DE102004062279A1 - Zerumenschutzeinrichtung für ein Hörhilfegerät - Google Patents
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Abstract
Die Wirksamkeit einer Zerumenschutzeinrichtung (7) für ein Hörhilfegerät (1) soll verbessert werden. Es wird hierzu vorgeschlagen, die Zerumenschutzeinrichtung (7) mit einer oliophoben und/oder Biofilm-hemmenden Beschichtung (12) zu versehen, so dass Schmutz und insbesondere Zerumen nicht an der Zerumenschutzeinrichtung (7) haftet und leicht entfernt werden kann. Die Zerumenschutzeinrichtung (7) muss dadurch weniger häufig gewechselt werden bzw. kann sie leichter gereinigt werden.
Description
- Die Erfindung betrifft eine Zerumenschutzeinrichtung für ein Hörhilfegerät.
- Im Gehörgang des Menschen wird umgangssprachlich auch als Ohrenschmalz bezeichnetes Zerumen gebildet. Sowohl dieses Zerumen als auch andere Absonderungen können sich auf Hörhilfegeräten oder Hilfegeräteteilen absetzen. Dies führt zu einem Belag, der auch als Biofilm bezeichnet wird, in den sich Mikroorganismen einnisten können. Aufgrund dieser Erscheinung müssen die Kontaktbereiche der Hörhilfegeräte bzw. Hörhilfegeräteteile mit der Haut des Trägers zur Entfernung des Biofilms häufig gereinigt werden. Da der Biofilm schwer zu entfernen ist und relativ rasch nachgebildet wird, lässt sich bei längerem Gebrauch eines Hörhilfegerätes das Entstehen des Biofilms nicht mit ausreichender Sicherheit vermeiden.
- Aus dem Stand der Technik ist die Verwendung einer Vielzahl unterschiedlicher Zerumenschutzeinrichtungen bekannt, die das Verstopfen von Gehäuseöffnungen eines Hörhilfegerätes durch eindringendes Zerumen verhindern sollen. Insbesondere soll ein Verschmutzen der Schallauslassöffnung vermieden werden, über die im Hörhilfegerät erzeugter Schall in den Gehörgang des Hörhilfegeräte-Trägers abgegeben wird. Derartige Zerumenschutzeinrichtungen umfassen unter anderem Abdeckungen, Siebe, Gitter, Membranen, Barrieren mit verminderndem Querschnitt, Bügel, Hohlräume usw. All diese Systeme leiden allerdings selbst unter der aufgabenbedingten Ansammlung von Zerumen und büßen dadurch nach kurzer Zeit ihre Funktionstüchtigkeit ein bzw. vermindern signifikant die Übertragungsqualität des betreffenden Hörhilfegerätes. Sie müssen daher in regelmäßigen Abständen getauscht oder gereinigt werden. In der Regel kommen die Zerumenschutzeinrichtungen beim Tragen eines Hörhilfegerätes nicht in direkten Kontakt mit der Haut des Trägers.
- Aus dem Stand der Technik ist ferner eine Vielzahl an Oberflächenbeschichtungen bekannt, durch die ein schmutz-, feuchtigkeits- oder ölabweisender Effekt erzielt werden kann. So ist z.B. aus der
DE 195 44 763 A1 die Verwendung einer Beschichtungszusammensetzung bekannt, die Polykondensate auf der Basis von einer oder mehreren zur hydrolytischen Polykondensation befähigten Verbindungen der Elemente M der Hauptgruppen III bis V und der Nebengruppen II bis IV des Periodensystems der Elemente enthält, wobei in diesen Polykondensaten an mindestens einen Teil der Zentralatome M jeweils mindestens eine organische Gruppe G, die mindestens 2 aliphatische Kohlenstoffatome aufweist, an die jeweils mindestens ein Fluoratom gebunden ist, entweder direkt über eines der Kohlenstoffatome oder über eine Verbindungsgruppe A gebunden ist, zur Beschichtung von Oberflächen aus Metall, Kunststoffen, gegebenenfalls modifizierten Naturstoffen, Keramik, Beton, Ton und/oder Glas. - Weiterhin sind auch Oberflächenbeschichtungen bekannt, die eine bakterizide oder fungizide Wirkung entfalten. Diese Wirkung kann beispielsweise auf in der Beschichtung enthaltenen Silberionen beruhen, die an die Schichtoberfläche diffundieren. Derartige Beschichtungen werden beispielsweise zur Sterilisation medizinischer Instrumente verwendet.
