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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Ausbringen von Saatgut mit den oberbegrifflichen Merkmalen des Anspruchs 1 und ein hierfür geeignetes Saatgut.
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Die Begründung von Waldbeständen erfolgt in der Regel durch Pflanzung von drei- bis fünfjährigen Jungpflanzen. Kritisch ist hierbei die Wurzelbildung, da hieraus eine mangelhafte Verankerung der Pflanze im Boden resultieren kann, die entweder zu einem frühzeitigen Ausfall der Pflanze oder aber zu einer Destabilisierung des Bestandes führen kann. Zusätzlich ins Gewicht fallen die hohen Kosten für Pflanzmaterial und der Aufwand für die Pflanzung sowie für die oftmals notwendigen Schutzmaßnahmen gegen Wildverbiss (Einzelschutz, Einzäunung). Untersuchungen an Naturverjüngungsbeständen, d. h. Beständen, die z. B. durch Samenanflug entstanden sind, weisen eine wesentlich höhere genetische Diversität, eine bessere Vitalität sowie eine optimalere Wurzelausbildung und damit eine insgesamt verbesserte Stabilität der Jung- und Folgebestände auf. Neben der Nutzung der Naturverjüngung bietet sich auch die Aussaat auf großen Flächen an, wofür jedoch die wenigsten Flächen geeignet sind, da die Befahrung der Bestände mit Sämaschinen schwierig oder unmöglich ist, insbesondere in Hanglagen. In diesen Fällen muss auf die manuelle Aussaat im Streuverfahren zurückgegriffen werden. Bei diesem Verfahren werden die Samenkörner in zufälliger Verteilung oberflächlich auf den Boden gestreut. Ein Keimerfolg hängt dann jedoch entscheidend davon ab, ob das Saatgut Anschluss an den Mineralboden erhält. Zudem ist der Keimerfolg eines nur oberflächlich auf dem Boden aufliegenden Samenkorns stark von den Witterungsbedingungen abhängig, da keine das Mikroklima ausgleichende Humus- oder Mineralbodenauflage vorhanden ist, wie dies beispielsweise bei direkter Einbringung des Saatgutes in den Oberboden der Fall wäre.
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So wurden bereits Geräte zur Saatguteinbringung in den Boden entwickelt (beispielsweise eine der
RU 2164061 bekannte Vorrichtung mit Fußhebelbedienung oder eine zangenartige Ausbringvorrichtung des Anmelders). Solche Geräte erweist sich manchmal als wenig praktikabel, da bei Steilhängen eine Bedienung des Fußhebels kaum möglich ist oder die Vorrichtung ein hohes Eigengewicht aufweist, das bei Arbeiten im Gelände zur vorzeitigen Ermüdung des Arbeiters führt. Das konstruktionsbedingt tiefe Eindringen der Schneiden in den Boden beschränkt den Einsatz der Vorrichtung zudem auf leichte Böden mit lockerem Gefüge. Durch die ebenfalls vorgesehene Vereinzelungsvorrichtung bleibt die Vorrichtung auf die Ausbringung von Samenkörnern beschränkt und kann nicht zur Ausbringung von beispielsweise Düngemitteln oder ähnlichen Substanzen verwendet werden.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein einfacheres Verfahren zum Ausbringen von Saatgut für Bäume oder Büsche zur Verfügung zu stellen, das sich für verschiedene Saatgutarten verwenden lässt und zudem den Einsatz von Zusatzmitteln (Düngemittel, Repellens) erlaubt sowie ein hierfür geeignetes Saatgut anzugeben.
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Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zum Ausbringen von Saatgut gemäß Anspruch 1. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
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Das angegebene Ausbringverfahren eignet sich insbesondere für die Einzel-Ausbringung von Saatgut für Bäume oder Büsche in Beständen, die mit herkömmlichen Geräten nicht oder nur sehr schwer zugänglich sind, sowie für geringe Flächengrößen, bei denen ein Maschineneinsatz unrentabel wäre, oder zur Nachbehandlung von Aussaatflächen bei Ausfällen im Aufwuchs. Dabei ist es möglich, auch Düngemittel oder sonstige Substanzen/Wirkstoffe zeitgleich auszubringen, insbesondere dem Saatgut beigemischte keim- und anwuchsfördernde Mittel, wie beispielsweise mykorrhizahaltige Präparate zur Beeinflussung des Pflanzenwachstums oder wildverbisshemmende Substanzen (Repellens, auch als Repellents bezeichnet).
