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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Auslösen eines
Notrufs durch ein Gebäudeinstallationssystem
einschließlich
mindestens eines Aktors, Sensors oder Bestätigungselements. Darüber hinaus betrifft
die vorliegende Erfindung eine entsprechende Notrufvorrichtung.
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Vor
allem ältere
oder behinderte Personen benötigen
häufig
die Möglichkeit,
bei Bedarf (Unfall, Ohnmacht, etc.) Hilfe anzufordern. Dies ist
nicht nur dann der Fall, wenn die Personen alleine wohnen, sondern beispielsweise
auch in betreuten Wohnanlagen.
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Bei
den auf dem Markt befindlichen Notruf-/Hausrufnotsystemen muss die überwachte
Person ein- bis zweimal am Tag eine Taste betätigen. Dadurch wird ein Timer
im Überwachungssystem
zurückgesetzt.
Wird die Taste nicht betätigt,
so wird nach Ablauf des Timers ein Alarm ausgelöst. Dies hat den Nachteil,
dass die betreute Person im Extremfall bis zu 24 Stunden auf Hilfe
warten muss. Darüber
hinaus kommt es unweigerlich zu Fehlalarmen, wenn die Taste nicht
betätigt
wird.
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Bei
einem anderen ebenfalls bekannten Notrufsystem trägt die zu überwachende
Person einen Funksender bei sich, der bei Bedarf betätigt wird
und einen Alarm auslöst.
Dies hat jedoch den Nachteil, dass der Funksender stets einsatzbereit
sein muss und die Person diesen Funksender stets bei sich haben
muss.
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Aus
der Druckschrift US 2002/0145514 A1 ist ferner ein Notrufsystem
mit einem Datenbus bekannt. Dieses System kann ein drahtloses, ein
drahtgebundenes oder ein Telefon-Subsystem enthalten. Als Sensoren
sind Rauchmelder, Notrufstationen mit Zugleine, Türschalter
und dergleichen vorgeschlagen.
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Die
Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, Notrufe bzw. Alarme
unabhängig
von dem Vermögen
der zu überwachenden
Person sicherer auslösen
zu können
und die Häufigkeit
von Fehlalarmen zu reduzieren.
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Erfindungsgemäß wird diese
Aufgabe gelöst
durch ein Verfahren zum Auslösen
eines Notrufs durch Feststellen eines Zustands mindestens eines
Aktors, Sensors oder Betätigungselements
eines Installationssystems in einem Gebäude, Registrieren einer Zeitdauer
eines gleich bleibenden Zustands des mindestens einen Aktors, Sensors
oder Betätigungselements
und Auslösen
des Notrufs, wenn die registrierte Zeitdauer länger oder kürzer als eine vorgegebene Zeitspanne
ist.
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Darüber hinaus
wird erfindungsgemäß bereitgestellt
eine Notrufvorrichtung mit einem Gebäudeinstallationssystem einschließlich mindestens
eines Aktors, Sensors oder Betätigungselements,
einer Überwachungseinrichtung
zum Feststellen eines Zustands des mindestens einen Aktors, Sensors
oder Betätigungselements
und zum Registrieren einer Zeitdauer eines gleich bleibenden Zustands
des mindestens einen Aktors, Sensors oder Betätigungselements und einer Auslöseeinrichtung,
die an die Überwachungseinrichtung angeschlossen
ist, zum Auslösen
eines Notrufs, wenn die registrierte Zeitdauer länger oder kürzer als eine vorgegebene Zeitspanne
ist.
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In
vorteilhafter Weise wird somit für
die Erzeugung des Notrufs (unter diesem Begriff wird hier auch ein Alarm
verstanden) ein Gebäudeinstallationssystem
verwendet, dessen Aktoren, Sensoren und/oder Betätigungselemente hinsichtlich
ihres Zustands zeitlich überwacht
werden. Dadurch kann auch ein Notruf ausgelöst werden, wenn die überwachte
Person nicht mehr in der Lage ist, selbst einen Notruf auszulösen. Darüber hinaus
wird mit der erfindungsgemäßen Anlage
die Wartezeit für
hilflose Personen auf eine Hilfe nach dem Auslösen des Notrufs deutlich verkürzt, vor
allem wenn die überwachte
Person nicht mehr nur dann Hilfe bekommt, wenn sie ein- bis zweimal
am Tag die Notfalltaste betätigt.
Ferner werden Fehlalarme dadurch vermieden, dass die betreute Person
durch die normalen täglichen
Tätigkeiten
das Notrufsystem neu triggert. Mit dem System ist außerdem eine Überwachung
von anderen Geräten
(z. B. Herdplatten) möglich.
