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Die
Erfindung betrifft ein textiles Scharnier für eine Airbagabdeckung
mit
- • einem ersten Verbindungsabschnitt,
der mit der Airbagabdeckung verbindbar ist,
- • einem zweiten Verbindungsabschnitt, der mit einem
die Airbagabdeckung umgebenden Trägerteil verbindbar ist,
- • einem Scharnierabschnitt, der zwischen dem ersten
und dem zweiten Verbindungsabschnitt angeordnet ist,
- • wobei zumindest der Scharnierabschnitt mindestens
ein erstes Fadensystem und mindestens ein zweites Fadensystem aufweist
und
- • wobei die Fäden des ersten Fadensystems
ihre Bruchdehnung bei geringerer Längung des Scharnierabschnitts
erreichen als die Fäden des zweiten Fadensystems.
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Ein
textiles Scharnier für eine Airbagabdeckung ist beispielsweise
bekannt aus den Druckschriften
WO 2007/110048 A1 und
WO 2008/101681 A1 .
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Die
WO 2007/110048 zeigt
eine Scharnierung für eine Airbag-Abdeckung, die über
ein textiles Scharnier an der Fahrzeug-Innenauskleidung angelenkt
ist. Hier ist erwähnt, dass das textile Flächenelement,
welches das Scharnier bildet, ein Gewirke sein kann.
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Die
Druckschrift
WO
2008/101681 A1 beschreibt ein derartiges gewirktes Airbagdeckelscharnier
genauer. Hier ist insbesondere angeführt, dass das textile
Scharnier eine textile Grundstruktur aufweist, in der Stoppfäden
integriert sind, die eine höhere Reißfestigkeit
als die textile Grundstruktur aufweisen. Es ist erwähnt,
dass die Stoppfäden längs zur Zugbelastung des
Scharniers ausgerichtet sind, jedoch in Bevorratungsbereichen zur
Zugbelastung im Wesentlichen quer ausgerichtet sind. Dies führt dazu,
dass die Wirkfäden mit geringer Reißfestigkeit, welche
sich im Wesentlichen nur in Richtung der Zugbelastung erstrecken,
bereits bei einer geringeren Längung des textilen Materials
ihre Bruchdehnung erreichen und reißen. Nach der Überwindung dieses
ersten Widerstandes werden die quer gehaltenen Stoppfäden
bis zum Erreichen ihrer gesamten Länge geradegezogen. Danach
auftretende Zugkräfte führen zu einer elastischen
Dehnung der Stoppfäden.
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Aufgabe
der Erfindung ist es, das eingangs genannte Scharnier für
eine Airbagabdeckung derart weiterzubilden, dass die in Zugrichtung
wirkenden Kräfte beim Auslösen des Airbags bis
zur vollständigen Streckung der Fäden des bei
größerer Dehnung des textilen Scharniers reißenden
Fadensystems schrittweise abgebaut werden.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst,
dass zumindest in dem Scharnierbereich die Fäden des ersten
Fadensystems mehrfach an den Fäden des zweiten Fadensystems
befestigt sind.
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In
der Praxis besteht das textile Scharnier aus einer Wirkware. Das
erste Fadensystem oder die ersten Fadensysteme bestehen aus den
Wirkfäden (auch Bindefäden genannt) der Wirkware.
Diese Bindefäden verlaufen in Form von Maschenreihen in
der Vorschubrichtung der Erstellungsmaschine für die Herstellung
der Wirkware. Die Fäden des zweiten Fadensystems verlaufen
in Wellen oder Maschenstäbchen quer zur Richtung der Maschenreihen
des ersten Fadensystems. Nach dem Reißen dieser Maschenreihen
des ersten Fadensystems können sich die Fäden
des zweiten Fadensystems gerade recken, bis sie die auf sie wirkende
Zugkraft aufnehmen. Sie erreichen ihre volle Streckung erst, nachdem
die Fäden des ersten Fadensystems ihre Bruchdehnung erreicht
haben und das textile Scharnier weiter gedehnt wird. Üblicherweise
werden bei einer Zerstörung eines Wirkfadens sämtliche
Maschen der Maschenreihe geschwächt oder aufgelöst,
zu deren Bildung der betroffene Wirkfaden beiträgt. Folglich reißen
bei der herkömmlichen Textilware die Wirkfäden
jeder Maschenreihe bei Überschreitung ihrer Bruchdehnung
gleichzeitig, und der gesamte Wirkverbund wird aufgelöst.
