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Gebiet der Erfindung
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Die
Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zur Bestimmung der Kippsteifigkeit
eines Lagers, insbesondere eines Wälzlagers. Die Erfindung bezieht
sich weiterhin auf ein Verfahren zum Betrieb einer solchen Vorrichtung.
Die Vorrichtung und das Verfahren sind insbesondere zur Bestimmung
der Kippsteifigkeit von Radlagereinheiten für Kraftfahrzeuge bestimmt.
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Hintergrund der Erfindung
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Ein
Lager umfasst allgemein zwei um eine Lagerachse gegeneinander verdrehbare
Lagerteile. Bei einem Wälzlager
sind diese Lagerteile meist durch einen Innenring und einen Außenring
gebildet, zwischen denen Wälzkörper in
Form von Kugeln, Rollen oder dergleichen umlaufen.
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Ein
in einer Radlagereinheit für
ein Kraftfahrzeug eingesetztes Wälzlager
wird im Betrieb durch vielfältige
Belastungen beansprucht. Beispielsweise übt eine an einem Fahrzeugreifen
angreifende Querkraft auf das Wälzlager
ein Kippmoment aus, wodurch dessen Innen- und Außenring gegeneinander um einen
gewissen Winkel verkippt werden.
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Gegen
eine solche Verkippung leistet das Wälzlager einen Widerstand, welcher
im Folgenden als Kippsteifigkeit des Wälzlagers bezeichnet wird. Die
Kippsteifigkeit kann alternativ wie folgt definiert werden:
- 1. Momentensteifigkeit im Lastpunkt (Tangentensteifigkeit):
Kippsteifigkeit
CM = Delta Moment dM/Delta Verkippungswinkel
dφ
- 2. Linearisierte Momentensteifigkeit (Sekantensteifigkeit):
Linearisierte
Kippsteifigkeit CML = Moment M/Verkippungswinkel φ
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Die
Kippsteifigkeit eines Wälzlagers
wird regelmäßig bei
der Herstellung im Rahmen einer Qualitätskontrolle bestimmt. Herkömmlicherweise
erfolgt diese Bestimmung mittels einer Vorrichtung, in welcher das
Wälzlager
durch eine Kraft mit einem definierten Kippmoment beaufschlagt wird.
Die resultierende Verkippung des Wälzlagers wird dabei häufig über ein
Achsenpotentiometer bestimmt.
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Bei
einer üblichen
Vorrichtung zur Bestimmung der Kippsteifigkeit ist eine Grundplatte
zur Fixierung eines Lagerteils, insbesondere des Innenrings, vorgesehen.
Die Vorrichtung umfasst weiterhin einen an dem anderen Lagerteil
befestigbaren Hebel, über
den eine das Kippmoment bewirkende Kraft eingeleitet wird. Üblicherweise
ist dieser Hebel als einseitiger Hebelarm ausgebildet.
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Aufgabe der Erfindung
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung anzugeben,
welche für
eine besonders präzise
Bestimmung der Kippsteifigkeit eines Lagers, insbesondere Wälzlagers,
geeignet ist. Der Erfindung liegt weiterhin die Aufgabe zugrunde,
ein zum Betrieb einer solchen Vorrichtung besonders geeignetes Verfahren
anzugeben.
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Lösung der Aufgabe
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Diese
Aufgabe wird bezüglich
der Vorrichtung erfindungsgemäß gelöst durch
die Merkmale des Anspruchs 1. Die Vorrichtung umfasst danach eine
Einspanneinrichtung zur Fixierung eines Lagerteils. Die Vorrichtung
umfasst weiterhin eine Hebeleinrichtung, die zum Aufbringen eines
Kippmoments an dem anderen Lagerteil befestigbar ist. Dabei ist die
Hebeleinrichtung derart ausgebildet, dass bei eingespanntem Lager – insbesondere
in einem Ausgangszustand, in dem keine zusätzliche Kraft auf die Hebeleinrichtung
ausgeübt
wird – durch
das Eigengewicht der Hebeleinrichtung – zumindest näherungsweise – kein Kippmoment
auf das Lager wirkt.
