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Die
vorliegende Erfindung betrifft modifizierte Phenolharze, welche
Kieselsäureestergruppen enthalten. Die modifizierten Phenolharze
können z. B. als Komponente von Gießerei-Bindemittelsystemen
Verwendung finden. Die Erfindung betrifft zudem ein Verfahren zur
Herstellung solcher modifizierten Phenolharze sowie Zwei-Komponenten-Bindemittelsysteme,
welche diese modifizierten Phenolharze enthalten. Darüber
hinaus betrifft die Erfindung Verfahren zur Herstellung von Gießereiformen
und Gießereikernen, die die modifizierten Phenolharze enthalten
sowie die Gießereiformen und Gießereikerne selbst.
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Bei
den heutigen Anforderungen an Gießerei-Bindemittelsysteme,
insbesondere für das Cold-Box-, Polyurethan-Nobake- und
Maskenformverfahren sind neben der Herabsetzung der Geruchsbelästigung
und der Schadstoffemission die Herabsetzung der Kondensatbildung
(Kokillenguss im Kaminbereich), die Erhöhung der thermischen
Beständigkeit und die Herabsetzung der Gasentwicklung wichtige
Merkmale, die erfüllt werden sollen.
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Gießerei-Bindemittelsysteme
enthalten häufig Phenolharze. Phenolharze sind Kunstharze,
die durch Kondensation von Phenolen mit Aldehyden und gegebenenfalls
durch Modifizierung der dabei resultierenden Kondensate gewonnen
werden. Typische Beispiele solcher Phenolharze sind Novolake, Resole
und Benzyletherharze (high-o,o'-Resole). Letztere werden z. B. in
der
US 3,495,797 beschrieben
und ihre Verwendung als Harzkomponente für Gießerei-Bindemittel
wird z. B. in der
US 3,676,392 und
US 3,409,579 beschrieben.
Eine ausführliche Darstellung von Benzyletherharzen findet
sich in
DE 10
2004 057 671 B4 , Absatz [0004].
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Die Änderung
der Eigenschaften von Phenolharzen durch Reaktion mit Siliziumverbindungen
wurde bereits in einigen Dokumenten beschrieben.
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In
der
US 7,259,221 B2 wird
die Umsetzung von Phenoplasten mit Silanen, insbesondere mit Alkyltrialkoxysilanen
beschrieben. Darüber hinaus wird die Verwendung der modifizierten
Silane in Gummimischungen beschrieben. In der
GB 746,498 wird die Umsetzung von Organosilanen
mit Methylolphenolestern beschrieben. Die
EP 0 013 402 betrifft Siloxan-modifizierte
Novolake, welche durch Reaktion von Novolaken mit bifunktionellen
Polysiloxanen hergestellt werden.
US 2005/0284087 beschreibt die
Umsetzung eines Phenolharzes mit einem Epoxysilan. In
EP 1 086 972 B1 wird die
Umsetzung von Kondensaten von Tetraalkylorthokieselsäureestern
mit Novolaken beschrieben.
US
4,022,753 beschreibt Reaktionsprodukte von Polysiloxanen,
die phenolische Hydroxygruppen enthalten.
GB 951,065 A beschreibt die
Herstellung eines Kondensationsproduktes ausgehend von Phenol-Formaldehyd-Resolen
und Alkoxyarylsilanen oder Alkoxyarylpolysiloxanen.
EP 423 476 A2 beschreibt
die Reaktion eines Alkoxysilans mit einem Phenolharz.
JP 09-216937 beschreibt eine Zusammensetzung,
die Silanmodifizierte Phenolharze enthält.
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Wie
bereits vorstehend beschrieben, führt die Verwendung von
herkömmlichen Phenolharzen in Gießerei-Bindemittelsystemen
zu Problemen der Geruchsbelästigung, Schadstoffemission,
Kondensatbildung, Gasentwicklung und der thermischen Beständigkeit.
Es war die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einzelne oder sämtliche
dieser Probleme zu lösen oder zumindest zu mildern.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch
Verwendung eines modifizierten Phenolharzes als Bindemittel oder
Bestandteil eines Bindemittels, insbesondere zum Binden von Gießereiformstoffen,
wobei das modifizierte Phenolharz Phenolharzeinheiten umfasst, die
substituiert und/oder verknüpft sind (und deshalb modifiziert
sind) durch Ester der Orthokieselsäure, der Dikieselsäure
und/oder einer oder mehrerer Polykieselsäuren und/oder
wobei das modifizierte Phenolharz herstellbar ist durch Umsetzung
freier Hydroxygruppen eines Phenolharzes mit einem oder mehreren
Estern der Orthokieselsäure, der Dikieselsäure
und/oder einer oder mehrerer Polykieselsäuren. Durch Umsetzung
freier Hydroxygruppen eines Phenolharzes mit einem oder mehreren
Estern der Orthokieselsäure, der Dikieselsäure
und/oder einer oder mehrerer Polykieselsäuren entsteht
regelmäßig ein modifiziertes Phenolharz, das Phenolharzeinheiten
umfasst, die substituiert und/oder verknüpft sind (und
deshalb modifiziert sind) durch Ester der Orthokieselsäure,
der Dikieselsäure und/oder einer oder mehrerer Poly kieselsäuren.
Phenolharzeinheiten, die substituiert und/oder verknüpft
sind (und deshalb modifiziert sind) durch Ester der Orthokieselsäure,
der Dikieselsäure und/oder einer oder mehrerer Polykieselsäuren
sind im Sinne des vorliegenden Textes solche, die mindestens eine
Struktureinheit der Formel A-Si enthalten, wobei A eine Phenolharzeinheit
darstellt. Das Siliziumatom ist in bevorzugten (nicht jedoch in
sämtlichen) Ausgestaltungen mit weiteren Phenolharzeinheiten
verbunden, wobei die Phenolharzeinheiten zusätzlich in
nicht dargestellter Weise miteinander verknüpft sein können.
Das Siliziumatom kann weiter mit einer oder mehreren Gruppen R-O-
verbunden sein, wobei jede Gruppe R unabhängig von etwaigen
weiteren Gruppen R einen organischen Rest bedeutet, bevorzugt verzweigtes
oder unverzweigtes C1- bis C30-Alkyl
oder Aryl. Das Siliziumatom kann außerdem jeweils über
eine Sauerstoffbrücke mit weiteren Siliziumatomen verbunden
sein. In den erfindungsgemäßen modifizierten Phenolharzen
sind einzelne, mehrere, die überwiegende Zahl oder alle
besagten Ester der Orthokieselsäure, der Dikieselsäure
und der Polykieselsäuren mit einer, zwei, drei, vier oder
mehr Phenolharzeinheiten des modifizierten Phenolharzes verbunden.
Erfindungsgemäß bevorzugt ist die Verwendung des
modifizierten Phenolharzes als Bindemittel oder Bestandteil eines Bindemittels
im Cold-Box-Verfahren, Maskenformverfahren oder Polyurethan-Nobake-Verfahren.
Am meisten bevorzugt ist die Verwendung des modifizierten Phenolharzes
als Bindemittel oder Bestandteil eines Bindemittels im Cold-Box-Verfahren;
dies gilt für alle nachfolgend erläuterten Ausgestaltungen
des modifizierten Phenolharzes.
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Ebenfalls
bevorzugt ist die erfindungsgemäße Verwendung
eines modifizierten Phenolharzes, wobei dieses Novolak- und/oder
high o,o'-Resol-Einheiten umfasst, wobei die Verwendung eines modifizierten
Phenolharzes besonders bevorzugt ist, das high o,o'-Resol-Einheiten
umfasst, wobei einzelne, mehrere oder sämtliche der Phenolharzeinheiten
high o,o'-Resol-Einheiten sind (Verwendung eines modifizierten Benzyletherharzes).
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Ebenfalls
bevorzugt ist die erfindungsgemäße Verwendung
eines modifizierten Phenolharzes, insbesondere eines modifizierten
Phenolharzes wie vorstehend als bevorzugt bezeichnet, wobei dieses
Phenolharzeinheiten umfasst, die verknüpft sind durch Ester
der Orthokieselsäure, wobei modifizierte Phenolharze besonders
bevorzugt sind, in denen einzelne, mehrere oder die überwiegende
Zahl der Orthokieselsäureestereinheiten mit genau zwei
Phenolharzeinheiten verknüpft sind. Die hierbei verwendeten
Phenolharze enthalten also das folgende Strukturelement:
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Die
Reste R sind unabhängig voneinander organische Reste; die
Gruppen A und A' sind unabhängig voneinander Phenolharzeinheiten,
die zusätzlich in nicht dargestellter Weise miteinander
verknüpft sein können.
