-
Verfahren zur Adaption eines Widerstandswertes eines Elektromagneten eines Magnetlagers und zur sensorlosen Positionsermittlung eines in einem magnetischen Lager gelagerten Objekts unter Berücksichtigung des adaptierten Widerstandswertes
-
Die Erfindung betrifft die sensorlose Lagebestimmung für eine Magnetlagerung. Eine solche magnetische Lagerung dient zur Lagerung eins Objektes, beispielsweise eines Rotors, mit Hilfe eines Magnetfeldes, welches im Allgemeinen durch mindestens einen Elektromagneten erzeugt ist.
-
Der wesentliche Vorteil einer magnetischen Lagerung gegenüber einer klassischen Lagerung, beispielsweise mit einem Kugellager, besteht in der weitestgehenden Reibungslosigkeit. Dies stellt insbesondere im Hinblick auf den Verschleiß einen Vorteil dar. Andererseits wird erst hierdurch eine Lagerung von sehr schnell drehenden Rotoren ermöglicht. Eine Schwierigkeit bei elektromagnetischen Lagerungen besteht darin, dass eine elektronische Regelung der Position des zu lagernden Objektes unabdingbar ist. Dazu ist prinzipiell die Bestimmung der Position des Objektes relativ zum Elektromagneten notwendig. Zusätzlich kann die direkte Bestimmung der Geschwindigkeit, mit der eine Lageänderung vollzogen wird, erfolgen. Klassischerweise erfolgt die Bestimmung der Position direkt mit einem Positionssensor. Allerdings ist der Einsatz eines Positionssensors mit gewissen Nachteilen verbunden. Hierbei sind insbesondere zu nennen, dass ein Positionssensor zusätzliche Kosten aufwirft, für den Einbau des Sensors ein gewisser Bauraum erforderlich ist und der Sensor, falls er ausfällt, für einen Ausfall des gesamten Magnetlagersystems verantwortlich sein kann.
-
Aus diesem Grund wurde in den letzten Jahren eine Vielzahl von sogenannten sensorlosen bzw. positionssensorlosen Verfahren zur Regelung eines Magnetlagers vorgeschlagen. Diese Verfahren verzichten auf den Einsatz eines Positionssensors und versuchen stattdessen, basierend auf der Messung des Stroms und der Spannung des Elektromagneten auf die Position und eventuell auf die Geschwindigkeit des zu lagernden Objektes zurückzuschließen. Dabei wird der Positionssensor entweder durch eine Auswerteelektronik oder durch einen Schätz- oder Beobachtungsalgorithmus ersetzt. Dieser führt eine Schätzung der aktuellen Position durch, sowie eventuell eine Schätzung der aktuellen Geschwindigkeit, jeweils bezogen auf das zu lagernde Objekt.
-
Bei der Betrachtung herkömmlicher Magnetlager übt ein Elektromagnet eine anziehende Kraft auf einen schwebenden Körper aus. Dieser Anziehungskraft wirken Störkräfte z. B. die Gewichtskraft des schwebenden Körpers entgegen. Es entsteht in einem bestimmten Abstand ein Kräftegleichgewicht. Bei festgehaltenem Strom steigt die Anziehungskraft, wenn sich der Körper dem Elektromagneten nähert. Sie verringert sich, falls sich der Körper dem Elektromagneten entfernt. Das Magnetlager ist aufgrund der physikalischen Eigenschaften instabil und muss deshalb geregelt werden. Die Informationen über das Bewegungsverhalten des schwebenden Körpers bezieht beispielsweise ein Regler von einem Positionssensor. Liegt ein sensorloses Magnetlager vor, so wird auf eine externe Sensorik verzichtet. Da auch beim sensorlosen Magnetlager eine Regelung notwendig ist, wird hierzu die notwendige Positionsinformation durch die luftspaltabhängigen Eigenschaften der Elektromagnete gewonnen.
-
Das Grundprinzip der sensorlosen Positionsbestimmung eines Magnetlagers mit Hilfe der Messung von Spannung und Strom kann anhand der
1 betrachtet werden.
1 zeigt eine Prinzipskizze eines Magnetlagers
10. Es wird ein unidirektionales Lager mit einem Elektromagneten
200 betrachtet. Ein Pol
210 des Elektromagneten
200 bildet zusammen mit dem zu lagernden Objekt
100 einen Luftspalt
20, dessen Länge l sich als Funktion der Position r des Objektes
100 verändert. Zur Berechnung des magnetischen Widerstandes R
m des Luftspaltes
20 dient die Formel
mit der Länge l = l
0 – r, der nominellen Länge l
0 sowie der effektiven Fläche A des Luftspaltes und der Permeabilität μ
0 der Luft.
-
Vernachlässigt man in weiterer Folge die magnetischen Widerstände des Eisenkerns des Elektromagneten
200 sowie des Objektes
100, so errechnet sich die Induktivität L des Magnetlagers
10 in der Form der Gleichung
mit der Anzahl M der Wicklungen des Elektromagneten
200. Es wird deutlich, dass die Induktivität des Systems indirekt proportional zum Abstand des Objektes
100 von den Polen des Elektromagneten
200 abhängt. Diese wesentliche Eigenschaft stellt die Grundlage für viele Schätz- und Beobachtungsalgorithmen zur Bestimmung der Position des Objektes
100 dar. In diesem Zusammenhang sind die Druckschriften [2, 3, 4] aus dem Stand der Technik zu nennen.
-
Zum sensorlosen Betrieb eines magnetischen Schwebesystems existiert eine Vielzahl von Hilfsmitteln, deren wesentliche Ansätze sowie Vor- oder Nachteile bspw. in
DE 10 2008 064 380 A1 aufgezählt und analysiert werden. Dort werden beobachterbasierte Verfahren, Parameterschätzverfahren sowie verschiedene Gruppen von Verfahren zur Induktivitätsbestimmung diskutiert. Bei letzteren Verfahren wird ausgenutzt, dass die Induktivität des Magnetlagers von der Position des Objektes abhängt. Eine Messung der Induktivität lässt also eine Bestimmung der Objektposition zu.