Einer weiteren Längung der zuletzt reißenden Fäden
des zweiten Systems steht nichts mehr im Wege, bis diese ihre vollständige Streckung
erreichen. Erst dann nehmen die Fäden des zweiten Fadensystems
die Zugkräfte auf und werden elastisch gedehnt.
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Durch
den Vorschlag, die zwei Fadensysteme in dem Scharnierbereich miteinander
mehrfach zu verbinden, ist der Gefahr der vollständigen
Auflösung der Wirk-Bindung einer Maschenreihe durch einfaches
Reißen eines Wirkfadens dieser Maschenreihe beseitigt.
Beim Reißen eines Wirkfadens ist die Bindung nur bis zu
der Stelle aufgehoben, an der die zwei Fadensysteme wieder aneinander
befestigt und dadurch fest verbunden sind. Eine weitere Dehnung des
textilen Scharniers und damit verbundene Streckung der zuletzt reißenden
Fäden hat entweder ein Losreißen der Wirkfäden
von den festen Fäden des zweiten Fadensystems oder gar
erneutes Reißen des Wirkfadens jenseits der Befestigungsstelle
zur Folge. Auch nach dem erneuten Reißen kann sich das
Scharnier nicht bis auf die vollständige Länge
der Fäden des zweiten Fadensystems ausdehnen. Bis zum Erreichen
der vollständigen Streckung dieser Fäden des zweiten
Fadensystems werden mehrere Kraftspitzen dadurch entstehen, dass
die Wirkfäden des ersten Fadensystems sich von den aufeinanderfolgenden
Befestigungsstellen losreißen oder zwischen jeweils zwei
Befestigungsstellen reißen.
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Die
Verbindung kann textiltechnisch dadurch geschaffen werden, dass
beispielsweise solche Maschen gebildet werden, die eine selbstsichernde Schlinge
aufweisen. Die gebildeten Maschen ziehen sich beim Dehnen der Wirkware
zusammen, so dass der Wirkverbund nicht über die gesamte
Länge des Scharnierabschnitts beim einfachen Reißen
eines Wirkfadens aufgelöst wird.
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In
der Praxis bewährt hat sich die Maßnahme, das
textile Scharnier mit einer Beschichtung zu tränken oder
zu beschichten. Die Beschichtung besteht vorzugsweise aus polymerem
Material. Insbesondere haben sich Materialien wie Polyurethan, Acrylat
oder PVC zur Beschichtung der Wirkware als geeignet erwiesen.
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Durch
die Beschichtung werden die Wirkfäden des ersten Fadensystems über
die gesamte Fläche des Textilmaterials mit den Fäden
des zweiten Systems verbunden. Bei einer Dehnung des Scharnierbereichs
des textilen Scharniers müssen die Wirkfäden entweder
mehrfach reißen oder sich nach dem ersten Reißen
zumindest von den hochfesten Fäden lösen und hiervon
abreißen, um eine weitere Streckung der hochfesten Fäden
des zweiten Fadensystems zu ermöglichen. So wird die Bewegungsenergie
der beim Auslösen des Airbags weggesprengten Airbagabdeckung
während der gesamten Längung des Scharnierabschnitts
des textilen Scharniers abgebaut.
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Vorzugsweise
wird zum Beschichten oder Tränken des textilen Scharniers
ein polymeres Material gewählt, das die Brennrate der Fäden
der Fadensysteme herabsetzt. Vorzugsweise wird die Brennrate des Textils
auf weniger als 100 mm pro Minute reduziert. Diese Werte werden
von der Fahrzeugindustrie zur Erhöhung der Fahrzeugsicherheit
gefordert.
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Die
Fäden des zweiten Fadensystems, welches erst nach großer
Längung des Scharniers vollständig gestreckt ist,
bestehen in der Praxis vorzugsweise aus hochfesten Chemiefasergarnen,
zum Beispiel Polyester, Polyamid und Aramid.
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Neben
der schrittweisen Aufnahme der Kräfte und der Reduzierung
der Brandgefahr führt die Beschichtung des Textilmaterials
ferner zu einer Verbesserung der Bindung mit dem Matrix-Material
der Airbagabdeckung bzw. des diese umgebenden Trägerteils,
wenn das richtige polymere Material für die Beschichtung
gewählt ist. Durch die verbesserte Bindung kann das textile
Scharnier problemfrei und zuverlässig bei der Fertigung
der Airbagabdeckung und des umgebenden Trägerteils im Spritzgießverfahren als
Einlage in die Spritzgießform verarbeitet werden.
