rückmeldung an den Patienten während der Erfassung der Daten ist nicht möglich.
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Aus der
DE 20 2005 019 142 U1 ist ein Stift bekannt, der dem Patienten bei zu hohem Druck auf die Schreibunterlage eine Rückmeldung in Form eines Lichtsignals liefert, jedoch beschränkt sich das Signal auf einen zu hohen Anpressdruck auf die Arbeitsplatte. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Ursachen von graphomotorischen Schwächen in der Griffhaltung liegen. In einigen Fällen wird beispielsweise der Stift stark geklemmt und trotzdem keine große Kraft auf die Schreibunterlage ausgeübt. Bei der oben genannten Ausführung führt dieser Fall zu keinem Signal. Bei der Anwendung dieses Stifts hat sich zudem gezeigt, dass die Patienten das Leuchten als positiv erfassen und deshalb den Stift bewusst zu fest auf die Schreibunterlage drücken. Ein weiterer Nachteil ist, dass der Patient durch das Lichtsignal vom Schreiben abgelenkt wird und somit schnell die Konzentration verlieren kann. Außerdem kann der Patient das Lichtsignal ignorieren und den Schreibvorgang mit unvermindert hoher Griff- bzw. Aufdruckkraft fortsetzen.
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In neueren Therapieformen werden Schreibfedern eingesetzt, wodurch bei zu festem Aufdrücken auf die Unterlage die Feder verbogen wird und dadurch nicht mehr fein schreibt, was auch eine Form der Rückmeldung darstellt. Bei Füllern ist derselbe Effekt zu beobachten. Da jedoch bei zu festem Druck die Füllfederspitze zerstört wird, wird auf diese Therapie häufig verzichtet.
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Bei der Verwendung von Federn für die Therapie werden ebenfalls nur die Aufpresskräfte auf die Schreibfläche berücksichtigt. Hierbei ist es auch von Nachteil, dass das bei Verwendung einer Feder erzeugte Schreibgefühl sich signifikant von dem mit anderen üblicherweise verwendeten Schreibgeräten (Tintenroller, Kugelschreiber, Filzstift...) erzeugten unterscheidet, was den Transfer in alltäglich Schreibsituationen erschwert.
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Aufgabe:
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es demgemäß, ein einfaches technisches Gerät zur Verfügung zu stellen, dass die Nachteile des Standes der Technik nicht aufweist. Mit diesem Gerät sollen die graphomotorischen Probleme von Nutzern gezielt und einfach auch ohne technische Infrastruktur zu Hause therapiert werden können. Ferner soll es möglich sein, mit diesem Gerät graphomotorische Vorgänge, z. B. Schreiben ohne Aufsicht in effektiver Art und Weise zu trainieren.
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Lösung:
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Gelöst wird diese Aufgabe durch ein Schreibgerät mit integrierter mechanisch ausgelöster Unterbrechung des Schreibvorgangs bei zu hoher Klemmkraft, vorzugsweise realisiert durch eine axiale Positionsänderung der Schreibmine, d. h. bei einer zu hohen Klemmkraft wird die Patrone/Mine in den Stift gezogen, bzw. die Patrone/Mine wird bei zu großer Klemmkraft durch den Schreibdruck in den Stift gedrückt. Ein Schreiben ist somit nicht mehr möglich.
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Detaillierte Beschreibung:
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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Schreibvorrichtung umfassend
- a) ein Schreibstiftgehäuse zur Durchführung handgeführter Bewegungen,
- b) eine Patrone/Mine
- c) einen Auslösemechanismus,
dadurch gekennzeichnet, dass bei einer zu hohen Klemmkraft von einem oder mehreren Fingern ein Auslösemechanismus ausgelöst wird und damit die Patrone/Mine in das Gehäuse zurückbewegt wird oder bei Aufdrücken auf eine Schreibunterlage in das Gehäuse gedrückt wird.