-
Die
DE 10 2008 064 380 A1 selbst, auf der die vorliegende Anmeldung aufbaut, schlägt schließlich ein Verfahren zur sensorlosen Zustandsschätzung von Magnetschwebesysteme vor, bei dem durch Auswertung des Stroms und der Spannung die Position zu bestimmen ist. In dem dort beschriebenen Verfahren kann jedoch eine Ungenauigkeit auftreten, da der elektrische Widerstand des Magnetlagers, der in die Bestimmung der Induktivität eingehen muss, nicht ausreichend berücksichtigt wird.
-
Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Adaption eines Widerstandswertes eines Elektromagneten eines Magnetlagers bereit zu stellen. Darüber hinaus ist es eine Aufgabe der Erfindung, ein verbessertes Verfahren zur sensorlosen Positionsermittlung eines in einem magnetischen Lager gelagerten Objekts unter Berücksichtigung des adaptierten Widerstandswertes anzugeben.
-
Diese Aufgaben werden durch die in den unabhängigen Ansprüchen angegebenen Erfindungen gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen.
-
Das erfindungsgemäße Verfahren zur Adaption eines Wertes eines elektrischen Widerstandes eines Magnetlagers weist die folgenden Schritte auf:
- – Ansteuerung mindestens eines Elektromagneten des Magnetlagers mittels einer pulsweitenmodulierten (PWM) Spannung, wobei der zeitliche Verlauf der pulsweitenmodulierten Spannung zumindest eine erste Phase (j = 1), insbesondere eine Aufladephase, und zumindest eine zweite Phase (j = 2), insbesondere eine Entladephase, aufweist,
- – Messung und Auswertung von Strom i und Spannung u des Elektromagneten zur Ermittlung eines ersten und eines zweiten Induktivitätswertes L ^ LS / 1 , L ^ LS / 2 in der ersten Phase (j = 1) und in der zweiten Phase (j = 2),
- – Schätzung, insbesondere Least-Squares-Schätzung, des ersten Induktivitätswertes L ^ LS / 1 für die erste Phase (j = 1) und des zweiten Induktivitätswertes L ^ LS / 2 für die zweite Phase (j = 2), wobei bei der Schätzung der Induktivitätswerte L ^ LS / 1 , L ^ LS / 2 der elektrische Widerstand Rn des magnetischen Lagers, insbesondere des Elektromagneten des magnetischen Lagers, berücksichtigt wird,
- – Bestimmung des Induktivitätsfehlers ΔL ^ = L ^ LS / 2 – L ^ LS / 1 und
- – Adaption des elektrischen Widerstands dadurch, dass der Induktivitätsfehler ΔL ^ zu Null geregelt wird.
-
Die Widerstandsadaption besteht dabei aus einem Tiefpassfilter und einem I-Regler.
-
Der Induktivitätsfehler ΔL ^ wird mit Hilfe eines I-Reglers
zu Null geregelt und ggf. vorher mit Hilfe einner Tiefpassfilterung
gefiltert.
-
Das erfindungsgemäße Verfahren zur sensorlosen Positionsermittlung eines in einem magnetischen Lager gelagerten Objekts relativ zu dem magnetischen Lager, insbesondere relativ zu einem Elektromagneten des magnetischen Lagers, weist die folgenden Schritte auf:
- – Ansteuerung mindestens eines Elektromagneten des Magnetlagers mittels einer pulsweitenmodulierten (PWM) Spannung, wobei der zeitliche Verlauf der pulsweitenmodulierten Spannung zumindest eine erste Phase (j = 1), insbesondere eine Aufladephase, und zumindest eine zweite Phase (j = 2), insbesondere eine Entladephase, aufweist,
- – Messung und Auswertung von Strom i und Spannung u des Elektromagneten zur Ermittlung eines ersten und eines zweiten Induktivitätswertes L ^ LS / 1 , L ^ LS / 2 in der ersten Phase (j = 1) und in der zweiten Phase (j = 2),
- – Schätzung, insbesondere Least-Squares-Schätzung, des ersten Induktivitätswertes L ^ LS / 1 für die erste Phase (j = 1) und des zweiten Induktivitätswertes L ^ LS / 2 für die zweite Phase (j = 2), wobei bei der Schätzung der Induktivitätswerte L ^ LS / 1 , L ^ LS / 2 der elektrische Widerstand Rn des magnetischen Lagers, insbesondere des Elektromagneten des magnetischen Lagers, berücksichtigt wird,
- – Berechnung der Position des Objekts relativ zum magnetischen Lager anhand der geschätzten Induktivitätswerte L ^ LS / 1 , L ^ LS / 2 .
-
Dabei wird der elektrische Widerstand Rn mit dem oben beschriebenen, erfindungsgemäßen Verfahren zur Widerstandsadaption ermittelt.
-
Zur Berechnung der Position des Objekts wird eine aus den geschätzten Induktivitätswerten L ^ LS / 1 , L ^ LS / 2 gemittelte Induktivität L verwendet.
-
Ggf. wird eine Geschwindigkeit des Objekts ebenfalls aus den geschätzten Induktivitätswerten L ^ LS / 1 , L ^ LS / 2 berechnet.
-
In der ersten Phase (j = 1) wird an N
1 Messpunkten und in der zweiten Phase (j = 2) wird an N
2 Messpunkten der Strom
gemessen.
-
Für die erste Phase (j = 1) und für die zweite Phase (j = 2) wird jeweils aus den an den N
j Messpunkten gemessenen Stromwerten
ein Strommittelwert
i j gebildet.
-
Für die erste Phase (j = 1) und für die zweite Phase (j = 2) wird, insbesondere mittels eines Least-Squares-Verfahrens, jeweils eine Stromanfangsbedingung i ^
0,j und eine Stromendbedingungen
ermittelt. Aus diesen Bedingungen werden Stromhübe
der ersten Phase (j = 1) und der zweiten Phase (j = 2) bestimmt, wobei die Stromhübe Δi
j in die Schätzung der Induktivitätswerte L ^
LS / 1 , L ^
LS / 2 eingehen.