Auch eine mögliche
unerwünschte
Abwesenheit kann überwacht
werden, wenn zum Beispiel eine verwirrte Person das Haus verlässt.
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Zum
Auslösen
des Notrufs kann eine aktuelle Tageszeit oder ein vorgegebenes Zeitfenster
berücksichtigt
werden. Hierdurch lässt
sich bei einem Abweichen von einem üblichen Tagesrhythmus ein Notruf
generieren.
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Vorzugsweise
enthält
der Notruf eine Information über
den Grund des Notrufs. Dadurch ist es für die helfenden Personen schneller
möglich,
eine gezielte Hilfe anzubieten.
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Entsprechend
einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung können eine
oder mehrere Zeitdauern von gleich bleibenden Zuständen des
mindestens einen Aktors, Sensors oder Betätigungselements in einer Einlernphase
automatisch gelernt werden, ohne einen Notruf auszulösen. Dadurch
kann ein aufwändiges
Programmieren und Parametrieren eines Überwachungssystems vermieden
werden.
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Eine
Weiterentwicklung sieht vor, dass eine oder mehrere Zeitdauern von
gleich bleibenden Zuständen
des mindestens einen Aktors, Sensors oder Betätigungselements in einer Überwachungsphase
nach der Einlernphase automatisch weiter gelernt werden, dabei aber
gegebenenfalls ein Notruf ausgelöst
wird. Dies bedeutet, dass das Lernen der Zeitabläufe durch das System auch in
der normalen Betriebsphase durchgeführt wird, so dass ein Anpassen
an sich ändernde
Lebensgewohnheiten sichergestellt werden kann.
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Entsprechend
einer speziellen Ausführungsform
ist mindestens ein Betätigungselement
als Lichtschalter realisiert, durch dessen Betätigen ein Timer der Überwachungseinrichtung
rück setzbar
ist. Dadurch kann mit Hilfe üblicher
Tätigkeiten
der zu überwachenden
Person ein indirektes Präsenzsignal
generiert werden.
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Speziell
kann das mindestens eine Betätigungselement
ein Haustürschloss
sein, so dass die Notrufvorrichtung durch Betätigen des Haustürschlosses
deaktivierbar ist. Dadurch lassen sich Fehlalarme bei Abwesenheit
der zu überwachenden
Person von einem Haus vermeiden.
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Der
mindestens eine Sensor kann schließlich ein Präsenzmelder
zur Erfassung einer Person in einem Überwachungsbereich sein. Dadurch
kann die Präsenz
einer Person direkt erfasst und gegebenenfalls für die Generierung eines Notfallsignals
verwendet werden.
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Die
vorliegende Erfindung wird nun anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert, in
denen zeigen:
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1 ein
Flussdiagramm zu einem Szenario „Nachtruhe" zur Auslösung eines Notrufs und
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2 ein
Flussdiagramm zu einem Szenario „Aufstehen" zum Auslösen eines Notrufs.
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Die
nachfolgend näher
geschilderten Ausführungsbeispiele
stellen bevorzugte Ausführungsformen der
vorliegenden Erfindung dar.
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Eine
Wohnung bzw. ein Gebäude
ist beispielsweise mit dem Installationsbus „instabus EIB" ausgerüstet. Die
Zustände
der Aktoren, Sensoren und Betätigungselemente
werden zeitlich registriert und zur automatischen „Überwachung" der Person verwendet.
Mit einem entsprechenden Überwachungs-EIB-Gerät können dann
die nachfolgend dargestellten Funktionen realisiert werden.
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Mit
Hilfe der Zustände
der Aktoren, Sensoren und/oder Betätigungselemente kann eine Lebenszeichenerkennung
durchgeführt
werden. Dafür
sind zum Beispiel folgende Zustände
möglich:
- – Das
Abschließen
einer Haustür
führt zur
Deaktivierung der Anlage.
- – Durch
das Betätigen
eines Lichttasters wird ein Alarmtimer zurückgesetzt.
- – Über einen
Präsenzmelder
kann die Anwesenheit in einem Raum festgestellt werden, so dass
bei zu langer Anwesenheit (Bad, Toilette) oder zu langer Abwesenheit
(Wohnzimmer) in einem Raum ein Alarm ausgelöst wird.