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Die
Verwendung eines modifizierten Phenolharzes, ist besonders bevorzugt,
das herstellbar ist durch ein Verfahren, in dem freie Hydroxygruppen
eines Phenolharzes mit einem Tetraalkylester der Orthokieselsäure,
vorzugsweise dem Tetraethylester der Orthokieselsäure so
umgesetzt werden, dass das modifizierte Phenolharz resultiert.
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Besonders
bevorzugt ist auch die Verwendung eines modifizierten Phenolharzes,
das herstellbar ist durch ein Verfahren, in dem freie Hydroxygruppen
eines Novolaks oder eines high o,o'-Resols, vorzugsweise eines high
o,o'-Resols, mit einem Tetraalkylester der Orthokieselsäure,
vorzugsweise dem Tetraethylester der Orthokieselsäure so
umgesetzt werden, dass das modifizierte Phenolharz resultiert, als
Bindemittel oder Bestandteil eines Bindemittels, insbesondere zum
Binden von Gießereiformstoffen.
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Am
meisten bevorzugt ist die Verwendung eines modifizierten Phenolharzes,
wobei das modifizierte Phenolharz herstellbar ist durch ein Verfahren,
in dem freie Hydroxygruppen eines Phenol-Formaldehyd-Novolaks, eines
Phenol-o-Kresol-Formaldehyd-Novolaks und/oder eines Phenol-Formaldehyd-high-o,o'-Resols mit
einem Tetraalkylester der Orthokieselsäure, vorzugsweise
dem Tetraethylester der Orthokieselsäure, so umgesetzt
werden, dass das modifizierte Phenolharz resultiert.
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In
eigenen Untersuchungen wurde gefunden, dass die Verwendung von Phenolharzen,
die Silizium in einer Form enthalten, die bei Pyrolyse zur Bildung
von SiO2-Rückständen führt,
als Bindemittel oder in anderen Anwendungen zu vorteilhaften Eigenschaften
führt, ohne andere gewünschten Eigenschaften,
insbesondere die Festigkeit von damit hergestellten Formkörpern
zu beeinträchtigen, oder im nennenswerten Maße
zu beeinträchtigen. Insbesondere sind bei deren Verwendung
zum Binden von Gießereiformstoffen Geruchsbelästigung,
Schadstoffemission, Kondensatbildung und/oder Gasentwicklung reduziert
und die thermische Beständigkeit häufig erhöht.
Es ist dabei bevorzugt, wenn der überwiegende Teil der
Siliziumatome durch mindestens eine kovalente Bindung mit dem Rest
des Phenolharzes verbunden ist. Ähnliches gilt für
andere Anwendungen.
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Ebenfalls
bevorzugt ist die erfindungsgemäße Verwendung
(wie vorstehend beschrieben) eines modifizierten Phenolharzes, wobei
das modifizierte Phenolharz bei Erhitzen unter Luft auf 1000°C
im Muffelofen bis zur Massekonstanz einen Rückstand von
SiO2 von 1 Gewichtsprozent bis 30 Gewichts-Prozent,
bevorzugt 2 Gewichtsprozent bis 30 Gewichtsprozent, besonders bevorzugt
3 Gewichtsprozent bis 30 Gewichtsprozent, ganz besonders bevorzugt
5 Gewichtsprozent bis 25 Gewichtsprozent und am meisten bevorzugt
7 Gewichtsprozent bis 20 Gewichtsprozent bezogen auf das Gewicht
der eingesetzten Masse an modifiziertem Phenolharz ergibt.
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Ein
weiterer Aspekt der Erfindung betrifft neue modifizierte Phenolharze,
umfassend Phenolharzeinheiten, die substituiert und/oder verknüpft
(und somit modifiziert) sind durch Ester der Orthokieselsäure und/oder
herstellbar sind durch Umsetzung freier Hydroxygruppen eines Phenolharzes
mit einem oder mehreren Ester der Orthokieselsäure. Durch
Umsetzung freier Hydroxygruppen eines Phenolharzes mit einem oder
mehreren Estern der Orthokieselsäure entsteht regelmäßig
ein modifiziertes Phenolharz, das Phenolharzeinheiten umfasst, die
substituiert und/oder verknüpft sind (und deshalb modifiziert
sind) durch Ester der Orthokieselsäure. Diese neuen, modifizierten
Phenolharze werden bevorzugt in erfindungsgemäßer
Weise verwendet. Bevorzugt ist dabei ein erfindungsgemäßes
modifiziertes Phenolharz, in dem die Phenolharzeinheiten Novolak-
und/oder high o,o'-Resol-Einheiten sind. Besonders bevorzugt ist
ein erfindungsgemäß modifiziertes Phenolharz,
umfassend high o,o'-Resol-Einheiten, wobei einzelne, mehrere oder
sämtliche der Phenolharzeinheiten high o,o'-Resol-Einheiten
sind.
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Bevorzugt
ist auch ein erfindungsgemäß modifiziertes Phenolharz,
vorzugsweise ein vorstehend als bevorzugt bezeichnet modifiziertes
Phenolharz umfassend Phenolharzeinheiten, die verknüpft
sind durch Ester der Orthokieselsäure, wobei einzelne oder
mehrere Ester der Orthokieselsäure mit genau zwei Phenolharzeinheiten
verknüpft sind.
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Besonders
bevorzugt ist ein erfindungsgemäß modifiziertes
Phenolharz, herstellbar durch ein Verfahren, in dem freie Hydroxygruppen
eines Phenolharzes mit einem Tetraethylester der Orthokieselsäure,
vorzugsweise einem Tetraethylester der Orthokieselsäure,
so umgesetzt werden, dass das modifizierte Phenolharz resultiert.
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Dabei
ist besonders bevorzugt ein erfindungsgemäß (vorzugsweise
vorstehend als bevorzugt bezeichnetes) modifiziertes Phenolharz,
herstellbar durch ein Verfahren, in dem freie Hydroxygruppen eines
Novolaks oder eines high o,o'-Resols, vorzugsweise eines high o,o'-Resols
mit einem Tetraalkylester der Orthokieselsäure, vorzugsweise
dem Tetraethylester der Orthokieselsäure so umgesetzt werden,
dass das modifizierte Phenolharz resultiert.
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Am
meisten bevorzugt ist ein erfindungsgemäßes (vorzugsweise
vorstehend als bevorzugt bezeichnetes) modifiziertes Phenolharz,
herstellbar durch ein Verfahren, in dem freie Hydroxygruppen eines
Phenol-Formaldehyd-Novolaks, eines Phenol-o-Kresol-Formaldehyd-Novolaks
und/oder eines Phenol-Formaldehyd-high-o,o'-Resols mit einem Tetraalkylester
der Orthokieselsäure so umgesetzt werden, dass das modifizierte
Phenolharz resultiert.
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Die
vorstehend definierten modifizierten Phenolharze zeichnen sich durch
hohe Hitzebeständigkeit aus.
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Ein
weiterer Aspekt der Erfindung betrifft ein Zweikomponenten-Bindemittelsystem,
bestehend aus einer Phenolharz-Komponente und einer Polyisocyanat-Komponente,
wobei die Polyisocyanat-Komponente ein Polyisocyanat mit mindestens
zwei Isocyanat-Gruppen pro Molekül umfasst und die Phenolharz-Komponente eines
der vorstehend definierten erfindungsgemäß modifizierten
Phenolharze umfasst. Vorzugsweise umfasst die Phenolharz-Komponente
dabei eines der vorstehend beschriebenen neuen modifizierten Phenolharze.
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Es
wurde überraschenderweise gefunden, dass Phenolharze, insbesondere
Phenol-Formaldehyd-Novolake, Phenol-o-Kresol Formaldehyd-Novolake
und Benzyletherharze (high o,o'-Resole)(welche typische Harze für
die Anwendung als Grundharz im Cold-Box-Verfahren sind) sich mit
Estern der Orthokieselsäure, insbesondere Tetraethylsilikat,
zu modifizierten Phenolharzen mit hervorragenden, nicht erwarteten
Eigenschaften umsetzen lassen.
