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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Walzvorrichtung nach dem Oberbegriff des Anspruches 1.
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Aus der Praxis bekannt gewordene Walzvorrichtungen enthalten eine Bandzufuhrhaspeleinrichtung, ein Walzgerüst mit Arbeitswalzen und eine Bandaufnahmehaspeleinrichtung. Beim Walzen ändert sich die Geschwindigkeit von ein- und auslaufendem Band, während die Drehzahl von Arbeitswalzen konstant gehalten wird. Da das Beschleunigungsvermögen einer Haspeleinrichtung nur sehr gering ist, wird das Band durch einen Bandzwischenspeicher gepuffert. Aus der Praxis bekannt gewordene Bandspeicher nach dem gegenwärtigen Stand der Technik haben den Nachteil, dass sie mit zunehmender Geschwindigkeit der Speicher- und Entspeichervorgänge steigende Bandzugschwankungen verursachen, welche die maximal zulässige Walzgeschwindigkeit bestimmen.
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So offenbart die
DE 3636652 C1 einen Bandspeicher für kontinuierlich durchlaufende Metallbänder. Der Bandspeicher weist dabei zwei Schlingenwagen auf, die horizontal verfahrbar und mittels Schlingwagenantrieben steuerbar sind.
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In der
JP H04-182019 A ist ein Walzgerüst zum Walzen von Metallbändern mit unterschiedlicher Dicke beschrieben. Um die Spannung der Materialbahn aufrechtzuerhalten, sind zwei Spannungsrollen vorgesehen, die gleichzeitig mittels eines Hydraulikzylinders verfahren werden können, um die Spannung des Metallbandes konstant zu halten.
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Aus der
EP 1 121 990 A2 ist eine Vorrichtung zum Walzen von Bändern mit periodisch veränderlicher Banddicke bekannt. Zwischen einer Abhaspel und dem Walzspalteingang einerseits und dem Walzspaltausgang und einer Aufhaspel andererseits befindet sich je eine Ausgleichsrolle, um die das Band schleifenförmig herumgeführt wird, um den Bandzug zu vergleichmäßigen. Die Ausgleichsrollen können dabei verfahren werden und als Speichereinrichtung fungieren.
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Die
US 2280943 A offenbart eine Vorrichtung zur Behandlung von Metallbändern, wobei die Vorrichtung einen ersten Bandspeicher und einen zweiten Bandspeicher aufweist. Der erste Bandspeicher stellt dabei einen großen Speicherweg bereit und ist verhältnismäßig undynamisch verfahrbar. Der kleinere Bandspeicher ist demgegenüber dynamischer verfahrbar.
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In der
US 2494402 A ist ein Bandspeicher für Metallbänder mit einem ersten Bandspeicher mit einem großen Speicherweg und einem zweiten Bandspeicher mit einer dynamischen Verfahrweise und einem kleinen Speicherweg offenbart.
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Die vorliegende Erfindung hat und erreicht das Ziel, eine Walzvorrichtung zu schaffen, bei der der Nachteil des Standes der Technik vermieden oder zumindest reduziert ist.
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Gemäß der Erfindung wird somit eine Walzvorrichtung mit einer Bandzufuhrhaspeleinrichtung, einen Walzgerüst mit Arbeitswalzen und einer Bandaufnahmehaspeleinrichtung sowie mit Zufuhrbandspeichereinrichtungen zwischen der Bandzufuhrhaspeleinrichtung und dem Walzgerüst und/oder Ausgabebandspeichereinrichtungen zwischen dem Walzgerüst und der Bandaufnahmehaspeleinrichtung geschaffen. Erfindungsgemäß enthalten die Zufuhrbandspeichereinrichtungen zwischen der Bandzufuhrhaspeleinrichtung und dem Walzgerüst und/oder die Ausgabebandspeichereinrichtungen zwischen dem Walzgerüst und der Bandaufnahmehaspeleinrichtung jeweils wenigstens zwei Bandspeicher.
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Vorzugsweise ist dabei weiter vorgesehen, dass die zwei Bandspeicher der Zufuhrbandspeichereinrichtungen und/oder die zwei Bandspeicher der Ausgabebandspeichereinrichtungen mechanisch eine Einheit bilden, und/oder dass die zwei Bandspeicher der Zufuhrbandspeichereinrichtungen und/oder die zwei Bandspeicher der Ausgabebandspeichereinrichtungen regelungstechnisch eine Einheit bilden.