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Im Rahmen der vorliegenden Erfindung umfassen die Formulierungen „Patrone”, „Mine” bzw. „Patrone/Mine” nicht lediglich die beiden Möglichkeiten Patrone bzw. Mine sondern jeweils auch weitere Ausgestaltungen und werden demgemäß der Einfachheit halber stellvertretend für „Patrone/Mine/Feder oder sonstige Schreibstoffvorräte” verwendet. In einer Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung werden Patronen und/oder Minen eingesetzt.
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Die vorliegende Erfindung betrifft ferner die Verwendung dieser Vorrichtung.
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Der Vorteil der erfindungsgemäßen Vorrichtung beruht darauf, dass sie auf einfache Weise eine Rückmeldung an den Anwender für ein Fehlverhalten gibt. Dabei führt der Stift bei zu festem Klemmen zu einem Aussetzen des Schreibens. Dies hat verschiedene Vorteile bzw. Wirkungen. Dadurch sind die Anwender gezwungen sich mit dem graphomotorischen Problem zu beschäftigen und können es nicht bei Erfüllung von Aufgaben ignorieren. Sobald ein Grenzwert, der zuvor in der Diagnose bestimmt wurde, überschritten wird, führt das entsprechend an den Grenzwert angepasste mechanische System im Stift dazu, dass die Mine in den Stift zurückgezogen oder gedrückt wird und damit ein Schreiben nicht mehr möglich ist. Mit anderen Worten: der Anwender kann bei überschreiten eines zuvor festgelegten Grenzwertes den Schreibvorgang nicht mehr fortsetzen, und muss sich explizit mit dem motorischen Problem auseinandersetzen. Der Stift ist in einer bevorzugten Ausführungsform so aufgebaut, dass der Finger, der die höchste Klemmkraft auf den Stift ausübt, die Mechanik auslöst. Im Regelfall und einer höchst bevorzugten Ausführungsform ist das der Zeigefinger. Jedoch kann das System auch so aufgebaut werden, dass der Daumen und/oder der Mittelfinger die Mechanik auslösen.
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Die vorliegende Erfindung lässt sich prinzipiell so beschreiben, dass die Mine wahlweise entweder aktiv in das Gehäuse zurückgezogen/gedrückt (z. B. durch eine Feder oder ein sonstiges elastisches Element) wird, oder sie wird nur „bewegbar” gemacht, indem ihre Fixierung aufgehoben wird und sie folglich durch die Aufdruckkraft beim Schreibversuch ins Gehäuse geschoben wird. Dabei ist die auf die Schreibunterlage ausgeübte Kraft im Rahmen der vorliegenden Erfindung nicht der entscheidende Faktor. Allein das zu feste Klemmen des Stifts reicht im Rahmen der vorliegenden Erfindung aus, um den Mechanismus auszulösen und ein „Verschwinden” der Mine (sofort oder beim Versuch weiter zu schreiben) zu bewirken. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung ist es in einer Variante so, dass eine zu hohe Klemmkraft eines einzelnen Fingers ausreicht, um den Auslösemechanismus zu betätigen. Es müssen in dieser Variante nicht alle Finger einen Grenzwert überschreiten. Dies bedeutet, dass z. B. ein Schnappmechanismus auch von einem einzelnen Finger ausgelöst werden kann. Bei einer zu hohen Klemmkraft wird eine zuvor existierende kraft- oder reibschlüssige axiale Fixierung der Mine im Stift aufgehoben.
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In anderen Varianten der vorliegenden Erfindung lösen erst zu hohe Klemmkräfte von zwei oder mehr Fingern den Auslösemechanismus aus.
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Bei der Schreibposition ist die Patrone/Mine ausgefahren und man kann mit dem Stift normal schreiben. Wird die Klemmkraft zu groß, wird der Auslösemechanismus, z. B. eine Schnappverbindung, gelöst, und die Patrone/Mine wird durch ein elastisches Element, wie beispielsweise eine Feder, in den Stift verschoben. Alternativ ist es möglich, anstelle die Patrone/Mine mit einer Feder einzuziehen, dass die Patrone/Mine durch die Anpresskraft auf die Schreibunterlage in den Stift gedrückt wird. Um das Schreiben wieder zu ermöglichen, muss der Klemmgriff in jedem Fall gelöst und damit auch die Hand gelockert werden.