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Ein
weiterer Aspekt der Erfindung betrifft deshalb ein Verfahren zur
Herstellung eines modifizierten Phenolharzes, mit folgendem Schritt:
- – Umsetzen eines Phenolharzes mit
mindestens einem Ester der Orthokieselsäure, so dass ein
modifiziertes Phenolharz resultiert, in dem Phenolharzeinheiten
substituiert oder verknüpft sind durch Ester der Orthokieselsäure.
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Die
Umesterungsreaktion der Kieselsäureester mit dem Phenolharz
kann unter Einsatz eines üblichen Katalysators erfolgen.
Geeignet sind zum Beispiel Brønstedt-Säuren, Brønstedt-Basen,
Lewis-Säuren, Lewis-Basen oder Metalloxide. Beispiele für
geeignete Brønstedt-Säuren sind z. B. Essigsäure,
Sulfonsäuren, insbesondere Paratoluolsulfonsäure,
Benzoesäure, Propionsäure und andere organische
Säuren. Besonders bevorzugt sind Brønstedt-Säuren
mit einem pKS Wert kleiner oder gleich 1.
Als Brønstedt-Basen sind z. B. Alkoholate (z. B. Natriummethylat)
oder Amine geeignet. Beispiele für geeignete Lewis Säuren
sind Metallionen der Metalle Zink, Aluminium, Titan, Kobalt, Germanium,
Zinn, Blei, Antimon, Arsen, Cer, Bor, Cadmium und Mangan. Die vorstehend
genannten Metallionen können dabei zum Beispiel in Form
von Salzen von organischen Säuren, Halogeniden oder Alkoxiden
vorliegen. Beispiele für geeignete Oxide sind die Oxide
der vorstehend genannten Metalle. Besonders bevorzugt sind organische
Säuren, Dibutylzinndilaurat, Zinn(II)-2-ethylhexanoat.
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Bei
der Umsetzung des Tetraethylesters der Orthokieselsäure
(Tetraethylsilikat; TES) mit einem Novolak findet zum Beispiel eine
Umesterungsreaktion des Tetraethylesters der Orthokieselsäure
mit der phenolischen OH-Gruppe statt, wobei Ethanol entsteht. Das
entstandene Ethanol wird vorzugsweise in situ abdestilliert. Das
Reaktionsgleichgewicht wird hierbei auf die Seite des silylierten
Harzes verschoben.
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Durch
Zwei-, Drei oder Vierfachsubstitution der Ethoxygruppen am Siliziumatom,
das heißt durch Vernetzung, nimmt die Kettenlänge
bzw. das Molekulargewicht des Harzes signifikant zu. Es wurden so
in eigenen Untersuchungen Novolake erhalten, deren Massenmittel
von Mw = 600 auf Mw > 10.000 angestiegen
ist. Überraschenderweise reagiert TES in Bezug auf Phenole
unter sauren Bedingungen bevorzugt bifunktional, so dass sich nahezu
stöchiometrisch zwei der vier Ethoxygruppen substituieren
lassen. Dies lässt sich durch die Massenbilanz aus Ethanol
und TES bestimmen. Durch kurze Reaktionszeiten und hohen TES-Überschuss lässt
sich die Reaktion jedoch auch so steuern, dass überwiegend
nur eine Ethoxygruppe des TES substituiert wird. Das mittlere Molekulargewicht
des Phenolharzes ändert sich dann nur in geringem Maße.
Entsprechendes gilt für andere Ester von Kieselsäuren.
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Überraschender
Weise lassen sich jedoch auch die erfindungsgemäß erzeugten
modifizierten Phenolharze mit hoher Molmasse in TES gut lösen. Übliche
Phenolharze hingegen lassen sich nur begrenzt mit TES verdünnen.
In der Praxis werden bei Phenolharzen daher Co-Solventien neben
TES eingesetzt, um eine zufriedenstellende Viskosität zu
erlangen. Bei sehr hohen Molmassen kann auch bei den erfindungsgemäß erzeugten
modifizierten Phenolharzen die Zugabe von Co-Solventien vorteilhaft
oder erforderlich sein.
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Um
ein Weiterreagieren mit dem als Lösungsmittel zugegebenen
TES zu vermeiden, wird die als Katalysator verwendete Säure
vorzugsweise neutralisiert. Als Neutralisierungsmittel sind Brønsted-
und Lewis-Basen, insbesondere Amine, geeignet. Die Molmasse des
Produktes ist abhängig vom Zugabezeitpunkt des Neutralisationsmittels.
Um eine lokale Überkonzentration und eine damit einhergehende
Beeinträchtigung des Produkts zu vermeiden, werden als
Neutralisationsmittel verwendete Amine vorzugsweise in Ethanol oder TES
vorverdünnt.
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Die
Erzeugung eines erfindungsgemäß zu verwendenden
modifizierten Phenolharzes findet vorzugsweise in folgenden Schritten
statt (die nachfolgende Bezugnahme auf TES ist als Beispiel zu verstehen;
analog werden auch andere Ester von Kieselsäuren eingesetzt):
- a. Herstellen des Phenolharzes, als Additions-
und Kondensationsprodukt aus Phenolen (Reinform oder Gemisch aus
Phenol, Kresol, Xylenol, etc.) und Aldehyden (meist Formaldehyd).
Man unterscheidet in Novolake (sauer katalysiert, F/P ist kleiner
1) und high o,o'-Resole (mit zweiwertigen Metallionen katalysiert im
schwach sauren, meist mit Zn2+ katalysiert,
F/P ist im Bereich von 1 bis 2; auch Benzyletherharze genannt),
wobei F/P das Molverhältnis vom Aldehyd zum Phenol wiedergibt.
- i. Novolake werden somit sauer katalysiert und mit Formaldehydunterschuss
hergestellt (F/P < 1,
bevorzugt F/P < 0,9;
besonders bevorzugt F/P < 0,75).
Das Harz ist über Methylenbrücken aufgebaut. Vor
der Umsetzung mit TES werden üblicherweise Reaktionswasser
und Phenol abdestilliert.
- ii. high o,o'-Resole werden mit zweiwertigen Metallionen (meist
Zn2+) im schwach Sauren katalysiert mit
Aldehydüberschuss hergestellt (F/P von 1 bis 2). Das Harz
ist über Methylen- und Dibenzyletherbrücken aufgebaut,
welche sich überwiegend in ortho-Position der Phenoleinheiten
befinden. Das Harz ist gegenüber Hitze- und Säureeinfluss
instabil. Das Reaktionswasser und ein Teil des Phenol-Monomers werden
vor der Umsetzung mit TES üblicherweise abdestilliert.
- b. Versetzen des Grundharzes mit einer definierten Menge Tetraethylsilikat
(TES)
- c. gegebenenfalls Versetzen des nach Schritt b. vorliegenden
Gemisches mit einer definierten Menge eines Lösungsvermittlers
(z. B. Ethanol)
- d. Zugeben einer definierten Menge eines Katalysators, bevorzugt
einer Brønstedt-Säure (vorzugsweise Paratoluolsulfonsäure,
PTS)
- e Halten der Reaktionsmischung bei einer bestimmten Temperatur
für eine definierte Zeit;
- f. gegebenenfalls Neutralisieren (Neutralisation ist erforderlich
bei Umsetzung von high o,o'-Resolen, siehe dazu auch unten)
- g. Abdestillieren des entstandenen Ethanols (dazu anheizen und/oder
Druck reduzieren)
- h. gegebenenfalls Neutralisieren (insbesondere bei nachfolgender
Verdünnung mit TES)
- i. ggf. Endverdünnen des so hergestellten Produktes
mit TES
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Je
nach Harztyp und Anwendung wird vom Fachmann eine geeignete Fahrweise
gewählt, um ein Harz mit den gewünschten Eigenschaften
zu erhalten. Konkrete Beispiele sind unten als Beispiele 1 bis 3
angegeben. Nachfolgend wird zunächst ein allgemeiner Überblick
betreffend die Herstellung von silylierten Phenolharzen auf Basis
von Novolaken und high o,o' Resolen gegeben. Die Angaben sind jeweils
beispielhaft, Abweichungen im Einzelfall sind möglich: Tabelle 1:
| Novolak | High
o,o'-Resol |
a) Herstellung
des Grundharzes |
Formaldehyd:
Phenol | <1,0 | >1,0 |
Katalysator | Säure;
vorzugsweise Oxalsäure, vor Umsetzung mit TES Säure neutralisieren.