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Es ist vorgesehen, dass der nahe dem Walzgerüst liegende Bandspeicher ein Primärbandspeicher ist, der so ausgeführt ist, dass er in der Lage ist, die gesamte zu speichernde Bandlänge aufzunehmen. Dies lässt sich mit Vorzug weiter dadurch ausgestalten, dass der Primärbandspeicher zum Ausgleich der banddickenabhängigen vorhersehbaren Änderungen der Bandgeschwindigkeit von ein- und auslaufenden Band über ein Vorsteuersignal gesteuert wird, und/oder dass der nahe der jeweiligen Haspeleinrichtung liegende Bandspeicher ein Sekundärbandspeicher ist, der so ausgeführt ist, dass er in der Lage ist, um kleine Bandlängen aufzunehmen. Bei der letztgenannten Variante kann ferner vorzugsweise vorgesehen werden, dass der Sekundärbandspeicher dynamischer ausgeführt ist als der Primärbandspeicher, wobei weiter bevorzugt der Sekundärbandspeicher zum Ausgleich nicht vorhersehbaren Störgrößen für die hochdynamischen Anteile des Vorsteuersignals eingesetzt wird.
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Der nahe dem Walzgerüst liegende Bandspeicher wird somit erfindungsgemäß so ausgeführt, dass er in der Lage ist die gesamte zu speichernde Bandlänge aufzunehmen. Dieser Primärbandspeicher dient zum Ausgleich der banddickenabhängigen vorhersehbaren Änderungen der Bandgeschwindigkeit von ein- oder auslaufenden Band und wird bevorzugt nur über ein Vorsteuersignal gesteuert. Der zweite Bandspeicher ist erfindungsgemäß ausgelegt um kleine Bandlängen aufzunehmen. Dieser Sekundärbandspeicher kann aufgrund seiner geringen Größe wesentlich dynamischer ausgeführt werden als der Primärbandspeicher. Er dient zum hochdynamischen Ausgleich der nicht vorhersehbaren Störgrößen und wird nur für die hochdynamischen Anteile des Vorsteuersignals eingesetzt, welche für den Primärbandspeicher zu schnell sind.
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Die Anordnung des Primärbandspeichers nahe dem Walzgerüst, welches die Quelle von Bandgeschwindigkeitsänderungen ist, hat den Vorteil, dass die wesentlichen walzprozessbedingten Beschleunigungen durch den Primärbandspeicher weitgehend ausgeglichen werden. Die verbleibende Bandbeschleunigung wird dann durch den vorzugsweise vorgesehenen Sekundärbandspeicher ausgeglichen.
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Es ist ferner bevorzugt, dass sowohl Primär- als auch Sekundärbandspeicher durch einen Hydraulikzylinder mit vorzugsweise drückender Kraftrichtung betätigt werden. Bei dieser Einbausituation wirken sich der geringere Volumenstrom des Hydrauliköls und die damit verbundene Verbesserung der Regelcharakteristik vorteilhaft aus.
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Noch eine weitere vorzugsweise Ausgestaltung besteht darin, dass zumindest ein Bandspeicher über eine Tänzerrolle verfügt, der insbesondere nur ein zentrisch angeordneter Betätigungszylinder zugeordnet ist. Diese Bauweise ermöglicht die Montage eines erforderlichen Regelventils für den Betätigungszylinder direkt am Zylinder, wodurch die Reaktionszeiten der Bandspeicher minimiert werden.
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Alternativ oder zusätzlich kann mit Vorzug vorgesehen sein, dass zumindest ein Bandspeicher über eine Tänzerrolle verfügt, die geradlinig geführt wird und/oder bei der der Umschlingungswinkel von zugehörigen Umlenkrollen zumindest im Wesentlichen konstant bleibt. Hierdurch ändert sich die Zylinderkraft des Betätigungszylinders nicht geometriebedingt. Das verkleinert die kompressibilitätsbedingten Volumenänderung der eingeschlossenen Ölsäule des Betätigungszylinders und verkürzt somit die Reaktionszeit des Betätigungszylinders und damit auch des Bandspeichers.