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Bezüglich des
mittels der Vorrichtung durchzuführenden
Verfahrens wird die Aufgabe erfindungsgemäß gelöst durch die Merkmale des Anspruchs
14. Danach wird ein Lagerteil des zu prüfenden Lagers in der Einspanneinrichtung
fixiert und die Hebeleinrichtung an dem anderen Lagerteil befestigt. Über eine
auf die Hebeleinrichtung angreifende Kraft wird das Lager zu Prüfzwecken
mit einem Kippmoment beaufschlagt. Die Kraft oder – äquivalenterweise – das Kippmoment
sowie eine aufgrund dieses Kippmoments resultierende Verkippung
des Lagers werden gemessen. Anhand der Verkippung und des Kippmoments
wird schließlich
die Kippsteifigkeit des Lagers bestimmt.
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Der
Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, dass bei herkömmlichen
Prüfvorrichtungen
das Lager oft bereits durch das bloße Einspannen in die Vorrichtung
schon in gewissem Umfang belastet wird. Insbesondere wird oft schon
durch das Eigengewicht von Bestandteilen der Prüfvorrichtung ein gewisses Kippmoment
auf das Lager ausgeübt.
Erkanntermaßen
führt dieser
Effekt zu Messfehlern bei der Bestimmung der Kippsteifigkeit.
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Durch
die erfindungsgemäße Vorrichtung wird
das zu Prüfzwecken
angelegte Kippmoment dagegen nicht durch ein verfälschendes
Eigenmoment der Hebeleinrichtung überlagert. Hierdurch wird eine besonders
präzise
Bestimmung der Kippsteifigkeit erreicht.
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In
einer besonders vorteilhaften Ausführungsform wird die erfindungsgemäße Kompensation des
Eigenmomentes der Hebeleinrichtung dadurch erreicht, dass ein als
Bestandteil der Hebeleinrichtung vorgesehener Hebel derart auf dem
Lager befestigbar ist, dass er von dem Lager radial symmetrisch
absteht. Der Hebel ist dabei in besonders einfacher Ausführung nach
Art eines zweiarmigen Hebels ausgebildet. Auch eine drei- oder mehrzählige Radialsymmetrie
des Hebels, insbesondere eine stern- oder scheibenförmige Hebelgeometrie,
sind möglich. Alternativ
hierzu ist im Rahmen der Erfindung grundsätzlich aber auch denkbar, ein
Eigenmoment der Hebeleinrichtung durch Entlastungsmittel wie Federn oder
Gegengewichte zu kompensieren.
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In
einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung ist die Hebeleinrichtung
nicht nur momentfrei auf dem Lager fixierbar, sondern darüber hinaus auch
in axialer Kraftrichtung entlastet, so dass die Hebeleinrichtung
im Ausgangszustand aufgrund ihres Eigengewichts zumindest näherungsweise
keine Kraft auf das Lager ausübt.
Die Hebeleinrichtung korrespondiert hierzu bevorzugt mit einer Entlastungseinrichtung.
Die Entlastungseinrichtung umfasst in zweckmäßiger Ausführung eine Gegenmasse, die kraftmäßig derart
mit der Hebeleinrichtung gekoppelt ist, dass sie deren Gewicht kompensiert.
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Alternativ
oder zusätzlich
kann die Entlastungseinrichtung auch durch Federn oder einen (insbesondere
geregelten) Hubantrieb gebildet sein. Durch die axiale Entlastung
der Hebeleinrichtung wird zum Einen die Messgenauigkeit der Vorrichtung weiter
verbessert. Zum Anderen erleichtert die Entlastung der Hebeleinrichtung
aber auch das Einspannen des Lagers, insbesondere die Montage der
Hebeleinrichtung am Lager.
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Bevorzugt
ist die Einspannvorrichtung derart ausgebildet, dass das Lager im
Ausgangszustand mit seiner Lagerachse im Wesentlichen vertikal ausgerichtet
ist. Durch diese Anordnung wird das Lager auch aufgrund seines Eigengewichts
im eingespannten Zustand keinem Moment ausgesetzt.
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Zweckmäßigerweise
umfasst die Hebeleinrichtung neben einem Hebel eine Adapterplatte
zur Befestigung des Hebels an dem zugeordneten Lagerteil, insbesondere
dem Außenring
des Lagers. In bevorzugter Ausbildung ist die Hebeleinrichtung derart
ausgebildet, dass der Hebel im Ausgangszustand mit seiner Längsachse
im Wesentlichen senkrecht zur Lagerachse – insbesondere waagrecht – ausgerichtet
ist.