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In
der Praxis kann das erste Fadensystem, das bei geringer Dehnung
reißt, eine geringe Reißfestigkeit aufweisen.
Das zweite Fadensystem, dass erst nach großer Dehnung des
Scharniers vollständig gestreckt ist, kann eine hohe Reißfestigkeit
aufweisen. Das erste Fadensystem, welches meist von den Bindefäden
einer Wirkware gebildet wird, erzeugt folglich beim Zerreißen
eine geringere Spannung oder Kraft als das zweite Fadensystem.
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Die
Kräfteverhältnisse können aber auch genau
umgekehrt sein. Die Bindefäden des ersten Fadensystems
können eine gleich hohe oder erheblich höhere
Festigkeit aufweisen, als die Fäden des zweiten Fadensystems.
Dennoch können die Fäden des zweiten Fadensystems die
Airbagabdeckung sicher fangen. Auf die Airbagabdeckung wirken in
unterschiedlichen Fasern während des Auslösens
des Airbags unterschiedlich große Kräfte. Während
des Zündens der Treibstoffladung und des Aufblasen des Airbags
drücken sehr große Kräfte gegen die Abdeckung,
welche dazu führen, dass die Materialbrücken zwischen
der Airbagabdeckung und einer die Airbagabdeckung umgebenden Trägerteil
brechen und die bei kurzer Dehnung reißenden Fäden
des ersten Fadensystems zerreißen. Bei der weiteren Ausdehnung des
Airbags bewegt sich die Airbagabdeckung von dem Trägerteil
fort und der Airbag kann durch die frei werdende Öffnung
austreten. Der Airbag dehnt sich anschließend im Wesentlichen
in einer von der Öffnung weg gerichteten Richtung aus,
wogegen die Airbagabdeckung sich zunächst seitlich bewegt
und anschließend nach dem Umbiegen des Scharniers um 180° gegen
das Trägerteil schlägt. In dieser Phase wirken
nur noch geringe Kräfte auf die Airbagabdeckung, die im
Wesentlichen von der trägen Masse der sich bewegenden Airbagabdeckung
erzeugt werden. Diese Kräfte können ohne Probleme
durch schwächere Fäden aufgenommen werden.
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Mit
anderen Worten können hoch reißfeste Bindefäden
die hohen, beim Auslösen des Airbags wirkenden Kräfte
sicher aufnehmen, wogegen weniger feste Fäden, die erst
nach einer erheblichen Längung der das Scharnier bildenden
Textilware vollständig gestreckt sind, sicherstellen, dass
die Airbagabdeckung nicht unkontrolliert wegfliegt.
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Ferner
kann das polymere Material die Steifigkeit des textilen Scharniers
erhöhen. Dies vereinfacht die Handhabung des Textilmaterials
beim Einlegen in eine Spritzgießform, in der die zwei Verbindungsabschnitte
mit dem Polymermaterial des Trägerteils und der Airbagabdeckung
umspritzt werden.
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In
der Praxis können auch mehrere Fadensysteme zur Bildung
einer Wirkware miteinander kombiniert werden. Beispielsweise können
verschiedene Bindefäden verschiedener erster Fadensysteme
mit gleicher oder unterschiedlicher Reißfestigkeit verwendet
werden, die unterschiedliche Maschenformen bilden. Diese Bindefäden
können bei verschiedenen Dehnungen des Scharnierabschnitts
reißen. Auf diese Weise entstehen neben den mehreren kleinen
Kraftspitzen beim Losreißen der Bindefäden der mehreren
ersten Fadensysteme von den Fäden des zweiten Systems,
auch zwei große Kraftspitzen, nämlich wenn die
zwei unterschiedlichen Bindefadensysteme (ersten Systeme) aufeinanderfolgend bei
fortschreitender Dehnungen der Wirkware reißen.
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Darüber
hinaus ist es möglich, die Wirkware zur Bildung des Scharniers
mit Schussfäden, d. h. quer zur Belastungsrichtung verlaufenden
Fäden, herzustellen. Die Schussfäden bewirken
einerseits eine Querstabilisierung des Materials. Es wird die Problematik
gelöst, wenn sich das zweite Fadensystem bei Airbagauslösung
aus der Kunststoffmatrix heraus zieht. Die quer verlaufenden Schussfäden stabilisieren
das zweite Fadensystem, so dass sich die Fäden 2 nicht
weiter als notwendig aus der Kunststoffmatrix herauslösen
können.