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Noch eine weitere alternative oder zusätzliche Ausgestaltung kann dergestalt sein, dass zumindest ein Bandspeicher über eine Tänzerrolle verfügt, deren Arbeitspunkt tiefer liegt als für die reine Speicher- oder Entspeicheraufgabe notwendig ist. Dies vergrößert die Federwirkung der gespannten Bandlänge zwischen enthaltenen Umlenkrollen und der Tänzerrolle. Positionsabweichungen der Tänzerrolle verursachen dadurch geringere Bandzugschwankungen.
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Bei der vorstehenden Ausgestaltung ist weiter bevorzugt der Tänzerrolle ein Antriebszylinder zugeordnet, der beweglich aufgehängt ist, wobei noch weiter vorzugsweise der Antriebszylinder bevorzugt mit seiner Kolbenstangenseite auf eine Lagerung der Tänzerrolle wirkt und sich die andere Seite des Antriebszylinders gegenüber einem feststehenden Maschinenrahmen abstützt. Die letztgenannte Ausgestaltung kann dadurch weitergebildet sein, dass die Abstützung des Antriebszylinders gegenüber dem feststehenden Maschinenrahmen beweglich und insbesondere verriegelbar ausgeführt ist.
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Erfindungsgemäß wird die genannte Abstützung bei der entsprechenden vorzugsweisen Weiterbildung also beweglich und verriegelbar ausgeführt, so dass nach dem Einfädeln des Bandes der Zylinderfußpunkt in Arbeitsposition gefahren werden kann. An- schließend wird die Abstützung des Zylinderfußpunktes verriegelt. Vorteilhaft wirkt sich dies auf die Länge der Ölsäule im Betätigungszylinder aus, da die Dimensionierung des Zylinderhubs nur entsprechend der Speichervolumenänderungen erfolgen kann und kein zusätzlicher Hub für das Erreichen der Arbeitsposition hinzugefügt werden muss. Diese Maßnahme verkleinert die kompressibilitätsbedingten Volumenänderung der eingeschlossenen Ölsäule und verkürzt somit die Reaktionszeit des Betätigungszylinders und damit auch des Bandspeichers.
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In einer alternativen Ausführungsform ist vorgesehen, dass beide Bandspeicher der Zufuhrbandspeichereinrichtungen und/oder beide Bandspeicher der Ausgabebandspeichereinrichtungen über je eine Tänzerrolle verfügen, die unmittelbar und ohne eine zwischengeschaltete Umlenkrolle direkt nebeneinander angeordnet sind. vorteilhaft ist dabei die kürzere Länge des Walzgerüsts, die geringere Massenträgheit des Rollensystems und die Materialeinsparung.
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Außerdem besteht eine weitere bevorzugte Ausgestaltung darin, dass zumindest ein Bandspeicher über eine Tänzerrolle verfügt, die unmittelbar und insbesondere ohne eine zwischengeschaltete Umlenkrolle direkt benachbart dem Walzgerüst angeordnet ist. Vorteilhaft ist dabei die Reduzierung der im Speicherbetrieb zu beschleunigenden Massen. Die Einsparung der Massenträgheit einer Umlenkrolle wirkt sich wesentlich aus, da diese Rolle sonst der vollen Bandbeschleunigung folgen muss. Die haspel- seitige Tänzerrolle wird kinematisch bedingt nur mit der halben Bandbeschleunigung rotatorisch beschleunigt. Die Rotationsbeschleunigung der walzgerüstseitigen Tänzerrolle ist nur noch sehr gering, da die haspelseitige Tänzerrolle den wesentlichen Anteil der Bandbeschleunigung ausgleicht. Ohne die auf das Band wirkenden Massenträgheitskräfte der eingesparten Umlenkrollen ist eine wesentliche Reduzierung der Bandzugschwankungen zu erwarten.
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Die erfindungsgemäße Walzvorrichtung wird für den beidseitigen Einsatz in einem Kaltwalzprozess zwischen Haspeleinrichtung und Walzgerüst vorgeschlagen.
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Weitere bevorzugte und/oder vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung und ihrer einzelnen Aspekte ergeben sich aus den Ansprüchen und deren Kombinationen sowie den gesamten vorliegenden Anmeldungsunterlagen.