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Die
Timer für
die einzelnen Räume
eines Gebäudes
werden mit unterschiedlichen Timeouts versehen. So kann beispielsweise
eine maximale Anwesenheitszeit für
ein Bad oder einen Flur definiert werden. Diese Timeouts sind von
der jeweiligen Tageszeit abhängig.
Es können
auch bestimmte Aktionen in bestimmten Zeitfenstern überwacht
werden. So ist es für
die automatische Erzeugung eines Alarms beispielsweise von Bedeutung,
ob abends um 20 Uhr der Fernseher läuft.
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Zur
Auslösung
eines Alarms bzw. Notrufs kann es notwendig sein, mehrere Sensoren
auszuwerten bzw. deren Signale zu verknüpfen. So kann ein Alarm beispielsweise
davon abhängig
gemacht werden, ob morgens, wenn es dunkel ist, bis spätestens
um 8 Uhr ein Licht angeschaltet worden ist.
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Im
Alarmfall wird eine Nachricht an einen Sicherheits- oder Pflegedienst
verschickt. In dieser Nachricht kann der Grund für den Alarm hinterlegt sein.
Dadurch kann der Sicherheits- oder
Pflegedienst sofort adäquate Hilfsmaßnahmen
einleiten.
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Die
Konfiguration des Notrufsystems kann lokal oder von einem Sicherheits-
oder Pflegedienst über eine
Internetverbindung (Remote) vorgenommen werden. Es ist jedoch auch
möglich,
das Notrufsystem automatisch zu konfigurieren oder zumindest vorzukonfigurieren.
Dabei werden die Telegramme von dem EIB (European Installation Bus)
ausgewertet und die Anlage konfigu riert sich in einer Einlernphase
selbst. Das Verhalten des Benutzers wird hierzu aufgezeichnet und
nach Verhaltensmustern analysiert. Dies bedeutet, dass sich das
System in der automatischen Einlernphase an die Gewohnheiten des
Bewohners bzw. der überwachten Person
anpasst.
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Zur Überwachung
werden bei der Installation des Systems verschiedene Sensoren ausgewählt. In
einem konkreten Beispiel sind das ein Bewegungsmelder im Flur, ein
Türkontakt
einer Haustür,
ein Bettbenutzungssensor (dieser Sensor ermittelt z. B. über eine
Wiegeeinrichtung, ob sich jemand im Bett befindet) und ein Herdbenutzungssensor.
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In
der Einlernphase wird über
Sensoren die Verwendung der einzelnen Gegenstände aufgezeichnet. Die Einlernphase
erstreckt sich über
mehrere Tage. Dabei ergibt sich ein individuelles Benutzungsprofil.
Tabelle 1 zeigt ein mögliches
derartiges Benutzungsprofil.
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Die
Benutzungszeiten werden gemittelt. Daraus ergibt sich der berechnete
Zeitraum. Mit der Schwankungsbreite kann dann eine zulässige Toleranzberechnet
werden. In diesem Beispiel wird die Schwankungsbreite mit 3 multipliziert
um die zulässige
Toleranz zu ermitteln. Das Ergebnis ist nach unten (minimale Toleranz)
auf 30 Minuten begrenzt.
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Nach
der Einlernphase kann das System in den Überwachungsmode übergehen.
Jetzt wird überwacht,
ob die einzelnen Zeiten in dem berechneten Rahmen liegen. Das bedeutet
für „Bett belegt" 7:40 Uhr + 30 Minuten.
Wenn das Bett um 8:10 Uhr noch belegt ist, kann ein Alarm ausgelöst werden.
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Im Überwachungsmode
werden die Zeiten weiter protokolliert und ein Mittelwert berechnet.
Dies bedeutet, dass das System nach der Einlernphase weiter lernt,
aber bereits, falls nötig,
einen Notruf absetzt. Dadurch kann sich das System an Veränderungen
selbstständig
anpassen, wenn die Abwesenheiten sich z. B. im Winter auf spätere Zeiten
verschieben.
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In
der Tabelle 2 hat sich die „Bett
belegt" Zeit verändert. Dadurch
ergibt sich ein neuer berechneter Zeitraum. Die Toleranz bleibt
auf dem Minimalwert von 30 Minuten.