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Die
Erfindung wird nachfolgend unter Bezugnahme auf die beigefügten
Zeichnungen erläutert.
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1 zeigt
eine Draufsicht auf einen Abschnitt eines erfindungsgemäßen
textilen Scharniers für eine Airbagabdeckung.
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2 zeigt
eine der 1 entsprechende Ansicht des
Scharniers mit teilweise gerissenen Bindefäden.
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3 zeigt
eine schematische Darstellung der Bindung des Textilmaterials.
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4 zeigt
ein Kraft-Dehnungsdiagramm, welches den Kraftverlauf über
der Dehnung einer ersten Ausführungsform des erfindungsgemäßen textilen
Scharniers.
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5 zeigt
den Anfang der Öffnungsbewegung einer Airbagabdeckung mit
einem erfindungsgemäßen Scharnier.
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6 zeigt
das Ende der Öffnungsbewegung einer Airbagabdeckung mit
einem erfindungsgemäßen Scharnier.
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7 zeigt
die Öffnungsbewegung einer Airbagabdeckung mit einem Scharnier
gemäß dem Stand der Technik.
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8 zeigt
ein Kraft-Dehnungsdiagramm, welches den Kraftverlauf über
der Dehnung einer zweiten Ausführungsform des erfindungsgemäßen textilen
Scharniers.
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In
der
1 ist schematisch eine Draufsicht auf eine Wirkware
zur Bildung eines Scharniers für eine Airbagabdeckung dargestellt.
Das Scharnier ist als länglicher Streifen ausgebildet,
dessen Endabschnitte Verbindungsabschnitte bilden, welche in die
Matrix der Airbagabdeckung bzw. des die Airbagabdeckung umgebenden
Trägermaterials während des Spritzgießprozesses
bei der Herstellung dieser Bauteile eingebunden wird. Diese Technik
ist aus dem Stand der Technik hinlänglich bekannt (z. B.
aus der
WO 2007/110048 )
und braucht hier nicht weiter beschrieben zu werden.
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Die
Wirkware besteht zum einen aus zwei ersten Fadensystemen, welche
Bindefäden 1, 1' umfassen, die bei recht
geringer Dehnung der Wirkware reißen. Diese Bindefäden 1, 1' haben
eine recht geringe Reißfestigkeit. Zum anderen besteht
die Wirkware aus einem zweiten System von Fäden 2 mit
hoher Reißfestigkeit. Die Bindefäden 1, 1 und
die Fäden 2 haben die gleiche Farbe. Da die Bindefäden 1, 1' an den
festen Fäden 2 eng anliegen, sind sie in der 1 kaum
zu erkennen. In der 1 ist daher in der dritten Wirkmaschenreihe
ein Bindefaden 1, 1' lediglich schematisch angedeutet.
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Der
genaue Verlauf der Fadensysteme und insbesondere das Maschenbild
ist in 3 zu erkennen.
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Die
Wirkware weist zwei verschiedene Arten von Bindefäden auf,
die jeweils ein erstes Fadensystem mit geringer Reißfestigkeit
bilden. Die ersten Bindefäden 1 bilden zueinander
parallele Maschenreihen. Die zweiten Bindefäden 1' bilden
Maschen, die zwischen zwei benachbarten Maschenreihen der Bindefäden 1 hin
und her verlaufen. Diese Bindefäden 1' wechseln
die Maschenreihen in jeder dritten Masche.
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Die
Fäden mit hoher Festigkeit 2 bilden das zweite
Fadensystem und werden durch die Bindefäden 1, 1' der
zwei ersten Fadensysteme zu einer Wirkware verbunden. Die Fäden 2 verlaufen
in jeder Masche quer von einer Maschenreihe der Wirkfäden 1 zur
anderen und wieder zurück. Sie erstrecken sich damit mit
einem erheblichen Längenanteil quer zur Zugrichtung. Die
Zugrichtung, in der Zugkräfte beim Auslösen des
Airbags auf den dargestellten Wirkstoff wirken, ist in den 1–3 am
linken Rand als Pfeil dargestellt.
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Wenn
in die Wirkware Schussfäden eingelegt sind, die den Halt
der Wirkware in einer Polymermatrix, beispielsweise beim Verbinden
mit dem Polymermaterial der Airbagabdeckung oder des Trägerteils,
erhöht, würden sich diese Schussfäden
quer zur Hauptrichtung der Fäden 1, 1' des
ersten Fadensystems erstrecken, welche im wesentlichen mit der Zugrichtung übereinstimmt.