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Das Saatgut für Bäume oder Büsche weist wenigstens einen Samen auf, der zunächst mit einem Nährsubstrat umhüllt wird. Dann wird das Nährsubstrat verfestigt, insbesondere durch Einfrieren zu einer Kugelform. Schließlich wird das Saatgut durch Eindrücken mit dem Schuh/Stiefel des Waldarbeiters in den Waldboden ausgebracht. Hierbei ist das Saatgut bevorzugt bis kurz vor dem Ausbringen kontinuierlich gekühlt, insbesondere in einer Kühltasche, die der Waldarbeiter mit sich führt. Durch die Kühlung behält das Saatgut bzw. das Nährsubstrat, das bevorzugt einen Gewichtsanteil von ca. 98% der Saatgut-Kugel einnimmt, seine Form, um relativ leicht in den Waldboden eingedrückt zu werden. Je nach Wetterbedingungen taut das Nährsubstrat mehr oder weniger schnell auf, um den Samen freizugeben bzw. Keimen zu lassen. Hierbei ist der oder die Samen gut geschützt. Dem Nährsubstrat, insbesondere auf Torfbasis kann zudem Dünger beigegeben sein, so dass ein gutes Wachstum erzielt wird. Die weiterhin zugemischten Repellens bewahren zudem die Jungpflanze über lange Zeit vor Wildverbiss.
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Das verwendete Saatgut weist eine Kugel- oder Knödelform etwa in Pflaumengröße auf, um mit geringer Kraft in den Waldboden eingedrückt zu werden. Es sind jedoch auch ovale Formen oder Zylinderabschnitte möglich, wenn das Saatgut beispielsweise im Strangpressverfahren mit dem Nährsubstrat umhüllt und dabei zugleich verfestigt wird. Selbst eine Würfelform ist grundsätzlich möglich. Das Verfestigen des Nährsubstrats wird in einfachster Weise durch Einfrieren erzielt, wobei die Kühlkette bis zum Ausbringen aufrecht erhalten bleibt. Hierzu kann das Saatgut auch in eine abziehbare oder verrottbare Kühlhaltefolie eingewickelt werden, ggf. auch zusätzlich zur Aufbewahrung in einer Kühltasche. Es ist jedoch auch möglich, das Nährsubstrat durch Naturkleber, wie z. B. Harze zu einer starren Form, insbesondere einer Kugel zu verfestigen.
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Dieses Verfahren ist dabei praktisch ohne Werkzeuge durchzuführen. Der formstabile Saatgut-”Knödel” kann einfach mit dem Schuh/Stiefel in den Waldboden eingedrückt werden, wobei das Saatgut mit dem Nährsubstrat ggf. mit Düngemittel und/oder Wirkstoff geschützt ist. Damit wird ein besonders ergonomisches und ermüdungsarmes Arbeiten ermöglicht, zumal dieses Saatgut auch bei leichtem Bewuchs des Oberbodens eingesetzt werden kann. Die umgebende, insbesondere gefrorene Hüllmasse schafft dabei im Oberboden sofort ein Keimbett für die ausgebrachten, im „Knödel” enthaltenen Samenkörner. Dadurch werden optimale Keimbedingungen geschaffen.
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Durch Variation der Zusatzstoffe im Substrat kann auf verschiedene Bodentypen, unterschiedliche Gründigkeit des Bodens und auf die Keimbedingungen und Wuchsansprüche der verschiedenen Baum- bzw. Pflanzenarten eingegangen werden. Die dosierte Abgabe und punktgenaue Ausbringung von Düngemitteln oder sonstiger Wirkstoffe (Pflanzenschutzmittel, Wildschutzmittel etc.) im Nährsubstrat ermöglichen eine effektivere und zielgerichtetere Wachstumsförderung bei reduzierter eingesetzter Dünger-/Wirkstoffmenge, wodurch sich letztlich eine Kosteneinsparung realisieren lässt. Das Saatgut kann dabei vom Waldarbeiter in einer Umhänge-Kühltasche mitgeführt werden, so dass die Ausbringung auch in unwegsamem Gelände, beispielsweise in steileren Lagen oder im Hochgebirge, erfolgen kann. Weitere Vorteile, Merkmale und Besonderheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung bevorzugter Ausführungsformen der Erfindung anhand der schematischen Zeichnungen. Es zeigt:
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1 eine bevorzugte Ausführungsform des Saatgutes, und
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2 schematische Verfahrensschritte für die Ausbringung.