- Aus der
DE 102 19 679 A1 ist bekannt, ein Hörgerät oder ein Hörgeräteteil, das mit der Haut des Trägers bzw. der Trägerin in Berührung kommt, mit einer Biofilm-hemmenden Beschichtung zu versehen. Diese Biofilm-hemmende Beschichtung besteht aus einem mit organischen Gruppen modifizierten anorganischen Kondensat auf Basis einer Beschichtungszusammensetzung, die ein Hydrolysat oder Vorkondensat aus einer oder mehreren hydrolysierbaren Verbindungen mit mindestens einem nicht-hydrolysierbaren Substituenten umfasst, wobei zumindest ein Teil der organischen Gruppen des Kondensats Fluoratome aufweist und/oder Kupfer- oder Silberkolloide in der Beschichtung enthalten sind. - Aus der
EP 1 432 281 A2 ist ein elektroakustischer Miniaturwandler für ein Hörhilfegerät bekannt, bei dem eine Wandlermembran zumindest teilweise mit einer hydrophoben und/oder oliophoben und/oder Biofilm-hemmenden Beschichtung versehen ist. Durch eine Schichtdicke kleiner 10 μm wird das akustische Verhalten des Miniaturwandlers nicht nennenswert beeinflusst. - Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, die Wirksamkeit einer Zerumenschutzeinrichtung für ein Hörhilfegerät zu verbessern.
- Diese Aufgabe wird bei einer Zerumenschutzeinrichtung für ein Hörhilfegerät dadurch gelöst, dass zumindest ein beim Tragen des Hörhilfegerätes nicht mit der Haut des Trägers in Berührung kommender Oberflächenbereich der Zerumenschutzeinrichtung mit einer oliophoben und/oder Biofilm-hemmenden Beschichtung versehen ist. Diese verhindert das Anhaften von Schmutzpartikeln, so dass die Zerumenschutzeinrichtung länger funktionsfähig bleibt. Weiterhin ist eine Zerumenschutzeinrichtung, die mit einer oliophoben und/oder Biofilm-hemmenden Beschichtung versehen ist, leichter zu reinigen als ein unbeschichteter Zerumenschutz.
- Die Beschichtung wird vorteilhaft durch ein gängiges Beschichtungsverfahren, wie Tauchen, Spritzen oder Aufstreichen, auf die Zerumenschutzeinrichtung aufgebracht. Vorzugsweise wird die Oberfläche der Zerumenschutzeinrichtung komplett mit der Beschichtung überzogen. Es ist jedoch auch möglich, nur besonders kritische Bereiche, z.B. Gitter oder Siebe, mit der Beschichtung zu versehen.
- Bei der Beschichtung handelt es sich insbesondere um ein mit organischen Gruppen modifiziertes anorganisches Kondensat auf Basis einer Beschichtungszusammensetzung, die ein Hydrolysat oder Vorkondensat aus einer oder mehreren hydrolysierbaren Verbindungen mit mindestens einem nicht-hydrolysierbaren Substituenten umfasst, wobei vorzugsweise zumindest ein Teil der organischen Gruppen des Kondensats Fluratome aufweist. Zusätzlich oder alternativ können auch Kupfer- oder Silberkolloide in der Beschichtung enthalten sein.
- Eine derartige Kunststoff-Beschichtung hat den Vorteil, dass sie sehr dünn ausgebildet werden kann. Übliche Schichtdicken können beim Aufbringen der Beschichtung im Mikrometer-Bereich und nach der Trocknung im Nanometer-Bereich liegen, weshalb diese Beschichtung auch als "Nano-Beschichtung" bezeichnet wird. Auch eine derartige Nano-Beschichtung kann mit gängigen Beschichtungsverfahren wie Tauchen, Spritzen oder Aufstreichen aufgetragen werden. Nach einer gegebenenfalls vorgenommenen kurzen Trocknung wird eine derartige Schicht dann üblicherweise unter UV-Licht gehärtet. Im Zusammenhang der Erfindung wird die Beschichtungszusammensetzung unter Berücksichtigung des beabsichtigten Beschichtungsverfahrens so gewählt, dass die Schichtdicke in getrocknetem Zustand weniger als 10 μm beträgt. Ein derartiger Wert kann insbesondere durch den Lösungsmittelgehalt der Beschichtung beim Auftragen eingestellt werden. Nano-Beschichtungen haben den Vorteil, dass diese trotz des niedrigen Materialverbrauchs hoch wirksam sind und die akustischen Eigenschaften der damit behandelten Zerumenschutzeinrichtung nicht beeinflussen. Weiterhin können auch sehr feine Gitterstrukturen und Membranen mit der Nano-Beschichtung versehen werden, ohne deren Luftdurchlässigkeit zu beeinträchtigen. Eine Nano-Beschichtung gemäß der Erfindung kann vorteilhaft auch elastische Eigenschaften aufweisen, so dass diese auch auf eine bewegliche Membran aufgebracht werden kann, ohne dabei die Beweglichkeit der Membran einzuschränken oder sich durch die Bewegung von der Membran zu lösen.