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Bevorzugt
ist ein Hebel der Hebeleinrichtung mit mindestens einem Kugelgelenk
zur punktuellen Einleitung einer Kraft versehen. Durch die Krafteinleitung über ein
Kugelgelenk wird zum Einen eine punktuelle, und damit bezüglich ihrer
Position sehr exakte, Krafteinleitung erreicht. Zum Anderen wird
durch die Krafteinleitung über
das Kugelgelenk erreicht, dass unter Auslenkung des Hebels der wirksame
Hebelarm stets gleich lang bleibt. Bevorzugt ist dieses Kugelgelenk
in radialer Richtung entlang des Hebels verschiebbar, sodass der
wirksame Hebelarm beliebig wählbar
ist.
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Zweckmäßigerweise
ist hierbei ein Hebel der Hebeleinrichtung mit zwei bezüglich seiner
Mittelachse symmetrisch angeordneten Kugelgelenken versehen. Hierdurch
ist der Hebel wiederum, insbesondere bezüglich seiner Masse, symmetrisch
ausgebildet. Außerdem
kann hierdurch die Kraft vorteilhaft erweise auf zwei gegenüberliegenden
Seiten in den Hebel eingeleitet werden.
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Vorteilhafterweise
ist die Vorrichtung mit einem Laseraufnehmer zur Bestimmung einer
Verkippung des Lagers versehen, wodurch eine vergleichsweise exakte
Messung der Verkippung realisiert wird.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
umfasst hierbei die Hebeleinrichtung neben einem Hebel einen starr
mit diesem gekoppelten Ausleger, an welchem ein für den Laseraufnehmer
erfassbarer Sensorpunkt gebildet ist. Insbesondere ragt der Sensorpunkt
in den Aufnahmebereich des Laseraufnehmers, sodass der Laseraufnehmer
die Position des Sensorpunktes bzw. des Auslegers erfasst. Dabei
ist aus der Position des Sensorpunktes die Verkippung des Lagers
bestimmbar. Insbesondere ist der Sensorpunkt hierbei als ein Reflektor
oder dergleichen gebildet. Optional ist der Sensorpunkt auch durch
die Oberfläche
des Auslegers selbst gebildet.
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Bevorzugt
ist der Laseraufnehmer als Abstandssensor ausgebildet, welcher den
Abstand zu dem Sensorpunkt bestimmt. Aus der Änderung dieses Abstands wird
dabei die Verkippung des Wälzlagers
bestimmt.
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Vorzugsweise
umfasst die Vorrichtung einen Stempel, welcher zur Krafteinleitung
gegen den Hebel vorschiebbar ist.
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Zur
automatischen Bestimmung der Kippsteifigkeit umfasst die Vorrichtung
zweckmäßigerweise
eine Auswerteeinheit. Diese Auswerteeinheit ist dazu ausgebildet,
die auf die Hebeleinrichtung aufgebrachte Kraft (oder äquivalenterweise
das hierdurch verursachte Kippmoment) sowie die Verkippung der Hebeleinrichtung
aufzuzeichnen und daraus die Kippsteifigkeit des Lagers zu bestimmen.
In bevorzugter Ausbildung ist die Auswerteeinheit gleichzeitig als
Steuereinheit zur Steuerung der Krafteinleitung in die Hebeleinrichtung
ausgebildet. Die Steuer- und Auswerteeinheit steuert in dieser Ausführung au tomatisch
einen Antrieb an, welcher den Stempel zur Krafteinleitung gegen
den Hebel bewegt. Die Auswerteeinheit bzw. Steuer- und Auswerteeinheit
ist insbesondere durch einen Mikrocontroller mit einer darin implementierten
Auswertungssoftware bzw. Steuer- und Auswertungssoftware gebildet.
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In
vorteilhafter Ausführung
des Verfahrens werden mehrere Messpunkte in Form einer Messreihe
aufgezeichnet. Jeder Messpunkt ist hierbei durch einen Kraftwert
und einen zugeordneten Verkippungswert gekennzeichnet. Die Messreihe
enthält eine
vorgegebene Anzahl solcher Messpunkte, wobei diese Messpunkte einen
sukzessiven steigenden Kraftwert aufweisen. Anstelle des Kraftwerts
können die
Messpunkte äquivalenterweise
auch einen Momentwert enthalten. Anstelle eines Verkippungswerts kann
jeder Messpunkt äquivalenterweise
auch einen Wert für
den Abstand zum Sensorpunkt, oder für den von dem Sensorpunkt bei
der Verkippung der Hebeleinrichtung zurückgelegten Weg enthalten. Eine
solche Messreihe wird in diesem Sinne nachfolgend auch als Kraft-Weg-Kurve
bezeichnet.