-
Zur Berechnung des Mittelwertes L der Induktivität, aus dem schließlich die Position und/oder die Geschwindigkeit des Objekts berechnet wird, werden verwendet
- – die aus den Stromanfangs- und Stromendbedingungen ermittelten Stromhübe
- – die Anzahl der Messpunkte N1, N2,
- – die Strommittelwerte i j der ersten (j = 1) und der zweiten Phase (j = 2) und
- – die Differenz der geschätzten Induktivitätswerte L ^ LS / 1 , L ^ LS / 2 der ersten (j = 1) und der zweiten Phase (j = 2).
-
Die in dieser Erfindung betrachtete Positionsschätzung beruht auf der Identifikation des aktuellen Induktivitätswertes L(r) mit dessen Hilfe auf die aktuelle Position r des zu lagernden Objektes rückgerechnet werden kann. Im Gegensatz zu in der Literatur bekannten Verfahren zur Schätzung der Induktivität wird in dieser Erfindung kein zusätzliches Messsignal, wie beispielsweise ein sinusförmiges, in die Ansteuerung der Spule eingespeist, sondern es wird direkt die Ansteuerung mit einer pulsweitenmodulierten Spannung durchgeführt.
-
Der Vorteil besteht darin, dass keine zusätzliche Hardware zur Erzeugung und zur Erfassung des zusätzlichen Messsignals notwendig ist. Die in der Literatur bekannten Verfahren [2, 3], welche auf einer Auswertung der pulsweitenmodulierten Spannung beruhen, weisen den Nachteil auf, dass eine Änderung der Pulsweite zu einer wesentlichen Verfälschung des identifizierten Induktivitätswertes und damit der identifizierten Position führen. In der vorliegenden Erfindung wird diese Problematik durch eine entsprechende Auswertung der Messsignale umgangen.
-
Die meisten Schätzverfahren zur Bestimmung der Induktivität verwenden eine aufwändige analoge Vorverarbeitungselektronik [1]. Anhand der Erfindung erfolgt vorteilhaft die gesamte Verarbeitung der Messsignale digital. Um die in der Verarbeitung benötigten geringen Abtastzeiten bzw. hohen Abtastraten zu ermöglichen, ist, wie in der Beschreibung der Erfindung gezeigt wird, die Entwicklung entsprechender Algorithmen unumgänglich.
-
Der in dieser Erfindung entwickelte Schätzalgorithmus besteht im Wesentlichen aus einem Least-Squares Schätzer zur Bestimmung der Induktivität in den einzelnen PWM-Phasen, d. h. in der Auflade- und der Entladephase. Wie im Folgenden gezeigt wird, kann dieser Least-Squares Schätzer wiederum in zwei Teilaufgaben unterteilt werden, was zu einer äußerst effizienten Implementierung führt.
-
Weiterhin kann eine modellbasierte Berechnung der Position und/oder Geschwindigkeit des zu lagernden Objektes angewandt werden.
-
Im Folgenden werden anhand der begleitenden schematischen Figuren Ausgestaltungen der Erfindung beschrieben.
-
1 zeigt eine Prinzipskizze eines Magnetlagers,
-
2 zeigt ein elektrisches Ersatzschaltbild eines magnetischen Schwebesystems und ein zugehöriges Diagramm mit Auf- und Entladevorgang der Spule,
-
3 zeigt den Auf- und Entladevorgang des Spulenstroms i bei pulsweitenmodulierter Spannungseinspeisung PWM.
-
Um die Magnetkraft auf das in der
1 dargestellte Objekt
100 zu berechnen, definiert man die magnetische Ko-Energie
mit dem Strom i durch den ebenfalls in der
1 dargestellten Elektromagneten. Man erhält damit direkt den folgenden Ausdruck für die Magnetkraft f
m Um die in dieser Erfindung gelöste Aufgabenstellung nochmals kurz darzustellen, ist in
2 das elektrische Ersatzschaltbild eines einfachen Magnetlagers dargestellt.
-
Darin bezeichnet R den effektiven elektrischen Widerstand der Spule und der Zuleitungen und uPWM ist die angelegte pulsweitenmodulierte Spannung.
-
Schreibt man das Induktionsgesetz für dieses System an, so erhält man
wobei w = r die Geschwindigkeit des zu lagernden Objektes ist.
-
Das Anlegen einer pulsweitenmodulierten Spannung bewirkt, dass der Strom i in einer ersten Phase der PWM, der sogenannten Aufladephase, in einem Zeitraum 0 ≤ t ≤ χTPWM ansteigt und in einer daran anschließenden zweiten Phase der PWM, der sogenannten Entladephase, in einem Zeitraum χTPWM ≤ t ≤ TPWM abfällt. Dabei werden mit TPWM die die beiden Phasen umfassende Periodendauer der pulsweitenmodulierten Spannung und mit 0 ≤ χ ≤ 1 das Tastverhältnis bezeichnet. χ gibt demzufolge das Verhältnis der Zeitdauern der ersten und der zweiten Phase an. Damit ergibt sich in etwa ein Stromverlauf wie er in der rechten Seite von 2 dargestellt ist.
-
Betrachtet man nochmals das Induktionsgesetz (5), so erkennt man, dass die Amplitude bzw. die Steigungen des Stromverlaufs einerseits durch die Induktivität L(r), dies ist der primäre Messeffekt, andererseits jedoch auch durch den elektrischen Widerstand R, die Geschwindigkeit w des Objekts 100 sowie die Amplitude und das Tastverhältnis der Versorgungsspannung u beeinflusst wird.
-
Die Aufgabe der Positionsschätzung ist es nun, im ersten Schritt aus den Messungen des Stroms und der Spannung einen Wert der Induktivität zu schätzen und daraus die Position r zu bestimmen. Die besondere Schwierigkeit besteht darin, dies möglichst unabhängig von den anderen Einflussfaktoren zu realisieren.