Im Falle von Oxalsäure auch Zersetzung bei Temperaturen
von >160°C
möglich. | zweiwertige
Metallionen, insbesondere Zn2+ |
Harzaufbau | Methylenbrücken | Methylen-
und Methlyenetherbrücken; Methylolgruppen endständig |
Massenmittel
Mw
(Rückstände an mo-nomerem Phenol im Harz
gehen dabei ebenfalls in die Bestimmung der mittleren Molmasse ein.) | 500–5000
(typisch: 500– 1000)
Steuerung über P/F-Verhältnis und
Funktionalität der Monomere | 500–5000
(typisch: 500–1000)
Steuerung primär über
Kondensationszeit |
Eigenschaft | Thermoplastisch
Restmonomer
Phenol <1,0% | hitze-
und säurehärtend
Restmonomer Phenol ~8% |
Umsetzung
mit TES |
insbesondere
Versuche mit | o-Kresol-Phenol-Novolak,
Mw
= 600 | Phenol-Formaldehyd-high-o,o'-Resol
P/F
= 1:1,3; Mw = 800 |
b)
Verhältnis
Harz:TES
Beispiele | 2
zu 1;
4 zu 1: gute Ergebnisse im Cold-Box-Verfahren | 4
zu 1; 2 zu 1 oder 1 zu 1
evtl. Ethanol als Lösungsmittel; gute
Ergebnisse im Cold-Box-Verfahren |
c)
Katalysator | ca.
0,05 Gew.-% PTS × H2O | ca.
0,2 Gew.-% PTS × H2O |
d)
Temperatur | ca.
130°C
Harz ist nicht temperaturempfindlich. | ca.
90°C
Grundharz ist temperaturempfindlich. |
d)
Haltephase (erforderlich, wenn Neutralisation 1 durchgeführt
werden soll) | optional.
– langsames
Molekülwachstum. | Erforderlich
– Silylierungsreaktion
läuft sehr schnell ab: 50% TES abgebaut in <2 Minuten.
– Haltezeit
in der Regel <60
Minuten: Grundharz kondensiert durch den Säureeinfluss
weiter und neigt zum Gelieren.
– Gute Ergebnisse im Cold-Box-Verfahren
bei Haltezeit 30 Minuten. |
e)
Neutralisation 1 | optional. | Wichtig,
da das Grundharz ansonsten durch die Säure weiterreagiert
und beim Destillieren geliert. |
f)
Destillation des Ethanols | Reduzieren
des Drucks auf ca. 70 mbar. Erhöhung der Temperatur möglich. | Reduzieren
des Drucks auf ca. 70 mbar. Temperatur vorzugsweise bei 90°C
halten. |
g)
Neutralisation 2 | Notwendig,
falls anschließend Verdünnung mit TES | Bereits
bei e) erfolgt. |
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Bevorzugt
ist ein erfindungsgemäßes Verfahren (zur Herstellung
eines modifizierten Phenolharzes zur erfindungsgemäßen
Verwendung), wobei das Phenolharz (Grundharz) ein Novolak, oder
ein high o,o'-Resol ist. Ganz besonders bevorzugt ist bei Einsatz
eines Novolaks als Grundharz ein Verfahren mit folgenden Schritten:
- i. Bereitstellen einer Reaktionsmischung umfassend
oder bestehend aus einem Novolak, mindestens einem Tetraalkylester
der Orthokieselsäure (vorzugsweise TES) und einer Brønstedt-Säure
mit einem pKS ≤ 5, vorzugsweise
mit einem pKS ≤ 3 und besonders
bevorzugt mit einem pKS ≤ 1, wobei
das Verhältnis der Stoffmenge an Silizium zum eingesetzten
Gewicht an Grundharz im Bereich von 0,5 bis 20,0 mol Si pro kg Grundharz
liegt, vorzugsweise im Bereich von 1 bis 5 mol Si pro kg Grundharz,
- ii. Umsetzen der bereitgestellten Reaktionsmischung bei einer
Temperatur im Bereich von 20 bis 200°C, vorzugsweise 100–150°C,
und Abdestillieren des entstandenen Alkohols (bei Einsatz von TES
ist das Ethanol) aus der Reaktionsmischung,
- iii. gegebenenfalls Neutralisieren oder teilweise Neutralisieren
der Reaktionsmischung nach Entfernen des Alkohols.
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In
entsprechender Weise besonders bevorzugt ist bei Einsatz eines high
o,o'-Resols als Grundharz ein erfindungsgemäßes
Verfahren mit folgenden Schritten:
- i. Bereitstellen
einer Reaktionsmischung umfassend oder bestehend aus einem high
o,o'-Resol, mindestens einem Tetraalkylester der Orthokieselsäure
und einer Brønstedt-Säure mit einem pKS ≤ 5, vorzugsweise mit einem pKS ≤ 3 und besonders bevorzugt mit
einem pKS ≤ 1, wobei das Verhältnis
der Stoffmenge an Silizium zum eingesetzten Gewicht an Grundharz
im Bereich von 0,5 bis 20,0 mol Si pro kg Grundharz liegt, vorzugsweise
im Bereich von 1 bis 5 mol Si pro kg Grundharz,
- ii. Umsetzen der Mischung bei einer Temperatur im Bereich von
20 bis 150°C und einer Reaktionszeit im Bereich von 1 Minute
bis 20 Stunden, bevorzugt im Bereich von 1 Minute bis 2 Stunden
(Die Wahl der Reaktionszeit ist dabei abhängig von der
Temperatur, dem Katalysator und dem gewünschten Umsetzungsgrad.),
- iii. Neutralisieren der gemäß Schritt ii umgesetzten
Reaktionsmischung,
- iv. Abdestillieren des bei der Umsetzung gemäß Schritt
ii entstandenen Alkohols und gegebenenfalls eines Lösungsmittels
aus der neutralisierten Reaktionsmischung bei reduziertem Druck.
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Ebenfalls
bevorzugt ist ein erfindungsgemäßes Verfahren
(vorzugsweise gemäß einer der vorstehend offenbarten
Alternativen), wobei das Phenolharz ausgewählt ist aus
der Gruppe bestehend aus Phenol-Formaldehyd-Novolak, Phenol-o-Kresol-Formaldehyd-Novolak
und Phenol-Formaldehyd-high o,o'-Resol.
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In
den vorstehend beschriebenen erfindungsgemäßen
Verfahren (zur Herstellung eines modifizierten Phenolharzes zur
erfindungsgemäßen Verwendung) wird der Fachmann
vorteilhaft bei abnehmender Säurestärke der eingesetzten
Brønstedt-Säure die Reaktionsdauer verlängern
und umgekehrt.
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Es
wurde überraschender Weise gefunden, dass bei der Kernherstellung
unter Anwendung des Cold-Box-Verfahrens mit erfindungsgemäß zu
verwendenden modifizierten Phenolharzen eine Mischung Harz/Polyisocyanat
mit einem erheblichen Harzüberschuss bei (im Vergleich
mit handelsüblichen Zwei-Komponenten-Bindemittelsystemen
auf Basis von Phenolharz und Polyisocyanat) gleichem Gesamtbinderanteil eingesetzt
werden kann. In bevorzugten Ausführungsformen ist es hierbei
möglich, reines MDI als Polyisocyanat-Komponente einzusetzen.
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Ein
weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft deshalb ein
Verfahren zur Herstellung einer gehärteten Gießereiform
oder eines gehärteten Gießereikerns nach dem Cold-Box-Verfahren,
mit folgenden Schritten:
- i. Herstellen einer
Mischung umfassend oder bestehend aus einem erfindungsgemäß zu
verwendenden modifizierten Phenolharz, einem Polyisocyanat (z. B.
einem Diisocyanat) und einem Formstoff,
- ii. Formen der Mischung zu einer Gießereiform oder
einem Gießereikern und
- iii. Härten der geformten Mischung, gegebenenfalls
unter Einsatz eines Katalysators.