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Anhand
der Kraft-Weg-Kurve wird verfahrensgemäß die Kippsteifigkeit bestimmt.
Durch Betrachtung der Kraft-Weg-Kurve wird optional auch das Verhalten
des Lagers bei steigender Belastung aufgezeigt. Beispielsweise kann
gegebenenfalls ein anomales „Abknicken” der Kurve
festgestellt werden.
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Bevorzugt
wird hierbei die zur Erzeugung des Kippmoments aufgebrachte Kraft
kontinuierlich stetig steigend – also
nicht sprungweise in den Hebel eingeleitet. Hierdurch werden unerwünschte Einflüsse, wie
sie beispielsweise durch das Lagerspiel oder eine Neuausrichtung
der Wälzkörper im
Laufe der Messreihe entstehen, weitestgehend eliminiert. Insbesondere
wird zur Krafteinleitung ein Stempel mit einer konstanten Vorschubgeschwindigkeit,
vorzugsweise von < 10
mm/min, kontinuierlich gegen den Hebel vorgeschoben. Durch den langsamen,
konstanten Vorschub wird vorteilhafterweise eine quasi-statische
Belastung des Lagers erreicht.
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Zweckmäßigerweise
wird die Aufnahme der Messpunkte durch den Kraftwert getriggert.
Es wird also die Aufzeichnung eines Messpunktes jeweils dann ausgelöst, wenn
die auf die Hebeleinrichtung wirkende Kraft (bzw. das auf die Hebeleinrichtung wirkende
Moment) einen vorgegebenen Kraftsollwert (bzw. Momentsollwert) erreicht.
Bei der Aufnahme einer Messreihe wird eine hinterlegte Liste solcher Kraftsollwerte
(bzw. Momentsollwerte) abgearbeitet. Aufgrund der festgelegten Kraftsollwerte
wird eine besonders hohe Vergleichbarkeit von verschiedenen Messreihen
erzielt, da jede Messreihe Messpunkte zu den gleichen Kraftwerten
aufweist. Hierbei ist insbesondere vorgesehen, die Schrittweite
der Messungen an einen jeweiligen Messbereich anzupassen. Beispielsweise
werden bei Kraftwerten kleiner 0,5 kN die Messpunkte mit einer Schrittweite
von 0,05 kN aufgezeichnet, wohingegen sie bei Kraftwerten größer 0,5
kN mit einer größeren Schrittweite
aufgezeichnet werden.
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Bevorzugt
werden hierbei mehrere Messreihen mit Messpunkten zu identischen
Kraftwerten aufgezeichnet, wobei die einzelnen Messreihen messpunktweise
arithmetisch gemittelt werden.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführung des
Verfahrens werden mehrere Messreihen aufgezeichnet, wobei das Wälzlager
zwischen je zwei Messreihen um 180° in einer identischen Drehrichtung
verdreht wird. Bei einer solchen Drehung des Wälzlagers werden Wälzkörper des
Wälzlagers,
welche zwischen dem Innenring und dem Außenring laufen, auch, insbesondere
um maximal 90°,
verschoben. Durch die Neuausrichtung der Wälzkörper werden Einflüsse, die
sich durch die Orientierung der Wälzkörper ergeben, bei unterschiedlichen
Messungen jeweils verändert.
Insbesondere bei einer Mittelung mehrerer, insbesondere vier, solcher
Messungen wird ein vergleichsweise verlässlicher Wert für die Kippsteifigkeit
bestimmt.
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Kurze Beschreibung der Zeichnung
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Nachfolgend
werden Ausführungsbeispiele der
Erfindung anhand einer Zeichnung näher erläutert. Darin zeigen:
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1 in
teilweise geschnittener Darstellung eine Vorrichtung zur Bestimmung
der Kippsteifigkeit eines Wälzlagers,
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2 in
schematischer Darstellung eine Ausführungsform der Vorrichtung
mit einer Ansteuer- und Auswerteeinheit zur automatischen Bestimmung der
Kippsteifigkeit.
