DE102007002623A1 - Verfahren zur Herstellung von Sitzschalen - Google Patents
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Abstract
Bei einem Verfahren zur Herstellung gebogener, mehrlagig aufgebauter Sitzschalen insbesondere von Stühlen, bei welchem die mehreren Lagen der Sitzschale unter Anwendung von Druck und Wärme miteinander verleimt werden, wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, dass wenigstens eine der beiden äußeren Lagen der Sitzschale außenseitig vor dem Verkleben mit den anderen Lagen im noch flachen Zustand zumindest teilflächig mit einer Beflockung versehen wird.
Description
- TECHNISCHES GEBIET
- Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung gebogener, mehrlagig aufgebauter Sitzschalen insbesondere von Stühlen, bei welchem die mehreren Lagen der Sitzschale unter Anwendung von Druck und Wärme miteinander verleimt werden.
- STAND DER TECHNIK
- Das Verleimen der einzelnen Lagen erfolgt in grossen Pressen, wobei die Lagen aus ihrer zuächst flachen Form gleichzeitig in die gewünschte gebogene Endform der Sitzschale gepresst werden.
- Als Material für die Lagen werden meist Holzfurniere eingesetzt, wobei dann die Sitzschalen als Holzpressschalen oder als Sperrholzformschalen bezeichnet werden. Für die äusseren Lagen werden gerne auch Hochdrucklaminate (HPL = High Pressure Laminates) verwendet, die aus ggf. gefärbten und mit Kunstharz wie Melamin imprägnierten Kraftpapieren bestehen, weil diese sehr gute und dauerhafte Oberflächeneigenschaften aufweisen. Die Oberfläche muss in diesem Fall auch nicht mehr nachbehandelt werden. Melamin verträgt sich gut mit üblichem Holzleim.
- Zum Pressen werden Drücke zwischen 100–200 N/cm2, insbesondere von 200 N/cm2, angewendet bei Temperaturen zwichen 60–100°C.
- Die so hergestellten Sitzschalen sind oberfächlich glatt und dadurch ziemlich rutschig. Bekannt ist das Auftragen eines Antirutschlacks auf die Sitzfläche, was jedoch einen nachträglichen Arbeitsgang erfordert.
- DARSTELLUNG DER ERFINDUNG
- Die Erfindung stellt sich die Aufgabe, ein rationelles Verfahren zur Herstellung einer verbesserten Sitzschale der eingangs genannten Art anzugeben, die zumindest im Bereich der Sitzfläche nicht rutschig ist und die zudem gut und ansprechend aussieht.
- Die Lösung dieser Aufgabe besteht erfindungsgemäss darin, dass wenigstens eine der beiden äusseren Lagen der Sitzschale aussenseitig vor dem Verkleben mit den anderen Lagen im noch flachen Zustand zumindest teilflächig mit einer Beflockung versehen wird.
- Verfahren zur Beflockung sind Stand der Technik. Zum Beflocken wird die zu beflockende Lage mit einem Klebstoffauftrag versehen, wonach Fasern auf diesen Klebstoffauftrag aufgebracht werden. Unter der Wirkung elektrostatischer Kräfte richten sich die Fasern senkrecht auf dem Klebstoffauftrag aus und werden beim Abbinden bzw. bei der Verfestigung des Klebers in dieser Stellung fixiert. Das Resultat ist eine samtige Oberfläche.
- Wie sich überraschenderweise herausgestellt hat, wird die Beflockung durch die nachfolgende Druck- und Wärmebehandlung in der Presse zur Verleimung der mehreren Lagen so gut wie nicht beeinträchtigt und behält praktisch zu 100% ihre vorteilhaften Eigenschaften.
- Für den Klebstoffauftrag muss im Rahmen des erfindungsgemässen Verfahrens ein ausreichend wärembeständiger Klebstoff verwendet werden, welcher durch die beim Verkleben der Lagen angewandte Wärme nicht beeinträchtigt wird. Geeigent hierfür sind insbesondere Zweikomponentenkleber, die eine Wärmebeständigkeit grösser als 100° aufweisen. Die verwendeten Fasern müssen natürlich ebenfalls ausreichend wärmebeständig sein. Zur Verwendung im Rahmen des erfindungsgemässen Verfahrenes eignen sich insbesondere Fasern aus einem Polyamid wie z. B. Polyamid 6.6, welche diese Eigenschaft aufweisen.
- Das Aufbringen des Klebstoffs sowie der Fasern wird durch den "flachen Zustand" der zu beflockenden Lage wesentlich erleichtert, wobei der Begriff des "flachen Zustandes" auch einen eindimensional gebogenen Zustand der Lage mit umfassen soll, so dass die Lage z. B. wie ein Papierbogen in einem Drucker um eine Rolle umgelenkt und dabei mit dem Klebstoff und/oder den Fasern beschichtet werden könnte.
- Der Klebstoffauftrag kann durch Aufstreichen oder Aufsprühen ganzflächig auf der zu beflockenden Lage aufgebracht werden. Bevorzugt wird er jedoch nur teilflächig aufgebracht, wozu sich besonders das Siebdruckverfahren eignet. Es können auch dekorative Flächenmuster und bei geeigneter Farbwahl der Fasern und der zu beflockenden Lage interessante Farbkontraste erzeugt werden.