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Hierbei
ist ein Verfahren besonders bevorzugt, wobei das modifizierte Phenolharz
und/oder das Polyisocyanat vor dem Herstellen der Mischung (d. h.
vor Schritt i)) in einem Lösungsmittel, vorzugsweise dem
Tetraethylester der Orthokieselsäure gelöst werden
bzw. wird. Zumindest ein Teil der danach vorliegenden Gesamtmenge
an Tetraethylester der Orthokieselsäure ist vorzugsweise
bereits bei Herstellung des modifizierten Phenolharzes eingesetzt
worden; dieser Teil kann als sogenanntes Restmonomer im modifizierten
Phenolharz vorliegen, welches gelöst werden soll.
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Eine
weitere bevorzugte Ausführungsform ist dabei ein Verfahren,
in dem in Schritt iii ein Katalysator eingesetzt wird, wobei der
Katalysator ein Amin, vorzugsweise Triethylamin, Dimethylethylamin
oder Dimethylisopropylamin ist, welches vorzugsweise gasförmig
eingesetzt wird.
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Wasser
kann gegebenenfalls bei der Umsetzung stören, da es Ester
von Kieselsäuren zu Polysiloxanen hydrolysieren kann, welche
unter gewissen Umständen aus der Reaktionsmischung ausfallen
können. Die Verwendung von Resolen im Rahmen dieser Erfindung
ist daher weniger geeignet, da Resole üblicherweise einen
hohen Wassergehalt haben. Es wurde in eigenen Untersuchungen allerdings
beobachtet, dass zumindest bei Wassermengen <1 mol Wasser pro mol TES keine Ausfällung
stattfindet.
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Bei
dem vorstehend genannten Verfahren zur Herstellung einer gehärteten
Gießereiform oder eines gehärteten Gießereikerns
ist die Fließfähigkeit der Mischung umfassend
oder bestehend aus einem modifizierten Phenolharz wie vorstehend
definiert (vorzugsweise einem der neuen modifizierten Phenolharze),
einem Polyisocyanat und einem Formstoff sehr gut, was zu einer besseren
Verdichtbarkeit der Mischung führt. Dies ist vorteilhaft
beim Formen der Mischung zu der Gießereiform oder dem Gießereikern.
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Bei
dem vorstehend genannten Verfahren zur Herstellung einer gehärteten
Gießereiform oder eines gehärteten Gießereikerns
ist die Verwendung eines modifizierten Phenolharzes, wobei einzelne,
mehrere oder sämtliche der miteinander verknüpften
Phenolharzeinheiten high o,o'-Resol-Einheiten sind besonders bevorzugt,
da bei Verwendung solcher erfindungsgemäßen modifizierten
Phenolharze als Bindemittel für Sand, die daraus hergestellten
Sandmischungen sich gegenüber herkömmlichen Sandmischungen
durch eine verlängerte Sandlebenszeit auszeichnen.
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Ein
verwandter Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft eine gehärtete
Gießereiform oder einen gehärteten Gießereikern,
umfassend einen Formstoff und ein ausgehärtetes (erfindungsgemäßes)
Bindemittel, wobei das Bindemittel Phenolharzeinheiten umfasst,
die substituiert und/oder verknüpft sind durch Ester der Orthokieselsäure,
der Dikieselsäure und/oder einer oder mehrerer Polykieselsäuren.
Hinsichtlich bevorzugter Ausgestaltungen des Bindemittels und der
Verfahren zu seiner Herstellung gilt das oben Gesagte entsprechend.
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Erfindungsgemäß gehärtete
Gießereiformen und gehärteten Gießereikerne
weisen in der Regel ähnliche Festigkeitsprofile auf wie
gehärtete Gießereiformen oder gehärtete
Gießereikerne, die unter Verwendung herkömmlicher
Bindemitteln hergestellt wurden.
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Gasentwicklungs-Untersuchungen
mit Hilfe von Gasdruckmessungen zeigen, dass die erfindungsgemäßen
gehärteten Gießereiformen und gehärteten
Gießereikerne eine andere Charakteristik der Gasentwicklung
aufweisen als Gießereiformen und -kerne nach dem Stand
der Technik (siehe anwendungstechnisches Beispiel 2). Im Gegensatz
zu herkömmlichen Systemen, die üblicherweise nach
dem Eintauchen in flüssiges Aluminium zwei Gasdruck-Maxima
nach 30 bis 50 Sekunden und 60 bis 80 Sekunden zeigen, weisen die
erfindungsgemäßen Gießereiformen und
Gießereikerne in eigenen Untersuchungen nur ein Maximum
nach einem Zeitablauf von 30 bis 55 Sekunden auf. Darüber
hinaus ist die gesamte freigesetzte Gasmenge deutlich geringer als
bei herkömmlichen Systemen.
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Die
hohen Gasdrücke und Gasdruckschwankungen bei herkömmlichen
Systemen führen oft zu Gasfehlern. Gussstücke,
welche mit Gasfehlern behaftet sind, wenn sie mit herkömmlichen
gehärteten Gießereiformen und gehärteten
Gießereikernen hergestellt werden, können somit
bei Einsatz erfindungsgemäß zu verwendender Bindemittel
oft ohne Gasfehler gefertigt werden.
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Diese
Befunde werden bestätigt durch Untersuchungen mit Hilfe
der Thermogravimetrischen Analyse (TGA), in denen die erfindungsgemäßen
Gießereiformen und Gießereikerne erst bei höheren
Temperaturen als die herkömmlichen Systeme ein signifikantes
Extremum im Masseverlust-pro–Zeiteinheit-Graph aufweisen (siehe
anwendungstechnisches Beispiel 3). Auch tritt in diesem Graph kein
zweites ausgeprägtes Extremum auf, wie dies bei herkömmlichen
Systemen der Fall ist. Der Gesamtmasseverlust ist dabei im Falle
der herkömmlichen Systeme etwa 69%, während die
erfindungsgemäßen Systeme nur etwa 61% Gesamtmasseverlust
aufweisen. Im Vergleich bedeutet dies, dass in erfindungsgemäßen
Gießereiformen und – kernen im Vergleich zu herkömmlichen
Systemen 26% mehr Rückstand verbleibt. Daraus folgt, dass
die Gesamtgasemission deutlich gesenkt ist.
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Eine
anwendungstechnische Prüfung mit dem Biegeriegel im Maskenformverfahren
zeigt darüber hinaus, dass erfindungsgemäße
gehärtete Gießereiformen und Gießereikerne
im Vergleich mit Gießereiformen und -kernen gemäß dem
Stand der Technik ein ähnliches Biegefestigkeitsniveau
aufweisen (siehe anwendungstechnisches Beispiel 4). Dabei ist der
Geruch bei der Herstellung der Gießereiform und Gießereikerne im
Vergleich zu Standardsystemen deutlich reduziert.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft somit – wie erwähnt – insbesondere
die Verwendung eines modifizierten Phenolharzes als
- – Bindemittel oder Bestandteil eines Bindemittels,
insbesondere zum Binden von Gießereiformstoffen,
darüber
hinaus aber auch die Verwendung als
- – Bindemittel für Dämmstoffe, insbesondere
als Bindemittel für Glasfaserdämmstoffe, Formstoff
oder Bestandteil eines Formstoffs, insbesondere als technisches
Harz, zum Beispiel als Schleifscheibenharz und/oder als Verbundstoff
- – Isolator oder Bestandteil eines Isolators, insbesondere
als elektrischer Isolator oder als Bestandteil davon und bevorzugt
als Basismaterial zur Herstellung von Leiterplatten (Platinen),
als Isolierung von Leiterplatten oder als Isolierung von Halbleiterelementen
oder anderen Bauelementen die in der Halbleiterindustrie Verwendung
finden, oder als
- – Lack oder Bestandteil eines Lacks,
-
wobei
das modifizierte Phenolharz Phenolharzeinheiten umfasst, die substituiert
und/oder verknüpft sind durch Ester der Orthokieselsäure,
der Dikieselsäure und/oder einer oder mehrerer Polykieselsäuren.
Es gilt jeweils das oben Gesagte entsprechend.
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Die
Erfindung wird nachfolgend anhand von Beispielen näher
erläutert:
-
Beispiele:
-
Im
Folgenden stehen die Abkürzungen „GT” für
Gewichtsteile, „MDI” für Methylen-bis-(phenylisocyanat),
TES für Tetraethylsilikat und „PTS” für
Paratoluolsulfonsäure.
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Der
Sandarten „H32” und „H33” sind
erhältlich von der Firma Quarzwerke in 50226 Frechen, Deutschland.