-
Least-Squares-Schätzer/Schätzer nach dem Prinzip der Summe der kleinsten Fehlerquadrate Die Induktivitätsschätzung beruht auf dem Induktionsgesetz der Elektrodynamik, welches mit Hilfe einer äquidistanten Zeitdiskretisierung wie in 3 veranschaulicht so aufbereitet wird, dass ein lineares Least-Squares-Verfahren zur rekursiven Bestimmung der Induktivität angewandt werden kann.
-
Die
3 zeigt den zeitlichen Verlauf des Stromes i in der ersten und in der zweiten Phase. Die Strommessung wird in der Aufladephase bzw. in der ersten Phase (j = 1) an N
1 diskreten Messpunkten k
1 vorgenommen, d. h. es ergeben sich N
1 Messwerte
für den Strom. Dementsprechend werden in der Entladephase bzw. in der zweiten Phase (j = 2) an N
2 diskreten Messpunkten N
2 Strommessungen vorgenommen und es ergeben sich N
2 Messwerte
für den Strom. Entsprechendes gilt für die Spannungsmessung.
-
Zur Induktivitätsschätzung wird jeweils eine Least-Squares-Schätzung für die Auf- und die Entladephase vorgenommen und es werden somit zwei Einzelinduktivitäten L ^ LS / j und zwei Stromanfangsbedingungen i ^0,j pro PWM-Periode gewonnen. Dabei gilt sowohl hier als auch im Folgenden jeweils j ∊ {1,2}, wobei j = 1 die erste Phase (Aufladephase) und j = 2 die zweite Phase (Entladephase) bezeichnet.
-
Außerdem wird mit einer weiteren Least-Suares-Schätzung ebenso die Stromendbedingung
der Teilstromverläufe bestimmt, welche in der späteren modellbasierten Ermittlung der Position und Geschwindigkeit verwendet werden.
-
Die Begriffe „Stromanfangsbedingung” bzw. „Stromendbedingung” bezeichnen also den Stromwert zu Anfang bzw. am Ende einer jeweiligen Phase (j = 1 oder j = 2), d. h. für kj = 0 bzw. kj = Nj – 1.
-
Das Least-Squares-Verfahren kann in Form eines Multiratenverfahrens aufgebaut werden, so dass mit einer kleinen Abtastzeit TS die zu bestimmenden Einträge der so genannten Regressoren berechnet werden und anschließend die eigentliche Regression, d. h. die Bestimmung der Teilinduktivitäten und der Anfangs- und Endbedingungen des Stroms, mit einer wesentlich größeren Abtastzeit Tr, welche im Allgemeinen ein ganzzahliges Vielfaches der Periodendauer der PWM ist, vorgenommen werden kann.
-
Schätzung der Induktivität und Stromanfangsbedingung
-
Schreibt man das Induktionsgesetz
ψ .(t) = u(t) – Ri(t), ψ(0) = ψ0 (6) für einen konstanten elektrischen Widerstand R an und integriert über die Zeit Δt = t – t
0, so erhält man
-
Berücksichtigt man weiter die Abhängigkeit der Induktivität L(r) von der Position r des Objekts im Zusammenhang zwischen der Flussverkettung ψ(t) und dem Strom i(t),
ψ(t) = L(r(t))·i(t), (8) dann lässt sich Gleichung (7) in der Form
schreiben und nach dem Strom i(t) aufgelöst erhält man
-
Nimmt man vorerst an, dass die Änderungen der Induktivität L(r) über eine PWM-Periode vernachlässigbar sind, d. h. L(r(t)) = L(r(t
0)), und diskretisiert das Integral ψ ⌣(t) bspw. als Untersumme mit der äquidistanten Integrationsschrittweite T
S (andere Diskretisierungsverfahren sind natürlich ebenso möglich), so erhält man für die erste und zweite Phase (j = 1, 2) für N
j Messungen von Spannung
das diskretisierte Integral (vgl.
3):
-
Unter der Annahme, dass die Induktivität für die Zeit einer steigenden Flanke (erste Phase) und einer fallenden Flanke (zweite Phase) einer PWM-Periodendauer konstant bleibt, ergibt sich der Zusammenhang ikj = L –1 / j(ψ0j + ψ ⌣kj) i0j + L –1 / jψ ⌣kj, für kj = 0, ..., Nj – 1 und j ∊ {1,2} (11) nach Gleichung (10) zwischen dem Spulenstrom und der Flussverkettung mit der Stromanfangsbedingung i0j = L –1 / 0jψ0j.
-
Wird die Untersumme zusätzlich auf die Schrittweite T
S normiert, so dass
ψ ~j = ψ ⌣j gilt, ergibt sich die normierte Induktivität
L ~ –1 / j= L –1 / jTS als formaler Parameter und Gleichung (10) lässt sich in Vektorschreibweise wie folgt darstellen:
-
Für N
j Messungen erhält man demnach
mit dem (N
j × 1)-dimensionalen Messvektor y
j und der (N
j × 2)-dimensionalen Regressionsmatrix S
j. Die bestmögliche Approximation
θ / ^j = [i ^0j L ^ LS / j] ist im Sinne der kleinsten Fehlerquadrate gegeben durch
θ / ^j(S T / jSj)–1S T / jyj = Ξ –1 / jξj, j ∊ {1,2}. (14)
-
Dabei ergibt sich die symmetrische (2×2)-Matrix
und der (2×1)-Vektor
-
An dieser Stelle kann man nun die Aufteilung des Algorithmus der Least-Squares Identifikation für die Stromanfangsbedingung und die (inverse) Induktivität in zwei unterschiedlichen Abtastraten darstellen. Die N
j Messwerte des Stroms
werden mit der schnellen Abtastzeit T
S aufgenommen. In jedem dieser schnellen Abtastschritte müssen die Einträge der symmetrischen Matrix S
T / j S
j und der Matrix S
T / j y
j auf den aktuellen Stand gebracht werden. Wie ersichtlich, erfordert dies aber nur die einfachen Rechenoperationen Summation und Multiplikation. Insbesondere muss für den Eintrag
nur die Anzahl der Messwerte angegeben werden. Weiterhin erfordert die Berechnung von
eine zusätzliche Multiplikation und Addition. Schließlich benötigt man zur Berechnung des Eintrags
eine Addition und für
eine Multiplikation und eine Addition.