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Ausführliche Beschreibung der Zeichnung
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Einander
entsprechende Teile und Größen sind
in allen Figuren stets mit gleichen Bezugszeichen versehen.
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1 zeigt
in teilweise geschnittener Darstellung eine Vorrichtung 1 zur
Bestimmung der Kippsteifigkeit K (2) eines
Wälzlagers 2 einer
Radlagereinheit 3, welche hier zu Prüfzwecken in die Vorrichtung 1 eingebracht
ist. Das Wälzlager 2 befindet sich
somit in einem Prüfzustand.
In der Vorrichtung 1 wird das Wälzlager 2 mit einem
Kippmoment M beaufschlagt. Eine daraus resultierende Verkippung α des Wälzlagers 2 wird
bestimmt, und schließlich
anhand des Kippmoments M und der Verkippung α die Kippsteifigkeit K des Wälzlagers 2 ermittelt.
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Die
Vorrichtung 1 umfasst eine im Wesentlichen ringförmige Grundplatte 4,
welche auf einer horizontal ausgerichteten – nur schematisch angedeuteten – Bodenplatte 5 starr
fixiert ist. Die Grundplatte 4 dient als Einspanneinrichtung
für das
Wälzlager 2, bzw.
die Radlagereinheit 3. Weiterhin umfasst die Vorrichtung 1 eine
Hebeleinrichtung 6. Diese Hebeleinrichtung 6 umfasst einen
im Wesentlichen stabförmigen
Hebel 7, an welchem auf seiner im Prüfzustand dem Wälzlager 2 zugewandten,
länglichen
Unterseite 8, in etwa mittig eine im Wesentlichen ringförmige Adapterplatte 9 angebracht
ist. Die Adapterplatte 9 dient zur Befestigung der Hebeleinrichtung 6 an dem
Wälzlager 2.
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Das
Wälzlager 2 umfasst
als Lagerteile einen Innenring 10 und einen Außenring 11,
zwischen welchen in zwei Reihen mehrere Wälzkörper 12 laufen. Die
Radlagereinheit 3 wiederum umfasst ein Achsstück 13,
auf welchem das Wälzlager 2 mit
seinem Innenring 10 sitzt.
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Zu
Prüfzwecken
wird das Achsstück 13 an der
Grundplatte 4 verschraubt, sodass die Wälzlagerachse 14 gegenüber der
Bodenplatte 5 senkrecht ausgerichtet ist. Die Adapterplatte 9 wird
an dem Außenring 11 des
Wälzlagers 2 starr
befestigt, sodass das Wälzlager 2 über den
Hebel 7 mit dem Kippmoment M beaufschlagt werden kann.
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Um
das Kippmoment M zu erzeugen, wird der Hebel 7 durch einen
Stempel 15 (2) einseitig mit einer senkrecht
nach unten ausgerichteten Kraft F beaufschlagt. Diese Kraft F wird über einen
an dem Stempel 15 befindlichen Kraftsensor 16 (2)
erfasst. Zur Krafteinleitung presst der Stempel 15 auf eine
an dem Hebel 7 angebrachte Kugel 17 eines aus der
Kugel 17 und einer korrespondierenden Kugelschale 18 gebildeten
Kugelgelenks 19. Die Position des Kugelgelenks 19 ist
auf dem Hebel 7 in Radialrichtung frei wählbar. Dadurch
kann die Kraft F in einem beliebigen Abstand Rdyn zur
Wälzlagerachse 14 in
den Hebel 7 eingeleitet werden. Der eingestellte Abstand
Rdyn ist dabei insbesondere derart gewählt, dass
er dem Radaufstand eines an der geprüften Radlagereinheit 3 anzubringenden
Rades entspricht. Der Radaufstand beschreibt den Abstand vom Boden
zur Wälzlagerachse
beim am Fahrzeug angebrachten Rad. Durch das Kugelgelenk 19 wird
die Kraft F punktuell in den Hebel 7 eingeleitet, sodass der
Abstand Rdyn, und folglich auch das Kippmoment M,
besonders exakt einstellbar sind. Insbe sondere ist hierdurch der
Ort der Krafteinleitung unabhängig
von der Kippstellung des Hebels 7.