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Die Erfindung wird anhand von Ausführungsbeispielen nachfolgend unter Bezugnahme auf die Zeichnung lediglich exemplarisch näher erläutert, in der
- 1 in einer schematischen Prinzipskizze ein erstes Ausführungsbeispiel einer Walzvorrichtung zeigt,
- 2 in einer schematischen Prinzipskizze ein zweites Ausführungsbeispiel einer Walzvorrichtung zeigt, und 10
- 3 in einer schematischen Prinzipskizze ein drittes Ausführungsbeispiel einer Walzvorrichtung zeigt.
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Anhand der nachfolgend beschriebenen und in den Zeichnungen dargestellten Ausführungs- und Anwendungsbeispiele wird die Erfindung lediglich exemplarisch näher erläutert, d.h. sie ist nicht auf diese Ausführungs- und Anwendungsbeispiele oder auf die Merkmalskombinationen innerhalb dieser Ausführungs- und Anwendungsbeispiele beschränkt. Verfahrens- und Vorrichtungsmerkmale ergeben sich jeweils analog auch aus Vorrichtungs- bzw. Verfahrensbeschreibungen.
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Einzelne Merkmale, die im Zusammenhang mit einem konkreten Ausführungsbeispiel angeben und/oder dargestellt sind, sind nicht auf dieses Ausführungsbeispiel oder die Kombination mit den übrigen Merkmalen dieses Ausführungsbeispiels beschränkt, sondern können im Rahmen des technisch Möglichen, mit jeglichen anderen Varianten, auch wenn sie in den vorliegenden Unterlagen nicht gesondert behandelt sind, kombiniert werden.
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Gleiche Bezugszeichen in den einzelnen Figuren und Abbildungen der Zeichnung bezeichnen gleiche oder ähnliche oder gleich oder ähnlich wirkende Komponenten. Anhand der Darstellungen in der Zeichnung werden auch solche Merkmale deutlich, die nicht mit Bezugszeichen versehen sind, unabhängig davon, ob solche Merkmale nachfolgend beschrieben sind oder nicht. Andererseits sind auch Merkmale, die in der vorliegenden Beschreibung enthalten, aber nicht in der Zeichnung sichtbar oder dargestellt sind, ohne weiteres für einen Fachmann verständlich.
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In der 1 ist in einer schematischen Prinzipskizze ein erstes Ausführungsbeispiel einer Walzvorrichtung 1 gezeigt.
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Diese Walzvorrichtung 1 enthält eine Bandzufuhrhaspeleinrichtung 2, ein Walzgerüst 3 mit Arbeitswalzen 4 und 5 sowie eine Bandaufnahmehaspeleinrichtung 6, wobei zu walzendes Band B in Richtung von der Bandzufuhrhaspeleinrichtung 2 zu der Bandaufnahmehaspeleinrichtung 6 läuft. Die Bandzufuhrhaspeleinrichtung 2 und die Bandaufnahmehaspeleinrichtung 6 sind aufbau- und funktionsmäßig in üblicher Weise gestaltet und können jegliche insbesondere aus dem Stand der Technik bekannten Merkmale aufweisen. Das Walzgerüst 3 ist hier exemplarisch nur mit zwei Arbeitswalzen 4 und 5 dargestellt. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung ist das Walzgerüst 3 jedoch nicht auf diese Konfiguration beschränkt, sondern kann jegliche geeignete Anzahl von Arbeitswalzen enthalten und auch im übrigen aufbau- und funktionsmäßig insbesondere jegliche Merkmale enthalten, die aus dem Stand der Technik bekannt sind.
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Zwischen der Bandzufuhrhaspeleinrichtung 2 und dem Walzgerüst 3 sind Zufuhrbandspeichereinrichtungen 7 vorgesehen. In analoger Weise sind auch zwischen dem Walzgerüst 3 und der Bandaufnahmehaspeleinrichtung 6 Ausgabebandspeichereinrichtungen 8 vorgesehen.
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Die Zufuhrbandspeichereinrichtungen 7 enthalten einen Primärbandspeicher 9 und einen Sekundärbandspeicher 10. In gleicher Weise enthalten die Ausgabebandspeichereinrichtungen 6 einen Primärbandspeicher 11 und einen Sekundärbandspeicher 12. Die Primärbandspeicher 9 und 11 liegen jeweils nahe dem Walzgerüst 3 und die Sekundärspeicher 10 und 12 liegen jeweils nahe den beiden Haspeleinrichtungen 2 bzw. 6. Jede der beiden Bandspeichereinrichtungen 2 und 6 enthält somit zwei Bandspeicher 10 und 9 bzw. 11 und 12.