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Harze
A, B und C sind erfindungsgemäß. Harze D, E und
F sind nicht erfindungsgemäß.
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Analytische Methoden:
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Rückstandsbestimmung
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Zur
Rückstandsbestimmung werden 2 g eines Harzes unter normaler
Atmosphäre in einen auf 1000°C vorgeheizten Muffelofen
eingebracht und bis zur Gewichtskonstanz bei dieser Temperatur gehalten.
Der Rückstand wird gewogen.
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Bestimmung der OH-Zahl
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0,8
g–1,2 g Phenolharz werden auf 0,1 mg genau in einen 250
ml Rundkolben eingewogen. Das Probenmaterial wird vor der Einwaage
in der Mikrowelle so lange erwärmt, bis das Harz leicht
durchmischbar ist (ca. 30–60 s). Es wird mit 10 ml eines
Gemisches aus 78,5 ml Pyridin und 21,5 ml Essigsäureanhydrid
versetzt. Die Proben werden mittels Heizpilz unter Rückfluss
auf 100 ± 1°C erwärmt und 1 Stunde bei
dieser Temperatur gehalten. Man lässt die Proben langsam
auf Raumtemperatur abkühlen, ohne eine zusätzliche
Kühlung zu verwenden. Durch den Kühler werden
5 ml o-Dichlorbenzol und 5 ml Wasser zugegeben, danach lässt
man die Mischung erneut kurz abkühlen (1 bis 2 Minuten).
Mit 25 ml Pyridin wird der Kühler ausgespült,
das Spülpyridin wird dabei in den Acetylierungskolben laufen
gelassen. Es wird Phenolphthalein zugesetzt und mit 1 mol/l NaOH
auf beginnende Rotfärbung titriert (Rührwerk).
Die Titration wird zusätzlich mit einem pH-Meter überwacht.
Bei Erreichen des Endpunktes wird ein pH-Sprung deutlich, der bei
pH 10,5–11,0 einsetzt. Es wird außerdem ein Blindversuch
ohne Phenolharz durchgeführt. Die OH-Zahl wird nach der
folgenden Formel berechnet: OH – Zahl = (Verbrauch NaOH
im Blindversuch (ml) – Verbrauch NaOH der Probe (ml))·56.109/Einwaage des
Phenolharzes (g)
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Beispiel 1:
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Herstellung eines mit TES umgesetzten
o-Kresol-Phenol-Novolaks (Harz A)
-
Schritt 1: Herstellung eines o-Kresol-Phenol-Novolaks
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In
einen mit Rückflusskühler, Thermometer und Rührer
ausgestatteten Reaktionsgefäß werden 81 GT Phenol,
105 GT o-Kresol, 23,5 GT Formalin (49 Gew.-% Formaldehyd) und 0,8
GT Oxalsäure vorgelegt. Unter Rühren wird das
Gemisch auf 100°C erwärmt und so lange bei dieser
Temperatur gehalten, bis der Gehalt an freiem Formaldehyd unter
0,2 Gew.-% gefallen ist (Dauer: ca. 3–4 Stunden). Dann
werden die flüchtigen Bestanteile unter Erwärmung
auf 160°C bei Atmosphärendruck und danach bei
180°C und 20 mbar abdestilliert. Die Ausbeute beträgt
ca. 83%.
-
Schritt 2: Silylierung des Novolaks
-
400
GT des in Schritt 1 hergestellten Harzes werden mit 100 GT Tetraethylsilikat
bei 120°C gemischt. Nach Zugabe von 0,5 GT Paratoluolsulfonsäure-Monohydrat
wird in 10 Minuten auf 130°C angeheizt und in 60 Minuten
bis 160°C atmosphärisch destilliert. Anschließend
wird bei 160°C in 10 Minuten der Druck stufenweise bis
100 mbar reduziert und weitere 10 Minuten bei 100 mbar destilliert.
(Destillat: ca. 40 GT) Schließlich wird bei 130°C
mit einer gamma-Aminopropyltriethoxysilan-Lösung (1%ig
in Tetraethylsilikat) stöchiometrisch neutralisiert. 1
GT des erhaltenen Produkts wird in 1 GT Tetraethylsilikat gelöst.
Die erhaltene Lösung des erfindungsgemäßen
modifizierten Phenolharzes wird nachfolgend als Harz A bezeichnet.
-
Beispiel 2:
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Herstellung eines mit TES umgesetzten
Phenol-Novolaks (Harz B)
-
Schritt 1: Herstellung des Phenol-Novolaks
(Grundharz; im folgenden Harz F genannt; nicht erfindungsgemäß)
-
In
einen mit Rückflusskühler, Thermometer und Rührer
ausgestatteten Reaktionsgefäß werden 94 GT Phenol,
33,7 GT Formalin (49 Gew.-% Formaldehyd) und 1,2 GT Oxalsäure
vorgelegt. Unter Rühren wird das Gemisch auf 100°C
erwärmt und so lange bei der Temperatur gehalten, bis der
Gehalt an freiem Formaldehyd unter 0,2 Gew.-% gefallen ist. Dann
werden die flüchtigen Bestanteile unter Erwärmung
auf 170°C bei Atmosphärendruck und danach bei
180°C und 20 mbar abdestilliert. Die Ausbeute beträgt
ca. 60%. Dieses Harz wird nachfolgend als Harz F bezeichnet.
-
Die
Rückstandsbestimmung ergibt 10 mg (0,5%) eines weißen
Rückstands.
-
Schritt 2: Silylierung des Novolaks
-
400
GT des im Schritt 1 hergestellten Phenol-Novolaks (Harz F) werden
mit 100 GT Tetraethylsilikat bei 130°C gemischt. Nach Zugabe
von 0,25 GT Paratoluolsulfonsäure-Monohydrat wird die Temperatur
konstant gehalten. Nach 40 Minuten beginnt das Gemisch bei 130°C
und Normaldruck zu destillieren. Nach weiteren 10 Minuten wird der
Druck gleichmäßig in 40 Minuten bis 65 mbar gesenkt
und die Temperatur dabei konstant gehalten, wobei die flüchtigen
Bestandteile abdestilliert werden. Danach wird das Produkt, ein
erfindungsgemäßes modifiziertes Phenolharz, ausgegossen,
erkalten gelassen und gebrochen; es wird nachfolgend als Harz B
bezeichnet.
-
Beispiel 3:
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Herstellung eines mit TES umgesetzten
high o,o'-Resols (Harz C)
-
Schritt 1: Herstellung des high o,o'-Resols
-
In
einem mit Rückflusskühler, Thermometer und Rührer
ausgestatteten Reaktionsgefäß werden 234 GT Phenol,
107 GT Paraformaldehyd (91 Gew.-% Gehalt an Paraformaldehyd), und
0,30 GT Zinkacetat Dihydrat vorgelegt. Unter Rühren wird
die Temperatur gleichmäßig in 90 Minuten auf 110°C
erhöht und für 45 Minuten bei 110°C gehalten.
Es wird auf 120°C erwärmt und bei vermindertem
Druck (<30 mbar)
destilliert, bis der Destillationsrückstand einen Brechungsindex
von nD20 = 1,613 bis 1,615 hat. Die Ausbeute
beträgt ca. 80%.
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Schritt 2: Silylierung und Veretherung
des high o,o'-Resols
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100
GT des in Schritt 1 hergestellten high o,o'-Resols und 100 GT TES
werden bei 90°C gemischt. Man erhält eine weiße
Emulsion. Hierzu werden 10 GT Ethanol (Wasser <0,03 Gew.-%) gegeben, so dass die Lösung
nur noch eine schwache Trübung aufweist. Zu diesem Ansatz
werden 0,56 GT einer 65 gewichtsprozentigen Lösung von
Paratoluolsulfonsäure in Wasser gegeben. Die Temperatur
wird 30 Minuten gehalten und der Ansatz schließlich mit
0,42 GT Gamma-Aminopropyltriethoxysilan neutralisiert. Es wird schließlich
bei 70 mbar bis zu einer Temperatur von 80°C im Sumpf destilliert.
Die Ausbeute beträgt ca. 81%.
-
100
GT des erhaltenen Produkts, ein erfindungsgemäßes
modifiziertes Phenolharz, werden mit 30 GT Tetraethylsilikat gegeben.
Die erhaltene Lösung wird nachfolgend als Harz C bezeichnet.