Folglich würden sich die Schussfäden bei einer
Wirkware gemäß der 3 in regelmäßigen
Abständen waagerecht von links nach rechts erstrecken.
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Es
ist zu erkennen, dass bei einem Dehnen des Scharniers in Zugrichtung
zunächst die Bindefäden 1 reißen,
welche das erste Fadensystem mit den geraden Maschenreihen bilden.
Als nächstes erreichen die anderen Bindefäden 1,
welche nur in jeder dritten Masche zwischen zwei Maschenreihen quer verlaufen,
ihre Bruchdehnung und reißen. Zuletzt erreichen die hochfesten
Fäden 2, die in jeder Masche zwischen zwei Reihen
quer verlaufen, den gespannten Zustand und nehmen die Zugkräfte
auf. Die Fäden 2 mit hoher Reißfestigkeit
fangen die Airbagabdeckung und vermeiden, dass diese unkontrolliert durch
den Fahrzeuginnenraum fliegt.
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Um
die Kraftaufnahme über die gesamte Dehnung des textilen
Scharniers zu verteilen, sind beide Fadensysteme mit einem polymeren
Material getränkt oder beschichtet, so dass das erste Fadensystem
mit dem zweiten Fadensystem verbunden ist. Die von den Wirkfäden 1, 1' gebildeten
Maschen liegen aufgrund der Fadenspannung während der Herstellung
der Wirkware eng an den reißfesten Fäden 2 an.
Beim Beschichten der Wirkware durch ein polymeres Material verkleben
die Fadensysteme miteinander. Ferner kann die Brennrate der Fäden
reduziert werden und die Bindung der Wirkware mit der Matrix der
Airbagabdeckung bzw. des Trägerteils verbessert werden.
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Nach
dem Zerreißen der Wirkfäden 1, 1' des erfindungsgemäßen
Scharniers können die Fäden 2 des zweiten
Fadensystems sich nicht ungehindert auf ihre maximale Länge
ausdehnen. Ein Strecken der Fäden 2 ist – wie
in 2 ersichtlich – lediglich in dem Bereich
möglich, in dem sich die Wirkfäden 1, 1' von
den reißfesten Fäden 2 gelöst
haben. In den benachbarten Bereichen behält die Wirkware
des Airbagscharniers ihre Struktur.
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Bei
einer weiteren Dehnung des Airbagscharniers muss die Verklebung
zwischen den Wirkfäden 1, 1' und den
reißfesten Fäden 2 gelöst werden oder
der Wirkfaden an anderer Stelle reißen. Wie in dem Kraft/Dehnungsdiagramm
der 4 ersichtlich, schließt sich bei einer
Dehnung der erfindungsgemäßen Wirkware an die
erste Kraftspitz, die durch Reißen des ersten Systems der
Wirkfäden 1 entsteht, eine Reihe weiterer Kraftspitzen
an, welche beim Reißen des zweiten Systems bestehend aus
den Wirkfäden 1' sowie beim Ablösen der
Wirkfäden 1, 1' von den reißfesten
Fäden 2 erzeugt werden.
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Durch
den erfindungsgemäßen Vorschlag, die Wirkfäden 1, 1' über
ihre gesamte Länge mit den reißfesten Fäden 2 zu
verkleben, wird ein sehr viel höherer Teil der beim Auslösen
des Airbags entstehenden Energie während der Dehnung des
Airbagscharniers aufgenommen als bei den bekannten Wirkwaren ohne
Beschichtung. Die verbleibende Energie, welche die reißfesten
Fäden 2 (auch Stoppfäden genannt) aufnehmen
müssen, ist folglich erheblich geringer.