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Der Primärbandspeicher 9 auf der Bandeinlaufseite oder Einlaufseite des Bandes B des Walzgerüsts 3, also zwischen der Bandzufuhrhaspeleinrichtung 2 und dem Walzgerüst 3 enthält eine Tänzerrolle 13, die gemäß den Richtungen eines Doppelpfeils 14 verstellbar ist, was durch eine weitere Position dieser Tänzerrolle, gekennzeichnet durch das Bezugszeichen 13' in der 1 dargestellt ist. Der Sekundärbandspeicher 10 auf dieser Bandeinlaufseite des Walzgerüsts 3 enthält ebenfalls eine Tänzerrolle 15, die wiederum gemäß den Richtungen eines Doppelpfeils 16 verstellbar ist, was beispielsweise durch eine weitere Position 15' dieser Tänzerrolle in der 1 verdeut- licht wird. Vor der Tänzerrolle 15 des Sekundärbandspeichers 10 ist eine Umlenkrolle 17 angeordnet. Eine weitere Umlenkrolle 18 liegt zwischen der Tänzerrolle 15 des Sekundärspeichers 10 und der Tänzerrolle 13 des Primärbandspeichers 9, und noch eine weitere Umlenkrolle 19 ist zwischen der Tänzerrolle 13 des Primärbandspeichers 9 und dem Walzgerüst 3 angeordnet. Je- der Bandspeicher 9 und 10 weist somit bei diesem ersten Ausführungsbeispiel eine übliche Gestaltung auf. Die Besonderheit ist eben, dass zwei Bandspeicher 9 und 10 zwischen der Bandzufuhrhaspeleinrichtung 2 und dem Walzgerüst 3 für das Band B angeordnet sind.
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Der Primärbandspeicher 11 auf der Bandauslaufseite oder Auslaufseite des Bandes B des Walzgerüsts 3, also zwischen dem Walzgerüst 3 und der Bandaufnahmehaspeleinrichtung 6 enthält eine Tänzerrolle 20, die gemäß den Richtungen eines Doppelpfeils 21 verstellbar ist, was durch eine weitere Position dieser Tänzerrolle, gekennzeichnet durch das Bezugszeichen 20' in der 1 dargestellt ist. Der Sekundärbandspeicher 12 auf dieser Bandauslaufseite des Walzgerüsts 3 enthält ebenfalls eine Tänzerrolle 22, die wiederum gemäß den Richtungen eines Doppelpfeils 23 verstellbar ist, was beispielsweise durch eine weitere Position 22' dieser Tänzerrolle in der 1 verdeutlicht wird. Hinter der Tänzerrolle 22 des Sekundärbandspeichers 12 ist eine Umlenkrolle 24 angeordnet. Eine weitere Umlenkrolle 25 liegt zwischen der Tänzerrolle 22 des Sekundärspeichers 12 und der Tänzerrolle 20 des Primärbandspeichers 11, und noch eine weitere Umlenkrolle 26 ist zwischen der Tänzerrolle 20 des Primärbandspeichers 11 und dem Walzgerüst 3 angeordnet. Jeder Bandspeicher 11 und 12 weist somit bei diesem ersten Ausführungsbeispiel eine übliche Gestaltung auf. Die Besonderheit ist eben, dass zwei Bandspeicher 11 und 12 zwischen dem Walzgerüst 3 und der Bandaufnahmehaspeleinrichtung 6 angeordnet sind.
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Bei diesem ersten Ausführungsbeispiel gemäß der 1 sind die doppelten Bandspeicher 9 und 10 bzw. 11 und 12 beidseits des Walzgerüsts 3 in einem Kaltwalzprozess eines Bandes B zwischen der jeweiligen Haspeleinrichtung 2 bzw. 6 und dem Walzgerüst 3 im Einsatz. Damit wird insbesondere eine Walzvorrichtung 1 zum schnellen Speichern und Entspeichern von Band B mit periodisch veränderlicher Banddicke geschaffen. Beim Walzen ändert sich die Geschwindigkeit von ein- und auslaufendem Band B, während die Drehzahl der Arbeitswalzen 4 und 5 konstant gehalten wird. Da das Beschleunigungsverhalten der Haspeleinrichtungen 2 und 6 nur sehr gering ist, wird das Band B entsprechend durch die Zufuhrbandspeichereinrichtungen 7 mit ihren beiden Bandspeichern 9 und 10 sowie durch die Ausgabebandspeichereinrichtungen 8 mit ihren beiden Bandspeichern 11 und 12 gepuffert. Dies ermöglicht eine schnelle Zwischenspeicherung.