-
Wie man erkennen kann, sind also nur sehr wenige, relativ einfache Operationen innerhalb eines Abtastschrittes TS notwendig. Die Messwerte des Stroms und der Spannung werden mit Hilfe eines ADCs (Analog-Digital-Wandler bzw. „Analog-Digital-Converter”) ermittelt und liefern entsprechend ihrer Auflösung einen Integer-Wert. Daher können die obigen Operationen bspw. in einem Fixkomma-Prozessor ohne maßgeblichen Verlust an Genauigkeit ermittelt werden.
-
Zur Berechnung der Induktivität und der Stromanfangsbedingung muss im letzten Schritt die Inverse der Matrix S T / j Sj berechnet und mit S T / j yj multipliziert werden. Diese Operationen sind numerisch wesentlich sensibler und sollten daher bspw. auf einem Gleitkomma-Prozessor ausgeführt werden. Da diese Operationen jedoch nur einmal in einer PWM-Periode durchgeführt werden müssen (es gilt TPWM >> TS), kann auch für diese Berechnung ein sehr einfacher und daher günstiger Prozessor zur Anwendung kommen.
-
Zusammenfassend können also die obigen Berechnungen auf eine schnelle Berechnung auf einem Fixkomma-Prozessor und auf eine langsame Berechnung auf einem Gleitkomma-Prozessor aufgeteilt werden.
-
Schätzung der Stromendbedingung
-
Zur modellbasierten Berechnung der Position und/oder Geschwindigkeit werden die Stromhübe
benötigt. Mit der vorangegangenen Bestimmung der Stromanfangsbedingung
für kann in einer zusätzlichen LeastSquares-Schätzung die Stromendbedingungen
geschätzt werden. Dazu wird der Stromverlauf i(t) mit einer linearen diskreten Approximation über die beiden Phasen j = 1 und j = 2 abgeschätzt. Es ergibt sich damit in Vektorschreibweise die folgende Gleichung mit den Steigungen η
j und der Schrittweite T
S:
-
-
Für N
j, j ∊ {1,2} Messungen erhält man demnach
mit dem (N
j × 1)-dimensionalen Messvektor h
j und der (N
j × 2)-dimensionalen Regressionsmatrix Q
j für das Ausgleichsproblem
ρ ^j = (Q T / jQj)–1Q T / jhj.
-
Die Stromendbedingungen i ^
Nj–1 können dann nach
berechnet werden. Zu beachten ist, dass lediglich ein weiterer Eintrag zusätzlich in der schnellen Abtastzeit T
S ermittelt werden muss.
-
Modellbasierte Mittelung
-
Durch das Least-Squares-Verfahren erhält man pro PWM-Periode jeweils für die steigende und fallende Flanke bzw. für die erste und die zweite Phase zwei Werte für die Induktivität sowie zwei Werte jeweils für die Stromanfangs- und Stromendwerte. Die einfachste Möglichkeit, aus den beiden Induktivitäten L ^ LS / 1 , L ^ LS / 2 eine Position zu berechnen, ist eine Mittelung der Werte und eine modellbasierte Rückrechnung mit Hilfe von Gleichung (10). Diese sehr einfache Vorgehensweise führt jedoch zu mehreren Nachteilen: (i) Der Einfluss der Geschwindigkeit des zu lagernden Objektes wird nicht berücksichtigt, (ii) eine Änderung des Tastverhältnisses der PWM bleibt unberücksichtigt und (iii) die Geschwindigkeit des Objektes müsste durch näherungsweise Differentiation der Position ermittelt werden.
-
Um nun diese Probleme zu umgehen, wird erfindungsgemäß ein geeigneter Berechnungsalgorithmus beschrieben. Dazu werden mit Hilfe der aus den Stromanfangs- und Stromendbedingungen gebildeten Stromhübe
der Anzahl der Messpunkte N
j und der Strommittelwerte der beiden Phasen mit j ∊ {1,2} in Kombination mit der Differenz der Einzelinduktivitäten L ^
LS / 1 , L ^
LS / 2 der Teilperioden modellbasiert die Position und Geschwindigkeit des zu lagernden Objektes errechnet.
-
Induktivitätsermittelung
-
Bei der Ermittlung der Schätzwerte L ^
LS / j mit Hilfe der Least-Squares-Identifikation wurde angenommen, dass die Induktivität während der Zeit der steigenden und fallenden Flanke einer PWM-Periodendauer konstant ist, d. h. es wurde letztlich die Gleichung
Zeitspanne bezeichnet wird.
-
Für den Fall, dass sich das Objekt bewegt, dass also für die Geschwindigkeit gilt w ≠ 0, muss das totale Differential der Flussverkettung in der Form
-
Dividiert man diese Gleichung durch den Stromhub und ersetzt die linke Seite durch die geschätzte Induktivität L ^ LS / j , so erhält man
-
-
Zur weiteren Berechnung werden folgende Annahmen getroffen, welche in den meisten Fällen sehr gut erfüllt sind:
- – Die zeitliche Ableitung des Stroms wird durch abgeschätzt. Diese Annahme ist dann sehr gut erfüllt, wenn die PWM-Periodendauer hinreichend klein und somit der Stromverlauf annähernd dreiecksförmig ist.
- – Es wird angenommen, dass die zeitliche Ableitung der Induktivität innerhalb einer Periodendauer der PWM konstant ist, d. h. dL(t)/dt = L . = konst..
-
Setzt man diese Annahmen in Gleichung (22) ein, so erhält man unmittelbar
-
Dabei ist L der zu schätzende Mittelwert von L(t).
-
Führt man weiterhin die Strommittelwerte über eine Teilperiode
mit der Abtastzeit T
S und der Anzahl der Messpunkte N
j ein, so errechnet sich die zu schätzende mittlere Induktivität gemäß
aus den Least-Squares-Schätzungen der jeweiligen Teilperioden. Es ist erkennbar, dass durch eine geeignete Gewichtung der beiden Least-Squares-Schätzungen L ^
LS / j der unerwünschte Effekt einer Induktivitätsänderung L . und somit der Einfluss der Geschwindigkeit w des Objektes kompensierbar ist.