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Für das Auslösen eines
Alarms ist es günstig,
für jede
Sensorgruppe Ansprechzeiten festzulegen. Dadurch kann ermöglicht werden,
dass das Verlassen des Bettes in der Nacht für eine gewisse Zeit zulässig ist. Wenn
diese Ansprechzeit bei der Sensorgruppe „Bett belegt" 45 Minuten beträgt, bedeutet
dies, dass erst ein Alarm ausgelöst
wird, wenn der Bewohner das Bett z. B. vor 8:35 Uhr für mehr als
45 Minuten verlässt.
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Um
die automatische Konfiguration zu unterstützen, sind in dem Notrufsystem
Szenarien vordefiniert, die dann durch die automatische Konfiguration
angepasst werden. Zum Beispiel kann ein Szenario „Nachtruhe" verwendet werden,
dessen Signalflussdiagramm in 1 angedeutet
ist. Nach dem Start in einem Schritt S1 wird in Schritt S2 ständig überprüft, ob eine
Endebedingung für
das Szenario erreicht ist. Hierbei werden beispielsweise eine Start-
und eine Endzeit kontrolliert, die den Zeitraum für das Szenario „Nachtruhe" definieren. Diese
Zeitpunkte lassen sich einfach anpassen, indem die Zeit ermittelt
wird, in der keine oder wenig Aktionen stattfinden.
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Wird
die Endzeit erreicht, so wird das Szenario „Nachtruhe" gemäß Schritt
S3 beendet. Ist die Endzeit noch nicht erreicht bzw. die Endebedingung
von Schritt S2 nicht erfüllt,
so wird in Schritt S4 überprüft, ob in der
Wohnung ein Licht angeschaltet ist. Beispielsweise dürfen die
in diesem Szenario „Nachtruhe" einbezogenen Schalter
nicht länger
als 10 Minuten eingeschaltet sein. Ist das Licht in der Wohnung
während
der Nachtruhe länger
als 10 Minuten an, so wird gemäß Schritt
S5 Alarm ausgelöst.
Brennt das Licht hingegen nur kurz, so wird in Schritt S6 überprüft, ob das
Bett leer ist. In dem Beispiel darf das Bett nicht länger als
10 Minuten leer sein. Ist dies jedoch der Fall, so wird ebenfalls
in Schritt S5 Alarm ausgelöst.
Ist dagegen das Bett nur für kurze
Zeit leer, so wird kein Alarm ausgelöst und gegebenenfalls eine
weitere Überprüfung gemäß Schritt
S7 durchgeführt,
bevor die Schleife des Signallaufs zu Schritt S2 zurückkehrt.
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Dem
Szenario „Nachtruhe" kann ein Szenario „Aufstehen" folgen, das beispielhaft
in 2 dargestellt ist. Dieses Szenario „Aufstehen" kann zeitlich oder
sensorabhängig
(z. B. von einem Signal eines Lichtsensors abhängig) je nach Benutzer verhalten
zugeordnet werden. Das Szenario „Aufstehen" beginnt mit Schritt S10. Es wird auch
hier im anschließenden
Schritt S11 ständig
eine Endebedingung überprüft. Ist
die Bedingung erfüllt,
so endet das Szenario „Aufstehen" gemäß Schritt
S12. Ist die Bedingung für
ein Ende noch nicht erfüllt, so
wird in Schritt S13 überprüft, ob der
Bettsensor ein leeres Bett meldet. Ist das Bett beispielsweise nach
8 Uhr noch belegt, so wird gemäß Schritt
S14 Alarm ausgelöst.
Die Zeit ist entsprechend an das Benutzerverhalten anzupassen.
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Meldet
der Bettsensor hingegen ein leeres Bett, so wird in Schritt S15 überprüft, ob das
Flurlicht eingeschaltet ist. Ist es eingeschaltet, oder wird beispielsweise
irgendeine Bewegung im Flur detektiert, so ist dies ein Zeichen,
dass die überwachte
Person nach dem üblichen
Schema aufgestanden ist. Daraufhin wird somit das Szenario „Aufstehen" in Schritt S12 beendet.
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Wird
das Flurlicht nicht eingeschaltet, so wird gegebenenfalls in Schritt
S16 eine weitere Bedingung überprüft, bevor
der Signalfluss zurück
zu Schritt S11 geht.
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Wenn
derartige Szenarien in der Anlage vordefiniert sind, kann der Installateur
die Aktoren, Sensoren und Schalter einfach zuordnen. Zum Beispiel
kann er den notwendigen Flurbewegungsmelder, die Toilettenbeleuchtung
usw. entsprechend installieren.
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Wenn
die Anlage die automatische Einlernphase abgeschlossen hat, ist
es möglich,
durch die Auswertung der Signale in den verschiedenen Szenarien
die Anlage an Verhaltensänderungen
des Benutzers anzupassen. Dies kann beispielsweise auch, wie oben
bereits angedeutet, in dem Überwachungsmodus
automatisch erfolgen.