- Die Beschichtung führt in der Regel zu einer Verringerung der Oberflächenenergie, wodurch sich Schmutzpartikel nicht mehr dauerhaft anlagern können. Flüssige oder feste Fremdstoffe werden so von den beschichteten Oberflächen abgewiesen. Insbesondere können sich so Zerumenteile nur schwer anlagern. Sollte dennoch Zerumen an dem Zerumenschutz abgelagert sein, so kann dieses durch die fehlende Haftung an den Oberflächen leicht entfernt werden, z.B. durch Ausschütteln oder Ausblasen.
- Ist die oliophobe und/oder Biofilm-hemmende Beschichtung gemäß der Erfindung zusätzlich auch hydrophob, so verhindert dies an den Oberflächen der Zerumenschutzeinrichtung einen Kapillareffekt. Feuchtigkeit wird damit nicht mehr durch Kapillaren aufgesogen.
- Die Beschichtung gemäß der Erfindung hat bei einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung neben der oliophoben und/oder Biofilm-hemmenden auch eine bakterizide und fungizide Wirkung. Das feuchte und wärme Klima im Gehörgang ist ideal für das Wachstum von Bakterien und Pilzen. So können insbesondere Zerumenschutzeinrichtungen von im Gehörgang getragenen Hörhilfegeräten von Bakterien- und Pilzbefall betroffen sein. Neben Schäden an den Zerumenschutzeinrichtungen selbst kann dadurch auch eine Entzündung bei dem Hörgeräteträger verursacht werden. Diese negativen Auswirkungen lassen sich durch eine bakterizid und fungizid wirkende Beschichtung vermeiden.
- Zur Erlangung der bakteriziden und fungiziden Eigenschaften enthält die Beschichtung vorzugsweise Silberionen. Diese werden freigesetzt und diffundieren an die Oberfläche der Schicht, wo sie dann ihre Wirkung entfalten. Sie töten Bakterien und Pilze ab, indem sie ein bestimmtes Enzym blockieren, welches die Bakterien und Pilze für ihren Stoffwechsel benötigen.
- Weitere Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung eines Ausführungsbeispieles. Dabei zeigt die Figur eine auswechselbare Zerumenschutzeinrichtung, die in die Schallauslassöffnung eines in dem Ohr tragbaren Hörhilfegerätes einsetzbar ist.