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Die 5 zeigt
den Anfang der Öffnungsbewegung einer Airbagabdeckung 4,
die mit einem erfindungsgemäßen textilen Scharnier 3 an
einem die Airbagabdeckung 4 umgebenden Trägerteil 5 befestigt
ist. An einem anderen Abschnitt 6 des Trägerteils ist
die Airbagabdeckung 4 mittels Materialstegen aus Kunststoff
befestigt, die beim Auslösen des Airbags zerbrechen. Das
Erfindungsgemäße textile Scharnier 3 längt
sich beim Auslösen des Airbags aufgrund der von in der
Zeich nung unten wirkenden Kraft des sich öffnenden Airbags,
die in der 5 durch einen Pfeil dargestellt
ist. Durch das aufeinanderfolgende Lösen der wenig festen
Fäden 1, 1' der ersten Fadensysteme von
den festeren Fäden 2 des zweiten Fadensystems
wird der Öffnungsbewegung der Airbagabdeckung 4 eine
hohe Widerstandskraft entgegen gesetzt. Die Airbagabdeckung 4 wird
durch das Scharnier 3 fest gehalten und schwenkt um das
Scharnier 3 herum. Bei dieser Bewegung längt sich
das Scharnier 3 auf seine maximale Länge bis die
Airbagabdeckung 4 gegen das Trägerteil 5 anschlägt
(siehe 6).
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Bei
der Verwendung eines Scharniers 3' gemäß dem
Stand der Technik kann es sein, dass das Scharnier 3' der Öffnungsbewegung
der Airbagabdeckung 4 zu wenig Widerstand entgegen bringt.
Die wenig festen Fäden reißen sofort beim Auslösen
des Airbags, wobei auch die Verbindung der Kunststoffstege mit den übrigen
Abschnitten 6 des Trägerteils 5 zerbricht.
Danach wird der Bewegung der Airbagabdeckung 4 keine Gegenkraft
mehr entgegen gesetzt, so dass die Airbagabdeckung 4 im
Wesentlichen bis zur vollen Längung des Scharniers 3' sich
linear von dem Trägerteil 5 fort bewegt. Eine
derartige Öffnungsbewegung ermöglicht ein Eindringen
der Airbagabdeckung 4 in die Fahrgastzelle und kann zu
Verletzungen führen. Dieses Eindringen wird durch das erfindungsgemäße
Scharnier vermieden.
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Die 8 zeigt
das Kraft-Dehnungs-Diagramm einer weiteren Ausführungsform
der erfindungsgemäßen Wirkware, welche zur Bildung
eines Scharniers für eine Airbagabdeckung bestimmt ist. Hier
weisen die Wirkfäden 1 und 1' der zwei
ersten Systeme eine höhere Festigkeit auf, als die in Stäbchen
quer zur Zugrichtung liegenden, längeren Fäden 2 des
zweiten Systems. Die höhere Zugfestigkeit der Wirkfäden 1, 1' kann
durch ein festeres Material oder durch dickere Fäden erreicht
werden. Die Bindung der Fäden 1, 1 und 2 der
Wirkware kann dabei aber identisch zu der in 3 dargestellten
Bindung sein.
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Bei
der Dehnung des Airbagscharniers ist zunächst eine erste
Kraftspitze zu erkennen, bei der die ersten Wirkfäden 1 reißen.
Nach zwei kleineren Kraftspitzen, die durch das Ablösen
der Wirkfäden 1 von den längeren Fäden 2 und/oder
den Wirkfäden 1' erzeugt werden, folgt eine zweite
große Kraftspitze, bei der die Wirkfäden 1' reißen.
Daran schließen sich mehrere kleine Kraftspitzen an, die
wiederum durch das Lösen der Bindung zwischen den ersten
Fadensystemen und dem zweiten Fadensystem mit den langen Fäden 2 erzeugt
werden. Wie oben erläutert, wirkt die größte
Kraft auf die Airbagabdeckung und damit auf das Scharnier zu Beginn
des Aufblasens des Airbags, wenn die Abdeckung aus dem Trägerteil herausgebrochen
wird, um eine Öffnung freizugeben. Nach den zwei großen
und den mehreren kleinen Kraftspitzen wirkt nur noch eine geringe
Kraft auf die Airbagabdeckung, die durch deren Eigengewicht bzw.
durch deren beschleunigte Masse verursacht wird.
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Aus
diesem Grund können die längeren Fäden 2 des
zweiten Fadensystems die Airbagabdeckung sicher abfangen und eine
freie Bewegung der Airbagabdeckung durch den Fahrzeuginnenraum unterbinden,
obwohl die Endfestigkeit der langen Fäden 2 des
zweiten Fadensystems (in 8 ‚Synthetikfäden’ genannt)
erkennbar kleiner als die Endfestigkeit der Wirkfäden 1 und 1' der
zwei ersten Fadensysteme ist.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- - WO 2007/110048
A1 [0002]
- - WO 2008/101681 A1 [0002, 0004]
- - WO 2007/110048 [0003, 0030]