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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Überlagerungslenkung,
eine Überlagerungseinheit zur Verwendung in einer Überlagerungslenkung
sowie ein Computerprogramm und ein Computerprogrammprodukt zur Durchführung
des Verfahrens.
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Bei Überlagerungslenkungen
wird dem durch ein Lenkrad vorgegebenen Lenkradwinkel ein Winkel überlagert,
so dass sich ein gewünschter Winkel an den für
die Lenkung vorgesehenen Rädern, in der Regel die Vorderräder,
einstellt. Grundsätzlich ist dabei die Winkelübersetzung
definiert durch
wobei i
v als Übersetzungsverhältnis
bezeichnet wird, das das Verhältnis zwischen dem Lenkradwinkel δ
S und dem Vorderradwinkel δ
F definiert.
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Die
Lenkübersetzung der Überlagerungslenkung, die
das Verhältnis zwischen Lenkradwinkel δS und Ritzelwinkel δG bestimmt,
beeinflusst somit direkt das Übersetzungsverhältnis
iv.
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Da
der eigentliche Radwinkel nicht gemessen werden kann, ist dieser
zu ersetzen durch einen gewünschten Winkel bzw. einen Sollwinkel
und eine gewünschte Winkelübersetzung bzw. eine
Sollwinkelübersetzung:
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Üblicherweise
wird diese Winkelübersetzung in einer sogenannten Überlagerungseinheit
mittels Kennlinien ermittelt, die die Geschwindigkeit des Fahrzeugs
und den Lenkradwinkel berücksichtigen.
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So
können in Abhängigkeit bestimmter Fahrsituationen
aber auch nach Vorgabe des Fahrers unterschiedliche Winkelübersetzungen
zwischen Lenkradwinkel und Radlenkwinkel eingestellt werden.
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Aus
der Druckschrift
DE
10 2006 023 562 A1 ist ein Verfahren zum kennlinien- oder
kennfeldabhängigen Variieren der Winkelübersetzung
zwischen einem Lenkradwinkel eines Lenkrads und dem Radlenkwinkel
der für die Fahrzeuglenkung verantwortlichen Räder
eines Kraftfahrzeugs mit einem aktiven Lenksystem bekannt. In dieser
ist eine Lenkwinkelüberlagerungseinheit beschrieben, bei
der eine variable Lenkübersetzung in Abhängigkeit
einer Sollübersetzung funktional eingestellt wird, die
aus einem oder mehreren Kennfeldern erzeugt wird. Der Übergang
zwischen den Kennfeldern ist über eine sogenannte Fader-Funktion
realisiert, die auf Grundlage der Lenkradwinkelgeschwindigkeit die
Sollübersetzung zwischen Kennfeldern angleicht.
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Nachteilig
bei dem beschriebenen Verfahren ist, dass zur eigentlichen Berechnung
des Sollüberlagerungwinkels die Fahrzeuglenkkinematik bekannt sein
muss, da die Übersetzung zwischen Lenkrad und Vorderrad
vorgegeben ist und der eigentliche Sollüberlagerungswinkel
berechnet werden muss.
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Dies
ist bei Überlagerungseinheiten, die beispielsweise in einer
Lenksäule optional verbaut werden, nachteilig, da in diesen
Systemen die Fahrzeugperipherie zur korrekten Berechnung des Sollüberlagerungswinkels
bekannt sein muss, obwohl die Fahrzeuglenkkinematik außerhalb
der eigentlichen Systemgrenze der Überlagerungseinheit
liegt.
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Weiterhin
ist nachteilig, dass die Fader-Funktion abhängig vom Fahrzeugtyp
eingestellt sein muss.
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Das
vorgestellte Verfahren dient zum Betreiben einer Überlagerungslenkung,
wobei eine Winkelübersetzung zwischen einem Lenkradwinkel
eines Lenkrads und dem Radlenkwinkel der für die Fahrzeuglenkung
verantwortlichen Räder, in der Regel die Vorderräder,
eines Fahrzeugs eingestellt und der Lenkradwinkel in eine Überlagerungseinheit
eingegeben wird. Dabei ist vorgesehen, dass zu dem eingegeben Lenkradwinkel
in der Überlagerungseinheit direkt ein gewünschter
Ritzelwinkel bzw. Sollritzelwinkel ermittelt wird.
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Zur
Ermittlung des gewünschten Ritzelwinkels in der Überlagerungseinheit
kann eine Kennlinie oder auch ein mehrere Kennlinien umfassendes Kennlinienfeld
eingesetzt werden.
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Wird
ein Kennlinienfeld verwendet, dann erfolgt ein Übergang
zwischen den einzelnen Kennlinien bspw. über eine sogenannte
Fader-Funktion.
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Diese
Fader-Funktion kann von der Lenkradwinkelgeschwindigkeit abhängig
sein. Eine Abhängigkeit von der Sollwinkelübersetzung
ist, wie in der Druckschrift
DE 10 2006 023 562 A1 , nicht gegeben.