-
Eine einfache Umrechnung der Gleichung (26) mit Elimination der zeitlichen Ableitung der Induktivität führt zum Mittelwert der Induktivität
-
Man beachte, dass alle darin vorkommenden Größen in der Least-Squares-Identifikation bereits berechnet wurden. Damit ist es also möglich, auch dann einen sinnvollen Schätzwert für die Induktivität des Systems zu bekommen, wenn das zu lagernde Objekt nicht still steht, d. h. w ≠ 0.
-
Für den Sonderfall nur kleiner Änderungen des Mittelwerts des Stromes gilt, dass die Stromhübe Δi
1 ≈ Δi
2 und damit die Strommittelwerte
i 1 ≈
i 2 ungefähr gleich sind, womit die Mittelung zu einer gewichteten kreuzweisen Mittelung
degeneriert. Diese Berechnung ist natürlich wesentlich einfacher zu bewerkstelligen, liefert aber evtl. ungenaue Ergebnisse, wenn z. B. durch einen Regler große Änderungen im Strom (und damit im Tastverhältnis) vorgegeben werden.
-
Positionsbestimmung aus der mittleren Induktivität
-
In den obigen Schritten wurde der Mittelwert L der Induktivität sowie für die zeitliche Ableitung L . der Induktivität bestimmt. Im letzten Schritt muss aus diesen Werten die aktuelle Position r und/oder die Geschwindigkeit w des zu lagernden Objektes bestimmt werden.
-
Dazu verwendet man den auf dem Reluktanzmodell gemäß Gleichung (2) basierenden Modellansatz zur Beschreibung der Induktivität L(r) als Funktion der Position r des zu lagernden Objektes. Bezeichnet man mit LM(r) den funktionalen Zusammenhang der Induktivität mit der Position r, so erhält man einen Schätzwert r ^ der Position durch Inversion dieses Zusammenhangs: r ^ = (LM(r))–1(L) (29)
-
Zur Stabilisierung des zu lagernden Objektes wird vielfach auch die Geschwindigkeit w benötigt. Klassischerweise wird diese durch näherungsweise Differentiation der geschätzten Position r ^ ermittelt. Diese Vorgehensweise hat jedoch den Nachteil, dass Messrauschen zu einem stark verrauschten Schätzwert für die Geschwindigkeit führen kann und dass durch die näherungsweise Differentiation eine Phasendrehung auftritt, welche wiederum zu Stabilitätsproblemen im geschlossenen Regelkreis führen kann.
-
Der in dieser Erfindung entwickelte Algorithmus kann die Geschwindigkeit direkt aus den geschätzten Induktivitätswerten ohne Differentiation errechnen. Berücksichtigt man, dass für die zeitliche Ableitung L . der Induktivität gilt
kann man unmittelbar folgenden Ausdruck als Schätzwert für die aktuelle Geschwindigkeit des zu lagernden Objektes ermitteln:
-
Zusammenfassend wurde in dieser Erfindung ein Algorithmus zur Schätzung der Position r und der Geschwindigkeit w eines mit Hilfe eines Magnetlagers zu lagernden Objektes entwickelt, wobei sich dieser Algorithmus durch folgende Eigenschaften auszeichnet:
- – Die Berechnung kann in einen mathematisch sehr einfachen Teil, welcher mit einer schnellen Abtastzeit berechnet werden muss, und einen komplexen Teil, welcher mit einer wesentlich geringeren Abtastzeit ermittelt werden kann, aufgeteilt werden. Dies stellt insbesondere im Hinblick auf eine kostengünstige Implementierung einen wesentlichen Vorteil gegenüber herkömmlichen Verfahren dar.
- – Durch eine Gewichtung der geschätzten Induktivitätswerte kann sowohl auf die Position als auch auf die Geschwindigkeit des zu lagernden Objektes geschlossen werden. Dabei können die Einflüsse der Geschwindigkeit und der Pulsweite unterdrückt werden.
-
Schätzung des Widerstandes und Widerstandsadaption
-
Bis hierhin wurde angenommen, dass der elektrische Widerstand R des elektrischen Kreises konstant und bekannt ist. Nun ändert sich dieser Widerstand im Betrieb aufgrund von Temperaturänderungen. Daher bringt eine Schätzung des Widerstands R für eine praktische Implementierung weitere Vorteile.
-
In einer erfindungsgemäßen Weiterbildung wird der zur sensorlosen Zustandsschätzung des Magnetlagers benötigte elektrische Widerstand basierend auf dem widerstandsabhängigen geschätzten Induktivitätsfehler adaptiert.
-
Bei der oben beschriebenen Ermittlung der Schätzwerte L ^
LS / j mit Hilfe der Least-Squares-Identifikation wurde angenommen, dass die Induktivität während der Zeit der steigenden (j = 1) und fallenden Flanke (j = 2) einer PWM-Periodendauer konstant ist, d. h. es wurde von Gleichung (18) ausgegangen. Betrachtet man nun den elektrischen Widerstand R
n als Überlagerung des geschätzten Widerstands R ^ und eines Widerstandsfehlers δR entsprechend
Rn = R ^ + δR, (32) so ergibt sich für die fehlerhafte Induktivitätsschätzung
-
Betrachtet man das totale Differential der Flussverkettung in der Form
bzw. mit Gleichung (33)
-
Zur weiteren Berechnung werden wieder folgende Annahmen getroffen:
- – Die zeitliche Ableitung des Stroms wird abgeschätzt durch: Diese Annahme ist dann sehr gut erfüllt, wenn die PWM-Periodendauer hinreichend klein und somit der Stromverlauf annähernd dreiecksförmig ist.
- – Man nimmt an, dass die zeitliche Ableitung der Induktivität innerhalb einer Periodendauer der PWM konstant ist, d. h. dLn(t)/dt = L .n = konst.