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1 zeigt eine bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Saatgutes 1 in Form einer Kugel oder eines etwa pflaumen großen „Knödels”, die sich insbesondere für die Einzel-Ausbringung eignet. Durch die kompakte Form des auszubringenden Saatguts 1 kann diese formstabile Kugel besonders einfach und kraftsparend mit dem Fuß in den Waldboden eingedrückt werden, was auch bei Hangneigung möglich ist. Auch kann diese Art der Ausbringung bei der Begründung von Vorbaugruppen in einem Altbestand verwendet werden, bei der nur auf relativ kleinen Teilflächen gesät wird und ein Maschineneinsatz somit unrentabel ist. Dieses Ausbringverfahren eignet sich neben dem Forsteinsatz auch für Garten- oder Pflanzenzuchtbetriebe, Baumschule oder auch für den Privatbereich. Von besonderem Vorteil ist, dass Düngemittel, keim- und anwuchsfördernde Mittel oder schädlingsvergrämende Substanzen direkt im Umfeld des Pflanzensaatguts eingesetzt werden und die direkte Wirkung am Ort der Aussaat entfalten können.
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Das Saatgut 1 für Bäume oder Büsche weist im Zentrum wenigstens einen Samen 2 auf, der von einem Nährsubstrat 3 umhüllt ist. Das Nährsubstrat 3, insbesondere auf Torfbasis ist formstabil verfestigt, insbesondere durch Einfrieren zu einer Kugelform. in dieser Form kann das Saatgut 1 durch Eindrücken mit Schuh/Stiefel 5 in den Boden B ausgebracht werden. Dem Nährsubstrat 3 ist bevorzugt wenigstens ein Repellens 4 beigemischt, wie dies hier durch ein kleines Rechteck angedeutet ist. Die Beimischung kann jedoch auch fein verteilt im Nährsubstrat 3 erfolgen. Das Saatgut 1 bleibt bis kurz vor dem Ausbringen kontinuierlich gekühlt, so dass das Eindrücken in den meist weichen Boden ohne großen Kraftaufwand erfolgen kann. Hierzu wird das Saatgut 1 vom Waldarbeiter bevorzugt in einer Kühltasche 6 transportiert (vgl. 2).
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Das Saatgut 1 weist bevorzugt einen Gewichtsanteil von ca. 98% an Nährsubstrat 3, auf, insbesondere auf Torfbasis, wobei auch Dünger beigegeben wird, um dem Samen 2 eine ausreichende Keimbasis zu geben. Das Saatgut 1 weist annähernd eine Kugel- oder Knödelform etwa in Pflaumengröße auf, wobei das Saatgut 1 auch in eine Kühlhaltefolie 7 eingewickelt sein kann. Dabei können neben dem gefrorenen Wasser auch andere Bindemittel beigegeben werden, um die Auflösung des Nährsubstrates 3 zu verzögern, beispielsweise Bio- oder Naturkleber, die dann verrotten.
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In 2 ist der Ablauf der Herstellung des Saatgutes 1 schematisch dargestellt. In einem Saatgutbetrieb 8 werden die Samen 2 mit dem Nährsubstrat 3 umhüllt und zu einer stabilen Form verfestigt, insbesondere durch Gefrieren des wasserhaltigen Nährsubstrates 3. Dann wird das Saatgut 1 durch Kühllaster z. B. zu einem Forsthaus 9 gebracht, wo es weiterhin gekühlt wird, um die Form beizubehalten. Für die Ausbringung führt ein Waldarbeiter das Saatgut 1 in einer Kühltasche 6 mit sich, beispielsweise 200 Stück der kirsch- oder pflaumengroßen Kugeln, um so bei der Waldinspektion bei Bedarf Fehlstellen im Baum- oder Buschbestand selektiv durch das Saatgut 1 mittels Eindrücken mit dem Schuh bzw. Stiefel 5 in den Waldboden zu beheben.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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