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Zusätzlich muss die Mine wieder in eine Startposition gebracht werden. Somit ist ein weiterer Vorteil, dass durch das erfindungsgemäße System das langanhaltende Verkrampfen der Hand verhindert wird, und die Hand erst gelockert werden muss, bevor wieder geschrieben werden kann.
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Eine Möglichkeit der zusätzlichen direkten Rückmeldung an den Anwender ist eine optische Rückmeldung. Dies kann beispielsweise durch einen Kontakt im Inneren des Stifts erreicht werden, der durch die in den Stift bewegte Patrone/Mine ausgelöst wird. Dadurch kann, bevorzugt am Ende des Stiftes, eine Lampe, bevorzugt eine LED-Lampe, geschaltet werden. Es ist ebenfalls möglich, durch das Hineinbewegen der Patrone/Mine in den Stift, aus dem Ende des Stiftes einen Indikator herauszuschieben.
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Zur Motivation bei Kindern bietet sich beispielsweise an, die optische Rückmeldung in Form eines traurigen Gesichts auszugestalten. Es können jedoch auch lediglich Farben z. B. Rot oder Schwarz zu einer Rückmeldung an den Anwender dienen.
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Ferner können in einer Variante der vorliegenden Erfindung zusätzlich akustische und/oder haptische Rückmeldungen erfolgen.
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In dem System der Patrone/Mine sind in einer Ausführungsform über den Umfang verschieden starke Schnappverbindungen integriert. Je nachdem, wie die Mine in den Stift eingebracht wird, wirkt eine andere Schnappvorrichtung auf das System. Die Stärke der Schnappverbindungen bestimmt in der späteren Anwendung wie groß die Klemmkraft sein muss, damit der Mechanismus ausgelöst wird. Dadurch kann der Stift an die unterschiedliche Stärke der graphomotorischen Störung angepasst werden.
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Das Klemmsystem, das zum Lösen der Mine/Patrone im Stift führt, kann jedoch auch über ein anderes Federsystem, beispielsweise über eine Stahlfeder oder ein als Widerstand dienendes Elastomer realisiert werden. Wichtig ist dabei lediglich, dass die Einstellbarkeit direkt am Stift oder durch den Austausch von einzelnen Bauteilen gewährleistet ist. Dadurch kann auf die Größe der Klemmkräfte des Anwenders direkt eingegangen werden.
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Im Rahmen der vorliegenden Erfindung einsetzbare Schnappvorrichtungen basieren alle auf dem gleichen Prinzip und unterscheiden sich im wesentlichen lediglich in der Steifigkeit des elastischen Elements. Bei einer Ausführung als Biegebalken würde die unterschiedliche Steifigkeit beispielsweise durch eine Variation des Widerstandsmoments oder des Materials erreicht werde. Bei der Montage der gegebenenfalls unterschiedlichen Einzelteile kann dann ausgewählt werden, welches dieser Einzelelemente aktiv ist. Dadurch kann die Charakteristik des Systems gezielt eingestellt werden. Im Rahmen der vorliegende Erfindung wird bevorzugt aus vier Gestaltungsvarianten ausgewählt:
- 1. Es gibt nur eine aktive Schnappverbindung, die alleinig auslöst.
- 2. Es gibt mehrere Schnappverbindungen und alle müssen ausgelöst werden.
- 3. Es gibt mehrere Schnappverbindungen und eine vorher definierte, d. h. eingestellte, Anzahl muss ausgelöst werden, um die Mine verschwinden zu lassen.
- 4. Es gibt mehrere Schnappverbindungen und bereits die Auslösung einer einzelnen reicht aus, um die Mine verschwinden zu lassen.