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Die beiden Bandspeicher 9 und 10 der Zufuhrbandspeichereinrichtungen 7 bilden bei diesem Ausführungsbeispiel sowohl mechanisch als auch regelungstechnisch eine Einheit. Dasselbe gilt für die Ausgabebandspeichereirichtungen 8, deren Bandspeicher 11 und 12 ebenfalls sowohl mechanisch als auch regelungstechnisch eine Einheit bilden.
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Die jeweils nahe dem Walzgerüst 3 liegenden Bandspeicher, d.h. die beiden Primärbandspeicher 9 und 11 sind so ausgeführt, dass sie in der Lage sind, die gesamte zu speichernde Bandlänge aufzunehmen. Diese Primärbandspeicher 9 und 11 dienen zum Ausgleich der banddickenabhängigen vorhersehbaren Änderungen der Bandgeschwindigkeit von ein- bzw. auslaufendem Band B und werden bevorzugt nur über ein Vorsteuersignal gesteuert.
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Die zweiten Bandspeicher, d.h. die Sekundärbandspeicher 10 und 13 sind so ausgelegt, um kleine Bandlängen aufzunehmen. Diese Sekundärbandspeicher 10 und 12 können aufgrund ihrer geringen Größe wesentlich dynamischer ausgeführt werden als die Primärbandspeicher 9 und 11. Die Sekundärbandspeicher 10 und 12 dienen zum hochdynamischen Ausgleich der nicht vorhersehbaren Störgrößen und werden nur für die hochdynamischen Anteile des Vorsteuersignals eingesetzt, welche hochdynamischen Anteile für die Primärbandspeicher 9 und 11 zu schnell sind.
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Die unterschiedlichen Auslegungen der Primärbandspeicher 9 und 11 einerseits und der Sekundärbandspeicher 10 und 13 andererseits sind in der 1 durch die unterschiedlich langen Doppelpfeile 14 und 21 der jeweiligen Tänzerrollen 13 bzw. 20 zum einen und Doppelpfeile 16 und 23 der jeweiligen Tänzerrollen 15 bzw. 22 zum anderen symbolisiert.
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Die Anordnung der Primärbandspeicher 9 und 11 nahe dem Walzgerüst 3, welches die Quelle von Bandgeschwindigkeitsänderungen ist, hat den Vorteil, dass die wesentlichen walzprozessbedingten Beschleunigungen durch die Primärbandspeicher 9 und 11 weitgehend ausgeglichen werden. Die verbleibende Bandbeschleunigung wird dann durch die Sekundärbandspeicher 10 und 12 ausgeglichen. Eine Änderung der Reihenfolge von Primär- und Sekundärbandspeichern ist nicht so günstig, da in einem solchen Fall alle Rollen der Sekundärbandspeicher den walzprozessbedingten Beschleunigungen folgen müssten, was höhere Bandzugschwankungen zur Folge haben würde.
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Nachfolgend wird noch auf einige bevorzugte Ausgestaltungen bei dem ersten Ausführungsbeispiel gemäß der 1 eingegangen.
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Sowohl die Primär- als auch die Sekundärbandspeicher 9 und 11 bzw. 10 und 12 werden bevorzugt durch je einen Hydraulikzylinder (nicht gezeigt) mit drückender Kraftrichtung betätigt. Vorteilhaft wirkt sich bei dieser Einbausituation der geringere Volumenstrom des Hydrauliköls von solchen Hydraulikzylindern und die damit verbundene Verbesserung der Regelcharakteristik aus.
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Weiterhin wird pro Tänzerrolle 13, 15, 20 und 22 vorzugsweise nur ein zentrisch angeordneter Hydraulikzylinder (nicht gezeigt) zur Verstellung verwendet. Diese Bauweise ermöglicht die Montage eines für jeden Hydraulikzylinder erforderlichen Regelventils direkt an dem jeweiligen Hydraulikzylinder, wodurch die Reaktionszeichen der Bandspeicher 9, 10, 11 und 12 minimiert werden.