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Die
Verkippung α,
d. h. der Winkel, in welchem sich der Außenring 11 gegenüber dem
Innenring 10, bzw. der Wälzlagerachse 14 aufgrund
des angreifenden Kippmoments M neigt, wird anhand einer Wegmessung
bestimmt. Hierzu umfasst die Hebeleinrichtung 6 einen an
der Adapterplatte 9 befestigten, im Prüfzustand im Wesentlichen parallel
zur Bodenplatte 5 ausgerichteten, ringförmigen Ausleger 20,
an dessen der Bodenplatte 5 zugewandten Unterseite 21 ein
Sensorpunkt P in Form eines Reflektors angebracht ist. Der Sensorpunkt
P befindet sich im Prüfzustand
in einer Entfernung R zur Wälzlagerachse 14 im
Erfassungsbereich eines auf der Bodenplatte 5 befindlichen
Laseraufnehmers 22. Mit diesem wird eine vertikale Verschiebung
des Sensorpunkts P erfasst. Hierzu ist der Laser-Wegaufnehmer 22 als Abstandssensor
ausgebildet, welcher den Abstand A des Sensorpunktes P zur Bodenplatte 5 misst.
Aus zwei Abstandsmessungen wird dabei eine Abstandsänderung
und hierüber
der zurückgelegte
Weg s des Sensorpunktes P bestimmt. Unter Berücksichtigung der Entfernung
R des Sensorpunktes P zur Wälzlagerachse 14 wird
anhand des Weges s die Verkippung α ermittelt.
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Anhand
des angelegten Kippmoments M und der ermittelten Verkippung α wird schließlich die Kippsteifigkeit
K des Wälzlagers 2 bestimmt.
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Durch
die Ausgestaltung der Vorrichtung 1 wird erreicht, dass
das Wälzlager 2 im
Ausgangszustand – wenn
das Wälzlager 2 bereits
auf der Grundplatte 4 fixiert und die Hebeleinrichtung 6 an
dem Außenring 11 angebracht
ist, die externe Kraft F aber noch nicht angelegt ist – zumindest
weitestgehend lastfrei ist.
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Hierzu
ist zum Einen der Hebel 7 bezüglich seiner Mittelachse 23 symmetrisch
ausgebildet. Im Prüfzustand
ragt der Hebel 7 somit beidseitig symmet risch radial über das
Wälzlager 2 hinaus.
Hierdurch wird zumindest näherungsweise
unterbunden, dass bereits der Hebel 7 aufgrund seines Eigengewichts
ein Kippmoment M auf das Wälzlager 2 ausübt. Insbesondere
ist die gesamte Hebeleinrichtung 6 bezüglich der Mittelachse 23 symmetrisch
ausgebildet.
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Zum
Anderen umfasst die Vorrichtung 1 eine Entlastungseinrichtung 24.
Die Entlastungseinrichtung 24 umfasst ein Gegengewicht
der Masse M1, die der Masse M2 der Hebeleinrichtung 6 entspricht. Das
Gegengewicht ist dabei über
einen Seilzug 25 derart mit dem Hebel 7 verknüpft, dass
die Gewichtskraft der Masse M1 die Gewichtskraft der Masse M2 gerade
aufhebt. Hierdurch wird erreicht, dass das Wälzlager 2 zumindest
im Ausgangszustand keiner nennenswerten Axialbelastung durch die
Vorrichtung 1 ausgesetzt ist. Eine Radialbelastung des
Wälzlagers 2 wird
durch die vertikale Anordnung der Wälzlagerachse 14 ausgeschlossen.
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In 2 ist
eine Ausführungsform
der Vorrichtung 1 mit einer Ansteuer- und Auswerteeinheit zur
automatischen Bestimmung der Kippsteifigkeit K schematisch dargestellt.
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Die
Ansteuer- und Auswerteeinheit ist hier als PC 26 (Personal
Computer) ausgebildet, welcher eine Schnittstellenkarte 27 als
Ein- und Ausgangsschnittstelle für
analoge bzw. digitale Signale umfasst. Außerdem ist der PC 26 mit
einer Software-Applikation SW versehen, welche zur automatischen Bestimmung
der Kippsteifigkeit K ausgebildet ist.