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In einer Variante der vorliegenden Erfindung ist die Kraft, die zum Auslösen des Mechanismus erforderlich ist, an der Vorrichtung variabel einstellbar. Damit dies nicht zufällig passiert, kann die Einstellvorrichtung arretierbar und/oder abgedeckt sein.
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Im Rahmen der vorliegenden Erfindung sind verschiedene praktische Ausführungen des Auslösemechanismus denkbar. Rein exemplarisch seien drei Varianten dargestellt:
- a) Von Außen wird durch ein bewegliches Teil im Gehäuse der Schreibvorrichtung, z. B. einen Knopffortsatz, ein bewegliches Teil eines elastischen Elements, das mit der Patrone verbunden ist und der Arretierung der Patrone relative zum Gehäuse dient, soweit eingedrückt, dass der bewegliche Teil des elastischen Elements in das Gehäuse gedrückt wird und die Patrone nicht mehr arretiert ist. Die Patrone wird dann entweder durch eine Feder o. ä. direkt in das Gehäuse gezogen oder beim Aufdrücken auf die Schreibunterlage in das Gehäuse gedrückt, so dass kein Schreiben mehr möglich ist. Das bewegliche Teil im Gehäuse kann dabei Teil eines größeren Bauteils sein, dass sich an einer Stelle verbiegen, d. h. eindrücken lässt. (vgl. 1, 2)
- b) In einer anderen Variante wird durch ein bewegliches Element, z. B. in Knopfform, dass mittels einer Feder, insbesondere einer Spiralfeder, mit der Patrone verbunden ist, durch eine Öffnung des Gehäuses geführt, so dass der Nutzer dieses Element mit mindestens einem Finger greift. Bei zu festem Druck wird dann die Feder soweit eingedrückt, dass das Element vollständig in das Gehäuse eingedrückt wird, wodurch seine Arretierungsfunktion verloren geht und die Patrone beweglich wird, so dass kein Schreiben mehr möglich ist. (vgl. 3)
- c) Angelehnt an Variante b) kann statt statt einer Feder bzw. Spiralfeder eine elastische Biegevorrichtung verwendet werden. (vgl. 4)
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Im Rahmen der vorliegenden Erfindung sind beliebige weitere praktische Ausgestaltungen des Auslösemechanismus (Variationen) möglich und von der vorliegenden Erfindung umfasst, soweit diese bei zu hoher Klemmkraft die Arretierung von Patrone/Mine aufheben und die Patrone/Mine dann nicht mehr in einer Position, die das Schreiben ermöglichte, verbleibt.
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Solche Ausgestaltungen/Variationen erschließen sich dem Fachmann ausgehend von der vorliegenden Erfindung und den bereits dargestellten Varianten a), b) und c), so dass eine detailliertere Darstellung nicht erforderlich ist.
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Die erfindungsgemäße Schreibvorrichtung eignet sich hervorragend zur Kontrolle der Schreibhaltung bzw. zur Kontrolle der Griffhaltung des jeweiligen Nutzers. Durch diese Kontrolle kann in einer Variante der vorliegenden Erfindung die erfindungsgemäße Schreibvorrichtung im Rahmen eines Diagnose- bzw. Therapie-Verfahrens eingesetzt bzw. verwendet werden. In einer anderen Variante der vorliegenden Erfindung kann die erfindungsgemäße Schreibvorrichtung auch für nicht-therapeutische Zwecke eingesetzt werden.
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Sofern die erfindungsgemäße Schreibvorrichtung in einem Verfahren zur Diagnose und Therapie verwendet wird, macht sie es dem Therapeuten möglich je nach Anwender eine geeignete Federkraft einzustellen und als Therapieeinheit zur Verfügung zu stellen. Die erfindungsgemäße Schreibvorrichtung kann durch die Einstellbarkeit der Grenzkraft, ab der das System den Schreibvorgang unterbricht, individuell an den jeweiligen Anwender und dessen Lernfortschritt angepasst werden.