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Weiterhin ist mit Vorzug vorgesehen, dass die Tänzerrollen 13, 15, 20 und 22 geradlinig geführt werden und der Umschlingungswinkel der Umlenkrollen 17, 18, 19, 24, 25 und 26 in guter Näherung bei Verstellungen der jeweiligen Tänzerrollen 13, 15, 20 und 22 konstant bleibt. Hierdurch ändert sich die Kraft der vorzugsweise verwendeten Hydraulikzylinder (nicht gezeigt) nicht geometriebedingt. Dadurch verkleinert sich die kompressibilitätsbedingten Volumenänderungen der eingeschlossenen Ölsäulen solcher Hydraulikzylinder und verkürzen sich somit die Reaktionszeiten der Hydraulikzylinder und damit auch der Bandspeicher 9, 10, 11 und 12.
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Weiterhin ist bei diesem ersten Ausführungsbeispiel gemäß der 1 vorzugsweise vorgesehen, dass die Arbeitspunkte der Tänzerrollen 13 und 20, d.h. die Tänzerrollen der Primärbandspeicher 9 bzw. 11, tiefer liegen als für die reine Speicher- bzw. Entspeicheraufgabe notwendig wäre. Dies vergrößert die Federwirkung der gesamten Bandlänge zwischen den der Tänzerrolle 13 benachbarten Umlenkrollen 18 und 19 sowie zwischen den der Tänzerrolle 20 benachbarten Umlenkrollen 25 und 26.
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Positionsabweichungen der Tänzerrollen 13 und 20 verursachen dadurch geringere Bandzugschwankungen.
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Noch weiter ist bei diesem ersten Ausführungsbeispiel gemäß der 1 bevorzugt vorgesehen, dass die beispielsweise verwendeten Hydraulikzylinder (nicht gezeigt) zum Antrieb der Tänzerrollen 13 und 20 beweglich aufgehängt sind. Diese Antriebshydraulikzylinder wirken dann weiter bevorzugt mit ihren Kolbenstangenseiten auf die Lagerungen der Tänzerrollen 13 und 20. Die anderen Seiten der Hydraulikzylinder stützen sich gegenüber einem Maschinenrahmen (nicht gezeigt) ab. Besonders bevorzugt wird diese Abstützung beweglich und verriegelbar ausgeführt, so dass nach einem Einfädeln des Bandes B der Zylinderfußpunkt jedes Hydraulikzylinders in Arbeitsposition gefahren werden kann. Anschließend wird die Abstützung des Zylinderfußpunktes verriegelt. vorteilhaft wirkt sich dies auf die Länge der Ölsäule im Hydraulikzylinder aus, da die Dimensionierung des Zylinderhubs nur entsprechend der Speichervolumenänderung erfolgen kann und kein zusätzlicher Hub für das Erreichen der Arbeitsposition hinzugefügt werden muss. Diese Maßnahme verkleinert in weiter vorteilhafter Weise die kompressibilitätsbedingten Volumenänderungen der eingeschlossenen Ölsäule und verkürzt somit die Reaktionszeiten der Hydraulik- zylinder und damit auch der entsprechenden Bandspeicher 9, 10, 11 und 12.
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Es wird nun unter Bezugnahme auf die 2 ein zweites Ausführungsbeispiel erläutert. In der 2 sind bezogen auf die 1 identische oder ähnliche Teile, Komponenten und Baugruppen mit denselben Bezugszeichen bezeichnet und daher gelten die vorstehenden Erläuterungen zu solchen Teilen, Komponenten und Baugruppen wie auch Funktionen des ersten Ausführungsbeispiels ebenfalls für das zweite Ausführungsbeispiel gemäß der 2, so weit nicht nachfolgend davon abweichende Erläuterungen angegeben sind. In der 2 ist in einer schematischen Prinzipskizze das zweite Ausführungsbeispiel einer Walzvorrichtung 1 gezeigt.
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Bei dem zweiten Ausführungsbeispiel gemäß der 2 sind die Tänzerrollen 13 und 15 der beiden Bandspeicher 9 und 10 auf der Bandeinlaufseite, d.h. zwischen der Bandzufuhrhaspeleinrichtung 2 und dem Walzgerüst 3 direkt nebeneinander angeordnet, ohne dass sich dazwischen eine Umlenkrolle befindet. Anders ausgedrückt wird die Umlenkrolle 18 gemäß dem ersten Ausführungsbeispiel weggelassen. Vorteilhaft ist dabei die kürzere Länge der Walzvorrichtung 1, die geringere Massenträgheit 10 des Rollensystems und die Materialeinsparung.