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Die
Schnittstellenkarte 27 ist einerseits mit einem Antrieb 28 zum
Vorschub des Stempels 15 gegen den Hebel 7 signaltechnisch
gekoppelt. Dabei steuert die Software-Applikation SW über ein
Ausgangssignal den Antrieb 28 derart an, dass sich der Stempel 15 mit
einer konstanten Vorschubgeschwindigkeit v auf das Kugelgelenk 19 des
Hebels 7 zubewegt. Hierdurch resultiert eine stetig steigende
Kraft F auf den Hebel 7. Die Vorschubge schwindigkeit v
ist dabei insbesondere < 100
mm/min, wodurch das Wälzlager 2 einer
quasi-statischen Belastung ausgesetzt wird. Die resultierende Kraft
F wird von dem Kraftsensor 16 erfasst und als Eingangssignal über die
Schnittstellenkarte 27 der Software-Applikation SW zu Auswertungszwecken
zugeführt.
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Als
weiteres Eingangssignal wird über
die Schnittstellenkarte 27 auch das Signal des Laseraufnehmers 22,
nämlich
der zurückgelegte
Weg s des Sensorpunkts P, der Software-Applikation SW zugeführt. Hieraus
wird die Verkippung α bestimmt.
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Die
Software-Applikation SW ist derart ausgebildet, dass bei Erreichen
eines bestimmten Kraftsollwerts der Kraft F ein Messpunkt getriggert
wird, d. h. ein Messpunkt in einem Kraft-Weg-Diagramm 29 aufgezeichnet
wird. Dabei werden die Messpunkte innerhalb einer Messreihe 30 – in welcher
einmal die Kraft F von 0 kN bis 5 kN gesteigert wird – bei einer Kraft
F unterhalb von 0,5 kN mit einer Schrittweite von 0,05 kN aufgezeichnet,
wohingegen sie bei einer Kraft F oberhalb von 0,5 kN mit einer größeren Schrittweite
aufgezeichnet werden. Aus dem resultierenden Kraft-Weg-Diagramm 29 wird
schließlich
von der Software-Applikation SW – unter Berücksichtigung des Abstands Rdyn – die
Kippsteifigkeit K des Wälzlagers 2 bestimmt
und ausgegeben.
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Um
hierbei einen Einfluss der Wälzkörperausrichtung
im Wälzlager 2 auf
die Bestimmung der Kippsteifigkeit K weitestgehend auszuschließen, werden
mehrere Messreihen 30 aufgezeichnet, wobei der Hebel 7 zwischen
je zwei Messreihen 30 – optional
automatisch oder manuell – um
180° jeweils
in einer identischen Drehrichtung um seine Mittelachse 23 gedreht
wird. Hierdurch orientieren sich die Wälzkörper 12 im Inneren
des Wälzlagers 2 um
maximal 90° um.
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Mindestens
zwei, bevorzugt vier, solche Messreihen 30 werden aufgenommen
und schließlich
messpunktweise arithmetisch gemittelt, um eine vergleichsweise zuverlässige Bestimmung
der Kippsteifigkeit K des Wälzlagers 2 zu
erlangen.
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- 1
- Vorrichtung
- 2
- Wälzlager
- 3
- Radlagereinheit
- 4
- Grundplatte
- 5
- Bodenplatte
- 6
- Hebeleinrichtung
- 7
- Hebel
- 8
- Unterseite
- 9
- Adapterplatte
- 10
- Innenring
- 11
- Außenring
- 12
- Wälzkörper
- 13
- Achsstück
- 14
- Wälzlagerachse
- 15
- Stempel
- 16
- Kraftsensor
- 17
- Kugel
- 18
- Kugelschale
- 19
- Kugelgelenk
- 20
- Ausleger
- 21
- Unterseite
- 22
- Laser-Wegaufnehmer
- 23
- Mittelachse
- 24
- Entlastungseinrichtung
- 25
- Seilzug
- 26
- PC
- 27
- Schnittstellenkarte
- 28
- Antrieb
- 29
- Kraft-Weg-Diagramm
- 30
- Messreihe
- A
- Abstand
- F
- Kraft
- K
- Kippsteifigkeit
- M
- Kippmoment
- M1
- Masse
- M2
- Masse
- P
- Sensorpunkt
- R
- Entfernung
- Rdyn
- Abstand
- s
- Weg
- SW
- Software-Applikation
- v
- Vorschubgeschwindigkeit
- α
- Verkippung