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Die erfindungsgemäße Schreibvorrichtung macht es möglich, Therapieschritte bei der Behandlung neuromotorischer Störungen ohne direkte Mitwirkung oder Anwesenheit eines Therapeuten, beispielsweise in der vertrauten häuslichen Umgebung des Anwenders, durchzuführen. Bei der Durchführung von Übungen zur Verbesserung seiner Schreibfähigkeit erhält der Nutzer eine unmittelbare Rückmeldung über Fehler beim Aufdrücken des Stifts. Dabei kann der Therapeut in Abhängigkeit von der Schwere der neuromotorischen Störung die Referenzwerte in mehreren Schritten an die Idealwerte heranführen, um, insbesondere bei Kindern, diesen bei Fortschritten das wichtige Erfolgserlebnis zu verschaffen, wenn eine Verbesserung zu erkennen ist, aber dennoch weitere Anstrengungen erforderlich sind. So kann schrittweise mit den Anwenders auf die Erreichung der Idealwerte hingearbeitet werden.
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In entsprechender Weise ermöglicht die erfindungsgemäße Schreibvorrichtung das Trainieren von Schreiben, gravieren, chirurgischen Techniken etc. autark und ohne die direkte Aufsicht einer Kontrollperson.
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Die erfindungsgemäße Schreibvorrichtung eignet sich demgemäß auch hervorragend zum Schönschreib-/Kalligrafie-Training.
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Die erfindungsgemäße Vorrichtung muss nicht zum Schreiben auf Papier ausgestaltet sein, sondern es sind verschiedene weitere Ausgestaltungen und Anwendungen denkbar, bei denen lediglich die Patrone/Mine ausgetauscht bzw. angepasst wird. Die Patrone/Mine kann in Variationen der vorliegenden Erfindung Elemente ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Kugelschreiberminen, Füllerfedern, Faserschreiberminen(spitzen), Kunststoffspitzen, Metallspitzen oder gegebenenfalls auch speziell für den jeweiligen Zweck angefertigte Spezialstücke, umfassen.
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Beispiele sind:
Ausgestaltung der Patrone/Mine | Anwendungsbeispiele |
Kugelschreibermine | Therapie, Schönschrift, akkurate Schrift |
Füllerfeder | Therapie, Schönschrift, akkurate Schrift |
Fasermine(nspitze) | Therapie, Schönschrift, akkurate Schrift |
Kunststoff | LCD's, Graphiktabletts, Touchscreens |
Metallspitze | Schnitzen, Gravieren, Chirurgenausbildung |
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Da für alle diese Anwendungen und mit allen diesen Ausgestaltungen der Patrone/Mine in der Regel der Dreifingergriff verwendet wird, kann mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung für alle diese Anwendungen ein Training zur Verbesserung durchgeführt werden. Darüber hinaus ist z. B: für das Gravieren eine bei zu hohem Anpressdruck zurückschnellende Metallspitze ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
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Die erfindungsgemäße Vorrichtung kann demgemäß verwendet werden in Verfahren zur Diagnose und Therapie neuromotorischer bzw. graphomotorischer Störungen bzw. Probleme bei der handgeführten Bewegung einer Schreibvorrichtung durch einen Nutzer,
- – beim Malen oder Zeichnen, wodurch besonders akkurate Strichführungen ermöglicht werden,
- – für Schnitz- oder Gravurarbeiten, wodurch besonders akkurate Ausarbeitungen ermöglicht werden,
- – bei der Chirurgenausbildung, wodurch das genau dosierte Schneiden mit dem Skalpell geübt werden kann,
- – bei Grafiktabletts oder LCD-Bildschirmen, wodurch ebenfalls besonders genaue Darstellungen ermöglicht werden.
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Bevorzugt ist die Verwendung in Verfahren zur Diagnose und Therapie graphomotorischer Störungen bzw. Probleme.