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Weiterhin sind bei dem zweiten Ausführungsbeispiel gemäß der 2 die Tänzerrollen 20 und 22 der beiden Bandspeicher 11 und 12 auf der Bandauslaufseite, d.h. zwischen dem Walzgerüst 3 und der Bandaufnahmehaspeleinrichtung 6 direkt nebeneinander angeordnet, ohne dass sich dazwischen eine Umlenkrolle befindet. Anders ausgedrückt wird die Umlenkrolle 25 gemäß dem ersten Ausführungsbeispiel weggelassen. vorteilhaft ist dabei ebenfalls die kürzere Länge der Walzvorrichtung 1, die geringere Massenträgheit des Rollensystems und die Materialeinsparung.
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Es wird nun noch unter Bezugnahme auf die 3 ein drittes Ausführungsbeispiel erläutert. In der 3 sind bezogen auf die 1 identische oder ähnliche Teile, Komponenten und Baugruppen mit denselben Bezugszeichen bezeichnet und daher gelten die vorstehenden entsprechenden Erläuterungen zu solchen Teilen, Komponenten und Baugruppen wie auch Funktionen des ersten Ausführungsbeispiels ebenfalls für das dritte Ausführungsbeispiel gemäß der 3, so weit nicht nachfolgend davon abweichende Erläuterungen angegeben sind. In der 3 ist in einer schematischen Prinzipskizze das dritte Ausführungsbeispiel einer Walzvorrichtung 1 gezeigt.
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Nachdem bei dem zweiten Ausführungsbeispiel gemäß der 2 bereits die Umlenkrollen 18 und 25 zwischen den Paaren von Tänzerrollen 13 und 15 bzw. 20 und 22 gegenüber der Ausführung gemäß der 1, d.h. gegenüber dem ersten Ausführungsbeispiel weggelassen wurden, wurde bei dem dritten Ausführungsbeispiel der 3 nun auch noch auf die Umlenkrollen 19 und 26 verzichtet. Damit liegt die Tänzerrolle 13 unmittelbar vor dem Einlauf des Bandes B zwischen die beiden Arbeitswalzen 4 und 5 des Walzgerüsts 3. Weiterhin liegt die Tänzerrolle 20 unmittelbar hinter dem Auslauf des Bandes B aus dem Walzgerüst 3. Vorteilhaft ist dabei die Reduzierung der im Speicherbetrieb zu beschleunigenden Massen. Die weitere Einsparung der Massenträgheit der Umlenkrollen 19 und 26 gegenüber dem zweiten Ausführungsbeispiel wirkt sich zusätzlich wesentlich und vorteilhaft aus, da diese Umlenkrollen 19 und 26 der vollen Bandbeschleunigung folgen müssen. Die Tänzerrollen 13 und 20 werden kinematisch bedingt nur mit der halben Bandbeschleunigung rotatorisch beschleunigt. Die Rotationsbeschleunigung der weiteren Tänzerrollen 15 und 22 ist nur noch sehr gering, da die Tänzerrollen 13 und 20 den wesentlichen Anteil der Bandbeschleunigung ausgleichen. Ohne die auf das Band B wirkenden Massenträgheitskräfte der eingesparten Umlenkrollen 19 und 26 erfolgt eine weitere wesentlichere Reduzierung der Bandzugschwankungen.
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Die Erfindung ist anhand der Ausführungsbeispiele in der Beschreibung und in der Zeichnung lediglich exemplarisch dargestellt und nicht darauf beschränkt, sondern umfasst alle Variationen, Modifikationen, Substitutionen und Kombinationen, die der Fachmann den vorliegenden Unterlagen insbesondere im Rahmen des Anspruchs und der allgemeinen Darstellungen in der Einleitung dieser Beschreibung sowie der Beschreibung der Ausführungsbeispiele entnehmen und mit seinem fachmännischen Wissen sowie dem Stand der Technik kombinieren kann. Insbesondere sind alle einzelnen Merkmale und Ausgestaltungsmöglichkeiten der Erfindung und ihrer Ausführungsbeispiele kombinierbar.