- Das in dem Ohr tragbare Hörhilfegerät
1 (gezeichnet ist nur das vordere Ende) umfasst ein Gehäuse2 mit einer in dem Gehäuse angeordneten Schallaustrittsöffnung3 . Innerhalb des Gehäuses2 ist ein Hörer4 angeordnet, der über einen Schallschlauch5 mit der Schallaustrittsöffnung3 verbunden ist. Üblicherweise ist der Schallschlauch5 im Bereich der Schallaustrittsöffnung3 durch ein Befestigungsmittel, z.B. einen Klebstoff6 , an dem Gehäuse2 des Hörhilfegerätes1 befestigt. - Zum Schutz des Hörhilfegerätes
1 vor Verschmutzung ist eine Zerumenschutzeinrichtung7 vorgesehen, die teilweise in den Schallschlauch5 eingeführt werden kann. Diese ist im Wesentlichen rohrförmig ausgebildet, um den Schall von dem Hörer4 in den Gehörgang eines Hörgeräteträgers weiterleiten zu können. Dabei entspricht der Außendurchmesser der rohrförmigen Zerumenschutzeinrichtung7 in etwa dem Innendurchmesser des Schallschlauches5 . Um ein Eindringen von Zerumen in das Hörhilfegerät1 zu verhindern, umfasst die Zerumenschutzeinrichtung7 in ihrem Inneren einen becherförmigen Bereich11 , der durch eine Gitterstruktur8 mit kleinen Schalldurchlassöffnungen begrenzt wird. An dem äußeren Ende der Zerumenschutzeinrichtung7 ist eine Auskragung9 angeformt, die ein vollständiges Einführen der Zerumenschutzeinrichtung7 in den Schallschlauch5 verhindert. Gegebenenfalls kann an dieser Auskragung9 auch ein geeignetes Werkzeug zum Herausziehen der Zerumenschutzeinrichtung7 aus dem Schallschlauch5 angesetzt werden. - Eine eingesetzte Zerumenschutzeinrichtung
7 muss derart an dem Hörhilfegerät1 und insbesondere dem Schallschlauch5 befestigt sein, dass ein unbeabsichtigtes sich Lösen von dem Hörhilfegerät1 unter normalen Umständen ausgeschlossen werden kann. Daher ist die Zerumenschutzeinrichtung7 mit einem umlaufenden Wulst10 versehen, so dass eine Reibverbindung mit dem Schallschlauch5 entsteht. - Die Zerumenschutzeinrichtung
7 ist gemäß der Erfindung an ihrer Oberfläche mit einer Beschichtung12 versehen, um ein Anhaften von Schmutz und insbesondere von Zerumen zu verhindern. Das Ausführungsbeispiel gemäß der Figur zeigt eine Beschichtung12 , die die Oberfläche der Zerumenschutzeinrichtung7 vollständig bedeckt. Es können aber auch lediglich besonders kritische Bereiche der Oberfläche mit der Beschichtung12 versehen sein. - Die Erfindung sieht bei der Beschichtung vorzugsweise eine Beschichtungszusammensetzung vor, bei der sich im ausgetrockneten Zustand der Schicht eine Schichtdicke ergibt, die 10 μm nicht übersteigt. Vorzugsweise liegt die Schichtdicke jedoch im Nanometerbereich, weshalb die Beschichtung
12 auch als Nano-Beschichtung bezeichnet wird. Die Beschichtung kann beispielsweise durch Tauchen der Zerumenschutzeinrichtung7 und anschließende Aushärtung in Schutzgasatmosphäre aufgebracht werden. - Bei der Beschichtung von Zerumenschutzeinrichtungen kann es sinnvoll sein, den für Nano-Beschichtungen üblichen Beschichtungsprozess geringfügig zu modifizieren. Beispielsweise verbessert die Aushärtung der Beschichtung unter UV-Licht in Luft die elastischen Eigenschaften einer Membran gegenüber der bei Nano-Beschichtungen üblichen Aushärtung in Schutzgasatmosphäre.
- Durch den Zusatz einer Silberverbindung, die Silberionen freisetzt, wirkt die Beschichtung
12 zusätzlich auch bakte rien- und pilzhemmend, so dass die Ansiedlung schädlicher Bakterien oder Pilze innerhalb des Hörgerätemikrofons verhindert wird. Auch hierdurch lässt sich die Verschmutzung der Zerumenschutzeinrichtung7 reduzieren.
Claims (6)
- Zerumenschutzeinrichtung (
7 ) für ein Hörhilfegerät (1 ), dadurch gekennzeichnet, dass zumindest ein beim Tragen des Hörhilfegerätes (1 ) nicht mit der Haut des Trägers in Berührung kommender Oberflächenbereich der Zerumenschutzeinrichtung (7 ) mit einer oliophoben und/oder Biofilmhemmenden Beschichtung (12 ) versehen ist. - Zerumenschutzeinrichtung (
7 ) nach Anspruch 1, wobei die Beschichtung (12 ) die Oberfläche der Zerumenschutzeinrichtung (7 ) vollständig überzieht. - Zerumenschutzeinrichtung (
7 ) nach Anspruch 1 oder 2, wobei die Beschichtung (12 ) hydrophob ist. - Zerumenschutzeinrichtung (
7 ) nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei die Beschichtung (12 ) Bakterien- und Pilzhemmend ist. - Zerumenschutzeinrichtung (
7 ) nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei die Schichtdicke der Beschichtung (12 ) weniger als 10 μm beträgt. - Zerumenschutzeinrichtung (
7 ) nach einem der Ansprüche 1 bis 5, die lösbar mit dem Hörhilfegerät (1 ) verbindbar ist.
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