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Die vorliegende Erfindung wurde im wesentlichen im Hinblick auf die Kontrolle oder Überwachung der Schreibhaltung beschrieben; bei einer Variation der Schreibstiftspitze gelten aber sinngemäß die gleichen Ausführungen auch für die dann gewählte Ausführungsform, z. B. das Malen o. ä. – die obigen Ausführungen sind ihrem Sinngehalt nach demnach auf Schreibgeräte im engeren Sinne nicht beschränkt.
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Für die verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten der erfindungsgemäßen Schreibvorrichtung kann demgemäß durch einfaches ändern der mechanischen Widerstände/Federkräfte eine genaue, optimale Anpassung vorgenommen werden, wodurch die erfindungsgemäße Schreibvorrichtung extrem vielseitig ist.
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Die verschiedenen Ausgestaltungen der vorliegenden Erfindung, z. B. aber nicht ausschließlich diejenigen der verschiedenen abhängigen Ansprüche, können dabei in beliebiger Art und Weise miteinander kombiniert werden.
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Die Erfindung wird nun unter Bezugnahme auf die Figuren näher erläutert.
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Figurenbeschreibung:
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Die Zeichnungen sind nicht unbedingt maßstabsgetreu. Aus Gründen der Klarheit und zur einfacheren Darstellung können einige Merkmale der Erfindung übertrieben groß oder in schematischer Form dargestellt sein, ebenso können demgemäß einige Details von konventionellen bzw. bekannten Elementen nicht dargestellt sein. Bei mehreren gleichen Bauteilen/Bestandteilen in einer Zeichnung wurden aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht alle markiert, sondern jeweils maximal drei.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Schreibstiftgehäuse
- 2
- Patrone/Mine
- 3
- Auslösemechanismus
- 3a
- elastisches Element/Feder
- 4a
- Klemmkraft klein
- 4b
- Klemmkraft groß
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Fig. 1:
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1 zeigt eine erfindungsgemäße Vorrichtung in der Schreibposition. Es ist dargestellt, dass nur eine kleine Klemmkraft 4a ausgeübt wird. Das elastische Element 3a wird nicht (beziehungsweise nur ein Stück weit) eingedrückt, so dass der Auslösemechanismus nicht ausgelöst wird; das Schreiben ist möglich.
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Fig. 2:
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2 zeigt die Vorrichtung aus 1 in der Fehlerposition. Es wurde eine große Klemmkraft auf den Auslösemechanismus ausgeübt, so dass der Auslösemechanismus ausgelöst wurde. Von Außen wurde durch einen Knopffortsatz ein Knopffortsatz des elastischen Elements 3a soweit eingedrückt, dass der Knopffortsatz des elastischen Elements 3a in das Gehäuse gedrückt wurde und die Mine 2 nicht mehr arretierte. Die Mine 2 wird durch Aufdrücken jetzt in das Gehäuse gedrückt, so dass kein Schreiben mehr möglich ist.
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Fig. 3:
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3 zeigt eine Variante der vorliegenden Erfindung, bei der auf der linken Seite dargestellt ist, dass nur eine kleine Klemmkraft 4a ausgeübt wird. Die Feder 3a wird nicht (beziehungsweise nur ein Stück weit) eingedrückt, so dass der Auslösemechanismus nicht ausgelöst wird; das Schreiben ist möglich. Auf der rechten Seite von 3 ist dargestellt, dass eine große Klemmkraft 4b auf die Feder wirkte, so dass der Auslösemechanismus ausgelöst wurde. Die Feder 3a wurde zusammengedrückt, der Knopf rutsche in das Gehäuse und arretiert die Mine 2 nicht mehr. Die Mine 2 wird durch Aufdrücken jetzt in das Gehäuse gedrückt, so dass kein Schreiben mehr möglich ist.
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Fig. 4:
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4 entspricht 3, mit dem Unterschied, dass nun statt einer Feder 3a eine elastische Biegevorrichtung 3a verwendet wird.