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In
Ausgestaltung des vorgestellten Verfahrens wird der gewünschte
Ritzelwinkel in Abhängigkeit der Fahrzeuggeschwindigkeit
und des Lenkradwinkels ermittelt.
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Das
vorgestellte Verfahren hat, zumindest in einigen der vorgestellten
Ausführungen, erhebliche Vorteile gegenüber dem
dargelegten Stand der Technik. So können durch geeignete
Nutzung der Kennfeldausgangsgrößen eine Vereinfachung
der Gesamtfunktionalität einer variablen Lenkübersetzung erreicht
und gleichzeitig die funktionellen Vorteile einer Fader-Funktion
zur Umschaltung zwischen den Kennfeldern genutzt werden. Weiterhin
entfällt die Abhängigkeit der Fahrzeugkinematik.
Dies wird dadurch erreicht, dass anstelle einer Sollübersetzung direkt
im Kennfeld ein Sollritzelwinkel ermittelt wird. Der Ritzelwinkel
ist die Ausgangsgröße der Überlagerungseinheit
und korreliert somit zur Systemgrenze eines Lenksystems mit der Überlagerungseinheit und
einer Recheneinheit.
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Die
Umschaltung zwischen den Kennfeldern bzw. die Berechnung des Sollritzelwinkels
aus zwei oder mehreren Kennfeldern erfolgt abhängig von
der Lenkradwinkelgeschwindigkeit und der Richtung des Betrags des
Lenkradwinkels. Umschaltgeschwindigkeiten sind dabei in allen Freiheitsgraden
applizierbar. Dies bedeutet, dass einstellbar ist, ob ein Übergang
von einem größeren Sollritzelwinkel auf einen kleineren
aufgrund einer gewünschten Kennfeldumschaltung nur dann
abhängig von einer Lenkradwinkelgeschwindigkeit umgesetzt
wird, wenn der Lenkradwinkel betragsmäßig zu-
oder abnimmt. Es ist ebenso einstellbar, ob ein Übergang
von einem kleineren Sollritzelwinkel auf einen größeren
Sollritzelwinkel aufgrund einer gewünschten Kennfeldumschaltung
nur dann abhängig von einer Lenkradwinkelgeschwindigkeit
umgesetzt wird, wenn der Lenkradwinkel betragsmäßig
zu- oder abnimmt.
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Es
kann weiterhin eingestellt werden, ob ein Übergang von
einem kleineren Sollritzelwinkel auf einen größeren
Sollritzelwinkel aufgrund einer gewünschten Kennfeldumschaltung
nur dann abhängig von einer Lenkradwinkelgeschwindigkeit
umgesetzt wird, wenn der Lenkradwinkel betragsmäßig
zu- oder abnimmt. Außerdem ist die Abhängigkeit
der Lenkradwinkelgeschwindigkeit applizierbar.
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Die
beschriebene Überlagerungseinheit ist zur Aufnahme und
Verarbeitung eines Lenkradwinkels vorgesehen und dazu ausgebildet,
zu dem aufgenommenen Lenkradwinkel direkt einen Ritzelwinkel bzw.
einen Sollritzelwinkel zu ermitteln.
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Hierzu
kann die Überlagerungseinheit den Sollritzelwinkel mittels
zumindest einer Kennlinie oder eines Kennfelds ermitteln.
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Ein
Computerprogramm umfasst Programmcodemittel, um alle Schritte eines
Verfahrens, wie dies voranstehend beschrieben ist, durchzuführen, wenn
das Computerprogramm auf einem Computer oder einer entsprechenden
Recheneinheit ausgeführt wird.
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Ein
Computerprogrammprodukt umfasst diese Programmcodemittel, die auf
einem computerlesbaren Datenträger gespeichert sind.
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Das
Computerprogramm kann auf einem computerlesbaren Datenträger,
wie bspw. einer Diskette, CD, DVD, Festplatte, einem USB Memory
Stick oder ähnlichem, oder einem Internetserver als Computerprogrammprodukt
gespeichert sein. Von dort kann das Computerprogramm in ein Speicherelement,
des Steuergeräts übertragen werden.
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Weitere
Vorteile und Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus der
Beschreibung und der beiliegenden Zeichnung.
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Es
versteht sich, dass die voranstehend genannten und die nachstehend
noch zu erläuternden Merkmale nicht nur in der jeweils
angegebenen Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen oder
in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden
Erfindung zu verlassen.
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Die
Erfindung ist anhand eines Ausführungsbeispiels in der
Zeichnung schematisch dargestellt und wird im folgenden unter Bezugnahme
auf die Zeichnung ausführlich beschrieben.
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1 verdeutlicht
den Ablauf eines Verfahrens zum Betreiben einer Überlagerungslenkung nach
dem Stand der Technik.