- Wie sich weiter herausgestellt hat, kann als Material für die zu beflockende/n Lage/n ein Hochdrucklaminat der eingangs erwähnten Art z. B. mit einer Dicke zwischen 0.3 und 0.9 mm verwendet werden. Bei lediglich teilflächiger Beflockung hat dies den Vorteil, dass die freiliegenden, nicht beflockten Bereiche die guten Oberflächeneigenschaften dieses Materials aufweisen und keiner Nachbehandlung bedürfen.
- Durch die Beflockung ergibt sich, wie bereits erwähnt, eine dekorative, samtige Oberfläche, wobei die Beflockungsschicht sehr dünn mit einer Dicke von z. B. nur ca. 1 mm ausgeführt werden kann. Die Beflockungsschicht kann bei Bedarf jedoch auch wesentlich dicker, z. B. bis 4 mm dick, ausgeführt werden. Die Dicke hängt ab von der Länge der Fasern, wobei die Fasern im Rahmen des erfindungsgemässen Verfahrens z. B. eine Länge zwischen 0.5–4 mm und eine Stärke von 1–20 dtex aufweisen können. Besonders bevorzugt sind Fasern von ca. 1 mm Länge und ca. 3.3 dtex Stärke.
- Die Beflockungen der betrachteten Art sind äusserst langlebig, strapazierfähig und abriebfest und stehen guten Polsterstoffen in der Belastbarkeit und Dauerhaftigkeit nicht nach. Sie wirken klimatisierend, sind leicht zu reinigen, wasserfest, hautsympatisch, schützend und gleichen Toleranzen aus. Sie enthalten genügend Luft, um Schwitzen zu verhindern, was bei Sitzschalen von besonderer Bedeutung ist.
- KURZE ERLÄUTERUNG DER FIGUREN
- Die Erfindung soll nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen im Zusammenhang mit der Zeichnung näher erläutert werden. Es zeigen:
-
1 den Vorgang der Beflockung; -
2 in einem Teilschnitt mehrere Lagen einer Sitzschale vor ihrer Verklebung, wobei die oberste Lage beflockt ist; -
3 die Lagen von2 eingelegt in eine noch geöffnete Presse; und -
4 unter a)–d) fertige Sitzschalen mit unterschiedlichen Beflockungsmustern. - WEGE ZUR AUSFÜHRUNG DER ERFINDUNG
- In
1 bezeichnet1 eine Lage eines dünnen Hochdrucklaminats (HPL = High Pressure Laminates) auf der Basis von mehreren Kraftpapieren, welche mit Melamin-Kunstharz imprägniert sind. Die einzelnen Schichten des Hochdrucklaminats sind nicht dargestellt. Die Dicke der Lage1 beträgt beispielsweise 0.6 mm. Die Lage1 könnte eine sogenannte Endlosbahn sein, die i1 von links nach rechts durch den dargestellten Bereich läuft und z. B. links vor dem dargestellten Bereich von einer Rolle abgewickelt und rechts hinter dem dargestellten Bereich in einzelne Stücke abgelängt wird. - Mit einem Rakel
2 wird die Lage1 durch Aufstreichen vollflächig mit einem Klebstoffauftrag3 versehen und so beschichtet unter einer Faser-Applikationsvorrichtung4 hindurchbewegt. Mit der Applikationsvorrichtung4 werden kurze, negativ aufgeladene Fasern5 gleichmässig auf die an positivem Potential liegende Lage1 aufgebracht. Durch die elektrostatische Ladung richten sich die Fasern5 parallel zueinander senkrecht auf der Lage1 aus. Mit dem Abbinden bzw. Aushärten des Klebers des Klebstoffauftrags3 werden die Fasern5 fixiert. Überschüssige, nicht fixierte Fasern7 werden schliesslich durch Absaugen mit einer Saugvorichtung6 entfernt. Auf der Lage1 resultiert eine samtartige Beflockung8 . -
2 zeigt eine Lage1 mit einer Beflockung8 als oberste Lage eines Pakets aus insgesamt 7 noch nicht miteinander verbundenen Lagen, wobei dei Beflockung8 aussenseitig ist. Bei den insgesamt mit9 bezeichneten inneren Lagen handelt es sich z. B. um dünne Holzfurniere mit einer Dicke von z. B. 1.2 mm. Die unterste Lage10 könnte wie die oberste aus einem Hochdrucklaminat bestehen, wobei dieses aussenseitig jedoch anstatt mit einer Beflockung z. B. mit einer bedruckten oder gefärbten Dekorschicht11 versehen ist. Eine Beflockung wäre hier jedoch ebenfalls möglich. - Aus den mehreren Lagen von
2 kann z. B. durch Verleimen unter Anwendung von Druck und Wärme in einer Formpresse12 eine Sitzschale14 z. B. für einen Stuhl hergestellt werden.3 zeigt schematisch eine solche Presse12 im noch geöffneten Zustand, in welche ein Paket13 aus mehreren Lagen gemäss2 eingelegt ist. Der zum Verleimen zwischen den Lagen erforderliche Leim ist nicht dargestellt. Die dünnen und dadurch flexiblen Lagen passen sich beim Einlegen in die Presse im wesentlichen bereits an ihre gewünschte Endform an. -