-
Setzt man diese beiden Annahmen in (36) ein, so erhält man unmittelbar
wobei
L n der zu schätzende Mittelwert von L
n(t) ist. Führt man weiterhin die Strommittelwerte über eine Teilperiode
mit der Abtastzeit T
S, der Anzahl der Messpunkte N
j, j ∊ {1,2}, ein, so errechnet sich die zu schätzende mittlere Induktivität
bzw.
-
-
Die Differenz der beiden geschätzten Induktivitätswerte ergibt sich dann zu:
-
Ersetzt man in den Gleichungen (39) oder (40) die zeitliche Ableitung der Induktivität aus Gleichung (41), erhält man die Mittelung
welche unabhängig vom geschätzten Widerstandswert ist. Für die praktische Implementierung mit einer begrenzten Mess- und Rechengenauigkeit ist es allerdings sinnvoll den elektrischen Widerstand zu schätzen.
-
Adaption des elektrischen Widerstandes
-
Auf Grund der Temperaturänderungen des Gesamtsystems ändert sich wie bereits oben erwähnt der elektrische Widerstand.
-
Es wird eine Widerstandsadaption vorgeschlagen, welche auf der Tatsache beruht, dass sich die Schätzung eines inkorrekten Widerstandswertes im geschätzten Induktivitätsfehler ΔL ^ = L ^ LS / 2,s – L ^ LS / 1,s (43) niederschlägt (vgl. Gleichung (41)).
-
Nach Gleichung (41) ist der Induktivitätsfehler ΔL ^ proportional zur Summe aus dem Widerstandsfehler δR und der totalen zeitlichen Ableitung der Induktivität L .
n. Ferner gilt nach Gleichung (30) mit der Kettenregel der Differentiation für die totale zeitliche Ableitung der Induktivität
Die totale zeitliche Ableitung L .
n ist jedoch nur Null, wenn die Geschwindigkeit Null ist, d. h. w = 0, da die partielle Ableitung der Induktivität nach dem Luftspalt für ein reales System nie Null wird. Damit funktioniert rein theoretisch eine Adaption, welche nur aus einem I-Regler besteht, auf Basis des Induktivitätsfehlers lediglich für ein still stehendes Objekt. Die hier angeführt Widerstandsadaption filtert den Induktivitätsfehler zuvor und beseitigt somit den Einfluss der Geschwindigkeit.
-
Für ein still stehendes Objekt kann der elektrische Widerstand demnach geschätzt werden, indem der Induktivitätsfehler ΔL ^ langsam zu Null geregelt wird, da für ein still stehendes Objekt L .
n gilt und somit der Induktivitätsfehler ΔL ^ gemäß Gleichung (41) direkt proportional zum Widerstandsfehler δR ist. Die Widerstandsänderung, die sich durch die Erwärmung des Elektromagneten ergibt, ist wesentlich langsamer als die Dynamik bzw. die Positionsänderung des zu lagernden Objekts. Demzufolge kann mit Hilfe einer Tiefpassfilterung
ein ggf. störender geschwindigkeitsabhängiger Anteil L .
n im Induktivitätsfehler gefiltert bzw. beseitigt werden, vgl. Gleichung 41. Der geschwindigkeitsunabhängige Induktivitätsfehler Δ
L wird dann mit Hilfe eines I-Reglers
zu Null geregelt. Damit wird der korrekte Widerstandswert geschätzt.
-
Die Widerstandsadaption besteht also aus einem Tiefpassfilter und einem I-Regler. Die Widerstandsadaption, bestehend aus Gleichung (44) und (45) basierend auf den Induktivitätsfehler der Least-Squares basierten Positionsschätzung, gewährleistet, dass der Widerstandsfehler δR zu Null geregelt wird, um so den realen Widerstandswert zu schätzen. Dabei sind TLF und TRA positive Einstellparameter.
-
Zur Implementierung auf einem Digitalrechner werden die Gleichungen (44) und (45) zeitlich diskretisiert. Die Diskretisierung ist allerdings nicht eindeutig. Im einfachsten Fall wir die kontinuierliche Differentiation durch den Vorwärts-Differenzenquotient (Euler-Vorwärts-Verfahren) ersetzt. Man erhält daraus eine sog. Differenzengleichung. Mit Hilfe derer kann in äquidistanten Zeitschritten aus dem vorherigen Schätzwert ein neuer berechnet werden kann. Der Geschätzte Widerstandswert wird an die Positionsschätzung übergeben, womit ein neuer Schätzwert für die Induktivitäten berechnet wird und sich ein neuer Schätzwert für den Induktivitätsfehler ergibt. Diese Iteration wird in jedem Abtastschritt ausgeführt.
-
Überlagerter Beobachter
-
Wie in den obigen Herleitungen zu erkennen ist, wurde zur Bestimmung der Position und der Geschwindigkeit des zu lagernden Objektes keinerlei Information über die Dynamik bzw. die Eigenschaften des Objektes (z. B. die Masse, die Dämpfung, usw.) verwendet. Dies ist insofern ein großer Vorteil, als dieses Verfahren auch sehr gute Positions- und Geschwindigkeitsinformationen liefert, wenn das zu lagernde Objekt nur wenig bekannt ist.
-
Andererseits ist in vielen Anwendungen eine relativ genaue Kenntnis des zu lagernden Objektes vorhanden, weswegen eine Kombination des obigen Schätzalgorithmus mit einem Zustandsbeobachter sinnvoll sein kann. Mit einem Beobachter könnte man z. B. eine wesentliche Reduktion des Rauschens der Position und Geschwindigkeit erreichen, zusätzlich einzelne Parameter des zu lagernden Objektes identifizieren oder die auf das Objekt einwirkenden Lastkräfte schätzen. Als mögliche Beobachterstrukturen kommen von linearen Beobachtern (Luenbergerbeobachter, Kalmanfilter usw.) bis zu modernen nichtlinearen Verfahren wie das Extended Kalman-Filter, das Uncented Kalman-Filter oder Normalformbeobachter in Frage. Da diese Verfahren im Wesentlichen aus der Literatur bekannt sind, wird an dieser Stelle auf eine genauere Ausführung verzichtet. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass diese Beobachter nur in Kombination mit dem obigen Algorithmus zu Positions- und Geschwindigkeitsschätzung die Anforderungen an die Genauigkeit und Dynamik erfüllen können.