-
Harz
C hat eine OH-Zahl von 244 mg KOH/g Harz. Die Rückstandsbestimmung
ergibt 182 mg (9,1%) eines weißen Rückstands (im
Wesentlichen amorphes SiO2).
-
Referenzharze:
-
Zur
Durchführung von Vergleichsversuchen in den anwendungstechnischen
Beispielen werden nicht erfindungsgemäße Referenzharze
benötigt. Die Darstellung erfolgt wie nachstehend beschrieben:
-
Harz D:
-
Es
wird ein high o,o'-Resol gemäß Beispiel 3, Schritt
1 hergestellt. 100 GT des erhaltenen Produkts, werden mit 37 GT
Dibasische Estermischung (DBE), 37 GT Propylencarbonat und 7 GT
Isopropyllaurat vermischt. Die erhaltene Lösung ist Harz
D.
-
Harz E:
-
Es
wird ein high o,o'-Resol gemäß Beispiel 3, Schritt
1 hergestellt. 100 GT des erhaltenen Produkts, werden mit 50 GT
Tetraethylsilikat und 20 GT Dibasische Estermischung (DBE) vermischt.
Die erhaltene Lösung ist Harz E. Harz E hat eine OH-Zahl
von 366 mg KOH/g Harz.
-
Harz F:
-
Als
Harz F wird das Produkt aus Beispiel 2, Schritt 1 verwendet.
-
Anwendungstechnische Beispiele
-
Anwendungstechnisches Beispiel 1: Kerntechnische
Werte
-
Gemäß der
folgenden Tabelle 1 wurden Sandmischungsbeispiele zur Anwendung
im Cold-Box-Verfahren hergestellt: Tabelle
1
| Sand | Harz | Polyisocyanat |
Mischung | GT | Name | GT | Name | GT | Name |
1 | 100 | H32 | 0,70 | Harz
A | 0,70 | Aktivator
A |
2 | 100 | H32 | 0,80 | Harz
A | 0,60 | Aktivator
A |
3 | 100 | H32 | 0,90 | Harz
A | 0,50 | Aktivator
A |
4 | 100 | H32 | 1,00 | Harz
A | 0,40 | Aktivator
A |
5 | 100 | H32 | 0,70 | Harz
C | 0,70 | Aktivator
A |
6 | 100 | H32 | 0,80 | Harz
C | 0,60 | Aktivator
A |
7 | 100 | H32 | 0,90 | Harz
C | 0,50 | Aktivator
A |
8 | 100 | H32 | 1,00 | Harz
C | 0,40 | Aktivator
A |
9 | 100 | H32 | 1,10 | Harz
C | 0,30 | Aktivator
A |
10 | 100 | H32 | 0,80 | Harz
E | 0,6 | Aktivator
A |
-
Aktivator
A ist eine Mischung aus 90 GT Polymeres Diphenylmethandiisocyanat
(„Lupramat M20S”), 7 GT Tetraethylsilikat, 3 GT
Dioctyladipat und 0,3 GT Phosphorylchlorid.
-
Aus
den so hergestellten Mischungen werden Prüfkörper
hergestellt, deren kerntechnische Werte (Biegefestigkeit) gemessen
wurden. Die Ergebnisse sind in Tabelle 2 zusammengefasst:
-
In
der vorstehenden Tabelle 2 haben die Einträge in den Spalten
folgende Bedeutungen:
- • Spalte 1:
Laufende Nummern der Mischungen wie in Tabelle 1.
- • Sofortbiegefestigkeiten (sof., 1 h, 24 h): Die Sandmischung
wird sofort nach der Herstellung verarbeitet. Die Prüfung
erfolgt sofort, nach 1 Stunde und nach 24 Stunden Kernlagerung.
- • 1 Stundenbiegefestigkeiten (sof., 1 h, 24 h): Die
Sandmischung wird eine Stunde nach der Herstellung verarbeitet.
Die Prüfung erfolgt sofort, nach 1 Stunde und nach 24 Stunden
Kernlagerung.
- • 6 Stundenbiegefestigkeiten (sof., 1 h, 24 h): Die
Sandmischung wird 6 Stunden nach der Herstellung verarbeitet. Die
Prüfung erfolgt sofort, nach 1 Stunde und nach 24 Stunden
Kernlagerung.
- • A-Kerne (1d): Die Kerne werden einen Tag im Digistor
bei RT gelagert. Am nächsten Tag werden sie in Wasserschlichte
getaucht, im Digistor bei RT luftgetrocknet und nach einem weiteren
Tag geprüft.
- • A-Kerne (2d): Die Kerne werden einen Tag im Digistor
bei RT gelagert. Am nächsten Tag werden sie in Wasserschlichte
getaucht, im Digistor bei RT luftgetrocknet und nach 2 Tagen geprüft.
- • B-Kerne (1d): Die Kerne werden sofort in Wasserschlichte
getaucht, im Digistor bei RT luftgetrocknet und nach einem Tag geprüft.
- • B-Kerne (2d): Die Kerne werden sofort in Wasserschlichte
getaucht, im Digistor bei RT luftgetrocknet, nach 2 Tagen geprüft.
- • C-Kerne: Die Kerne werden einen Tag im Digistor bei
RT gelagert. Am nächsten Tag werden sie in Wasserschlichte
getaucht, eine Stunde bei 150°C im Ofen getrocknet und
nach Erkalten auf RT geprüft.
- • D-Kerne: Die Kerne werden sofort in Wasserschlichte
getaucht, eine Stunde bei 150°C im Ofen getrocknet und
nach Erkalten auf RT geprüft.
- • E-Kerne (1d): Die Kerne werden einen Tag im Digistor
bei RT gelagert. Dann werden sie bei 100% relativer Luftfeuchtigkeit
für einen Tag gelagert und nach Entnahme umgehend geprüft.
- • E-Kerne (2d): Die Kerne werden einen Tag im Digistor
bei RT gelagert. Dann werden sie bei 100% relativer Luftfeuchtigkeit
für zwei Tage gelagert und nach Entnahme umgehend geprüft.
- • F-Kerne (1d): Die Kerne werden sofort bei 100% relativer
Luftfeuchtigkeit für einen Tag gelagert und nach Entnahme
umgehend geprüft.
- • F-Kerne (2d): Die Kerne werden sofort bei 100% relativer
Luftfeuchtigkeit für zwei Tage gelagert und nach Entnahme
umgehend geprüft.
-
Anwendungstechnisches Beispiel 2: Gasentwicklungs-Untersuchung
(Gasdruckmessung)
-
Gasentwicklungs-Untersuchung
in Aluminium (Anwendung im Cold-Box-Verfahren) Gasdruckmessungen
wurden gemäß der Vorschrift von
H. Gerard
Levelink et al, Gießerei 67 (1980) Nr. 5, Seite 110 "Untersuchungsverfahren" durchgeführt.
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Bei
der Gasdruckmessung wird somit ein Prüfkörper
aus einer Mischung aus Sand, Harz und Polyisocyanat gefertigt und
anschließend bei 800°C in flüssiges Aluminium
eingetaucht. Der Druck p (in Millibar) des entstehenden Gases in
diesem Prüfkörper wird über ein eingebettetes
Rohr gemessen und gegen die Zeit t (in Sekunden) aufgetragen. Das
Ergebnis ist in 1 dargestellt.
-
Es
werden Harz C, gemäß Beispiel 3, und das nicht
erfindungsgemäße Harz D miteinander verglichen. Hierzu
wird eine Mischung aus 100 GT Sand 1–132, 0,9 GT Harz C
und 0,6 GT polymeres Diphenylmethandiisocyanat („Lupramat
M20S”) zu einem Prüfkörper verarbeitet.
Des Weiteren wird eine Referenzmischung aus 100 GT Sand 1–132,
0,7 GT Harz D und 0,7 GT Aktivator B zu einem Prüfkörper
verarbeitet. Aktivator B ist eine Mischung aus 80 GT polymerem Diphenylmethandiisocyanat
(„Lupramat M20S”), 20 GT Solvesso 150 und 0,3
GT Phosphorylchlorid.
-
Die
Ergebnisse sind in 1 dargestellt. Die Abszisse
gibt die Zeit in Sekunden an und die Ordinate den Gasdruck in Millibar.
Die durchgezogene Kurve zeigt die Messwerte für das erfindungsgemäße
Harz C. Die gestrichelte Kurve zeigt die Messwerte für
das nicht erfindungsgemäße Harz D.