4 zeigt unter a) eine fertige Sitzschale14 mit Sitzfläche15 und Rückenlehne16 , wie sie sich durch das Verleimen des Paketes13 in der Formpresse12 von3 ergibt. Die Sitzschale14 ist einseitig vollflächig, auf der Oberseite der Sitzfläche15 und der Vorderseite der Rückenlehne16 , mit einer Beflockung8 versehen. Die vor dem Verleimen auf der obersten Lage1 aufgebrachte Beflockung8 wurde durch den Pressvorgang in der Presse12 nicht beeinträchtigt. - Eine vollflächige Beflockung auf Sitzfläche
15 und Rückenlehne16 ergibt sich rationell mit dem in1 dargestellten Auftragsverfahren für den Klebstoffauftrag3 (wobei sich damit auch ein Streifenmuster erzeugen liesse). Für Sitzschalen von Stühlen genügt es gegebenenfalls jedoch, wenn lediglich ein Teil von ihnen wie z. B. nur die Sitzfläche15 mit einer Beflockung versehen ist.4 zeigt unter b) eine entsprechende Ausführungsform. Unter c) und d) zeigt4 zwei weitere Beispiele, bei denen auf einer Teilfläche wie der Sitzfläche15 ein lediglich teilflächiges Beflockungsmuster aufgebracht ist, nämlich in Form von mehreren Streifen in4c) und in Form eines Punktmusters in4d) . Für diese Ausführungsformen muss zur Applikation des Klebstoffauftrags eine andere Auftragstechnik wie z. B. die Siebdrucktechnik verwendet werden, in welcher bliebige Muster herstellbar sind. - Bei allen Ausführungsformen kann die Beflockung farblich gegenüber nicht beflockten Flächen kontrastieren.
-
- 1
- Lage eines dünnen Hochdrucklaminats
- 2
- Rakel
- 3
- Klebstoffauftrag
- 4
- Faser-Applikationsvorrichtung
- 5
- Fasern
- 6
- Saugvorrichtung
- 7
- nicht fixierte Fasern
- 8
- Beflockung
- 9
- innere Lagen (Holzfuniere)
- 10
- unterste Lage
- 11
- Dekorschicht
- 12
- Formpresse
- 13
- Paket
- 14
- Sitzschale
- 15
- Sitzfläche
- 16
- Rückenlehne
Claims (9)
- Verfahren zur Herstellung gebogener, mehrlagig aufgebauter Sitzschalen (
14 ) insbesondere von Stühlen, bei welchem die mehreren Lagen (1 ,9 ,10 ) der Sitzschale unter Anwendung von Druck und Wärme miteinander verleimt werden, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens eine (1 ) der beiden äusseren Lagen (1 ,10 ) der Sitzschale (14 ) aussenseitig vor dem Verleimen mit den anderen Lagen (9 ) im noch flachen Zustand zumindest teilflächig mit einer Beflockung (8 ) versehen wird. - Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die zu beflockende Lage (
1 ) auf ihrer zu beflockenden Seite mit einem Klebstoffauftrag (3 ) versehen wird und dass danach Fasern (5 ) der Beflockung (8 ) durch elektrostatische Kräfte auf diesem Klebstoffauftrag (3 ) aufgebracht werden. - Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass als Fasern (
5 ) Fasern, insbesondere Polyamidfasern, mit einer Länge zwischen 0.5–4 mm, vorzugsweise von 1 mm, und mit einer Stärke von 1–20 dtex, vorzugsweise von 3.3 dtex, verwendet werden. - Verfahren nach den Ansprüchen 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Klebstoffauftrag (
3 ) teilflächig sowie vorzugsweise in Flächenmustern im Siebdruckverfahren aufgebracht wird. - Verfahren nach einem der Ansprüche 2–4, dadurch gekennzeichnet, dass für den Klebstoffauftrag (
3 ) ein wärmebeständiger Klebstoff verwendet wird, welcher durch die beim Verkleben der Lagen angewandte Wärme nicht beeinträchtigt wird und welcher insbesondere ein Zweikomponentenkleber mit einer Wärmebeständigkeit grösser als 100° ist. - Verfahren nach einem der Ansprüche 1–5, dadurch gekennzeichnet, dass für die zu beflockende/n Lage/n (
1 ) ein Hochdurcklaminat verwendet wird. - Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass das Hochdrucklaminat mit Melaminharz getränkt ist.
- Verfahren nach einem der Ansprüche 1–7, dadurch gekennzeichnet, dass für mindestens eine innere Lage (
9 ) Holzfurnier und für das Verkleben der Lagen ein Holzleim verwendet wird. - Verfahren nach einem der Ansprüche 1–8, dadurch gekennzeichnet, dass zur Verklebung der Lagen ein Druck von 1–3 N/mm2, insbesondere von 2 N/mm2, angewendet wird.
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