-
Wesentliche qualitative und quantitative Vorteile der Erfindung
-
Das Verfahren benötigt zur Rekonstruktion der Zustandsgrößen keinen zusätzlichen Hardwareaufwand, da inhärente Messeffekte hervorgerufen durch die pulsweitenmodulierte Ansteuerung ausgenutzt werden. Lediglich eine Strom- und Spannungsmessung muss verfügbar sein.
-
Wird der Algorithmus mit einem Beobachter kombiniert, dann ist es möglich das Gesamtsystem aus systemtheoretischer Sicht algorithmisch in ein elektrisches und mechanisches Teilsystem zu trennen und überdies die volle Modellinformation des Gesamtsystems zur Zustandsgewinnung zu nutzen.
-
Die getrennte Behandlung des Auf- und Entladevorgangs zur Least-Squares-Schätzung der Induktivitäten bietet einerseits die Möglichkeit, den Einfluss der Integratordrift auf Grund der Diskretisierung des Induktionsgesetzes zu verringern. Andererseits lassen sich das transiente Störverhalten der nicht idealen elektrischen Schaltelemente des Wechselrichters beim Ein- bzw. Ausschalten und der Einfluss von Wirbelströmen in der softwaretechnischen Realisierung ausklammern.
-
Durch den Aufbau des Least-Squares-Schätzers als Multiratensystem kann weiterhin der Rechenaufwand wesentlich verringert werden. Die Berechung der Regressoren kann in Ganzzahlarithmetik kostengünstig auf programmierbareren Integrierten Schaltkreisen (z. B. FPGA) umgesetzt werden, so dass sehr kleine Abtastzeiten und relativ genaue Schätzungen der Induktivitäten und damit der Zustandsgrößen gewonnen werden können. Die rechenintensiven Operationen können des Weiteren in einer größeren Abtastzeit erfolgen.
-
Die Verwendung eines positions- und geschwindigkeitsabhängigen Modells für die Induktivität und die anschließende Regression stellt sich als rechenintensiv dar, da dies zusätzliche Parameter erfordert. Die Vernachlässigung des Geschwindigkeitseinflusses im Induktionsgesetz führt jedoch zu einer geschwindigkeitsabhängigen Spreizung der Induktivitätsschätzungen des Auf- und Entladevorgangs. Eine theoretische Untersuchung zeigt, dass die Einzelinduktivitäten über eine Mittelung, welche die Stromhübe, die Anzahl der Messpunkte und die Strommittelwerte der Teilperioden nutzt, korrigiert werden können. Sie zeigt weiter, dass die Differenz der Einzelinduktivitäten proportional zur Geschwindigkeit ist und unter Zuhilfenahme des Induktivitätsmodells analytisch ermittelt werden kann.
-
Im Unterschied zu den bekannten Schätzverfahren ist nicht nur die Positionsschätzung sondern auch die Geschwindigkeitsschätzung direkt aus dem Schätzalgorithmus möglich. Dem Positionsregler, welcher in der Regel aus einer Kompensation der Nichtlinearitäten und einem stabilisierenden Proportional-Integral-Differential-Regler besteht, wird konventionell lediglich die geschätzte Position zurückgeführt und im Differential-Anteil des Reglers ein geschwindigkeitsproportionales Signal gebildet. Allerdings beeinträchtigt und limitiert das Rauschen der Positionsschätzung die erreichbare Regelgüte und Robustheit gegenüber Modellunsicherheiten des Reglers. Ist, wie bei dem entwickelten Schätzverfahren, zusätzlich eine Geschwindigkeitsschätzung verfügbar, so kann diese ebenso rückgeführt und eine Erhöhung der Regelgüte und Robustheit erzielt werden.
-
Darüber hinaus kann mit einem nichtlinearen modellbasiertem Beboachterkonzept das mechanische Teilmodell des Gesamtsystems in die Zustandsschätzung eingebracht werden. Damit ist einerseits eine Filterung zur Rauschunterdrückung der aus dem Least-Squares-Schätzers ermittelten Position- und Geschwindigkeitsschätzung möglich und andererseits durch Aufnahme eines Störgrößenansatzes in die Modellgleichungen eine von außen einwirkende Lastkraft schätzbar. Im Gegensatz zu einer herkömmlichen Filterung, geht mit der beboachterbasierten Filterung keine Phasenverschiebung einher.
-
Die Erfindung ermöglicht eine getrennte Schätzung der Induktivität der Auflade- und Entladephase mit Hilfe von Least-Squares Schätzung, wobei eine Auftrennung in einen schnellen aber mathematisch einfachen Teil und einen langsamen mathematisch komplexeren Teil erfolgen kann.
-
Der Einfluss der Geschwindigkeit des zu lagernden Objektes sowie eine Änderung der Pulsweite der Spannung kann durch eine geeignete Korrektur eliminiert werden.
-
Die Geschwindigkeit des zu lagernden Objektes kann direkt ohne zeitliche Differentiation der Position aus den Schätzwerten der Induktivität und weiteren Hilfsgrößen ermittelt werden.
-
Literaturliste
-
- [1] Noh, Myounggyu D.: „Self-Sensing Magnetic Bearings Driven by Switching Power Amplifier", Diss., University of Virginia, Faculty of the School of Engineering and Applied Science, 1996
- [2] Pawelczak, Dieter: „Nutzung inhärenter Messeffekte von Aktoren und Methoden zur sensorlosen Positionsmessung im Betrieb", Diss., Universität der Bundeswehr München, 2005
- [3] Skricka, Norbert: „Entwicklung eines sensorlosen aktiven Magnetlagers", Fortschritt-Berichte, Reihe 8, Nr. 1027, VDI-Verlag Düsseldorf, 2004
- [4] Yuan QingHui; Li, Perry Y.: „Self-sensing actuators in electrohydraulic valves", in: Proceeding of the International Mechanical Engineering Congress and Exposition, Anaheim, California USA, 2004
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
-
Zitierte Patentliteratur
-
- DE 102008064380 A1 [0008, 0009]