-
Bei
dem herkömmlichen System (Harz D) entstehen zwei Gasstöße.
Bei dem erfindungsgemäßen Harz C hingegen ist
nur ein Gasstoß vorhanden, ein zweiter Gasstoß bleibt
aus.
-
Anwendungstechnisches Beispiel 3: Thermogravimetrische
Analyse (TGA)
-
Thermogravimetrische
Analysen (TGA) wurden mit einem Gerät der Firma Perkin
Elmer vom Typ TGA 7 durchgeführt. Es wurde die Software „Pyris
Basis” und „Kinetikmodul” verwendet.
-
Zur
Probenvorbereitung werden Phenolharz und Polyisocyanat gemischt.
Es werden einige Tropfen der Mischung auf eine glatte Oberfläche
kreisförmig (Durchmesser ca. 5 cm) aufgetragen und gasförmiges
Dimethylisopropylamin darüber geleitet. Die gebildete Folie
wird mit einer Pinzette abgenommen, durch Abtupfen mit einem saugfähigen,
nicht fuselnden Papier von flüssigem Binder befreit und
nochmals vollständig mit gasförmigem Amin umspült.
Es wird ein ca. 1 cm breiter Streifen dieser Folie ausgeschnitten
und gefaltet, so dass eine ca. 8 mg schwere Probe entsteht, die
per TGA vermessen wird. Harz C (gemäß Beispiel
3) wurde mit Aktivator A im Gewichtsverhältnis 3 zu 2 über
Amin ausgehärtet und das Produkt mit Hilfe der thermogravimetrischen
Analyse vermessen. Als Referenz diente Harz E mit Aktivator A ebenfalls
im Gewichtsverhältnis 3 zu 2. Zur Messung wurden die Proben
unter Stickstoff mit einer Aufheizgeschwindigkeit von 30°C
pro Minute auf 1000°C aufgeheizt.
-
Die
Ergebnisse sind in 2 und 3 dargestellt. 2 zeigt
die Abnahme der Masse der Probe mit steigender Temperatur bei einer
Heizrate von 30°C pro Minute. Auf der Abszisse ist die
Temperatur in Grad Celsius aufgetragen. Auf der Ordinate ist die
Masse der Probe in Gewichtsprozent der anfänglichen Masse aufgetragen.
Die durchgezogene Kurve zeigt die Messwerte für die Folie,
die mit dem erfindungsgemäßen Harz C hergestellt
wurde. Die gestrichelte Kurve zeigt die Messwerte für die
Folie, die mit dem nicht erfindungsgemäßen Harz
E hergestellt wurde.
-
Folgende
Ergebnisse lassen sich aus 2 ablesen:
- 1. Das nicht erfindungsgemäße
Harz E erleidet bereits einen deutlichen Masseverlust bei Temperaturen zwischen
100 und 200°C, während das erfindungsgemäße
Harz C erst bei über 200°C deutliche Masseverluste
aufweist. Das erfindungsgemäße Harz C ist also
thermisch beständiger als das nicht erfindungsgemäße
Harz E.
- 2. Der Gesamtmasseverlust bei Verwendung des nicht erfindungsgemäßen
Harzes E ist im gesamten Bereich der Temperaturen über
100°C höher als der Masseverlust bei Verwendung
des erfindungsgemäßen Harzes C. Bei 1000°C
sind bei Verwendung des nicht erfindungsgemäßen
Harzes E etwa 69% der Probe in den gasförmigen Zustand übergegangen,
bei Verwendung des erfindungsgemäßen Harzes C
etwa 61%. Im Vergleich bedeutet dies, dass in erfindungsgemäßen
Gießereiformen und -kernen im Vergleich zu herkömmlichen
Systemen 26% mehr Rückstand verbleibt. Daraus folgt, dass
die Gesamtgasemission deutlich gesenkt ist.
-
3 zeigt
den Masseverlust der Probe pro Zeiteinheit in Abhängigkeit
von der Temperatur. Diese Kurve ist die Ableitung der Kurve aus 2 nach
der Zeit. Auf der Abszisse ist die Temperatur in Grad Celsius aufgetragen.
Auf der Ordinate ist der Verlust der Masse der Probe pro Zeiteinheit
in Gewichtsprozent der anfänglichen Masse der Probe pro
Minute aufgetragen. Die durchgezogene Kurve zeigt die Messwerte
für die Folie, die mit dem erfindungsgemäßen
Harz C hergestellt wurde. Die gestrichelte Kurve zeigt die Messwerte für
die Folie, die mit dem nicht erfindungsgemäßen
Harz E hergestellt wurde.
-
Hier
sieht man noch einmal deutlich, dass das nicht erfindungsgemäße
Harz E bereits bei Temperaturen zwischen 100 und 200°C
einen starken Masseverlust erleidet, während das erfindungsgemäße
Harz C erst bei Temperaturen über 200°C starke
Masseverluste aufweist.
-
Bei
Verwendung des erfindungsgemäßen Harz C ist der
Masseverlust darüber hinaus bei Temperaturen zwischen 250
und 800°C deutlich gleichmäßiger als
bei Verwendung des nicht erfindungsgemäßen Harz E.
Dies führt zu geringeren Schwankungen des Gasdrucks und
dies wiederum zu einer Verringerung der Anzahl der Gasfehler.
-
Anwendungstechnisches Beispiel 4: Anwendungstechnische
Prüfung im Maskenformverfahren
-
Sandmischungsbeispiel (Maskenformverfahren)
-
3
kg Sand (H33) wurden mit 90 g des vorstehend beschriebenen Harzes
B (Beispiel 2) bei ca. 130°C gemischt. Dann wurden 27 g
einer 35%igen Hexamethylentetramin-Lösung (Vernetzer) und
anschließend 6 g Kalziumstearat (Trennmittel) zugegeben.
Die Sandmischung für Harz F wurde nach der gleichen Vorschrift
mit den gleichen Mengenverhältnissen hergestellt. Aus den
Sandmischungen wurden GF-Prüfkörper gemäß VDG-Merkblatt
P 74 (Herausgeber
„Verein Deutscher Gießereifachleute",
2. Ausgabe, März 1976) hergestellt und geprüft.
Für das erfindungsgemäße Harz wurden
jeweils zwei Versuche durchgeführt. Tabelle 3:
Biegeriegel | Harz B (modifiziert) | Harz F |
Versuch
1 | Versuch
2 |
Maskenformverfahren
GF-Prüfkörper: Biegeriegel wird 2 Minuten bei
220°C ausgehärtet und sofort im heißen
Zustand geprüft. | 360 N/cm2 | 380 N/cm2 | 260 N/cm2 |
Maskenformverfahren
GF-Prüfkörper: Biegeriegel wird 1 Minute bei 220°C
ausgehärtet und sofort im heißen Zustand geprüft. | 270 N/cm2 | 290 N/cm2 | 220 N/cm2 |
Maskenformverfahren
GF-Prüfkörper: Biegeriegel wird 2 Minuten bei
220°C ausgehärtet und nach Erkalten geprüft. | 1000
N/cm2 | 900
N/cm2 | 1100
N/cm2 |
Maskenformverfahren
GF-Prüfkörper: Biegeriegel wird 1 Minute bei 220°C
ausgehärtet und nach Erkalten geprüft. | 830
N/cm2 | 830
N/cm2 | 840
N/cm2 |
Geruch
im Vergleich zu Standardsysmen | reduziert | reduziert | geruchsintensiv |
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
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-
Zitierte Patentliteratur
-
- - US 3495797 [0003]
- - US 3676392 [0003]
- - US 3409579 [0003]
- - DE 102004057671 B4 [0003]
- - US 7259221 B2 [0005]
- - GB 746498 [0005]
- - EP 0013402 [0005]
- - US 2005/0284087 [0005]
- - EP 1086972 B1 [0005]
- - US 4022753 [0005]
- - GB 951065 A [0005]
- - EP 423476 A2 [0005]
- - JP 09-216937 [0005]
-
Zitierte Nicht-Patentliteratur
-
- - H. Gerard
Levelink et al, Gießerei 67 (1980) Nr. 5, Seite 110 ”Untersuchungsverfahren” [0074]
- - „Verein Deutscher Gießereifachleute”,
2. Ausgabe, März 1976 [0086]