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2 zeigt
in schematischer Darstellung eine Überlagerungslenkung.
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3 verdeutlicht
den Ablauf des erfindungsgemäßen Verfahrens.
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In 1 ist
der Ablauf eines Verfahrens nach dem Stand der Technik wiedergegeben,
bei dem als erste Eingangsgröße 10 der
Lenkradwinkel δS und als zweite
Eingangsgröße 12 die Geschwindigkeit des
Fahrzeugs vx eingegeben werden.
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Es
sind innerhalb einer Systemgrenze 14 einer Überlagerungseinheit
ein Differenzglied 16 und eine Anzahl an Kennfeldern 18 vorgesehen.
Unter dem Differenzglied 16 ist die Ermittlung der Lenkradwinkelgeschwindigkeit
zu verstehen. Die einzelnen Kennfelder 18 ermittelt jeweils
eine Sollübersetzung ivdn. Der Übergang
zwischen den einzelnen Kennfeldern 18 erfolgt über
eine Fader-Funktion 20 in Abhängig keit der Lenkradwinkelgeschwindigkeit 19.
Somit ergibt sich am Ausgang 22 eine gesamte Sollwinkelübersetzung
ivd.
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Anhand
der resultierenden Sollwinkelübersetzung i
vd wird
bei
24 der Sollvorderradwinkel über die Gleichung
berechnet. Mit diesem wird
bei
26 der Sollritzelwinkel berechnet, was in Abhängigkeit
der Fahrzeugkinematik, in der Regel unter Verwendung einer Kennlinie,
erfolgen muss. Abschließend erfolgt bei
28 die Berechnung
des Sollüberlagerungswinkels. Der Sollüberlagerungswinkel
ist die Differenz aus Sollritzelwinkel und Lenkradwinkel.
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Es
ist somit erforderlich, dass die Fahrzeugperipherie, insbesondere
die Beziehung zwischen dem Ritzelwinkel und dem Vorderradwinkel,
zur Berechnung des Sollüberlagerungswinkels bekannt ist, obwohl
die Fahrzeuglenkkinematik außerhalb der eigentlichen Systemgrenzen 14 der Überlagerungseinheit
liegt.
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In 2 ist
in schematischer Darstellung eine Überlagerungslenkung
dargestellt, die insgesamt mit der Bezugsziffer 40 bezeichnet
ist. Zu erkennen ist ein Lenkrad 42, eine Winkel-Überlagerungseinheit 44 mit
einer Recheneinheit 46, einem Elektromotor 48 und
einem Motorwinkelsensor 50, eine Lenksäule 52,
Vorderräder 54, eine Zahnstange 56 mit
einem Ritzel 60.
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Mit
dem Lenkrad 42 wird die Eingangsgröße δS der Winkel-Überlagerungseinheit 44 eingestellt, die
wiederum mittels Kennfeldern mit Hilfe der Recheneinheit 46 einen
Sollritzelwinkel δGd ermittelt. Dabei
wird die Lenkradwinkelgeschwindigkeit berücksichtigt.
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Mit
dem Motor 48 wird ein zu überlagernder Winkel 62 aufgebracht,
der dem von dem Lenkrad 42 aufgebrachten Lenkradwinkel δS in dem Überlagerungsgetriebe 58 überlagert
wird. Die Momentenunterstützung des Lenksystems kann hydraulisch
oder elektrisch erfolgen. Eine Systemgrenze ist mit Bezugsziffer 64 verdeutlicht.
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In 3 ist
das Vorgehen bei einer Ausführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens dargestellt. Wiederum werden als erste Eingangsgröße 80 der Lenkradwinkel δS und als zweite Eingangsgröße 82 die
Geschwindigkeit des Fahrzeugs vx eingegeben. Auch
hier ist ein Differenzglied 84 zur Berechnung der Lenkradwinkelgeschwindigkeit
vorgesehen, dessen Eingangsgröße der Lenkradwinkel δS ist.
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Mittels
Kennfeldern 86, die jeweils einem bestimmten Bereich, bspw.
einem Lenkradwinkelgeschwindigkeitsbereich, zugeordnet sind, wird
jeweils ein Sollritzelwinkel δGd ermittelt.
Der Übergang zwischen den einzelnen Kennfeldern 86 erfolgt über
eine Fader-Funktion 88. So ergibt sich ein resultierender bzw.
gesamter Sollritzelwinkel δGd.
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Auf
Grundlage dieses Werts erfolgt in 90 die Berechnung des
Sollüberlagerungswinkels als Differenz aus Sollritzelwinkel δGd und Lenkradwinkel δS.
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Es
wird deutlich, dass dieses gegenüber dem Stand der Technik
stark vereinfachte Verfahren unabhängig von der Fahrzeugkinematik
durchzuführen ist.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- - DE 102006023562
A1 [0007, 0014]